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Die lila Augen der Heide geraten ins Blickfeld. Holunderwunder werden aufgespürt. Folgen Sie uns ans Oderufer oder nach Buckow. Märkische Wanderungen leben auf, Fontane kommt ins Spiel, Kartoffeln müssen geerntet werden. Manchmal zieht ein brauner Trupp trunken nach Hause. Ein Besuch im Spreewald wird abgestattet, in den Fließen gepaddelt. Viele Gedichte zum Thema Brandenburg sind im Band zu finden. Der Doppeladler gerät in den Blick, wie er nach fremden Land giert. Zahlreiche Gedichte zur Ukraine und dem Krieg sind aufzufinden. Eine Feuerpause beschreibt ein Gedicht. Die Verlegung der Truppen aus Afghanistan kommt zur Sprache, das Mandat des Staubes. Der Vulkanausbruch auf La Palma findet in lyrischen Zeilen Ausdruck. Wie wirkt eine leer geräumte Wohnung? Welche Sorgen haben Scheidungskinder? Wie verliert man seinen schwarzen König vom Schachbrett? An das Gericht und die Hexentaufe wird erinnert. Von der alten Dorfschenke ist zu reden. Finger suchen den anderen Körper zu entziffern, elektrisieren die Sinne.
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Seitenzahl: 184
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Peter Frank
Spaziergang im Januar
Gräber in Saskatchewan
Fragment
Die Verlegung
Sonett im November
Winteranfang
Dorf
Antiquariat
Georg Heyms Gedicht „Der Krieg“
Edda Gutsche
Die Heide
Kraniche
Erinnerungen
Heike Streithoff
An einem Sturmtag
Einrahmung
Verklärter Herbst
Joachim Gräber
Petzow
Verklärtes Gedenken
Versteckt entdeckt
Im Strom der Zeit
Seliges Kinderland
Carsten Rathgeber
Brachland zur Schlei
Zeiten
Klärungen
Hintertreppe
Bilanziert
Deine Lippen
nass
Über die Zeiten
Berührungen
Heimat
Sonnenblumengräber
Ein Leben
Judith Schifferle
La Durée
Nachgeschrieben
Wenn der Doppeladler uns nachspürt
Abend in den Erlen
Ingrid Ostermann
Holunderwunder
Durchs Schlüsselloch
Hanna Fleiss
Schloss in P.
Gramzow
Am Oderufer
Wüstgefallen
Buckow
Biesenbrow
Eva Joan
zerbrochen
Kristin Hogk
Göttinnen unter sich
Untergang der Farben
Christoph Schmidt
Ein Gemälde
Heimat
Was folgt
Regina Jarisch
ich setze zug um zug
Thomas Wiesenberg
Herbstlied
Abend
Gewässer
Nachtwache
Offline
Fragen
Niemandsland
Jakob Hagen
Träumereien
Magnus Tautz
Am Bogensee
Oderbruch
Mit den augen
Eilige Stille
Die Nacht
Aus Gleis eins
Volker Teodorczyk
Heimatnähe
Wolfgang Rinn
Abschied von den Worten
Andrzej Kikał
etüde in black
one wish
Esther Redolfi
Keine Resignation. Reaktion. Keine Gleichgültigkeit. Engagement. Keine Bestimmung. Entscheidung
Heide Barner
die wohnung leer gemacht
maßlos
der tag könnte draußen bleiben
jonglieren
vista mare
Andreas Pannach
Im Strahl der Äonen
Passagiere
Inversion
Jan-Gregor Göde
Der Blick aus dem Fenster
Rotmilan
Nikolaus Luttenfeldner
Buch und Regentropfen
frieden
Die Schildkröte
Josef P. Mautner
Als die Leiber der Flüchtenden
Heimatbaum Erde
Heimatlos
Flüchtend kamt ihr
Flücht’ge Wesen
Hans-Jürgen Gundlach
Die Hand
Ukraine 2022
Bettina Engel-Wehner
Der Straussee
Siegbert Dupke
Ehrenbreitstein
Achtsilbig im Erzgebirge
Chengdu
Roma, ewiges Rom
Am Rhein in Köln
Wuppertal
Strasbourg
Dortmund
Ladin, Logik, Lyrik.
