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Wie kann Arthrose eine Lüge sein? Natürlich gibt es Arthrose. Aber dass sie immer Schmerzen verursacht, dass sie nicht gestoppt werden kann und im Alter normal ist – all das entspricht nicht der Wahrheit. Die Forschung bestätigt diese Erfahrung: Arthrose selbst macht oft keine Schmerzen.
Arthrose ist kein unausweichliches Schicksal im Alter.
In diesem Buch erklären die bekannten Schmerzspezialisten Liebscher & Bracht warum und geben überzeugende Antworten auf die wichtigsten Fragen. Ihr Angebot an Sie: ein Selbsthilfe-Programm für jede Arthrose-Art. Denn mit den passenden Liebscher & Bracht Übungen® hat jeder Mensch die Chance auf ein schmerzfreies Leben und die Besserung seiner Arthrose.
Der Bestseller jetzt komplett überarbeitet und aktualisiert – mit neuesten Studien und auf dem aktuellen Stand der Forschung!
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Seitenzahl: 315
Buch
Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung und das Schmerzthema Nr. 1. Viele gehen bis heute davon aus, Arthrose sei ein von der Genetik vorbestimmtes, nicht heilbares Schicksal. Die bekannten Schmerzspezialisten Liebscher & Bracht sind überzeugt vom Gegenteil. Neuere Studien deuten darauf hin, dass unter bestimmten Bedingungen bereits degenerierter Knorpel nachwachsen kann. Auch den vermeintlichen Arthroseschmerz entlarven die anerkannten Therapeuten sehr oft als Spannungsschmerz des umliegenden Gewebes. Dieses Buch erklärt, wie wir Arthrose wirklich verlangsamen oder gar aufhalten können. Es bietet ein hochwirksames Anti-Schmerz-Programm mit zahlreichen bebilderten Übungen und ausführlichen Empfehlungen zur richtigen Ernährung. Der Bestseller jetzt komplett überarbeitet und aktualisiert!
Autoren
Die renommierte Ernährungsmedizinerin und Bestsellerautorin Dr. med. Petra Bracht begründete gemeinsam mit ihrem Mann Roland Liebscher-Bracht die erfolgreiche Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht, mit einem Netzwerk von mehreren tausend Ärzten und Therapeuten im deutschsprachigen Raum. Ausgehend von der Schmerzprophylaxe und -behandlung entwickelten sie, die Medizinerin mit Schwerpunkt Ernährungs- und Entgiftungsmedizin, und ihr Mann, der Wirtschaftsingenieurwesen studierte und passionierter Kampfsportler und Schmerzspezialist ist, eine neue revolutionäre Form der Schmerztherapie und Selbsthilfe, die keine Operationen, Schmerzmittel oder andere Medikamente benötigt.
Außerdem von Dr. Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht im Programm
Schmerzfrei und beweglich bis ins hohe Alter ( auch als E-Book erhältlich)
Deutschland hat Rücken ( auch als E-Book erhältlich)
Rolle dich schmerzfrei ( auch als E-Book erhältlich)
FaYo Das Faszien-Yoga ( auch als E-Book erhältlich)
Klartext Ernährung (mit Prof. Dr. Claus Leitzmann, auch als E-Book erhältlich)
Klartext Abnehmen (mit Prof. Dr. Claus Leitzmann, auch als E-Book erhältlich)
ROLAND LIEBSCHER-BRACHT | DR. MED. PETRA BRACHT
DIE
ARTHROSE
LÜGE
Warum die meisten Menschen völlig umsonst leiden –
und was Sie dagegen tun können
Die in diesem Buch vorgestellten Informationen und Empfehlungen sind nach bestem Wissen und Gewissen geprüft. Dennoch übernehmen die Autoren und der Verlag keinerlei Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier beschriebenen Liebscher & Bracht Übungen® ergeben. Bitte nehmen Sie im Zweifelsfall beziehungsweise bei ernsthaften Beschwerden immer professionelle Diagnose und Therapie durch physiotherapeutische oder ärztliche Hilfe in Anspruch.
Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.
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Aktualisierte und überarbeitete Neuausgabe Oktober 2023
Copyright © 2023: Mosaik Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Illustrationen: Jana Mechmershausen, nach einem Entwurf von Liebscher & Bracht
Übungsfotos: Liebscher & Bracht
Weitere Fotos: Bild01: shutterstock/Matusciac Alexandru (Fasziengeflecht);
EndovivoProductions/Jean-Claude Guimberteau (Faszienfäden); Bild02, Bild03 und Bild04: Liebscher & Bracht; Bild05: shutterstock/Philip Yb Studio
Umschlag: Sabine Kwauka, nach einem Entwurf von Liebscher & Bracht
Umschlagmotiv: fotolia/underdogstudios; Autorenfoto: © Liebscher & Bracht
Redaktion: André Besler, Felix Machka, Nicole Riede
Lektorat: Annette Gillich-Beltz
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
KW ∙ CB
ISBN 978-3-641-31196-4V002
www.mosaik-verlag.de
Dieses Buch ist unseren Söhnen Raoul und Julien gewidmet – und Ruth Liebscher, ihrer Großmutter.
Ruth hat bewiesen, dass es möglich ist, mit den richtigen Übungen auch mit weit über 90 Jahren schmerzfrei, beweglich und ohne einschränkende Arthrose zu sein.
Vor 25 Jahren bekam sie ein künstliches Hüftgelenk, weil sie den Einspruch ihres Sohnes gegen den Rat des behandelnden Professors noch nicht ernst nehmen konnte. Der Professor prophezeite ihr zudem, dass ein halbes Jahr später die andere Hüfte ebenfalls operiert werden müsse.
Nach der Operation begann sie mit den Liebscher & Bracht Übungen®. Das künstliche Gelenk hatte seitdem gehalten, die andere Hüfte wurde nie operiert. Sie blieb am ganzen Körper völlig schmerzfrei.
Ruth Liebscher mit ihrem Sohn Roland während der Dreharbeiten zu den Videos zum Thema »90 Jahre und topfit« für unseren YouTube-Kanal »Die Schmerzspezialisten«.
Inhalt
01 Viele Menschen leiden unnötig – Sie auch?
Mehr als 35 Jahre Entwicklung
Eine Therapie für jeden
Wie Sie dieses Buch am besten für sich nutzen können
02 Die »Arthrose-Lüge« und was Sie über Arthrose wissen sollten
Arthroseschmerzen: lange falsch verstanden
Sie können aufatmen – oft ist es ganz anders, als viele glauben
Arthrose in Zahlen
Versuche, das Leiden zu mindern
03 Die Ungereimtheiten der vielen Erklärungen für Arthrose
Welche Rolle spielt der Gebrauch beim Gelenkverschleiß?
