Boss mit Cowboyhut – Drei Milliardäre und eine Hochzeitswette (7-teilige Serie) - Sara Orwig - E-Book
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Boss mit Cowboyhut – Drei Milliardäre und eine Hochzeitswette (7-teilige Serie) E-Book

Sara Orwig

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Beschreibung

IN DEN ARMEN DES MILLIARDÄRS von SARA ORWIG Megan glaubt zu träumen: Ihr Ex Jared, der arrogante Milliardär, den sie noch immer begehrt, wünscht sich einen Neuanfang mit ihr? Leider ist das unmöglich – denn Jared darf niemals von ihrem Geheimnis erfahren! GEFÄHRLICH SEXY – VERBOTEN REICH von SARA ORWIG Er ist sexy, steinreich und ein Playboy – für Laurel drei Gründe, Chase Bennett zu meiden. Aber das ist unmöglich, denn von ihrem Hotel aus leitet er seine Geschäfte. Wann immer sie sich begegnen, knistert es heiß, und sein Blick scheint zu fragen: In meiner Suite – oder in deiner? WIE HEIRATET MAN EINEN MILLIARDÄR? von SARA ORWIG Milliardär Matt Rome weiß, was er will – die sexy Kellnerin Brianna. Sie ist ganz anders als alle High-Society-Ladys – und so verführerisch. Für eine Wette soll sie ihn heiraten, während er sie großzügig sponsert. Doch sein Plan geht nicht auf: Jeden Tag verfällt Matt ihrem Sexappeal mehr … VORSICHT, VIEL ZU VERFÜHRERISCH! von SARA ORWIG Was will Nick Rafford von ihr? Grace verspürt ein erregendes Prickeln, als sie den faszinierenden Millionär auf einer Party trifft. Dabei sollte sie sich besser in Acht nehmen. Womöglich hat Nick es auf ihr Liebstes abgesehen: den kleinen Michael, um den sie sich seit dem Tod ihrer besten Freundin kümmert. Doch als Nick sie an Weihnachten zu seiner Familie einlädt und unter dem Mistelzweig umarmt, kann sie ihm einfach nicht widerstehen – zu verführerisch sind seine Küsse. Eine heiße Liebesaffäre beginnt. Bis Nick plötzlich etwas Schockierendes verlangt … IN DEN ARMEN DES MILLIONÄRS von SARA ORWIG "Erkennst du mich nicht? Ich bin Caitlin Santerre!" Herausfordernd sieht Caitlin den Millionär Jake Benton an. Dass er wütend über ihr überraschendes Auftauchen wird, hat sie erwartet. Schließlich sind ihre Familien seit Generationen verfeindet. Allerdings hat sie nicht mit dem erotischen Knistern zwischen ihnen gerechnet. Dabei ist sie nur zu Jake gekommen, um das Haus ihrer geliebten Großmutter von ihm zurückzukaufen! Doch als ein Unwetter sie zwingt, über Nacht bei ihm zu bleiben, ist sie seinen Verführungskünsten und ihrem eigenen Verlangen hoffnungslos ausgeliefert ... FÜR EINE NACHT VOLLER LEIDENSCHAFT von SARA ORWIG Sie ist kratzbürstig wie eine Wildkatze! Dabei muss sie doch auch dieses erotische Prickeln zwischen ihnen fühlen – seine neue Angestellte ist für Tony ein Rätsel. Bis ihm plötzlich klar wird, dass er Isabelle kennt: Sie ist das sexy Mädchen, mit dem er auf dem College eine Nacht voller Leidenschaft verbrachte. Wie gerne würde er den heißen One-Night-Stand von damals wiederholen! Doch Isabelle ist erwachsen geworden: Eine Affäre ist ihr nicht mehr genug. Sie will ihn ganz oder gar nicht – und Tony weiß nicht, ob er ihre Erwartungen wirklich erfüllen kann … SIEBEN TAGE IM PARADIES von SARA ORWIG Nur sieben Tage und Nächte haben sie Zeit für ihre Liebe – dann muss Maddie zurück nach Miami. Sie ist lediglich nach Texas gekommen, um die Ranch ihres verstorbenen Großvaters zu verkaufen. Selbst die atemberaubenden Stunden der Leidenschaft mit ihrem Jugendfreund stimmen sie nicht um. So sehr sie Gabe auch begehrt: Eine Zukunft mit dem Rancher kann sie sich nicht vorstellen. Er hat ihr einst das Herz gebrochen und sie einfach im Stich gelassen – nochmal wird er ihr das nicht antun! Dieses Mal will Maddie diejenige sein, die aus seinem Leben verschwindet …

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Seitenzahl: 1368

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Sara Orwig

Boss mit Cowboyhut - Drei Milliardäre und eine Hochzeitswette (7-teilige Serie)

IMPRESSUM

In den Armen des Milliardärs erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2009 by Sara Orwig Originaltitel: „Dakota Daddy“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 290 - 2010 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Valeska Schorling

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2021.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751512664

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

„Möge der Beste gewinnen“, verkündete Jared Dalton, nachdem er und seine beiden Cousins aus der Limousine ausgestiegen waren und den hellen Sonnenschein Houstons genossen. Auf der Landebahn standen schon drei Düsenjets bereit, jeder mit dem jeweiligen Firmenlogo versehen.

„Wettsieger ist, wer von uns nach Ablauf eines Jahres am meisten Geld gemacht hat“, wiederholte Chase Bennett ihre Abmachung.

„Richtig, und die Frist läuft nächstes Jahr am ersten Freitag im Mai ab“, bestätigte Matt Rome. „Jeder steckt fünf Millionen in den Topf, was bedeutet, dass der Sieger fünfzehn Millionen kriegt.“

„Stimmt.“ Jared nickte. „Zusätzlich zu den Pokergewinnen natürlich.“

Chase grinste. „Ich hatte dieses Mal einfach Glück. Jungs, es war toll, endlich mal wieder mit euch zusammen zu sein.“

„Es war mal wieder höchste Zeit für ein gemeinsames Wochenende“, erklärte Matt.

Die drei verabschiedeten sich und schüttelten sich die Hände. „Bis bald, Kumpels“, sagte Jared grinsend. „Wenn nichts dazwischenkommt, sehen wir uns Weihnachten beim Familientreffen wieder“, fügte er hinzu. „Bleibt cool.“

Er stieg in seinen Jet, entschied sich für einen Fensterplatz und beobachtete, wie einer seiner Cousins in den Flieger nach Paris stieg und der andere in den nach Wyoming. Ihre Mütter waren Schwestern, und sie drei waren praktisch zusammen aufgewachsen. Sie waren sogar zur selben Zeit auf demselben College gewesen und hatten gemeinsam Football gespielt. Alle drei waren sie vermögend und Inhaber und Geschäftsführer großer Unternehmen. Sie waren noch immer die besten Freunde und nach wie vor Junggesellen – vielleicht für immer.

Jared war fest entschlossen, die Wette zu gewinnen. Dieser Vorsatz würde seiner Arbeit endlich wieder einen Kick geben, ähnlich wie seine ersten geschäftlichen Erfolge. Er wartete ab, bis auch sein Jet sich in der Luft befand, dann zog er seinen BlackBerry aus der Tasche, um seinen Angestellten erste Anweisungen zu erteilen. Anschließend dachte er über laufende Projekte nach und erkannte plötzlich, dass die Wette ihm die unverhoffte Chance zu einer schon lange fälligen Rache bot.

Warum nicht ein Gebot für die Sorenson-Ranch in Dakota abgeben? Der Gedanke war erregend! Sollte Sorenson darauf eingehen, konnte er eine Menge Geld bei diesem Deal herausschlagen, doch eigentlich spielte es keine Rolle, ob Edlund verkaufte oder nicht. Es war schon eine große Genugtuung, seinem Erzfeind zu verstehen zu geben, dass er dessen Besitz mühelos aus der Portokasse bezahlen konnte. Geld verdienen machte Spaß, aber Rache zu nehmen war eindeutig besser.

1. KAPITEL

Juni

Zu seiner Enttäuschung musste Jared feststellen, dass der alte Sorenson inzwischen verstorben war, und seine Ranch wurde tatsächlich zum Verkauf angeboten. Da Megan, Sorensons Tochter, nicht daran interessiert zu sein schien, war er davon ausgegangen, dass der Kauf kein Problem darstellen würde. Zu seiner Überraschung zog Megan ihr Verkaufsangebot jedoch zurück, nachdem sie erfuhr, dass er sich dafür interessierte. Daher hatte er beschlossen, zur Sorenson-Ranch zu fahren, um sie umzustimmen.

Er wollte Megan an einer Stelle auf dem Ranchgelände zur Rede stellen, wo sie ihm nicht ausweichen konnte. Deshalb hatte er die vergangene Nacht ohne ihr Wissen in einer ihrer komfortablen Gästehütten verbracht, um sie gleich frühmorgens abfangen zu können. Noch vor Tagesanbruch war er aufgestanden und wartete seitdem auf sie.

Irritierenderweise setzte sein Herzschlag für einen Moment aus, als er sie dann sah. Megan kam mit einem Sattel über dem Arm aus der Scheune und ging zum Korral. Leider war sie zu weit weg, sodass er nicht erkennen konnte, ob sie sich verändert hatte, doch ihr roter Pullover war genauso auffällig wie ihr sexy Gang, dem man die vielen Jahre Ballettunterricht ansah. Ihr schwarzes Haar hing ihr in einem dicken Zopf über den Rücken. Sie legte den Sattel und eine Decke über den Zaun. Die Pferde waren näher gekommen, und sie hielt ihnen Leckerlis hin. Kurz darauf hatte sie ein Pferd gesattelt und ritt davon.