Willkür
Axel Barner
Temeswar, Blicke
Herbst in Berlin
Die welken Hände rascheln
Positionsbestimmung
Jenny Kutter
Kartoffeln und so
Christian Engelken
Mehr Sein durch Scheinen. Sun City (Arizona) vs. Cité Soleil (Haiti)
Als die Krisen laufen lernten
Ulrich Straeter
vinum
An der Isenburg
Haltestelle Drostenbusch
Licht in der Finsternis
Die Raureifrose
Schreie über Zollverein
Abend im Dorf
Hinterm Rathaus
Mal Ehre - mal nicht
Fortschritt
Im Stadtpark
Abfahrt
Nichts geht über ein gutes Frühstück
Alte Dorfschenke
Gericht und die Hexentaufe
Kleiner Park im Winter
Schreie über der Stadt
Dirk Tilsner
vernetzt
Einladung zum Gericht
cake news
Märkische Wanderung
Brandenburgischer Speiseplan
zwei Grad Celsius
Luckenwalde, Bahnsteig A
Küken
Novemberregen
Thomas Steiner
heute ist der mond
die sonne scheint heute
René Oberholzer
Buckower Annäherung
Nichts Neues
Spurensuche
Sturmwarnung
Im Schwarzwald
Verschwommen
In den Nachrichten
Tröstende Worte
Angespannte Lage
Mirko Schlicht
Freier Wille
Nachtwanderung mit verbundenen Augen
Fährtenleser ohne Gewähr
Sich und alles
Lauteley
Schiffeversenken im Herbst
Liebe ist unschlagbar
: Meiner Liebs
Für alle
Sprachlos
Marko Ferst
Feuerzungen
Heißer Tag
Haiku
Szenario der Macht
Unterwegs im Vessertal
Herbstlichter
Niemandsland
Herbst am Werbellinsee
Achim Franz Willems
Das Jahr
verbunden (fragment)
Angela Schützler
Freiheit
Kommunikation im 20. Jahrhundert
Nebel
Friederike von der Pieke
Abstände
Herzenswunsch
Werner Hetzschold
Der Cottbuser Ostsee
Brandenburger Heide
Der Spreewald
Ernteeinsatz bei Templin
Klima-Wandel
Mark Brandenburger Impressionen
Mark Brandenburg
Birk Engmann
Weil du anders bist
Leipziger Herbst `21
Erich Spöhrer
Afghanistan
Die rostige Figur
Grenze
Ankommen
Asyl
Putin
Nachrichten
Segelflug
Älter
Betrachtung
Reinhard Lehmitz
Harlekine
Haiku
Es fällt sehr schwer
Alles und nichts
Blaues Glück
Frühblüher. Haikus
Trotz alledem
Im Namen der Opfer
Glaube an Frieden
Helmut Blepp
Herbst
Trauerarbeit
ICE
Besetzung
Feuerpause
Jens Gottschall
Der Münchner Zoo
Das kleine Räuchermännchen
Der Schneemann
Jürgen de Bassmann
Kennen Sie Ringelnatz?
