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Die ideale Kombination aus Yoga und Faszientraining
Der Körper braucht Bewegung. Aber nicht irgendwelche, sondern diejenige, die er wirklich braucht. Die revolutionäre Yogatechnik FaYo wurde im Hinblick auf genau diese Bedürfnisse des Körpers entwickelt: Die neuen, gelenkoptimierten Übungen des Faszienyoga aktivieren den Stoffwechsel umfassend und stärken zudem gezielt die gesunderhaltende Kraft des Bindegewebes. Nicht energetisches Arbeiten wie beim herkömmlichen Yoga steht damit im Vordergrund, sondern die heilende Kraft der richtigen Bewegung. Denn gesunde Ernährung und Ausdauertraining allein genügt einfach nicht, um gesund und schmerzfrei zu sein. Hierzu werden im Buch und der ergänzenden Videobegleitung hochwirksame Bewegungsübungen kombiniert mit der Arbeit mit speziellen Faszienrollen anhand vieler Bilder step-by-step vorgestellt. Das bekannte Autorenteam von LNB-Schmerzspezialisten bestehend aus der Medizinerin Dr. Petra Bracht und ihrem Ehemann Roland Liebscher-Bracht ergänzt das gängige Yoga-Angebot mit der neuen, innovativen Methode FaYo, dem Schlüssel zu mehr Beweglichkeit, Gesundheit und Lebensfreude.
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Seitenzahl: 351
Veröffentlichungsjahr: 2016
Dr. Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht begründeten gemeinsam die erfolgreiche Schmerztherapie LNB nach Liebscher & Bracht, mit einem Netzwerk von über 4.000 Therapeuten im deutschsprachigen Raum. Ausgehend von der Schmerzprophylaxe und -behandlung entwickelten die Medizinerin mit Schwerpunkt Ernährungs- und Entgiftungsmedizin und ihr Mann, der Wirtschaftsingenieurwesen studierte und passionierter Kampfsportler und Bewegungsenergetiker ist, eine neue revolutionäre Form des Faszienyoga.
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Die in diesem Buch und auf dieser DVD vorgestellten Informationen und Empfehlungen sind nach bestem Wissen und Gewissen geprüft. Dennoch übernehmen die Autoren und der Verlag keinerlei Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier beschriebenen Übungen ergeben. Bitte nehmen Sie im Zweifelsfall beziehungsweise bei ernsthaften Beschwerden immer professionelle Diagnose und Therapie durch physiotherapeutische oder ärztliche Hilfe in Anspruch.
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1. Auflage
Originalausgabe
Copyright © 2016 Arkana Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Lektorat: Annette Gillich-Beltz
Umschlaggestaltung: Uno Werbeagentur, München
Übungsfotos und Illustrationen: LNB GmbH, Bad Homburg
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-641-18678-4V001
www.arkana-verlag.de
Dieses Buch ist unseren Söhnen Raoul und Julien gewidmet.
Sowie Bastian Kempf – ihrem Freund seit frühesten Kindertagen –, der die Idee zur Namensgebung FaYo hatte.
Sie sind mit unseren Entdeckungen und Forschungen aufgewachsen und haben sie gelebt. Sie vertreten die nächste Generation, die es mit FaYo viel leichter haben kann – ein langes gesundes und schmerzfreies Leben in Bewegung.
Hinweis zur E-Book Ausgabe:
Die Inhalte der DVD werden im E-Book als Online-Links zur Verfügung gestellt (siehe hier).
Inhalt
Warum FaYo? – Die Sicht eines führenden Faszienforschers
Mit diesem Buch geht es wieder einen Schritt weiter
Einleitung
Die falsche Realität – älter und alt werden kann völlig anders sein
Ist es möglich, gesund alt zu werden?