Megans Anblick rief schmerzliche Erinnerungen bei Jared wach, und der Wunsch nach Rache war wieder da. Schade nur, dass ihr Vater nicht mehr lebte und nichts davon mitbekommen würde. Er begab sich ebenfalls zur Scheune, sattelte einen Fuchs und folgte Megan so unauffällig wie möglich.

In der weiten Graslandschaft hatte man einen freien Blick nach allen Seiten; nur unten am Fluss verdeckten Bäume die Sicht. Dort wollte er Megan einholen, wenn sie ihr Pferd tränkte, aber bis dahin durfte sie auf keinen Fall merken, dass er ihr auf den Fersen war. In der Ferne grollte Donner, und er sah zu den dunklen Wolken auf. Es würde wahrscheinlich bald regnen.

Bei den Bäumen angekommen, verschwand Megan aus seinem Gesichtsfeld. Plötzlich erinnerte er sich wieder an ihre damaligen Treffen am Fluss – und an die heißen Küsse. Seit der Trennung gelang es ihm nur selten, ohne bittere Gefühle an sie zu denken.

Er kannte Megan schon sein ganzes Leben lang, hatte ihr früher jedoch nie Beachtung geschenkt, selbst dann nicht, als ihre Väter sich wegen der Wasserrechte überwarfen. Sie war sechs Jahre jünger als er – das magere kleine Mädchen von der Nachbarranch. Sie fiel ihm erst auf, als er seinen Abschluss an der Universität in Chicago machte, wo sie gerade mit dem Studium begann.

Nur zu genau konnte er sich an ihre erste Begegnung erinnern. Ihr schwarzes Haar fiel ihr über die Schultern, und ihr Blick aus faszinierenden türkisblauen Augen machte ihn nervös. Sie trug eine enge weiße Baumwollbluse und einen beigefarbenen Rock. Er hatte keine Ahnung, wer die junge Frau war, die ihn lächelnd grüßte. Doch wenn eine schöne Frau ihn ansprach, musste er natürlich reagieren.

„Erkennst du mich etwa nicht, Jared?“

Überrascht starrte er sie an und runzelte nachdenklich die Stirn. „Waren wir zusammen auf der UT?“, fragte er, wobei er sich auf die Universität von Texas bezog.

Lachend streckte sie ihm die Zunge raus. Beim Anblick ihrer rosa Zunge schnappte er nach Luft. Am liebsten hätte er diese Frau geschnappt und sie augenblicklich geküsst. Sie war unglaublich sexy, obwohl er noch immer keinen Schimmer hatte, wer sie war.

„Himmel, Jared!“, rief sie.

Er schüttelte ratlos den Kopf und berührte eine Strähne ihres weichen Haars. „Okay, ich geb’s auf. Ich kann nicht begreifen, wie ich eine so tolle Frau vergessen konnte. Woher kennen wir uns?“

„Ich bin Megan Sorenson“, antwortete sie lachend.

Verblüfft starrte er sie an. Stimmt, die türkisfarbenen Augen erkannte er wieder, aber das war auch schon alles. Das magere Mädchen war verschwunden, und an ihre Stelle war eine sinnliche Frau getreten.

„Du bist ja erwachsen geworden!“, antwortete er fassungslos und provozierte damit einen weiteren Lachanfall.

„Ich wusste gar nicht, dass du hier noch studierst“, sagte sie. „Ich dachte, du hättest deinen Abschluss schon.“

„Stimmt. Ich bin frischgebackener Betriebswirt. Hättest du zufällig Lust, heute mit mir essen zu gehen?“

Megan legte den Kopf schief und sah ihn abwägend an. „Du weißt doch, dass unsere Väter verfeindet sind. Wir sollten lieber auf Distanz bleiben.“

„Komm schon, Megan. Ihr Kampf hat nichts mit uns zu tun. Ich hatte nie etwas gegen dich.“

„Lügner!“, sagte sie mit einem belustigten Funkeln in den Augen. „Du hast mich eine Plage genannt und mich nie gegrüßt, wenn wir uns begegnet sind.“

Er wurde rot. „Ich verspreche dir, es wiedergutzumachen, indem ich dir heute Abend meine volle und ungeteilte Aufmerksamkeit schenke.“

In ihren Augen flackerte Interesse auf. Plötzlich schien die Luft zwischen ihnen zu knistern. Jareds Herzschlag beschleunigte sich.

„Okay, gehen wir essen“, antwortete Megan atemlos.

„Um sieben hole ich dich ab.“

Von da an war er rettungslos verliebt. Er wollte Megan sogar heiraten, und sie schmiedeten schon entsprechende Pläne. Doch dann, in dem Sommer nach ihrem ersten Universitätsjahr, als Megan in Sioux Falls bei ihren Verwandten Olga und Thomas Sorenson Ferien machte, beorderte ihr Vater ihn zu sich.

Der Alte zwang ihn dazu, den Staat zu verlassen, indem er drohte, seinem Vater und notfalls auch Megan etwas anzutun. Jared hatte sich seitdem immer gefragt, ob Megan eigentlich bewusst war, was ihr Vater damals getan hatte. Lange Zeit hatte er gelitten und sich nach ihr gesehnt. Sein Kummer hatte sich schließlich in Wut verwandelt, als sie auf seine Briefe nicht reagierte. Der Gedanke, ihre Ranch zu kaufen, bereitete ihm daher größte Genugtuung. Diese Rache war schon lange überfällig. Schade nur, dass Edlund Sorenson nicht mehr am Leben war. Er hätte zu gern das Gesicht des Alten gesehen.

Jared hatte die Erfahrung gemacht, dass sich die meisten Hindernisse überwinden ließen, erst recht, wenn man so reich war wie er. Diesmal würde es nicht anders sein.

Er hörte Megans Pferd schon, bevor er die Lichtung erreichte, dann sah er sie. Sein Magen schien sich schmerzhaft zusammenzuziehen. Das plötzliche Verlangen nach ihr überkam ihn mit voller Wucht. Normalerweise war er nicht der Typ, der den Dingen lange hinterhertrauerte, aber plötzlich hatte er das Gefühl, er hätte sie nie verlassen dürfen. Er versuchte gerade, diesen unliebsamen Gedanken abzuschütteln, als sie sich plötzlich zu ihm umdrehte.

Sie wurde kreidebleich. Ihre Augen weiteten sich erschrocken, und sie schwankte einen Augenblick. Einen Moment dachte er, sie würde gleich in Ohnmacht fallen.

„Jared!“, rief sie erschrocken.

„Ich wollte dir keinen Schreck einjagen, Megan, tut mir leid.“ Er stieg vom Pferd.

So rasch, wie sie die Fassung verloren hatte, beherrschte sie sich auch wieder. Er bekam Herzklopfen bei ihrem Anblick.

„Du bist schöner als je zuvor“, sagte er und hätte sich im selben Moment am liebsten geohrfeigt. Ihre türkisfarbenen Augen flammten wütend auf – diese kristallklaren blaugrünen Augen, die ihn schon bei ihrem ersten Anblick an der Uni so beeindruckt hatten.

„Was fällt dir ein, einfach so hier einzudringen?“, fragte sie.

Sie wirkte inzwischen so gefasst, dass er nicht sicher war, ob er sich ihre erschrockene Reaktion bei seinem Anblick vielleicht nur eingebildet hatte.

„Das hier ist nicht deine Ranch und wird es auch nie sein. Mach, dass du von meinem Land kommst.“

„Sachte, sachte! Gib mir doch wenigstens eine Chance“, antwortete er belustigt. Sie hatte sich offensichtlich verändert. „Sieben Jahre sind eine lange Zeit.“

„Nicht lang genug. Ich habe deinen Leuten gesagt, dass die Ranch nicht mehr zum Verkauf steht. Du wirst dieses Land nie besitzen.“ Donner grollte über ihren Köpfen, und sie zog ein Handy aus der Hosentasche. „Ich weiß nicht, wie du an das Pferd gekommen bist, aber ich will, dass du es sofort dorthin zurückbringst, wo du es hergenommen hast, und gehst. Du hast dir unbefugt Zutritt zu meinem Besitz verschafft, und wenn du nicht augenblicklich hier verschwindest, rufe ich den Sheriff.“

„Reagier doch nicht so emotional.“ Jared verspürte plötzlich den Wunsch, ihren Zopf zu lösen. „Hör mir wenigstens zu. Du hast schließlich nichts zu verlieren.“

Wieder donnerte es, und Megan warf einen besorgten Blick zum Himmel.

„Wir sollten zur Scheune zurückreiten, es sei denn, es macht dir nichts aus, klatschnass zu werden“, fügte er hinzu.

Sie funkelte ihn wütend an, drehte sich wortlos um und stieg auf ihr Pferd. Auch er schwang sich in den Sattel, wobei ihm nicht entging, wie sich ihre enge Jeans über ihrem knackigen Po spannte. Er ließ ihr den Vortritt.

Die ersten Tropfen fielen, und ein Blitz zuckte über den Himmel. Sie mussten so schnell wie möglich den Schutz der Scheune aufsuchen. Jared trieb den Fuchs an, bis das Gebäude schließlich vor ihnen auftauchte.

Noch während sie hineingaloppierten, begann es heftig zu gießen. Jared stieg ab, und die beiden Pferde schüttelten die Köpfe, dass die Tropfen nur so flogen. Begleitet vom lauten Prasseln des Regens, sattelten sie die Tiere ab, rieben sie trocken und brachten sie in den Stall zurück. Megan stellte sich an das offene Stalltor und starrte in den Regen.

„Das ist wahrscheinlich nur ein Schauer“, sagte Jared. Er stand dicht genug bei ihr, um ihr exotisches Parfüm zu riechen. Früher hatte sie immer nach Rosen geduftet. „Warum hörst du dir meinen Vorschlag nicht wenigstens an? Ich weiß genau, dass du nicht hierher ziehen willst.“

„Woher willst du das wissen?“, fragte sie feindselig.

