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Handverlesene Autoren-Tipps und Empfehlungen für eine individuelle Reiseplanung, über 400 inspirierende Fotos sorgen nicht nur für eine stressfreie Planung, sondern auch für einen entspannten Urlaub in Ligurien und Cinque Terre. Wie ein Regenbogen erstreckt sich Ligurien zwischen Mittelmeer und Alpen, im Scheitelpunkt das stolze Genua mit den edlen Renaissancepalästen. Der Rest ist gespickt mit den bunten Dörfern der Cinque Terre, mit waldreichen Naturparks wie dem Aveto und geheimnisvollen Grotten. So entdecken Sie neben den Highlights auch jede Menge Geheimtipps, die Ihren Urlaub unvergesslich machen. Und es bleibt dabei immer Zeit für authentische Restaurants oder Hotels und die besten Shopping-Hotspots.
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Seitenzahl: 378
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HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN
»Von Lérici bis nach Turbia hinist selbst der schroffeste Absturz eine Steige,Bequem und frei zugänglich gegen ihn.«
Dante Alighieri, Göttliche Komödie,Purgatorium III., 49-51
Baia del Silenzio in Sestri Levante
Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen
Willkommen in Ligurien & Cinque Terre
GENUA
1Das Hafengebiet
2Porto Antico
3Zwischen Via Balbi und Hafen
4Via Garibaldi
5Die Caruggi mit dem Palazzo San Giorgio
6San Lorenzo und Palazzo Ducale
7Zwischen Via XX Settembre und Piazza Fontane Marose
8Nördlich von Genua
VON GENUA NACH OSTEN
9Von Genua bis Nervi
10Recco, Camógli und Monte di Portofino
11Santa Magherita Ligure
12Portofino
13Von Rapallo nach Lavagna
14Lórsica und Barbagelata
15Sestri Levante
16Varese Ligure
17Monéglia und Deiva Marina
18Lévanto
CINQUE TERRE / GOLFO DEI POETI
19Monterosso al Mare
20Vernazza
21Corniglia
22Manarola
23Riomaggiore
24Portovénere
25La Spezia
26Lérici
27Sarzana und das Magra-Tal
VON GENUA NACH WESTEN
28Von Genua bis Celle Ligure
29Albisola und Albissola Marina
30Savona
31Noli
32Varigotti und die Mànie
33Finalpia, Finale Marina, Finalborgo
34Toirano
35Von Toirano ins Hinterland
36Albenga
37Von Albenga ins Weinland des Pigato
38Alássio und Laiguélia
RIVIERE DEI FIORI
39Cervo
40Impéria
41Tággia
42Bussana Vecchia
43San Remo
44Bordighera
45Ventimiglia und das Nérvia-Tal
AUSFLÜGE
46Mondovì und Vicoforte
47Den Trébbia flussabwärts
48Pontrémoli und die Lunigiana
49Marmortour in die Toskana
50In den Seealpen der Provence
REISEINFOS
Ligurien & Cinque Terre von A bis Z
Kalender
Kleiner Sprachführer
Register
Impressum
MEHR WISSEN
Die Doria – Genuas Gestalter und mehr
Die Doria und ihr historischer Äquadukt
Clarence Bicknell und seine Sammlungen
MEHR ERLEBEN
Eine Woche in Ligurien
Vom Glück in Ligurien zu leben
Ligurien für Kinder und Familien
Portofino – teuer und traumhaft
Kleines Lebensmittelgeschäft im historischen Zentrum von Genua
An den terrassierten Hängen von Corniglia in den Cinque Terre gedeiht noch immer Wein.
Jugendliche lieben Léricis Strand
Musiker aller Couleur spielen auf Genuas Plätzen.
Anmutiges Portovénere
Genuas Altstadt rund um die Kathedrale
Genua (S. 40)
Liguriens Regionalhauptstadt, die Superba, wie man sie gerne nennt, die Stolze, ist wirklich prächtig! 2004 wurde sie als Europäische Kulturhauptstadt gefeiert. Kein Wunder, denn ihr historisches Zentrum strotzt vor Palästen, Kirchen und heimeligen Gassen. Der historische Hafen prahlt mit vielen neuzeitlichen Zugaben: einem großartigen Aquarium und Renzo Pianos Panoramaaufzug Bigo sowie seiner Glaskugel namens Biosfera. Und direkt hinter der Stadt erheben sich die Seealpen.
Camógli (S. 86)
Am schönsten ist die alte Seefahrer- und Fischerstadt bei Sonnenuntergang, wenn sich die Fassaden der Häuser, die sich den Hang hochstapeln, goldgelb färben. Am aufregendsten ist Camógli beim großen Fischessen für alle, die aus riesengroßen Pfannen bedient werden.
Portofino (S. 94)
Der winzig kleine frühere Fischerort mit seiner engen Bilderbuch-Bucht gehört schon lange dem Jetset und demjenigen, der sich hier einen Aufenthalt leisten kann. Doch als Ausflugsziel – möglichst mit etwas Zeit, um sich auf der Piazza im Angesicht schicker Luxusjachten einen Kaffee zu gönnen - bleibt es für jedermann ein must. Eingebettet ist das zauberhafte Portofino in den gleichnamigen Naturpark, der die gesamte Halbinsel umfasst zwischen Santa Margherita Ligure und Camógli - ein großartiges ganzjähriges Wandergebiet, das professionell und liebevoll gepflegt und eifersüchtig gehütet wird.
Portofino, vom Jetset geprägter Sehnsuchtsort
Cinque Terre (S. 124)
Fünf Orte, die in einem Atemzug mit Liguriens schönster Steilküste genannt werden, wollen erobert werden. Am besten zu Fuß bei einer Tageswanderung oder mit der Bahn, die die zauberhaften Fischernester Riomaggiore, Manarola, Corniglia, Vernazza und Monteroso miteinander durch Tunnel verbindet. Das Auffällige dabei ist, wie sehr die fünf Dörfer noch immer von der Landwirtschaft geprägt sind. In erster Linie wird hier Wein angebaut, perfekt ausgebaut und teuer verkauft – kein Wunder bei der Steillage der Hänge, die ihre Bearbeitung erschweren.
Portovénere (S. 140)
Das Pendant zu den Cinque Terre, dafür aber kompakt mit wunderbar ummauerter Altstadt und einladender Hafenpromenade, ist der Festungsort am Eingang zum Golfo di La Spezia. Das schwarzweiß gestreifte uralte Kirchlein San Pietro an der Spitze bietet den schönsten Sonnenuntergang und ist zudem eine beliebte Hochzeitskirche.
Lérici (S. 152)
Portovénere gegenüber breitet sich Lérici aus. Diesen hübschen Ort auf der Ostseite des Golfo di La Spezia haben mehrere Dichter berühmt gemacht. Darunter die Briten Lord Byron und sein Freund Shelley, der hier wohl mit seinem Segelboot verunglückte. Kein Wunder, dass die Bucht daher werbewirksam Golfo dei Poeti genannt wird.
