Der Mai recycelt Hoffnung - Peter Frank - E-Book

Der Mai recycelt Hoffnung E-Book

Peter Frank

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Beschreibung

Die Ankunft mit Gepäck, der Sommer grüßt von den Meeresweiten her. Die Haare salzig feucht von der letzten Welle. Ein Segelboot hält Kurs, leicht wird der Tag. Vögel sitzen im schwarzen Holunder. Geisternetze treiben ihr Unwesen unter dem arktischen Eis. In den Geröllschichten Gazas schmeckt der Tee bitter, Unrecht misst mancher mit riskanten Annahmen. Einen der Schwerpunkte des Bandes bildet das Thema Kollaps in unterschiedlichen Variationen, Kassandra tritt auf. Die Indizien für den ökologischen Niedergang zeichnen sich in die Gedichte hinein. Immer mehr entrücken grüne Wälderwände, scheinen die Gebete der Indigenen vergeblich, um den Brandherden Einhalt zu gebieten. Folge durch die Fluchten Roms, die Kreuzgänge, tangiere die Skulpturen. Einst die leeren Tempel nutzten die Mönche als Steinbrüche. Welche Rollen schreibt für uns das Theater auf den Leib? Wie verträgt sich der Ehekosmos mit anderen filigranen Freiheiten? In milder Spätsommernacht überraschen die Meteorschauer der Perseiden.

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Seitenzahl: 193

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Dirk Tilsner

Fatum

Sommernachmittagstraum

Homo Diabolicus

Superman reloaded

Messias

gewiss

Weg unter

vor der Steilwand

Ode auf einen doitschen Hund

Vexierbild

wenn mir der Flügel bricht

Regina Jarisch

im kreis

innehalten

sprachlos

soll und haben

verspielt

ohne gewähr

einsicht

ausgefallen oder

bis zur sintflut

Carsten Rathgeber

Herbstlicht

Löcher

Regenbogen - scheinbar

Vage Sicht

Seelentanz

Durchschimmerndes

Versperrt

Schilf in den Dünen

Wütende Welt

Treibender Himmel

Zeichenwelt

Welt, lasziv

Peter Frank

Ankunft

Frau am Ostseestrand

Ort am Meer

Künstlerhaus

Boule im Winter

Neige des Sommers

wintertag

Windböe

Am alten Grab

Männer auf Dächern

Erinnerung an eine Buchhandlung

landstraße

Jakob Wehner

Polaroid

Michael Matzke

Regenwald

Asteroid

Tsunami

Kugelmensch

Zwergenweihnacht

Heike Streithoff

Metamorphose

Waldeinsamkeit

Ballade zum Trotz

Leonie Klendauer

80 Maschen

Andrzej Kikał

Westpommersche Wälder

PUTINISCHE LUNTE V

Willi Volka

Vor dem Wind

Sei gegenwärtig

Was sonst?

Hier kommt bald Glasfaser

Jedenfalls

Volker Teodorczyk

Vorsatz

Neubeginn

Poesie

Ausgewiesen

Besinnung

Flug

Joachim Gräber

Ferrata am Garda

Rainer Gellermann

Zuviel [Salomon 24]

