Im Dünenblick - Peter Frank - E-Book

Im Dünenblick E-Book

Peter Frank

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Beschreibung

Über dem eiskalten Meer liegt Winternebel, Wellen spülen ans Ufer, das Dünengras ist gebeugt vom Wind. Kapstadt und Jakarta kommen in den Blick. Vom Potsdamer Belvedere und seiner langen stillen Zeit berichtet ein Gedicht. An den Ausbruch des dreißigjährigen Krieges wird erinnert. Gedichte sind Paul Celan gewidmet. Bis zum Horizont konnte man einst Divisionen erblicken. Seiltänzer bekommen ihren Auftritt. Ein Dichter geht ins Zwiegespräch mit Eva Strittmatter. Immer wieder gelangt im Band der Herbst zur Sprache. Warum neigt sich die Waage zum Risiko hin, drohen uns Lawinen einzuholen? Olivenbäume begleiten uns. Höfe wie Laternen sind in den Berg gehängt.

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Inhalt

Peter Frank

Heiligenblut

Landschaft in Ostholstein

Billwerder

wenn es regnet

Dezembergärten

einfahren

kaugummiautomat

Eline Menke

Festmahl

Gleitflug

Heike Streithoff

Die Blätter fallen

Altweibersommer (am Weiher)

Eihaamscher

Nahe Vermeer

Wie es war an Weihnachten.