Noli (S. 180)
Die kleine Seerepublik westlich von Genua, dicht am Meer gebaut und auf der Landseite von einem Kastell beschützt, gilt heute insbesondere auch als Schlemmernest mit viel gerühmten Restaurants, deren Hauptspezialitäten natürlich alles aus dem Meer vor der Haustür bilden, Fische wie Meeresfrüchte, und nicht gerade preiswert. Italienische Urlauber lieben Noli allerdings so sehr, dass man vor allem während der dortigen Schulferien zwischen Mitte Juni und Mitte September einen Bogen darum machen sollte.
Grotten von Toirano (S. 194)
Es handelt sich um zwei miteinander durch einen Tunnel verbundene Grottensysteme, in denen vor 20 000 Jahren Höhlenbären und vor rund 12 000 Jahren mehrere Familien des Homo sapiens lebten. Diese Tropfsteinhöhlen gehören zu den größten Naturattraktionen Liguriens, das darin wahrlich nicht arm ist. Zusammen mit dem Gemeindemuseum Toiranos ist es sicher ein besonderer Ausflug, und man wird im netten Toirano auch kulinarisch positiv überrascht.
Albenga (S. 208)
Seine hohen Türme sind das Markenzeichen des hübschen Städtchens, das auf eine interessante Geschichte zurückblicken kann. Mit einem sehr sehenswerten sakralen Zentrum und einer einladenden Strandpromenade. Ein kulinarisches Nest ist Albenga außerdem, denn es ist umgeben von fruchtbaren Äckern mit oft biologisch angebautem Obst und vor allem Gemüse. Den im Hinterland intensiv betriebenen Weinanbau nicht zu vergessen.
San Remo (S. 238)
Spielcasino, Schlagerfestival, einstige russische Kolonie – so könnten die Schlagworte lauten, die San Remo charakterisieren. Eine russische Zarin fühlte sich hier so wohl, dass sie dem Ort eine schöne Palmenallee schenkte, und die Villa Nobel erinnert an den Gründer des wohl berühmtesten Preises. Während der historische Kern La Pigna zu einem der größten Italiens zählt, gibt sich der Ort zu seinen Füßen mit super gepflegten Hotels der Belle Époque sehr urban, und der lange Sandstrand signalisiert schlicht Badeferien.
San Remos Casinò darf auch besuchen, wer nicht unbedingt spielen will.
Kaum eine andere italienische Region lebt so sehr von Kontrasten wie Ligurien, was ihren besonderen Reiz ausmacht. Da sind die langen, feinsandigen Strände wie die von Alássio im Westen, gefolgt von denen San Remos, das mit seinen Hotels der Belle Époque prahlt. Im Osten dagegen locken die kleinen Nester an der Steilküste mit ihren atemberaubend schönen Ausblicken. Über allem spannt sich der rund 400 Kilometer lange Bergkamm der Seealpen mit gut ausgebauten Wanderwegen und winzigen Dörfern. Das Highlight in der Mitte: die Seefahrerstadt Genua.
In einem großen Bogen spannt sich die Region von Ost nach West an der Mittelmeerküste entlang auf einer Länge von 320 Kilometern, im Norden sind es die Höhen der rund 400 Kilometer langen Seealpen, die Ligurien in etwa 50 Kilometer Entfernung vor kühlen Winden schützen. Die ligurische Mittelmeerküste ist besser bekannt unter dem Namen italienische Riviera. Riviera di Levante im Osten, Riviera di Ponente im Westen, und diese wiederum touristisch werbewirksam in kleinere Küstenabschnitte unterteilt, die bei manchen Italien-Urlaubern glänzende Augen verursachen: Golfo dei Poeti und Cinque Terre sowie Costa Tigullio im Osten, Riviera delle Palme und Riviera dei Fiori im Westen. Ob in den Bergen oder an den Steilküsten – befestigte Dörfer prägen das Bild der Landschaften, immergrüne Macchia, oft an steilen Hängen Weinberge, die ihre Farben je nach Jahreszeit wechseln: grün, bräunlich, rostrot. Olivenhaine und Weinberge auf mühsam terrassiertem Grund, aber auch Obst- und Gemüsegärten.
Vernazza in den Cinque Terre könnte als das schönste der »Fünf Dörfer« gelten.
Nicht immer geht es in Manarola, dem wohl ältesten Ort der Cinque Terre, so ruhig zu.
Viele der ligurischen Strandorte werden seit Jahren mit der Blauen Europaflagge für ihre Bemühungen belohnt, saubere und gut ausgestattete Strände anzubieten. Die Sommer sind nie allzu schwül, dafür sorgen Meeresbrisen und die frische Luft zuführenden Seealpen. Die Winter schließlich machten die ligurische Riviera schon früh berühmt – mit mildem Klima und dazu blühenden Gärten sowie hohen Palmen. Das zog vor allem englische und russische Reisende an, die dort touristische Pioniere waren.
Eine hohe Anerkennung für die Region: Genua war 2004 Europäische Kulturhauptstadt, was viele Verschönerungsaktionen brachte, die die große Hafenstadt aufgewertet haben. Und die Cinque Terre wurde zusammen mit Portovénere als Kulturerbe der Menschheit unter UNESCO-Schutz gestellt.
Schon im Römischen Reich wurde die Region als Liguria bezeichnet, die im Mittelalter in mehrere Stadtstaaten aufgeteilt war. Der bekannteste war die Republik Genua, die bereits gegen Ende des 14. Jahrhunderts die einzelnen Gebiete der heutigen Region unter einen Hut bringen konnte. Sie blieb jedoch nicht immer italienisch. 1797–1815 gehörte Liguria zu Frankreich, danach zu Sardinien-Piemont, das schließlich 1861 Teil des neu gegründeten Königreiches Italien wurde.
Grandiose Plätze schmücken Genua wie die Piazza De' Ferrari mit ihrem riesigen Springbrunnen.
Die Regionalhauptstadt hockt ziemlich genau in der Mitte Liguriens und ist mit Bestimmtheit die interessanteste Stadt der Region. Sie besitzt die vielleicht größte historische Altstadt des Landes - mit kleinen engen Gassen und großartigen Palästen, Kirchen voller Schätze und Museen zum Abheben. Speziell die Via Garibaldi, wo während der Renaissance wahre Kathedralen des Geldes entstanden, steht ein architektonisches Prunkstück neben dem anderen. Heute befinden sich unter anderem Museen darin mit den wohl bedeutendsten Bildersammlungen der Stadt. Genua erschließen Richtung Seealpen Aufzüge (!), ist man oben angekommen, rücken auch die Festungen näher, die Genua einst von Land her schützen sollten.
Passend zu einer so wichtigen Stadt, einst immerhin eine der vier Seerepubliken Italiens, gibt es hier ein riesiges, wunderbares Aquarium und ein Museum, das sich speziell mit der Seefahrt beschäftigt. Die Altstadt mit ihren caruggi, den engen Gassen, wirkt teilweise wie ein Stück Orient, die Kirchen, meist zwischen Romanik und Barock erbaut, bergen kostbare sakrale Schätze, allen voran die Kathedrale San Lorenzo mit dem gläsernen Kelch, der Christi Blut aufgefangen haben soll.