Ihr Ziel ist unser Ziel – ein Leben lang gesund, schmerzfrei und beweglich sein
Epigenetik – wir können die Gene steuern
Die Lebensdauer unserer Zellen
Unser Leben könnte ganz anders verlaufen als gedacht
30 Jahre Entwicklung führten zum Faszien-Yoga
Ärztin und Kampfkünstler – Bewegungsübungen gegen Schmerzen
Schmerztherapie und Bewegungslehre nach Liebscher & Bracht
Nun geht es um Vorbeugung
Teil I
Gesundheit zu verstehen ist die beste Voraussetzung, um Gesundheit zu trainieren
Altbekanntes Neues – die Faszien ebnen den Weg zum Ziel
Die Bedeutung der Faszien
Faszien und Bewegung
Yoga – Inhalte formen die Tradition
Yoga – ein geistiges und körperliches Training
LNB Bewegungstraining – eine ideale Grundlage für Yoga-Übungen
Den Energiefluss aktivieren
Wir stehen in der Tradition des Yoga
Unser Körper weiß, was uns gesund macht und was uns schadet
Sich widersprechende Empfehlungen
Die unendlichen Bewegungsmöglichkeiten sind schwer zu systematisieren
Bewegung als Basis für die Gesundheit
Lassen Sie Ihren Körper entscheiden
Schmerz und Wohlbefinden – die Sprache unseres Körpers verstehen
Wir haben kaum Kontakt zu unserem Körper
Wie sich der Körper bemerkbar macht
Sie haben die Verantwortung
FaYo ist das Resultat der Aussagen unseres Körpers
Eingeschränkte Bewegungsmuster werden im Gehirn und im Körper verankert
Wir nutzen nur einen kleinen Teil der Möglichkeiten, uns zu bewegen
Quantität und Qualität der menschlichen Bewegung
Einwinkelige Positionen und engwinkelige Bewegungen
Wir trainieren 24 Stunden am Tag
Unsere Bewegungsgewohnheiten programmieren unser Gehirn
Die Faszien bilden die Bewegungsmuster ab
Sie fallen nicht vom Himmel – Gelenk- und Rückenschmerzen verstehen
Unsere Gelenke sind genial konstruiert
Unsere Erklärung für Schmerzen basiert auf jahrelanger Erfahrung
Wie Alarmschmerzen entstehen
Unser Bewegungsalltag führt uns in die Sackgasse der Evolution
Auswirkungen unserer Bewegung – die zwingende Logik unserer Biologie
Wie sind nicht für die Spezialisierung geschaffen
Der »Break-even« der Bewegungsevolution
Die Auswirkung unseres Bewegungsprofils auf das Gehirn
Eingeschränkte Bewegung lässt die Faszien verfilzen
Die Faszienspannung beeinflusst die Knochen
Schmerzen gezielt behandeln
Der Körper entscheidet
Das 4-Herzen-Modell – so entstehen Krankheiten
Herz Nummer 1
Herz Nummer 2A – die Venenklappen
Herz Nummer 2B – die Kapillarklappen
Herz Nummer 3 – das Fasziengewebe
Herz Nummer 4 – die elektrisierenden Piezoeffekte
Auf dem Weg in die bewusste Inkompetenz
Gesundheit ist ganz einfach – der direkte Weg
Die theoretisch mögliche 100-Prozent-Bewegung
Wie aktiv sind die 4 Herzen im Bereich der bewegten 20 Prozent?
Wie aktiv sind die 4 Herzen im Bereich der unbewegten 80 Prozent?
Die entscheidenden biologischen Mechanismen sind an Bewegung gekoppelt
Die Bewegung unseres Körpers ist Hauptantriebskraft des Lebens
Myokine – die Wundersubstanzen aus den Muskeln
Die Formel für unsere Gesundheit
So wirken Ernährung, Psyche und Umfeld auf unsere Gesundheit
Das medizinische Weltbild im Wandel der Zeiten
Von Virchow über Pischinger zu Schleip
Was fasziale Strukturen mit den Genen zu tun haben
Ist das Bindegewebe ein zusätzliches und eigenständiges Kommunikationssystem?
Was hat unsere Ernährung mit einem gesunden Bindegewebe zu tun?
Prof. Lothar Wendt und die Eiweißspeicherkrankheit
Zu viel Säure macht krank
Das Fasziengewebe leidet unter der Übersäuerung
Übersäuerung als indirekte Ursache für Schmerzen
So essen Sie Ihr Bindegewebe gesund
So wirkt sich Ihre Ernährung auf Schmerzen und Ihre Gesundheit aus
Was haben Faszien mit der Psyche zu tun?
Die Anzahl psychischer Erkrankungen nimmt zu
Psychische Belastungen führen zu verfilzten Faszien
Der »eingebaute Psychotherapeut«
Gesunde Faszien durch ein gesundes Umfeld
Setzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand ein
Der Schmerzsee
Bestimmen Sie aktiv über Ihr Leben
Von 0 auf 100 – der effizienteste Weg, in Bewegung zu kommen
Faulheit ist genetisch »eingebaut«
Drei Quellen für Willenskraft
Bewegungshindernis körperliche Schwäche oder Blockade
Bewegungshindernis Schmerzen
Verletzungen schneller ausheilen
Schmerzfreiheit ist möglich
Die 100 Prozent im Visier
Welche Bewegungsarten sind geeignet?
Ein System für alle
Bewegungsverbote bringen nur Stress
Leben Sie, wie Sie möchten – FaYo gleicht die Nachteile aus
Welchen körperlichen Belastungen dürfen Menschen sich aussetzen?
Die richtige, wirkungsvolle Intensität der Behandlung
Eine Schmerzskala von 0 bis 10 und darüber
Der Dehnungsschmerz ist ein Produkt der Trägheit
Bewusst die Komfortzone verlassen
Schonung ist gefährlich
Es gibt keine »falschen« Bewegungen
Die bewusste Kompetenz bei Schmerzen und Bewegung macht ruhig
Tun Sie es!