Mit dem Kopf unter Wasser
Komm in die Provinz
Nachtgedicht
Jenny Schon
Pfaueninsel
Christian Kleinert
Notizen
Jan Dost
Der Gehstock meines Vaters
Anna Eschenhagen
Mein märkischer Fahrradhändler
Ingrid Münsch
Bahnfahrt
Dieter Küstner
Nicht nebensächlich Nebensätzliches
Das Schwarze Loch
Blindes Huhn in Not
Der Wind
Zeiten
Die Todesmelodie des Kremls
Kathrin Ganz
Spätsommerhimmel
Nachmittagsregen im frühen Frühling
Vergnügen mit Mond und Sternen
Erste Märztage
Herta Andresen
Scheidungskinder
Beobachter
Nachtigall sing
Erwartung
Panik
In stiller Trauer
Berg- und Talfahrt
Als wir jung waren
endlich
Wenn
Sehnsucht
Jahreswechsel 21/20
Antwort des Engels
Ann-Kristin Jaros
Eine Zeit
Melancholie
Warten
Helmuth Schönig
Während
Ukraine
Arno Reis
In Memoriam der ewigen Endlichkeit
Qian Jing wirbt
Brot und Salz
Aufgezwungen
Helga Thomas
Werft keine Bücher weg
Als das Herz Europas brannte
Mein linker Fuss
Wenn Kinder
Trauer und Hoffnung
Günther Mika
Am Feuer
Digitale Welt
Frühling
Am See
Frühling 2
Im alten Wald
Schizophren
Herbstmorgen
Katzen
Regentag
Seele
Winternacht
Sonnenuntergang
Zeit
Regentag
Erwin Macher
Sentimentales zum November
Die verlorenen Kinder unserer Gesellschaft
Daniela Greschke
Bist du mutig oder feige
Wer du bist
Miriam Lamberti
Du Windhund rennend
Stark wie die Bäume
Tiefe Ekstase
Im Wandel wandernd
Florian Birnmeyer
Wanderlust
Siehst du die Feder?
Tropfennasser Traum
Der Panther
Abend(b)rot
Sehnsucht
Vokalmahl
Der Schatz im Silbersee
Glatte Bettstatt
Lebenswege
Auf den Zinnen
Jan Juhani Steinmann
Vorsatz einer gefalteten Seele
Jette Lübeck
Zuckerwatte
Elbe trifft Wupper
Finger auf Körper
Monika Heil
Brandenburg - Fontaneland
Bernd Standhardt
Achtung Brandenburg
Ute Dermietzel
Winterstürme
Mars
Amputation
Einladung
Horst Krebs
Verhältniswörter unbestimmt
Wanderungen
Eine Tasse Liebe
Grenze
Eine von den Wenigen
Rosen
Für meinen Freund
… und sagen es nicht
Teilzeit
Ohne Titel
Mit Titel
Helga Loddeke
Herz der Finsternis
Freiheit 1989
Super Mercado
Playa de la Luz
Golfo de Cádiz
Dust in the Wind
Waltraut Lühe
Das Leben
Coronawolken
So schön kann nur der Frühling sein
Der alte Baum
Novembertag
Frühling
Glückliche Zweisamkeit
Der stolze Hahn
Ich will
Wolke sieben
Josef Wehinger
Ein Glücksfall
Der Ausdruck
Die innere Stimme
Friedlich wäre lieblich
Der Mammon
Schickung
Fragen ohne Antwort
Das Spiegelbild
Die Endlichkeit
Augenblicke I
Augenblicke II
Augenblicke III
Dass man sich besinne ...
Blindheit
Mensch bleiben
Tempi
Das eigene Befinden
Lebensleiter
Im Altenheim
Das letzte Hemd
Entweder - oder!
Falsches Verlangen
Gerard J. Duerschke
Weltbild. Eine Nicht-göttliche Kömödie, Teil 1-10
Nikolay Rizov
Durch die weiße Gardine des Traums
Auf meinem
Adios Gringo
Romy Leininger
Feuersäulen flammen ...
Blutmondnacht
Ama Klein
Der Bund des Lebens
Nicht gesagt
Wir sehen uns hinter dem Regenbogen
Konsequenzen unserer Entwicklung
Eckhart Kollmer
Ewigkeit
Straßenbelag
Sauwetter
Spaziergang
Inhalt
Autorinnen und Autoren stellen vor
Fahle, zerwirkte Eichenblätter,
als habe das Gericht des Winters
einen Aufschub gewährt.
