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Firat Arslan

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Beschreibung

Firat Arslan, deutsch-türkischer WBA-Boxweltmeister im Cruisergewicht, ist zwischen zwei Welten aufgewachsen. Erst in der Boxarena hat er ein richtiges Zuhause gefunden – und wurde ein international gefeierter Profikämpfer. 19 Jahre hat er für seinen Weltmeistertitel gefightet. Sein Weg war lang und er ist immer noch nicht zu Ende. Zusammen mit Kommunikationstrainer Volker Siegle zeigt Firat Arslan: Alles, was wehtut, macht dich stärker. Manches sogar weise! Ein Motivationsbuch für Boxfans und alle, die wissen wollen, warum man seine Träume nie aufgeben darf und wie man sich auch nach herben Niederlagen zurück an die Spitze kämpft. Das Leben ist ein Boxring.

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Seitenzahl: 129

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BOX!

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Bildnachweis:

8 © IMAGO/Pressefoto Baumann, 13 © IMAGO/Pressefoto Baumann, 33 © IMAGO/Seskim Photo, 27 © IMAGO/Pressefoto Baumann, 28 © IMAGO/Horst Rudel, 41 © Claudio Di Lucia, 49 © IMAGO/Imagebroker, 80 © Tom Weller, 61 © IMAGO/Baering, 62 © IMAGO/Sven Simon, 68 © IMAGO/Pressefoto Baumann, 76 © IMAGO/Karina Hessland, 83 © IMAGO/Moritz Müller, 87 © IMAGO/Pressefoto Baumann, 88 © IMAGO/Pressefoto Baumann, 94 © IMAGO/Baering, 98 © IMAGO/Moritz Müller, 101 © IMAGO/Karina Hessland, 109 © IMAGO/Marianne Müller, 110 © IMAGO/Eibner, 115 © IMAGO/Moritz Müller, 121 © IMAGO/Pressefoto Baumann, 122 © IMAGO/masterpress. Alle anderen Fotos © privat.

Arslan, Firat (Autor)

Siegle, Volker (Autor)

Box!

Was wehtut, macht dich stärker

Howto mit Firat Arslan

Deutsch-Türkischer Boxweltmeister im Cruisergewicht

ISBN 978-3-948696-41-2

eISBN 978-3-948-696-68-9

Redaktionsleitung: Dr. Matthias Slunitschek

Umschlaggestaltung: Svenja Kruse, Hamburg

Satz und Gestaltung: wunderlichundweigand, Schwäbisch Hall

Druck und Bindung: Finidr s.r.o./CZ

© 2022 Molino Verlag GmbH, Leonberg und Schwäbisch Hall

Inhalt

Vorwort von Christoph Schickhardt: Firat Arslan Meine Einschätzung und Einordnung steht längst fest

Zu diesem Buch: Würdigung und Reflexion für mehr Lebensqualität – vor allem in Zeiten der Veränderung

Runde 1: Generation Rocky

Wie ich zum Boxen kam und der Kampf mit mir selbst

Runde 2: Sich treu bleiben

Leben zwischen zwei Kulturen

Runde 3: Der Glaube

Meine Motivation, mein Fokus

Runde 4: Zukunft

Meine Geschichte wird erst noch geschrieben

Runde 5: Der Herausforderer

Ich war immer ein Kämpfer

Runde 6: Stimmen der anderen

Was sie mir alles erzählen wollen

Runde 7: Keiner wirft das Handtuch

Ein Team, auf das ich mich verlassen kann

Runde 8: Die Vorbereitung

19 Jahre hat es gedauert

Runde 9: Mein Ring, mein Fight

Wenn der Löwe kämpft

Runde 10: Schmerzen

Die besondere Lehre

Runde 11: Der Sieg

Wenn du es schaffst, dann lass dich nicht verführen

Runde 12: Aufhören

Schluss machen und Vorbild sein

Firat Arslan

Die größten Kämpfe 2001–2021

Danke!

Firat Arslan – Meine Einschätzung und Einordnung steht längst fest

Vorwort von Christoph Schickhardt

Firat Arslan ist einer der überragenden Sportler unseres Landes und zudem eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Firat gehört gleichzeitig – und das ist in der heutigen Welt fast ein Wunder – zu den profiliertesten Sportlern und den nettesten Menschen, die ich über Jahrzehnte im Bereich der Betreuung und Beratung im professionellen Sport erleben und kennenlernen durfte.