Auf der Zielgeraden zur bewussten Kompetenz
Teil II
Der Weg zur bestmöglichen Gesundheit
Die Werkzeuge des Faszien-Yoga
Mit optimierter Ernährung entsäuern, entgiften und beste Stoffwechselvoraussetzungen schaffen
Smoothie-Fasten und basische Ernährung
Gutes hineintun …
Smoothie-Fasten nach Dr. Petra Bracht – die Intensivkur für das Bindegewebe
Nach dem Fasten
Rezepte zum Smoothie-Fasten
Basische Ernährung – Gesundheit für das fasziale Gewebe
Pflanzenkost ist weitgehend basisch
Machen Sie sich bereit für FaYo
Treffen Sie eine Entscheidung
Den Körper auf das FaYo-Training vorbereiten
So legen Sie Ihre Vorgehensweise fest
So lernen Sie die FaYo-Rollmassage
So lernen Sie den EarthFlow
15 Minuten für Ihre Gesundheit
So lernen Sie den SkyFlow
Ein Trainingsprogramm fürs Leben
So bauen Sie Ihr FaYo-Training auf
Fangen Sie an – innerhalb von 72 Stunden
Mit »faszialem Aufwärmen« das Training vorbereiten – die FaYo-Rollmassage
Wie werden die Faszien gebildet?
Was wollen wir mit dem Rollen erreichen?
Die Grenzen der Rollmassage
Das Fasziengewebe braucht Wasser
Welche Rollen sind geeignet?
Das Besondere an unseren Rollen und Kugeln
Neue Rollwerkzeuge für die FaYo-Rollmassage
Die Rolltechnik
FaYo-Rollmassage für die Durchsaftung und den Abbau überflüssiger Kollagenfasern
EarthFlow – am Boden die muskulärfaszialen Engpässe auflösen
Warum die FaYo-Bewegungen so genau festgelegt sind
Wir nutzen die Kraft der Erde
Mit dem EarthFlow die Bewegungsqualität steigern
Mit der richtigen Intensität üben
Den Flow nach und nach aufbauen
Bitte erst einmal nur schauen!
Der EarthFlow – die Übungsreihe am Boden
Tag für Tag mehr Bewegungswinkel erobern
SkyFlow (HimmelsForm) – im Stand alle Bewegungswinkel im vollen Umfang trainieren
Unsere jahrzehntelange Erfahrung ist die Basis
Uns geht es um das Gesamte
Unser Körper sagt uns, was zu tun ist
Sie haben es »in der vollständigen Bewegung«
So ist der SkyFlow aufgebaut
Der SkyFlow – 12 Abfolgen im Stand
Sich mit FaYo immer weiterentwickeln
Ausblick
Der Körper – machtvolles Instrument im materiellen Sein
Seien Sie aufgeschlossen
Grenzen des intellektuellen Verstehens
Ihre eigene Wahrheit
Die Genetik wird fehlgeleitet – der Intellekt ist gefragt
Gesundheit für Körper, Geist und Seele
Wenn Sie mehr wissen möchten
Danke von Herzen
Warum FaYo? – Die Sicht eines führenden Faszienforschers
Im Jahre 2009 sprach mich in einem meiner Faszienkurse ein Teilnehmer an und erzählte von einer neuen Schmerztherapie, der Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht. Er beschrieb sie als weitaus wirkungsvoller als das, was üblicherweise in der Physiotherapie oder auch der Osteopathie praktiziert wird. Ich nahm Kontakt mit den beiden Entwicklern dieser Methode auf und traf einige Zeit später Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht zu einem Gedankenaustausch. Natürlich war ich skeptisch, was die Wirksamkeit ihrer Therapie anging – es klang zu einfach und roch für mich nach der üblichen missionarischen Überheblichkeit vieler Heiler und Manualtherapeuten. Aber schon bei diesem ersten Treffen sollte ich die beiden als sehr authentische Menschen kennenlernen, die nicht nur von ihrer Therapie überzeugt waren, sondern damit offensichtlich auch sehr häufig die Ergebnisse erzielten, von denen ich inzwischen immer öfter erzählt bekommen hatte. Bemerkenswert empfand ich jedoch ihre Bereitschaft, sich auch auf andere – alternative – Erklärungskonzepte für die erzielte Wirksamkeit gedanklich einzulassen. In der mir bekannten Szene der selbsternannten Handaufleger und Heiler war ich das Gegenteil gewohnt.
Nachdem wir uns ein wenig unterhalten hatten und aufgrund der gegenseitigen Sympathie schnell zum Du übergegangen waren, wurde es spannend. Roland – wohl als passionierter Kampfsportler sehr pragmatisch – fragte ziemlich schnell, ob ich selbst irgendwelche Schmerzen hätte. Offensichtlich war er sich sehr sicher, mir helfen zu können, falls ich Schmerzen hätte. Glücklicherweise hatte und habe ich nie unter größeren Schmerzen zu leiden. Ich konnte lediglich einen schmerzhaft verspannten Unterarm anbieten, der mich immer mal wieder und auch gerade zu diesem Zeitpunkt nervte.
