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Der Spiegel-Bestseller Platz 1!
Fit und vital bis ins hohe Alter mit dem neuen, großen Standardwerk von Liebscher & Bracht! Die Schmerzspezialisten und Bestsellerautoren Dr. med. Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht zeigen, wie Sie dank ihrer bahnbrechenden Methode Tag für Tag in Bewegung bleiben und Schmerzen vorbeugen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Schmerztherapie, Bewegung, Ernährung und Entspannung werden um ganz konkrete Tipps und die besten Selbsthilfe-Übungen für zu Hause ergänzt. So drehen Sie die biologische Uhr zurück und stellen sicher, dass Sie auch bis ins hohe Alter schmerzfrei, aktiv und beweglich bleiben.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 483
Für unsere Eltern, unsere Söhneund alle Menschen dieser Welt
ROLAND LIEBSCHER-BRACHT | DR. MED. PETRA BRACHT
Das große Selbsthilfe-Buch nach der Liebscher & Bracht-Methode
Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.
Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von den Autoren und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autoren beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.
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Originalausgabe Oktober 2022
Copyright © 2022: Mosaik Verlag, München, in der
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Illustrationen: Jana Mechmershausen,
außer Seite 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7: Liebscher & Bracht
Fotos: Liebscher & Bracht, außer Seite 8: shutterstock/Philip Yb Studio
Cover: Sabine Kwauka nach einem Entwurf von Liebscher & Bracht
Covermotiv: Liebscher & Bracht
Redaktion: Dr. Karin Henke-Wendt
Satz: Satzwerk Huber, Germering
KW ∙ CB
ISBN 978-3-641-27714-7V006
www.mosaik-verlag.de
Vorwort
01 Klartext Schmerz: Tatsachen und Trugschlüsse, die Sie kennen müssen
Fast jedes Leben schreibt dieselbe Leidensgeschichte
Chronische Schmerzzustände nehmen seit Jahren zu
Arthrose und Schmerzen: Ein großes Missverständnis?
02 Ausflug ins Schmerzfrei-Paradies
Das Schmerzverständnis von Liebscher & Bracht
Aus der Praxis: Unsere Dokumentation von Schmerzzuständen
Unsere Vision: Die Therapie von hinten aufzäumen
Altsein ist kein Zustand, sondern ein Gefühl
03 Aller Anfang war nicht leicht: Warum auch wir überzeugt werden mussten
Die wichtigsten Stationen unseres gemeinsamen Weges
04 Das Schmerzentstehungsmodell von Liebscher & Bracht
Die Forschung vernachlässigt eine häufige Schmerzursache
Der Alltag schränkt unser Bewegungsspektrum ein
Alarmschmerzen – wichtiger Schutzmechanismus des Körpers
05 Die Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht
Warum Schmerzen für immer verschwinden können
Die Liebscher & Bracht Übungen® und weitere Techniken
Diese Hilfsmittel erleichtern Ihnen das Dehnen, Drücken und Rollen
Warum Ganzheitlichkeit so wichtig ist
06 Die schmerzreduzierende Kraft gesunder Ernährung
Was Entzündungen mit Schmerzen zu tun haben
Die Kraft heilsamer Lebensmittel
Auf hochwertige Nährstoffe kommt es an
Vorsicht vor Übersäuerung
Mit Intervallfasten den Schmerz bekämpfen
Ein gesundes Mikrobiom kann Schmerzzustände lindern
07 Die 12 Schmerzbereiche unseres Körpers
Schmerzbereich 1: Kopf – Nacken – Hals
Schmerzbereich 2: Kiefer
Schmerzbereich 3: Augen
Schmerzbereich 4: Oberer Rücken – Brustkorb
Schmerzbereich 5: Zwerchfell – Atmung
Schmerzbereich 6: Unterer Rücken – Bauch
Schmerzbereich 7: Schulter
Schmerzbereich 8: Oberarm – Ellenbogen
Schmerzbereich 9: Unterarm – Handgelenk – Hand
Schmerzbereich 10: Becken – Gesäß – Hüfte
Schmerzbereich 11: Oberschenkel – Knie
Schmerzbereich 12: Unterschenkel – Fußgelenk – Fuß
08 Jetzt geht’s los – wir drehen das Altern um
Es ist nie zu spät, jünger zu werden
Der »innere Schweinehund«, unser eingebautes Energiesparprogramm
09 So dehnen, rollen und drücken Sie sich schmerzfrei
Die wichtigsten Fragen, bevor es losgeht
Den eigenen Schmerz verstehen – Ihr Schmerztagebuch
Die Liebscher & Bracht Übungen®
Die Faszien-Rollmassage
Die Osteopressur
Ihre ersten 12 Schritte in ein schmerzfreies Leben in voller Beweglichkeit
10 Die Übersicht: Ihr persönliches Übungsprogramm für jeden Schmerzbereich
Die richtigen Übungen für Ihren Schmerz
Übungsprogramme für alle 12 Schmerzbereiche
11 Schritt für Schritt: Alle Übungsanleitungen für den ganzen Körper
Die Anleitungen zu den Liebscher & Bracht Übungen®
Die Anleitungen zur Faszien-Rollmassage
Die Anleitungen zur Osteopressur
12 Wir schaffen die meisten Schmerzen einfach ab – machen Sie mit
Die Grundlage für Schmerzfreiheit und Beweglichkeit
Bonus: Eine Übungsfolge, die den gesamten Körper in Bestform bringt
Dank
Adressen
Anmerkungen und Quellen
Register
Herzlichen Glückwunsch zum Kauf dieses Buches! Es enthält alles, was wir im Laufe von 35 Jahren entwickelt haben, damit Sie und alle anderen Menschen sich ein Leben lang selbst schmerzfrei und beweglich halten können. Und auch Ihre Gesundheit kann sich deutlich steigern. Denn was Sie schmerzfrei und beweglich macht, das macht Sie gleichzeitig gesund. Auch umgekehrt gilt dieser Zusammenhang: Was Sie gesünder macht – vor allem mit dem hochwirksamen Mittel der Ernährung –, kann Ihre Schmerzen reduzieren und Ihre Beweglichkeit erhöhen.
Sie können ein Level an Wohlgefühl und Gesundheit erreichen, das Sie bisher wahrscheinlich nicht für möglich gehalten hätten.
Aufgrund unserer jahrzehntelangen Erfahrung sagen wir Ihnen voller Überzeugung: Wenn Sie diese Inhalte umsetzen und sie mehr und mehr in Ihren Alltag einbauen, sie also wirklich leben, können Sie ein Level an Wohlgefühl und Gesundheit erreichen, das Sie bisher wahrscheinlich nicht annähernd für möglich gehalten hätten. Wir sagen: Da wir die physiologisch möglichen Bewegungen unserer Gelenke nur zu 10 bis maximal 20 Prozent nutzen, leben wir unser ganzes Leben auch hinsichtlich Gesundheit und Wohlbefinden auf diesem niedrigen Niveau. Aber 100 Prozent wären möglich. Denn die Bewegung unseres Körpers und der Einsatz all unserer Muskeln haben erheblichen Einfluss auf unseren Stoffwechsel und können ein Feuerwerk von Gesundungsprozessen entfachen. Ja, diese 100 Prozent schlummern in jedem von uns. Sie sind genetisch angelegt, aber wir nutzen sie nicht.
Genau das wollen wir gemeinsam mit Ihnen rigoros zum Positiven verändern. Wir wollen dieses Leben in diesem Körper so weit wie nur möglich auskosten. Nichts darf uns davon abhalten, unser Leben und alle Möglichkeiten, die es uns zu bieten hat, mit unserem individuell erreichbaren Höchstmaß an körperlichem, geistigem und seelischem Wohlbefinden zu genießen. Lassen Sie sich vom Streben nach diesen wunderbaren Aussichten nicht dadurch abhalten, dass Teile der herkömmlichen Medizin und anderer Therapien solche Effekte oft nicht in diesem Maße für realisierbar halten. Letztlich haben Sie nur eine Möglichkeit herauszufinden, ob das, was wir Ihnen in diesem Buch vermitteln, für Sie wahr wird oder nicht: Sie müssen es ausprobieren. Und wenn Sie das ernsthaft machen, dann können Sie täglich spüren, was in Ihnen und mit Ihrem Körper passiert.
Für Sie bedeutet das: Gerade wenn Sie schon alles Mögliche gegen Ihre Schmerzen versucht haben, aber nichts davon wirklich dauerhaft helfen konnte, haben Sie mit diesem Buch eine echte Chance. Unsere Therapie und die drei Techniken zur Selbstbehandlung, die sich einfach zu Hause anwenden lassen, können herkömmliche Therapieverfahren sinnvoll ergänzen – und sie sogar erweitern. Denn die Liebscher & Bracht-Methode macht Aspekte sichtbar, die sonst teilweise übersehen, zumindest aber vernachlässigt werden. Diverse Studien untermauern mittlerweile die Schmerztherapie, die Schmerztheorie und die Arthrosetheorie von Liebscher & Bracht.
Die Forschung ist in den letzten Jahren sehr dynamisch und beschäftigt sich zunehmend mit diesen Aspekten. Doch es dauert sehr lange, bis solche Erkenntnisse in jeder Arztpraxis und damit auch bei Ihnen als Patient ankommen. So vergeht kostbare Zeit, in der viele Menschen unnötig leiden und weiter an Lebensqualität einbüßen. Wir laden Sie deshalb ein: Nehmen Sie mit uns eine Abkürzung und Ihre Schmerzfreiheit ab heute selbst in die Hand!
