Briefe für Alison - Sonja Bullen - E-Book

Briefe für Alison E-Book

Sonja Bullen

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Beschreibung

Sophie und Alison sind beste Freundinnen. Sie freuen sich auf die Ferien, tauschen sich über alles aus, was sie bewegt, planen gemeinsam Alisons 13. Geburtstag. Täglich schreiben sie sich Briefe in ein gemeinsames Briefbuch. Doch eines Tages bricht ihre Welt auseinander. Was bleibt, ist ihr Buch - ein Ort für Gedanken, Wünsche und Träume.

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Für Papa

Eines Tages sehen wir uns wieder

Liebe Alison,

22.06.

ich war den ganzen Tag sauer auf Dich.

Nachdem Du eben angerufen hast, geht das nicht mehr. Ich finde es gut, dass Du Dich entschuldigt hast. Sorry, dass ich eben so still war am Telefon. Hätte mich auch entschuldigen sollen, deshalb mache ich es hier in unserem Briefbuch.

Entschuldigung!

Das war wirklich ein Missverständnis mit Sabrina. Ich habe gar nicht wirklich gesagt, dass Du ihr Heft noch hast, denn es lag ja bei mir. Sie hat es nur so verstanden. Und dass sie Dich gleich angemotzt hat, fand ich sowieso übertrieben. Als Du dann gesagt hast, dass ich endlich das Heft rausrücken soll, habe ich mich komisch gefühlt, als würdest Du mich angreifen. Deshalb hab ich heftig reagiert. Sabrina scheint unser Streit gefreut zu haben. Doofe Kuh. Jedenfalls ging es mir den ganzen Tag mies. Ich musste an unseren ersten Streit denken, damals, als Du gerade erst einige Monate hier in Deutschland warst. Da ging es mir tagelang schlecht und ich konnte nichts essen. Zum Glück kriegen wir das jetzt schneller hin.

Ich ärgere mich immer noch, dass ich eben kaum etwas gesagt habe. Ich will aber nicht noch einmal anrufen.

Ich versuch jetzt zu schlafen. Mal sehen, ob es klappt.

Ich hoffe, Du schläfst schon und träumst was Schönes.

Deine Sophie

Liebe Sophie,

23.06.

als Du mir heute Morgen das Briefbuch gegeben hast, war ich ganz gespannt, was Du reingeschrieben hast. Deinem Blick nach wusste ich erst nicht, was Sache ist. Mann, bin ich erleichtert, dass wir uns wieder vertragen haben. Da hat es mich auch nicht gestört, dass Frau Meier mich beim Lesen im Unterricht erwischt hat. Das war es mir wert.

Als Dich dann noch in der Pause dieser bescheuerte Michel angequatscht hat, wäre es eh zu spät gewesen. Selbst, wenn wir uns noch nicht wieder vertragen hätten, hätte ich dem was erzählt. NIEMAND darf so mit Dir umgehen. Wenn es in der Zukunft jemand mal wieder versuchen sollte, bekommt er es mit mir zu tun.

Natürlich hast Du es auch selbst gut hinbekommen. Es war herrlich, wie er dachte, vor seinen Freunden cool dastehen zu können, als er Dir sagte, Du hättest eine Piepsstimme. Und wie Du Dich vor ihm aufgebaut hast (es fiel plötzlich gar nicht mehr auf, dass er einen Kopf größer ist als Du) und ihm gesagt hast, er mit seiner Schleimlocke solle mal seine große Klappe halten, einfach klasse. Seine Jungs haben im Hintergrund gekichert. So schnell ärgert der Dich nicht wieder.

Besonders hat es mich gefreut, dass Paul so ausgesehen hat, als fände er es gerecht, dass Michel mal was abkriegt. Ich finde Paul noch immer, na ja, irgendwie süß. Ich würde ihm das natürlich nie sagen, oder so, aber vielleicht merkt er es ja irgendwann von selbst. Ein Glück, dass Du das niemandem erzählst. Und mich verstehst, obwohl Du alle Jungs blöd findest. Die anderen, also alle außer Paul, kann ich auch nicht leiden. Irgendwie nerven die einfach immer nur mit ihrem coolen Getue.

Jetzt muss ich die Mathe-Hausaufgaben machen, aber ich drück mich noch ein bisschen. Ich kapier das Thema zwar, aber Mom mag es nicht, wenn ich erst abends anfange. Wozu braucht man diese geometrischen Figuren? Für mich als Journalistin ist Mathe später eh nicht wichtig. Und für Dein Eiscafé eines Tages? Da reicht es doch, dass Du weißt, dass eine Eiskugel rund ist, oder? Was soll es. Wenn ich die Zeichnungen morgen nicht habe, macht Herr Reschke wieder dieses Gesicht. Ich hasse das.

Mist. Es hat geklopft. Warte mal eben.