„Dann stimmt es also gar nicht?“, stellte er sie auf die Probe. Ihr wütender Gesichtsausdruck verriet ihm jedoch, dass er recht hatte.

„Ich werde meine Ranch auf keinen Fall an dich verkaufen“, wiederholte Megan klar und deutlich.

Jared betrachtete ihren Mund und musste daran denken, wie sie ihn früher geküsst hatte. Sie war damals achtzehn Jahre alt gewesen. Was für ein Gefühl wäre es wohl, sie jetzt zu küssen?

„Warum bist du überhaupt an dieser Ranch interessiert? Es gibt genug andere auf dem Markt.“

„Ich habe mit meinen Cousins Chase und Matt eine Wette abgeschlossen, dass ich innerhalb eines Jahres mehr Geld machen werde als sie.“

„Du willst meine Ranch also nur, um eine Wette zu gewinnen?“ Sie starrte ihn fassungslos an.

„Was macht das für einen Unterschied?“

„Ich verstehe nicht, wie dieser Kauf dir Geld bringen soll. Und woher hast du überhaupt gewusst, dass ich die Ranch verkaufen wollte?“

„Die Ranch allein reicht natürlich nicht. Ich habe noch andere Projekte am Laufen“, antwortete er leichthin. „Ich habe einen meiner Anwälte vorgeschickt, um ein Treffen einzufädeln. Er heißt Trent Colgin.“

Megan presste die Lippen zusammen. „Ich hätte es wissen müssen“, sagte sie und marschierte in den Stall zurück, um eine Pferdedecke zu holen. „Ich gehe jetzt ins Haus. Es kann den ganzen Tag so weiterregnen, und ich habe nicht die Absicht, noch länger hier bei dir zu bleiben. Mach, dass du fortkommst, egal, wie du hergekommen bist. Wenn du bis morgen nicht von meinem Land verschwunden bist, rufe ich den Sheriff.“

„Du wirst total nass werden.“

„Immer noch besser, als deine Gegenwart ertragen zu müssen“, antwortete sie, drehte sich um und rannte durch den Regen zum Haupthaus.

Jared lief hinter ihr her und holte sie mühelos ein. Es war ihm egal, dass er nass wurde. Hauptsache, er schaffte es, dass sie ihm überhaupt zuhörte. Schließlich liefen sie die Hintertreppe hoch auf die Veranda. Er schob seinen Hut nach hinten und beobachtete, wie Megan die tropfnasse Decke über einen Schaukelstuhl hängte.

Trotz der Decke, die sie sich über den Kopf geworfen hatte, war ihre Jacke vorn total durchnässt. Sie zog sie aus und legte sie über einen anderen Stuhl. Der feuchte Pullover klebte an ihren vollen Brüsten. Unwillkürlich musste Jared daran denken, wie er sie früher geküsst und dabei ihre Brüste liebkost hatte.

Er sah ihr in die Augen. Anscheinend wusste sie genau, was ihm gerade durch den Kopf ging. Langsam ließ er seinen Blick über ihren Körper gleiten, während sich ihre Brüste unter ihren raschen Atemzügen hoben und senkten. Als er ihr wieder in die Augen sah, sprühten zwischen ihnen geradezu Funken.

Herausfordernd schob Megan das Kinn vor und stemmte die Hände in die Hüfte. „Erwarte nicht, dass ich dich reinbitte.“

„Megan, hör dir mein Angebot doch wenigstens an. Ich biete dir nämlich ein Vermögen. Du willst die Ranch doch ohnehin nicht. Lass dich nicht von deinen Gefühlen beherrschen.“

„Ich weiß genau, was ich tue“, antwortete sie trotzig.

„Triff keine vorschnelle Entscheidung. Komm doch heute Abend zum Essen zu mir, dann können wir über alles diskutieren.“

„Bei diesem Wetter? Nein, danke.“ Sie schüttelte ablehnend den Kopf.

„Gegen Mittag soll es aufhören zu regnen. Warum willst du dir ins eigene Fleisch schneiden? Komm zum Essen, du hast schließlich nichts zu verlieren.“

„Kein Angebot der Welt wird mich davon überzeugen, an dich zu verkaufen“, entgegnete sie scharf, zog einen Schlüssel aus ihrer Hosentasche und steckte ihn ins Türschloss.

„Hast du etwa Angst vor mir?“

Ruckartig hob sie den Kopf und drehte sich wutentbrannt zu ihm um. Im Zorn schimmerten ihre Augen eher grün als blau.

„Nicht im Geringsten“, antwortete sie hochmütig. „Also schön, ich komme, aber glaube bloß nicht, dass ich meine Meinung ändere!“

„Wie wär’s mit sieben Uhr?“

„Ich werde dort sein.“

„Den Weg kennst du ja“, sagte er, und Megan wurde rot. „Bis später also.“ Auf dem Weg zur Hütte, wo er seinen Wagen geparkt hatte, widerstand er nur mit Mühe dem Impuls, sich nach ihr umzudrehen, dabei hätte er zu gern gewusst, ob sie ihm hinterhersah. Er hatte keine Tür zuschlagen gehört, aber bei dem heftigen Regen war das vielleicht einfach nicht möglich.

Immerhin bestand jetzt doch noch Hoffnung, dass er die Ranch bekam; bisher hatte er schließlich noch jede Frau rumgekriegt. Megan war wunderschön und viel souveräner als früher. Vor sieben Jahren war sie lieb und warmherzig gewesen. Jetzt erinnerte sie eher an eine Furie, doch hinter all der Wut verbarg sich eine selbstbewusste Frau. Sie war nicht mehr die naive, gutgläubige Achtzehnjährige, in die er sich damals verliebt hatte.

Der Gedanke an das Abendessen machte ihn kribblig. Wie lange würde er wohl dafür brauchen, sie zu verführen? Natürlich würde er sein Ziel, die Ranch zu kaufen, nicht aus den Augen verlieren, aber diese neue Megan war einfach zu attraktiv, um sie sich entgehen zu lassen.

In der Hütte packte er seine Sachen zusammen und fuhr zurück zu seiner Ranch, um alles Nötige für das Essen vorzubereiten. Die Natur schien auf seiner Seite zu sein. Der Regen ließ gegen Mittag nach, und die Sonne kam zum Vorschein und zauberte einen riesigen Regenbogen an den Himmel.

Nachdem er die TV-Nachrichten gesehen hatte, ging er ins Büro, um seinen Cousin Chase anzurufen. „Hi, hier ist Jared. In den Nachrichten sagen sie, dass du in Montana auf Öl gestoßen bist. Stimmt das?“

„Noch nicht, aber wahrscheinlich bald“, korrigierte Chase. „Wenn alles wie geplant läuft, mache ich ein Riesengeschäft.“

„Jetzt denkst du bestimmt, dass du die Wette gewinnen wirst“, neckte Jared ihn.

„Das will ich doch hoffen! Ihr zwei werdet euch jedenfalls ranhalten müssen.“

„Ich arbeite gerade an einem interessanten Projekt. Erinnerst du dich noch an Megan Sorenson? Ich will ihre Ranch kaufen.“

„Klasse Idee! Ihr Vater wird außer sich sein.“

„Leider ist es dafür zu spät; der Alte ist tot. Und nachdem Megan erfahren hat, dass ich der Käufer bin, hat sie die Ranch vom Markt genommen.“

„Schade, das wäre wirklich ein gelungener Schachzug gewesen. Das Land ist ideal für die Fasanenjagd, obwohl ich nicht recht sehe, wie du damit unsere Wette gewinnen willst.“

„Abwarten“, antwortete Jared geheimnisvoll. „Ich muss jetzt auflegen. Ich wollte dir nur rasch gratulieren und dir mitteilen, dass ich trotzdem am Ball bleibe.“

„Träum weiter“, antwortete Chase mit einem gutmütigen Lachen.

„Das werde ich.“ Jared legte rasch auf, um das letzte Wort zu haben – seit Kindertagen eine Angewohnheit zwischen ihnen. Eine Weile saß er da und starrte aus dem Fenster. Was jetzt?

Der Tag zog sich unerträglich in die Länge, aber schließlich war es Zeit zu duschen. Anschließend rasierte er sich und zog einen beigefarbenen Pulli, eine Baumwollhose und handgefertigte Cowboystiefel an, die ihn noch größer erscheinen ließen, als er ohnehin schon war.

Megan erschien pünktlich um sieben, und er empfing sie auf der Veranda. Er beobachtete, wie sie aus ihrem Geländewagen stieg und auf ihn zukam. Ihr Anblick in dem marineblauen Kleid, dessen Rock um ihre schönen Waden schwang, verschlug ihm den Atem. Eine Schleife hielt ihr Kleid auf der linken Schulter zusammen, während die andere nackt war. Der geschlitzte Rock zeigte beim Gehen ihre langen Beine. Das Haar hatte sie im Nacken zu einem Knoten geschlungen. Sie sah äußerst elegant aus. In der Öffentlichkeit würde sie sofort sämtliche Blicke auf sich ziehen – bewundernde der Männer und neidische der Frauen.

Jared fragte sich, ob sich das Kleid beim Öffnen der Schleife lösen würde. Er begehrte Megan plötzlich mit einer Intensität, die ihm einen Schock versetzte. Ihr Anblick löschte jeglichen Gedanken an Rache, die alten Wunden und seine Wut aus. Alles, was er sah, war eine hinreißende Schönheit, die er verführen wollte.

