Bom Dia, Morte! - Der gestohlene Mord - Mina Giers - E-Book

Bom Dia, Morte! - Der gestohlene Mord E-Book

Mina Giers

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Beschreibung

Bom dia und willkommen in Colares!

Die beliebte Fernsehshow Ferienhaus der Sternchen kommt nach Colares! In einer Villa direkt am Strand wohnen mehrere Promis - darunter auch Lauras absolutes Idol: die Krimiautorin Nina Seier. Laura ist ganz aus dem Häuschen und sieht sich jede Folge an.
Bis plötzlich die Kamerafrau der Sendung vor ihrer Tür steht und nach der Detektivin fragt. Die Kamerafrau entpuppt sich ausgerechnet als Bens Ex-Freundin Carmen, die Laura nicht gerade freundlich gesinnt ist. Doch Lauras Neugier ist geweckt, denn es hat ein Verbrechen in der Promi-Villa gegeben: Ein Kandidat wurde ermordet - und Laura soll ermitteln.

Über die Serie
: Privatdetektivin Laura Holler sucht einfach nur Ruhe und Entspannung in dem kleinen idyllischen Fischerdorf Colares an Portugals Küste. Im Strandcamp The Shacks stehen für Laura Surftraining, Yoga und Entspannung auf der Tagesordnung. Mit der Urlaubsidylle ist es allerdings bald vorbei, als sie über die ein oder andere Leiche stolpert! Auf die Dorfpolizisten ist bei den Ermittlungen leider kein Verlass. Die futtern lieber Pastéis de Nata, als Spuren zu verfolgen. Also macht sich Laura unter portugiesischer Sonne selbst auf Mörderjagd - tatkräftig unterstützt von ihren neuen Freunden: der Yogalehrerin Mariella und dem attraktiven Campbesitzer Ben.

Eine humorvolle Urlaubskrimi-Serie in Portugal!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeBom Dia, Morte! – Die SerieTitelKapitel eins – Das war spitze!Kapitel zwei – Du bist das schwächste Glied, du fliegstKapitel drei – Welches Schweinderl hätten S’ denn gern?Kapitel vier – Ich habe heute leider kein Foto für dichKapitel fünf – Die Zeituhr ist aktiviertKapitel sechs – Hier kommt unsere Nina FlitterKapitel sieben – Topp, die Wette gilt!Kapitel acht – Wir haben einhundert Leute gefragtKapitel neun – Ich möchte ein Q kaufenKapitel zehn – Letzte Chance, vorbeiKapitel elf – Ich ziehe den Lausch-JokerKapitel zwölf – Wer soll dein Herzblatt sein?Kapitel dreizehn – Ich möchte lösenDanke!In der nächsten FolgeÜber die AutorinWeitere Titel der AutorinLeseprobeImpressum

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Über diese Folge

Die beliebte Fernsehshow »Ferienhaus der Sternchen« kommt nach Colares! In einer Villa direkt am Strand wohnen mehrere Promis – darunter auch Lauras absolutes Idol: die Krimiautorin Nina Seier. Laura ist ganz aus dem Häuschen und sieht sich jede Folge an.

Bis plötzlich die Kamerafrau der Sendung vor ihrer Tür steht und nach der Detektivin fragt. Die Kamerafrau entpuppt sich ausgerechnet als Bens Ex-Freundin Carmen, die Laura nicht gerade freundlich gesinnt ist. Doch Lauras Neugier ist geweckt, denn es hat ein Verbrechen in der Promi-Villa gegeben: Ein Kandidat wurde ermordet – und Laura soll ermitteln.

Bom Dia, Morte! – Die Serie

Bom dia und willkommen in Colares!