Ich war gespannt, als Roland die Therapie an mir demonstrierte. Während er verschiedene Stellen meines Unterarms und Ellbogens relativ schmerzhaft mit punktuellem Druck bearbeitete, erläuterte er mir den damaligen Stand des Erklärungsmodells der LNB Therapie. Darin spielten die Golgi-Rezeptoren und deren Beeinflussung die Hauptrolle. Da ich die unterschiedlichen Typen der Rezeptoren nicht nur intensiv erforscht habe, sondern auch über eine langjährige Praxis-Erfahrung in der Rolfing-Methode verfügte, spürte ich jedoch sehr schnell, dass die deutliche Erleichterung, die ich nach nur wenigen Minuten empfand, mit den Golgi-Rezeptoren vermutlich nur wenig zu tun hatte. Ich sagte damals spontan zu den beiden: »Das sind nicht die Golgis, das geht viel höher, bis ins Gehirn. Das sind viel eher die freien Nervenendigungen im Periost.« Mein anfänglicher Schmerz war jedenfalls durch die kurze Behandlung fast verschwunden.
Petra und Roland waren von Beginn an sehr offen für meine Einschätzungen ihrer Arbeit. Da wir uns wunderbar ergänzten und die beiden großes Interesse daran hatten, ihr Erklärungsmodell für ihre Schmerztherapie, die sie über die Jahre entwickelt hatten, mit meinen Kenntnissen der akademischen Faszienforschung abzugleichen, beschlossen wir, auf wissenschaftlicher Ebene zusammenzuarbeiten.
Einige Zeit später hielt ich auf einem großen LNB Therapeuten-Treffen einen Vortrag zum neuesten Stand der Faszienforschung. Ich war sehr beeindruckt, als ich sah, wie bei LNB einige Hundert in dieser Therapie ausgebildete Ärzte und Therapeuten aus verschiedenen Fachrichtungen intensiv zusammenarbeiten. Darunter auch mehrere ehemalige Rolfing-Schüler und Kollegen von mir, die ich zu meiner Überraschung dort als begeisterte Teilnehmer wiederfand. Besonders erfreut war ich aber, als ich beim Training der so genannten Basis-Form (ein Vorläufer des SkyFlow) die fließend-dynamischen Bewegungsfolgen sah, die das LNB Bewegungssystem enthält. Mir schien, als ob hier viele der von mir und anderen Faszienforschern propagierten theoretischen Konzepte für eine faszienfreundliche Bewegungs- und Schmerztherapie auf einem beeindruckend hochentwickelten Niveau und mit einer bestechenden praktischen Systematik umgesetzt waren.
Der Austausch wurde intensiver, und 2012 wurde ich Mitglied des wissenschaftlichen Beirates bei LNB. Seitdem habe ich im LNB Ausbildungszentrum drei Seminare zum Thema Faszien gehalten. Jedes Mal habe ich weitere Übungen, vor allem aus dem Bereich der so genannten Engpassdehnungen, kennengelernt. Auch diese speziellen Übungen verdienen meine absolute Hochachtung: Mit ihrer Hilfe werden die Schmerzpatienten in die Lage versetzt, begleitend zu den Behandlungen die mit der Osteopressur erreichte Schmerzminderung durch selbstständiges Üben im Alltag zu unterstützen. Ich kenne kaum ein anderes Übungssystem für Muskeln und Faszien, das so vielseitig und systematisch ausgearbeitet ist und dabei die Patienten bzw. Schüler so wirksam, tatkräftig und nachhaltig in den Weg zur Gesundung einbezieht. Natürlich predigte ich wie viele meiner Rolfing-Kollegen schon seit langem den Wert aktiver bewegungstherapeutischer Hausaufgaben für die Patienten … meist mit recht bescheidenen Umsetzungserfolgen. Aber eine so hohe »Compliance« – also reale Umsetzung in der täglichen Alltagspraxis der Patienten – wie hier hatte ich noch nie erlebt.
Die Art und Weise, mit der Petra und Roland sowie das von ihnen ausgebildete Netzwerk von Ärzten und Therapeuten mit neuesten Forschungsergebnissen umgehen, indem sie frühere physiologische Hypothesen als solche bezeichnen und bereitwillig korrigieren, wenn es entsprechende neuere Forschungsergebnisse gibt, ist vorbildlich und stellt eine seltene und besonders wertvolle Art der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und klinischen Anwender dar.
Die letzte mir vorgestellte Neuentwicklung war die Faszien-Rollmassage – ein System zur Bearbeitung der Faszien mit eigens von LNB entwickelten Rollen und Kugeln verschiedener Größen und Härtegrade. Unter fachkundiger Anleitung bekommt der Anwender hier ein Werkzeug-Set an die Hand, mit dem er als selbstwirksamer Akteur verklebte und verhärtete Bereiche in seinem muskulären Bindegewebe gezielt behandeln kann.