Eine tolle Einkaufsstadt ist Genua auch noch, nicht nur entlang der städtebaulich raffiniert in die Tiefe gebauten Via XX Settembre. Und Genua gilt als die Stadt des Amerika-Entdeckers Kolumbus, auch wenn er vielleicht nur in der Nähe geboren wurde – ein vermeintliches Geburtshaus gibt es jedenfalls. Marco Polo wird ebenfalls mit Genua in Verbindung gebracht, doch das ist eine eher weniger ruhmreiche Geschichte: Im Gefängnis des Palazzo San Giorgio diktierte der Venezianer seine abenteuerlichen Geschichten – Il Millione.
Während die winzig kleinen Fischerdörfer an den Steilküsten des Ostens Liguriens keinen städtebaulichen Planer brauchten, um so zauberhaft kompakt zu wirken, folgen die meisten Fischerdörfer im Westen einem bestimmten Baumuster. Jedenfalls ist in ihrem historischen Kern eine stets ähnliche Hauptgasse erhalten geblieben, schmal und von Hausbogen überspannt, die beide Gassenseiten miteinander verbinden: Budello heißt so eine Gasse, auch wenn einige inzwischen andere Namen tragen wie etwa in Alássio die Via XX Settembre. Bei den Einheimischen ist und bleibt sie ihr budello, italienisch für Schlauch oder Darm …
Andere Fischerdörfer, denn an Liguriens Küste gab es entweder Seefahrer- oder Fischerorte, wirken sehr orientalisch. Ein Paradebeispiel dafür ist mit Sicherheit das wunderhübsche Varigotti südlich von Savona, mit kleinen, pastellfarben gestrichenen Häusern am Strand, die sich besonders hübsch am Morgen zeigen, wenn die ersten Sonnenstrahlen sie aufleuchten lassen. Ihre höchste Wirkung entfaltet eine andere Seefahrerstadt dagegen im Abendlicht: Camóglis goldgelbe und orangefarbene Schönheit ist dann kaum zu überbieten! Es gehört wie das viel kleinere, aber umso stärker befestigte Noli zur Reihe der einst selbstständigen Seerepubliken.
Sehr dekorativ ist der Sarazenenturm am Strand von Alássio.
Reich freskiert ist die Fassade von Genuas Palazzo San Giorgio.
Die Macht in Genua und somit in Ligurien besaßen ab dem Mittelalter Familienclans. Ihnen hat man Stadtpalazzi zu verdanken, aber auch ganze Dörfer, befestigte natürlich. Zu den Großen gehörten die Doria, angeführt vom imposanten Admiral Andrea Doria (1466–1560). Ja, er wurde tatsächlich sehr alt, starb kurz vor seinem 94. Geburtstag. Sein Weg war vorgezeichnet als Spross einer Adelsfamilie aus Genua, die bereits große Flottenführer hervorgebracht hatte. Er kämpfte für Genua nicht nur gegen die französischen Nachbarn, sondern auch gegen nordafrikanische Piraten und gegen die Osmanen.
Nicht in die Wiege gelegt wurde ihm allerdings seine Rolle als Reformator der Genueser Verfassung, wofür er zuvor die seit dem Mittelalter immer wieder aufkeimenden Querelen zwischen den guelfischen und den ghibellinischen Familienclans befrieden musste. Kein Wunder, dass Andrea Doria, selber ein Ghibelline, den Titel Liberator et Pater patriae – Befreier und Vater des Vaterlandes tragen durfte. Die Doria hinterließen in Genua einen kleinen hübschen Platz, umgeben von Wohnpalästen und der eigenen Kirche, aber auch einen geradezu imperialen Palazzo gegenüber dem heutigen Passagierhafen, wo ihre Nachfahren zumindest zeitweise noch immer leben. Auf dem Land aber sind es Castelli mit Wehrdörfern zu ihren Füßen wie das bezaubernde Dolceácqua, wo ihnen die Lust am »Recht der ersten Nacht« gründlich vermiest wurde. Laut einer Legende hat ein angehender Bräutigam dem Herren gedroht, ihn zu erschlagen, sollte er auf sein Recht bestehen. Seit dem Schwur galt die Regel nicht mehr.
Die guelfischen Grimaldi, die man heute untrennbar mit Monaco in Verbindung bringt, werden erstmals im 12. Jahrhundert in Genua erwähnt. Als Vater der Grimaldi, die früher anders hießen, wird Oberto Grimaldi (ca. 1252 verstorben) betrachtet. Alle waren sie irgendwie in Genua politisch aktiv. Als sie sich jedoch in die Kämpfe zwischen Guelfen und Ghibellinen einmischten, wurden sie nach einer Niederlage aus Genua vertrieben und ließen sich nicht allzu weit jenseits der heutigen französischen Grenze nieder – eben in Monaco. Seit der Ahnherr Francesco 1297 ein genuesisches Kloster durch heimtückische List erobern konnte, seit mehr als 700 Jahren also, herrschen dort die Grimaldi. Aus dem Kloster machten sie eine trutzige Festung und diese zum Sitz ihres kleinen Fürstentums am Mittelmeer. Ja, Fürsten! Das sind sie nach vielem Hin und Her seit dem Jahr 1612.
Die Fieschi dagegen, ebenfalls Guelfen, also papsttreu, waren eher dem Handel zugetan, wurden reich auch durch Geldgeschäfte und große Ländereien. Sie stellten sogar zwei Päpste, nämlich Innozenz IV. und Adrian V. Eigentlich waren die Fieschi Grafen von Lavagna, wurden aber zu einer der vier einflussreichsten Familien Genuas. Eindrucksvollstes Überbleibsel dieses Familienclans bleibt die wunderhübsche Basilica dei Fieschi in Cogorno (Mitte 13. Jahrhundert). Sie beherrschten das ganze Fontanabuona-Tal im Hinterland des Tigullio bis nach Lórsica in den Seealpen und mit der Halbinsel von Portofino ein Stück am Mittelmeer.
Bei einer Mánie-Tour darf man das hübsche Borgio Verezzi nicht auslassen.
Ligurien ist mit prächtiger Architektur gesegnet – wie etwa in Finale Ligure.
Wieder ganz anders waren die Spinola, die sich zu den Ghibellinen bekannten. Ihr Ahnherr beziehungsweise der erste Spinola, der geschichtlich überliefert ist, Guido Spinola, kämpfte während der Kreuzzüge und war in der Zeit zwischen 1102 und 1121 mehrfach Konsul von Genua. Der Clan war so reich, dass er 1340 das toskanische Lucca für unglaubliche 30 000 Gulden kaufen konnte – eine ganze Stadt! Und 1453 wurde Antonio Spinola der erste genuesische Gouverneur auf Korsika.