„Guten Abend, Jared.“

Ihre Begrüßung brachte ihn mit einem Ruck in die Realität zurück. „Du siehst umwerfend aus“, entgegnete er heiser und sah in ihre kühlen, von dichten Wimpern umrahmten türkisblauen Augen. „Willkommen auf meiner Ranch“, fügte er hinzu. „Komm rein.“

Wortlos kam sie die Stufen hoch und ging an ihm vorbei. Wieder nahm er ihr Parfüm wahr, einen Duft, den er nicht identifizieren konnte. Den Blick auf ihren Hüftschwung gerichtet, folgte er ihr in die Eingangshalle. Megan war atemberaubend. Die offene, fröhliche Achtzehnjährige hatte sich in eine leidenschaftliche Schönheit verwandelt.

„Ich grille gerade Steaks. Lass uns nach hinten auf die Terrasse gehen“, schlug er vor, als er sie eingeholt hatte.

Weiterhin schweigend, ging sie neben ihm her. Auf der Terrasse stieg Rauch von einem großen Edelstahlgrill auf.

„Du hast dich hier anscheinend mit allem Nötigen eingerichtet.“ Sie sah sich um.

„Kann ich dir etwas zu trinken bringen?“

„Weißwein, bitte.“

Sie folgte ihm zur Bar, wo er ihr ein Glas einschenkte. Dann drehte er sich zu ihr um und reichte es ihr. Die flüchtige Berührung ihrer Finger wirkte elektrisierend.

Megan legte den Kopf schief und sah ihn forschend an. „Du kehrst vermutlich bald nach Texas zurück, stimmt’s?“

„Kommt darauf an, wie du dich entscheidest. Jetzt, nachdem ich dir begegnet bin, habe ich es nicht besonders eilig.“

„Hör auf zu flirten, Jared. Oder ist das etwa zu viel verlangt?“

„Nein, du hast recht, aber in deiner Gegenwart kann ich einfach nicht rein geschäftlich bleiben.“

„Vertraulichkeiten nützen dir auch nichts.“

Jared lächelte. „Warte nur ab. Vielleicht kann ich dich später noch eines Besseren belehren.“

Megan betrachtete den inzwischen wieder mit grauen Wolken bedeckten Himmel.

„Als ich über den Fluss gefahren bin, reichte das Wasser fast bis zur Brücke.“

„Hast du etwa Angst, hier festzusitzen?“, fragte er belustigt.

Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn kühl an. „Keineswegs. Ich werde fahren, bevor es dazu kommt.“

„Lass uns auf die Zukunft trinken und die Vergangenheit vergessen.“ Er ignorierte ihre Bemerkung und hob sein Glas.

„Das hat doch alles keinen Zweck, Jared.“ Sie nahm einen Schluck Wein.

„Megan, wir haben uns damals gegenseitig verletzt. Immerhin warst du zwei Monate nach mir schon mit einem anderen verheiratet.“ Jared hoffte, man hörte ihm nicht an, wie sehr diese Tatsache ihn noch immer schmerzte.

„Wie du sicher weißt, hat meine Ehe nicht viel länger als einen Monat gedauert.“ Jetzt war sie wütend.

Es hatte ihm damals buchstäblich den Boden unter den Füßen weggerissen, als seine Eltern ihm von dem Empfang erzählten, den ihr Vater für die Neuvermählten gegeben hatte. Die Nachricht von ihrer Scheidung hatte ihn daher mit Genugtuung erfüllt. „Wo steckt eigentlich dein Sohn?“

„Bei meiner Tante und meinem Onkel in Sioux Falls“, antwortete sie kurz angebunden. „Er verbringt dort immer einen Teil der Sommerferien.“

Sie wirkte plötzlich verschlossen und distanziert, und auf ihrem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Furcht und Wut wider. Jared musste sich beherrschen, um seine bitteren Gefühle ihr gegenüber nicht offen zu zeigen. Schließlich wollte er den Kauf der Ranch nicht aufs Spiel setzen.

„Ich hatte damals keine Gelegenheit, dir alles zu erklären“, sagte er. „Aber ich habe dir wirklich nie wehtun wollen.“ Das musste ihr als Erklärung genügen. Die schlichte Wahrheit über ihren Vater würde sie ohnehin nicht glauben.

Megan schlenderte über die Terrasse. „Jared, lass uns nicht über die Vergangenheit reden. Wie du selbst gesagt hast, es ist vorbei.“

„Kein Problem. Allerdings kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass du wegen eben dieser Vergangenheit vom Verkauf der Ranch zurückgetreten bist. Gib es doch ruhig zu. Du wolltest verkaufen, bis du entdeckt hast, dass ich der Käufer bin.“

„Das bestreite ich auch gar nicht. Mein Dad hätte nie an dich verkauft, und ich werde es auch nicht tun – niemals.“

Ihre weit geöffneten Augen schimmerten wieder grünlich.

„Warte doch erst einmal ab, was ich zu zahlen bereit bin.“ Wenn sie die Summe hörte, würde sie mit Sicherheit nachgeben.

„Ich habe mich von dir schon zum Abendessen überreden lassen. Mach mir dein Angebot, und dann verschwinde aus meinem Leben.“

Megan wandte den Blick ab, doch es kam ihm vor, als würde mehr hinter ihren Worten stecken. Er wurde das Gefühl nicht los, dass ihm etwas entgangen war, aber er hatte keine Ahnung, was.

„Denke ja nicht, dass ich dich so bald in Ruhe lasse. Zwischen uns ist noch viel zu viel ungeklärt.“

„Du glaubst doch wohl nicht etwa, wieder an alte Zeiten anknüpfen zu können?“

Diese Frage stieß sie so vehement hervor, dass Jared richtig erschrak. Unruhig ging sie weiter auf und ab, und er starrte hinter ihr her. Warum war sie nur so feindselig und verbittert? Klar, er und sie hatten einst heiraten wollen, aber schließlich war es ja nicht so, dass er sie vor dem Altar hatte stehen lassen. So weit war es nämlich gar nicht gekommen. Er hatte gerade erst nach einem Verlobungsring Ausschau gehalten, als ihr Vater ihre Hochzeitspläne durchkreuzte. Das war lange her, trotzdem reagierte Megan so wütend, als wäre es erst letzte Woche und nicht vor sieben Jahren geschehen.

„Ich sehe mal nach dem Essen“, sagte er und ging zum Grill. Er wendete die Steaks und warf zwischendurch einen Blick auf Megan, die noch immer unruhig auf der Terrasse umherwanderte. War sie wirklich so sehr an der Umgebung interessiert, wie sie tat, oder wich sie ihm einfach nur aus?

Kopfschüttelnd ging er ins Haus, um alles für das Dinner vorzubereiten. Da es jederzeit wieder regnen konnte, wollte er lieber drinnen essen.

Er nahm sich vor, Megan nicht unter Druck zu setzen. Auf keinen Fall durfte sie wieder nach Hause fahren, bevor er sie zum Verkauf der Ranch überredet hatte. Er wollte nicht mit leeren Händen nach Texas zurückkehren. Also musste er ihr ein Angebot machen, das sie nicht ablehnen konnte. Außerdem verfolgte er noch ein weiteres Ziel – er wollte mit ihr schlafen.

Als er nach draußen zurückkehrte, um die fertigen Steaks zu holen, lief sie noch immer auf der Terrasse herum. Er nutzte die Gelegenheit, um sie heimlich zu beobachten. Ihr Anblick weckte die Erinnerung an ihre leidenschaftliche erste Nacht, in der er ihr die Unschuld genommen hatte.

Irritiert legte er die Steaks auf zwei Teller und ging zu ihr hinüber. „Das Essen ist fertig. Ich dachte, wir bleiben lieber drinnen – da ist es gemütlicher.“

„Gut“, sagte sie lächelnd. „Obwohl Gemütlichkeit bei einem Geschäftsessen etwas unangebracht ist.“

„Schön, dass du endlich mal lächelst. Steht dir gut.“

„Ein Lächeln bedeutet noch gar nichts“, antwortete sie auf dem Weg ins Haus.

Jared nahm ihren Arm und hielt sie fest, sodass sie sich zu ihm umdrehen musste. Es lag ihm auf der Zunge, mit der Wahrheit über ihren Vater herauszurücken, aber er beherrschte sich gerade noch rechtzeitig. Sie sollte nicht den Eindruck gewinnen, er wolle sich rechtfertigen. „Megan“, sagte er ernst. „Gib doch endlich zu, dass du nur deshalb so feindselig bist, weil ich dich vor sieben Jahren verlassen habe. Die Fehde zwischen unseren Vätern spielt dabei keine Rolle. Es geht hier nur um dich und mich, nicht wahr?“

2. KAPITEL

Megan sah mit klopfendem Herzen zu ihm auf. „Du hast völlig recht. Und ich hasse dich noch immer dafür, Jared.“ Sie wünschte ihn mit solcher Verzweiflung aus ihrem Leben fort, dass sie vor Nervosität zitterte. Sein Auftauchen am Morgen hatte ihr einen unglaublichen Schock versetzt.

Das Schlimmste war, dass er sie alles andere als kaltließ. Ihr Körper reagierte fast automatisch auf ihn. Er sah besser aus und war viel anziehender als in ihrer Erinnerung. Er war groß, dynamisch und sexy – alles Qualitäten, die sie nicht ignorieren konnte.

„Ich bin überrascht, dass du wegen dieser Sache selbst hergekommen bist. Du besitzt schließlich eine Kette sehr erfolgreicher Restaurants und ganze Hochhäuser mit Apartments. Damit hast du doch bestimmt genug um die Ohren.“

„Ich interessiere mich eben für deine Ranch. Für dich übrigens auch. Ich finde es seltsam, dass du nicht wieder geheiratet hast.“

„Warum?“ Ihre Handflächen wurden feucht vor Nervosität. Sie konnte nur hoffen, er merkte ihr das nicht an. „Ich bin eine geschiedene Singlemutter und beruflich stark eingespannt. Außerdem bin ich noch jung – sechs Jahre jünger als du, wie du weißt. Ich habe einfach noch nicht den Richtigen gefunden.“

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass du mir nicht die ganze Wahrheit sagst.“

Megan wurde übel. „Mehr Erklärungen habe ich nicht zu bieten.“ Sie war so angespannt, dass sie sich für einen Moment in seinen dunklen Augen verlor. Sein Blick ging zu ihrem Mund, und ihre Lippen öffneten sich reflexartig. Schrecklich, wie sie auf ihn reagierte. Noch dazu lächelte er spöttisch. Anscheinend wusste er genau, welche Wirkung er auf sie hatte.