Die Freundschaft zu ihm und seiner Familie hat für uns alle bei Schickhardt Rechtsanwälte einen besonderen Stellenwert und gehört längst zu den ideellen Grundlagen unserer Berufsausübung. Wer sich wie Firat Arslan dem Boxsport verschrieben hat, kennt neben großartigen Triumphen konsequenterweise auch bitterste Niederlagen und Rückschläge. Lorbeerkranz und Ringstaub liegen häufig nur ein paar Wochen voneinander getrennt. Firat Arslan ist bei jedem Triumph und bei jeder Niederlage immer er selbst geblieben, immer höflich, respektvoll, willensstark, charaktervoll, dankbar. Firat Arslan bei seinen Triumphen wie etwa dem WM-Gewinn in Dresden gegen Virgil Hill begleitet zu haben, gehört zu den schönsten Erinnerungen meines Berufslebens, ihn bei seinen Niederlagen leiden zu sehen, zu den schmerzlichsten Erfahrungen.

Das Wiederaufstehen gehört aber zu seinen wichtigsten Erfahrungen seit seiner Kindheit. Es war ein harter, schwerer und langer Weg, der aber wohl nur so zu dieser ausgeprägten Persönlichkeit führen konnte. Firat ist mit einem Leistungs- und Trainingswillen ausgestattet, der beispiellos ist und mir bei kaum einem anderen Sportler – gleich welcher Sportart – je begegnet ist. Ich habe einmal einen bekannten Bundesligatrainer in der intensivsten Zeit der Vorbereitung, dem Sparring in den Wochen vor dem Kampf, zu einem Training geschickt. Dieser schüttelte über die Trainingsintensität und den Leidenswillen dieses großartigen durchtrainierten Sportlers nur den Kopf. Dieser Trainer erzählt seinen Spielern bei den Trainingseinheiten seiner Mannschaft seitdem von dieser Erfahrung und will nichts mehr von Belastungen im Fußballsport hören.

Firat Arslan – das ist auch ein Leben am Limit, aber immer am eigenen und nicht an dem seines Umfelds. Beispiellos und lehrreich für ganze Generationen ist sein Lebensweg: Firat hat die richtige Abzweigung genommen und sich entschieden, seine fast grenzenlose Energie und Kraft einem Sport zu widmen, in dem nach Regeln verfahren wird – ganz im Unterschied zu vielleicht genauso starken Schlägern auf der Straße. Damit hat er ein Beispiel für viele Jugendliche gesetzt. Niemand kann davon so anekdotenreich und intensiv berichten wie er selbst. Seinen Weg zu gehen, ist für viele Jugendliche die Entscheidung zwischen Straße, Kriminalität und einer bürgerlichen Existenz mit einem Aufstieg und Anerkennung von Werten. Respekt und Leistung sind die Eckpfeiler für Firat. Seine Höflichkeit und seine edle Gesinnung vervollständigen seine Schlagkraft und seinen Mut zu einer wunderbaren Persönlichkeit.

Lieber Firat, danke für deine Freundschaft!

Prof. Dr. Christoph Schickhardt, Rechtsanwalt und Vertrauter

»Firat ist der Härteste und ich kenne keinen Härteren. Keinen, der so gnadenlos zu sich selbst ist!«

Günther Meier (1941–2020), Bronzemedaillengewinner im Halbmittelgewicht bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt und Boxtrainer

Würdigung und Reflexion für mehr Lebensqualität – vor allem in Zeiten der Veränderung

Zu diesem Buch

Dieses Buch hat zwei Aufgaben: Zum einen würdigt es die faszinierende wie beispiellose Leistung des Boxers Firat Arslan, der mit über 50 Jahren souverän seinen Platz an der Weltspitze des Boxsports einnimmt. Andererseits dient dieses Buch auch als Ratgeber und zeigt spannende Möglichkeiten auf, wie man aus Rückschlägen lernen und wirkungsvolle, neue Perspektiven entwickeln kann.