Wir wünschen Ihnen ein wunderbares, schmerzfreies und gesundes Leben in voller Beweglichkeit.
Ihre Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht
Gebrauchsanleitung für dieses Buch
Sie wollen die volle Dosis an Wissen, Motivation und Anleitung?
Lesen Sie das Buch von vorne bis hinten durch. Wir haben es so geschrieben, dass Sie automatisch zum richtigen Zeitpunkt bei Ihren Übungen landen.
Sie wollen inhaltlich einen roten Faden bekommen, aber so wenig Zeit wie möglich investieren und schnellstmöglich mit den Übungen starten?
Dann lesen Sie nur die Kurzzusammenfassungen am Ende der Kapitel 1 bis 6, informieren Sie sich in Kapitel 7 über Ihren Schmerzbereich, lesen Sie die beiden Kästen auf den Seiten hier und hier, um dann mit Kapitel 9 voll einzusteigen.
Sie wollen verstehen, wie Schmerzen entstehen und zielführend beseitigt werden können, und sich maximal motivieren lassen?
Dann lesen Sie die Kurzzusammenfassungen der Kapitel 1 bis 3 und starten Sie dann ab Kapitel 4 durch.
Sie wollen direkt mit den Übungen starten?
Entscheiden Sie sich, welche der drei Übungstechniken (Dehnen, Rollen, Drücken) Sie probieren möchten, lesen Sie in Kapitel 9 die entsprechende Technikbeschreibung durch, danach die ersten 12 Schritte, und starten Sie mit den Übungen.
Egal, für welchen Weg Sie sich entscheiden: Wenn Sie etwas auslassen, um schnell mit den Übungen beginnen zu können, dann lesen Sie das restliche Buch Kapitel für Kapitel durch, wenn Sie bereits Ihre Übungen machen. Dieses Buch enthältalles, was Sie benötigen, um sich bestmöglich selbst helfen, ja selbst therapieren zu können. Aber bitte machen Sie nicht den häufigsten Fehler:Hören Sie niemals auf, Ihre Übungen zu machen, wenn die Schmerzen weg sind!Falls Sie merken, dass sich Nachlässigkeit einschleicht, reagieren Sie sofort: Lesen Sie dieses Buch oder ausgewählte Kapitel ein weiteres Mal – bis Sie wieder voll motiviert sind, Ihre Übungen mindestens sechs Mal in der Woche zu machen. So können Sie sich immer wieder eine neue Portion Motivation abholen.
Viel Erfolg!
PS: Wir haben noch etwas ganz Besonderes für Sie:Das Herzstück dieses Buches sind natürlich die Übungen, denn durch sie können Sie sich von Ihren Schmerzen befreien und sich immer besser fühlen. Wir haben daher sehr viel Energie in die Formulierungen der Übungsbeschreibungen und die gute Nachvollziehbarkeit der Bilder gesteckt. Bei einigen besonders anspruchsvollen Übungen bieten wir Ihnen zusätzlich kostenfreie Mitmach-Videos, auf denen Roland gemeinsam mit Ihnen die Übungen macht und erklärt. Sie finden die Zugänge zu diesen Videos in Form von Links und QR-Codes direkt bei den entsprechenden Übungen. Außerdem finden Sie alle Übungen auch in unserer Liebscher & Bracht App: lie-br.com/app
An dieser Stelle noch eine ganz persönliche Bitte, die uns sehr am Herzen liegt: Falls Ihnen dieses Buch gefallen und/oder geholfen hat, würden wir uns riesig freuen, wenn Sie Ihrer Familie, Ihren Freunden und Bekannten von Liebscher & Bracht und diesem Buch erzählen. Und eine ehrliche, authentische Bewertung auf Amazon oder bei Ihrem Buchhändler würde uns dabei helfen, dass immer mehr Menschen von diesem Buch erfahren und unserer Methode eine Chance geben.
Was Schmerzen und den Umgang mit ihnen betrifft, so erleben wir im Laufe unseres Lebens fast alle das Gleiche. Es beginnt schon in der Kindheit, wenn wir mitbekommen, dass es den Großeltern nicht mehr so gut geht. Da wissen wir meist noch gar nicht, dass sie schon einige Jahre Schmerzmittel einnehmen. Aber wir erleben mit, dass der Opa plötzlich längere Strecken mit dem Stock laufen muss. Wir helfen den Eltern dabei, Omas Blumenkästen mit den Gartenkräutern auf die Fensterbank zu stellen, weil sie sich immer schlechter bücken kann. Irgendwann wird dann in der Familie über Operationen gesprochen, und dass die Schmerzmittel nicht mehr helfen. Wir spüren die Sorgen und die Ratlosigkeit. Zwar wissen wir, dass Oma und Opa an Arthrose leiden und diese Diagnose schon vor Jahren gestellt wurde. Aber über Bemerkungen wie »heute fällt mir das Laufen wieder besonders schwer« haben wir uns nie größere Gedanken gemacht. Und dann wird irgendwann zur Operation geraten. Weil es so einfach nicht weitergehen kann, die Bewegungseinschränkungen zunehmen, die Schmerzen schlimmer werden.
Ist die erste Operation überstanden, freuen wir uns als Kinder und denken natürlich, dass jetzt alles repariert und wieder in Ordnung ist. Und oft geht es ja den alten Menschen zunächst wirklich besser, ein bisschen oder auch deutlich. Aber irgendwann meldet sich der nächste Schmerz bei ihnen, oder der alte kehrt trotz des künstlichen Gelenks, das eingesetzt wurde, wieder zurück. Natürlich gibt es Großeltern, denen es besser geht. Aber es gibt auch Fälle, bei denen sogar mehrere Operationen nichts bringen, schließlich ohne den Rollator gar nichts mehr geht oder der Opa nur noch im Rollstuhl zu Besuch kommen kann. Oder die Oma den Haushalt nicht mehr schafft und ein Platz im Heim die einzige Lösung zu sein scheint. Dieses oder Ähnliches erleben wir als Kinder und Jugendliche nicht nur in der Familie. Freunde und Bekannte erzählen oft das Gleiche. Irgendwann geht es dann mit den eigenen Eltern los.
Individuelle Beschwerden sind keine Einzelfälle, sondern sie folgen einem bestimmten Muster.
Je älter die Eltern werden, umso mehr ähneln die Geschichten denen, die wir schon von den Großeltern kennen. Schließlich kommt es, wie es kommen muss: Auch wir selbst bekommen Schmerzen, vor allem Rückenschmerzen, denn: Wer bekommt denn keine? Die Lebensmuster sind immer die gleichen. Und wir verinnerlichen sie – von klein auf. Plötzlich dreht es sich auch im eigenen Leben immer öfter um Schmerzen, um zunehmende Einschränkungen der Beweglichkeit, um Schmerzmittel von harmlos bis sehr stark oder gar um Schmerzpumpen, die lindernde Medikamente kontinuierlich ins Nervenwasser der Wirbelsäule abgeben. Wir sind angekommen in einem Leben mit mehr oder weniger heftigen, oft chronischen Schmerzen – Schmerzen also, die immer wiederkommen, schlimmer werden oder sogar gar nicht mehr verschwinden. Sie beherrschen fortan zunehmend unseren Alltag. Auf einmal werden wir mit der ganzen Palette der medizinischen Bildgebung konfrontiert, von Röntgen bis zu CT oder MRT. Verschiedene Reha-Maßnahmen werden erwogen. Wir müssen uns mit scheinbar harmlosen Eingriffen wie Knorpelglättungen auseinandersetzen oder auch mit drastischen Operationen wie dem Einbau künstlicher Gelenke. Die widersprechenden Aussagen verschiedener Ärzte und Therapeutinnen verunsichern uns. Und schließlich geht es nicht mehr ohne Gehhilfen, Toilettenerhöhungen, Treppenaufzüge, Rollatoren oder Rollstühle. Bis die Bewegung schließlich ganz zum Erliegen kommt.
Fast allen geht es ähnlich, kaum jemand bleibt von Schmerzen verschont – abgesehen von den wenigen Ausnahmen, die allerdings überproportionale Aufmerksamkeit finden. Wer kennt sie nicht, die Lebensgeschichten von Opas und Tanten, die ihr Leben lang rauchten, täglich Rotwein oder Whisky tranken und nie im Leben Sport machten? Ja, wundern wir uns dann, was ist mit denen? Ist das Zufall? Liegt das an den Genen? Warum haben dann auch Sportler Schmerzen, die sich viel mehr als andere Menschen bewegen? Und unser Gedankenkarussell dreht sich munter weiter: Also sind es doch die Gene! Na, dann ist es ja völlig egal, ob ich Sport mache oder nicht. Denn es kann ja sowieso jeder Mensch Arthrose bekommen. Oder Bandscheibenvorfälle. Und dann ziehen wir fatalerweise schnell den Trugschluss: Wir Menschen leben immer länger, da ist es doch logisch, dass mit der Zeit immer mehr in uns kaputtgeht und dann weh tut. Da ist dann halt wohl einfach nichts zu machen. Punkt. Merken Sie, was für ein Wirrwarr an Erklärungen und Vermutungen es gibt? Und wie wenige schlüssige Antworten wir kennen? Wer soll sich da zurechtfinden? Wir helfen Ihnen dabei und lösen dieses ganze Durcheinander für Sie auf. Vor allem aber erklären wir, warum Schmerzmittel und Operationen oft gar nicht notwendig sind.