Volker Teodorczyk

Zwischenwelt

Thomas Barmé

über wasser halten

schwer ist es

Havarie

Sehstück

wenn die rosen nicht mehr herrschen

Am Nullpunkt

Aus Indien

Durch die Wüste

um nicht am staub zu zerbrechen

Alles geht vorbei

Hanna Fleiss

Ortsbesichtigung

Zu Hause

Wolfgang Tietze

Die Verhüllung

Elisabeth Rosche

Depression

Norbert Rheindorf

Wintermeer

Andrzej Kikał

Himalayan Jazz

Carsten Rathgeber

Sommer

honigwelt

Schwarze Tage

Geboren

Kulturwandel

Dunkle Wasserschicht

Novemberlicht

Tür zum Ich

notiert

selbstlos trage ich

Ernster Neuanfang

Begleitung

In deinem Nacken

Seidige Haare

Dezemberlage

Fremde Haut

Schwarze Blumen

Blaue Flammen

Regentorbögen

Beinah gesetzlich

Rückfrage

Vera Hewener

Herbstfieber

Treibjagd

Regina Jarisch

fragmente

traumschleife

sonnensturm

halb mond

Magnus Tautz

Masuren

Im Schwanken

Beelitz-Heilstätten

Im Gegenlicht

René Oberholzer

Aufatmen

Über dem Horizont

Vom Weg abgekommen

Grau in grau

Wachstum

Wolfgang Rinn

Am Waldsee

Und wieder dieser See

Im Gedenken an Paul Celan

Manfred Burba

Auf der Brücke

Glaube und Macht

Ein unbekannter Ritter

Zeit des Alterns

Die Welt ist leer

Renate Maria Riehemann

Klatschmohn

Wenn ich ein Flamingo …

Dirk Tilsner

Versuch über die Zimmerdeckenecken

Nemrut

die Expedition

der Kobold

Herbst in der Stadt

liebesgedicht mit hindernissen

Werner Klenk

song

kulturtheorie

kinderfrühling

die fliedersprache

aufgebrochen

geschichte

meinerlei

Hanne Strack

trau dich

lass uns

traurig

Langeweile

Worte

Rainer Gellermann

Oktoberfeeling

Novembertrichter

Fast ein Weihnachtsgedicht

Neujahrsabend

Alter Februar

Merz

Osterspaziergang ohne Goethe

Ralf Hilbert

Herbst

Anachronismus

Hundstage

Henrike Hütter

Unterwegs

30 Grad

In der Kühle

Sommerregen

Radtour

Altmühltal

Peter Schuhmann

Glück und Glas

Habseligkeit

Geborgen

Üpsilon

Grüne Fee

Lange Weile

Springflutmond

Sandbank

Ein Gedicht

Hausspruch

Claudia Engeler

Dahinter

Apnoe

Marlene Wieland

Nachts

Schlafenszeit

Osterwoche

Jemand

Äußerliches

Der Natur preisgegeben

Dagobert Kohlmeyer

Gedankenflug

Eva Lübbe

Flüchtlingsströme

Karin Bolte

Sieg und Frieden

Am Himmel schweben

Wildwuchs

Zuversichtlich

Siegbert Dupke

Metropole 60° Nord

São Paulo

Dortmund

Kapstadt fraglos multikulti

Szenerie am Rio Minho

Ehrenbreitstein

Duisburg

Strasbourg Grand Est

Ladin, Logik, Lyrik.

Jakarta

Chengdu

Witten

Marko Ferst

Herbstlichter

Helle Mondnacht: 60. Breitengrad

No. 23a

Erosion

Revolution

Richtfest

Flußdelta

Bewährte Behausungen

Meinungsfreiheit

Reise

Belvedere

Spur nach Tilsit

Barbara Hahn

Jene Tage

Reinhard Lehmitz

Über das Ver-tun

Stephen Hawkin

Unser Zuhause

Ehrlich mal

Seiltänzer

Wohin geht die Reise

Maxim Ilian Beha

Meltemi

Unter einem Feigenbaum

Weiße Platane

Akanthos

Ionischer Himmel

Frühling

Sonnengesang

Stillstand der Zeit

Venezianisches Bild

Vorbei der Sommer

Vom Turm der Winde

Friedhof unbekannter Soldaten

Frühling II

Äther

Homer

Bergwind

Herta Andresen

Fanni

Der Apfelbaum

Zu schön

Zweifellos

Gehörlos

Blick in den Spiegel

Das Schweigen

Das kleine Volk

Reisen

Das Lächeln

Die Überfahrt

Weiße Pferde

Der Abbruch

November

Aufatmen

Der Koffer

Zerbrechlich

Weihnachtskälte

Hanneli Schott

Lies! Oden, meine Tochter

Pfingstlied

Verehrung

Der Mai ist gekommen

Wohin gehen?