Privatdetektivin Laura Holler sucht einfach nur Ruhe und Entspannung in dem kleinen idyllischen Fischerdorf Colares an Portugals Küste. Im Strandcamp The Shacks stehen für Laura Surftraining, Yoga und Entspannung auf der Tagesordnung. Mit der Urlaubsidylle ist es allerdings bald vorbei, als sie über die ein oder andere Leiche stolpert! Auf die Dorfpolizisten ist bei den Ermittlungen leider kein Verlass. Die futtern lieber Pastéis de Nata, als Spuren zu verfolgen. Also macht sich Laura unter portugiesischer Sonne selbst auf Mörderjagd – tatkräftig unterstützt von ihren neuen Freunden: der Yogalehrerin Mariella und dem attraktiven Campbesitzer Ben.

Der gestohlene Mord

Kapitel eins – Das war spitze!

Mit der Popcornschüssel im Arm schlich Laura in den Aufenthaltsraum von The Shacks und blickte sich vorsichtig um.

Es war niemand zu sehen, die Luft war rein. Zum Glück waren die Gäste des hippen Surfcamps heute Abend gesammelt zu einem Picknick am Strand verabredet.

Behutsam stellte sie die Schüssel auf dem großen, rustikalen Holztisch ab, der so aussah, als sei er aus einem großen Stück Treibholz gezimmert worden. Dann schaltete sie den Fernseher ein und schnappte sich die Fernbedienung, die darauf lag.

Wenn ihr früherer Detekteipartner Frederick wüsste, was sie hier tat, würde er sich ganz gehörig über sie lustig machen.

Ich weiß genau, was du da tust, Laura!, sagte der Frederick in ihrem Kopf mit einem Glucksen in der Stimme.

Sie zuckte zusammen, als der Fernseher laut lospolterte. Schnell drehte sie die Lautstärke herunter und lauschte. Niemand rührte sich.

Wo auch immer Ben sich herumtrieb, er hatte es nicht gehört. Normalerweise kam er nämlich immer dazu, wenn sie sich hier bei ihm auf seiner Couch einen Film auf Deutsch ansah. Und normalerweise freute sie sich auch darüber und schämte sich nicht dafür.

Doch heute würde sie lieber allein fernsehen. Wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, würde sie sich die Show, die sie sehen wollte, sogar in der Einsamkeit ihres Zimmers in der Vila Calma anschauen, wo es auch garantiert niemand mitbekam. Doch sie hatte gar keinen Fernseher, weil sie sonst niemals fernsah, und auf die Schnelle hatte sie es nicht hinbekommen, einen deutschen Sender in den Apparat zu programmieren, der im Nachbarhotel in der Lounge stand und nie benutzt wurde.

Es hatte schon seine Vorteile, dass der Besitzer des benachbarten Surfcamps ein Deutscher war, der ab und zu doch mal von Heimweh und der Lust auf heimisches Fernsehen gepackt wurde. Und dass Laura so klein war, erwies sich auch hin und wieder als Vorteil. Nicht nur bei ihrer Arbeit als Hoteldetektivin der Vila Calma, wenn sie sich irgendwo für eine Observation verstecken musste, war das praktisch. Es machte ihr auch leichter, unbemerkt von einem Grundstück auf das andere zu gelangen. Das Gebüsch, hinter dem die geheime Tür versteckt war, wurde nämlich immer dichter und schien sich gar nicht an der neuerdings gestiegenen Anzahl derer, die es passierten, zu stören.

Als der Vorspann mit der scheußlichen Musik gelaufen war, drehte sie die Lautstärke vorsichtig wieder höher und kuschelte sich tief in das weiche Polster. Sie wühlte ihre Hand in das Popcorn und warf sich einige der weißen Puffs in den Mund.

Leider waren auf dem Bildschirm nur zwei Moderatoren zu sehen, die sie beide nicht kannte und die sich mit wenig subtiler Ironie über die Kandidaten der Show lustig machten. Ein bisschen sogar über die Zuschauer, wenn Laura das richtig auffasste. Doch vielleicht war sie auch einfach selbst diesem Format gegenüber zu ablehnend und verstand alles als Kritik, was damit zu tun hatte.