Und nun freue ich mich sehr, dass ich FaYo, die neueste LNB-Entwicklung, wissenschaftlich durch Grundlagenforschung begleiten darf. Zum traditionellen Yoga gibt es bereits zahlreiche hochwertige Studien, die auch für andere therapeutische Bereiche wichtige Anregungen geliefert haben. Es dürfte spannend werden, die möglichen physiologischen Unterschiede und Wirkungsmechanismen des hier vorgestellten modernen Faszien-Yoga in den kommenden Jahren ebenso kritisch zu durchleuchten. Das FaYo ist in erster Linie ein Übungssystem, das für die Prävention entwickelt wurde: um möglichst lebenslang Schmerzfreiheit und Beweglichkeit im Bewegungsapparat zu erhalten. Es besteht aus Bewegungs-, Dehn-, Ansteuerungs- und Kräftigungsübungen, kombiniert mit einer darauf abgestimmten Faszien-Rollmassage. Sämtliche Übungen bis hin zu Ernährungstipps widmen sich vor allem der Gesundung des Fasziensystems. Wie auch der LNB Schmerztherapie liegt FaYo ein biologisch begründetes und leicht verständliches Erklärungsmodell zugrunde. Dieses zeigt, wie der Anwender nicht nur sein fasziales Bewegungssystem optimieren kann, sondern auch die Grundlage der Gesundheit, die Durchlässigkeit des alles durchdringenden Fasziennetzes.
FaYo eignet sich damit als einfach zu erlernendes Übungssystem für alle Menschen, die sich in ihrem Alltag einseitig bewegen. Egal ob Schreibtischarbeiter, Vielfahrer, Stehberufler oder hart körperlich Arbeitende, Musiker der diversen Instrumente, Yoga-, Pilates-, Fitness- oder Kraftsport-Übende oder Trainierende der verschiedensten Sportarten: Alle diese »Bewegungskörper« benötigen eine gesunde und resiliente Architektur des körperweiten Fasziennetzes. FaYo zeigt Ihnen einen Weg, wie Sie durch eigenes Üben Ihren Teil dazu beitragen können.
Jedes Gewebe hat seine spezifischen Belastungsreize, die es optimal fördern. Für das Herz-Kreislaufsystem ist das zum Beispiel ein Kardio-Training im mittelhohen Pulsbereich, für die Muskulatur ein adäquat dosiertes muskuläres Widerstandstraining, und für die Knochen sind es Kompressions- und Biege-Belastungen. Das faserige Fasziengewebe hingegen benötigt zur Gesunderhaltung vor allem extendierende Zugbelastungen sowie gelegentlich auch seitlich-verschiebende Scherbewegungen. Es verwundert daher nicht, dass Yoga und Faszienpflege von immer mehr Experten in einen engen Zusammenhang gebracht werden.
In der Tat lässt sich einiges an den traditionellen Yoga-Inhalten mit den neuen Erkenntnissen der Faszienforschung konsequent begründen und mit einer modernen Sichtweise der physiologischen Zusammenhänge des menschlichen Körpers verstehen. Auf der anderen Seite sind für mich viele der hier von Roland und Petra vorgebrachten modernen Weiterentwicklungen, die weit über die traditionellen Asanas des indischen Yoga hinausgehen und diese mit Aspekten der von ihnen entwickelten Schmerztherapie befruchten, sehr überzeugend. Deutlich erkennt man in diesen wichtigen Ergänzungen das profunde Fachwissen der Autoren im Bereich der menschlichen Bewegungs-Anatomie sowie der modernen Schmerztherapie.
Auch eine weitere mir von den Autoren bekannte Stärke wird der Leser schnell erkennen und wertschätzen: nämlich deren didaktisches Talent, komplexe Dinge in klar verständliche einfache Anwendungen zu übersetzen. Da hatte ich schon mehr als einmal den Impuls, mir von den beiden ein mittelgroßes Scheibchen abzuschneiden. Sowie den Wunsch, den meisten mir bekannten Schmerzmedizinern eine Nachhilfestunde bei den beiden zu verordnen.
Um die in der Überschrift gestellte Frage – Warum FaYo? – aus meiner Sicht zumindest teilweise zu beantworten: Wer sich um seine Fasziengesundheit kümmern möchte, braucht ein adäquat darauf abgestimmtes und mit mehrgelenkigen Dehnimpulsen ausgestattetes Stimulations-Training. Der Besuch einer Muckibude oder ein Ausdauertraining reichen meist nicht aus, da sie auf andere Gewebearten ausgerichtet sind. Das in diesem Buch erstmals vorgestellte FaYo stellt für mich einen hochmodernen und durchdachten Ansatz dar, um das körperweite Faszien-Netzwerk des Menschen – von der Plantarfaszie an der Fußsohle bis zur Fascia nuchae des oberen Nackens – geschmeidig und gesund zu halten, sowie eine schmerzhafte Verfilzung, Verklebung und verletzungsfördernde Sprödigkeit dieses komplexen Zugspannungs-Netzwerkes im Alltag zu verhindern.
Ich bin überzeugt, dass FaYo neue Maßstäbe im Bereich der auf Faszien- und Gesundheitsoptimierung sowie Schmerzfreiheit ausgerichteten Bewegungsmethoden setzt.
Robert Schleip, Dr. biol.hum, Dipl.Psych.