Arthrose lässt sich oft verhindern. Würde sie rechtzeitig therapiert, käme es nicht zur »Knochenglatze«.
Wechseln wir die Sichtweise, und begeben wir uns in eine Arztpraxis: Die Geschichte, die wir nun erzählen, wiederholt sich in Deutschland jeden Tag, so oder ganz ähnlich: Eine ca. 40-jährige Patientin kommt zum Arzt und klagt über Knieschmerzen. Ihr werden sich oft merzmittel verschrieben, und nach einer Weile sind die Beschwerden wieder weg. Fünf Jahre später kommt sie wieder, denn die Schmerzen sind zurück, sogar schlimmer als zuvor. Sie bekommt erneut ein Rezept über Schmerzmittel, doch die wollen diesmal nicht so richtig helfen. Darum wird ein bisschen höher dosiert. Dann geht es für die Patientin erstmal ab zum Röntgen, ins CT oder MRT. Auf den Bildern lässt sich eine leichte Arthrose erkennen, der Gelenkknorpel ist also etwas abgenutzt. Aber zum Glück ist es erst Grad eins auf der Skala der vier Arthroseschweregrade, das ist noch nicht so schlimm. Mit 50 erscheint die Patientin erneut in der Praxis, denn die Schmerzen sind so stark wie nie, an Joggen ist nicht mehr zu denken. Sie nimmt inzwischen auch Medikamente für den Magen ein, denn der leidet gewaltig unter ihrem hohen Schmerzmittelkonsum. Bei der Kontrolle kommt heraus, dass die Arthrose inzwischen weiter fortgeschritten ist: Grad drei. Doch der Arzt beruhigt und erklärt der Patientin: »Das haben viele in Ihrem Alter.« Und dann? Kommt vielleicht zum ersten Mal eine Operation zur Sprache, wenn sonst nichts gegen die Schmerzen hilft.
Die Schmerzzustände, die letztlich oft zu einer Operation führen, werden hierzulande immer schlimmer. Wir von Liebscher & Bracht haben 2018 eine Umfrage unter den Lesern unseres Newsletters durchgeführt, um uns über die häufigsten Schmerzlokalisationen ein Bild zu machen. Unser Ergebnis: Der untere Rücken führt diese »Hitliste« an, gefolgt von Nacken, Schulter, Knie und Hüfte.1 Andere Quellen bestätigen das. So nennt auch die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. Erkrankungen des Bewegungsapparates als häufigste Auslöser, und darunter auch hier ganz vorn: Rückenschmerzen.2 Auch beim führenden deutschen Marktforschungsunternehmen Statista belegen Rücken, Gelenke und Nacken die ersten drei Plätze der Schmerzstatistik – sogar in ganz Europa.3
Die Zahl der chronischen Schmerzpatienten nimmt seit Jahren zu – in jedem Alter.
Nach Angabe der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS) nimmt die Zahl der Patienten mit chronischen Schmerzen in allen Ländern der westlichen Welt kontinuierlich zu; hierzulande sind rund 23 Millionen Menschen betroffen.4 Auch durch die Coronapandemie hat sich der Schmerz bei Betroffenen verschlimmert, wie erste Studien zeigen.5 Einer Querschnittbefragung zufolge leiden sogar rund 28 Prozent der Deutschen an chronischen Schmerzen und bei den über 65-Jährigen sage und schreibe rund die Hälfte.6 Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) nehmen Schmerzen im Alter ebenfalls signifikant zu. Auch hier wieder ganz vorn: Rücken- und Nackenschmerzen, sowohl chronisch als auch in Form von Schmerzattacken.7 Eine Durchsicht der Literatur zeigte jüngst: Über 80 Prozent der Seniorinnen und Senioren, die in Alten- und Pflegeheimen leben, leiden an Schmerzen.8 Bei Älteren ist auch das Thema Arthroseschmerzen relevant. Die Deutsche Arthrose-Hilfe e. V. geht davon aus, dass in Deutschland ca. fünf Millionen Menschen darunter leiden, zwei Millionen davon täglich. Es ist eine Volkskrankheit: Von den über 60-Jährigen sind rund die Hälfte der Frauen und etwa ein Drittel der Männer betroffen, vor allem an Händen, Knien und Hüften. Tendenz steigend.910
Aber es ist nicht nur das Alter. Gehen wir noch weiter: Schauen wir auf die Menschen und ihre Schmerzzustände. Dann erkennen wir ein ziemliches Durcheinander an Beschwerden und Symptomen. Jeder scheint alle Schmerzen bekommen zu können. Erst bei genauerem Hinsehen wird klar, dass sich bestimmte Schmerzzustände häufiger bei denen finden, die entsprechende Berufe oder Hobbys ausüben – also etwa bei Menschen, die viel am Schreibtisch arbeiten1112, als Berufsfahrer ständig im Auto sitzen1314, eine Sportart1516 oder Bühnentanz1718 betreiben oder ein bestimmtes Instrument spielen1920. Vielleicht finden auch Sie sich hier schon wieder. Schmerzen haben offenbar etwas mit den Bewegungen zu tun, die wir häufig ausführen, und mit speziellen Körperpositionen, die wir dabei einnehmen. Leider führt man dies aber gewöhnlich meist ausschließlich darauf zurück, dass eine Körperstruktur schwach ist, also nicht genug Kraft aufbringen kann, oder dass das intensive Ausführen bestimmter Tätigkeiten quasi automatisch zum Verschleiß führt. Wir wissen aber aus unserer mehr als 35-jährigen Erfahrung in der Schmerztherapie, dass die Ursache sehr oft unser eingeschränkter Bewegungsalltag ist, der nur darum zu Schmerzen führt, weil nicht frühzeitig durch ein entsprechendes Training entgegengewirkt wird. Das erklären wir Ihnen später noch ausführlich.
Das Schlimme ist: Schmerzmittel betäuben nicht nur die häufigste Schmerzursache, sondern haben teilweise auch gefährliche Nebenwirkungen.
Wer Schmerzen hat, die schwer erträglich sind, wirft schnell ein Schmerzmittel ein. Das ist verständlich und nicht weiter schlimm, wenn es darum geht, für einen wichtigen Termin fit zu sein, wie eine Prüfung, eine Konferenz oder Omas 80. Geburtstag. Bei chronischen Schmerzen aber sieht das anders aus. Hier wird der Griff zu Schmerztabletten schnell zur Gewohnheit, seien es freiverkäufliche oder ärztlich verschriebene. Weil das Leben »ohne« einfach nicht mehr auszuhalten ist. Insbesondere der Konsum freiverkäuflicher Schmerzmittel steigt bedenklich an, gerade in der älteren Bevölkerung. Die großangelegte Helsinki Aging Study mit Schmerzpatienten über 75 Jahre zeigte: Während 1999 20 Prozent regelmäßig Schmerzmittel einnahmen, waren es 2019 32 Prozent.21 Seniorinnen und Senioren konsumieren erhebliche Mengen an Schmerzmedikamenten.22 Und weil die Menschen immer früher im Leben Schmerzen bekommen, greifen auch Jüngere oft zur Tablette, wenn etwas weh tut.
Der Schmerzmittelmarkt boomt: Laut Statista lag der Umsatz an Schmerzmitteln im Jahr 2021 in Deutschland bei 590 Millionen Euro. Bis zum Jahr 2025 wird ein jährliches Umsatzplus von 2,95 Prozent erwartet.23 Dass der Schmerzmittelkonsum weiter steigen wird, ist besorgniserregend. Denn: Erstens schafft die Schmerzbetäubung das Problem nicht aus der Welt. Und zweitens haben Schmerzmittel zumindest als Dauermedikation erhebliche Nebenwirkungen. Sie erhöhen insbesondere das Risiko für Magen-Darm- und Herz-Kreislauf-Beschwerden – gerade auch jene Medikamente, die typischerweise bei Arthroseschmerzen eingenommen werden, bei Schmerzen also, die durch den Verschleiß der Gelenke ausgelöst werden.24 Warum die Schmerzentstehung bei Arthrose unserer Erfahrung nach mit vielen Missverständnissen behaftet ist und woher die Schmerzen meist wirklich kommen, erklären wir in diesem Kapitel.
Nochmal kurz die wichtigsten Fakten zur Erinnerung: Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an Schmerzen, die – vermeintlich – durch Arthrose entstehen. Zwei Millionen davon jeden Tag, Tendenz steigend.25 Fragen die Patienten nach therapeutischen Alternativen zu einer Operation oder wollen sie wissen, ob der Knorpel sich wieder heilen lässt, wird das teilweise verneint und mit herkömmlichen, oft älteren Arthrosestudien begründet, die dies wissenschaftlich sicher belegen würden. Patienten erzählen uns seit Jahren immer wieder, wie sie die Krankheit Arthrose erklärt bekommen: dass die allmähliche Abnutzung des Knorpels vergleichbar sei mit dem Abfahren von Autoreifen. Dass auch bei Gelenken nach einer gewissen »Laufleistung« das »Profil abgefahren« sei. Dass irgendwann eine Prothese eben fällig sei, da gebe es nun mal keine andere Lösung. Wie gesagt, gut gemeint, aber unserer Erfahrung nach schlicht falsch.
Operationen sind das letzte Mittel bei der herkömmlichen Behandlung von Arthose.