kleiner mai

Was ich wollte

Rainer Maria Rilke

Alles wird

Rainer Gellermann

Alles wird

Wikingerkirche

Vom Retten der Wale

Parteitag

Novembernachrichten

testament

Friedrich J. Minde

Juni

Klimakipper

René Oberholzer

Nur ein Lächeln

Vakant

Prolog

September

Brennpunkt

Die Vermischung

Süsswassersommer

Im Fluss

Michelangelo

Verbindung

Blinde Kuh

Schreibtischtäter

Zoe Fornoff

Ringe, gleichschenklig

Ehekosmos

Grammatik der Liebe

Frank Joussen

Der Drache unserer Gegend

Alexander Walther

Hymne für Goethe

Im Traumland

Hermann Hesses Geist

George in Versen

Im Dämmerlicht

Beim Anblick des Bayreuter Festspielhauses

Im sanften Schein

Kristin Ertmer

La le lu für Schlaflose

Hannelore Furch

Alltagskrieg

Göttliche Antwort

Ein Schafgedicht

Ein Spinnengedicht

Martin Görg

Spiekeroog

Die Ankunft

Alles stimmt

Müritzsee

Der Adventskranz

Die Fee mit der Harfe

Die Reiterin

Die Amsel

Zitronensand

Mit euch losziehen

Eibe dem Wind

Die Kore von Kardamili

Eva Lübbe

Farbenfroher Tag

Fahrräder stehen bereit

Zeitumstellung

Heizpilze

Marko Ferst

Kurzer Blick: Insel Møn

Haiku

Der Überfall

Wege hinüber

Kleinstadt im Erzgebirge

Haiku

Katzenhaiku

Unverortet

Danach

Zivilisation im Spätstadium

Dünne Landzunge

Haiku

Fahrradtour

Haiku

Kathleen Scholz

das billigste loch

Hinter der Mauer

einskommafünf

Keine Zeit

Sommerabschiedswehmut

Ingeborg Henrichs

kleine Welt

Torsten Krippner

Abschied

Daniel Mylow

pappelschatten

fenster

Christian Schwetz

Verschobene Heimat

Helga Loddeke

Achterbahn

Washshop

Gaza

Drüben

Paradies

Erich Spöhrer

Vögel

Katze

Entfernung

Erde

Krieg

Ukraine

Schnee

Dorf

Xenia Cosmann

Los der Überlebenden

Nachtschatten

Alte Bücher

Thomas Steiner

donaukilometer 2575

plötzlich zwei kormorane

so leicht ist die fahrt ins ungewisse also

an der donau

Adam R. Prokop

möglich

Aufgaben für heute

es gibt Dinge auf dieser Welt

Fehlerberechnung

Algorithmus

Justyna Dereszyńska, Adam R. Prokop

Fortsetzung

Bund mit dem Teufel

Leningrad bei Nacht

schwarzer Schnee

es wurde spät über dem Tisch

Annedore Hirblinger

Wahnbilder, die keine sind

Wieder Flutregen

Christian Goltsche

Streichhölzer im Auge des Managements

Wann

Wo das alles herkommt

Aufnahmen

Peter Nied

Alles fest im Griff nichts geschehen

Besuch im Ausflugslokal

Der Herr aus Österreich

Der Michel wieder

Der Mietvertrag

Die Klatscher

Chefsache

Schnell noch ein Post

Victoria Pavot

Vier Uhr morgens

Schattenschluchten

Helga Thomas

Erwacht

Was erinnere ich?

Als das Alphabet im Meer ertrank

Vor 75 Jahren

Nicht gelebtes Leben

Tränen fließen…

Warten auf ein Wunder

Die vergessenen Erinnerungen

Darum ist es wichtig

Heute ist die Zukunft

Ich war verschwunden

Niemandsland?

Göttliche Wesen

Heute

Vanessa Cutui

Loslassen

Kurt Bott

Tendenz schweigend

An die eine die ging und die andere die blieb

Kurpassanten

Bundestag

Betreutes Denken

Viro - dem Gift

Kathy

Da steht jemand

Give me the Tiber

Gedanken

Confessiones

Jetzt wo die Wegeblumen blühen

Kleiner Geisterort

Ruf

Das Leben stumme Bilderfolgen

Es gibt kein Abtauchen mehr

Böse Beine

Die Ausgewanderten

Jeder Tag

Rexhep Shahu

Eine Brücke zu mir selbst

Das Schiff kentert

Eine verlorene Schlacht

Verlasse dich nicht auf den Menschen

Wenn du den Kopf drehst

Eiskalte Winterwörter

Dieser Abend stirbt langsam

In meinen Gedanken

Man hat uns befohlen

Wo sollen wir den Anker werfen?