Direktor, Fascia Research Group, Universität Ulm, Forschungsdirektor der European Rolfing Association
Mit diesem Buch geht es wieder einen Schritt weiter
Mit unseren Büchern möchten wir möglichst vielen Menschen Informationen anbieten, die ihr Leben schöner und ihre Gesundheit besser machen können. Mit FaYo, unserem fünften Buch, nun auch Ihnen.
Damit schließt sich für uns ein Kreis, denn FaYo knüpft an unser erstes Buch »BioTuning – leichter leben« an, das wir 2001 veröffentlicht haben. Schon damals beschrieben wir, was Ernährung und Bewegung für Wunderdinge in uns Menschen bewirken können. Heute – 15 Jahre später – sind wir in unseren Erkenntnissen unvergleichlich viel weiter. Schon damals war uns die immense Wichtigkeit hochwertiger Bewegung bewusst. Aber das Bild war noch punktuell, und die Ernährung stand im Vordergrund.
In den vergangenen Jahren konnten wir wertvolle Erfahrungen mit unserer Schmerz- und Bewegungstherapie sammeln. Das war eine wichtige Voraussetzung dafür, die unendlich vernetzten Funktionen des Wesens Mensch besser begreifen zu können. Und zu verstehen, dass unsere genetisch angelegten Möglichkeiten der Körperbewegung der Missing Link in allem Streben nach bestmöglicher individueller Gesundheit sind.
Dies und der Wunsch vieler Menschen nach einfachen, aber effizienten und zeitsparenden Vorgehensweisen sich durch eigenes Tun eine Gesundheit antrainieren zu können, die viele nicht für möglich halten, war der Grund für FaYo.
Viel Spaß beim Einstieg in das vielleicht wichtigste Thema des Lebens wünschen Ihnen
Ihre Dr. Petra Bracht und Ihr Roland Liebscher-Bracht
Einleitung
Die falsche Realität – älter und alt werden kann völlig anders sein
Fragen Sie heute junge Menschen, wie alt sie werden möchten, so erhalten Sie meist zur Antwort: »Bloß nicht zu alt.« Fragen Sie weiter, ja wie alt denn, kommt nach kurzem Überlegen: »Höchstens siebzig.« Wenn Sie selbst noch jung sind, werden Sie das wahrscheinlich ähnlich empfinden.
Wir müssen nicht lange überlegen, woher diese Haltung kommt. Wo man auch hinschaut, in der eigenen Familie, im Verwandtenkreis, bei Bekannten und Freunden – es ist überall das Gleiche: Irgendwann ab 50, spätestens ab 60 beginnt der Verfall, beginnen die Schmerzen, die eingeschränkten Bewegungen, der Verschleiß und die Krankheiten. Und das ist erst der Anfang, mit steigendem Alter wird es noch viel schlimmer. Man kann nicht mehr ohne Rollator oder Gehhilfe laufen, muss einen Treppenlift installieren lassen, ist irgendwann an den Rollstuhl gefesselt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sind mit großer Wahrscheinlichkeit schon diverse künstliche Gelenke eingebaut, man muss aber trotzdem täglich jede Menge Schmerzmittel konsumieren, um die Schmerzen einigermaßen zu ertragen. Schließlich ist man nicht mehr dazu in der Lage, sich selbst zu versorgen. Man kann nicht mehr einkaufen, sich nicht mehr anziehen oder in die Badewanne gehen, und schließlich liegt man nur noch. Die meisten während der letzten Wochen oder Monate auf der Intensivstation eines Krankenhauses.
Es scheinen die glücklich, die irgendwann während dieser Entwicklung verfrüht an einem Herzinfarkt sterben. Schlimmere Krankheiten kürzen den beschriebenen Prozess ebenfalls ab, aber Gott gebe, dass man verschont bleibt. Außerdem lauert da noch die Altersdemenz.
Diese ganze bedrohliche Entwicklung scheint unumgänglich direkt mit dem Lebensalter verknüpft zu sein. Es zwingt sich förmlich die Gleichung auf: Alter macht krank – je älter desto kränker –, sehr alt gleich sehr krank. Auch in der Medizin wird das Alter häufig quasi mit Krankheit gleichgesetzt, es gibt die sogenannten Alterskrankheiten wie Altersweitsichtigkeit, Altersdiabetes, Altersstar oder Altersdemenz. Wir haben immer wieder Schmerzpatienten im höheren Alter erlebt, die uns verzweifelt erzählten, dass ihnen von ihrem Arzt, der ihre Schmerzen nicht lindern konnte, vorgeworfen wurde: »Was bilden Sie sich eigentlich ein zu erwarten, Sie könnten Ihre Schmerzen loswerden! Wissen Sie eigentlich, wie viele Menschen Ihres Alters an Schmerzen leiden? Fast jeder!«
Ist es möglich, gesund alt zu werden?