Eine höchst interessante Familiengeschichte haben die Durazzo, die 1389 aus dem gleichnamigen Ort in Albanien geflüchtet waren und in Messina von einem Genovesen als Sklaven erworben wurden. Wie auch immer freigekommen, erreichten sie Genua, stiegen zu Seidenhändlern auf und brachten es 1573 bis zum genovesischen Dogenstuhl. Bedeutende Durazzo gab es fortan eine ganze Menge, und sie besaßen viel Macht. Als Girolamo Durazzo 1809 als – französischer – Ehrenlegionär starb, wurde sein Herz im Pantheon von Paris bestattet.
Bei der sakralen Baukunst beherrschen die schwarz-weiß gestreiften Kirchen des Mittelalters die Region. Aus derselben Zeit (12./13. Jahrhundert) stammt die dicht bebaute Altstadt Genuas, die zu den größten in Europa zählt. Da hat die schlichte Farbigkeit auch auf die Palazzi abgefärbt – besonders hübsch an der Piazza San Matteo zu beobachten, die dem Familienclan der Doria zu verdanken ist. Die nächsten Akzente setzten Renaissance und Barock, auch Letzterer ohne in allzu verspielte Üppigkeit oder Dekorationswut zu verfallen. Paradebeispiele gibt es eine ganze Menge, allen voran in Genuas Via Garibaldi, die ursprünglich Strada Nuova hieß, weil sie wirklich eine neue Straße war, die man durch Abriss mittelalterlicher Häuser schuf: mit Großpalästen, die man schon damals Kathedralen des Geldes nannte und die heute neben dem stilvollen Rathaus der Stadt einige ihrer wichtigsten Bildergalerien beherbergen.
Mit der Entdeckung von Liguriens Stränden in Zusammenspiel mit dem im Winter milden, oft sonnigen Klima (speziell im Westen!) geht eine rege Bautätigkeit in der Belle Époque und im Jugendstil einher. Hotels mussten hochgezogen werden, die den illustren Badegästen aus den Adels- und Königshäusern Europas adäquate Bleiben garantieren sollten. Denn man blieb tatsächlich mehrere Wochen vor Ort. Oder baute sich gleich eine eigene Villa, um an der Riviera zumindest die milden und von üppiger Blumenpracht begleiteten Winter standesgemäß und luxuriös zu verbringen. Alfred Nobel hat sich so eine Villa geleistet, die man heute besichtigen kann, und die kuppelreiche russisch-orthodoxe Kirche hat man der ligurienverliebten Zarin Maria Alexandrowa zu verdanken, die hier den Winter 1874 verbrachte.
Der imposante Palazzo Reale in Genua
Dem weltweit renommierten Architekten Renzo Piano, geboren 1937 in Genua, ist der Sprung seiner Geburtsstadt und damit Liguriens ins 21. Jahrhundert unübersehbar zu verdanken. Architektonisch und optisch wenigstens. Die U-Bahn-Stationen sind sein Werk, die nicht unumstrittene Umgestaltung des Alten Hafens ebenso wie der gesamte Masterplan Hafen von Genua – vom berühmten Pariser Centre Pompidou und dem Berliner Potsdamer Platz sei hier ebenso wie von den unendlich vielen internationalen Projekten nicht die Rede, es geht ja schließlich um Ligurien und seinen nicht immer leichten Weg hin ins 21. Jahrhundert.
Brokat aus Lórsica, Velour aus Zoágli und Töpferwaren aus Albisola – was in Ligurien handwerklich auch angefasst wird, es wird zur Perfektion gebracht. Dazu darf man auch einen Stararchitekten wie Renzo Piano zählen. Und dazu muss man selbstverständlich die sogenannten einfacheren Arbeiten rechnen von Webern und Töpfern, Schreinern und Schmieden beispielsweise.
Kostbare Brokatstoffe mit traditionellen Mustern werden bis heute im winzigen Lórsica in den Seealpen gewoben, auf historischen Webstühlen. An der Küstenstraße nahe Rapallo werden in Zoágli in einer ebenfalls historischen Werkstatt Velourstoffe produziert. Immer in kleinen, familiengeführten Werkstätten. Wundervoll bemalte Töpferwaren gibt es zwar in Italien vielerorts, aber im ligurischen Albisola sind sie zu Hause, und die Tradition wird auch im Ort sichtbar – durch die Künstlermeile entlang der Küstenpromenade etwa.
Einer der schönsten küstennahen Orte ist Cervo mit seinen klassischen Sommerkonzerten.
Claude Monet kam an die (West-)Riviera und malte sie natürlich. Am bekanntesten dürfte die Brücke von Dolceáqua sein. Die angelsächsischen Dichter Shelley, Lord Byron und Huxley liebten die Ost-Riviera, genauer den Golf von La Spezia zwischen Portovénere und Lérici, der bald nach ihnen Golfo dei Poeti genannt werden sollte. Der französische Schriftsteller Guy de Maupassant kam 1889 nach Portofino und schwärmte ganz überwältigt davon. 1914 war Kaiser Wilhelm Gast des Champagnerbarons Alfons von Mumm. Ligurien wurde vor allem durch diese und weitere ausländische Autoren und Maler bekannt. Allerdings hat schon Dante Alighieri diesen Küstenstrich gefeiert.
Unter den zeitgenössischen ligurischen Autoren sei vor allem Maurizio Maggiani (*1951 in der Provinz La Spezia) genannt, der erst auf vielen (Berufs-)Umwegen zum Schreiben kam. Mit seinem italienischen Verlag Feltrinelli hat er einen guten Fang gemacht (oder der Verlag mit ihm!). Immerhin hat er in den letzten Jahren eine ganze Menge Literaturpreise gewinnen können. Einige seiner Werke wurden bereits ins Deutsche übersetzt, darunter Der Mut des Rotkehlchens (Berlin-Verlag, 1996), in der Hamburger Edition Nautilus erschienen u. a. Königin ohne Schmuck 2001, Die Liebe ist ein Schwindel. Erzählungen 2004 sowie Himmelsmechanik 2012. Direkt auf Genua bezieht sich sein Werk Mi sono perso a Genova (2005), das noch nicht ins Deutsche übertragen wurde. Auch in seinem Buch Königin ohne Schmuck ist die vitale Hafenstadt Genua Kulisse für eine zauberhafte Liebesgeschichte zwischen einem Kohlenprinzen und der Safrankönigin, die nichts besitzt außer dem Stolz auf ihr Leben.
Bei Cordiali in Zoágli wird Brokat noch auf traditionellen Webstühlen hergestellt.
Der Liedermacher Sergio Alemanno wurde 1941 in Genua geboren. Markenzeichen lange grau-weiße Mähne und Gitarre im Arm – so erobert er die Herzen der Zuhörer mit Liedern über Genua – im Dialekt. Dabei scheut er sich nicht, den vergangenen Stolz der Stadt zu bedauern, nach dem Motto, es war einmal …
Recht groß ist der nördlich vom Ort ausgebaute Jachthafen von Alássio.