Welchen Einfluss auf Arthrose haben die Gene?
Welche Rolle spielt das Gewicht bei Arthrose?
Das Alter – größter Risikofaktor für Arthrose?
Tut Arthrose wirklich weh?
Es gibt starke Gelenkschmerzen ohne Arthrose
Unser großer Vorteil ist unsere praktische Erfahrung
04 Unser Erklärungsmodell für die Entstehung von Arthrose und Schmerzen
Wie funktionieren unsere Gelenke?
Muskeln – die Motoren unserer Körperbewegung
Wir »trainieren« 24 Stunden täglich
Bewegungsqualität bemisst sich daran, wie viele Gelenkwinkel wir nutzen
Immer mehr Arthrose und Schmerzen – eine Sackgasse?
Arthrose und Schmerzen sind nicht fest aneinander gekoppelt
Indirekte Ursachen für Arthrose und Schmerzen
Der Schmerzsee – ein Überblick über das Schmerzgeschehen
Stress, Übersäuerung, Spannungserhöhungen, Entzündungen – eine Negativspirale
Die Entstehung der Arthrose und das Aufhalten der Verschleißprozesse
05 Die Ungereimtheiten lösen sich auf – Antworten auf offene Fragen
Wie wirkt sich Bewegung auf die Gelenke aus?
Welche Auswirkungen hat hohe körperliche Inaktivität?
Welche Bedeutung für die Arthrose hat Übergewicht?
Welche Bedeutung für die Arthrose hat das Alter?
Wie ist es nun mit der Arthrose – tut sie weh oder nicht?
Wie kann ein künstliches Gelenk immer noch schmerzen?
Muss eine genetische Disposition zur Arthrose führen?
06 Die häufigsten Therapien bei Arthrose
Nicht medikamentöse Therapien
Sinn und Unsinn der medikamentösen Schmerzunterdrückung
Gelenkerhaltende Operationen
Künstliche Gelenke?
Weitere Therapien
Kann sich zurückgebildeter Knorpel wieder aufbauen?
07 So unterstützen Sie Ihre Schmerzfreiheit zusätzlich
Die Rolle der Ernährung
Die Rolle der Psyche
Die Rolle des Umfelds
08 Die Liebscher & Bracht Übungen® für alle Arthrose-Arten
Stoppen Sie Schmerzen und Gelenkverschleiß
Ihre Muskeln können am Anfang überfordert sein
Allgemeines zur Faszien-Rollmassage
Allgemeines zu den Liebscher & Bracht Übungen®
Der Ablauf der Liebscher & Bracht Übungen® gegen Arthrose und Schmerzen
Ihr Vier-Wochen-Optimierungsplan
Die Liebscher & Bracht Übungen® und die Faszien-Rollmassage
Arthrose des Kiefergelenks
Arthrose der Wirbelgelenke der Halswirbelsäule
Arthrose der Wirbelgelenke der Brustwirbelsäule
Arthrose der Wirbelgelenke der Lendenwirbelsäule
Arthrose des Kreuzbein-Darmbein-Gelenks
Arthrose des Schultergelenks
Arthrose des Ellenbogengelenks
Arthrose des Handgelenks
Arthrose des Daumensattelgelenks
Arthrose der Fingermittelgelenke und der Fingerendgelenke
Arthrose des Hüftgelenks
Arthrose des Kniegelenks
Arthrose des Fußgelenks
Arthrose des Großzehengrundgelenks
09 Nutzen Sie alle Möglichkeiten – wir unterstützen Sie
Ihr Einstieg in die Selbsthilfe über das vorliegende Buch
Weitere Angebote zu Ihrer Unterstützung
Hier finden Sie uns
Unser Erklärungsmodell im Überblick: Wie entstehen Schmerzen und Arthrose, und was kann helfen?
Danke von Herzen
Quellenverzeichnis
Register
Unsere Aufgabe sehen wir darin,
den Menschen zu helfen, sich selbst zu helfen.
Das Ziel ist,
dass alle Menschen
ein schmerzfreies Leben
in voller Beweglichkeit
bis ins höchste Alter führen können.
DR. MED. PETRA BRACHT & ROLAND LIEBSCHER-BRACHT
Kapitel 01
Viele Menschen leiden unnötig – Sie auch?
Die Erkenntnisse in diesem Buch basieren auf einer langen Vorgeschichte, die so spannend ist wie ein Krimi. Sie erzählt, wie eine Ärztin, die stets mehr über Gesundheit wissen will, als sie im Studium gelernt hatte, und ein Maschinenbauer, der immer alles hinterfragt und sein Leben lang begeistert Kampfkunst und asiatische Bewegungslehren betrieb, Pionierarbeit betrieben. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit werden inzwischen von Teilen der Medizin und Erkenntnissen der Arthrose-Forschung unterstützt. Im Kern drehen sie sich darum, wie effektiv viele Menschen von unnötigem Leid befreit werden könnten: indem sie Schmerzen auf natürliche Weise in den Griff bekommen, mehr Beweglichkeit gewinnen, zu hohen Verschleiß stoppen und im besten Fall auch die Regeneration des Knorpels anregen.
Daher beginnen wir mit einem Überblick über unseren Hintergrund. Sie sollen nachvollziehen können, warum wir ein solches Buch schreiben und was wir Ihnen anbieten, damit Sie nach der Lektüre mit Ihrer Arthrose und Ihren Schmerzen anders umgehen können.
Mehr als 35 Jahre Entwicklung
Seit 1986 forschen wir zum Thema Schmerzen und entwickeln therapeutische Lösungen, Schmerzen zu lindern und sie zu beseitigen. Als wir 2007 damit begannen, Ärzte, Osteopathen, Heilpraktiker, Physio- und andere Therapeuten in unserer neuen Schmerztherapie auszubilden, nahm das Ganze an Fahrt auf. 2009 lud uns Günther Jauch, der die Wichtigkeit unserer Therapie für die Gesellschaft erkannte, in seine Sendung »Stern-TV« ein. Dort behandelte Roland live erfolgreich einen Rückenschmerzpatienten, dem vorher über Jahre hinweg nicht geholfen werden konnte. Zuvor hatte das »Stern-TV«-Team die Behandlung einer weiteren Patientin gefilmt, die sich trotz stärkster Schmerzmittel und vieler Therapieversuche (Physiotherapie und Manualtherapien, Aufenthalt in einer Schmerzklinik) kaum noch bewegen konnte. Auch ihr ging es nach der Behandlung wieder gut. Nach der Sendung erlebten die in unserer Methode ausgebildeten Ärzte und Therapeuten einen riesigen Ansturm, den sie kaum bewältigen konnten. Damals wurde uns zum ersten Mal richtig bewusst, wie viele Menschen leiden und händeringend nach wirksamer Hilfe suchen. Die hohe Nachfrage nach unserer Therapie durch Patienten und nach Ausbildungsplätzen für Heilberufler zeigte, dass das Problem Schmerz und Arthrose durch die Medizin mit allen ihren Errungenschaften offensichtlich nicht vollständig gelöst werden konnte.