Kälteeinbruch

Anja Rohloff

ursprung

ursache und wirkung

definition

wortbegegnung

rückenwind

Eberhard Schulze

Für Raissa – An einem plötzlich kalten Wintertag

Verknallt

Krähenlust

Krähenfrage

Sommertragödie

Novembernacht

Schreibklausur

Hoffnung

Vorbei

Februarabend

Martina Caluori

Fassaden

Staub

Susanne Ensthaler

Ausklang

ohne A

Ingrid Ostermann

Dünenblick

Erwartung

Meise im Kirschbaum

Lebenswille

Herbstliche Spiegelungen

November

Frühling

Dorothea Lesche

Globalisierung im Dezember

Heldenreise

Erika Beha

Frühlingserwachen

Sehnsucht nach Wärme

Teufelsbrut

Blätterträume

Herbstnöte

Todesahnen

Hoffnung auf Europa

Auferstehung

Klingende Welt

Gert W. Knop

Am Ende ein Licht

Die tote Seele Feuerlands

Träume wie Irrlichter

Haiku

Tanka

Herta Dietrich

Glück im Konjunktiv

Grün und Licht

Joachim Gräber

Mare nostrum

Schönheit

In letzter Minute oder Kroosartig

Friedhof Ohlsdorf

Denkmalpflege

Helmut Martens

Entdeckungen und Zwiegespräch: Eva Strittmatter

Verwehend, künftig zu, jetzt

Über dem Strand die Sterne

Ganz diesseitig Rilke lesend: Sternenstaub

Hanna Conrad-Peters

Die Natur

Die Olivenbäume

Werner Hetzschold

Vergänglichkeit

Verschwundenes Paradies

Sehnsucht

Der Kreislauf

Abendstimmung

Versagter Erfolg

Die Welt wird immer kleiner

Hunger nach Schönheit

Leuchtendes Farbenspiel

Ein altes Lied

Grenzenlos

Alexander Walther

Im Zauberschloss

Dunkle Zypressen

Jürgen R. von Gernler

Baumliebe

Kinderaugen

Einsam im Regen

Was wäre ich bloß ohne dich

Wahre Liebe

Gartenträume

Worte

Ritter Bobby und die Liebesblindheit

Kathrin Ganz

Immer wieder du

Den Herbst als Freund

Graue Tage an gleichen Orten

Lesley Wieland

Victoria

Wunderbaum vom Ricinus

Pfannenhölzer

Entitat im Zwielicht

Glockengeläut

Malin Hase

Waldluft

Pascal Polosek

Endzeit

Nachts

Innere Stimme

Rügen

Jan Stechpalm

du statt ich

Das Versprechen

Ein ungleiches Paar

Feierabend

Du bist hier

Torsten Krippner

Schneeloser Winter

Einfarbig

Form und Leere

Ingrid Münsch

Morgenspaziergang im Herbst

U-Bahn in München

Abend am See

Bootsfahrt

Fukushima

Yachthafen

Samstagmorgen in München

Franz-Josef Kaiser

Black hole

Fahrt

berenice

Helgard Gebhardt

Ein Mensch sein

Es regnet

Leontin Rau

Locus Amoenus

Das Verhängnis der Kultur

Blick vom Jungfraujoch

Stille Tränen

Frage eines dichtenden Dichters

Voyage Voyage

Die Tessinerin

Die Mobilfunker

Pawel Markiewicz

Sareley

Ekatarina Glowna

Kreative Luft

Peter Frank

Heiligenblut

Die Höfe

wie Laternen

in den Berg gehängt.

Seit fünfhundert Jahren

stapfen sie durch Schnee,

drehen den Stern am

hölzernen Stab,

singen das Hirtenlied,

singen die vierzehn Strophen

sechzig Mal in der Nacht.

Geduckt ins Dunkel der Stuben,

als stemmten sie die Balken,

Obstbrand in den Kehlen.

Im Krieg sangen die Frauen.

Hinterm Stall,

schläfriges Schnauben,

eisig die Nägel,

Rippenbogen,

ins Licht geschnitten

von der Sichel des Mondes.

Peter Frank

Landschaft in Ostholstein

für U.

Geworfen

unter den Hunger der

Möwen,

Moränenrücken,

schleppend die Last des

Himmels,

Bögen,

gespannt von der

Sehne des Eises,

als zögen Wale,

ewig wie das Leben,

ihrem Sterben entgegen.

Blick,

winddurchrauscht,

treibholzgleich,

tanzt

auf rauchender

Wolkengischt,

bricht

im großen,

ockergelben Licht,

dümpelt

in der sanften Dünung

vielsteiniger Äcker,

die Legende im

Atlas der krähenschwarzen

Krume,

Erinnerung greift

den sandigen Schuber

mit

graubehaarter Hand.

Baumwurzeln greifen

Luft,

wie Spinnen

stürzen ihre Schatten

zu den Felsen hinab.

Peter Frank

Billwerder

für K. & T.

Zwei Stuten,

Zwiesprache haltend,

etwas abseits der Hengst

wie

vor einer Staffelei,

als ruhe in ihm

die

verschwundene Stille

der Welt.

Hier,

zwischen den Deichen,

den roten Scheunen,

ist

das Land flach wie ein

Dachskopf.

Ein Stück näher

der Himmel,

zitternd

im

rostigen Spiegel der

Wannen.

Wolken,

Wiederkäuer,

mittagssatt dösend,

ausgestreckt

auf dem im Leben

ergrauten Reet.

Wer liest die

Gedanken im Gedächtnis

der Findlinge?

Wie ein Mann

geht der Wind über die

Koppel,

blättert

die Mähnen

auf.