Die beiden Männer waren ihr viel zu laut und zu schrill. Hoffentlich schalteten sie gleich ins Haus und zu den Kandidaten. Wenn es nach ihr ginge, sollten sie zu einer einzigen Kandidatin schalten, nämlich der, für die sie sich das Ganze überhaupt antat.

»Was machst du denn hier, meine Liebe?«, erklang es plötzlich von der Tür zum Speisezimmer her. Im Rahmen war eine dunkelhaarige Schönheit aufgetaucht.

Laura fuhr in die Höhe und schleuderte instinktiv die Fernbedienung von sich, als könnte sie auf diese Weise davon ablenken, dass sie es war, die die Macht über die Flimmerkiste innehatte. Ein bisschen übertrieben vielleicht, vor allem, da ja niemand sonst anwesend war. Popcorn schwappte über den Rand der Schüssel und verschwand auf Nimmerwiedersehen in den fluffigen Teppichfasern.

Mariella kicherte auf, fing die Fernbedienung in der Luft und ließ sich dann neben Laura auf das Sofa sinken. Als Yogalehrerin hatte man so etwas vermutlich einfach drauf. »Ist das eine deutsche Show? Ich kenne sie gar nicht!« Mit großen Augen beäugte Lauras Freundin den Bildschirm, auf dem das Bild gerade umsprang und nun in einer großzügigen Kamerafahrt eine wunderschöne bewaldete Hügellandschaft gezeigt wurde.

Die Fahrt verlangsamte, als eine opulente Villa ins Blickfeld kam. Immer langsamer steuerte die Kamera nun darauf zu. Vor der Tür standen zehn Personen, fünf Männer und fünf Frauen, in teils abenteuerlich exzentrischer Kleidung, und blickten überheblich in die Kamera.

In Laura stieg ein Kribbeln auf, als sie die Person entdeckte, für die sie eingeschaltet hatte.

»Aber … das ist ja …« Mariella rutschte bis an den Rand des Sofas. Auch sie schien aufgeregt zu sein. »Ich kenne das Haus! Ach was, ich kenne die ganze Gegend!«

Laura nickte und legte den Finger auf die Lippen. »Ja, ich weiß … aber bitte, Schsch!«

Fünf der Personen vor der Villa wurden ausgelöscht und hinterließen nur noch eine schwarze Silhouette.

»Das ist Colares!«, stieß Mariella aus. Es klang wie ein Jauchzen. »Colares ist im deutschen Fernsehen!«

Schnell hob Laura die Hände. »Ja, ist es … aber ich weiß nicht, ob das in diesem Fall etwas ist, worauf man stolz sein sollte.«

Mariella sah ihr ins Gesicht, und ihre Miene verdunkelte sich kein bisschen dabei. Diese Frau war einfach in ihrem Optimismus nicht zu erschüttern.

Es war beneidenswert.

»Aber warum nicht?«, fragte sie. »Da war gerade unsere wunderschöne Landschaft zu sehen, in der Ferne konnte man den Strand erahnen, und das Kloster auf dem Hügel hinter dem Ort konnte ich auch ausmachen. Das ist doch eine hervorragende Werbung für uns!« Bei diesen Worten breitete sie die Arme aus, als meinte sie mit »uns« ganz speziell die Menschen in The Shacks. Vielleicht passte auch die Vila Calma noch mit in ihre Umarmung. Mariella war ja großzügig, und Monteiro, Lauras Chef, würde sich freuen.

Über die Gäste, und auch über eine Umarmung, da war sich Laura sicher.

Schnell schüttelte sie den Gedanken ab. »Da könntest du richtig liegen, Mariella.« Nicht, dass Ben sich über leere Gästezimmer beschweren musste, und auch das Luxushotel mit Spa von Monteiro lief äußerst zufriedenstellend. Gerade jetzt, Anfang August, waren beide ausgebucht, weil Colares selbst im Hochsommer meist nicht zu heiß war. Doch neue Anfragen waren immer gern gesehen.