Er hob eine Hand, und sie ließ es zu, dass er langsam mit dem Zeigefinger über ihre Wange strich.

„Es könnte alles ganz anders zwischen uns laufen. Warum erneuern wir nicht einfach eine gute alte Freundschaft?“

„Sie war gut, bis du ohne ein Wort verschwunden bist!“, entgegnete sie, warf den Kopf zurück und trat einen Schritt zurück. Am liebsten wäre sie sofort ins Auto gestiegen und davongefahren. „Das mit uns ist schon lange vorbei, Jared. Ich …“

„Lass uns essen“, unterbrach er sie und ging mit großen Schritten ins Haus.

Es kam ihr vor, als hätte er ihre Gedanken erraten. Aufgewühlt und mit klopfendem Herzen folgte sie ihm mit Blicken. Warum wurde sie ausgerechnet jetzt mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, wo sie endlich etwas Frieden gefunden hatte? Wenn er sie doch nur in Ruhe ließe! Hoffentlich dauerte das Essen nicht so lange. Sobald es vorbei war, würde sie nach Hause fahren, und er würde hoffentlich nach Texas verschwinden.

Kurze Zeit später saßen sie an einem Tisch, auf dem Teller mit saftigen Steaks, dampfende Kartoffeln und ein frischer Salat standen.

„Erzähl mir von deinem Leben in Santa Fe. Du besitzt inzwischen eine Galerie?“

Lächelnd nahm sie einen Schluck Wasser. „Du hast bestimmt genaueste Erkundigungen über mich eingeholt. Gib zu, dass du ein Dossier über mich hast.“

„Eigentlich nicht“, antwortete er. „Ich kenne nur ein paar Eckdaten. Du bist Töpferin und lebst mit deinem Sohn in Santa Fe. Du bist Single und hast deine eigene Galerie.“

„Mehr gibt es auch nicht zu erzählen“, antwortete sie. „Santa Fe ist eine friedliche, blühende Künstlerkolonie, in der man ein gewisses Maß an Privatsphäre wahren und trotzdem als Künstlerin in der Öffentlichkeit präsent sein kann, und das gefällt mir ausgezeichnet. Mehr brauchst du nicht zu wissen. Du hingegen stehst natürlich ständig im Mittelpunkt der Medien.“

„Das hat überhaupt nichts zu sagen.“

„Anscheinend hast du ein Vermögen mit deiner exklusiven Kette Dalton’s Steakhouses verdient.“

„Ich hatte einfach Glück. Das erste Restaurant in Dallas war ein größerer Erfolg, als ich mir je hätte träumen lassen. Die Leute buchen einen Monat im Voraus, um dort zu essen.“

„Klingt beeindruckend. Du hattest also quasi aus dem Nichts einen Riesenerfolg.“

Jared zuckte die Achseln. „Mein Dad hat mich nach dem Studium finanziell großzügig unterstützt. Meinen jüngeren Brüdern wollte er später ebenfalls helfen, aber das war dann nicht mehr nötig. Ich habe genug verdient, um sie mit ins Geschäft zu holen.“

„Erzähl mir mehr von deinem Leben und deiner Arbeit.“

Ihre offensichtliche Weigerung, über sich selbst zu reden, schien ihn zu belustigen. Doch trotz der höflichen Konversation konnte sie die unterschwellige Spannung zwischen ihnen nicht ignorieren, genauso wenig wie die starke und unerwünschte Anziehung, die Jared auf sie ausübte. So vieles an ihm war ihr vertraut. Sie fühlte sich innerlich zerrissen von Schuldgefühlen, Wut und Verlangen. Mehr als sechs Jahre lebte sie nun schon mit einem Geheimnis. War ihr Stillschweigen womöglich ein Fehler gewesen?

Das Essen schien kein Ende zu nehmen, und sie waren noch immer nicht zum eigentlichen Thema gekommen. Um sich von ihren quälenden Gedanken abzulenken, versuchte sie sich auf Jareds Worte zu konzentrieren.

„Mein Leben ist nicht halb so interessant, wie du vielleicht glaubst“, erzählte er. „Ich arbeite viel, meistens in der Firmenzentrale in Dallas. Manchmal gehe ich abends aus, aber nichts Aufregendes. Ich reise viel und habe kein Liebesleben, das man ernst nehmen könnte. Gibt es in deinem Leben eigentlich irgendwelche Männer?“

Megan hätte am liebsten mit Ja geantwortet, ging aber lieber auf Nummer sicher. Vielleicht hatte er trotz seiner gegenteiligen Beteuerung doch gründliche Informationen über sie eingeholt. „Nein, mein Sohn und meine Arbeit füllen mich komplett aus.“

„Du bist eine schöne, begehrenswerte Frau“, sagte Jared überrascht. Seine Stimme klang plötzlich heiser. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es in deinem Leben keinen Mann gibt. Das muss deine Entscheidung sein.“

„Danke“, sagte sie. Sie wollte ihm eine möglichst knappe Antwort geben und dann zu einem anderen Thema übergehen, doch ihre Stimme klang verräterisch zittrig. „Vermutlich ist das tatsächlich meine Entscheidung, aber ich hätte ohnehin nicht genug Zeit für einen Mann. Die Tage sind immer viel zu kurz.“ Obwohl das Steak köstlich war, hatte sie keinen Appetit. Sie musste sich zu jedem Bissen zwingen.

„Erzähl mir von Ethan.“

Megan erschrak, als sie den Namen ihres Sohnes aus Jareds Mund hörte.

„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Er ist ein ganz normaler Sechsjähriger. Er spielt Fußball und Tischtennis und hat eine Begabung für Zahlen, sogar schon in seinem zarten Alter. Er ist groß und hat mein schwarzes Haar geerbt.“

„Haben dein Ex-Mann und du das gemeinsame Sorgerecht?“

Nervös schüttelte sie den Kopf. „Nein. Mike wollte unsere Ehe genauso schnell beenden wie ich. Als er von meiner Schwangerschaft erfuhr, waren wir bereits geschieden. Er hat mir das volle Sorgerecht übertragen. Ethan interessiert ihn nicht, die beiden kennen sich noch nicht einmal.“

„Ich finde es unfassbar, dass ein Mann keinen Kontakt zu seinem eigenen Sohn haben will. Es tut mir leid für den Jungen“, sagte Jared. „Aber wenigstens war er zu jung, um zu verstehen, was passiert ist.“

Draußen donnerte es wieder, und Megan drehte sich zum Fenster um. „Ich möchte lieber nach Hause zurückfahren, bevor es anfängt zu regnen.“ Als sie wieder Jared anschaute, begegnete sie seinem Blick aus dunklen Augen. Er verunsicherte sie. „Lass uns endlich zum Punkt kommen und dieses Gespräch hinter uns bringen. Meine Ranch steht nicht zum Verkauf.“

„Denk noch einmal darüber nach“, antwortete er leichthin und lehnte sich im Stuhl zurück. „Du willst doch in New Mexico bleiben, oder?“

„Stimmt, aber solange meine Tante und mein Onkel noch am Leben sind, fühle ich mich auch an South Dakota gebunden. Die beiden stehen Ethan genauso nahe wie mir.“

„Wenn du die Ranch zu dem Preis verkaufst, den ich dir biete, könntest du dir ein eigenes Flugzeug mit Pilot leisten oder jederzeit eins chartern. Die Ranch ist doch nur eine Last für dich. Außerdem wird sie herunterkommen, wenn du dich nicht ständig um sie kümmerst.“

„Ich bin mir der Problematik bewusst.“

„Warum ziehen dein Onkel und deine Tante eigentlich nicht hierher?“

Megan schüttelte den Kopf. „Sie sind richtige Stadtmenschen. Ich habe ihnen angeboten, sie für die Leitung der Ranch zu bezahlen und ihnen einen Anteil daran zu überschreiben, aber sie bleiben lieber in Sioux Falls. Onkel Thomas und Dad haben sich nie gut verstanden; er hat einfach kein Interesse an der Ranch.“

„Du willst doch hoffentlich nicht weiterhin Geld in ihren Unterhalt stecken, nur um mir eins auszuwischen? Das wäre pure Verschwendung.“

„Unsere Ranch ist sehr profitabel, wie du weißt. Genau deshalb ist sie doch auch so attraktiv für dich.“

Jared schüttelte den Kopf. „Sie ist nur profitabel, wenn sie vernünftig läuft. Dein Vater hat jede Menge Zeit und Geld in den Betrieb investiert. Du kannst nicht gleichzeitig in Santa Fe leben und hier alles so weiterführen wie er.“

Jared hatte natürlich recht, aber das wollte sie nicht zugeben. Wenn sie auf ihrem Standpunkt beharrte, würde er sie vielleicht endlich in Ruhe lassen, und sie konnte dann später einen anderen Käufer suchen.

„Dann willst du also doch die Galerie schließen und hierher ziehen?“

Die Frage klang beiläufig, aber seine äußerliche Gelassenheit trog. Obwohl sie Jared seit Jahren nicht gesehen hatte, spürte sie das genau. „Das wird bestimmt nicht nötig sein“, antwortete sie ähnlich gelassen wie er. „Falls doch, werde ich eben jemanden engagieren, der die Galerie übernimmt.“

Die Atmosphäre war inzwischen so angespannt, dass sie zu essen aufgehört hatten. Draußen donnerte es immer häufiger. „Jared, ich muss jetzt los, bevor die Brücke überflutet ist.“

„Du hast noch jede Menge Zeit“, sagte er wegwerfend.