Im 20. Jahrhundert entdeckten Filmgrößen die Schönheit der ligurischen Küstenorte. »I found my love in Portofino« sang Herzensbrecher Rex Harrison und machte gleich nach dem Zweiten Weltkrieg die dortige Bar an der schmalen, wunderhübschen Bucht weltberühmt, in der er abzusacken pflegte. Gewohnt hat er damals in den eigenen vier Wänden einer Villa, die er ausbauen ließ. Er war der Letzte, der noch eine Baugenehmigung in Portofino erhielt. Zu seinen Gästen zählten der Autor Truman Capote sowie Vivien Leigh und Lawrence Olivier.
Zwischen den 1950er- und den 1970er-Jahren kamen auch Clark Gable und Ava Gardner, Linda Christian und Frank Sinatra, Brigitte Bardot und Catherine Deneuve sowie Elisabeth Taylor und Humphrey Bogart, Rita Hayworth und Tyrone Power und sicher noch viele andere nach Portofino. Der griechische Reeder Aristoteles Onassis schaute sich das Ganze von seiner Luxusjacht aus an, mit dabei auch schon mal ein Staatsmann wie Winston Churchill.
Während im 19. und auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele Ligurer ihr damals wirtschaftlich unterentwickeltes Land verließen und nach Nordoder Südamerika auswanderten, erlebte die Region nach dem Zweiten Weltkrieg eine Umkehrung der Verhältnisse. Nun war Ligurien durch die Zuwanderung aus Süditalien geprägt, durch Menschen, die Arbeit in der Industrie und in den Häfen fanden. Genua wurde dank seines Hafens zu einem wichtigen Teil im nun wirtschaftlich aufblühenden Dreieck mit Mailand und Turin. Das führte jedoch zu unkontrolliertem Bauen, das der Landschaft nicht gerade dienlich war. Rapallisieren nannte man die chaotischen Zustände, von der einst kleinen Stadt Rapallo an der Küste abgeleitet, die sich schier endlos in die Umgebung ausdehnte, ohne Rücksicht auf Infrastruktur und Natur.
Den leichten Stühlen von Chiavari begegnet man überall, wie hier im feinen Portofino.
Da kann man fast schon von Glück reden, dass die Bevölkerung beispielsweise Genuas geschrumpft ist. Die Stadt bekommt Luft zum Atmen, kann sich neu organisieren. Und viele Menschen ziehen wieder aufs Land, vielleicht dorthin, wo sie geboren wurden. Nicht nur, weil man auf dem in Ligurien gar nicht so flachen Land günstiger leben, sondern dort auch mit Ruhe und naturnah Kinder großziehen kann. Das macht die neue Arbeitswelt möglich, Schlagwort Home Office …
Ligurer gelten als besonders naturlieb, was nicht nur für Wochenendausflüge gilt. Immer mehr besinnen sie sich auf naturnahen, ja biologischen Anbau nicht nur von Obst und Gemüse. Auch Wein lässt sich bio wunderbar vermarkten, Olivenöl, Käse und Wurstwaren. Ganze Dörfer, ja Täler rücken beim Thema Bio zusammen, um wirtschaftlich schlagkräftiger zu sein. Am bekanntesten dürften die Olivenbauern im Westen der Region um Tággia (Taggiasche, gesprochen taggiaske, heißen die kostbaren kleinen Oliven) im Westen oder die Viehzüchter und Landwirte im Vara-Tal im Osten der Region, die ihre Produkte etwa mit einem gemeinsamen Logo auf dem Markt von La Spezia vermarkten.
Zur Naturliebe der Ligurer gehört ihre besondere Vorliebe für Naturparks aller Kategorien. Am bekanntesten dürfte der Naturpark der Cinque Terre sein, der sich nicht nur um die Pflege der Dörfer kümmert, sondern auch um die Erhaltung der wegen der steilen Hänge schwierigen Landwirtschaft, sprich des Weinanbaus – und um die schulische Erziehung zum Naturschutz. Angeschlossen ist das Meeresschutzgebiet Cinque Terre vor Monterosso mit überhängenden Felsformationen unter Wasser, felsigem Meeresboden mit großen Sandflächen dazwischen und reicher Flora (Posidonia oceanica) und Fauna (Korallen, Seeanemonen und Gorgonien).
Der biologische Weinanbau erfordert mühsame Handarbeit.
Vor Portofino breitet sich zwischen dem Golfo Paradiso und dem Golfo di Tigullio das gleichnamige Meeresschutzgebiet aus mit ebenfalls dichten Kolonien von Posidonia (Neptungras), Edelkorallen, Schwämmen und auch wieder Gorgonien (Hornkorallen oder Seefächern, also einfacheren Korallen).
Allein drei Naturreservate hat die westliche Provinz Savona zu bieten, zwei davon im Meer: die Mittelmeermöwenkolonie auf der Insel Bergeggi und die macchiabewachsene Insel Gallinara mit ihren zahlreichen Wildrosen (Rosa Gallinariae). Und das Meer vor der Küste ganz Liguriens gehört zum sogenannten Heiligtum der Wale. Strenger Schutz ist also überall angesagt. Und wer sich’s ganz bequem machen möchte mit der Besichtigung eines Botanischen Gartens, dem sei der Park der Villa Hanbury in Ventimiglia ganz im Westen empfohlen, oder andere Gärten der Region, speziell westlich und östlich von Genua, ziemlich stadtnah, also in Voltri sowie in Nervi.
Logisch, dass es in einer Region, deren Geschichte so sehr vom Meer bestimmt wurde, es an Meeresmuseen nicht mangeln darf. Genuas Acquario ist fast ein Pflichtbesuch, das nahe Meeresmuseum Galata ebenfalls, das sich mit der maritim geprägten Geschichte Genuas beschäftigt. Doch auch das Seemannsstädtchen Camógli lockt mit einem Schifffahrtsmuseum, das allerdings eher etwas für die lokale Bevölkerung ist. Und in La Spezia mit seinem bedeutenden Militärhafen ist es das dazu passende Museo Tecnico Navale della Marina Militare, also der maritimen Militärgeschichte. An der Westküste befindet sich das an sich bescheidene Internationale Schiffsmuseum des westlichen Ligurien am Domplatz von Impéria, das einer privaten Stiftung zu verdanken ist.
Olivenöl, Tággia-Oliven, Pesto genovese (möglichst aus Wildbasilikum mit Olivenöl und Pinienkernen sowie Pecorino), Focaccia (eine Art dickere Pizza, ursprünglich mit schlichtem Belag aus Zwiebeln und Oliven, aber variationsreich verändert), Farinata (hauchdünner Fladen aus Kichererbsenmehl), würzige Wildkräuter. Als Pasta kleine Trofie oder die Pansoti (kleine Maultaschen mit Gemüsefüllung und aromatischen Kräutern). Fisch, Fisch und nochmals Fisch gibt es an der langen Küste der Region, ganz einfach gebraten oder gegrillt oder zur berühmten Fischsuppe namens Burrida verarbeitet. Fleisch spielt eine untergeordnete Rolle. Es gibt aber ein paar Spezialitäten, etwa die Cima ripiena, gefüllte und gebackene Fleischtasche vom Kalb. Wenn man in Ligurien auf der Speisekarte Fleischgerichte angeboten bekommt, dann stammt die materia prima meistens aus der dafür bekannten Nachbarregion Piemont. Dann aber der Käse: aus Kuh-, Schaf- oder Ziegenmilch und in vielen Variationen. Zum Abschluss Süßes: am liebsten den Pandolce, was süßes Brot heißt, ein relativ flacher Hefekuchen mit Rosinen, kandierten Früchten und Pinienkernen.
