Blue Boy: Bones - Garrett Leigh - E-Book

Blue Boy: Bones E-Book

Garrett Leigh

4,0

Beschreibung

Cam ist ein alter Hase im Pornogeschäft, ein Star bei den Blue Boys Studios. Bekannt als "Mr. Nice Guy" ist er der Top, mit dem auch die neuen Bottoms gern zusammen arbeiten. Doch in den letzten Monaten findet er sich immer mehr in eintönigen Szenen wieder. Seine Beschwerden bei seinem Boss und Teilzeit-Lover Jon Kellar stoßen auf taube Ohren. Der nutzt Cams geheimere Vorlieben lieber für sein privates Vergnügen. Cam ist zusehends frustriert, bis er auf Sasha Tate trifft. Sasha fasziniert ihn auf eine völlig andere Weise, doch dieses Mal kommt ihm sein Pornojob in die Quere. Und bevor Cam irgendetwas retten kann, passiert etwas, das sein komplettes Leben aus der Bahn wirft. Teil 2 der Romanreihe "Blue Boy Studio" Teil 1: Bullet

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Garrett Leigh

Blue Boy 2: Bones

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2019

http://www.deadsoft.de

© der Originalausgabe: Garrett Leigh

Titel der Originalausgabe: Blue Boy 2: Bones, Mai 2017

Übersetzung: Marcel Weyers

Cover: Irene Repp

http://www.deadsoft.de

Coverart:

Garrett Leigh@ https://www.blackjazzdesign.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-297-7

Inhalt:

Cam ist ein alter Hase im Pornogeschäft, ein Star bei den Blue Boys Studios. Bekannt als „Mr. Nice Guy“ ist er der Top, mit dem auch die neuen Bottoms gern zusammen arbeiten.

Doch in den letzten Monaten findet er sich immer mehr in eintönigen Szenen wieder. Seine Beschwerden bei seinem Boss und Teilzeit-Lover Jon Kellar stoßen auf taube Ohren. Der nutzt Cams geheimere Vorlieben lieber für sein privates Vergnügen.

Cam ist zusehends frustriert, bis er auf Sasha Tate trifft. Sasha fasziniert ihn auf eine völlig andere Weise, doch dieses Mal kommt ihm sein Pornojob in die Quere. Und bevor Cam irgendetwas retten kann, passiert etwas, das sein komplettes Leben aus der Bahn wirft.

Widmung

Für diejenigen, die mich von Anfang an begleitet haben.

Kapitel 1

Cam kämpfte mit den Seidenbändern, die seine Handgelenke fixierten. Die Knoten waren locker und seine Arme stark. Mit genügend Anstrengung könnte er sich in wenigen Augenblicken befreien. Er könnte sich umdrehen und verlangen, was er wollte. Er könnte alles tun und überall sein, nur nicht hier. Ein leichter Luftzug streifte seinen Rücken und er spürte den straffen Griff von Händen an seinen Hüften.

»Halt still.«

Der Befehl zeigte sofort Wirkung und beruhigte Cam innerlich. Sein Herz raste wie ein schneller Güterzug, aber der Wunsch sich seinen Fesseln zu widersetzen, verflog. Er atmete zitternd ein. Wenn er nicht mit Jon Kellar, seinem Liebhaber, zusammen war, sträubte er sich gegen diese devote Rolle, in die er versehentlich geraten war. Doch hier mit ihm zusammen war es leicht, der dunklen Versuchung von Jons Bett nachzugeben, in dem die Zeit stillstand und es nichts auf der Welt gab, außer dem körperlichen Vergnügen. Er genoss es, dass jemand anderes das Sagen hatte.

»Spreiz deine Beine.«

Cam gehorchte und krümmte seinen Rücken unter einem Stöhnen. Er sehnte sich danach, Jons Schwanz in sich zu spüren, obwohl er wusste, dass er ihn noch stundenlang zappeln lassen würde. Zumindest kam es ihm wie Stunden vor. Jon Kellar war ein Meister des Manipulierens, und Cam wusste, dass er sein Spiel der Verführung nicht beenden würde, bis er bettelte und nach mehr schrie. Warmer Atem strich über seine Haut, darauf folgte das sanfte Streichen der Feder, die Jon gern über seinen Schwanz gleiten ließ. Cam zitterte und spürte die ersten Anzeichen von Verzweiflung in seinem Unterleib.