Anscheinend glaubte er, sogar Macht über das Wetter zu haben, was sie unter anderen Umständen amüsiert hätte.

„Ich mache dir einen Vorschlag. Ich zahle dir eine Million mehr, als du für die Ranch verlangst. Also überlege dir gut, ob du bei deiner Entscheidung bleiben willst.“

Fassungslos starrte Megan ihn an. Eine Million mehr war kein Pappenstiel. Zusätzlich zu ihrem Preis war die Summe geradezu fantastisch. „Wirklich beeindruckend.“ Sie sah ihn prüfend an. „Warum willst du die Sorenson-Ranch eigentlich unbedingt haben?“

„Unter anderem wegen der Wasserrechte.“

„Der Fluss fließt durch die Dakotas weit nördlich von uns. Du kannst nicht das ganze Wasser kontrollieren.“

Er lächelte selbstgefällig. „Stimmt, aber je mehr Kontrolle ich habe, desto besser. Außerdem läuft deine Ranch gut. Wenn ich nicht absolut sicher wäre, dass sich die Investition lohnt, hätte ich kein Interesse. Ich habe dir ein verdammt gutes Angebot gemacht, Megan, das weißt du genau. Deine Wut auf mich trübt anscheinend dein Urteilsvermögen. So unprofessionell leitest du deine Galerie bestimmt nicht.“

„Ich war auch noch bei keinem Geschäft emotional so involviert wie hier. Wie soll ich da objektiv bleiben?“, fragte sie, obwohl es ihr gegen den Strich ging, die Tiefe ihrer verletzten Gefühle zu offenbaren. Jareds Augen weiteten sich ungläubig. Was dachte er sich eigentlich? Schon seine bloße Gegenwart tat ihr weh. Draußen donnerte es wieder. Es wurde allmählich höchste Zeit, den Abend zu beenden.

„Du bist ein skrupelloser Mensch, Jared“, sagte sie ausdruckslos.

„Das stimmt nicht. Zumindest nicht in deinem Fall, wie du weißt. Mein Angebot ist mehr als großzügig. Es übersteigt sogar den Wert der Ranch. Nichts daran ist skrupellos. Die meisten würden es widerspruchslos akzeptieren.“

Zu ihrem Schreck berührte er plötzlich ihre Hand. Ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus.

„Aber schließlich bist du nicht wie die meisten“, fügte er mit heiserer Stimme hinzu.

Megan holte tief Luft. Er senkte den Blick auf ihren Mund, der augenblicklich zu kribbeln begann.

„Denk darüber nach.“

Noch immer hielt er sie fest und tastete mit dem Daumen nach ihrem rasenden Puls. Seine Augen glitzerten befriedigt; offensichtlich spürte er genau, dass sie körperlich noch immer stark auf ihn reagierte. Knisternde Spannung lag in der Luft. Megan wollte den Blick abwenden oder etwas sagen, um die angespannte Stille zu durchbrechen, war jedoch wie gebannt von seinem Blick. Unwillkürlich musste sie daran denken, wie es damals gewesen war, mit ihm zu schlafen. Sie konnte sich noch an jede Nuance seiner Küsse erinnern.

„Bleiben wir doch bitte beim Geschäftlichen.“ Sie rang mühsam um Fassung.

Plötzlich wurde ihr bewusst, dass es draußen regnete. Seit wann eigentlich? Sie war so vertieft in das Gespräch gewesen, dass sie nichts davon mitbekommen hatte, dabei goss es geradezu. Abrupt erhob sie sich. „Ich werde jetzt gehen. Eigentlich hatte ich schon vor dem Regen aufbrechen wollen.“

„Bleib doch sitzen und warte, bis der Schauer vorbei ist“, schlug Jared vor. „Wir können trotzdem noch höflich miteinander umgehen. Wenn du willst, reden wir auch nicht mehr über die Ranch.“

„Ich habe sonst nichts mit dir zu besprechen, Jared.“ Sie betete innerlich, dass er nie erfuhr, wieso es so schwierig für sie war, mit ihm zusammen zu sein. Der ganze Tag war ein einziger Albtraum gewesen.

„Die Rückfahrt wird nicht leicht. Soll ich dich nicht lieber fahren und dir morgen den Wagen vorbeibringen lassen?“

„Nein.“ Sie nahm ihre Handtasche. Jared folgte ihr und holte sie ein.

„Hast du einen Regenmantel oder einen Schirm dabei?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe meinen Schirm im Auto liegen lassen.“

„Warte einen Augenblick, ich leihe dir einen.“

Sie sah ihm hinterher. Beim Anblick seines schlanken Körpers und der langen Beine fiel ihr wieder ein, wie gut er sich früher angefühlt und wie gern sie ihn berührt hatte. Genervt drehte sie sich zum Fenster um und sah, wie heftig der Regen dagegenprasselte. Sie wollte einfach nur raus. Irgendwie würde sie es schon über die Brücke schaffen. Jedenfalls würde sie auf keinen Fall die Nacht in Jareds Haus verbringen! Erleichtert sah sie ihn mit einer Regenjacke und einem Schirm zurückkehren.

„Hier, bitte. Ich kann beides entbehren.“

„Danke. Wo willst du hin?“, fragte sie, als er sich ebenfalls einen Regenmantel überzog.

„Ich werde dir in meinem Wagen folgen und aufpassen, dass du sicher über die Brücke kommst. Eigentlich habe ich sie schon lange ersetzen lassen wollen, aber sobald es mal länger nicht regnet, vergesse ich es. Manchmal wird sie jahrelang nicht überflutet.“

„Ich komme schon allein klar. Danke für das Dinner, Jared. Ich werde über dein Angebot nachdenken und mich dann bei dir melden.“ Das sagte sie schon im Gehen über die Schulter. Er war dicht hinter ihr und streckte seinen Arm an ihr vorbei, um ihr die Autotür zu öffnen. Sein Wagen war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich musste er erst durch das Haus zurück in die Garage gehen, um ihn zu holen. Egal, jetzt kam es nur noch darauf an, den Fluss zu überqueren.

Sie ließ den Motor des Geländewagens an und fuhr los. Angestrengt starrte sie durch die Windschutzscheibe, deren Scheibenwischer nicht ordentlich mit den Wassermassen fertig wurden.

Jeder Blitz machte sie noch nervöser. Das grelle Licht erhellte mit riesigen Pfützen bedeckte Felder, und im Straßengraben strömte das Wasser wie in einem Bach. Offensichtlich konnte der durchtränkte Boden den Regen nicht mehr aufnehmen.

Hoffentlich sind wir nicht schon von der Außenwelt abgeschnitten! Nicht hier und jetzt. Warum hatte sie sich nur von Jared zu diesem Essen überreden lassen? Sie hätten die Sache doch auch anders klären können.

Megan fuhr gerade über einen Hügel, als wieder ein Blitz über den Himmel zuckte. Beim Anblick des Flusses vor ihr stieß sie einen Schreckenslaut auf. Obwohl ihre Umgebung kurz darauf wieder in Dunkelheit gehüllt war, brannte sich das Bild unauslöschlich in ihr Gedächtnis ein: Die Brücke war verschwunden.

Sie warf einen Blick in den Rückspiegel und erlebte eine weitere Überraschung. Hinter ihr waren Scheinwerfer zu sehen, die sich rasch näherten. Das musste Jared sein.

Beim nächsten Blitz erkannte sie, dass nur noch der obere Teil des Brückengeländers aus dem Wasser ragte. Verzweifelt wurde ihr bewusst, dass die Überquerung des Flusses unmöglich war. Hinter ihr drückte Jared auf die Hupe, bremste und stieg aus seinem schwarzen Pick-up. Er kam zur Beifahrerseite ihres Wagens gelaufen. Widerstrebend entriegelte sie die Tür und ließ ihn rein.

„Du kannst die Brücke jetzt unmöglich überqueren. Tut mir leid, Meg!“ Er setzte sich und schlug die Tür zu.

„Megan, bitte schön!“, korrigierte sie ihn. Es war das erste Mal seit ihrem Wiedersehen, dass er sie Meg genannt hatte.

„Komm, lass uns zu mir zurückfahren. Ich habe genügend Gästezimmer.“

Ein weiterer Blitz ließ erkennen, dass der Fluss immer weiter über das Ufer trat.

„Wenn diese Nacht erst einmal überstanden ist, wirst du das alles bestimmt ganz schnell vergessen.“

Sie drehte sich zu ihm um und stellte fest, dass er sie beobachtete.

„Wenn du willst, werde ich deinen Wagen für dich wenden.“

„Nicht nötig, aber trotzdem danke“, antwortete sie. „Ich bin bislang immer gut allein zurechtgekommen.“ Es fiel ihr schwer, ihre Aversion zu verbergen.

Ihr Handy klingelte, und sie zog es aus der Tasche. Ihr Sohn war am Apparat. Sie warf Jared einen nervösen Blick zu. Angst und Schuldgefühle plagten sie, als sie sich meldete.

Jared winkte ihr zum Abschied zu und stieg aus dem Auto. Erleichtert seufzte sie auf, obwohl ihr klar war, dass jetzt auf den angespannten Abend eine noch anstrengendere Nacht folgen würde. Sie fasste sich kurz und versprach zurückzurufen, sobald sie im Trockenen war. Dann wendete sie den Wagen, dessen Räder bereits im Wasser standen.