Es gibt nur wenige Menschen, die ihr hohes oder sehr hohes Alter frei von schlimmeren Krankheiten, Schmerzen oder körperlichen Einschränkungen erleben. Diese Menschen sind sehr selten, aber es gibt sie. Sie sterben nicht unter Schmerzen ans Bett gefesselt und an Maschinen angeschlossen. Sondern sie sterben, wie wir eigentlich sterben sollten: eines natürlichen Todes.
Wie ist es, eines natürlichen Todes zu sterben? In hohem Alter geht man eines Abends zu Bett und wacht am Morgen nicht mehr auf. Man sitzt im Sessel im Kreise der Familie, und die anderen denken, man döst ein bisschen, dabei ist der Übergang schon vollzogen. Man geht spazieren, fährt vielleicht sogar noch Rad und stürzt. Niemand käme auf den Gedanken, da wäre etwas Schlimmes passiert. Es war einfach so weit, das Leben wurde gelebt, die Kerze geht aus. Alles stimmt.
Könnte es sein, dass diese Menschen uns beweisen, dass es anders geht? Dass es eben nicht normal ist, mit zunehmendem Alter immer kränker zu sein und immer mehr leiden zu müssen, bevor man dann qualvoll stirbt? Oder sind das nur Ausnahmen?
Könnte es sein, dass es nicht normal ist, mit zunehmendem Alter immer kränker zu werden, bevor man irgendwann qualvoll stirbt?
Hinzu kommt, dass diejenigen, die an sogenannten Alterskrankheiten leiden, immer jünger werden. Einen Altersdiabetes bekommen heute schon Menschen unter 20, und eine Altersweitsichtigkeit entwickeln viele, die noch gar nicht so alt sind. Sind das ebenfalls Ausnahmen, oder handelt es sich vielleicht gar nicht um unumgängliche Alterskrankheiten?
Und wenn wir Ihnen jetzt noch berichten, dass wir immer wieder gesehen haben, dass das Argument »Das sind die Gene« mit dem gesundheitlichen Zustand der Eltern nicht in Übereinstimmung zu bringen war? Dann hätte es sich in diesen vielen Fällen, die wir erlebt haben, immer wieder um Ausnahmen gehandelt.
Und jetzt genug der Ausnahmen, einverstanden?
Es sind nämlich unserer Erfahrung nach keine Ausnahmen, zumindest keine biologisch bedingten. Und darum geht es in diesem Buch. Wir können Ihnen voller Überzeugung mitteilen: Das, was wir in diesem Kapitel beschrieben haben, ist die heutige Realität. Aber es ist eine falsche Realität. Daher schieben Sie das alles bitte zur Seite, und fangen Sie damit an, neu zu denken.
Lassen Sie uns auf eine spannende Entdeckungsreise gehen. Am Ende dieses Buches werden Sie mehr über Gesundheit wissen und vor allem mehr für Ihre eigene Gesundheit tun können als die meisten Spezialisten. Wie das gehen soll?
Ganz einfach. – Denn Gesundheit ist ganz einfach.
Ihr Ziel ist unser Ziel – ein Leben lang gesund, schmerzfrei und beweglich sein
Wir möchten Sie darüber aufklären, was Sie dafür tun können, um von jetzt an bis ins hohe Alter körperlich fit zu sein, völlig frei von Schmerzen, voll beweglich und geistig klar, Ihre Sehkraft höchstens durch eine Brille verstärken zu müssen und keine Krankheiten zu haben. Kurzum: trotz Älterwerden permanent ein gutes Vorbild für die Jugend zu sein und ihr Lust auf gesundes Altwerden zu machen.
Jetzt haben Sie zwei Möglichkeiten. Entweder Sie erklären uns für verrückt und werfen dieses Buch in den Müll – nein, bitte nicht, verschenken Sie es lieber –, oder Sie lesen weiter. Sie können sich denken, dass wir Ihnen Letzteres empfehlen.
Aber im Ernst. Wenn Sie sofort bereit wären, unser Ziel als wirklich realistisch erreichbar anzunehmen, müssten wir Sie als leichtgläubig bezeichnen. Wie soll das denn gehen bei der Realität, die wir oben geschildert haben?
Und man glaubt ja auch eine Erklärung dafür zu haben. Da gibt es zum Beispiel die Gene. Die bestimmen doch so ziemlich über alles, was und wie wir sind. Man macht bereits Aussagen darüber, welche Krankheitsrisiken Menschen aufgrund ihrer genetischen Struktur haben. Das wird so ernst genommen, dass Menschen sich sogar vorsorglich operieren lassen, um bestimmte Krankheiten, für die angeblich ein hohes Risiko besteht, zu verhindern.
Epigenetik – wir können die Gene steuern
Aus unserer Sicht ist das »verkehrte Welt«. Denn seit vor 15 Jahren der genetische Code des Menschen »entschlüsselt« wurde, blieb die Forschung nicht stehen. Während sich die einen darauf konzentrierten, diesen Code als festgelegte und unveränderbare Größe dazu zu benutzen, die enthaltenen Informationen über Krankheiten medizinisch zu verwenden, entwickelte sich andererseits der Forschungszweig der Epigenetik. Dieser Forschungszweig machte schnell klar, dass die Vorstellung, man hätte mit der Entschlüsselung der ungefähr 25000 Gene nun die Mechanismen im Griff, die den Menschen steuern, was ein verlockender, aber verhängnisvoller Irrtum war.