Konservative Therapien wirken – werden vor einer Operation aber nicht ausgeschöpft
Neueste Zahlen bestätigen das. So bestehen bei der Behandlung der Kniearthrose weiterhin große Defizite. Ein neuer DAK-Versorgungsreport, für den 1,1 Millionen Versorgungsdaten ausgewertet wurden, nennt insbesondere einen Mangel an konservativen, nicht medikamentösen Therapieoptionen in den Jahren vor einer Operation zum Gelenkersatz. Bei jedem fünften Betroffenen scheitere demnach der Gelenkerhalt, sodass ein künstliches Kniegelenk eingesetzt werden müsse. Das sei für Patienten umso tragischer, weil jede zehnte Knie-OP aufgrund einer Arthrose vermeidbar wäre, wenn die konservativen Möglichkeiten voll ausgeschöpft würden. Ein Knieersatz ließe sich laut DAK-Report durchschnittlich um sieben Jahre verzögern.1
Diese Ergebnisse kommen nicht überraschend, denn längst ist klar:
Konservative, nicht medikamentöse Behandlungsformen wie Bewegung können bei Arthrose einen Gelenkersatz hinauszögern oder sogar verhindern – körperliche Aktivität ist die Basis gesunder Gelenke.2, 3, 4Maßnahmen wie Bewegung oder Aufklärung der Patienten können Schmerzen bei Arthrose lindern, Beweglichkeit und Funktion des Knies verbessern und die Lebensqualität bei Betroffenen erhöhen.5, 6, 7Diese konservativen Therapiemethoden werden daher von deutschen und internationalen Leitlinien als gleichrangig mit medikamentösen und operativen Verfahren bei Kniearthrose bewertet.8, 9, 10, 11Einige Ärzte und Forscher halten gesteigerte körperliche Aktivität mittlerweile sogar für wichtiger als eine medikamentöse Therapie.12Mittlerweile lehren wir unsere ständig weiterentwickelte Schmerztherapie seit über 15 Jahren. Mehr als zehntausend Ärzte aller Fachrichtungen, Heilpraktiker verschiedenster Ausrichtung, Physio- und andere Therapeuten sowie Osteopathen nahmen inzwischen an unserer Ausbildung teil. Viele von ihnen haben sich unserem Therapeuten-Netzwerk angeschlossen, das immer internationaler wird und Deutschland, Österreich und die Schweiz schon gut versorgt.
Herkömmliche Medizin
Die Schmerz- und Arthroseforschung hat sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt. Sie beschäftigt sich zunehmend mit Aspekten, die auch für unser Modell zur Entstehung und Behandlung von Schmerzen wichtig sind. Sie wissen bereits: Teilweise sind Wirkmechanismen, die wir für unsere Therapie nutzen, mittlerweile belegt. Ein Umdenken ist in vollem Gange. Im Grunde gibt es deshalb bei einigen Fragestellungen keinen Gegensatz mehr zwischen »herkömmlicher Medizin« dort und »Liebscher & Bracht« hier. Sollten Sie beim Lesen dieses Buches dennoch von »der Medizin« oder »der herkömmlichen Medizin« lesen, verstehen Sie dies bitte als bewusste Vereinfachung. Sie soll eine bestimmte Art von Behandlungen und Erklärungen kennzeichnen, mit der Sie von Ärzten, Heilpraktikern oder Physiotherapeuten versorgt werden, die nicht nach unseren Grundsätzen arbeiten.
Eine Therapie für jeden
Mit dem polarisierenden Titel »Arthrose-Lüge« möchten wir möglichst viel Aufmerksamkeit erzeugen.
Um es direkt zu sagen: Den polarisierenden Titel dieses Buches haben wir bei der ersten Auflage 2017 mit Absicht gewählt. Er soll weiterhin herausfordern, aufmerksam und wach machen. Denn wir möchten, dass alle Schmerzleidenden Folgendes wissen: In vielen Fällen gibt es eine wirksame Möglichkeit, Schmerzen und Arthrose natürlich zu behandeln und die häufig angewendeten Therapien an entscheidender Stelle zu erweitern. Meist ist es kein unabänderliches Schicksal, mit 50 oder spätestens mit 60 Jahren Arthrose und immer mehr Schmerzen zu bekommen, immer mehr Bewegungseinschränkungen hinnehmen zu müssen. Alle Menschen haben das Recht darauf zu wissen, dass man sich von Schmerzen in den meisten Fällen dauerhaft befreien kann. Dass man die Wahl hat zwischen dem allseits bekannten Weg, der häufig über Schmerzmittel irgendwann zur Operation und zu künstlichen Gelenken führt. Und einem anderen Weg, für den man zwar Zeit und Durchhaltevermögen braucht, weil er mit dem regelmäßigen Training von speziellen Übungen einhergeht, der aber in die Unabhängigkeit und Freiheit führen kann. In die Freiheit, selbst für seine Schmerzfreiheit sorgen und seine Arthrose stoppen zu können.
Wir haben viele unterstützende Maßnahmen und Hilfsmittel für Sie entwickelt
Lesen Sie dieses Buch und machen Sie die Liebscher & Bracht Übungen® für Ihre von Arthrose befallenen Gelenke. Mittlerweile haben wir zahlreiche Hilfsmittel für Sie entwickelt, die Ihr Training noch einfacher, zeitsparender und damit effizienter machen können.
Probieren Sie die Ernährungsempfehlungen, die indirekt dazu beitragen können, dass Sie Ihre Schmerzen dauerhaft in den Griff bekommen und Ihr Knorpel besser versorgt wird.