Dabei handelt es sich nicht um eine Biografie im klassischen Sinn, sondern das Buch ist prall gefüllt mit vielen einzigartigen und wertvollen Impulsen von Firat Arslan. Anhand seiner Lebensgeschichte zeigt er den Lesern auf, wie er und sein Team mit Siegen und Niederlagen umgehen. Empathisch, humorvoll und klar spricht er darüber, wie ihm seine Werte und Glaubenssätze helfen, auch in den emotionalsten Momenten im Ring sich selbst treu zu bleiben. Er bringt es dabei eindrücklich auf den Punkt: Grenzen gibt es nur in deinem Kopf!

In diesem Buch kommen die engsten Weggefährten von Firat Arslan und außergewöhnliche Kampfsportler zu Wort. Menschen, die wissen, was es bedeutet, immer wieder an die eigenen Grenzen zu stoßen, und was nötig ist, um sie zu überwinden. Boxer sind keine Theoretiker, sie schaffen Tatsachen. Wenn auch du in deinem Leben etwas scheinbar Unerreichbares verändern und erreichen willst, dann übertrage die Anregungen aus diesem Buch auf deinen Alltag und profitiere von der Erfahrung einer der größten Boxer unserer Zeit.

Wie du dieses HOWTO am effektivsten benutzen kannst: Nach jedem Kapitel folgen fünf Fragen, die sich in der gemeinsamen Arbeit mit Firat Arslan als essenziell erwiesen haben. Nimm dir die Zeit, die Fragen in Ruhe zu beantworten. Sei ehrlich zu dir und lege damit den Grundstein für den Weg zu deinem gewünschten Ziel – verbunden mit mehr Lebensfreude.

»Das Leben ist ein Boxring. Was weh tut, macht dich stärker!« Im Sinn von Firat Arslan bedeutet das: Du kannst mehr erreichen, als du denkst, und jeder Rückschlag bringt dich weiter. Vorausgesetzt, du aktivierst dein Potenzial. Also stell dir die richtigen Fragen und ziehe daraus die Konsequenzen.

Los geht’s!

Volker Siegle, Kommunikationstrainer und Weggefährte

Generation Rocky – Wie ich zum Boxen kam und der Kampf mit mir selbst

Ich war elektrisiert und werde nie vergessen, wie ich mit meinem Bruder im Wohnzimmer saß: Rocky Balboa rannte die Treppen zum Musem of Modern Art in Philadelphia hoch, aus dem Fernsehapparat schepperte die berühmte Filmmusik »Gonna Fly Now« von Conti. Diese Szene hatte mich so berührt, weil es hier nicht um Sieg oder Niederlage ging. Rocky feierte seinen Mut und seine Kraft: Er wusste, dass er jetzt alles erreichen konnte. Er war schon vor seinem Sieg im Boxring ein Held für mich.

»Es kommt im Leben nicht darauf an, wie viel du austeilst, sondern darauf, wie viel du einstecken kannst und trotzdem weiterkämpfst!« Rocky Balboa

Das Bild des Boxers, das uns Rocky gezeigt hat, hat nicht nur bei mir gewirkt, sondern bei einer ganzen Generation. Mein älterer Bruder nahm nach dem Film ein paar rohe Eier, schlug sie ins Glas und hielt sie mir unter die Nase. Er sagte: »Trink!« Ich sagte: »Niemals!« Er sagte noch einmal: »Trink!« Diesmal hatte er es so streng und bestimmt gesagt, dass ich das Glas nahm und die vier Eier exte. Danach sollte ich meine Schuhe anziehen, um joggen zu gehen. Ich war zwar erst 15 Jahre alt, hatte damals aber schon heimlich geraucht und meine Lunge brannte kalt. Ich bin meinem Bruder nicht hinterhergekommen. Wir sind von Süßen nach Gingen gelaufen. Das sind vier Kilometer. Hin zwei, zurück zwei und ich war komplett zerstört. Aber ich kämpfte bis zur Erschöpfung. So hat alles angefangen – durch meinen boxenden Bruder und die Rocky-Filme.

Nach dem Sieg der Europameisterschaft in Göppingen 2017.