Inzwischen steht fest: Gene steuern, werden aber auch gesteuert – eben durch die epigenetischen Einflüsse. Diese sind dazu in der Lage, Gene zu schalten. Während Eigenschaften wie Augenfarbe oder andere körperliche Merkmale festgelegt sind, können durch die in der Epigenetik erforschten Wechselwirkungen krankmachende an- und abgeschaltet werden. Das Gleiche ist mit gesundheitsfördernden Genen möglich. Wenn wir also die krankmachenden Gene abschalten und die gesundheitsfördernden Gene anschalten können, dann spielt die genetische Grundausstattung eine deutlich geringere Rolle für unsere Gesundheit als gemeinhin angenommen.
Gene steuern, werden aber auch gesteuert – durch die epigenetischen Einflüsse. Wir können Gene ab- und anschalten.
Oder sagen wir es so: Wenn Sie genetisch bestens ausgestattet sind, können Sie Ihrer Gesundheit durch das Abschalten Ihrer gesundheitsfördernden Gene und das Anschalten der krankheitsfördernden sehr schaden. Wenn Sie eine nicht so gute Erbmasse haben, so können Sie Ihren Gesundheitszustand durch das Anschalten der gesundheitsfördernden Gene und das Abschalten der krankheitsfördernden massiv erhöhen. Vielleicht bleiben Sie sogar länger bei bester Gesundheit als jemand, der mit super Genen ausgestattet ist. Progressive Forscher gehen davon aus, dass Krankheiten nur zu 3 bis maximal 5 Prozent genetisch ausgelöst werden.
Die Lebensdauer unserer Zellen
Aber was ist mit unseren Zellen? Die können sich irgendwann nicht mehr erneuern und sterben dann ab. Doch tun sie das wirklich?
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Vielleicht haben Sie schon von den Telomeren gehört. So heißen die Fäden an den Enden der Chromosomen. Bei jeder Zellteilung werden diese Fäden ein Stück kürzer. Deswegen ging man davon aus – viele tun das heute noch –, dass der Zelltod praktisch programmiert und festgelegt ist. Schon seit einigen Jahren aber weiß man, dass die Telomere unter bestimmten Umständen langsamer kürzer werden, gleich lang bleiben oder sogar wieder länger werden können.
Das ist spannend, oder? Offensichtlich geht es den Telomeren wie den Genen. Sie unterliegen bestimmten Einflüssen, die ihr Verhalten und damit den Fortbestand der Zelle verändern können. Anders ausgedrückt: Man kann die Zellen so beeinflussen, dass die Telomere trotz Teilung wieder länger werden. Man kann also das Leben der ungefähr 90 Billionen (!) Zellen, aus denen wir bestehen, verlängern.
Aber wir Menschen sind doch genetisch nur für ein Alter von ungefähr 50 Lebensjahren ausgestattet, sagen Sie jetzt vielleicht. Deswegen gehen dann auch die ganzen Gelenke kaputt und müssen durch künstliche ersetzt werden. Mit diesem fatalen Irrtum müssen wir ebenfalls gründlich aufräumen.
Schon immer hörte man von Anhängern der Naturheilkunde, dass Menschen eigentlich 125 Jahre leben können. Die modernste Altersforschung sagt sogar, dass Menschen aufgrund ihrer Biologie 162,5 Jahre alt werden können. Kann es dann sein, dass Gelenke nur eine Haltbarkeit von 50 Jahren haben? Und dass der Mensch genetisch so geplant ist, dass er mit 80 oder spätestens 100 als Pflegefall in der Intensivstation liegt? Dass er die restlichen 62,5 Jahre dann nur mit Hilfe der Maschinen leben kann? Sie sehen: Nicht nur weil es immer wieder lebende Beispiele dafür gibt, dass es ganz anders sein könnte, wäre es unlogisch.
Es kristallisiert sich also heraus, dass die jungen Menschen sich ohne Grund davor fürchten, älter als 70 Jahre zu werden.
Was für Sie auch noch sehr interessant sein dürfte: Man hört ja immer wieder, dass es uns heute mit der modernen Medizin so gut geht wie niemals zuvor, weil wir älter werden als jemals zuvor. Bitte nehmen Sie auch das nicht ungeprüft hin. Denn erstens werden bei der Berechnung des Durchschnittsalters alle Menschen mit einberechnet. Auch die Babys, die bei oder kurz nach der Geburt sterben. Und da die Säuglingssterblichkeit aufgrund von Hygieneverhältnissen in früheren Zeiten extrem viel höher war als heute, wo uns zusätzlich eine ungleich bessere Notfallmedizin zur Verfügung steht, sind diese Zahlen massiv verfälscht – die Lebenserwartung früher war viel höher als heute angenommen.
ENDE DER LESEPROBE