Riza Braholli Mborja

Einsamkeit unter den Menschen

Nikolaus Luttenfeldner

Buch und Regentropfen

frieden

Generationen

Zerfallene Paläste

Der Baum

Mondnacht

Nebelpfade

Nebelpoesie für Hypochonder

Wellness-Ballade

Tagebucheintrag eines Einzellers

Die Schildkröte

Advent-Problem

Fazit

Henrike Hütter

Waldspaziergang

Heimat

Florian Birnmeyer

stubn und stetl

Herta Andresen

Hilflos

Veränderungen

Theater

Danach

Die Wand

Zu schnell

Der Irrtum

Begreifen

Der Tanz

Kathrin Ganz

Regentag in Neuenburg

Paristräume

Der Tag ist ein Traum

Septembertage

Angela Hilde Timm

Pflicht vergessen

Angela Hilde Timm, Marko Ferst

Im Abendlicht, die Linde

Gerhard J.S. Bunk

Morgenstimmung 2

Die Welt von Covid überrollt

Ohne Macht

Reinhard Lehmitz

Oft fehlen fast die Worte

Ein etwas anderes Liebesgedicht

Haikus - Kastanien im Herbst

Haikus - Heuernte

Nach Frieden sehnen

Irrsinnige Realität

Gedichte einpflanzen

Macht und Gier

Trend der Zeit

Walter Prinz

Geheimer Wunsch

Natalie Innerbichler

Wenn mein Glück

Mit dir

Zu schön

In deiner Nähe

Ich laufe

Ich schreibe meist

Helmut Martens

Sternschnuppen

Die Revolte leben

Abendspaziergang

Was uns möglich ist

Gerard J. Duerschke

Postheroisches Pathos

Marlene Bokelmann

Ich mag, ich mag nicht

Appetit

Sylvia Hofmann

Dezember

Träume im Herbst

November

Ein Gedicht zum Nachdenken

Angelika Lotfey

Nachsommer

Kahlschlag

Nestbeschmutzung

Anne Marie Wolejnik

Alter Mann (P.)

Erwin Macher

Ein Vorsatz für das Jahr 2025

Der Harfenspieler auf dem Grazer Schlossberg

Chrysovalantis Chronis

Die Erwiderung

Jakob Bernstein

Ich bin angekommen

Eins und zwei

Lieber Schnuller!

Kemal Ribbe

Donald Duck

Michael Huschens

Beluga

Vortrieb mit Streben

Drei Lichter in der Ferne

Alptraum unter Wahlplakat

...

und nichts als Liebe krümmt den Raum ...

Vor der Nachtschicht

wahnerstarrter Faltenriss

Marianne ... die Freiheit führt das Volk

Verfallsdatum einer Stadt

L`ultima Cena

Xaver Egert

Das Land Aber

Traumwelt

Winterreifen

Dieser Winter

Verloren

Jesu Auferstehung

Vom Sehen und Schauen

Morgenritual

Was ist Heimat?

Katrina Mogler

Ein schöner Mann

Dirk Tilsner

Fatum

In jener Nacht erlernte ich von dir die Sprache

der Gestirne, Zeichen für Zeichen

deiner unendlichen Legende –

mit blitzenden Klingen im Rachen der Hyäne

und den Schwänzen der Schakale im Gefolge,

den glühenden Odem des Scheusals,

das die Wasserstellen bewacht und das alles

überziehende Geflecht, die funkelnden

Schuppen der unersättlichen Mamba.

Als ich dir meinen Flamingo deuten wollte, hast du

nur spöttisch gelacht: die Kontur des Geiers

sei doch wohl unverkennbar. Beim Zug

darauf überstrahlte die Kippe für einen

kurzen Augenblick dein stellares Armageddon.

Am nächsten Morgen stiegen wir, endlich

nüchtern, wieder hinab, wünschten uns

alles Gute und verloren uns für immer

im Dschungel der Metropolis.

Sommernachmittagstraum

Auf der Ruine drückt der Tag wie Blei.

In ihren Augen lauert Totenstille.

Die Sonnenuhr des Ampfers steht auf drei

und irgendwo im Gras zirpt eine Grille.