Peter Frank

wenn es regnet

singen die steine

wer kind war

erinnert pfützen & friert

auf der anderen seite der haut

stunde der salamander

ein kleid

gleitet von der schulter

& schwimmt davon

später

tropfen die blätter

Peter Frank

Dezembergärten

meinen Eltern

Vergangen des Sommers Fliegenlichtgewimmel.

Dezemberrose leuchtet ohne Duft.

Geleert der blaue Krug des Himmels,

Vergeblich schleift ein Schrei die raue Luft.

Krähen hocken hungrig in den Bäumen.

Still wie ihre Mäntel an der Wand

Hängt der Geruch der Toten in den Räumen,

Welken Kränze über gelber Gräber Sand.

Ich folge frierend alten Wegen,

Schwer von Laub & Lehm

Sinken Stimmen ins Vergessen.

Im leeren Haus fragt nur der Regen,

Wohin die dunkelgleichen Tage gehn,

Wie viele Jahre mir noch zugemessen.

Peter Frank

einfahren

die dunklen mütter

schlugen liebe aus ihrem warten

tausend meter stürzte der käfig hinab

mit ihren körpern mit schnupftabak

welt in der welt

hier lebten sie mit ihren händen

härter als der berg

lebten in ihren eigenen worten

gezähe kaue weiberarsch

jemand schrieb einmal etwas vom

glücklichsein über der erde

auch hier lebten sie

hoben die vollen gläser

als hielten sie licht in ihren händen

die rauen hartgelachten tresen

die namen die legenden

die großen spiele der regen

die feste die kinder

die glocke die gräber

an denen sie standen

in ihren uniformen zusammen

schulter an schulter

wie im schacht

die förderbänder

der walzenschrämlader

stillgelegt die worte

stillgelegt der himmel

sie gehen mit ihren abzeichen

den schwarzen narben

gehen

seifenduft an ihren händen

gehen mit für immer

weißen gesichtern

Peter Frank

kaugummiautomat

ein groschen

eine drehung

drei kugeln

blau

grün

gelb

ein ring

für den

ersten kuss

im

roten wind

unter den

drähten

wo

die straßenbahn

wendete

Eline Menke

Festmahl

Alles in Blau

getaucht, rundum angemalt

mein Haus

ist eine Insel

im Meer.

Fische bringen

Worte vom Meeresgrund

die ich

auf der Zunge

wärme.

Buchstaben

die noch zappeln

zähme ich

in salziger

Suppe.

Zum Festmahl

lade ich

Sätze

ins Boot ein

um zu entkommen.

Eline Menke

Gleitflug

Es gab Stunden

ohne Flügelschlag

an denen die Schwerkraft

der Worte reichte

um mich

im Gleitflug zu halten.

Leicht abwärts

ohne das Ende zu finden

durchstreifte ich

endlose Gedanken

die hinter den Wolken

lagen.

Aber alles

was ich

einfing

war flüsternde Luft

eine weiche Decke

aus Schweigen.

Heike Streithoff

Die Blätter fallen

Die Blätter fallen.

Villenstill, Kreissägen optimieren

Gewinnspannen.

Kinderwägen eingemummt,

Zweige knacken.

Über Verhärteten.

Die Blätter fallen.

Nachtlager in laubigen Gassen.

Jogger schnaufen unter kühlem Schweiß.

Brücken endloses Rauschen

Der Himmel dunkel erscheint.

Weißer Hauch.

Die Blätter fallen.

Verkehrsströme zischen zu den Auen.

Der Fluss dahinplätschert

im Frühfrost des Winters.

Beheben gehen.

Mit Laubgeräusch.

Die Blätter fallen.

Kronen leer im Nebeldunst

Nässliche Luft über dem Ufer der Stadt

Sehnsucht mit Neigung zum Schweigen

Rote Lichter stolpern.

Laubberge Gebraus.

Heike Streithoff

Altweibersommer (am Weiher)

Fäden ziehen durch die Blätter.