Besuchen Sie unseren YouTube-Kanal »Die Schmerzspezialisten«, in dem Sie über 1000 Videos mit einfachen Liebscher & Bracht Übungen® sowie viele Antworten rund um die Themen Schmerzen und Arthrose finden. Meist können Sie direkt mitmachen, weil die Übungen in Mitmachlänge aufgenommen wurden.
Drei Ziele sind damit verknüpft. Sie stehen im Einklang mit den Empfehlungen und Leitlinien großer internationaler Gesundheitsorganisationen und Fachgesellschaften wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der American Chronic Pain Association (ACPA) und der National Academy of Medicine (NAM):
Wir verfolgen drei große Ziele – damit Sie schmerzfrei, gesund und beweglich bleiben können.
Wie Sie dieses Buch am besten für sich nutzen können
An dieser Stelle noch ein Tipp zum Lesen des Buches. Wir erklären Ihnen zu Beginn, wie Arthrose und Schmerzen aus unserer Sicht entstehen und was Sie tun können, um Ihre Schmerzen möglichst schnell loszuwerden, den Verschleiß zu stoppen und so gut es geht die Voraussetzungen für die Regeneration des Knorpels zu schaffen.
Wenn es Ihnen nicht so wichtig ist, alle theoretischen Hintergründe zu kennen, dann können Sie direkt zum Kapitel »Die Liebscher & Bracht Übungen® und die Faszien-Rollmassage« gehen und mit den Übungen beginnen.
Wenn Sie aber vorher verstehen wollen, wie es überhaupt zu Ihrem Leiden kommen konnte und warum wir Ihnen empfehlen, die Liebscher & Bracht Übungen® und Ernährungsratschläge umzusetzen, dann machen Sie sich zunächst damit vertraut. Vielleicht haben Sie auch Bedenken, Übungen zu machen, bei denen Sie sich nicht sicher sind, ob sie Ihrem Gelenk nicht auch schaden könnten. Dann sollten Sie ebenfalls zunächst die Hintergründe kennenlernen. Die Kenntnis einiger wichtiger Hintergründe zu den Grundlagen der Übungen wird Sie zudem motivieren, die rund 15 Minuten täglich zu investieren. Sie können auch zwischen den Kapiteln springen: Beginnen Sie mit den Übungen und lesen Sie bei Bedarf immer wieder im Theorieteil nach. So können Sie sich vergewissern und hin und wieder Motivationsschübe holen.
Für Patienten, Ärzte und Therapeuten
Dieses Buch ist für alle geschrieben. Für medizinisch-therapeutische Laien ebenso wie für Heilberufler, spezialisiert auf Arthrose- und Schmerztherapie. Deshalb bedienen wir uns einer allgemein verständlichen Sprache. Da wir aber den Anspruch haben, dass Ärzte und Therapeuten die geschilderten Sachverhalte zu würdigen wissen, haben wir nur so weit vereinfacht, dass die biomechanischen oder physiologischen Fakten nicht darunter leiden und wichtige Ergebnisse der medizinischen Forschung berücksichtigt werden.
Nehmen Sie sich Zeit für dieses Buch
Dieses Buch soll Ihnen helfen, sich mit Ihren Arthroseschmerzen auseinanderzusetzen. Es soll Ihnen einige wichtige und grundlegende Erklärungen liefern, auf denen die speziell gegen Schmerzen entwickelten Liebscher & Bracht Übungen® aufbauen.
Machen Sie einen Schritt nach dem anderen. Lassen Sie sich so viel Zeit wie nötig, das Neue auf sich wirken zu lassen.
Lassen Sie sich dabei Zeit. Lesen Sie gerne noch einmal die Erklärungen, bevor Sie mit den Übungen beginnen, und setzen Sie sich nicht selbst unter Druck. Wenn Sie den einen oder anderen Zusammenhang beim ersten Lesen nicht ganz nachvollziehen können, lesen Sie das jeweilige Kapitel später noch einmal. Gerade Fachleuten, die noch ihre früheren Ausbildungsinhalte vor Augen haben, werden bestimmte Inhalte neuartig oder zumindest ungewohnt erscheinen.
Unsere Schmerztherapie entwickeln wir beständig weiter und lassen dabei auch die aktuelle Schmerzforschung einfließen. Über allem steht dabei, Ihnen die bestmögliche Hilfe zur Selbsthilfe bereitzustellen.
Nun wünschen wir Ihnen viel Spaß. Nicht nur beim Lesen, sondern vor allem beim Ausprobieren, beim Anwenden der Übungen und Ernährungstipps. Nur wenn Sie auch umsetzen, was wir Ihnen vorschlagen, kann es Ihnen besser gehen.
An dieser Stelle noch etwas, das uns sehr am Herzen liegt: Falls Ihnen dieses Buch gefallen und/oder geholfen hat, würden wir uns riesig freuen, wenn Sie Ihrer Familie, Ihren Freunden und Bekannten von Liebscher & Bracht und diesem Buch erzählen. Auch eine ehrliche Bewertung auf Amazon oder beim Buchhändler Ihres Vertrauens würde uns dabei helfen, dass immer mehr Menschen von dieser einfachen Möglichkeit der Selbsthilfe bei Schmerzen erfahren.
Wir wünschen Ihnen aus ganzem Herzen ein langes, schmerzfreies, gesundes Leben in voller Beweglichkeit und ohne Arthrose!
Ihre Dr. Petra Bracht und Ihr Roland Liebscher-Bracht
Kapitel 02
Die »Arthrose-Lüge« und was Sie über Arthrose wissen sollten
Arthrose und Schmerzen sorgen für viel Leid nicht nur in unserem Land, sondern auf der ganzen Welt. Doch allen Betroffenen können wir Mut machen: In den vergangenen 35 Jahren haben wir eine Theorie zur Entstehung und Behandlung von Schmerzen entwickelt und regelmäßig optimiert. Unserer Erfahrung nach und danach, was Tausende von Patienten an uns zurückmelden, hilft das, was wir tun.
Warum es hilft, erforschen wir seit einiger Zeit auch in wissenschaftlichen Kooperationen und in einem eigenen Forschungsbereich, weil wir größtes Interesse daran haben, unsere Theorie und Behandlung auch vollumfänglich wissenschaftlich zu untermauern. Noch liegen diese umfangreichen Belege nicht vor, aber wir arbeiten intensiv daran.