Die Zahlen sprechen für sich: Laut Deutscher Arthrose-Hilfe haben heute bereits über vier Millionen Menschen in Deutschland ein künstliches Gelenk. Und es werden immer mehr. Jährlich kommen allein hierzulande 230.000 Hüftgelenksprothesen, 180.000 Kniegelenksprothesen und 24.000 Schultergelenksprothesen hinzu.26
Laut Weißbuch Gelenkersatz wurden Hüfte und Knie zu rund 80 Prozent respektive 96 Prozent aufgrund einer Arthrose ersetzt, meist im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Und zwar nicht wegen der Arthrose selbst, sondern wegen der Schmerzen, die gleichzeitig quälen. Die absolute Anzahl dieser Operationen hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und auch in den USA zugenommen.27 Deutschland liegt bei solchen Knie- und Hüftoperationen mit der Schweiz und Österreich in der europäischen Spitzengruppe.2829 Und das ist nicht allein dem demografischen Wandel, also der Zunahme der älteren Bevölkerung geschuldet. So haben die Knieprotheseneingriffe bei unter 60-Jährigen seit 2013 um 18,5 Prozent zugenommen, wie das Science Media Center Germany im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ermittelte.30
Operationsrisiken dürfen nicht unterschätzt werden
Das Einsetzen einer Gelenkprothese birgt immer Risiken, weil es ein massiver Eingriff in den menschlichen Körper ist, bei dem Knochen, Muskeln und Faszien zerschnitten, zersägt und gefräst werden. Infolge von Verschleiß sind etwa alle 15 Jahre Wechseloperationen notwendig, manchmal auch vorzeitig, falls es zu Infektionen oder Lockerungen gekommen ist. Oft geht dabei Knochensubstanz verloren, beispielsweise durch Entzündungen und Infektionen wie bei der Osteomyelitis.3132Eine seltene, schwerwiegende Komplikation ist die Metallose: Dabei kommt es zu Entzündungen und Vergiftungserscheinungen, weil mit der Zeit Metallpartikel von der Prothese abgerieben werden.3334Natürlich gibt es Situationen, in denen eine solche Operation unumgänglich ist, beispielsweise nach Unfällen, bei denen Oberschenkelhals oder Hüftpfanne gebrochen sind. Bei Prothesenoperationen ist aber grundsätzlich Vorsicht angesagt.
Wir möchten nicht in Abrede stellen, dass viele wohlüberlegt und nach dem State of the Art durchgeführt werden. Dennochdroht das Patientenwohl aus dem Blickfeld zu geraten – nicht nur bei Hüftoperationen. Die Prothesen werden nicht immer ausreichend getestet, weil bisweilen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen. Mängel bleiben manchmal unentdeckt, und Komplikationen bei den Patienten werden vertuscht. All das ist in den letzten Jahren vorgekommen. Die Recherche-Serie »Implant Files« des Internationalen Netzwerks Investigativer Journalisten, das auch als Buch erschienen ist, hat dies im Jahr 2018 eindrucksvoll dokumentiert.35
Unabhängig davon, wen Sie mit Ihren Beschwerden konsultieren: Die meisten Heilberufler gehen bis heute davon aus, dass Knorpel nicht regenerationsfähig ist. Und erst recht kennen sie keine Therapie, die eine solche Wiederherstellung ermöglichen könnte. Auch die allermeisten Patienten haben folgerichtig diesen Kenntnisstand. Es ist also kein Wunder: Für viele Menschen stellt sich die Realität so dar, dass Arthrose ein unheilbares Schicksal ist. Ist das dann die Realität? Nein, ist es nicht. Wir von Liebscher & Bracht haben diesen Umstand daher auch als die »scheinbare Realität« bezeichnet. Man glaubt es einfach, man hinterfragt es nicht mehr.
Die »scheinbare Realität« des Schmerzes hat uns alle getäuscht – Patienten ebenso wie Ärzte.
Um es kurz zu machen: Knorpel kann nachwachsen. In diesem Kapitel erklären wir Ihnen leicht verständlich, welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen – und weshalb wir glauben, warum das mit unserer Therapie funktionieren kann. Doch warum ist diese Tatsache dann nicht zumindest den Fachleuten bekannt? Die entsprechenden Spezialisten kennen mit Sicherheit die einschlägigen Studien. Vielen Hausärzten, Orthopäden, Physiotherapeuten und Heilpraktikern kann man vielleicht nicht vorwerfen, sich nicht regelmäßig mit der aktuellen Forschungslage zur Knorpelregeneration zu beschäftigen. Zugegeben, die Thematik ist komplex. Vor über zehn Jahren galt in der herkömmlichen Medizin noch weitgehend, dass Arthrose nicht zu heilen sei. Hinzu kommt, dass die entsprechende Forschung nur wenige erprobte Therapieansätze hervorgebracht hat.
Niederländische Forscher konnten 2011 erstmals nachgewachsenen Gelenkknorpel nachweisen.
Die Annahme vom nicht regenerationsfähigen Knorpel ist rund 250 Jahre alt. Der damals prominente englische Anatom William Hunter schrieb 1773: »Ein geschädigter Knorpel kann allgemein als beschwerliche Erkrankung angesehen werden; dies verlangt zur Heilung Komplexeres als bei einem brüchigen Knochen und ist, wenn einmal zerstört, nicht mehr zu reparieren.«36 Das ist grundsätzlich auch plausibel, denn Gelenkknorpel ist zähes, nicht durchblutetes Material und besitzt daher eine schlechte Regenerationsfähigkeit. Doch er besitzt sie.
Dass Knorpelregeneration möglich ist, lässt sich eindrucksvoll am Beispiel der Kniearthrose nachvollziehen. Die sogenannte Gelenkdistraktion ist ein Verfahren, bei dem ein externes Gestell über Fixateure – das sind Metallstifte, die von außen durch die Haut am Knochen befestigt werden – das Gelenk auseinanderzieht, um es zu entlasten.37 Ursprünglich wurde dieses Verfahren eingesetzt, um bei der Refixation, also der operativen Neupositionierung bei Gelenkfehlstellungen, das Gelenk zu schützen. Zufällig konnten die behandelnden Ärzte dabei feststellen, dass bei Patienten mit Arthrose eine Besserung eintrat.3839 Eine gezielte Überprüfung dieser Umstände zeigte, dass die niederländischen Forscher auf dem richtigen Weg waren.4041 2011 konnte in einer Pilotstudie erstmals nachgewachsenes Material nachgewiesen werden – dort, wo der Knorpel im Gelenk liegt.42 Die erfolgreiche Behandlung zeigte auch langfristig, dass das Gewebe repariert worden war.43 Ermöglicht hatte dies die Entlastung des Gelenks vom zu hohen Druck auf das Knorpelgewebe.
Durch Kniedistraktion kann der Knorpel langfristig wiederhergestellt werden.
Das Verfahren der Kniedistraktion wurde innerhalb weniger Jahre zu einer häufig eingesetzten Behandlung und konnte bereits nach wenigen Wochen eine Reparatur des Knorpels ermöglichen.44 Auch langfristig (in diesem Fall nach zwei Jahren) blieb die Wiederherstellung des Knorpels stabil.45 Schließlich konnten die Forscher in den Niederlanden sogar zeigen, dass das auf der Knorpelregeneration basierende Verfahren den etablierten Prothesen hinsichtlich Funktion und Schmerzreduktion in nichts nachsteht.46 Zudem war nun klar: Der nachgewachsene Knorpel hat die Eigenschaften von hyalinem, also vollwertigem Gelenkknorpel.47
Die Vorteile von Therapieansätzen, die auf den Erkenntnissen aus der Forschung zur Knorpelregeneration fußen, wurden auch in aktuellen Studien bestätigt.48 Demnach ist beispielsweise eine Knieprothese nicht mehr zwingend notwendig, um Kniearthrose erfolgreich zu behandeln.49
Die Kniedistraktion ist offensichtlich ein erfolgreiches Verfahren. Auch auf mikrobiologischer Ebene ist der Beweis bereits erbracht, dass der menschliche Körper grundsätzlich in der Lage ist, neuen Gelenkknorpel zu bilden.50 Weshalb also ist das Problem der Arthrose nicht bereits in größerem Umfang gelöst worden? Zum einen kann nicht jedes Gelenk mit Fixateuren behandelt werden. Entsprechende Verfahren gibt es noch nicht. Zum anderen ist die Gelenkdistraktion ein operatives Verfahren – mit dem entsprechenden klinischen Aufwand und den üblichen Risiken.51
Eines zeigt der Blick auf diese Studien jedoch klar: Der Knorpel im Gelenk kann sich regenerieren, wenn die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Die herkömmliche Medizin erreicht das, indem das Gelenk durch externe Gestelle vom Druck, der die Arthrose ja erst verursacht, entlastet wird.
Die gezielte Entlastung des betroffenen Gelenks ermöglicht eine Wiederherstellung des Knorpels.
Doch geht es nicht auch anders? Leichter, schonender, natürlicher? Ein klares Ja von uns! Denn das wichtigste Ziel unserer Schmerztherapie bei Arthrose ist: dem Gelenk wieder den Freiraum geben, der für die Wiederherstellung des Knorpels benötigt wird. Genau das möchten wir erreichen, indem wir die Muskeln und Faszien rund um ein Gelenk wieder so geschmeidig machen, wie es von Natur aus vorgesehen ist. Dies normalisiert letztlich die Spannungen, die auf ein Gelenk wirken. Der Druck sinkt, die zerstörerischen Kräfte für den Knorpel können nachlassen.