Jon rieb mit der Hand über Cams verschwitzten Rücken und knetete ihn, bis er zu seinem gewölbten Hintern kam. Er schlug ihn mit genügend Kraft, um ein angenehmes Brennen zu hinterlassen. »Was willst du? Soll ich dich ficken?«

Cam stöhnte. Es war zu früh, den Kopf zu verlieren, aber, verdammt, dieser Scheiß fühlte sich gut an. Zu gut.

Jon lachte und klatschte ihm wieder auf den Arsch. Dann beruhigte er das heiße Stechen mit seiner Handfläche. »Vielleicht werde ich dich zuerst rimmen. Würde dir das gefallen?«

»Scheiße, ja.«

»Ruhe.«

Die Stille war lang und quälend. Cam zitterte und seine Oberschenkel bebten voller Sehnsucht, die nur Jon so hervorrufen konnte. Gott, Jon war der einzige Mann, für den er je der Bottom gewesen war. Er hatte ihm sogar die volle Kontrolle über seinen Körper gegeben.

Was zur Hölle tust du?

An manchen Tagen wusste er es nicht und an anderen wusste er, dass Jon ihm während einer schwachen Zeit in seinem Leben begegnet war. Er hatte ihm gezeigt, wie er sich der Lust und dem Sex hingeben konnte, bis der Rest der Welt verblasste. Und an manchen Tagen … Scheiße. An manchen Tagen war alles, was er kannte, ein Verlangen, das so groß war, dass sich seine Knochen anfühlten, als würden sie sich in Rauch und Asche verwandeln.

Jon zog die Spitze der Feder über Cams Hintern und ging tiefer nach unten, bis sie über seinen Hoden schwebte.

Cam biss die Zähne zusammen und zwang sich, stillzuhalten, bis er endlich von Jons Zunge belohnt wurde. Er ließ seinen Kopf auf die Matratze sinken und spreizte seine Beine noch weiter. Er hatte nie auf Rimming gestanden, bis er auf eine Anzeige im LGBT-Newsletter in seinem Abschlussjahr am College geantwortet hatte. Vier Jahre später war er ein erfahrener Pornostar und konnte nicht genug davon bekommen, besonders mit Jon. Mit Jon war alles besser, zumindest im Schlafzimmer.

Jon kitzelte ihn mit seiner Zungenspitze, die mal sanft leckte, mal spitz zustieß. Mit seinen Händen bearbeitete er Cams Körper, spielte mit den verspannten, zuckenden Muskeln, und rieb seinen Rücken. Er streichelte mit seinen Nägeln über seine Eier und kniff die Innenseiten seiner Oberschenkel.

Er war überall, nur nicht dort, wo Cam ihn am meisten wollte. Er zuckte, zerrte wieder an seinen Fesseln und sah zu, wie sein schmerzender Schwanz tropfte. »Jon …«

Jon lachte und biss ihm in die Arschbacke. »Willst du etwas?«

»Du weißt, was ich will«, brummte er durch zusammengebissene Zähne. Sie spielten immer dieses Spiel, bei dem er den Kopf senkte, flehte und wie ein braver Junge bitte sagte, aber Cam kämpfte stets dagegen an. Das gab Jon nur noch mehr Grund, ihn anzuheizen.

»Ach ja?« Jon nahm seine Hände von ihm. Das Rascheln der Decke und der plötzliche kühle Luftzug sagten Cam, dass er sich zurückgezogen hatte. »Vielleicht brauche ich eine Erinnerungshilfe.«

Das Klicken einer Gleitgelflasche gesellte sich zum Knistern einer Kondomverpackung. Cam war angespannt Er wusste, dass das Eindringen von Jons Schwanz nun nicht mehr lange dauern konnte. »Fick mich.«

»Ich kann dich nicht hören, Cam.«

»Fick mich!«, forderte er nun lauter. »Gottverdammt!«

»Hmmm.« Jon träufelte warmes Gleitgel auf Cams Arsch und massierte es mit dem Daumen ein. »Vielleicht sollte ich dich noch etwas länger warten lassen.«

Das Gel brannte einen Moment, bevor es in seine Haut einzog und ihn von innen heraus wärmte. Er wand sich, wusste genau, was Jon wollte, und hasste sich dafür, dass er aufgegeben hatte. »Bitte.«

Jon hielt mit seinem teuflischen Daumen inne. »Ich kann dich nicht hören.«

Cam atmete tief und versuchte das Zittern seines Körpers zu beruhigen. Seine Sinne verblassten und schmälerten seine Wahrnehmung, sodass nur die Vorfreude und das schmerzende Pochen seines Schwanzes übrig blieben. Irgendwo in seinem Hinterkopf lachte er. Wie hatte Jon es geschafft, sein ganzes Universum nur auf das berauschende Feuerwerk der Begierde einzugrenzen?