In diesem Buch werden wir Ihnen erläutern, wie die Liebscher & Bracht Übungen® als das Herzstück unserer Therapie sowie das Faszienrollen funktionieren, sodass Sie direkt loslegen können, um schnellstmöglich aus der Sackgasse Schmerz und Arthrose herauskommen zu können. Und falls Sie das Glück haben, noch keine Schmerzen oder Arthrose zu haben, vielleicht weil Sie jung sind und einiges richtig gemacht haben, dann erfahren Sie hier, was Sie tun können, um mit hoher Wahrscheinlichkeit nie in diese Sackgasse zu geraten. Vorbeugen ist immer besser als behandeln.
Schauen wir uns erst einmal an, was Arthrose eigentlich ist. In diesem Kapitel beschreiben wir eine noch immer verbreitete Meinung über Arthrose und Schmerzen. Wir geben Ihnen einen Überblick über die ganze Tragweite dieser »Epidemie«, und wir werfen einen kurzen Blick darauf, wie die herkömmliche Medizin lange versucht hat, das Problem zu lösen. Insbesondere erfahren Sie, weshalb wir die größte Chance gegen Schmerzen und Arthrose in unserem auf natürlichen Prinzipien basierenden Ansatz sehen.
Arthroseschmerzen: lange falsch verstanden
Noch einmal zurück zum Titel dieses Buches: Natürlich gibt es Arthrose, den Verschleiß der Knorpel in verschiedensten Gelenken. Das ist keine Lüge, das ist real. Aber was peinigt die Betroffenen? Der Verschleiß des Knorpels, der immer dünner wird? Oder der Schmerz, den sie spüren?
Kursierende Annahmen bezüglich Arthrose und Schmerzen greifen oft zu kurz.
Genau hierin lag bis vor wenigen Jahren für uns ein Missverständnis. Viele dachten und denken noch immer: Ich habe Schmerzen, weil ich Arthrose habe. Das geht nicht nur den Patienten so. Auch Fachleute wie Ärzte, Physiotherapeuten oder Heilpraktiker waren teilweise dieser Ansicht. Und genau das war beziehungsweise ist der Irrtum. Da aber das Wort Irrtum viel zu wenig wachrüttelt, quasi schulterzuckend abgetan werden kann, haben wir uns damals beim Schreiben dieses Buches entschieden, das viel negativer besetzte und herausfordernde Wort Lüge zu verwenden.
2017, als die erste Auflage erschien, wusste man noch nicht das über Arthrose, was man heute weiß. Die Behandlungsrealität war noch eine andere – die Notwendigkeit, dringend etwas verändern zu müssen, entsprechend höher.
Wie gesagt: Inzwischen untermauern Studien die Schmerztherapie, die Schmerztheorie und die Arthrosetheorie von Liebscher & Bracht in Teilen. Die Forschung ist in den letzten Jahren sehr dynamisch und beschäftigt sich zunehmend mit Aspekten, die auch für uns wichtig sind. Doch es vergeht viel Zeit, bis diese ermutigenden Studienergebnisse in jeder Arztpraxis und damit auch bei Ihnen als Patient ankommen. So leiden viele Menschen unnötig weiter. Wir haben uns daher entschieden, den aufrüttelnden Titel unseres Buches auch in dieser komplett überarbeiteten Auflage beizubehalten.
Wer ist der »Lügner«?
Nun stellt sich natürlich die Frage, wer lügt. Denn zur Lüge gehört ja eigentlich ein Lügner, der die Lüge bewusst verbreitet. In unserem Fall gibt es viele »Lügner«, die dazu beitragen, dass Millionen von Menschen glauben, dass Arthrose immer von sich aus wehtut. Allerdings wissen die meisten nicht, dass sie zum Teil überholte Wahrheiten verbreiten.
Die herkömmliche Auffassung über Arthrose schien so klar
Alles schien so klar: In der Jugend sind die Gelenke in Ordnung. Die Knorpel sind gesund und vollständig vorhanden. Je mehr man ein Gelenk benutzt, desto mehr altert und verschleißt der Knorpel, bekommt Risse und löst sich zunehmend auf. Je länger dieser Prozess andauert, umso mehr Schmerzen hat man. Damit man nicht zu sehr leiden muss, gibt es wirksame Schmerzmittel aller Art. Da man lange annahm, dass der Knorpel sich nicht regenerieren und der Verschleißprozess nicht aufgehalten werden könne, musste irgendwann – spätestens wenn Knochen auf Knochen reibt – ein neues Gelenk eingebaut werden. Mittlerweile gibt es auch sehr hochwertige Hightech-Gelenke. Wenn solch ein Gelenk eingebaut ist, kann man wieder ganz normal leben. Eigentlich sogar besser als vorher, denn das neue Gelenk besteht ja aus harten Werkstoffen wie Metall oder Keramik, die nicht verschleißen können.
Damit es keine Missverständnisse gibt: Dies war die herkömmliche öffentliche Meinung zum Thema Arthrose und Schmerzen, und sie ist es in großen Teilen noch heute.
Nach dieser Meinung waren die Dinge ziemlich klar. Man kann zwar mehr oder weniger Glück haben, aber letztlich erleiden wir alle das gleiche Schicksal. Je älter wir werden, desto stärker leiden wir unter Arthrose und den verschiedensten Schmerzen. Alles das spiegelt sich ja in der Realität wider, wird durch diese bewiesen – so der Irrtum.
Warum manche Menschen mit Gelenkveränderungen ohne Beschwerden durch das Leben gehen, während andere Probleme haben, obwohl bei ihnen kein Knorpelverschleiß erkennbar ist, ist in der herkömmlichen medizinischen Forschung eine offene Frage.
Sie können aufatmen – oft ist es ganz anders, als viele glauben
Wir halten einige herkömmliche Auffassungen über Arthrose für zu kurz gegriffen. Bevor wir Ihnen genau erklären, was unserer Erfahrung nach bei Arthrose eigentlich passiert und weswegen Sie in den meisten Fällen Schmerzen haben, schauen wir uns einige Fakten zur Arthrose genauer an.