Abseits das Gehöft.
Hunde. Bewohner.
Von wem abberufen?
Brombeergeflecht –
Fetzen einer Persenning,
verwehte Masken.
Wie Schulnoten
lasten Wolken auf den
säumigen Schreien der Krähen.
Radspuren
am Rand notiert,
Korrekturen in einem Aufsatz,
Kafkas Verwandlung,
archiviert
von der Langeweile des Sonntags.
Kinder,
lachende, spielende Kinder.
Kinder der Erde.
Entrissen
dem Herzschlag der Trommel.
Eine Busfahrt später –
nackte, geschorene Kinder.
Kinder des Teufels.
Leben, nomadisch,
den Bäumen nah,
Haare, Mokassins,
Namen, Sprache,
in einen Leinensack gestopft,
geworfen in einen Feuertopf.
Getauft. Geduscht. Nummeriert.
Geschichte,
zahnlose, demente Vettel,
das immer Gleiche stammelnd,
das immer Gleiche vergessend.
Stundenpläne die Tage,
Pferderiemen die Nächte,
die Wäschekammer der Beichtstuhl.
Wer sagt das Wort,
das eine Wort, das heilt.
Wer schreibt die Namen
ins Schuldbuch des Schweigens.
Da war noch mehr
in der Erde.
Abgeteuft
der erste Schacht.
Zechensiedlungen,
Wind,
Wäsche,
ein Opel Kadett.
In den Gesichtern
mehr als ein Leben.
Das Vereinslokal,
die Fotografien,
die Sonntage,
die Spiele im Regen.
Ein ganzes Stahlwerk
nach China verschifft.
Brachen,
Graffiti,
Staublungen,
Gräber.
Die Toten haben nie aufgehört,
über Fußball zu reden.
Koffer, Schuhe
an der Mauer zum Rollfeld.
Hände, Blicke der Hirten
im Panzerglas verschwunden.
Portraits örtlicher Warlords,
Billboards der Ungläubigen,
ausgebrannte Fahrzeuge,
Wolf, Mungo,
Karnivoren
am Glutsaum der Pisten.
Kein Alter, keine Namen,
kein Alphabet in den Dörfern,
löchrige, flatternde Planen,
Blut der Gebärenden,
Bärte, Backenknochen,
die ruhigen Gesichter
an den Checkpoints
gleichen dem Land.
Land wie kein Land,
aus Steinen geboren,
von der Sonne gestillt,
begraben vom Schnee.
Geblieben
die Geduld der Gipfel,
die Gaben der Pilger,
das Haar der Frauen,
die Heiterkeit der Kamele.
Geblieben
der Wind, der Mohn,
das uralte Mandat des Staubes.
Überall sind die Feuer heruntergebrannt.
Bäume haben keine Schatten mehr.
Über einem öden, müden Land
Ein anderer Himmel. Wolkenleer.
Ein letzter Ruf verweht gen Süden,
Vom Wind gemartert stehen Grannen.
Astern sattgetrunken in den Krügen.
Alte Gräber eingesunken unter Tannen.
Kein Sommer wärmt für immer.
Alles habe seine Zeit –
Knospen, Laub, Tränen in den Blicken.
Still wie Staub sinkt Einsamkeit
In die schwarzen Zimmer,
Darin Uhren leise ticken.
Weit & leer
das schwere, schwarze
Tor.
Frost
hat die Erde
verschlossen
mit
eisigweißem Riegel.
Versteinert
die
Hügel der Maulwürfe.
Einsiedler Amsel
blickt
verschreckt in die
stille, raue Welt.
Der Weiher
wie ein zersplitterter
Spiegel,
erwürgt
das Flüstern des
Röhrichts.
Sonne
in die Gorgonenhäupter
der Bäume gehängt,
als glühte
Polyphems Auge
noch immer.