Im Leib der Mauern klaffen tiefe Wunden.

Ein Netz von Schwären, die nichts heilen kann.

Der letzte Riss erschien vor ein paar Stunden:

Ein Trug von Schwingung mit vier Beinchen dran.

Abrupt ein Laut. Das Ächzen einer Strebe?

Der Schmerz sticht heftig in den kranken Bauch.

Ein Klumpen Stuck vermodert im Gewebe

und plumpst hinab. Sein Echo nur ein Hauch,

doch rollt wie eine Walze durch die Hitze.

Die Grille stürzt von ihrer Schrill-Tonleiter.

Der Riss huscht jählings in die nächste Ritze.

Die Sonnenuhr tickt einen Halm-breit weiter.

Homo Diabolicus

(Versuch zur Sage der Teufelskanzel)

Der Ausblick übers Land, an Sagen reich,

bezeugt auf diesem Fels, mit Müh erklommen:

Der Teufel ist ein Schlappschwanz im Vergleich.

Ein lächerlicher Stein, genau genommen,

mit dem der Prahlhans durch die Lüfte zog,

bis er, erschöpft, an diesen Ort gekommen.

Kein Hexchen, das sich nicht vor Lachen bog,

als sie den matten Satan schlafend fanden,

worauf der schwer gekränkt von dannen flog.

Die Probe hätte er als Mensch bestanden.

Schaut hin! Wo sich einst Wald und Feld und Flur

wie grüner Urstrom durch die Landschaft wanden,

starrt ein Gebirge aus Beton. Natur

des Fortschritts, ohne Wuchs an ihren Hängen.

Statt Schnee an Gipfeln, glänzt die Smog-Glasur.

Weil im Gedärme Gier und Eifer drängen,

macht seine Sippe ganze Gletscher kalt,

bäckt täglich Brot, nur stets in Übermengen,

kippt Müll ins Meer, der sich zu Inseln ballt,

schlägt Wälder ab, legt letzte Sümpfe trocken

und ‚kultiviert‘ mit Flüssen aus Asphalt.

Sieht sich als Ebenbild, doch liebt das Zocken

und glaubt, wer ständig ärmer wird, ist reich.

Kein Teufel könnte Ähnliches verbocken!

Der Sapiens – Verlierer im Vergleich.

Superman reloaded

but it is the Earth that makes me Human!

noch einen Power-Shot

hinter die kryptonische Binde

gekippt scheint er

gefasst wie immer, doch was bedeutet der Tropfen

Stahl auf seiner kugelsicheren Epidermis?

im Kasten unter der Decke

ringen zwei Erfolgreiche

um das letzte Wort:

„Lassen wir den Markt entscheiden!“

noch einmal soll er

alle retten: die Schöne und

die Besserwisser in der Redaktion

die Berserker hinter den Glasfassaden, sogar

die Bauernfänger im Kongress

und überhaupt –

die Welt

„Good news for the bulls“

läutert ein Spezialist:

„Ethereum schürfen lohnt sich wieder!“

noch fünf Minuten bis die Bar schließt, aber

schon kämpft er mit

sich selbst und

stöhnt

what for?

Messias

so sprichst du also nun zu dem geliebten Volke – UNS!

die wir uns hier vor dir daselbst zusammenpferchten

psychedelisch Fähnchen-wedelnd unter deinem Namen

auf dem Käppi, hechelnd an der Tränke deiner Weisheit

jedes Wort von dir eine Offenbarung, verwandelst Wasser-

stände in Simsalabim intriganter Scharlatane, blauen Dunst

in Pheromon für apodiktische Epigonen und machst Sehende

endlich blind – Pah! pfeifen wir den Spatzen auf den Dächern

so weist du uns den Weg, über Berge von Gewissheiten und

durch Täler dunkler Ahnungen, schreitest uns kühn voran mit

dem Geschrei nach Sühne und Vergeltung, zur Errettung vor

verschworenen Dämonen und ach! einer Zukunft ohne Kohle

jede deiner Schmähungen ein Schauer auf den heißen Stein in

unserer Brust, die sukzessive Härtung, die uns stählt, und zwar

gewaltig(!) gegen alle Ungläubigen mit Akzent, die ewig-freche

große Fresse, die Scheiß-Statistiken vom Amt und weiche Eier

so brüllst du also nun dem Volke: Kämpft, kämpft, kämpft!