Mariella kuschelte sich wieder ins Polster und nahm Laura kurzerhand die Schüssel ab. Mit dem Mund voller Popcorn fragte sie: »Und wo ist dann das Problem?«

Laura rutschte auf ihrem Platz hin und her und behielt dabei den Bildschirm im Auge. Der Vorspann war inzwischen beendet, und jetzt legten sich im Aufenthaltsraum der Villa zwei bullige Männer vor laufender Kamera miteinander an. Es waren zwei bekannte Boxer. Sie beschimpften sich dermaßen aggressiv, dass der Sender einige der Worte piepte, und eine breitschultrige Frau, die Laura vage bekannt vorkam, deren Namen ihr aber gerade nicht einfiel, stellte sich zwischen die Streithähne.

»Na ja, du siehst ja«, sie zeigte auf den Bildschirm. »Das Niveau der Show ist …« Verzweifelt suchte sie nach einem passenden Wort, das nicht ganz so schlimm klang.

Mariella zog die Knie an und wedelte mit der Hand. »Schsch! Ich verstehe doch sonst gar nicht, was sie sagen! Das ist nicht meine Sprache, vergiss das nicht, da muss ich mich konzentrieren.« Sie kniff die Augen zusammen und griff wieder in das Popcorn.

Entgeistert beobachtete Laura ihre beste Freundin, wie sie ihren schlanken Oberkörper hin und her bewegte, als müsse sie selbst den angedeuteten Schlägen dieses russischen Schwergewichtsboxers Latschkow ausweichen, der so tat, als würde er gleich auf seinen Kollegen Alex Schneider losgehen.

Er tat wohlgemerkt sehr erfolgreich so, doch Schneider zuckte mit keiner Wimper und lachte ihm nur frech ins Gesicht.

Laura verdrehte die Augen. Na, wenigstens Mariella hatte ihren Spaß.

»Kämpfen die gleich, die beiden Hahnstreite?«, fragte diese atemlos, und ihre dunklen Locken wippten auf und ab. Sie konnte es wohl gar nicht erwarten, das zeigte ihr ganzer Körper. Einige helle Krümel hatten sich bereits in ihre Mähne verirrt.

Laura rutschte ein Stückchen von ihr weg. So viel Begeisterung war ihr unheimlich. »Ich glaube nicht. Das würde wohl nicht mehr ins brave Abendprogramm passen.«

Mitten in ihrer Bewegung hielt Mariella inne. »Aber was ist denn dann der Sinn des Ganzen?«

Auf dem Bildschirm zoomte die Kamera ein wenig heraus, und eine sehr dünne, schwarz gekleidete Frau mit einem dunklen Bob kam ins Bild. Sie hockte auf einer Bank wie eine Krähe, und sah von einem der Streithähne zum anderen. Doch sie machte keine Anstalten, der Frau zu helfen, die sich zwischen die Männer gestellt hatte. Vielleicht war das besser so, denn ihre Statur war mehr als nur zierlich.

Laura hob die Schultern. »Das weiß ich auch nicht so genau …« Und das, was sie wusste, fand sie äußerst unangenehm. »In dieser Villa wurden zehn deutsche nicht mehr ganz so beliebte Prominente einquartiert, die in irgendwelchen Spielen gegeneinander antreten müssen. Und wer vom Publikum am wenigsten gemocht wird, muss ausziehen.«

»Wie furchtbar!« Mariella sah sie an, als sei das wirklich furchtbarer als zwei alternde Boxer, die sich vor laufenden Kameras verprügelten. »Dann gewinnt also die Person, die das Publikum am wenigsten nicht mochte?«

Laura nickte langsam. Besser hätte sie es auch nicht zusammenfassen können.