Im Kino
hörten sie den Regen.
Nur hier
gab es diese Apfelsorte.
Es gab die Post,
die Sparkasse,
die Tankstelle,
den Kolonialwarenladen.
Mit den Dingen
gingen die Worte.
Es gibt noch den Gasthof.
Astra verspricht ein Schild,
das ein letzter Nagel hält.
Es gibt die Kirche,
die Grabsteine,
grau, wuchtig,
für immer in die
Dämmerung gestellt.
Es gibt Häuser,
die Türen ausgehoben,
die Fenster blind,
in den Dächern Wolken.
Viele zogen fort,
wollten, konnten
nicht mehr leben
mit neuen Gesetzen,
dem alten Wind,
der die Flut,
die Toten bringt.
Es gab Krieg,
Frieden, Franzosen,
die Sonntagsstunden
am alten Wasserturm.
Ein paar Seelen blieben
mit den Jahren,
den Namen,
der Hoffnung.
Wer
schrieb diese Widmung,
unterstrich dieses Wort,
trocknete dieses Blatt,
vergaß diese Postkarte,
diesen Zigarrengeruch,
diesen Butterbrotfleck?
In die Seitengasse geduckt,
ein Fenster, eine Tür,
manchmal nur Bücher überschrieben –
Inschrift des Verschwindens.
Erneute Lektüre nach langer Zeit
Er schlief nie, ruhte aus
auf einer weißen Fahne,
sein Auge wach & klar, ein Fadenkreuz,
in seinen Tagträumen
brannten Spielzeugläden,
verstummten Marktfrauen,
vereisten Blumenstände,
floss Lava über gelbe Landkarten.
Nun steht er auf & geht mit
schweren Stiefeln, schwarzem Haupt
unter roten Drachentürmen,
an denen Fledermäuse zittern
durchs große, leere Haus,
das schwarze Blut des Mondes
tropft von seinen Händen,
die Hundemeute leckt es auf.
Die Peitsche ruft den Knecht,
der den Rappen bringt,
das wilde Maul schaumumweht,
schon sitzt er auf & haut die
Sporen in die Flanken,
als wenn er eine Trommel schlägt.
Die Heide hat tausend Augen
und Adern aus Sand –
verfallene Schützengräben.
Granaten bluten unter
Katzenpfötchen und Riedgras.
Aus verflossenen Jahrzehnten
summen Geschosse wie Bienen.
Jetzt schlummert der Mittag
in den Kusseln. Der Turm
wirft einen langen Schatten,
wie ein Minutenzeiger, der
die Zeit in Intervalle teilt,
die niemand mehr zuzuordnen weiß
ob des großen Vergessens,
das nach dem Sandsturm kam.
Die Heide hat lila Augen. Lila.
Lila Braut des Septembers.
Schon am Meer lief ich euch entgegen,
rufend, tanzend, und blickte euch nach,
wenn unsere Berührung vorbei
und euer Trompeten verhallt war.
Abschied vom Sommer.
Ich finde euch wieder,
über Kiefernheide und See,
über flirrendem Gold und
dem tiefen Licht des Septembers.
Mit meinem Windtuch winke ich euch nach.
Noch hat euch niemand
aus meinem Bild herausgeschnitten.
Immer kamt ihr und wecktet die Stille
vor dem großen Schlafen.
Im Winter erzählen mir
die Seen ihr Sommerleben.
Erinnerungen unterm Eis –
im Spiegel auch ich.
Wir haben uns immer verstanden,
in der Sprache der Schwäne,
und Schilfharfe gespielt.
Wenn ich nicht mehr bin
wird mein langer Schatten
auf ihrem Wasser liegen,
damit wir ja eins sind.
Wassermassen flutet Seen,
Bäche, Wegscheiden.
Flussläufe scheren aus
zweien Ufer gabeln Gassen.