Umspannen Seidengespinst Baumgruppen.

Körper drücken auf moosig-feuchte Wiesen.

Ufer ziert wildes Gestrüpp.

Alte gleiten, tasten sich mit Stöcken ins Terrain.

Blicke erhaschen, Stimmen schallen.

Badende an kalten, warmen Wasserstellen.

Weiche Sonnenstrahlen brechen (im Visier).

Schmetterlinge huschen an Gräsern vorbei.

Kinder laufen zickzack über Rasen.

Schuhe werden getragen. Wirrwarr.

Sumpfiges hastig abfrottiert.

Holzbänke sind warm an Nachmittagen.

Draußen bleiben im Spätsommer.

Bäume verabschieden in ihrem Revier.

Man tauscht sich wehmütig aus.

Heike Streithoff

Eihaamscher

Der Regen erreicht auch dich.

3 ° im Display

winters matt

Fingerkuppen taub

Ein Tschilpen

schwatzend

Tumulte im Schnee

Lineares Kritzeln

Der Laute Klang

Glimmern

Höfe verschwinden.

Verschluckt im Windigen.

Ode an das Maloche

Fußreisen

Eruptiv

Devonische Schichten.

Heike Streithoff

Nahe Vermeer

Taschen Geraschel, Gewühle, rausgeputzt.

Sonntägliches flutet, entwirrt, Gemenge.

In Positur das holländische Geschick:

Am Fenster liest sie versunken einen Brief.

Ihr Haar gebunden, an der Seite Geringel.

Der blaue Morgenrock strahlt in den Raum.

Ein Hauch von Eleganz, Geheimnis bleibt zurück.

Delfter Interieur katapultiert an die Isar.

Der Maler starb früh, schönes Hässliches

drum herum. Multilinguales Tuscheln.

Das Nahe und das Ferne sein Trick.

Die Menge flottiert im Minutentakt.

Günstlinge wachen längs der Kordel.

Heike Streithoff

Wie es war an Weihnachten.

Um den Marktplatz hat sich zusammengefunden.

Ein Haufen Heerscharen mit Christkindles-Utensilien.

Hier köcheln Glühweine, dort liegen Naschwerk,

weiter hinten stehen Stempelkissen, die Post bietet

Sondereditionen, um die Ecke noch ein herzhafter

Leckerbissen. Feilschen, backen, braten, duftend,

für jeden ist auch etwas zum Schmücken. Kiefer,

Tanne und Girlande leuchten um das Areal. In der

Höhe ragt die Himmelspforte, heilig, frohlocke. Von

der Bühne besingen die Auserwählten in Engelsflügeln

„Friede auf Erden überall“. Bezuckert mit

Sternen für die Seligsten. Kuchen, Würstchen und

Gaben für den Markt angekarrt. Alles wird eingewickelt.

Spielzeug ist am Beliebtesten. Unterhalb der

Burg huldigt das Jahresfest die Krippe. Irgendwo

von weit her im Chorus Besinnliches „Stiiell, Stiiell,

Stiiell, weeil’s Kindleeiin schlaafen wiiell“.