»Und was sind das für Spiele?«

»So genau weiß ich das nicht. Ich habe es auch noch nie gesehen. Aber es ist wohl immer ein wenig peinlich oder eklig, glaube ich.«

»Das ist schrecklich demütigend«, befand ihre Freundin.

»Ja, finde ich auch.« Dennoch starrte Laura auf den Bildschirm. Ihr war gerade wieder eingefallen, dass die breitschultrige Frau ein paar sehr erfolgreiche Nachtclubs besaß, nachdem sie sich aus ihrer Position als Türsteherin hochgearbeitet hatte. Na, da war wenigstens ein Profi am Werk.

»Warum guckst du es dann?«, fragte Mariella.

In dem Augenblick fuhr die Kamera noch weiter zurück und zeigte den ganzen Raum. An einem Tisch weiter hinten saß eine weitere Frau, über einen Laptop und einen Haufen loser Papiere gebeugt. Sie schob gerade ihre Brille von der Nasenspitze zurück nach oben und hieb eifrig auf die Tastatur ein, ohne sich um ihre Mitstreitenden zu kümmern.

Selten hatte der Begriff Mitstreitende so gut gepasst wie jetzt.

Laura zeigte auf die Frau im Hintergrund. »Ihretwegen.«

Sofort rutschte Mariella ein Stückchen weiter nach vorn. Sie kniff die Augen zusammen und kräuselte die Nase dabei. Dann schüttelte sie den Kopf. »Kenn ich nicht. Wer ist das?«

»Das«, sie machte eine bedeutungsschwangere Pause, »ist Nina Seier. Meine Lieblingsautorin. Eine der besten und beliebtesten Krimiautorinnen Deutschlands.« Laura konnte den Blick nicht von der Frau abwenden. Sie wusste zwar, wie sie aussah, aber hier konnte sie einen Blick auf die Schriftstellerin in Aktion werfen. Voll konzentriert, in die Arbeit versunken, gerade dabei, ein neues Meisterwerk zu erschaffen.

»Ach? Echt?« Jetzt sah Mariella zu ihr. »Und warum ist die in diesem Haus eingesperrt? Ich dachte, hier sind nur die, die man nicht so mag.«

Das hatte Laura sich ehrlich gesagt auch schon gefragt, seit sie mitbekommen hatte, dass Nina bei der Show mitmachte. »Vermutlich brauchten die eine Sympathieträgerin. Eine Person, die das Niveau hebt.« Das war doch der einzige denkbare Grund, oder? »Außerdem ist sie gut vor der Kamera. Sie dreht selbst Videos, in denen sie zeigt, wie das ganze Zeug aus ihren Büchern so funktioniert … Schlösser knacken, observieren und so.«

»Mag ja sein, Laura … Aber warum macht sie da mit?«

Das war eine Frage, die Laura sehr gut beantworten konnte. »Weil sie gerade dabei ist, ihr neuestes Buch zu beenden, und ihre Fans so hautnah daran teilhaben können!«

»Das geht bei dieser Geräuschkulisse?« Ihr Gegenüber schob die Unterlippe vor. »Da könnte ich mich ja überhaupt nicht konzentrieren.«

Die Autorin schien damit keinerlei Probleme zu haben. Sie war immer noch völlig auf ihr Manuskript fixiert. Ihre Stirn runzelte sich, und die Finger tippten immer schneller.

Dabei strahlte sie eine würdevolle und konzentrierte Ruhe aus.

»Auf jeden Fall ist sie sehr schön«, stellte Mariella in ihrer wohlwollenden Art fest. »Kein Wunder, dass die Fernsehleute sie dabei haben wollten. Sie macht was her.«

Darüber hatte Laura noch nie nachgedacht. »Sie ist über sechzig.«

»Na, das macht doch nichts! Sie hat die Fältchen genau an den richtigen Stellen.«

Das konnte auch Laura nicht leugnen. »Trotzdem ist sie wohl die älteste Teilnehmerin dieser Show.«

»Diese Schlägertypen sind doch auch nicht mehr taufrisch. Die sehen jedenfalls viel älter und verbrauchter aus.«

»Ich habe gelesen, dass Nina jeden Tag einen langen Spaziergang am Strand macht.« Immer noch ließ sie deren Gesicht nicht aus dem Blick. Die ältere Frau mit dem blonden Wuschelkopf schien sich in Ekstase zu tippen.