»Konzentrier dich.« Jon glitt mit einem Finger in ihn und dehnte ihn mit geübten Bewegungen. Das Schnippen von Latex durchdrang die Luft. »Sag es noch mal.«

Ein tiefes Stöhnen entwich ihm. »Bitte.«

Jons Finger verschwand und wurde durch einen Schwanz im Kondom ersetzt.

Cam drückte sich dagegen und spürte, wie das schwindelerregende Gefühl des Eindringens über ihn hereinbrach.

Jon hielt ihn fest, seine Hände fühlten sich auf Cams überhitzter Haut fast beruhigend an. »Entspann dich. Kämpf nicht gegen das an, was du brauchst.«

In seinen Gedanken zerriss er die Seidenbänder, befreite sich und drückte sich gegen Jon, um das süße Aufeinanderprallen ihrer Körper zu spüren. Aber in Wirklichkeit hielt er still und war bereit für das, was Jon ihm geben würde.

Jon glitt in ihn hinein, hart und schnell.

Cam keuchte und sehnte sich für einen Moment danach, dass Jon ihn näher an sich hielt, seine Arme um seine Taille wickelte und sich auf ihn legte. Aber das Gefühl verschwand, als der strafende Rhythmus von Jons Hüften jeden zusammenhängenden Gedanken verdrängte. Er biss die Zähne zusammen, als er ihn fickte und ihn immer und immer wieder an den Rand von etwas Atemberaubendem brachte, nur um kurz vor dem Höhepunkt aufzuhören. Frustriert stöhnte und schauderte Cam und machte Geräusche, die nur Jon je gehört hatte. Das Bedürfnis zu kommen wurde zum einzigen in seiner Welt. Schweiß tropfte von seinem Körper. Sein Haar hing tief in seinem Gesicht und sein Schwanz pochte so sehr, dass er wehtat. Er stöhnte, lang und laut, und drückte seine gefesselten Fäuste zusammen in der verzweifelten Hoffnung, sich an etwas klammern zu können. An irgendetwas. Und wenn es sein eigenes Haar war.

Gut so. Gut so.

»Mehr …«

Wie aufs Stichwort verlangsamte Jon seine Stöße und packte Cams Schwanz. »So?«

Die sanfte Berührung war wie ein Donnerschlag. Er zuckte, verbog sich und knurrte tief. »Scheiße, ja.«

Jon bewegte seine Hand im entgegengesetzten Rhythmus zu seinen Hüften. Einmal. Zweimal. Dreimal. »Komm.«

Der Befehl entfachte etwas in ihm und löste den Höhepunkt aus, den Cam so lange zurückgehalten hatte. Er kam heftig, schrie die Erlösung heraus und kämpfte gegen die Seidenbänder, die ihn ans Bett fesselten. »Fuck, fuck, fuck.«

Hinter ihm schnaufte Jon und zog sich zurück. Das einzige Zeichen seines eigenen Höhepunkts war der plötzliche, warme Spritzer auf Cams Rücken. Er befreite Cam und rollte sich zur Seite.

Cam sank erschöpft auf das klebrige Chaos auf dem Bett nieder. Er beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Jon aufstand und den Raum verließ. Die Badezimmertür schloss sich. Die Dusche wurde angestellt und er wusste, dass das sein Stichwort war, sich zu bewegen. Er ließ sich vom Bett gleiten, zog das Laken ab und warf es in den Wäschekorb. Seine Klamotten waren auf dem Boden verstreut. Er hob sie auf und fühlte sich wie immer nach dem Sex mit Jon befriedigt, zufrieden und leer.