Noch immer prasselte der Regen in Strömen herab, trommelte laut auf das Dach und tauchte alles außerhalb des Scheinwerferlichts in undurchdringliche Dunkelheit. Jareds Pick-up war bereits verschwunden. Der Gedanke, unter einem Dach mit ihm übernachten zu müssen, machte sie noch nervöser, als sie ohnehin schon war. Sein Haus konnte gar nicht groß genug sein, um sie seine Gegenwart vergessen zu lassen. Bis auf Weiteres waren sie dort trotzdem zusammengepfercht.

Megan versuchte, sich keine Sorgen zu machen. Irgendwie würde sie die Nacht schon hinter sich bringen und Jared so gut es ging aus dem Weg gehen. Er hatte sie den ganzen Abend so heiß und begehrlich angesehen, dass ihr Körper von Kopf bis Fuß zu prickeln schien. Sein Blick war alles andere als distanziert oder geschäftsmäßig gewesen.

Schon früher hatte er seine Ziele immer erbarmungslos verfolgt. Diesmal hatte er es auf die Ranch abgesehen, doch auf keinen Fall würde sie zulassen, dass er sie verführte, um das zu bekommen, was er wollte.

Megan straffte die Schultern. Sie musste ihn von sich und ihrem Leben fernhalten, bevor er herausfand, was er nie erfahren durfte.

Sie war so in ihre Gedanken und Sorgen versunken, dass sie kaum noch auf die Straße vor ihr achtete. Als der Wagen plötzlich unerwartet ins Schleudern geriet, riss sie sich zusammen und richtete ihre Konzentration voll aufs Fahren.

Wie sie vermutet hatte, wartete Jared bereits auf der beleuchteten Veranda, als sie vor dem Haus vorfuhr. Er hatte einen Fuß auf das Geländer gestützt, und sie fragte sich, wieso er nur so verdammt sexy aussah. Das machte es viel schwieriger, kühle Distanz zu wahren. Die gemeinsame Vergangenheit, für sie insgeheim die beste Zeit ihres Lebens, machte es unmöglich, in seiner Gegenwart neutral zu bleiben.

Megan schaltete den Motor aus und saß eine Minute einfach nur da, um sich zu sammeln. Draußen stürmte es inzwischen. Windböen peitschten über die Erde, was perfekt zu ihrem Gefühlschaos passte. Schließlich holte sie tief Luft, stieg aus und spannte den Regenschirm auf. Schnell rannte sie ins Haus. Ihre unpraktischen Pumps und den Schirm ließ sie in der Halle zurück. „Ich lasse die Schuhe lieber hier stehen, um den Fußboden nicht zu verschmutzen“, erklärte sie überflüssigerweise und folgte Jared durch die Halle.

„Kannst du dich eigentlich noch an dieses Haus erinnern?“

„Natürlich“, antwortete sie kurz angebunden. Er legte den Kopf schief und sah sie von der Seite an. Eine seiner Augenbrauen hob sich fragend. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie kannte diesen Blick nur allzu gut.

„Du hast hier nicht viel verändert, wenn ich mich recht erinnere.“ Sie musterte die Topfpalmen und die gerahmten Küstengemälde.

„In diesem Teil des Hauses nicht, aber ich habe die Küche erweitert und ein Schlafzimmer für mich angebaut. Wie gefällt es dir?“

Er stieß eine Tür auf, knipste einen Lichtschalter an und betrat ein Zimmer, das mit einem riesigen Pfostenbett und Walnussmöbeln ausgestattet war.

„Gut.“

„Lass uns zurück in die Küche gehen und etwas Warmes trinken. Was hättest du gern? Heiße Schokolade, Tee oder doch lieber etwas Kaltes?“

„Heißen Tee, bitte. Ich habe meinem Sohn vorhin versprochen, ihn zurückzurufen. Wenn du mich bitte entschuldigen würdest?“ Megan zog ihr Handy aus der Tasche und ging ins Wohnzimmer. Während sie mit Ethan telefonierte, stand sie vor dem Terrassenfenster und sah hinaus in den Regen. Sie vermisste ihren Sohn sehr und bedauerte, ihn jetzt nicht in die Arme nehmen zu können, aber bei ihren Verwandten war er bestens aufgehoben. Sie musste sich keine Sorgen machen. Dann sprach sie noch kurz mit ihrer Tante und erzählte ihr, dass sie auf Jareds Ranch festsaß.

Bei jedem Blitz konnte sie erkennen, dass der Regen noch nicht nachgelassen hatte. Die Pfützen wurden größer und größer. Es bestand die Gefahr, dass sie auch am kommenden Morgen noch nicht nach Hause fahren konnte.

Nachdem sie ihrer Tante versichert hatte, dass alles in Ordnung war, steckte sie ihr Handy weg und ging zu Jared in die Küche. Sie setzte sich auf einen Barhocker und beobachtete, wie er gelbe Porzellanbecher auf ein Tablett stellte. Seine Gesichtszüge waren ihr unglaublich vertraut, was kein Wunder war. Wenn er jemals Ethan sähe, wüsste er sofort Bescheid.

Bei dem bloßen Gedanken an diese Möglichkeit bekam sie Panik. Mit seinen braunen Augen und dem schwarzen Haar sah Ethan seinem Vater so ähnlich, wie es überhaupt nur möglich war; sogar das Grübchen im Kinn hatte er von ihm geerbt.

Ein lauter Donnerschlag ertönte und ließ für einen Moment das Deckenlicht flackern. Jared trat zu ihr und warf einen Blick aus dem Fenster.

„Ich hole für alle Fälle Kerzen“, sagte er und ging in die Speisekammer.

„Das hat mir gerade noch gefehlt“, murmelte Megan vor sich hin. Hoffentlich musste sie nicht den Rest des Abends bei Kerzenschein mit ihm verbringen. Er war auch so schon verführerisch genug.

Als er mit den Kerzen zurückkam, lenkte sie das Gespräch vorsichtshalber auf seine Arbeit und folgte ihm ins Wohnzimmer. Dort kuschelte sie sich in einen Sessel. Das Licht war gedämpft, Jared hatte leise Musik angemacht, und draußen prasselte der Regen. Er setzte sich auf das Sofa neben ihr und stellte das Tablett mit dem dampfenden Teebecher und einer Kaffeetasse auf den Sofatisch. Normalerweise hätte sie die Atmosphäre als behaglich empfunden, aber in dieser Situation wollte sie einfach nur austrinken, auf ihr Zimmer gehen und die Tür hinter sich abschließen.

Während er ihre Fragen über seine Büros in Dallas und Paris, seine Geschäftsreisen und seine Häuser beantwortete, fragte sie sich plötzlich, ob sie damals nicht den größten Fehler ihres Lebens gemacht hatte. Hätte sie Jared nicht schon längst mitteilen müssen, dass er der Vater ihres Sohnes war?

War es falsch gewesen, keinen Kontakt zu ihm aufzunehmen? Im selben Moment wusste sie, dass sie jederzeit wieder genauso handeln würde. Jared hatte sie ohne ein Wort sitzen gelassen und bis zu diesem Morgen nie Kontakt zu ihr aufgenommen.

Ihre lange aufgestaute Wut auf ihn wallte für einen Moment wieder in ihr auf, als sie an Jareds Liebeserklärungen und die wilde Leidenschaft zwischen ihnen zurückdachte. Er hatte sie Knall auf Fall einfach so verlassen, ohne ihr auch nur den Ansatz einer Erklärung zu bieten. Als sie sich bei seinen Eltern nach ihm erkundigte, sagten sie ihr, er habe einen neuen Job in Texas angenommen. Sie gaben ihr seine Telefonnummer, doch sie hatte ihn nie kontaktiert. Der Schmerz darüber, verlassen worden zu sein, saß einfach zu tief und wurde noch unerträglicher, als sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr.

Sie würde Jared nie verzeihen!

Trotzdem war sie machtlos gegen ihre Schuldgefühle. Hatte sie ihrem Sohn womöglich eine Beziehung vorenthalten, die sein Leben bereichert hätte? Andererseits war ein Mann, der jemanden einfach so sitzen ließ, kein gutes Vorbild. Vielleicht hätte Jared Ethan ohnehin keine Beachtung geschenkt, was die Sache nur noch schlimmer für ihn gemacht hätte.

Gegen ihren Willen stiegen wieder die Erinnerungen in ihr auf – schmerzliche an Jared und unangenehme an ihren Vater, der außer sich vor Wut über ihre Schwangerschaft gewesen war. Als er davon erfuhr, war Jared schon zwei Monate fort. Sie hatte sofort gewusst, dass sie ihr Baby ohne die Unterstützung ihres Vaters bekommen musste.

Dank ihrer Tante und ihrem Onkel in Sioux Falls war sie nicht völlig allein gewesen; sie hatten ihr bei der Geburt beigestanden.

Jared legte den Kopf schief und warf ihr einen fragenden Blick zu, der ihr nur allzu vertraut war. Wie oft hatte sie den gleichen Blick schon bei ihrem Sohn gesehen?

„Ich habe bisher viel zu viel über mich gesprochen. Erzähl mir von dir“, sagte er.

Er lehnte sich entspannt zurück und zog einen Fuß auf das andere Knie. Plötzlich folgte auf einen besonders grellen Blitz ein gewaltiger Donnerschlag, der die Fensterscheiben klirren ließ. Das elektrische Licht flackerte und erlosch.

„Bleib sitzen.“ Jared erhob sich. „Ich habe alles für den Notfall vorbereitet.“

Beim nächsten Blitz sah sie ihn mit Streichhölzern in der Hand. Er zündete mehrere Kerzen an und steckte sie in Ständer auf dem Tisch.