»Das ist auf jeden Fall ein Teil ihres Schönheitsgeheimnisses! Gut, dass sie nicht die ganzen Dreharbeiten über im Haus eingepfercht sind, wie in anderen Sendungen.« Mariella hob den Zeigefinger bei ihren Worten. »Die dunkelhaarige düstere Rabenfrau ist aber wirklich noch sehr jung.«

»Die ist Komikerin«, meinte Laura. »Stand-up oder so.«

»Hm.« Mariella zog die Brauen zusammen. »Sie sieht gar nicht komisch aus.«

»Ja, ich glaube, das ist ihr Markenzeichen.« Laura lehnte sich zurück. So langsam machte es richtig Spaß, mit ihrer Freundin diese Show zu sehen und über die Teilnehmenden zu reden. Jetzt verstand sie plötzlich, warum so viele Menschen das guckten.

»Aber du wolltest der Krimifrau beim Schreiben zusehen, verstehe ich das richtig?«

Schnell nickte Laura. Zum Glück hatte Mariella ihre Aufmerksamkeit gerade rechtzeitig noch zurück zu der Frau gelenkt. Sie hieb jetzt auf ihren Laptop ein, als hätte er den Mord begangen und das wäre die einzige Methode, ihn zu überführen. Und es ging gerade offensichtlich auf den Showdown zu.

Wie gebannt hing Laura in ihren Fingern. »Da, es passiert!« Genau, wie die in dem Fan-Forum es für diese Folge angekündigt hatten!

»Was passiert?«, fragte Mariella und rutschte ganz nah neben Laura, um ihr die Hand zu drücken.

»Ja, was passiert?«, fragte Ben vom Büro aus.

Laura fuhr zusammen. Hätte sie die Fernbedienung in der Hand gehabt, wäre sie wohl erneut geflogen. Wo war das Ding? Sie musste den Fernseher ausschalten, damit der süße Surfcampleiter nicht dachte, sie würde Trash-TV gucken! Das würde ihr cooles Image doch völlig zerstören.

Ben war verstrubbelt und sah müde aus, als wäre er am Schreibtisch eingeschlafen. Das wäre nicht das erste Mal. Wenn sie darauf wetten sollte, würde Laura sagen, auf seiner Wange hätte sich ein Ä abgedrückt, aber das war natürlich Blödsinn. Die Buchstaben einer Tastatur waren ja gar nicht erhaben. Er trug ein Hawaiihemd mit gelben Blumen auf Orange, was hervorragend zu seinen dunkelblonden Haaren passte, und durch eine Lücke in der Knopfleiste konnte sie seinen gut gebräunten Bauch erahnen.

Allerdings knöpfte er das Hemd dann sofort richtig zu, bevor er in ihre Richtung schlurfte und sich zu Lauras anderer Seite aufs Sofa fallen ließ.

Die saß da jetzt eingeklemmt wie das Salatblatt in einem Beste-Freunde-Sandwich.

Und dummerweise konnte sie sich jetzt weder auf den Moment konzentrieren, auf den sie gewartet hatte, noch davon ablenken, was sie da gerade guckte. Was würde Ben nur denken? Sie war doch überhaupt nicht der Typ für solche …

»Ach cool, das ›Ferienhaus der Sternchen‹! Da wollte ich längst mal reingeguckt haben, weil das doch dieses Jahr in Colares spielt. Gute Idee, Laura!« Ben beugte sich über sie hinweg und klaubte eine Handvoll Popcorn aus der Schüssel.