Vielleicht hat es auch schon früher angefangen: Ich habe bereits meinen Vater kämpfen gesehen. Für ihn war Kraft und Stärke immer wichtig. Er war ein erfolgreicher Öl-Ringer und ein physisch sehr starker Mann. Sein Körper war durchtrainiert, er hatte kein Gramm Fett, nur Muskeln und achtete immer auf seine Ernährung – bis zu seinem Tod. Er ist nur 64 Jahre alt geworden. Doch bis zu seinem Tod hatte er einen austrainierten Körper. Wir alle haben unseren Vater für seine Kraft bewundert. Daheim war es das oberste Gebot, dass wir gut in der Schule sein sollten, aber direkt daneben stand das Kämpferische. Es war immer allgegenwärtig. Wenn du in dem Haus von Ärzten und Professoren aufwächst, dann ist das anders. Wenn dein Vater aber Öl-Ringer war und selbst fünf Jahre geboxt hat, dann spielst du in diesem Umfeld kein Klavier.

Mein Bruder eiferte meinem Vater nach und hatte genauso starke Muskeln, die ich schon mit zehn oder elf Jahren bewunderte. Ich war der größte Fan meines Bruders – und dieser hatte das Boxen angefangen. Hätte er das nicht getan, sondern Fußball gespielt, wäre ich heute vielleicht Fußballer.

Als ich 18 oder 19 war und einige meiner Freunde noch kein Auto hatten, habe ich sie oft in die Disco chauffiert. Aber ich bin nicht mit rein, sondern zurückgefahren – zu meiner Schule nach Süßen. Da gab es eine Überdachung, unter der ich bei jedem Wetter trainieren und seilspringen konnte, außerdem gab es genügend Stufen für intensive Treppenläufe. Dank eines Lichts, das sich in der Glasfassade spiegelte, konnte ich dort sogar schattenboxen. Ich habe dann mindestens zwei Stunden trainiert. Allein das Gefühl, dass meine Freunde feiern waren, hat mich noch stärker gemacht. Ich war stolz, trainiert zu haben.

Das war mein schwäbisches Rocky-Dasein. Sylvester Stallone hatte damals den Boxsport in Deutschland so populär gemacht wie Boris Becker nach Wimbledon das Tennisspielen. Und er hat diese Figur gut gespielt. Nicht das Boxen selbst, denn die Fights waren zu übertrieben dargestellt. Aber alles, was drumherum passierte. Es ging hier nämlich auch um etwas anderes – um das Hochleben von ganz unten, um sozialen Aufstieg, Anerkennung und um den Sieg der eigenen Challenge: Kann ich wirklich alles erreichen?

Es geht bei Rocky also nicht ums Boxen, sondern um die Geschichte eines Boxers. Wir alle träumten davon, dass dies auch unsere Geschichte werden könnte. Rocky I kam 1976 in den USA raus und dann zog ein ganzes Rocky-Jahrzehnt auf. Wir wurden mit Rocky erwachsen. Diese Saga hat Riesenwellen geschlagen in meinem Umkreis, selbst bei denen, die nicht geboxt haben. Es war die Geschichte des kleinen Mannes, des Außenseiters, der aus eigener Kraft zur Nummer 1 wurde. Rocky kam aus dem Nichts. Dann war da noch die fantastische Musik, die Szenen, in denen er gezeigt hat, wie extrem er trainiert und wie er immer wieder über seine eigenen Grenzen geht. Nicht zuletzt faszinierten uns die Muskeln. Das Gesamtpaket Rocky war einfach nur magisch.

Aber auch viele Ängste, Probleme und Schwächen wurden bei Rocky sichtbar. Er hatte den Erfolg und plötzlich kamen die ganzen Leute. Dann stürzte er ab und die Welt um ihn herum änderte sich wieder. Nach 30 Jahren im Boxgeschäft kann ich sagen: Das alles ist wirklich wahr! Ich habe all die Emotionen, die bei Rocky rübergekommen sind, selbst durchlebt.

Sogar die Szene, als Rocky in die Werbung kam, habe ich selbst erlebt. Ich erinnerte mich an diese Szene, als ich mein erstes Interview geben musste. Es war kein Interview zum Spaß, sondern für Sponsoren. Während einer wichtigen Porsche-Veranstaltung sollte ich vor einer exklusiven Gesellschaft sprechen. Damals war ich gerade Europameister geworden. Vor dem Mikrofon war ich aber noch Amateur und habe keinen geraden Satz rausgebracht. Ich habe mich geschämt und war so aufgeregt, dass ich kaum den Mund aufbekam.