Gehört zu Genuas Topadressen: die »Liquoreria Marescotti«
Frischeres aus dem Meer als im »Ristorante Pernambucco« kann man in Albenga kaum finden.
Passend zur beliebten Fischküche sind die trockenen Weißweine der Region wie der Vermentino oder der Pigato di Albenga aus dem Hinterland, schwer und fruchtig sind die Roten Rossese di Dolceácqua und der Ormeasco aus dem Hinterland von Albenga und Impéria. Ein Dessertwein, der es in sich hat, ist der Sciacchetrà der Cinque Terre – wunderbar zum schon erwähnten Pandolce alla genovese … Aber auch Vermentino und Pigato gehören zu den DOC-Weißweinen der magischen fünf Dörfer. Wer authentisch ligurisch kochen möchte, sollte sich den sehr hübschen Band von Larissa Bertonasco anschauen (s. S. 28).
Das dürfte ziemlich schwierig sein und ist auch sicher nicht die richtige Art, Ligurien zu erkunden und vor allem zu genießen. Also sollte man sich die Region am besten aufteilen, was in diesem Fall ganz einfach ist: in Ost- und Westligurien, und dabei Genua, genau in der Mitte, ruhig zweimal besuchen. Bei Städtetouren ist die Bahnanreise zu empfehlen, weil man mit dem Wagen wenig anfangen kann und das Parken mit hohen Kosten verbunden ist. Sonst ist man auf ein Vehikel angewiesen, in den Bergen am besten huckepack ein Mountainbike. Oder die Wanderstiefel angezogen. Es werden zahlreiche Wandertouren von Experten oder Ligurien-Liebhabern, auch in Verbindung mit der Unterkunft angeboten, eintägige oder gleich für eine ganze Woche oder mehr. Stichwort Alta Via, den ganzen Kamm der Seealpen entlang, mit mehr als 440 Kilometer Länge.
Der Stolz des Wirtes Dino Clerici von der »Osteria del Carugio« in Portovénere ist sein Pandolce, das echt-ligurische Gebäck.
Um Ligurien zu genießen helfen Eindrücke wie eine solche Hafenszene in Impéria.
Doch Vorsicht: Leider macht Ligurien immer wieder negative Schlagzeilen, die der geologischen Situation der Region geschuldet sind. So zuletzt am 25. Oktober sowie 4. November 2011, als wieder einmal sintflutartige Regenfälle und dadurch ausgelöste Schlammlawinen furchtbare Schäden speziell im Osten der Region verursacht haben. Auch Menschenleben hat das gefordert und manche Schäden werden noch eine Weile brauchen, bis sie völlig beseitigt sind. Aber die touristische Infrastruktur wurde in den meisten Fällen sehr schnell wieder hergestellt. Schließlich sorgt sie für die sichersten Einnahmen.
Gottfried Aigner: Familienreiseführer Ligurien. Verlag Companions, Hamburg 2014. Spezielle Tipps für die ganze Familie mit Touren, Attraktionen und familienfreundlichen Stränden.
Das orientalisch wirkende, einstige Fischerdorf Varigotti
Larissa Bertonasco: La nonna La cucina La vita – Die wunderbaren Rezepte meiner Großmutter. Verlag Gerstenberg, Hildesheim 2011. In Kindheitserinnerungen aus Finale Ligure verpackte ligurische Rezepte mit lustigen Illustrationen.
Dorette Deutsch: Madonnen blicken über das Meer – Ligurische Küstengeheimnisse. Picus Verlag, Wien 2001. Reportagen aus Ligurien.
Annie Hawes: Die Oliven von San Pietro. Ein italienisches Abenteuer. Goldmann, München 2003. Eine freie englische BBC-Redakteurin und ihre Schwester verlieben sich in ein Stück Ligurien und erleben dort das Abenteuer ihres Lebens.
Claudio Paglieri: Mehrere Krimis des in Genua geborenen Autors, die hauptsächlich in seiner Heimatstadt spielen, den Commissario Luciani als Ermittler haben und in deutscher Übersetzung im Aufbau-Verlag Berlin seit 2007 erschienen sind wie Kein Espresso für Commissario Luciani, Kein Schlaf für Commissario Luciani,Keine Pizza für Commissario Luciani oder Kein Grappa für Commissario Luciani. Da Paglieri mit seinen Beschreibungen der Ligurer fast kein einziges gutes Haar an ihnen lässt, wundert sich so mancher, dass er ungeschoren davonkommt.
Emi Zopf: Finale. Limmat Verlag, Zürich 2010. Ein Krimi um die Bergführerin Andrea Stamm.
Lage: Die Region Ligurien liegt im Nordwesten Italiens, umgeben von den italienischen Nachbarregionen Piemont und Emilia-Romagna im Norden sowie der Toskana im Osten, jeweils durch die Seealpen getrennt, die eine Höhe von rund 2000 Meter erreichen. Da die Region sehr schmal ist, wirkt sie zwischen Küste und Bergen wie eine Mondsichel. Im Südwesten grenzt Ligurien an Südfrankreich.
Fläche: Die Gesamtfläche Liguriens (drittkleinste Region Italiens) beträgt 5421 km2. Davon entfallen gut 1800 km2 auf die Provinz Genua, 1100 km2 auf Impéria, 881 km2 auf La Spezia und 1500 km2 auf die Provinz Savona.
Einwohner: Die gesamte Region weist nach der letzten Zählung Mitte 2015 knapp 1,6 Millionen Einwohner auf. Die Hälfte der Ligurer lebt in der Provinz Genua mit der dicht besiedelten Regionalhauptstadt Genua.
Geografie: Die kleine Region ist sehr schmal und bildet einen Bogen zwischen Frankreich und der Toskana, im Zentrum der Golf von Genua. Den Nordrand bilden die bis zu 2000 Meter hohen Seealpen, die Ligurien vor kalten Winden schützen. Geprägt ist die Region von steilen Hängen, auf denen mühsam u. a. Wein angebaut wird; speziell im Westen gibt es eine Reihe von Sandstränden.
Region und Verwaltung: Ligurien ist in vier Provinzen eingeteilt – Genua mit der gleichnamigen Regionalhauptstadt, im Osten an der Grenze zur Toskana die kleinste Provinz La Spezia, im Westen Savona und Impéria, Letztere als Grenzprovinz zu Frankreich. Insgesamt gibt es 235 Gemeinden mit vielen kleinen Ortsteilen und vor allem in den Seealpen winzigen Dörfern.