Mariella nickte überschwänglich. »Ich bin der Meinung, das ist spitze!«

Laura nickte zögernd. »Äh, ja. Genau.« So gesehen war das ein guter Grund, sich die Sendung anzusehen.

Ben sah sie einen Augenblick länger an, als man das so machte, wenn man nicht mit jemandem flirtete, dann streckte er ganz langsam die Hand aus. Laura erstarrte, als seine Finger sich ihrem Hals nährten. Was hatte er vor?

Beinahe zärtlich pickte er ein gepufftes Maiskorn aus der Kuhle über ihrem Schlüsselbein und grinste. Er musste es dort auf dem Weg von der Schüssel zu ihm verloren haben.

Ein Schauer lief über Lauras ganzen Körper. Mariella schien nichts zu bemerken. Sie hing wie gebannt am Bildschirm.

In dem Moment klappte im Fernsehen mit einem Knall, der so klang, als sei er mit einem Pistolenschuss nachträglich unterlegt worden, der Laptop zu.

Die beiden Streithähne zuckten zusammen, die Clubbesitzerin zuckte zusammen, die Komikerin zuckte zusammen, und das Freunde-Sandwich ebenfalls. Vor allem Bens Hand, die zuckte zurück, als hätte er sich die Finger verbrannt.

»Was hat die denn für ein Problem?«, murmelte Ben, der ein wenig rot geworden war. Vielleicht war es ihm peinlich, dass er so schreckhaft reagiert hat.

»Sie hat es beendet!«, rief Laura und vergaß darüber beinahe ihre Aufregung wegen Ben. »Das neue Manuskript, auf das wir schon so lange warten!«

»Die Dame ist nämlich Krimi-Autorin«, raunte Mariella hinter Lauras Rücken in Bens Richtung. »Und Laura ist Fan, weil sie doch Detektivin ist.«

Als würde das alles erklären.

»Ich bin Fan, weil die Frau die genialsten Plots ersinnt, auf deren Lösung niemals jemand kommt«, sagte sie hastig. »Ernsthaft, es gab bei einem der Krimis eine Vorveröffentlichung, bei der ein ausgewähltes Publikum einen Teil der Geschichte bekommen hat und dann tippen sollte, wer den Mord begangen hat. Und niemand hat es erraten.« Schnell senkte Laura wieder den Finger, mit dem sie völlig unbeabsichtigt in der Luft herumgestochert hatte.

Die Schriftstellerin erhob sich jetzt würdevoll von ihrem Platz und nickte ihren Mitsternchen zu. »Es ist so weit. Ich habe meinen Krimi soeben zu meiner Agentin geschickt.«

Mit diesen Worten verließ sie den Raum.

Die anderen sahen ihr mit ausdruckslosen Mienen nach.

Dann sagte der Boxer Viktor Latschkow: »Erwartet sie dafür jetzt Applaus?«

Die Komikerin sagte nur achselzuckend: »Natürlich weißt du das nicht zu würdigen. Uns war auch so klar, dass du nicht lesen kannst, Vicky.«

»Ich hab gar nicht mitbekommen, dass sie überhaupt dahinten sitzt.« Der andere Boxer, Alex Schneider, sah sich um und mimte den Erstaunten. Gut, dass er boxen konnte, die Schauspielerei war nicht sein Talent. »Ist sie nicht letzte Woche rausgewählt worden? Aufgrund massiver Egozentrik?«

Man sah ihm genau an, dass er es besser wusste.

Laura schnaufte. »Als ob man sie rauswählen würde. Sie hat eine gigantische Fangemeinde, und die werden sicher alle für sie anrufen oder wie das geht.«

»Wirst du für sie anrufen?«, fragte Mariella mit einem gurrenden Unterton.

»Bist du verrückt?«, entfuhr es Laura.

»Aus Portugal?«, ließ Ben zeitgleich verlauten.