auf dass wir uns erlösen – vom Verstand und dich von deinen

Richtern; bleibst dir treu, als kapitaler Hecht und Ententrainer

du Lügenprotz, du dumme-Dunsel-Fischer, du gesalbter Alp!

gewiss

brauchte damals niemand zu erklären,

wie man z.B. einen listigen Fuchs erkennt

(allzeit im Zentrum der Enten), denn der verstand

ja ohnehin nicht viel von Fock, Besan und

den Winden, die das Herzsegel blähten.

Benehmen oder benommen, das war hier

keine Frage, wir waren schlauer und lasen

uns längst selbst aus den Händen, hatten alles

Wichtige stets in der Tasche, außer dem Kapital

für ein Ticket ans Ziel unserer Träume.

Überhaupt lag der Sinn des Seins in unseren

Triumphen. Wir zerfetzten uns in Witzen über

die Dummheit der Normalos, zogen im Spiel

erfolgreich von Level zu Level und kannten alle

Tricks, die unaufhaltsam zum Jackpot führten.

Mich hielt in einer Sommernacht schließlich

das Glück fest an der Hand. Mir wurde sofort

klar, die Südsee musste kurz warten, das Leben

würde mich demnächst erst noch voll entfalten und

behinderte Kinder kriegen nur andere.

Weg unter

Breite Straßen, enge Straßen, glatt und sauber

oder steinig, krumm und staubig, ohne Zauber.

Träum dir eine, unbekannt und unbetreten;

jene, die zum Punkt führt, den du unverdrossen

mit den Augen fest verschlossen wie beim Beten

stets vor Augen hast.

Blauer Anzug, grauer Anzug, dem entsprechen

gentle-männlich feine Hemden; weiße(!) stechen

immer gut im Ring. Gerangel ohne Bammel,

bunkern, flunkern, Nerven brechen. Wie gegossen

ist dein Lächeln vor dem Feind, denn bei Gestammel

springt der Punkt ins Nichts.

Erste Reihe, zweite Reihe, schon die dritte

drängt und treibt dich ohne Mitleid hin zur Mitte.

Sei nur nie als erster Erster, denn der Neider

hat den mehr als tausend Male abgeschossen

und der Dritte staunte schlecht beim Fest. Tja leider

war sein Punkt längst fort.

Laufe schnell und laufe schneller, konzentriere

dich gefälligst aufs Gebelle und verliere

nicht die Ungeduld. Nimm Schwefel, Säure, Laugen,

wenn sie taugen. Bald ist deine Zeit verflossen.

Laufe vorwärts, tritt nach hinten, schließ die Augen,

träum den Traum vom Gipfel – Punkt.

vor der Steilwand

ist in der Dämmerung nichts

undurchdringlicher als der Nebel

der Schwermut

unaufhaltsam über Abgründen kreisen

hoch genug für einen nächsten Flügelschlag

zu tief um dem charybdischen Geheul

endlich zu entkommen

dabei weißt du um den freien Sturz

in lauer Nacht durchs funkelnde Portal der Gestirne

um den Taumel beim Ritt auf

den Schultern dampfender Titanen

und um die blühenden Inseln irgendwo im Meer

der Erinnerung

diesen Hang zu bezwingen –

eigentlich bräuchte es nicht viel:

jenen flimmernden Punkt

für die Peilung im Herz-Bereich

oder eben nur ein wenig Aufwind

deinen Ruf zum Beispiel

Ode auf einen doitschen Hund

Deutsche Schäferhunde sind die Hunde

mit der doitschen Reinheits-Ur-Urkunde.

Schon beim Siegfried in den Nibelungen

wurden diese Hunde stets besungen.