* * *

Wenig später war Cam an der Reihe mit Duschen. Anschließend schlenderte er in Jons minimalistisches Wohnzimmer und sah ihn hinter seinem Computer sitzen. Jon blickte nicht auf, als er den Raum betrat. Das war typisch für ihn. Ihre gemeinsamen Abende folgten einer Routine: Abendessen, frustrierendes Vorspiel, atemberaubender Sex und dann … nichts. Seit Kurzem erst war das Abendessen vor dem Ficken ein optionales Extra geworden, obwohl es immer reichlich von Jons teurem Schnaps gab. Cam unterdrückte ein Seufzen. Sie waren nicht zusammen und er war nicht naiv genug zu glauben, dass er das einzige “Blue Boy“-Model war, das in Jons Bett ein- und ausging, aber das Schweigen tat trotzdem weh. Er näherte sich Jon von hinten und legte seine Hände auf seine Schultern. Er massierte die geschwungenen Muskeln, die er dort ertastete. Jon ging straff auf die vierzig zu, hatte aber immer noch den Körper eines viel jüngeren Mannes. »Was machst du da?«

»Den Terminplan für nächsten Monat.«

Cam blickte auf den Bildschirm. »Und was mache ich?«

»Ein paar Neulinge einarbeiten.«

Er seufzte. Ernsthaft? Noch mehr Massagen und langweilige Blowjobs von scheuen Anfängern? Das war noch so eine Sache mit Jon. Er bezahlte ihm immer noch das Gleiche, dabei war es Monate her, seit er das letzte Mal eine komplette Sexszene gedreht hatte. Monate, in denen er nichts anderes getan hatte, als sich zurückzulehnen und vor der Kamera einen geblasen zu bekommen. »Kann ich nicht etwas anderes machen?«

»Was denn zum Beispiel?«

»Ich weiß nicht.« Cam starrte in die Gesichter seiner Kollegen auf dem Bildschirm. Kai, Jimmy, Sonny, und das frische Gesicht eines Models, das er vor sechs Monaten eingearbeitet hatte. »Was ist mit Jack?«

»Jack ist ein Top.«

»Na und?«

Jon sah Cam zum ersten Mal an, seit ihr ihn zum Abspritzen gebracht hatte, und sein eisiger blauer Blick wurde härter. »Du willst vor der Kamera der Bottom sein?«

»Klar. Wieso nicht?«

Er schüttelte den Kopf. »Es passt nicht zu deiner Marke.«

»Meiner Marke?«

»Du bist der Top, den alle lieben. Der Top, der sich um seine Bottoms kümmert und sie gut reitet. Sich ficken zu lassen, würde das untergraben.«

Cam hob ungläubig eine Augenbraue. Jon war schon immer schwer zu verstehen gewesen, aber seine Pornophilosophie war verdammt bizarr. Wie konnte er Cam einen Top nennen, wenn er ihn seit Monaten keine Hardcoreszene mehr zugewiesen hatte? »Über Levi hast du das nicht gesagt. Ihr habt ihn regelrecht dazu gezwungen.«

»Und sieh dir an, was passiert ist. Die Szene war ein Flop, und ich habe ein lukratives Model verloren.«

Cam wusste, dass hinter Levis’ Austritt aus Blue Boy viel mehr steckte, aber er sagte nichts. Sein Freund und sein Liebhaber hatten nichts füreinander übrig, und je weniger sie in der Gegenwart des anderen ein Wort verloren, desto besser. »Du klingst, als würdest du die Nerven verlieren.«

»Und du klingst, als hättest du zu viel Zeit. Vertrau mir, wenn ich Anfragen für dich bekomme, dann nicht von Leuten, die sehen wollen, wie du genagelt wirst. Bleib bei dem, worin du gut bist.« Jon wandte sich wieder seiner Arbeit zu und die Diskussion war zu Ende.

Cam verstand dies als Verabschiedung und ging.

Kapitel 2

Cam manövrierte sein Skateboard entlang des losen Parkgeländers und machte einen lustlosen Laserflip. Die Landung war nicht gut, aber er blieb auf dem Board. Nicht schlecht für sieben Uhr morgens. Obwohl niemand da war, grinste er und schlug mit der Faust in die Luft. Levi hatte des Öfteren gemeint, Cam wäre zu alt, um mit dem Board zur Arbeit zu fahren. Er sollte es an den Nagel hängen und sich wie der Rest der Welt ein Auto kaufen. Cam hatte das jedes Mal Bullshit genannt. Er war fünfundzwanzig, nicht fünfzig, und selbst dann müsste man ihm sein Board seinen kalten, toten Händen entreißen. Es war jedoch ein langer Weg zur Arbeit. Fünfundvierzig Minuten, wenn das Wetter gut war, und eine Stunde, falls er es in die Hand nehmen und laufen musste. Glücklicherweise führte ihn ein Teil seines Wegs an einem verlassenen Strand vorbei, seinem liebsten Ort auf der Welt. Mit der Sonne in den Augen und der Meeresbrise im Gesicht konnte er gar nicht besser in den Tag zu starten.