Sicher fürchtete er um seine Telefonrechnung. Nicht unberechtigt, denn in diesem Moment wurden die Namen der Teilnehmenden eingeblendet und die Nummer, die man wählen musste. Darunter stand etwas von abweichenden Kosten, wenn man nicht aus dem deutschen Festnetz anrief.

Die drei sahen sich den Rest der Sendung an und quatschten ein bisschen über die Autorin. Nur beim Abspann zuckte Ben noch einmal heftig zusammen, so wie in dem Moment, in dem die Autorin ihren Laptop zuklappte.

Doch genauso schnell entspannte er sich wieder. Es war ja auch gerade richtig nett, und jedes Mal, wenn eine Kamerafahrt im Abspann die Schönheit des Nationalparks zeigte oder einen Abstecher zum Strand machte, seufzten sie wohlig auf und beglückwünschten einander, dass sie hier leben durften.

Und das ganz ohne Angst zu haben, in der nächsten Woche nach Deutschland zurückzumüssen.

Kapitel zwei – Du bist das schwächste Glied, du fliegst

Am nächsten Morgen saß Laura noch beim Frühstück in der Vila Calma und ging das Sicherheitskonzept für den kommenden Herbst durch, als Mariella hereinkam.

Ohne auf eine Einladung zu warten, griff sie sich einen Teller, füllte ihn mit Obst, einem Pfannkuchen und einem kleinen Omelette und ließ sich an Lauras Tisch nieder.

Monteiros Koch-Schrägstrich-Leibwächter beäugte sie nur kurz, dann sah er weg.

Laura hatte schon öfter das Gefühl gehabt, dass Mariella ihn beunruhigte. Jedenfalls ließ er es immer zu, dass sie sich am Buffet bediente, obwohl sie doch in dem Nachbarhotel – und damit bei der Konkurrenz – als Yogalehrerin arbeitete.

Vielleicht hatte auch Monteiro ihn zurückgepfiffen, was das anging. Er mochte Mariella, und er wusste, dass Laura mit ihr befreundet war und nicht viele Leute hier in Colares kannte. Auch wenn er nicht unbedingt der Typ Chef war, der Wert auf die Zufriedenheit seiner Mitarbeitenden legte, schien er bei Laura eine Ausnahme zu machen.

Sie schob ihrer Freundin den Sirup hin, den sie hinter dem Serviettenständer gebunkert hatte, damit die Familie mit den vier Kleinkindern ihn nicht wieder komplett leerte, bevor sie fertig war. Das passierte nämlich seit einer Woche jeden Tag, und sie hatte die Nase voll von trockenen Pfannkuchen. »Guten Morgen!«

»Guten Morgen!« Die Yogalehrerin strahlte. Vermutlich, weil sie ihre Morgenstunde gerade hinter sich gebracht und jetzt voller Elan war. »Du bist sicher noch ganz euphorisch, dass deine Lieblings-Krimifrau hier in der Nähe bleibt!«

Laura nickte überrascht. »Ähm, ja. Schon.«

Seltsam, dass Mariella sofort davon anfing. Immerhin hatten sie am Vorabend noch eine Zeit lang zusammengesessen und über ganz andere Sachen geredet als über »Das Ferienhaus der Sternchen« und den Umstand, dass die Clubbesitzerin ohne Namen herausgewählt wurde. Nina Seier blieb also noch mindestens eine Woche in Colares, und Laura hatte sich fest vorgenommen, ein Autogramm zu ergattern.

»Also: Ich habe mir diese Videos mal angesehen, von denen du gesprochen hast.« Ihre Freundin ließ großzügig Sirup über ihren Pfannkuchen laufen.

Am Nachbartisch wurde dieser Vorgang von vier kleinen Augenpaaren beobachtet, und Laura zwinkerte den Sirup-Vampiren zu, bevor sie ihnen die Flasche zuwarf, sobald Mariella fertig war. Das fehlte ja noch, wenn sie sich hier jeden Tag den Sirup vorenthalten lassen würde!