Arthrose in Zahlen
Weltweit ist Arthrose die häufigste Gelenkerkrankung, Tendenz steigend.19, 20 Bei Menschen mit westlicher Lebensweise geht man davon aus, dass etwa jeder vierte davon betroffen ist, wobei das Risiko, an Arthrose zu erkranken, mit zunehmendem Alter steigt. Statistisch gesehen leiden drei von vier Menschen, die älter als 70 Jahre alt sind, an Arthrose.21 Die Deutsche Arthrose-Hilfe e. V. spricht von circa fünf Millionen Arthrosepatienten allein in Deutschland, zwei Millionen davon leiden täglich. Schon bei den über 60-Jährigen sind rund die Hälfte der Frauen und etwa ein Drittel der Männer betroffen.22, 23
Kein Wunder also, dass die Zahl der Gelenkprothesen seit Jahren steigt. Laut Deutscher Arthrose-Hilfe leben heute bereits über vier Millionen Menschen in Deutschland mit einem künstlichen Gelenk, Tendenz steigend. Jedes Jahr fließen hierzulande 230.000 Hüftgelenksprothesen, 180.000 Kniegelenksprothesen und 24.000 Schultergelenksprothesen neu in die Statistik ein.24
Fast immer wird wegen der Schmerzen und nicht wegen der Arthrose operiert
Nach dem Weißbuch Gelenkersatz wurden Hüfte und Knie zu rund 80 Prozent bzw. 96 Prozent aufgrund einer Arthrose ersetzt, meist im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Aber: Dies geschah nicht aufgrund der Arthrose selbst, sondern aufgrund der Schmerzen, die gleichzeitig bestehen. Die absolute Anzahl dieser Operationen hat in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und auch in den USA zugenommen.25
Deutschland liegt bei solchen Knie- und Hüft-OPs zusammen mit der Schweiz und Österreich in der europäischen Spitzengruppe.26, 27 Und das ist nicht allein dem demografischen Wandel geschuldet, sprich der Zunahme der älteren Bevölkerung. Vielmehr haben die Knieprotheseneingriffe bei den unter 60-Jährigen seit 2013 um 18,5 Prozent zugenommen, wie das Science Media Center Germany im Auftrag der Bertelsmann Stiftung herausfand.28
Wechseloperationen werden notwendig
Besonders problematisch: Auch künstliche Gelenke verschleißen, sodass etwa alle 15 Jahre sogenannte Wechseloperationen anstehen, manchmal früher, falls Infektionen oder Lockerungen bestehen. Oft geht dabei Knochensubstanz verloren, etwa durch Entzündungen.29, 30
Welche Gelenke sind betroffen?
Grundsätzlich können alle Gelenke von Arthrose betroffen sein. Finger, Handgelenk, Ellenbogen, Schulter, Wirbelsäule, Iliosakralgelenk, Hüfte, Knie, Sprunggelenk, Zehen. Am häufigsten betroffen sind Hüften, Knie und Hände.31 Von Polyarthrose oder multipler Arthrose spricht man, wenn die Arthrose an mehreren Gelenken gleichzeitig auftritt. Nach Ergebnissen der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) ist bei mehr als der Hälfte der Arthrosepatienten das Knie und bei etwa einem Viertel die Hüfte betroffen. Signifikant mehr Frauen (36,6 Prozent) als Männer (15,7 Prozent) geben eine Arthrose an den Fingergelenken an. Bei der Hälfte der Personen mit Arthrose sind darüber hinaus weitere nicht näher spezifizierte Gelenke betroffen.32
Hinter sogenannten primären Arthrosen werden Alterungsprozesse, Übergewicht, Bewegungsmangel und genetische Faktoren (vererbte Knorpelschwäche) vermutet. Sekundäre Arthrosen entstehen demgegenüber vor allem durch Verletzungen, Fehlstellungen, Infektionen oder Stoffwechselerkrankungen.
Versuche, das Leiden zu mindern
Da die Arthrose im Normalfall als unheilbar angesehen wird, konzentriert sich ihre Behandlung meist darauf, Schmerzen zu bekämpfen und zu verhindern, dass sich die Gelenke weiter verändern.
Je nach Stärke der Schmerzen werden einfache Schmerzmittel (zum Beispiel Paracetamol), nicht steroidale Antirheumatika (zum Beispiel Ibuprofen), die gleichzeitig entzündungshemmend wirken, oder Opioide (zum Beispiel Codein, Morphin) eingesetzt.
Der Schmerzmittelmarkt verzeichnet immer neue Umsatzrekorde: Laut Statista lag der Umsatz an Schmerzmitteln 2021 in Deutschland bei 590 Millionen Euro. Bis zum Jahr 2025 erwartet man ein jährliches Umsatzplus von 2,95 Prozent.33 Dabei zeigte sich in mehreren klinischen und experimentellen Studien, dass viele Schmerzmittel nicht besser oder sogar schlechter wirkten als die in Vergleichsgruppen verabreichten Placebos.34, 35
Um den Knorpel zu schützen, wird Hyaluronsäure in die Gelenke eingespritzt, bei arthroskopischen Eingriffen wird der Knorpel geglättet oder Knorpelgewebe transplantiert. Um den Knorpelabbau zu bremsen, werden Glucosamin und Hyaluronsäure oral verabreicht. In der »Multimodalen Therapie« kommen außerdem Therapien wie Akupunktur, transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), Bewegungsübungen und Verhaltenstherapie zum Einsatz.
Ein bitteres Resümee
Betrachten wir die Zahlen und einige der herkömmlichen medizinischen und therapeutischen Vorgehensweisen, entsteht der Eindruck, als müssten wir uns damit abfinden, dass Arthrose und Schmerzen zum Leben dazugehören, dass wir mit zunehmendem Alter immer mehr Schmerzen und Arthrose bekommen und uns immer schlechter bewegen können. In den weniger schweren Fällen müssen regelmäßig Schmerzmittel genommen werden. Wenn der Verlauf besonders schlecht ist, müssen Patienten sich ein »neues« Gelenk einbauen lassen.
Die herkömmlichen Verfahren haben bewiesen, dass sie das Problem der Arthrose nicht lösen können.
Aber wie gesagt: Wir halten das für eine verengte und mittlerweile als unzureichend erkannte Sichtweise. Schließlich gibt es einige Schwächen im lange gültigen Erklärungsmodell für die Entstehung der Arthroseschmerzen. Damit befassen wir uns im nächsten Kapitel.
Kapitel 03
Die Ungereimtheiten der vielen Erklärungen für Arthrose
In diesem Kapitel möchten wir Ihnen einen Anlass dafür geben, kritisch mit einigen »Wahrheiten« bezüglich Arthrose und Schmerzen umzugehen. Sie sollen sich – obwohl Sie vielleicht kein Arzt oder Therapeut sind – selbstständig ein Urteil zu Arthrose und Ihren Schmerzen bilden können.