Volker Teodorczyk

Zwischenwelt

Ich bin nicht ihrer Blicke Ziel

sie dringt durch meine Hülle

es wirkt befremdlich infantil

erdrückend ist die Stille

In einer Welt, in der zumeist

Gedanken zwanglos schweben

dahin scheint sie mir fortgereist

aus ihrem wahren Leben

Ein Ausflug in den Zwischenraum

zum wiederholten Male

doch jeden Flug begrenzt der Saum

der Geistesareale

Dann endet ihre Exkursion

in die Gedankenstollen

und statt verstummt und monoton

bestimmt ein waches Wollen

Mich treffen Blicke, fest und klar

Standfestigkeit statt Schweben

berühre sanft ihr weißes Haar

sie ist zurück im Leben

Thomas Barmé

über wasser halten

sich

die schatten

die schwarzfahrer

bevor die finsteren

sklaven der zukunft

vom licht ergriffen

bringen die hoffnungsträger

wieder eine nacht übers herz

zu wege und zum schweigen

von da an aber

zählt nur die liebe

die dunkelziffer

der sterne

Thomas Barmé

schwer ist es

mit kalten füssen

das eis auszuschlagen

und aus dem festgefahrenen

auszulaufen

mit dem schiff

beladen mit der asche erloschener sterne

warm zu werden

um dann

was dem himmel nun fehlt

erneut an seine blindwand zu malen

einen anderen mond vielleicht

der dem traum einen weg weisen könnte

in dem das unendliche jetzt

endlich ist

Thomas Barmé

Havarie

nachdem die schiffe

aus abwegigen häfen getrieben

fahren die mit

worten überfrachteten

fort um nach

den letzten

zu greifen und dann jene leeren zu erfahren

die sich nicht übersetzen lassen

ihr versunkener schatz

im wrack geborgen

trägt noch den schimmer in sich

der ihm nach

gesagt

das auge gebar sich inzwischen

einen dorn als anker

der seinen grund

darin sieht und

ihn für sich behält

Thomas Barmé

Sehstück

am wellenberg aufgekreuzt

der seelenfischer

der blinde passagier

dessen ausgerissenes auge

in den ozean geworfen

er hängt an den haken

sein herz sein netz

mit einem tropfen als köder

um aus dem stillen

die träne

die dort für ihn vergossen

zu angeln

Thomas Barmé

wenn die rosen nicht mehr herrschen

tauschen wir die augenringe

die in lieben mühen

von blicken gezeichnet

die allzu kurzsichtigen aber

fallen ins wasser

und die also verworfenen

verschwimmen

in ihrer bedeutung

im nach wie vor

Thomas Barmé

Am Nullpunkt

ohne wenn kein aber

doch auch die redewendung

führt zu nichts

und auch im umkehrschluss

ist kein

wort in sicht

um sich

in erinnerung zu rufen

das licht siecht dahin

doch selbst wenn es

ins dunkel geworfen

und gehoben würde

als eines anfangs anker

wenn der kopfschlag lose gegeben

und die segel nicht ausgerissen

ließe sich nichts weiter entnehmen

und es könnte darum

auch kein wind gemacht werden

denn die luft ist sehr dünn

und weht unbestimmt

ohne einen hauch von ahnung

vor sich

hin

Thomas Barmé

Aus Indien

mit sandstürmen

verschleierte morgen

bis sie sich legen

auf erden

zu den anderen

die als schatten

mitgenommen von schutt

in den albraum geflohen

denn in der hölle der erleuchtung

kocht die gierige luft

die freilich ihre knechte nicht nährt

denn sie haben niemanden

der ihnen zu atmen hilft

und so ist‘s besser

für die armen herzen

nichts zu wollen

denn das alte unter der sonne ist leer

und die geschäfte handeln

mit zu bunt gewordenem nichts

so brechen sich die verletzten die noch

strahlen in blinden pfützen

den giftigen tränken der träume

die dort untergegangen

und scheren sich vom kopf

einen dreck

der eben so herumliegt

wie die heiligen

die toten

sie bleiben in ihrem verband

eine herde

wie tiere

die sich nicht weigern können

in weissen wellen epileptischen schaums

zu ersaufen

aus solchem spiegel

schaut selbst der ausgemergelte

der böse blick

nicht mehr zurück

die unberührten aber

die ihre haut überleben

schmiegen sich nun fester an ihre knochen

wie der armlose blinde

der einfach im staub versinkt

als quintessenz von allem

Thomas Barmé

Durch die Wüste

damit etwas gilt

schafft sich der rufer

über vierzig morgen

sein land

und setzt

für den vollkommenen

bau einer letzten

fata morgana

körnchen auf körnchen

in den sand

um etwas vor sich auszulegen

und so die welt zu begehen

sammelt er sich

für die durststrecke

den heimweg in die fremde

steine die noch

einen grund wissen