Flagge:
Wirtschaft und Tourismus: Haupteinnahmequelle der Region ist der Dienstleistungssektor, wozu der Tourismus und alles damit Verbundene, auch die Landwirtschaft zählt. Mit hochwertigen, streng kontrollierten Produkten wie Olivenöl, Oliven (z. B. die berühmten von Tággia!), Wein, Viehzucht und Käse; im Westen die Blumenzucht der Blumen-Riviera. Wichtig sind aber auch die drei großen Hafenstädte Genua, La Spezia und Savona sowie die Fischerei entlang der langen Küste. Der Tourismus spielt vor allem in den Cinque Terre und im Tigullio sowie im Westen mit den schönen Sandstränden wie in Alássio oder San Remo die wichtigste Rolle. Aber auch das Hinterland lockt immer mehr mit großartigen Panoramen und Wanderwegen, Sport und Kulinarischem. Nicht zu vergessen: die Kolumbus-Stadt Genua mit ihren großartigen Palästen und interessanten Museen, auch und vor allem dem kolossalen Acquario.
Religion: Überwiegend katholisch
Vor etwa 250 000 JahrenErste Höhlenmenschen hinterlassen ihre Spuren in den Bergen von Toirano an der Westküste Liguriens.
200 000–10 000 v. Chr.Funde in der Grotte Arma della Mànie im Hinterland von Varigotti an der Westküste und in den Höhlen von Toirano bezeugen das Leben der Neandertaler in diesem Gebiet.
Ca. 10 000 v. Chr.Steinzeitliche Behausungen und Fußabdrücke eines nackten Fußes, von Fingerkuppen und Knien in einigen der insgesamt 70 Grotten von Toirano beweisen, dass dort Menschen Zuflucht gefunden haben, zeitgleich wie der Höhlenbär; nachgewiesen durch den gefundenen Bärenfriedhof mit Resten von etwa einhundert Tieren.
Ca. 2800 v. Chr.Mehr als 50 000 prähistorische Felsgravuren zeigen künstlerisch wertvolle Darstellungen von Tieren mit großen Hörnern an der Grenze zwischen Ligurien und Frankreich rund um den Monte Bego, der seit 1947 zu Frankreich gehört. Gleichzeitig findet man im Osten der Region, heute in der Region Toskana, in der Lunigiana am Oberlauf des Magra-Flusses Stelenstatuen mit eindeutig menschlichen Formen, sowohl männlich als auch weiblich. Seitdem spricht man von Früh-Ligurern.
2.-1. Jh. v.–1. Jh. n. Chr.Rom kontrolliert die ligurische Küste. Sie erhält den Namen Liguria. Die Region bildet unter Augustus ein riesiges Gebiet, das u. a. auch die Nordseite der Seealpen umfasst, denn allmählich weitet sich Liguria nach Norden aus, reicht bis Mailand und ins Piemont.
3. JahrhundertUnter Diokletian wird die Region Liguria etwa auf ihre heutige Größe reduziert, die Wasserscheide der Seealpen bildet die Grenze.
409Nach dem Ende des römischen Kaiserreiches wird Ligurien ständig von Barbaren überfallen, so vom Gotenkönig Alarich, der das heutige Albenga und Ventimiglia zerstört.
568–774Langobardische Herrschaft, während der Ligurien die meiste Zeit byzantinisch war.
1096Genua nimmt am ersten Kreuzzug teil.
1162Genua wird selbstständiger Stadtstaat. Es wird die Blütezeit als Seerepublik eingeläutet, die sich aber mit den drei anderen großen Seerepubliken auf italienischem Boden, Venedig, Pisa und Amalfi ständig bekriegt.
1284Sieg der Seerepublik Genua über die Seerepublik Pisa bei Meloria (ca. 7 km vor dem Hafen von Livorno, Toskana), was die Vorherrschaft der Stadt im westlichen Mittelmeer begründete. Diese Seeschlacht galt als die größte des Mittelalters und war die zweite vor dem mit vielen Untiefen gefährlichen Felsen; die erste hatte 1241 stattgefunden, und zwar zwischen der Flotte von Kaiser Friedrich II. zusammen mit dem Bündnispartner Pisa und der Republik Genua. Damals hatte der Kaiser gesiegt.
1339In Genua wird der erste Doge gewählt: Simone Boccanegra.
1381Venedig erobert Genua.
1451Christoph Kolumbus wird geboren, vermutlich in der Nähe von Genua.
1492Der Seefahrer Kolumbus entdeckt in Diensten der spanischen Krone Amerika, die Neue Welt – im Glauben, Indien auf dem Seeweg erreicht zu haben.
1499Frankreich unter Ludwig XII. erobert Genua.
1522Kaiser Karl V. erobert Genua.
1528Der erfolgreiche genuesische Admiral Andrea Doria (1466-1560) hat das Sagen in Genua, reformiert die Verfassung und richtet in der Stadt eine Art aristokratische Regierungsform ein.
1553–1555Genua besiegt unter der Leitung des bereits greisen Admirals Doria die Franzosen auf der vorgelagerten Insel Korsika.
1684Frankreich beschießt Genua.
1746Österreich ergreift sich Genua.
1797Gründung der Republik Genua.
1815Ligurien wird als Herzogtum Teil des Königreiches Sardinien.
1821–1861Freiheits- und Einigungsbewegung Italiens (Risorgimento).
1846Ausrufung der Italienischen Republik.
1888Ausbau des Hafens von Genua, der seitdem immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ebenfalls Ausbau des Militärhafens von La Spezia in der dafür sehr gut geeigneten, engen Bucht.
1939 - 1945Der Zweite Weltkrieg fügt Genua, gerade wegen seiner Häfen (dazu gehört auch der zuletzt ausgebaute von Savona) Zerstörungen zu.
1948Verfassung und Gebietsreformen, Ligurien wird eine der 20 Regionen Italiens.
2010Bei den Regionalwahlen gewinnt das Mitte-Links-Bündnis mit 52,14 % der Stimmen.
2013Die vorgezogenen Parlamentsneuwahlen bringen das Mitte-Links-Bündnis knapp an die Regierungsspitze Italiens. Bildung einer großen Koalition aus Mitte-Links und Mitte-Rechts. In Ligurien bekommt die neu gegründete Protestbewegung Cinque Stelle des aus Ligurien stammenden Beppo Grillo mehr als 32 % der Stimmen.
2017Fast alle Wanderwege der durch Erdrutsche stark in Mitleidenschaft gezogenen Cinque Terre sind wieder hergestellt, alle bis auf die Via dell’ Amore zwischen Manarola und Riomaggiore.
1. TAG
LA SPEZIA VOR DEM GOLF DER POETEN
Vom Nordosten über die A15 den Golf der Poeten mit La Spezia im Scheitelpunkt anfahren und dort einquartieren. Für den Abend einen Tisch in der »Osteria della Corte« reservieren. Bummel über die Fußgängerzone mit ihren Cafès und netten Geschäften. Besuch des wunderbar eingerichteten Museo Lia im aufgelassenen Kloster mit dem Infobüro der Stadt (Stadtplan und Infos holen). Zum Aperitivo in die nächste Bar. Danach genüsslich im Innenhof der Osteria dinieren.