Er hielt vor Beat Shak an, dem Musikladen, wo er kurz vor acht Uhr seinem Tagesjob nachging. Er war der Erste dort, aber das war typisch. Frühschichten kamen ihm gelegen und wurden nicht gern von den anderen gemacht. Es war eine gute Arbeit und er bezweifelte, dass jemand anderes wach genug sein würde, um mit dem Besucher fertigzuwerden, der da draußen auf der Bank wartete.

Sonny.

Cam begrüßte ihn mit offenen Armen.

Sonny lief direkt in sie hinein und drückte ihm einen festen, platonischen Kuss auf die Lippen und vergrub seine Finger in Cams zerzausten, kastanienbraunen Haaren. »Du bist spät heute. Ich warte schon eine Ewigkeit.«

Cam warf einen Blick auf seine Uhr. »Es ist noch nicht so spät, Son. Um wie viel Uhr hast du den Club verlassen?«

»Keine Ahnung.« Sonny wippte auf seinen Fußballen hin und her. Er war immer noch ganz aufgedreht von letzter Nacht, wo er im Silver, dem angesagtesten Schwulenclub der ganzen Stadt, auf dem Podium getanzt hatte. »Ich wollte nur dein verrücktes Lächeln am Morgen sehen.«

Er belohnte ihn mit einem breiten Grinsen, denn er wusste, dass sein fröhliches Verhalten am frühen Morgen die Nachteule Sonny amüsierte. »Hast du heute Unterricht?«

Sonny tänzelte hinter ihm her, als Cam in den Laden ging, und nahm Platz an der Digital-Services-Theke, die auch als Saftbar diente. »Um zehn Uhr. Es hat keinen Sinn, nach Hause zu gehen.«

Cam verdrehte die Augen. Er mochte Sonnys Angewohnheit nicht, tagelang wach zu bleiben, aber er verurteilte ihn nicht dafür. Er hatte ihm einmal seine Meinung dazu gesagt, und das genügte. Er war Sonnys Freund, nicht seine Mutter, und es war nicht so, als würde Sonny Koks durch die Nase ziehen. Obwohl Cam in gewisser Weise damit hätte umgehen können und es sogar verstanden hätte, auch wenn es ihm nicht gefallen hätte. Er warf einen Frühstücksburrito in die Mikrowelle, schließlich wollte er nicht, dass der heißeste Tänzer von L.A. verhungerte. Obwohl Cam wusste, dass Levi Sonny immer gut versorgt hatte, war Sonny ziemlich schlecht darin, für sich selbst zu sorgen. »Gute Nacht gewesen?«

Sonny summte vor sich hin. Er war immer noch ganz in seinen Rhythmus vertieft. »Ja. Das Trinkgeld war gut. Aber so ein Typ hat versucht mir einen Zwanziger in den Arsch zu stecken. Ich stehe ja auf viel Scheiß, aber das war echt nicht cool. Der Security hat ihn rausgeschmissen.«

»War Jon da?«

»Ich habe ihn nicht gesehen.« Er warf ihm einen gehässigen Blick zu.

Cam wandte seinen ab. »Was hält Levi davon, dass du für andere Kerle tanzt?«

»Hab ihn nie gefragt.«

»Das ist gefährlich.«

»Nicht wirklich.« Sonny rieb sich die Augen. Er sah müde aus, trotz seiner unerschütterlichen Laune. »Er hat gewusst, worauf er sich einlässt. Außerdem hätte er das ganze Studio gefickt, wenn seine Mutter nicht gestorben wäre. Er hat die Pornografie nicht für mich aufgegeben.«

Cam dachte darüber nach. »Das muss schwierig sein. Dich zu teilen, meine ich. Hat er dich je gebeten, weniger Hardcoreszenen zu drehen?«

»Nein, und ich glaube nicht, dass er das jemals tun wird. Was sollen die ganzen Fragen? Du weißt doch, dass Levi cool ist. Hast du etwas auf dem Herzen?«

Cam suchte im Kühlschrank unter der Theke nach Soda. »Bin bloß neugierig. Du weißt doch, wie das ist.«