Fragen wir also nach und schauen wir uns an, was von der Medizin, zumindest bis vor einigen Jahren, möglicherweise übersehen wurde. Oder was einfach hingenommen wurde, ohne es kritisch genug zu hinterfragen. Das Gute: Ihnen als Laie gelingt das eventuell besser als medizinischen Fachleuten. Warum? Weil Sie sich – wie Roland damals als interessierter Quereinsteiger – diesem Thema relativ unvoreingenommen nähern können. Viel Spaß dabei.
Welche Rolle spielt der Gebrauch beim Gelenkverschleiß?
Die meisten Menschen – früher auch viele der behandelnden Ärzte und Therapeuten – gehen davon aus, dass es völlig normal ist, spätestens im Alter Arthrosen zu entwickeln. Jeder kann entsprechende Beispiele in Form von Eltern und Großeltern aufführen. Auch beim Auto weiß jeder, dass irgendwann die Reifen abgefahren sind, weil sie eben nur soundso viele tausend Kilometer halten und dann ausgewechselt werden müssen, weil sie kein Profil mehr haben. Das ist – so scheint es – wie die Arthrose bei den Großeltern völlig normal. Man bringt den Wagen in die Werkstatt, dort werden neue Reifen montiert. Hinterher kann man wieder fahren, ohne sich Sorgen machen zu müssen.
Neue Gelenke mit 50 oder 60 Jahren?
Deswegen sprechen Patienten auch von einer »neuen Hüfte« oder einem »neuen Knie«. Oft werden sie erst aufgeklärt, wenn sie aufgrund ihrer ausgeprägten Schmerzen mit dem Wunsch nach einem neuen Gelenk in die Klinik kommen. Viele Orthopäden und Unfallchirurgen sagen ihren Patienten ehrlich, dass das »neue« Gelenk bestenfalls nur um die 15 Jahre halten wird und danach ersetzt werden muss. Zu Recht implantieren sie Schmerzpatienten unter 60 Jahren deshalb ungern ein Gelenk, falls keine schwerwiegenden Schäden einen Eingriff unbedingt notwendig machen. Bei der nächsten Operation wäre der Patient schließlich 70 Jahre oder älter – und die Narkose mit anschließender Rehabilitation für den Körper eine große Belastung.
Der Unterschied zwischen toten Materialien und lebenden Zellverbänden
Durch Bewegung wird der Knorpel ernährt. Dies ist wichtig für ein gesundes Gelenk.
Bitte überlegen Sie kurz für sich, ob man ein Auto und uns Menschen so ohne Weiteres vergleichen kann. Was ist der fundamentale Unterschied zwischen uns und technischen Geräten? Genau: Autos bestehen aus Metall, Kunststoff und so weiter, also aus Material, das nicht lebt. Wir Menschen dagegen sind eine Ansammlung von rund 90 Billionen Zellen, die sich permanent erneuern können. Man weiß heute, dass wir uns im Laufe eines Jahres zu über 90 Prozent »runderneuern«. Vor zehn Jahren dachte man noch, dieser Prozess würde sieben Jahre dauern. Und man dachte – und das tun viele heute noch –, dass es Körpergewebe gibt, die sich nie erneuern. Zum Beispiel der Gelenkknorpel. Doch in den letzten Jahren wurden dank genauerer Untersuchungsverfahren und besserer Darstellungsmöglichkeiten viele der bisherigen Überzeugungen revidiert. Vieles, was als unmöglich galt, hat sich unter bestimmten Voraussetzungen als möglich erwiesen. Zu den konkreten Möglichkeiten, Knorpel wieder nachwachsen zu lassen, kommen wir im Kapitel »Kann sich zurückgebildeter Knorpel wieder aufbauen?«.
Bewegung scheint Knorpel aufzubauen – und Schmerzen zu lindern
Aus Studien weiß man, dass Bewegung, also Belastung und Gebrauch, sogar vor dem Fortschreiten einer Arthrose schützen kann, wenngleich natürlich die Menge das Gift macht. Auch den schmerzlindernden Effekt von Übungen bei Knie- und Hüftarthrose konnten Forscher bestätigen.36, 37 Dass regelmäßige Bewegung und körperliche Betätigung durch Dehn-, Kraft-, Ausdauer- und Flexibilitätstraining die Schmerzen bei allen Arthrosearten reduzieren kann, weiß man ebenfalls.38, 39, 40 Dies gilt prinzipiell auch für über 70-jährige Patienten.41 Laut einer aktuellen US-Studie können Sie sogar schon durch regelmäßige Spaziergänge Schmerzen bei Kniearthrose in einem frühen Erkrankungsstadium vorbeugen.42
Schränkt man bei Tieren die Häufigkeit der Bewegung und die Belastung ein, wie es bei vielen Zootieren der Fall ist, werden deren Gelenkknorpel deutlich mehr geschädigt als bei Tieren, die sich normal bewegen. Für Aufsehen sorgte schon im Jahr 1994 eine neuseeländische Studie, die einen bemerkenswerten Unterschied zwischen Menschen und Affen beobachtete. Die wichtigsten Ergebnisse: In ihrer natürlichen Umgebung entwickeln Menschenaffen keine Arthrose. Dies scheint daran zu liegen, dass sie in dieser Umgebung ihre von Natur aus möglichen Gelenkwinkel zu 100 Prozent gebrauchen. Vielfältige und regelmäßige Bewegung kann also vor Arthrose schützen – eine Grundannahme der Liebscher & Bracht-Therapie.43
Sport kann das Arthrose-Risiko senken
Dies bestätigen auch Forscher aus Chicago, die untersucht haben, welche Rolle Sport bei der Entstehung einer Arthrose spielt. Sie haben dafür zehn Jahre lang knapp 1.200 Personen mit einem Arthrose-Risiko begleitet. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Die Gelegenheitssportler und aktiven Sportler zeigten das geringste Risiko, eine Arthrose zu entwickeln. Bei den Nichtsportlern lag das Arthrose-Risiko hingegen mit 15 Prozent über dem Durchschnitt.44
Ergebnisse wie diese sind nicht überraschend, wenn man sich vor Augen hält, dass der Mensch Belastung in Form von Bewegung sogar dringend benötigt, damit der Knorpel überhaupt ernährt werden kann. Im Unterschied zum Autoreifen, dessen Profil sich bei Nichtgebrauch kaum verändert.