Wasserwelle reißt Dörfer ins Tal.
Gewitterwand entwurzelt Land
und fällt in sich zurück.
Fast vergessen
tauchst du auf,
rüttelst mich
in einem Blick,
als gibts uns noch.
Kiefernnadeln, Pfützen,
Boote geparkt.
Schwärme schießen,
Wände erkalten Luft.
Feucht unter Pflaster.
Stämme; Biber hacken.
Eichelblätterstapel,
niedere Beeren.
Rinnende eisig Flocken.
Gräser, Frösten.
Schlot schwebende
Dächer weiß.
Schneetritt auf Beeten.
Kreuze, Ackerreich,
Feder leicht Zweige.
Tannenmeere majestätisch.
Der Kirchturmblick, dem Wandrer durch die Mark
so recht „ein Landschaftsbild im großen Stil“,
er wirkt wie eh; und Dorf mit Schloss und Park,
auch heute manchem angesagtes Ziel,
lässt von der früh‘ren Herrschaft stolzem Bau
zur Seeterrasse hin die Schritte lenken.
Wer wird da, angesichts von Schwielows Blau,
an andres als an Ruh und Frieden denken?
Die leichte Brise beim Gestadegang,
liebkosend Wasserplan und Hügelhang,
es könnt‘ der Zephir von Arkadien sein,
wär‘ da nicht plötzlich der Erinnrungsstein:
Ein Schuss des Gutsherrn einst zerriss die Stille
an einem Ort, der nie war nur Idylle.
Auf seiner Spur entspannt durchs Land zu streifen,
am Wanderstab von Brunn nach Neuruppin,
im Boot erkundend Schwielow und Stechlin,
lässt heut‘ noch sich Fontanes Mark begreifen.
Als Zeuge grüßt, der Zeit beredtes Siegel,
der Obelisk am Wald von Boberow,
wie auch bei Plaue, Wutz und Wuthenow
Geschichte auflebt in der Buchten Spiegel.
Dazu im Nebel, schemenhaft, Gestalten:
den Dubslav am Gestade man entdeckt,
und Quitzow, weiterhin im Schilf versteckt,
wähnt Fritz, Kurs auf die Remusinsel halten;
Glaubt mancher, trunken vom Romangeschehn,
gar Schach am toten Arm des Sees zu sehn.
Gewiss, der Landstrich ist nicht arm an Reizen,
hat Fluss und Aue, Geestrand, Wald und Flur;
doch Zielort nicht von angesagter Spur,
weiß er so recht mit seinem Charme zu geizen.
Tagtäglich Trucks am Band vorüber heizen
und schwarze Ritter, schneidig in Montur,
den Blick nach vorn gerichtet, wie sie, stur,
verpassen glatt die kleinste aller Schweizen.
Indes das Abseits sich für Streuner lohnt,
wenn Landmarkt sie mit Rokoko verbinden;
es lesbar dem Gelände innewohnt
mit Grotte, Löwen, Sandsteinuhr und Linden.
Der, dem beim Gang ein Menuett erklingt,
der Tauchzug in die Zeit perfekt gelingt.
Zum Ziel am Steuer auf der Dickschifftrasse
inmitten der Geschwader Blech und Chrom;
die anderen, ein anonymer Strom,
ermahnt, bei Stau zu bilden Rettungsgasse.
Mal Überholen, mal Dahinterhängen,
im Abstand stets zu breiter Brummer Spur
und, hart am Rand geschundener Natur,
wo für den Neubau Strecken sich verengen.
Bis, unweit der Motorenwelt Gedröhn‘,
im Abseits schlummernd seit Dornröschens Tagen,
dir, Musensohn, winkt endlich dein Gebiet.
Dem Höhenzug, bewaldet, einsam, schön,
bizarre Klippen dann und wann entragen:
war Himmelsschlüssel doch die Fahrt zum ITH?
waren die Großen Ferien am Wohnort der Großeltern,
Streusandbüchse an einem Kranz von Seen,
wo Schmackeduzien blühen und Ebereschen stehen in Alleen.