Das hat uns auch Sylvester Stallone in Rocky II gezeigt. Er stellte sich an wie ein Idiot: Als menschliche Steinzeitbestie mit Keule in der Hand und eingesperrt in einen Käfig soll er an der Seite von zwei attraktiven Frauen Aftershave verkaufen. Dafür muss er nur ein paar einfache Sätze ablesen, scheitert aber daran. Was für eine entwürdigende Szene! Bei den Klitschkos, bei Canelo, bei Fury war das anders. Das sind Entertainer. Es gibt ganz viele Boxer, die eine Botschaft haben. Ich habe meine damals noch nicht gekannt. Erst mit der Zeit wird aus einem Sportler eine Persönlichkeit. Alle, die ich an der Weltspitze kenne, sind Persönlichkeiten geworden, denn du brauchst vor allem eine herausragende Ringintelligenz, um so weit zu kommen.

Für Firat Arlsans Haltung hat Muhammed Ali die richtigen Worte gefunden: im Treppenhaus der Sportschule Firat Arslan.

Wie findet man als Boxer aber seine Botschaft, wie wird man zu einer Persönlichkeit? Wenn Sportler berühmt und groß werden, dann projizieren die Menschen viel in sie hinein. Es gibt die ganz ruhigen, die jenseits ihrer Sportart nicht viel beizutragen haben, dann gibt es die anderen, die zu Promis werden, zur Politik befragt werden und zu gesellschaftlichen Themen. Ich habe fast zwei Jahrzehnte dafür gekämpft, Weltmeister zu werden. Diesem langen Weg habe ich nicht nur den Titel zu verdanken, sondern auch meine Botschaft: Du darfst niemals aufgeben!

Das Leben als Profiboxer ist nicht nur sportlich extrem herausfordernd, man ist immer auch mit etwas anderem beschäftigt. Ich meine: den Kampf mit einem selbst. Du erlebst so viele Höhen und Tiefen und musst viel einstecken. Gleichzeitig willst du ganz nach oben kommen. Wie weit würdest du gehen? Wie lange hältst du durch? Schaffst du es nach einer Niederlage, dich wieder zurückzukämpfen? Glaubt dein Umfeld noch an dich?

Ich denke hier an Boxer wie Mike Tyson. Er hatte im Vergleich zu anderen eine schwere Kindheit, ist im Heim großgeworden und hatte ohne Eltern nie die Chancen, die Gleichaltrige hatten. Immer, wenn er boxte und jemanden k. o. schlug, war er beliebt. In jungen Jahren hat ihn einer der größten Trainer entdeckt und umsorgt. Der Boxstall wurde seine Heimat. Das ist das, was er konnte und warum ihm die ganze Welt zujubelte. Die Einschaltquoten waren verrückt und er verdiente schon in ganz jungen Jahren Millionen. Als er mit 19 Weltmeister wurde, war er eigentlich noch ein Kind. Dann kam aber das Aus und er musste in seiner Prime ins Gefängnis. Als er zurückkam, war er nicht mehr der Alte. So eine Erfahrung frisst dich auf. Alles war weg und verpulvert. Jetzt, Jahre später, ist er wieder oben. Ein Mann wie er hat es verdient, als Unternehmer erneut erfolgreich zu sein. Er ist eine Legende und hat viele Menschen motiviert – mit seinen Kämpfen, mit seinen Auftritten, mit seinem Walk-In.

Tyson war nie ein bösartiger Mensch. Aber: Wenn du mit solchen Menschen zu tun hast und sie provozierst, dann ist das ungefähr so, wie wenn du in einen Löwenkäfig gehst und den Löwen provozierst. Ich weiß, was das bedeutet, denn Arslan heißt Löwe auf Türkisch. Geh in einen Käfig, nimm das Fleisch heraus und beginne, den Löwen zu ärgern! Der Löwe ist kein bösartiges und schlechtes Lebewesen. Aber wenn du ihn provozierst, dann zerfleischt er dich.