Sonny grinste. Ihre gemeinsame Faszination für Psychologie war es, die sie einst zusammengebracht hatte. Dass sie beide für Jon arbeiteten, war ein teuflischer und glücklicher Zufall. »Sieh es mal so: Levi und ich machen Scheiß zusammen, den wir mit niemand anderes machen. Ich habe es noch nie mit jemand anderes gemacht. Vielleicht solltest du das auch tun. Such dir jemanden, mit dem du etwas Besonderes teilen kannst. Du musst das echte Sexleben vom Studio trennen.«

Cam öffnete die Kasse. Er würde lügen, wenn er sagen würde, dass er nie neugierig auf Sonnys und Levis Sexleben gewesen wäre. Sonny war als Bottom einem Top ziemlich ähnlich, nämlich anspruchsvoll und dominant. Und Levi mochte es, die Kontrolle zu haben. Es war eine interessante Mischung und eine, über die Cam viel nachgedacht hatte. Aber Sonnys Wortwahl lenkte ihn von den unanständigen Gedanken ab, und das nicht auf eine gute Weise. Sonny sprach immer über echten Sex, als gäbe es eine andere Welt da draußen, abseits der Pornos. Eine Welt, die Cam vergessen hatte. »Ich habe nicht über mich gesprochen.«

»Geht es um Jon?«

Cam antwortete nicht. Sonny wusste, dass vor ein paar Monaten etwas zwischen ihm und Jon passiert war. Cam hatte aber noch nicht zugegeben, dass es immer noch nicht vorbei war. Er fragte sich, was Sonny wohl dazu sagen würde, wenn er wüsste, wie er sich Jon unterwarf und wie bereitwillig er einen anderen Mann die Kontrolle über seinen Körper übernehmen ließ.

Du weißt genau, was er sagen würde.

Die Mikrowelle machte Pling. Cam schob den ekligen, verpackten Burrito zu Sonny rüber. Dieser rümpfte die Nase. Cam lachte und war froh über die Ablenkung. »Du verbringst viel zu viel Zeit mit Mama Levi.«

Sonny zuckte ungerührt mit den Schultern. »Der Typ kocht und macht die Beine breit. Der perfekte Mann, wenn er kein Miesepeter ist.«

»Levi ist immer ein Miesepeter. Es ist Teil seines Charmes.«

»Ich weiß.« Er lächelte, obwohl Cam den Eindruck hatte, dass das Lächeln nicht ihm galt, sondern dem intimen Moment zwischen Sonny und dem Bild, das ihm gerade durch den Kopf ging.

Cam machte es nichts aus. Er hatte Levi nicht oft gesehen, seit er seinen Vertrag bei Blue Boy aufgelöst hatte. Er sah Sonny die ganze Zeit und konnte erkennen, dass zwischen Sonny und Levi etwas Besonderes entstand, etwas, das Cam nie erwartet hatte, auch wenn sie seine eigene leichtfertige Bemerkung Jon gegenüber erst zusammengebracht hatte. Er erinnerte sich daran, dass Jon die Vorstellung von Levi und Sonny zusammen interessant gefunden hatte. Auf keinen Fall. Ich stehe nicht auf Jocks mit Cocks,hatte Sonny auf die Idee hin geäußert. Cam hatte es geärgert, dass der große, stämmige, gutherzige Levi immer als schmalspurig abgestempelt wurde, und geantwortet: Machst du Witze? Alter, Levi ist nicht so. Er ist der herzlichste Typ, den du je treffen wirst. Und er ist auch schlau, schlauer als wir alle. Mach ihn nicht so runter. Sonny war ungläubig gewesen und hatte gefragt: Herzlich? Er läuft herum, als wäre er innerlich tot. Cam hatte erwidert: Wenn er so endet, ist es nicht seine Schuld. Dieser Typ braucht Liebe. Verdammt, er verdient es, geliebt zu werden. Er hatte nie erwartet, dass Sonny sein betrunkenes Geschwätz so wörtlich nehmen würde.

»Bist du für morgen auf dem Drehplan?«

Cam nickte, während er in seinen billigen, teigigen Burrito biss. »Als Allererstes.«

»Schon wieder eine Handjobszene?« Sonny hob eine Augenbraue und stocherte in seinem Frühstück herum. »Du solltest einfach aussteigen, wenn das alles ist, was du bekommst. Ich sehe dich ein paarmal die Woche. Levi hätte nichts dagegen.«

Er hörte die Freude in seinen Worten, aber sie trafen ihn schwerer, als ihm lieb war. Er beendete sein Frühstück schweigend und beschäftigte sich mit seiner Checkliste für die Öffnung des Ladens in der Hoffnung, dass Sonny den Hinweis verstand.