Mehr noch: Der Gelenkspalt vergrößert sich und bietet langfristig Raum für neu wachsendes Knorpelgewebe. Das Prinzip ist dasselbe wie bei der Kniedistraktion. Ohne Operation, ohne Schmerzmittel. Und das Wichtigste: Sie, die Patienten, können oft selbstständig etwas gegen die Arthroseschmerzen tun. Eine vielzitierte Studie von 2019 zeigt: 75 Prozent aller OPs zum Einsatz eines künstlichen Kniegelenks werden überflüssig, wenn in der Therapie konsequent auf eine Steigerung des Bewegungsumfangs im Knie durch ein Übungsprogramm gesetzt wird.52 Erstaunliche Zahlen, oder?
Unsere Pilotstudie zu Knieschmerzen
2020 haben wir von Liebscher & Bracht selbst eine Pilotstudie zu Knieschmerzen durchgeführt. Am Unfallkrankenhaus Salzburg wurden dafür zehn Frauen und zehn Männer mit einem Durchschnittsalter von 52 Jahren nach der Liebscher & Bracht-Methode behandelt. Alle Teilnehmer litten unter stärkeren Knieschmerzen, die Hälfte von ihnen hatte fortgeschrittene Arthrose im Knie. Nach einer Studiendauer von sechs Wochen und der Anwendung der Übungen, die Sie auch hier im Buch finden, war der WOMAC-Knie-Score von 86 auf 17 Punkte gesunken. Das heißt: Die Teilnehmer hatten bei Beendigung der Studie im Durchschnitt 80 Prozent weniger Schmerzen als zu Beginn der Behandlung.53
Die Knieschmerzen konnten also deutlich gesenkt oder ganz beseitigt werden, obwohl die Arthrose bestehen blieb. Dies deutet darauf hin, dass tatsächlich nicht die Arthrose die Schmerzen verursacht, sondern oft die zu hohe Spannung der das Kniegelenk umgebenden Muskeln und Faszien. Die Studie liefert damit erste wissenschaftliche Hinweise auf das, was wir seit vielen Jahren immer wieder bei Patienten erleben: Dass Sie sich trotz Arthrose von Ihren Schmerzen befreien können. Für uns war diese Pilotstudie daher der Anfang für weitere Forschungstätigkeit.
Bringen wir es auf den Punkt: Was wir eben erläutert haben, bedeutet in der Konsequenz ganz klar, dass Sie Ihre Schmerzfreiheit bis ins hohe Alter zu großen Teilen selbst in der Hand haben. Genau damit beschäftigen wir uns in diesem Buch. Wir möchten sehr pragmatisch vorgehen. Darum laden wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, herzlich ein, die Liebscher & Bracht-Therapie mit ihren drei Techniken der Selbstbehandlung auszuprobieren und Übungen, Faszien-Rollmassage und Osteopressur bei sich selbst anzuwenden. Dann können Sie ganz praktisch prüfen, ob es Ihnen hilft. Denn alles Reden, Theoretisieren und Argumentieren reicht nicht aus, um Ihre vielen Fragen zweifelsfrei und überzeugend zu beantworten. Sie als Betroffene müssen am eigenen Leib spüren, ob Ihre Schmerzen zurückgehen und Ihre Beweglichkeit wieder zunimmt. Arthroseschmerzen sind hier übrigens nur ein Beispiel. Die Liebscher & Bracht-Therapie hilft bei unzähligen Schmerzzuständen überall im Körper.
Obwohl wir immer wieder beobachten können, wie wirksam die Selbsthilfemaßnahmen dieses Buches und unserer zugrundeliegenden Therapie sind, beachten Sie bitte, dass es Ausnahmen gibt, in denen die Schmerzen andere Ursachen haben. Spätestens, wenn unsere Übungen keine überzeugende Wirkung entfalten, lassen Sie sich bitte zeitnah beim Arzt Ihres Vertrauens untersuchen. Wenn Sie möchten, bei einem, der nach unserer Methode zertifiziert ist, unsere Übungen daher gut einschätzen und unsere Behandlung bei Ihnen anwenden kann. Wenn auch das nicht hilft, können Sie noch sicherer sein, dass eine andere Ursache vorzuliegen scheint.
KURZGEFASST:TATSACHEN UND TRUGSCHLÜSSE ZUM THEMA SCHMERZ
Fast jedes Leben schreibt dieselbe Leidensgeschichte+++Der Schmerzmittelmarkt boomt+++Wenn nichts anderes mehr hilft, droht wegen der Schmerzen eine OP+++Immer mehr künstliche Gelenke werden eingesetzt+++Schmerzmittel und OPs sind nie ohne Nebenwirkungen und Risiken+++Die häufigste Schmerzursache können Medikamente und OPs nicht beseitigen+++Aber: Schmerzen und Unbeweglichkeit im Alter sind kein Schicksal+++Sie haben Ihre Schmerzfreiheit zu großen Teilen selbst in der Hand+++Die aktuelle Arthroseforschung, unsere eigene Pilotstudie und unsere mehr als 35-jährige Erfahrung machen Hoffnung
In der herkömmlichen Medizin und Schmerztherapie werden Schmerzen ganz anders eingeteilt als bei uns, bei Liebscher & Bracht. Sie werden kategorisiert nach Verletzungen wie beispielsweise Knochenbrüchen, Muskelfaser- und Bänderrissen, nach Schädigungen wie Arthrose, Bandscheibenvorfall oder Gleitwirbel oder nach Entzündungen – etwa der Achillessehne. Hinzu kommen die Schmerzen, die durch Krankheiten wie etwa Rheuma, Fibromyalgie, Depressionen oder Multiple Sklerose ausgelöst werden. Und dann gibt es natürlich noch die Schmerzen, die durch Gewalteinwirkung entstehen, wenn Sie sich also zum Beispiel mit dem Hammer auf den Daumen hauen oder sich das Schienbein am Couchtisch anschlagen. Die letzteren Beispiele können wir außer Acht lassen, denn die Therapie ist klar: einfach warten, bis es nicht mehr weh tut. Bei den meisten der anderen Schmerzen können wir Ihnen helfen. Wir von Liebscher & Bracht gehen mit Schmerzen allerdings anders um. Für uns ist zunächst zweitrangig, welche Theorie, Begründung oder Diagnose für das Auftreten Ihrer Schmerzen im Raum steht. Der Vorteil: Das führt erstmal zu völliger Entspannung, denn wir vermeiden den Stress, der entsteht, wenn wir uns mit einer schier unüberschaubaren Menge an möglichen Schmerzursachen konfrontiert sehen. Für uns ist am wichtigsten, wo am Körper ein Mensch den Schmerz wahrnimmt. Die Lokalisation gibt vor, wie wir ihn lindern oder auch beseitigen können.
Ihre Diagnose ist für uns zweitrangig. Uns interessiert, wo am Körper Sie den Schmerz wahrnehmen.
Natürlich machen auch wir eine Ursache für den Schmerz verantwortlich. Diese Ursache ist für viele Menschen erstmal sehr ungewöhnlich. Aber sie ist viel einfacher und nach unserer Erfahrung bei so gut wie allen Schmerzen gleich. Die Ursache der meisten Schmerzen sehen wir in der zu hohen Spannung der Muskeln und ebenso der Faszien, also des Bindegewebes, das Knochen, Muskeln und Sehnen umgibt und zusammenhält. Wir werden das in Kapitel 4 noch eingehender erläutern. Aber egal, ob Sie Arzt, Physiotherapeutin oder Patient sind, Sie können sich freuen, denn unser Verständnis von der Schmerzentstehung macht die praktische Anwendung der Schmerztherapie für alle Betroffenen sehr, sehr einfach.
Unser Schmerzmodell hat einen weiteren Vorteil: Es ist leicht verständlich, denn es erklärt auch solche Schmerzen, die in der Medizin als »unspezifisch« gelten, weil sich für sie keine Ursache finden lässt. Das klingt so lapidar, aber wir müssen uns klarmachen: Dahinter verbergen sich die Schicksale zum Teil schwer schmerzkranker Menschen, denen die Ärzte nicht helfen können, weil es keinen Befund gibt. Röntgen-, MRT- oder CT-Aufnahmen zeigen keinerlei Anomalien. Wussten Sie, dass dies bei 80 bis 90 Prozent der Rückenschmerzen der Fall ist?1 Gerade diesen Menschen können wir sehr häufig helfen.
Auch die Theorie vom Schmerzgedächtnis müssen wir hier kurz erwähnen. Demnach hinterlassen langanhaltende Schmerzzustände und somit häufig genutzte Wege der Signalübertragung »Spuren« im Gehirn, an die sich der Körper immer wieder »erinnert«, sodass Schmerzen auf diese Weise chronisch werden. Das sehen wir auch so. Natürlich gibt es solche Veränderungen im Gehirn schwer leidender Menschen. Gehirnstrukturen verändern sich also entsprechend ihrer Nutzung passend zum Zustand des Körpers. Die gute Nachricht: Auf genau diesem Weg können sie sich auch wieder zurück verändern.