Kurz: sie sind bis heute für die Schafe

Hüter und der Zahn gerechter Strafe.

Schäferhunde hetzen nur die Herde

zur Bewahrung ihrer Heimaterde.

Schließlich führen auf der doitschen Wiese

Gnu und Antilope in die Krise.

Wenn dort auch noch fremde Ziegen lungern,

müssen ihre Schafe kläglich hungern.

Nun wird klar, was diese Hunde wollen:

Wer kein echtes Schaf ist, soll sich trollen.

Neuerdings kläfft jeder „unser Schäfer

ist ein unverschämter Siebenschläfer!“

Denn sie wissen, schöne Paragrafen

helfen nicht bei kunterbunten Schafen.

Weshalb solche Hunde wölfisch jaulen,

um die Brut der Schäfer zu vergraulen,

legten Schaf und Schäfer gern an Ketten,

ganz egal, was sie zu retten hätten.

Vexierbild

Frontalansicht – der tägliche Blick auf dich selbst:

ein routinierter Kämpfer, dressierte Miene, ginge durchaus

als Büste durch, warum nicht? auch du beherrschst die Kunst

der Befehle, im modernen Sprachgebrauch: Motivieren ...

einblendend – die gelegentliche Reflexion:

du gehörst zur alten Garde des Kaisers; der sendet dir

hin und wieder ein neues Pferd, dem du beflissen folgst

wärst du nur Feldherr, du würdest tapfer

Grenzflüsse überqueren, Städte errichten

lassen und dich auf den roten Drachen stürzen, denn

der gallische Markt allein ist viel zu klein für dich

abschweifend – die befindliche Durchsicht:

stattdessen würfelst du im Hinterland; sieht nur so aus wie

ein langweiliges Spiel, du trägst Verantwortung und

schnelle Antworten mit dir herum; du bist sogar dabei, wenn sie

einmal pro Woche in Delphi am Tisch sitzen

die Vogelperspektive – Stillleben:

die verlassene Front, Schauplatz irgendeiner Vorgeschichte,

jede Falte ein Strich in einer drögen Landschaft ohne

nennenswerte Erhebungen, ein halb-verdorrtes Stoppelfeld und

an seinen Flanken ein paar Büschel graues Heiligenkraut

aber

die Sonne spiegelt sich

noch immer in den zwei blauen Seen

aber

unter der Kruste!

wenn mir der Flügel bricht

steht alles still: Kein Knospensprung im Strauch

des wilden Daktylus. Kein Anapäst,

der heimlich auf der Borke blüht. Kein Hauch

von Versen. Nicht mal Knarren im Geäst.

Tief in der Höhlung, pelzig, regungslos,

ein Falter, der an einer Chiffre hängt.

Metaphern-Kruste auf dem Grund – ein Moos,

das keine Trope Fantasie mehr fängt.

In diese Öde fällt, halb schlummernd noch,

gleich einer Spore aus der Kreidezeit,

ein Schimmern, Flash, synaptisch klein, jedoch

auch Quell und Nährstoff für die Ewigkeit.

Da bricht die Starre, die auf allem liegt.

Ein ganzer Wald erwacht. Mein Falter fliegt.

Regina Jarisch

im kreis

wir plaudern

schlendern von wort zu satz

über stadt land fluss

aneinander vorbei

ziehen die aussichten

verlieren die blätter das grün

das weiß verplaudert

die zeit

unser gefängnis

erdachter raum zieht sich

zusammen

wir brechen ein

in ein nichts von belang

zerreden das gemeinsame

hinter vorgehaltener hand

verschiedene ansichten

über uns

kreisen die sterne

mondleuchten

zaubert zeitloses

staunen über das unfassbare

innehalten

wir schlendern und plaudern

über stadt land fluss

aneinander vorbei

und brechen ein

in ein nichts von belang

zerreden das gemeinsame

hinter vorgehaltener hand

verschiedene ansichten

warten auf einen ausbruch

unter dem mondleuchten

zeitloser zauber wir

staunen über den

sternenstaub nach dem

urknall

sprachlos

dramen überschlagen sich

königsmörder königsmacher

irre im wind

bündelt sich wahn

in gier schlägt das beil

spaltet den tag und

die nacht wirft haken

angelt köpfe

die sprache ertrinkt im

gestrigen moor

wird sich am morgen das

verlorene finden?