Das Rauschen des Regens war jetzt deutlicher zu hören, da die Musik verstummt war. Das flackernde Kerzenlicht tauchte Jared in einen goldenen Schein und betonte seine hohen Wangenknochen, die von dichten Wimpern umrahmten Augen, das Grübchen in seinem Kinn und sein glänzendes schwarzes Haar. Unwillkürlich musste Megan daran denken, wie es sich früher angefühlt hatte, ihm durch das Haar zu streichen, das sich bei nassem Wetter immer lockte. Er kam zu ihr und setzte sich wieder, diesmal direkt neben sie auf das Sofa.

„Du siehst fantastisch aus, vor allem bei Kerzenlicht.“

„Danke.“ Gegen ihren Willen freute sie sich über das Kompliment. „Bei Kerzenlicht sieht jeder gut aus. Wechseln wir das Thema – arbeitest du mehr in den USA oder im Ausland?“

„Okay, reden wir weiter über Unverfängliches, wenn dir das lieber ist. Allerdings ist das nicht besonders interessant“, antwortete Jared. „Ich arbeite meistens in den Staaten. Bist du gleich nach Santa Fe gezogen, als du mit der Töpferei anfingst?“

„Nicht sofort.“ Interessierte ihn das wirklich? „Ich habe für einen Innenarchitekten in Sioux Falls und nebenbei selbstständig gearbeitet“, fuhr sie fort. „Durch meine Website und den Innenarchitekten wurde ich allmählich bekannt. Ich hielt es irgendwann für ratsam, mich in Santa Fe niederzulassen, und habe mich dort schließlich ganz selbstständig gemacht.“

„Das hat deinem Vater bestimmt nicht gefallen.“

„Richtig, aber er hielt es für eine lehrreiche Erfahrung. Er war sicher, ich würde scheitern und nach Hause zurückkehren.“ Sie hatte sich damals große Sorgen gemacht, ob sie die richtige Entscheidung damit traf, mit ihrem kleinen Sohn umzuziehen. Sie hatte Angst gehabt, Ethan damit zu viel zuzumuten. Wenn sie es recht bedachte, hatte sie damals ständig in Angst gelebt.

„Hat er dein Talent je anerkannt?“

Sie lächelte. „Als ich irgendwann genug Geld verdient habe, hat er seine Einstellung geändert.“

„Typisch“, sagte Jared. „Nichts ist so überzeugend wie Erfolg. Ich kann mir dich bei der Arbeit mit Ton gar nicht vorstellen.“ Er nahm ihre Hände. „Diese Hände sehen nicht so aus, als würdest du töpfern.“

Seine Berührung steigerte ihr schwelendes Verlangen nach ihm noch, ein Verlangen, das sich weder durch Wut noch Vernunft unterdrücken ließ. Sie holte tief Luft und entzog ihm ihre Hände.

„Ich halte gern deine Hände“, sagte Jared heiser.

„Das kommt vom Sturm und dem Kerzenlicht – und dem Wein, den du beim Essen getrunken hast. Wahrscheinlich hältst du die Hände jeder Frau gern, mit der du den Abend verbringst.“

Er streichelte ihre Wange und schüttelte ernst und nachdrücklich den Kopf. „Kann schon sein, aber das hier ist anders. Ich hatte keine Ahnung, dass es so sein würde, als ich hierher zurückkehrte.“

Megan wurde wütend. Auf keinen Fall würde sie zulassen, dass er die körperliche Anziehung zwischen ihnen zu seinem Vorteil nutzte. Sie fand ihn zwar immer noch attraktiv, aber bisher behielten ihre negativen Emotionen Gott sei Dank die Oberhand.

„Jared, du brauchst mich nicht mit Komplimenten zu umgarnen, bloß weil du etwas von mir willst“, sagte sie brüsk. Sie musste ihn emotional auf Distanz halten.

Er lächelte schief. „Du missverstehst mich gründlich. Ich habe gerade überhaupt nicht mehr an die Ranch gedacht.“

Seine heisere Stimme klang sanft wie eine Liebkosung. Megan trank ihren Tee aus und stand abrupt auf. „Ich gehe jetzt schlafen.“

Er erhob sich ebenfalls. „Es ist noch früh, Megan.“

„Die Zeiten haben sich geändert, Jared. Wir sind nicht mehr dieselben. Ich nehme eine Kerze mit.“ Als sie sich bückte, um ihr Geschirr zu nehmen, umfasste er ihr Handgelenk. Seine Berührung wirkte wie zufällig, ihr Herz machte trotzdem einen Satz, und es überlief sie heiß. Erschrocken sah sie hoch.

„Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Lass das Geschirr stehen“, sagte er.

Sie stand noch immer wie erstarrt über den Tisch gebeugt, nur wenige Zentimeter von Jared entfernt. Das Kerzenlicht zauberte goldene Reflexe in seine braunen Augen.

„Lass mich los“, presste sie angestrengt hervor. Verlangen nach ihm überwältigte sie, gepaart mit Zorn, weil er noch immer eine solche Wirkung auf sie hatte. Ihr wurde bewusst, dass er sie gleich küssen würde – und dass sie sich das insgeheim sogar wünschte. „Nein!“, sagte sie etwas bestimmter. Sie richtete sich auf, und er ließ sie los, wobei er sie jedoch unverwandt mit glühendem Blick ansah.

„Wie wär’s mit einem Waffenstillstand?“, schlug er leise vor. „Es ist alles so lange her, Megan.“

Sie sah ihn wütend an. „Dieses Gespräch ist überflüssig.“ Sie musste um Fassung ringen. Warum konnte sie nicht einfach so tun, als würde die Vergangenheit ihr nichts mehr ausmachen? Sie zündete ein Streichholz an, und wieder umfasste er ihr Handgelenk, sodass sie die Kerze zusammen anzündeten.

Jareds Berührung machte ihr seine körperliche Nähe nur noch stärker bewusst. Noch dazu ließ er sich viel Zeit, den Docht in Brand zu setzen. Am liebsten hätte sie ihm die Hand entrissen, aber sie hatte ihm schon genug von ihren Gefühlen offenbart. Sie sah über die Streichholzflamme hinweg in seine Augen, die begehrlich ihren Mund betrachteten. Sein Blick verschlug ihr den Atem. Ihre Lippen teilten sich. Sie wollte ihn, egal, wie unvernünftig das war.

„Zünde die Kerze an, Jared“, flüsterte sie.

Hauchzart strich er mit dem Daumen über ihr Handgelenk. Wie damals reagierte sie bei ihm auch auf die kleinste Berührung. Ihr Verlangen wuchs mit jedem Herzschlag. Jared stellte die Kerze ab und umfasste ihren Hinterkopf.

„Jared“, flüsterte sie, doch ihr schwacher Protest klang eher wie eine atemlose Aufforderung.

Dann zog er sie an sich und küsste sie.

Seine Lippen waren warm und zärtlich; zart berührte er ihre Zunge mit seiner und ließ sie tief in ihren Mund gleiten. Leidenschaftlich gab sie sich seinem Kuss hin. Er legte den freien Arm um ihre Taille, kam um den Tisch herum und zog sie an sich.

Endlich lag sie wieder in seinen Armen. Wie oft hatte sie von diesem Moment geträumt und dann beim Aufwachen feststellen müssen, dass es nur eine Fantasie war und Jared ihr in Wirklichkeit das Herz gebrochen hatte? Jetzt stand sie tatsächlich hier, sie küsste ihn und fand ihn noch erotischer als in ihrer Erinnerung.

Aus Glut wurde Feuer. Sie widerstand dem Impuls, die Arme um ihn zu schlingen, um ihn noch fester an sich zu ziehen. Ein Teil von ihr sehnte sich verzweifelt nach ihm, und der andere wollte sich losreißen, um zu verhindern, was gerade geschah, aber seine Küsse raubten ihr den Verstand. Hungrig erwiderte sie sie, obwohl sie genau wusste, dass sie damit unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuerte. Jede Sekunde, die verging, steigerte ihr seit Jahren aufgestautes Verlangen. Schließlich schob sie ihn unter Aufbietung ihrer gesamten Willenskraft von sich.

Nur widerwillig ließ er sie los und öffnete die Augen.

„Schluss damit, Jared“, keuchte sie. „Dieser Kuss hat nichts zu bedeuten. Es ist einfach nur schon viel zu lange her, dass ich jemanden geküsst habe.“

„Sei mir nicht böse, Meg. Ich küsse dich nun einmal gern“, sagte er leise. „Es ist ja nichts Schlimmes passiert.“

„Ich gehe jetzt ins Bett!“, sagte sie schroff und ging zur Sicherheit auf die andere Seite des Tisches. „Du brauchst mich nicht zur Tür zu begleiten“, fügte sie hinzu, als er auf sie zukam. „Gute Nacht, Jared!“

„Ich wünschte, ich könnte deine Meinung über mich ändern. Wir waren jung, Megan.“ Sein dunkles Hemd stand am Hals offen, und das Haar fiel ihm in die Stirn. Wegen des Regens war seine Naturkrause ausgeprägter als sonst, und schwarze Locken umrahmten sein Gesicht.

Sie schüttelte den Kopf. „Gute Nacht“, wiederholte sie und ging emotional total erschöpft auf ihr Zimmer.

Sie spürte noch immer seine Lippen auf ihrem Mund und sehnte sich mit jeder Faser ihres Körpers nach ihm. Nicht zu fassen, wie sie auf ihn reagierte! Es war, als hätte er die Büchse der Pandora geöffnet. Vielleicht lag es ja wirklich daran, dass sie schon zu lange allein war, aber bisher hatte sie eigentlich nichts vermisst. Mit der Arbeit und Ethan war ihr Leben so ausgefüllt, dass sie Nacht für Nacht erschöpft ins Bett fiel. Mit einem einzigen Kuss hatte Jared mühelos alles zunichtegemacht. Sie war dahingeschmolzen und hatte diesen Kuss sogar erwidert. Jetzt hatte sie die Bescherung!