Wir sind davon überzeugt, dass Sie diesen Prozess mit unserer Therapie anregen und unterstützen können, auch wenn wir bei der Entstehung von Alarmschmerzen von anderen Prozessen ausgehen. Denn warum werden so viele Schmerzen chronisch? Aus unserer Sicht passiert das auch deshalb, weil Schmerzen oft nicht ursächlich behandelt werden. In unserem Erklärungsmodell gelten zu hohe Spannungen der Muskeln und Faszien als die wichtigste Ursache. Normalisiert man diese Spannungen, therapiert man also in unserem Sinne ursächlich, so lassen sich im besten Fall auch chronische Schmerzen in den Griff bekommen. Das zumindest zeigt unsere Erfahrung aus mehr als 35 Jahren Schmerztherapie.
Machen wir diese schmerzfreie Welt für alle greifbar, und stellen wir uns vor, wie das Leben dann aussehen könnte. Ja, das Leben aller Menschen könnte so sein, wie wir es skizzieren möchten – mit bestimmten Einschränkungen. Denn natürlich gibt es Ausnahmen. Dazu gehören Menschen, deren Zustand so schlimm ist, dass sie sich nur noch sehr eingeschränkt oder gar nicht mehr bewegen können. Oder Patienten, bei denen die Schäden am Bewegungsapparat oder auch schmerzauslösende Krankheiten derart weit fortgeschritten sind, dass die Struktur des Körpers in den betroffenen Bereichen irreversibel zerstört ist. Tumorbedingte Schmerzen gehören zum Beispiel dazu. Oder Gelenke und Wirbel, bei denen die Knochenstruktur eingebrochen ist. Unsere jahrzehntelange Erfahrung mit Schmerzpatienten sowie unsere dokumentierte Anwendungsbeobachtung bei etwa 17.000 Schmerzzuständen legen es jedoch nahe und bestärken uns in der Analyse: Die allermeisten Schmerzen werden heutzutage durch die beschriebenen zu hohen Spannungen der Muskeln und Faszien verursacht (siehe Seite hier).
Auch ausgewiesene Schmerztherapeuten können sich selbst und ihren Patienten oft nicht helfen.
Bemerkenswert ist: Die Profis, die mit Schmerzen zu uns in die Ausbildung kamen, konnten sich mit den herkömmlichen Therapien, die sie selbst beruflich einsetzten, nicht helfen. Auch Behandlungen von Kolleginnen oder Kollegen, die andere Therapien anwendeten, konnten ihren Schmerz nicht lindern. Das gelang oft erst in unserer Ausbildung. Übrigens, viele sagten, sie seien aus zwei Gründen bei uns: zum einen, um sich selbst zu helfen, und zum anderen, um ihren Patienten helfen zu können, sollte die erlernte Therapie bei ihnen Wirkung zeigen. Unsere Therapie scheint demnach eine höhere Wirksamkeit zu haben als die bekannten, herkömmlichen Verfahren.
Als wir im Herbst 2007 die erste Ausbildung in unserer Schmerztherapie durchführten, nahmen 25 Heilberufler daran teil und brachten, salopp formuliert, 48 Schmerzzustände mit. Mittlerweile, im Jahr 2022, haben rund 12.800 Schmerzexperten an unseren Ausbildungen teilgenommen, darunter Ärzte, Heilpraktikerinnen, Physiotherapeuten, Manualtherapeutinnen, Osteopathen aller Ausrichtungen, Chiropraktikerinnen, Akupunkteure und viele weitere. Wir können zu Recht sagen, dass Experten aller heute bekannten und bei Patienten eingesetzten Therapien zu uns in die Ausbildungen gekommen sind. Sie litten zusammengenommen unter rund 17.000 einzelnen Schmerzzuständen, die wir alle dokumentiert haben. Es waren dieselben, unter denen auch ihre Patienten am häufigsten litten, denn Schmerz macht auch vor Profis keinen Halt. Sie hatten unterschiedlich schlimme Schmerzen, waren zum Teil viele Male erfolglos operiert worden, litten seit Jahrzehnten unter chronischen Schmerzen oder Schmerzkrankheiten wie Fibromyalgie oder galten in der Medizin als austherapierte »hoffnungslose« Fälle. Dies spiegelt dasselbe Spektrum an Schmerzen wider, das auch in der Normalbevölkerung vorliegt.
Wir haben diese Beobachtungen während aller unserer Ausbildungen akribisch dokumentiert und die Ergebnisse zusammengefasst und festgehalten: Nach den viertägigen Ausbildungen waren rund 97 Prozent dieser Schmerzzustände ganz beseitigt oder aber nur noch wenig spürbar. Konkret heißt das: Lag die Schmerzintensität zu Beginn der Ausbildung definitionsgemäß bei 100 Prozent, spürten die Teilnehmer am Ende nur noch einen Restschmerz von maximal 30 Prozent. 82 Prozent der Schmerzen waren sogar völlig verschwunden. Das überzeugte die Teilnehmer, denn sie konnten am eigenen Leib spüren, wie wirksam unsere Therapie ist.
Wenn Sie sich die Erfolgsgeschichte unserer Beobachtungsstudie anschauen, dann können Sie sicher nachvollziehen, warum wir der Meinung sind, dass unsere Therapie die Power hat, sehr vielen Menschen ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen.
Genau das treibt uns Tag für Tag an: Menschen darüber zu informieren, wie sie sich selbst von teils jahrelangen und chronischen Schmerzen befreien können, noch dazu ohne Medikamente und Operationen.
In all den Jahren hat sich eines herauskristallisiert: Die Menschen, die sich von uns haben ausbilden lassen, die unsere Übungen ausprobiert und die Wirkung an sich selbst gespürt haben, sind überzeugt von der Wirksamkeit der Therapie, weil sie so unmittelbar am eigenen Körper spürbar ist.
Falls Sie die Wirkung unserer Therapie noch nicht kennengelernt haben, können Sie Hoffnung schöpfen, dass sie auch Ihnen hilft.
Hätten alle Menschen das Wissen, das dieses Buch vermittelt, würde sich ihr Umgang mit Schmerzen drastisch verändern. Sobald ihnen etwas weh täte, würden sie sich nicht mehr fragen, was in ihrem Körper krank oder kaputt ist. Sie würden stattdessen überlegen, was sie gemacht bzw. nicht gemacht haben, welche Übungen sie vielleicht vernachlässigt oder aber ganz ausgelassen haben. Dann ploppen nämlich auf einmal ganz andere Fragen im Kopf auf: Habe ich im Sport neue Kraftübungen oder Bewegungen absolviert, die einen neuen Ausgleich benötigen? Sitze ich mehr? Hat sich mein Alltag so verändert, dass mein Körper mit Schmerzen reagieren muss, um mich davon abzuhalten, Gelenke oder Wirbelsäule falsch zu belasten? Will mein Körper mich davor warnen, ihn mehr zu verschleißen, als er reparieren kann?
»Früh übt sich« gilt auch bei Liebscher & Bracht. Wir haben die Achtsamkeit für den eigenen Körper sehr schön bei unseren beiden Söhnen beobachten können, die mittlerweile 33 und 31 Jahre alt sind. Solange sie denken können, haben sie miterlebt, dass die meisten Schmerzen durch »Verkürzungen« und zu hohe Spannungen der Muskeln und Faszien entstehen. Sie wissen, wie man sie selbst beseitigen kann. Schmerzen sind für die beiden nichts Schlimmes oder gar Bedrohliches. Sie verstehen sie mittlerweile vielmehr als Aufforderung, die geeigneten Übungen zu machen, damit sie wieder verschwinden. Natürlich war es auch für unsere Söhne ein langer Weg, bis sie diese Sicherheit gefunden hatten, zumal die meisten in ihrem Freundeskreis ja zunächst völlig anders dachten und anders damit umgingen. Aber das eigene Ausprobieren und Erleben überzeugte auch sie schließlich, und sie übernahmen unsere Denk- und Vorgehensweise. Warum? Einfach deshalb, weil es ihnen half. Und so kann es Ihnen auch gehen. Sobald Sie die ersten Erfahrungen mit unseren Übungen gemacht haben, werden Sie immer sicherer, weil Sie spüren, dass es funktioniert.
Eine Operation sollte erst in Erwägung gezogen werden, wenn unsere Übungen nicht helfen. Früher nicht.
Stellen Sie sich vor, der Umgang mit Schmerzen wäre in der ganzen Gesellschaft ein völlig anderer. Wir würden also nicht den allseits bekannten, herkömmlichen Weg einschlagen, Schmerzmittel einwerfen oder alleinige Hilfe bei Therapeuten suchen. Nein, wir würden die zu den Schmerzen passenden Übungen machen! Unsere jahrzehntelangen Erfahrungen zeigen, dass die meisten Schmerzen durch unsere Übungen wieder abklingen und schließlich ganz verschwinden. Falls das aber nicht der Fall ist oder die Betroffenen sich nicht trauen, die Übungen auszuprobieren, würden sie einfach einen von uns ausgebildeten Arzt oder Therapeuten aufsuchen und sich nach Liebscher & Bracht behandeln lassen, um sich Sicherheit zu holen. Und erst dann – wenn all dies tatsächlich nicht helfen sollte – kämen die herkömmlichen Maßnahmen zum Einsatz, also Schmerzmittel, bildgebende Verfahren zum Aufspüren körperlicher Schäden oder auch Operationen bis hin zum Einsatz von Gelenkprothesen.