Es gibt jede Menge Menschen, die sich im Leben nie viel bewegt haben, den ganzen Tag sitzen und körperlich inaktiv sind, die erhebliche Probleme mit Arthrose und Schmerzen haben. Obwohl auf dem »menschlichen Tacho« kaum etwas steht.45, 46, 47
Knorpelschwund ist kein reines Verschleißproblem
Weil sie so wichtig ist, machen Sie sich diese Erkenntnis der Arthroseforschung bitte noch einmal bewusst: Die richtige Anwendung hält die Gelenke geschmiert und stimuliert den Reparatur- und Wiederaufbauprozess. Mangelnder Gebrauch hingegen lässt den Knorpel mit der Zeit trockener, brüchiger und anfälliger für Schäden werden. Insbesondere tritt dies in den Bereichen der Gelenkfläche auf, die mit Bewegungswinkeln in Verbindung stehen, die nicht ausreichend genutzt werden – die Forschung sprach von der »unused arc theory«.48 Wir kommen darauf später noch zurück, wenn wir erklären, wie Sie sich mit den Liebscher & Bracht Übungen® genau diese verloren gegangenen Gelenkwinkel zurückerobern können.
Welchen Einfluss auf Arthrose haben die Gene?
Wenn andere Erklärungen fehlen, wird auch mit der genetischen Anlage argumentiert. Das liegt bei uns in der Familie, heißt es dann. Und wenn das zufällig zutrifft, gilt es als Bestätigung. Natürlich kommt es immer wieder vor, dass ein Elternteil unter Arthrose leidet und die Kinder ebenfalls, wie dies für die Kniearthrose nachgewiesen wurde.49 Oder dass eineiige Zwillinge beide unter Arthrose leiden. 2018 wurden über 50 neue Gene entdeckt, die bei einem Menschen die Wahrscheinlichkeit, Arthrose zu entwickeln, erhöhen können. Einige sind mit der Entwicklung der Knochen- und Muskelfunktion verknüpft, andere mit Übergewicht, Knorpelveränderungen oder Reaktionen des Immun- und Nervensystems.50 Viel häufiger aber scheint das Auftreten von Arthrose unabhängig von Verwandtschaftsverhältnissen aufzutreten. Es muss also mehr dahinterstecken.
Steigern Sie die Aktivität gesundheitsfördernder Gene
Hinweise liefert der Forschungsbereich der Epigenetik. Dieser ist relativ jung und ging aus der genetischen Forschung hervor. Als im Jahr 2000 das menschliche Genom entschlüsselt wurde, herrschte in der Wissenschaft Aufbruchstimmung. Man ging davon aus, es sei nun möglich, Krankheiten vorherzusagen beziehungsweise zu verhindern. Im Jahre 2009 wurde der Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung verliehen, dass sogar psychischer Stress über die Einflüsse der Epigenetik die Auswirkungen der Gene negativ verändern kann. Was bedeutet das? Es gilt heute als gesichert, dass es möglich ist, die Aktivität bestimmter Gene teilweise selbst mitzugestalten. Auch wenn natürlich nicht alles in der eigenen Hand liegt, betrifft dies Gene, die Ihrer Gesundheit schaden können, genauso wie Gene, die eine positive Wirkung entfalten.51 Wie hoch der Einfluss von Bewegung, Ernährung oder auch von psychischen Faktoren auf diese Veränderung der Gen-Aktivität ausfällt, muss noch weiter erforscht werden.
Ein Beispiel: Die Bienenkönigin lebt länger
Gesunde Ernährung kann den Unterschied machen.
Ein schönes, gut erforschtes Beispiel aus der Tierwelt liefern uns die Bienen. Wussten Sie, dass die Königin exakt die gleichen Gene hat wie die Arbeiterbienen? Nur weil die Königin dauerhaft wesentlich hochwertigere Nahrung – Gelee Royale – bekommt, lebt sie vier bis sechs Jahre lang, während die Arbeiterbienen im Sommer gerade mal 40 Tage und im Winter nur sechs Monate alt werden. Durch gute Ernährung wird die Aktivität bestimmter Gene offenbar so verändert, dass aus einer Arbeiterbiene eine Königin wird.52 Grundsätzlich existiert die Möglichkeit der aktiven Beeinflussung eines gewissen Teils der Gene bei allen Lebewesen.
Fassen wir zusammen: Die oft für die Arthrose verantwortlich gemachten Gene können eine Rolle spielen, wenn Gene, die der Gesundheit schaden können, dauerhaft negativ beeinflusst werden. Sie müssen es aber nicht, wenn dies ausbleibt oder die Aktivität gesundheitsfördernder Gene unterstützt wird. Damit spricht einiges dafür, dass der genetische Einfluss – auch bei Arthrose – geringer ist als früher vermutet. Die erfreuliche Prognose lautet: Es liegt vermutlich mehr in unserer Hand als in unserer Veranlagung, ob wir eine Arthrose entwickeln.
Welche Rolle spielt das Gewicht bei Arthrose?
Übergewicht wird oft als Ursache für Arthrose der Hüft- und Kniegelenke genannt, was zunächst völlig einleuchtend scheint. Schaut man aber genauer hin, dann fällt auf, dass es viele Ausnahmen gibt: Nicht immer haben übergewichtige Menschen Probleme mit Arthrose oder Schmerzen.
Eine weitere Tatsache kann darauf hindeuten, dass das Übergewicht bei der Entstehung einer Arthrose keine Hauptrolle spielt. Die weitaus häufigsten Arthrosen sind Hüftgelenks-, Kniegelenks-, Schulter- und Fingergelenksarthrosen. Da wir aber die Computertastatur nicht mit dem Einsatz des Körpergewichts betätigen, ist die große Häufigkeit der Arthrose in den Finger- und Schultergelenken ebenfalls ein Indiz gegen den alleinigen Einfluss der Überlast.
Trotzdem zeigen die Statistiken ganz klar, dass Menschen mit Übergewicht oder Adipositas etwa doppelt so häufig von Arthrose betroffen sind wie Normalgewichtige.53 Adipositas stellt insbesondere in jüngeren Jahren (40 bis unter 60 Jahre) einen Risikofaktor für eine Erkrankung an Kniearthrose und einen schweren Verlauf dar.54 Es muss daher weitere wichtige Einflüsse geben, die sich parallel zum Gewicht verändern.
Zu nennen ist hier insbesondere ein höherer Anteil an Fettgewebe, der bestimmte Umbauprozesse am Knorpel zu beschleunigen scheint. Dieser biochemische Einfluss, so haben Forscher für die Kniegelenksarthrose nachgewiesen, geht von Proteinen in weißem Fettgewebe aus. Vor allem sogenannte Zytokine sollen die Entzündung an den Gelenken befeuern.55, 56
Das Alter – größter Risikofaktor für Arthrose?