Sonny verstand ihn nicht. »Warum kommst du nicht in meine Szene mit Luke? Ich würde mit euch beiden klarkommen. Es wäre lustig, wie in alten Zeiten.«

Ein Schauder der Sehnsucht durchfuhr ihn. Er hatte früher die ganze Zeit mit Sonny gedreht und sie hatten oft, lange nachdem sie das Studio verlassen hatten, weitergemacht. Er hatte ihn auf jede erdenkliche Weise genommen und es hatte immer Spaß gemacht. Zwischen ihnen gab es keine romantischen Gefühle, aber ihre sexuelle Chemie war verdammt heiß, wenn der Rahmen stimmte. In seinen Gedanken war er beim letzten Mal, als er Sonny über die Couch in seiner Wohnung gebeugt gefickt hatte. Er stellte sich seinen perfekten Körper vor, der sich unter ihm wand, vor Schweiß glänzte und mit dem Rest Farbe von einer wilden Nacht im Silver bedeckt war. Verdammt. Der Typ in seinem Kopf war nicht einmal Sonny. Er war jeder, den er je gefickt hatte. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Vielleicht hatte Sonny recht und er musste mal wieder raus.

»Erde an Cam?«

»Hm?«

»Schon gut.« Sonny ließ sich vom Hocker gleiten und ging um die Theke herum. Er legte seine Arme um Cams Hals und zog ihn für einen weiteren flüchtigen Kuss nach unten. »Ich sehe dich hoffentlich morgen, wenn du im Studio bist. Wenn nicht, ruf mich an, okay? Levi vermisst dich, und du weißt, dass er nicht ans Telefon geht. Er ruft mich nur wegen des verdammt geilen Telefonsexes an.« Sonny drehte sich anmutig von ihm weg und zwinkerte verschmitzt.

Cam verabschiedete sich mit einem abwesenden Winken. Er vermisste Levi auch, und er wusste, dass es keinen Sinn machte, darauf zu warten, dass er auf ihn zukam. »Hey, Son?«

»Ja?«

»Geh nach dem Unterricht nach Hause, okay? Ruh dich etwas aus.«

* * *

Der Rest des Tages verlief wie erwartet. Der Laden war eine angenehme Mischung aus Vergangenheit und ständig wechselnder Gegenwart. Cam verbrachte den größten Teil seines Tages damit, einerseits Schallplatten aus der Steinzeit zu sortieren und andererseits den technisch wenig versierten Menschen zu helfen, sich mit digitaler Musik auseinanderzusetzen. Zur Mittagszeit warf er eine weitere in Plastik verpackte Rolle Junkfood in die Mikrowelle an der Saftbar.

»Das isst du doch nicht wirklich, oder?«

Cam warf einen Blick über seine Schulter und begegnete den wärmsten braunen Augen, die er je gesehen hatte. Sie waren dunkler als Sonnys Haselnussbraun und mit Gold gesprenkelt. Sie ließen den blonden Kerl strahlen wie die Frühherbstsonne. »Doch, das ist der Plan.«

Der Typ nickte zur Saftbar. »So viel Vitamin C. Und du entscheidest dich für diesen Mist? Schäm dich, Mann.«

Cam zuckte mit den Schultern. Er hatte das alles schon von seiner Mutter gehört, als sie noch da gewesen war. Und von Levi, und von fast jedem anderen Spinner, der gern durch den Lebensmittelladen ging und dabei Melonen und Tomaten drückte. »Das genügt mir. Kann ich dir bei etwas helfen?«

»Hast du nicht Pause?« Der Typ zeigte auf die Mikrowelle. »Ich kann jemand anderes fragen.«

»Nee.« Cam ging um die Theke herum und griff nach der ramponierten Schallplattenhülle, die der Typ in der Hand hielt. »Das kann warten. Was brauchst du?«

Der Typ gab ihm die Hülle. »Ich suche die hier für meine Mutter. Sie hatte sie seit den Siebzigerjahren, aber die Platte ist zerbrochen, als ich und mein Bruder unsere scheiß Bikes in der Garage herumgeschoben haben. Ich denke, sie wird nicht so sauer sein, wenn ich ihr einen Ersatz besorge, bevor wir es ihr sagen.«