Da bin ich wieder. Das war Mom. Nun muss ich wohl loslegen mit den ätzenden Kegeln und Quadern. Bin gespannt, wie Du das hinbekommen hast. Ich bin froh, wenn erst morgen ist und wir uns wiedersehen.

Deine Alison

Liebe Alison,

24.06.

ich kann nicht einschlafen. Vielleicht schläfst Du ja wenigstens schon! Ich versuche es mit Papas Tipp, nämlich klassische Musik hören. Bach. „Air on a G String“. Findest Du das komisch? Bitte erzähl es keinem weiter. Aber das machst Du sowieso nicht. Meine Cousine Leonie hat mir übrigens mal von ihrem G-String erzählt und mir den Fetzen Stoff sogar gezeigt. Entsetzlich ungemütliche Unterhose. Das kann Bach aber nicht gemeint haben, so wie das Lied klingt. Es ist nämlich sehr schön.

Hmm, ich schreib’ nur wirres Zeug.

Vielleicht liegt es daran, dass ich mich heute komisch fühle. Eigentlich möchte ich einfach nur schlafen. Ich habe schon versucht, mit einem kleinen Handspiegel all meine Sommersprossen zu zählen. So wie andere Leute Schafe zählen, um einschlafen zu können, hab ich es mit meinen Sommersprossen versucht. Das Ganze hat mich aber eher wachgehalten. Denn ich habe im Internet gelesen, dass die eigentlich besonders bei Menschen mit blonden Haaren auftreten. Ich habe aber nun mal hellbraune Haare und dann auch noch Locken, die in alle Richtungen abstehen. Klein bin ich noch dazu. Aber das kann ja noch werden. Hast Du auch manchmal das Gefühl, dass Du nicht schön bist? Ich finde Dich übrigens sehr hübsch. Und ich bin mir sicher, dass Paul das auch findet. Man muss einem ja nicht sagen, wie man ihn findet. Er guckt Dich ganz schön oft an auf dem Schulhof.

So, jetzt habe ich noch ein Tuch über mein Fenster gehängt. Die Vorhänge reichen nicht – es ist einfach zu lange hell! Obwohl, neulich bei dem Grillfest im Garten war das schon praktisch.

Ach Alison, ich wünschte, Du wärst hier und wir könnten noch quatschen.

Auf Papas Klassik-CD spielt gerade ein Lied von einem gewissen Debussy. Ich schließe jetzt die Augen und versuche, sie erst morgen Früh wieder aufzumachen, deshalb muss ich aufhören zu schreiben. Wir sehen uns dann in der Schule.

Gute Nacht!

Deine Sophie

Liebe Sophie,

25.06.

heute bin ich es, die nicht einschlafen kann. Diese ganzen Klassenarbeiten können einen echt verrückt machen! Ich bin froh, wenn endlich Ferien sind. Und vorher kommt ja auch noch unser Klassenausflug.

Bald haben wir wieder mehr Zeit, uns zu sehen und zu quatschen. Einerseits freue ich mich auf den Spanien-Urlaub mit meinen Eltern, andererseits wäre es viel, viel genialer, wenn Du auch mitkommen könntest! Schade, dass Ihr in die Berge fahrt. Wird das ganze Wandern Deiner kleinen Schwester eigentlich nicht zu anstrengend? Zum Glück fahren wir wenigstens gleichzeitig und nur eine Woche am Ende der Ferien – da bleiben uns noch ganze fünf Wochen vorher, um etwas zusammen zu unternehmen. Lass uns morgen eine Liste machen, was wir dann alles machen wollen, okay? Ein Highlight nach dem Nächsten. Klassenausflug (könnte ein Highlight werden, wenn Dein Plan aufgeht, dass ich im Bus neben Paul sitze), dann mein Geburtstag und danach der ganze Sommer, der vor uns liegt. Das ist einfach die schönste Zeit des Jahres. In meinem Bauch kribbelt es wie Brause, wenn ich daran denke.

Ich finde es übrigens toll, dass Du manchmal klassische Musik hörst. Das habe ich heute ganz vergessen, Dir zu sagen. Das mit dem G-String ist allerdings echt komisch. Ich habe im Internet gesehen, dass es schon Ewigkeiten her ist, als dieser Bach gelebt hat. Und schließlich war er ein Mann. Aber man weiß ja nie.

Mann, warum tut mir heute alles so weh. Vielleicht hätte ich mich beim Sport bei Herrn Kniese nicht so reinhängen sollen.

Ich versuch jetzt Deinen Trick. Danke, dass Du mir die Klassik-CD gebrannt hast! Mal sehen, wie ich die finde.

Kann mir aber vorstellen, dass sie mir gefällt, weil Du sie ja auch magst.

Bis morgen!

Deine Alison

p.s. Ich finde Deine Sommersprossen schön. Und überhaupt. Mach Dir keine Sorgen. Du bist genau richtig.