Das leuchtende Rot der Vogelbeeren, der Duft aus einer Bäckerei,
die Torbögen zu den Innenhöfen, der Holunderbusch vor dem Haus,
noch immer stets präsente Wegmarken im Netz der Erinnerung.
Nahebei die Längsparzelle Gartenlust lieferte,
Obst für das tägliche Kompott und sorgte
für den obligatorischen Pflaumenkuchen zu Opas Geburtstag.
Spannung allmorgendlich vor dem Frühstück:
im Hühnerstall die Leiter hinauf und mit ausgestreckter Hand
im Nest die Wärme der neu gelegten Eier fühlen.
Als Robinson und Irokese streunend am Seeufer.
Der Schatten an der Badestelle hielt per Foto die Zeit fest,
bezeugt, dass einst der Vater dem Sohn den Strand seiner Kindheit zeigte.
(Erinnerung an 1920)
Ruhe auf der See
Urplötzlich flattert ein Schwan
Läuft, fliegt, steigt, enteilt
Stimmen auf den Märkten
Auf den Straßen, beim Bäcker
Schlagzeilen, Verlautbarungen
Reden für das Nationale
Lesen zwischen den Zeilen
Ermahnungen beim Schuster
Schweigen in Kirchenkreisen
Grenzfrieden und Konflikte
Identitäten im Brachgelände
Zwischen Sonderburg und Flensburg
Fahnen flattern um Aperade
Filigrane Argumente
Überall laute Gesänge
Plakate
Beschmierte Wände
Verschwundene
In der Nachbarschaft
Verhöre
Verständigungen im Keller
Seid wachsam
Versteht die Wörter
Lernt die Sprachen
Bedenkt die Lage
Achtet auf euch
Es drängt
Gepackte Bündel
Kleidung und Briefe
Geld und Dokumente
Zwischen den Takten, den Bassschlägen
Mischen sich Gefühle und Bilder
Blitzt Ewiges in Versprechungen
Leuchten Farben und unsre Körper
Überall sind da Berührungen
Das Ich zittert an Grenzen
Jongliert mit Eifersucht
Zerfressenen Herzen
Und ewiger Sehnsucht
Denke und gebe acht
Lebe ohne Versprechen
Mein Kompass wirbelt in Kreisen
Ich verwisch im Sand die Spuren
Fall durch die Wand in die Farben
Und beginne meine Reise
Metall fällt mit Gewicht
Rotes Licht strömt wie Blut
Aus gebrochenen Spiegeln
Protest in Gesichtern
Philosophie der Täter
Nach dem Sturm, dem großen Krawall
Rauch und Geschrei hängen noch in der Luft
Beginnt mit dem Zählen der Toten
Der Betrachtung der Videos
Die Auflösung verfehlter Mythen
Die Klärung ungeklärter Sprüche
Eine Besinnung auf die Fakten
Vom Glauben ergänzt
Schwebt die Vernunft nur leise
Die Wahrheit ist nicht scheinbar
Von Gefühlen verziert
Führt das Wollen zur Reise
Jedoch die Kriege wuchern täglich
Durchziehen die Straßen
Wandern in die Herzen
Die Regen werden stärker
Der Straßenstaub wärmer
Wie Laub fällt weißes Pulver
Im Winter sprüht Feenstaub
Ich steig über die Treppe zur hinteren Tür
Allein wie aus einer Steppe ohne Gebühr
Spüre die Dauer der Generationen
Trag den Alp der Schauer ewiger Geschichten
Blicke und Gespräche ranken sich wie Wellen
Gemäß dem Leib, den Landschaften und Gefühlen
Kreisen um Identitäten und Stimmungen
Tragen fragile Bilder und Empfindungen
Das eigene Selbst treibt beinah wie Holz im Meer
Bilder gleichen Berührungen, zärtlich und fair