soll und haben

im fortschrittsschwindel verlockt

uns täglich ein neues

verkauft vor jahresende die welt

bilder und zahlen getürkt

reine absichten maskiert

radikal privatisiert

gold und gewinn

der bilanz droht ein loch

die furcht vor verlust

umgeleitet in einzelzimmer

sucht die liebe

nach dem unbezahlbaren du

verspielt

über sofakissen gefallen

aus erwartungen

den strick gedreht

knie knicken

das kissen fängt

schmerzen bleiben aus

im spiegelblind

ticken tage

wünscheverstrickt

die weisheit verspielt

in kissen schlachten

nebeln federn

alles nur theater

neue helden verstricken

die geschlachtete utopie

ohne gewähr

am abend im sessel die einsicht

der kaffee ist heute besser als –

ausgetauscht sind die tassen

zerrissen alte tischtücher

früher handgeknetet das brot

maschinen nehmen uns heute

allerhand aus den fingern

läuft die uhr schnell und schneller

schlagzeilen und botschaften

überfluten die tage mit angeboten

früher war oder später wird alles

es lässt sich viel sagen über

behagen und unbehagen

satt am abend

einsicht

das erinnern debattiert

mögliches und unmögliches

lügt und trügt sich

der gegenwartsfaden

reißt und keine beweise

keine deutungshohheit

gehört dem augenblick

der zweifel legt seine haut

über das gewesene und

das morgen kennt keine

berechnung

ausgefallen oder

erstklassig doppeldeutig

riskant hitzig gelaunt

drittklassig weitsichtig

als engel unterwegs

mit ticket zweiter klasse

im tunnel teuflische gedanken

hoffe ich auf

verschiedene ausgänge

klassenlos

aufgeputscht

steige ich aus dem zug

eindeutig ziemlich spät

und gepäcküberladen

stoße ich mich arg an der

bank in der ersten klasse

und verliere die fassung

bis zur sintflut

kain und abel im blut

verliert sich das herz

in kaiserhohen schatten

halten sich hände an eichen

fest gebunden am alten stamm

zäune gezogen ums revier

aufgerissen darin große münder

speien scheingewissheiten

schlagen zungen tiefe schneisen

spinnen spitze wörter tumbe netze

in der digitalen flut fallen

alle grenzen ins offene meer

dort tobt das spiel

zankt um den erdball rankt

wilder efeu umwürgt die eiche

und dann herzt uns die angst

nicht zu entkommen

dem teufel

Carsten Rathgeber

Herbstlicht

Gitter leuchten im Glanz des Mondes

Im silbrigen Gras flüstert Fremdes

Durch Gassen huschen Lichter

Gleiten fahle Gesichter

Das Andre schimmert im Spiegel

Hinter Stäben harren Siegel

Der Rahmen verläuft, vibriert

Gelbliches zittert

Mögliches umtanzt Wirkliches

Welt umgreift Unheimliches

Menschen kämpfen mit Monstern

Engel mit teuflischen Gespenstern

Löcher

In den Übergängen

Ewige Lücken

Zwischen Innen und Außen

Wort und Existenz

Öffnen sich Masken

Blicke ins Verborgene

Es pulsiert

Immerzu Schlagzeilen

Mikroplastik, Hormone

Vermüllte Meere

Vergesslichkeit

Kriege und Folter

Täglich neu

Vergebliches

Wir nehmen Tabletten

Das All schweigt

Unsre Rufe verhallen

Gebete und Gifte

Ohne Gründe

Schlüssel wie unser Blut

Öffnen die Welt, erkunden, deuten

Gnädig zwischen Auf- und Verklärung