Momentan ist es leider oft umgekehrt: Erst wenn die herkömmliche Medizin nicht hilft und auch andere, alternative Verfahren keine Besserung bringen, suchen viele Leidgeprüfte ihre letzte Rettung bei Liebscher & Bracht. Oft hören wir von ihnen: »Ich habe alles versucht. Wenn Sie mir nicht helfen können, weiß ich nicht mehr weiter.« Würden wir bei Schmerzen tatsächlich die Reihenfolge der Erstmaßnahmen umdrehen, würde das unser Gesundheitssystem massiv entlasten. Wussten Sie, dass allein Rückenschmerzen in Deutschland jährlich Kosten von 50 Milliarden Euro verursachen durch Arbeitsausfälle, Krankentagegeld oder vorzeitige Berentung?2 Insbesondere bei der älteren Bevölkerung.34 Was viele nicht wissen: Die verursachten Kosten übersteigen jene, die durch Alkoholkonsum, Übergewicht und Rauchen verursacht werden, um ein Vielfaches.5
Verlieren Sie keine Zeit. Bedenken Sie, wie viele Wochen, ja manchmal Monate Sie auf Termine bei Fachärzten, insbesondere Orthopäden, oder auch auf MRT-Termine warten müssen. Unsere Patienten erzählen uns das immer wieder. Die Übungen von Liebscher & Bracht sind kein großer Zeitaufwand. Da muss man nicht auf einen Termin warten, zum Arzt fahren und Zeit im Wartezimmer verbringen. Die bekannten, üblicherweise negativen Nebenwirkungen gibt es höchstens in Ausnahmefällen, wenn Sie unsere »Sicherheitsvorkehrungen« ab Seite hier beachten. Legen Sie also am besten gleich los. Die Übungen dienen Ihnen zugleich als Anhaltspunkt, ob Ihre Schmerzen harmlos sind, also in zu hohen Spannungen der Muskeln und Faszien ihre Ursache haben, oder aber doch durch eine Krankheit oder Anomalie ausgelöst werden und darum medizinisch abgeklärt werden müssen. In der Medizin nennt man das eine Differentialdiagnose. Sie soll ausschließen, dass die Schmerzen einen ernsthaften Hintergrund haben.
Was genau bedeutet all das, was wir beschrieben haben, nun für Sie, für Ihr Leben, für Ihre Lebensplanung? Wie eingangs erklärt, haben die meisten Menschen ja das Leben verinnerlicht, das sie im Familien- und Freundeskreis als junge Menschen mitbekommen haben und aus dieser Erfahrung heraus für den normalen Lauf der Dinge halten. Heißt: Je älter wir werden, desto mehr Schmerzen haben wir, desto bewegungseingeschränkter und kränker werden wir. Aber würden wir mit zunehmendem Alter nicht alle lieber schmerzfreier, beweglicher und gesünder werden? Doch das erscheint uns unmöglich. Das stellt ja die Biologie auf den Kopf, oder? Nein, es ist tatsächlich möglich. Natürlich ist diese Entwicklung davon abhängig, von welchem Ausgangspunkt Sie starten, also wie alt und in welcher körperlichen Verfassung Sie sind. Mit etwa 45 Jahren geht es bei vielen Menschen mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen los. Viele haben allerdings schon lange vorher Schmerzen, nur wenige sind in diesem Alter völlig frei davon. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen nehmen in unserer Gesellschaft zu und treten außerdem immer früher auf. Mittlerweile sind sogar immer mehr Kinder und Jugendliche von Rückenschmerzen betroffen.67
Trotz zunehmendem Alter ist es möglich beweglicher, gesünder und schmerzfreier zu werden.
Fragt man alte Menschen, warum sie sich alt fühlen, woran genau sie das festmachen, rangieren dicht hintereinander auf Platz eins und zwei der Antworten »Schmerzen« und »zunehmende Bewegungseinschränkungen«. Viele betonen sogar, dass sie sich geistig total jung fühlten, der Körper aber einfach immer weniger leisten könne und das Leben deshalb immer beschwerlicher, ja manchmal sogar qualvoll werde. Die Liebscher & Bracht-Therapie kann das ändern. Aber es ist ganz wichtig, dass Sie sich eines immer wieder bewusst machen: Die beiden Spitzenreiter der »Hitliste« des Sich-alt-Fühlens, Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit, sind fast ausnahmslos die Folge von immer stärker angespannten, verkürzten und folglich unflexibleren Muskeln und Faszien. Die gute Nachricht: Das lässt sich wegtrainieren! Und zwar ein Leben lang. Studien zeigen, dass Schmerzen durch entsprechende Übungen und regelmäßige Trainingseinheiten reduziert werden können.89
Diese Anpassungsfähigkeit unseres Körpers an veränderte Lebensbedingungen hat einst das Überleben des Homo sapiens gesichert. Wir können uns dies auch heute noch zunutze machen. Und genau hier setzt unsere Therapie an, denn Muskeln und Faszien sind sehr gut beeinflussbar – negativ wie positiv. Das ist der Schlüssel zum Verständnis unserer Therapie.
Sie haben sich über die Jahre Schmerz und Unbeweglichkeit durch falsche, einseitige Bewegungen selbst antrainiert – natürlich ohne es zu wissen. Sie sitzen daher quasi in einer Negativspirale, die Ihren Schmerz zunehmend verstärkt. Aber: Was Sie sich selbst antrainiert haben, können Sie sich auch wieder abtrainieren, die Negativspirale also in eine Positivspirale umkehren, die Sie zu Schmerzfreiheit und mehr Beweglichkeit führt. Falls Sie beispielsweise schon Arthrose, Bandscheiben- oder Spinalkanalprobleme haben, ist das kein Hinderungsgrund, denn solche strukturellen Schäden haben nach unserer Erfahrung mit den Schmerzen und den Bewegungseinschränkungen in den meisten Fällen nichts zu tun.
Wir können gut nachvollziehen, dass Sie zunächst sehr skeptisch sind, wenn Sie noch keine Erfahrungen mit unseren Übungen haben. Aber Sie haben dieses Buch gekauft, also sind Sie bereit für einen Versuch. In diesem Buch erklären wir Ihnen, welche Funktionen unsere Liebscher & Bracht Übungen® erfüllen, in denen auch ein Krafttraining eingebaut ist, und was es mit der Faszien-Rollmassage und dem Sich-selbst-Drücken auf sich hat. Denn Wissen ist Macht – Macht beispielsweise auch darüber, selbst zu beeinflussen, was im eigenen Körper passiert. Darum möchten wir Sie so mächtig wie möglich machen. Denn wir alle haben nur ein Leben in diesem einen Körper. Und das soll so angenehm und erfüllend wie möglich sein, ohne Schmerzen, Krankenhausaufenthalte und Operationen, voller Beweglichkeit und Lebensfreude. Das tut letztlich auch der Seele gut und wirkt positiv auf den gesamten Organismus zurück. Denn der Körper ist der Tempel der Seele, sagen die einen. Im Körper wohnen Geist und Bewusstsein, sagen andere.
Wir freuen uns über jeden, der trotz aller Skepsis offen dafür ist, sich überzeugen zu lassen.
Ein schmerzfreier, beweglicher Körper ist die beste Grundlage für vollständige Gesundheit und maximales Wohlbefinden. Damit macht das Leben viel mehr Spaß. Wir können uns auf die Dinge konzentrieren, die wir wirklich wollen und die uns wichtig sind. Ein ganzes Leben lang – bis ins höchste Alter. Wir sagen immer, wir möchten noch mit unseren Urenkeln Fußball spielen oder tanzen. Also, lassen Sie uns starten. Egal, ob Sie 25 oder 95 Jahre alt sind – es ist nie zu spät!
So finden Sie heraus, ob die Liebscher & Bracht-Therapie bei Ihnen funktioniert
Am besten lesen Sie dieses Buch möglichst vollständig durch, damit Sie die ganze Bandbreite unseres Schmerzverständnisses und unserer Therapie nachvollziehen können. Fühlen Sie bei unseren Erklärungen in sich hinein. Viele Menschen erzählen uns, dass sie diese Erklärungen körperlich sehr gut nachvollziehen können und genau das fühlen, was wir beschreiben. Sie können sich gut damit identifizieren, und das ist wichtig für den Erfolg einer Therapie. Darum probieren Sie es aus! Wenden Sie unsere Selbsthilfetechniken an. Lassen Sie sich, wenn Sie unsicher sind, die Übungen zu machen, von nach Liebscher & Bracht ausgebildeten Therapeutinnen und Therapeuten behandeln (eine Liste finden Sie auf unserer Website www.liebscher-bracht.com). Das eigene Erleben wirkt unmittelbar und ist am überzeugendsten. Ein Irrtum ist ausgeschlossen, wenn Sie es selbst fühlen, wie direkt Ihre Schmerzen beeinflussbar sind. Diese Erfahrung kann Ihnen niemand mehr nehmen.
Bei Jüngeren klappt es meist etwas schneller, weil sie einen aktiveren Stoffwechsel haben. Ältere haben dafür meist mehr Zeit und können diesen kleinen Nachteil durch intensiveres Üben wettmachen. Sie sind ohnehin meist motivierter, weil sie aufgrund ihrer naturgemäß knapperen Lebenserwartung keine Zeit vergeuden möchten. Nach ein paar Tagen werden Sie bemerken, wie sich Ihr Körper immer wohler fühlt. Und Sie sich in ihm. Auch direkt nach den Übungen spüren die meisten ein Wohlgefühl. Aber noch viel mehr: Mit unseren Übungen können Sie nicht nur immer schmerzfreier und beweglicher werden, zugleich wird auch Ihr Stoffwechsel immer aktiver. Wenn Sie möchten, können Sie weitere schmerzverstärkende Einflussfaktoren wie Ernährung, psychisches Befinden und das gesamte Lebensumfeld für sich persönlich optimieren. Mehr dazu am Ende von Kapitel 5 (Ganzheitlichkeit) und in Kapitel 6 (Ernährung).