Liebe Alison,

27.06.

es ist drei Uhr nachts. Ich bin gerade eben aufgewacht, weil der Regen so stark gegen mein Dachfenster prasselt, als wolle er mich wecken. Na toll, das hat er geschafft. Wie soll ich denn so fit genug sein für die Bio-Arbeit? Jetzt bin ich hellwach, aber ich weiß, wenn in einigen Stunden der Wecker klingelt, wird das nicht der Fall sein. Alles andere als das.

Beim Einschlafen habe ich mich geärgert, vielleicht hat es der Regen deshalb so einfach geschafft, mich zu wecken. Ich habe mich mit Ma gestritten und war danach so mies drauf, dass ich noch nicht mal mehr in unser Briefbuch schreiben konnte. Eigentlich wollte ich deshalb extra ein bisschen früher aufstehen vor der Schule. Von daher ist es gut, dass ich jetzt wach bin. Ma kann so nervig sein. Ich war eigentlich mit Geschirrspüler ausräumen dran, aber wie kann sie das von mir verlangen, wo ich doch unbedingt noch lernen musste? Sie sagte mir mehrmals, dass es schließlich nicht lange dauere und sie mir dafür später beim Lernen eine erfrischende Saftschorle in mein Zimmer bringt. Ich hasse es, wenn sie versucht, mich zu erpressen und dann noch auf die liebe Art. Ich bin schnell hoch und hab mein Lernheft aus meinem Zimmer geholt. Das hab ich ihr dann vor die Füße geschmissen, danach habe ich oben die Zimmertür zugeknallt. Echt, die kann mich wahnsinnig machen! Außerdem hab ich durch mein Sauersein Zeit verloren und mein Heft liegt immer noch in der Küche. Ich fühle mich nicht vorbereitet für die Arbeit. Besonders beim Thema „Auge“ werde ich wohl morgen meine Schwierigkeiten haben, wenn ich jetzt nicht bald wieder einschlafe. Dann kann ich meine nämlich nur noch mit Mühe öffnen.

Danke fürs Zuhören. Bis morgen, ach nee, bis nachher,

Deine Sophie

p.s. Hast Du auch manchmal üble Gedanken im Dunkeln, die Dir dann im Hellen total komisch vorkommen? Ich bin eben schon wieder plötzlich aufgewacht und hatte Angst. Dass meiner Ma was passieren könnte und wir uns nicht vertragen haben.

Ich lasse meine kleine Lampe an und werde (hoffentlich) endlich einschlafen. Mittlerweile ist es 4 Uhr 16. Ich hoffe, Du träumst gerade was Schönes.

Liebe Sophie,

27.06.

Du Arme. Heute Morgen sahst Du echt fertig aus. Kein Wunder nach so einer eigenartigen Nacht! Aber Bio war gar nicht so schlimm wie gedacht, ein Glück.

Jetzt schreib ich erst was zu Deinem p.s.

Ich habe öfter mal solche Gedanken im Dunkeln. Das ist dann so, als hätten die nur gelauert, bis man das Licht ausmacht und dann fallen sie Dich an. Ich habe manchmal Angst, dass meinem Vater etwas passieren könnte, weil er so viel arbeitet und oft gestresst ist. Ich weiß, er würde gerne mehr Zeit mit uns verbringen, aber zurzeit geht es wohl einfach nicht. Ich bete manchmal, dass er nicht zu schnell mit dem Auto fährt, wenn er morgens mal wieder zu spät dran ist. Na ja, so ein Zeugs. Und genau wie Du wundere ich mich dann, wenn mir wieder einfällt, über was für einen Quatsch ich nachdenke, so ohne Grund.

Ich habe übrigens zwei Listen angefangen. Eine voll mit Dingen, die ich unbedingt mit Dir in den Ferien machen will. Und die andere ist eine Liste für meine Geburtstagsparty. Da muss noch so viel organisiert werden. Du kannst ja morgen dazu schreiben, was Dir noch einfällt!

Ferien:

Eis essen bei Da Mario. Du siehst immer so glücklich aus, wenn Dir das Spaghetti-Eis gebracht wird.

Minigolf spielen, wenn es regnet (vielleicht haben wir dann den Platz für uns allein).

Im Schwimmbad die schnelle Wasserrutsche drei Mal hintereinander runterrutschen.

Bei Dir übernachten.

Ins Kino gehen, vielleicht sogar Spätvorstellung? Hach ja, das kriegen wir wohl nicht durch bei unseren Eltern.

Mein Geburtstag:

Gartenparty mit allem Drum und Dran … Ich hab da noch so eine Idee, das will ich Dir aber erzählen, wenn Du vor mir stehst.

Lichterketten basteln

Zeltpavillons aufbauen

Unmengen von Kuchen backen, mindestens ein Schokoladenkuchen muss dabei sein

Verkleidung überlegen, evtl. nähen (Als was wirst Du eigentlich gehen?)

Nur noch drei Wochen Schule! Jetzt hab ich wirklich gute Laune. Würde gerade am liebsten zu Dir fahren, aber das muss bis morgen warten.