Fern verklingt ein Halleluja

Läutet rostiges Metall

Regenbogen - scheinbar

Straßenbahnen kreischen in Kurven

Fern erklingen schrille Sirenen

Vom Himmel fallen schwere Tropfen

Waschen rein die Seelen

Wanderer weilen auf Brücken

Sehen ihr Antlitz in Flüssen

Goldenes leuchtet am Grunde

Wie Seide schimmert das Wahre

Wir nehmen bunte Pillen

Ringen mit Neigungen

Fern verklingen helle Glocken

Chemisches erlöst uns in Nächten

Vage Sicht

Räume aufgeräumt

Weltsicht sortiert

Gefühle mit Cellophan umhüllt

Türen verschlossen

Schlüssel verlegt

Blicke durch Vorhänge

Seelentanz

Tief im Gefüge

Muster in Träumen

Schwarz-weiße Kreise

Nahes, Nährendes

Bilder binden

Die Häute zittern

Sehnsucht nach Wärme

Wimpern verhüllen Gefühle

Vor dem Ich, dem Wir

Doch das Du leuchtet

Tränen und Gesten

Gestalten weinen

Allein, so einsam

Nervöses Zittern

Durchschimmerndes

Im Jahr der Besinnung

Zerbröselt der Rahmen

Die Wörter, die Namen

Gar jede Erinnerung

Ob Götter oder Wissen

Die ehrenhaften Spiele

Zähmung von Tat und Wille

Gebunden ans Gewissen

Chimären seltsam glimmern

Sand rinnt entlang der Finger

Dasein allein im Zimmer

Im Schwarzen Muster schimmern

Versperrt

Nein - dein letztes Wort

Teilt, begrenzt

Entblößt das Leben

Beendet das Spiel

Steine zerbröseln

Die Hoffnung

Schilf in den Dünen

Denke zwischen Wort und Bild

Umkreise das Unsagbare

Hör leis die Stille

Das Laute im Nichts

Spüre das Klopfen

Nur ein Herz

Gleich dem Wellenschlag

Sei mutig, empfindsam

Taste dich entlang der Fäden

Aufgespannt vom Meer zu Wolken

Steige behutsam

Fühle die Rinde der Ewigkeit

Mantel aus feinstem Stoff

Ach, täglich dieses Leben

Wie Sand in den Dünen

Im Hier und Jetzt

Ein Gewebe der Zeit

Diese roten Blätter

So dicht, so schwer

Für die Erinnerungen

Gegen das Vergängliche

Verführung für das Violette

Für Gründe, an die wir glauben

Wütende Welt

Geworfen

Dasein mit trüber Sicht

Bedürftig nach Wärme

Sehnsüchtig nach Halt

Suchende

Nachts ein Summen

Lieder zum Licht

Im Café seufzen Geigen

Zum schwarzen Kleid

Vergängliches lebt

Die Welt voller Plastik

Hormone überall

Entzündete Organe

Verlernende Gehirne

Sterben

Brücken stürzen

Starrende Raketen

Lager und Folter

Atomares überall

Schreie, verstummt

Städte zeitlos

Seelen einsam

Leise jedes Gift

Leere gegen Schmerzen

Immerzu Licht

Aale gleiten zum Sargassosee

Treffen auf Müll

Laichende Leiber

Werden zu Leichen

Fraglos

Erzähle von Äpfeln

Inmitten der Wüsten

Vögel würden fliegen

Fische träumen

Schwarzer Regen fällt

Treibender Himmel

Moos nährt selbstlos Leben

Inmitten der Lichter

Tummeln sich Schatten

Mit dem Flusswasser

Schwingt einvernehmliche Stille

Gegen das Getöse der Rechner

Schwarze Muster leuchten

Erblindet vom Schein

Öffnen sich Grenzen

Erde und All treiben die Menschen

Gemäß der Himmelszeit

Zu Fluten und Brücken

Grünliches Metall rostet

Treibgut landet an Stränden

Seele atmet und betet

Zeichenwelt

Klar wird diese Welt

Nur scheinbar mit den Zeichen

Die das Leben zerteilen

In Sphären von Licht und Lust