Genug motiviert? Damit Sie unsere Begeisterung nachvollziehen können, erzählen wir Ihnen im nächsten Kapitel von den Meilensteinen in der Entwicklung unserer Therapie. Bestimmt werden Sie ein Gefühl dafür bekommen, dass Sie mit Liebscher & Bracht auf dem richtigen Weg sind und lebenslang schmerzfrei und beweglich bleiben können. Geben Sie sich und Ihrem Körper diese Chance. Wir bieten Ihnen alle Hilfen an – aber ausprobieren müssen Sie es selbst.
KURZGEFASST:EIN NEUES SCHMERZVERSTÄNDNIS
Für das Schmerzverständnis von Liebscher & Bracht ist Ihre Diagnose zweitrangig+++Die herkömmliche Medizin kennt Schmerzen durch Verletzungen, Schädigungen, Entzündungen, Krankheiten oder das Schmerzgedächtnis+++Oft ist eine Schädigung der Struktur aber nicht für die Schmerzen verantwortlich+++Für uns ist entscheidend, wo am Körper Sie den Schmerz wahrnehmen+++Fast alle Schmerzen haben mehr oder weniger dieselbe Ursache: zu hohe Spannungen der Muskeln und Faszien+++Auch unspezifische Schmerzen können wir dadurch erklären und behandeln+++Schmerzen und Unbeweglichkeit sind oft durch falsche, einseitige Bewegungen selbst antrainiert+++Diese Entwicklung können Sie mit uns stoppen und umdrehen – egal, wie alt und in welchem Trainingszustand Sie sind+++
Wir haben unsere Therapie über einen Zeitraum von 35 Jahren entwickelt. Auch wir waren zunächst überrascht von unseren Beobachtungen und nicht auf einen Schlag überzeugt. Es war auch für uns ein langer Prozess. Petra als Ärztin brauchte aufgrund ihrer Ausbildung deutlich mehr Zeit dafür als Roland. Denn er hatte den großen Vorteil, nichts über den Haufen werfen zu müssen, was er sich vielleicht zuvor durch ein Medizinstudium oder eine Ausbildung zum Physiotherapeuten mühsam angeeignet hatte. Weil wir die Heilungserfolge in Petras Arztpraxis aber über die Jahre bei tausenden von Patientinnen und Patienten immer wieder hautnah erlebten, war es für uns natürlich viel, viel leichter, diese neue Realität der Schmerzentstehung anzuerkennen.
Die Erfolge unserer Therapie bestätigten uns auf unserem Weg.
Viele Jahre widersprach unser Therapieverständnis zentralen Punkten der herkömmlichen Schmerzforschung. In der jüngsten Zeit beobachten wir einen Wandel, und dass die Schmerzforschung ein differenziertes Bild entwickelt, wenn es auch längst nicht dem Liebscher & Bracht-Schmerzverständnis entspricht: Wenn etwas im Körper weh tut, so lautete die herkömmliche Ansicht, ist etwas kaputt und muss repariert werden, damit es nicht mehr weh tut. Wenn keine Ursache gefunden wird, dann sollten Psyche oder Schmerzgedächtnis dafür verantwortlich sein. Auch wir waren ja ursprünglich dieser Überzeugung. Es war deswegen enorm hilfreich für uns, dass wir uns von den Erfolgen unserer Therapie immer wieder aufs Neue überzeugen konnten. Das ist der große Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Es ist einfach, gegensätzliche Meinungen auszutauschen, darüber zu diskutieren, ja zu streiten. Das können wir tage- oder auch jahrelang tun und trotzdem zu keinem Ergebnis kommen. Warum? Weil so ziemlich alle Erörterungen theoretisch widerlegbar sind. Sie sind schlichtweg nicht überprüfbar, wenn es an Untersuchungen mangelt, die gesicherte Erkenntnisse liefern. So wie das bei der Krankheit Arthrose der Fall ist. Kurz zur Erinnerung: Erst in der jüngeren Forschung scheint sich unsere Ansicht zu bestätigen, dass Knorpelregeneration prinzipiell möglich und Arthrose damit unter bestimmten Voraussetzungen heilbar ist. Mehr dazu in Kapitel 1.
Damit Sie nachvollziehen können, wie uns diese Therapie »zufiel«, möchten wir Ihnen kurz von den wichtigsten Stationen unseres Weges erzählen. Petra studierte Medizin und arbeitete anschließend einige Zeit in einem indischen Krankenhaus, um Erfahrungen zu sammeln und sich weiterzubilden. Roland studierte Wirtschaftsingenieurwesen (Fachrichtung Maschinenbau) und führte nebenbei mit einem Freund eine Autowerkstatt. Er kommt also aus einer ganz anderen, einer sehr technischen und anwendungsorientierten Richtung. Und das sogar in doppelter Hinsicht, denn er betreibt außerdem seit seinem neunten Lebensjahr Kampfkunst. Dass er niemals als Wirtschaftsingenieur und in dem von ihm avisierten Beruf als Unternehmensberater arbeitete, lag an einer abschreckenden Erfahrung als Praktikant einer großen Ventiltechnik-Firma. Er fühlte sich nicht wohl dabei, dass Mitarbeiter entlassen oder in Frührente geschickt werden mussten, um den Betrieb zu optimieren, denn er bekam hautnah mit, was dies für die Mitarbeiter bedeutete. Damit hatte sich sein Berufswunsch erübrigt, und er brach das Studium konsequenterweise in der Hauptdiplomphase kurz vor Schluss ab.
Im Sommer 1983 lernten Petra und Roland sich kennen und heirateten schon drei Monate später. Sie ließ sich als Ärztin nieder und suchte in dieser Phase in der Naturheilkunde nach Therapien, mit denen sie ihren Patientinnen und Patienten neben dem Verschreiben von Arzneimitteln auf natürliche Weise helfen konnte. Für Roland begann ein neuer Lebensabschnitt, denn er machte sein langjähriges Hobby, die Kampfkunst, zum Beruf, bot Selbstverteidigungskurse an und baute ein Netz von Schulungsstätten auf. Der Stil, den er unterrichtete, das chinesische WingTsun, war damals neu und begeisterte viele Menschen, weil es das Körpergefühl sehr speziell schult und Muskeln ebenso wie Bewegungsabläufe auf eine besondere Art trainiert.
Im Laufe der Zeit erzählten Rolands Kursteilnehmer immer häufiger, dass ihre Schmerzen durch das Training nachließen – sogar obwohl sie Arthrose oder Bandscheibenvorfälle hatten. Dass ihm niemand, weder seine Frau noch am Training teilnehmende Ärzte und Physiotherapeuten, hierfür schlüssige Erklärungen liefern konnten, faszinierte ihn sofort. Er hatte das Analysieren und Aufklären von ungeklärten Sachverhalten in der Technik lieben gelernt und war es sein Leben lang gewohnt, beim Versagen einer technischen Konstruktion oder Maschine nach der Ursache zu suchen. Denn so konnte ein Fehler nicht nur im Einzelfall, sondern auch in anderen, verwandten Bereichen systematisch beseitigt werden. Dieses Denken prägte natürlich auch seine Herangehensweise an den menschlichen Körper und das Thema Schmerz. Seine Nachforschungen waren zunächst nicht kompliziert. Er beobachtete, dass Schmerzen am ganzen Körper beseitigt werden können, wenn ausgewählte Muskeln und Faszien durch bestimmte Übungen gedehnt werden oder aber ihre Spannung durch Drücken bestimmter Punkte auf dem Körper auf das biologisch gesunde Level gebracht wurde.
Er bildete sich in Anatomie, vor allem Bewegungsanatomie, fort, lernte die Muskeln und Strukturen kennen und verstand schließlich auch, dass sich Muskeln und Faszien manuell beeinflussen lassen. Wo am Körper diese Dehnungen vorgenommen werden müssen, damit der Schmerz verschwindet, zeigt an, welche Muskeln und Faszien bei dem jeweiligen Schmerzzustand eine Rolle spielen. Unter seinen Kursteilnehmern gab es viele Ärzte und Physiotherapeuten, die ihm Behandlungstechniken zur Entspannung und Schmerzlinderung zeigten. Diese verknüpfte er mit den von ihm entwickelten Übungen, was schließlich so wirkungsvoll war, dass er seinen Kursteilnehmern immer effektiver dabei helfen konnte, ihre Schmerzen loszuwerden.
Schließlich analysierte und systematisierte er neben den Übungen auch Punkte an den Knochen unter den Sehnenansätzen der Muskeln, die er teils übernommen, teils selbst gefunden hatte. Denn Roland hatte erkannt: Drückt man auf diese Punkte, normalisiert sich die Spannung der zugehörigen Muskeln auf das biologisch richtige Maß. Da dies so gut half, die Schmerzen zu lindern, bat Petra ihn schließlich, unter ihrer Aufsicht auch ihre Patientinnen und Patienten zu behandeln.
Mit den Jahren wurde uns immer klarer: Es gibt eine wirksame und ganz natürliche Methode, Schmerzen selbst zu behandeln.