Folgen den Wolken, den Winden und unsrem Blut
Oftmals schüchtern und verzagt, doch wohl auch mit Mut
Deine Wörter binden, klammern unsre Welten
Umkleiden mein Flattern, Zittern, dieses Suchen
Deine Sätze lösen auf das ewig Vage
Münden in unsre seltsam schwebende Lage
Ich höre Klänge und dieses eine Singen
Ein Trommeln, ein Wollen, Leben zu beginnen
Zwischen Nebel und fahlen Lichtern die Tage
Plötzlich helles Licht, beginne es, oh wage
Die Tage sind längst gezählt
Die Zahl ist uns unbekannt
Meine Muster sind erkannt
Und die Lieder sind gewählt
Deine Fragen intensiv
Ein Ringen um Deutungen
Ein Selbst trotzt den Häutungen
Provokationen tief
Alte Gerüche im Stall
Krummes erkannt vom Lot
Dazu ein Griebenschmalzbrot
Eine Schuld beim alten Wall
Löwenzahn den Boden bricht
Die Spatzen diskutieren
Hunde haben ihr Gewicht
Und Träume fabulieren
War es ein Zufall, als wir uns trafen
Im Mund ein Geschmack von seltener Süße
Deine Freundlichkeit überwältigend
Aber unser Gespräch verstummte
Später suchten sich unsre Körper
Zu Kaffee und Ei mögen wir Bratkartoffeln
Deine Lippen schmecken wie süße Buttermilch
nass auf dem rettenden ufer
ich denke an wellen und blitze
spüre meine sehnsucht
ein blick ins ungefähre
in die blau-grüne tiefe
sehe deinen leib und frohlocke
spüre meine angst und zittre
Auf der Suche nach Nähe
Nach Erklärungen
Verwoben mit Wörtern und einem Glück
Das am Rande lebte, suchte
Nach einem Ausdruck
Nach einer Geste, einem Blick
Verstrickt in Geschichten
In Bildern ewiger Vergeblichkeit
Zwischen Augenblick und Vergänglichkeit
Berührt von Leere und Schmerz
Ängstlich nah an Schuld
Blieb das Unvollkommene
Bleibt der Schein der Sterne
Erklingt ein ferner Klang
Ein Ton erhabener Geduld
Im Spiel der Bewegungen
Hör ich deine Melodie
Im Trippelschritt auf Zehenspitzen
Entlang von Linien über Kieselsteine
Durch schäumende Wellen zum Meer
Seitlich Meerespflanzen, Quallen, Krebse
Stacheln, ein Seesternchen, Farne
Bläuliche Wellen mit Kronen
Später ein Aal, Sprotten und Tintenfische
Ein Kitzeln an der Fußsohle
Strahlende Augen
Glucksen, Lachen
Früh im Garten
Ein Moment von Stille
Vogelgezwitscher, feuchter Grasboden
Ein Dabeisein
Beinah ein Gefühl von Gemeint-Sein
Ein Moment von Heimat
Filigrane Lebensentwürfe
Gemäß der Freiheit der Tänze
Beleben Märkte und Straßen
Zu musikalischen Klängen
Gleißendes Licht in Nächten
Vergebliche Gewissheiten
Der Knechte der Entseelten
Freiheitsloser Tyrannen
Spielball fremder Interessen
Strategischer Visionen
Die Maskierten bestimmen
Die Wahrheit, die Geschichten
Doch die Taktiker des Krieges
Verloren im Schlamm des Landes
Unzulängliche Maschinen
Metalle explodieren
Raketenwerfer in Scheunen
Trecker fahren über Wiesen
Züge transportieren Weizen
Die Vergessenen fliehen
Geronnenes Blut der Helden
Verstreute Asche auf Höfen
Nun erklingen die Seelen
Der Kinder und Verfolgten