2. TAG
CINQUE TERRE, DIE FÜNF VERLOCKUNGEN
Früh von La Spezia per Bahn die fünf Orte der Cinque Terre anfahren: Riomaggiore, Corniglia, Manarola, Vernazza und Monterosso al Mare. In Riomaggiore die Pfarrkirche anschauen mit der Madonna in Ketten. Fischlastiges Mittagessen bei »Billy« in Manarola; dann schöne Panoramablicke im dörflichen Corniglia entdecken. Am Hafen von Vernazza mit Blick auf die Kirche einen Drink genießen. In Monterosso al Mare für einen letzten Überblick zur Kastellruine hinaufsteigen. Rückfahrt eventuell mit dem Boot.
3. TAG
VON LÉVANTO NACH PORTOFINO
Es geht weiter mit dem eigenen Fahrzeug zum zauberhaften Städtchen Lévanto, das sich vor seiner Strandbucht ausbreitet und als das Tor zu den Cinque Terre gilt (man kann von La Spezia über die Cinque Terre bis hierher mit der Cinque Terre Card fahren). Das benachbarte Monéglia wirkt noch recht mittelalterlich. Wer rechtzeitig bucht, kann in einem der wenigen Zimmer im aufgelösten Kloster von San Giorgio im mittelalterlichen Ortskern großartig übernachten. Alternativ könnte man auch über Sestri Levante, Rapallo und das stolze Santa Margherita Ligure Portofino mit seinen edlen Hotels als Ziel wählen. Doch nur, wenn man bereits ein Zimmer reserviert hat. Nachttrunk im berühmten »La Gritta«.
4. TAG
NACH GENUA ÜBER CAMÓGLI
Unbedingt mit seinen hohen bunten, direkt hinter dem Strand aufsteigenden Häusern besuchen, dann aber gleich nach Genua weiterreisen, das mehr Zeit in Anspruch nimmt. Einquartieren (vielleicht im »Palazzo Cicala« am Dom) und zu Fuß die stolze Regionalhauptstadt Liguriens so erkunden, dass man einen ersten kleinen Eindruck von der Stadt bekommt. Sie trägt zu Recht den Titel »La Superba«, die Großartige, hat eine verwinkelte Altstadt mit unzähligen Kirchen (allen voran der Dom) und Palästen etwa entlang der Via Garibaldi zu bieten, in denen einige der interessantesten Museen der Stadt (Palazzo Rosso und Palazzo Bianco) untergebracht sind. Für den Abend prüfen, welche Veranstaltung im Palazzo Ducale stattfindet, wo täglich etwas geboten wird. Abendessen im »RossoCarne«, falls man gute Fleischgerichte schätzt. Für den Absacker an den Hafen.
5. TAG
GENUAS HAFEN UND WEITER NACH SAVONA
Vormittag
Heute wird die Hafenzone Genuas besichtigt, an deren Molen das riesige Aquarium den Naturfreunden einige Stunden abverlangt. Alles über das Meer und seine Erkundung, vor allem durch den Ligurer Christoph Kolumbus, erfährt man ebenfalls am Hafen im Calata Museo del Mare, vor dem auch ein interessantes U-Boot besichtigt werden kann.
Mittag
Weiterfahrt über die Keramikstadt Albisola nach Savona, die wenig bekannte und doch so sehenswerte Provinzhauptstadt mit engem Centro storico und großzügigem neuem Hafen mit seiner Glas-Beton-Architektur; alles im Angesicht der trutzigen Burg. Übernachten im modernen »NH-Hotel« am Hafen (mit Garage !), zu dessen Füßen rund um die Darsena Vecchia (der alten Werft) das Nachtleben stattfindet. Perfekt einkehren kann man im »Blue«, etwas uriger im »Pescatore« oder in der »Osteria Cù de Beù«. Das alles, ohne sich von der alten Werft zu entfernen. Den Nachttrunk kann man im netten »Cafè Santa Lucia« genießen.
6. TAG
VON NOLI NACH ALÁSSIO
Vormittag
Noli war früher sogar eine eigene Seerepublik mit mehr Kriegsschiffen als Genua, wie es heißt. Noli hat unterhalb der Durchgangsstraße einen gepflegten wenn auch schmalen Strand, der sich im Sommer schnell mit jungen Leuten aus der Umgebung füllt, und ist oberhalb stark in fast durchgehend intakten Mauern befestigt, mittelalterlich geblieben, mit berühmt-guten Fischlokalen. Im früheren Bischofspalast kann man sich kulinarisch auf allerhöchstem Niveau verwöhnen lassen, im »Nazionale« aber gut bürgerlich speisen. Das nahe Varigotti mit seinen kubisch kleinen Häusern direkt am Strand sieht aus, als hätten es Nordafrikaner gebaut. Wer früh genug gestartet ist, könnte noch einen Abstecher zu den großartigen Grotten von Toirano machen.
Nachmittag
Albenga verdient jedenfalls einen längeren Bummel zwischen seinen hohen Türmen und vielleicht auch noch eine Kaffeepause am Strand. Dann wäre schon Alássio, Liguriens vielleicht bekanntester Strandort mit einer ausgewogenen Hotellerie am langen Strand, an der Reihe. Schön altmodisch und am Strand wohnt man im »Grand Hotel Diana« mit solider Küche, oder man sucht sich rechtzeitig ein nettes Restaurant an der Meerespromenade wie das »Acquapazza«.
7. TAG
VON CERVO BIS ZUR FRANZÖSISCHEN GRENZE
Vormittag
Bald nach der hübschen kleinen Nachbarin Alássios, dem Ort Laiguelia, ragt auf hohem Felsen über der Landstraße innerhalb von Festungsmauern das mittelalterliche Cervo empor. Das Fahrzeug weiter unten abstellen und zu Fuß hinaufschlendern, um innerhalb der Mauern wieder abwärts zu gehen bis zur imposant hohen Kirche, vor der im Sommer Konzerte stattfinden. Eine berühmte Einkehr ist das »San Giorgio« in toller Panoramalage.
Nachmittag
In Impéria lockt das Olivenölmuseum und zwischen Tággia und San Remo das von Künstlern bewohnte »Erdbebenopfer« Bussana Vecchia etwas landeinwärts. San Remo ist eine echte Konkurrenz für Alássio. Von einer russischen Zarin entdeckt und mit einer Palmenallee beschenkt, mit Grandhotels und Villen wie die des Alfred Nobel. Bekannt ist San Remo auch für seine wichtige Kinoszene und sein Casinò. Es ist außerdem Austragungsort des »Festival delle Canzoni«, dem wichtigsten italienischen Liederfestival.
8. TAG
VON DEN LIGURISCHEN GÄRTEN ZURÜCK IN DEN NORDEN
Ein Abstecher zu den Hanbury-Gärten bei Ventimiglia hart an der französischen Grenze und direkt an der Grenze noch die Balzi Rossi aufsuchen, wo man erste menschliche Spuren in den Grotten der Roten Felsen gefunden hat (ein kleines Museum informiert bei weiterem Interesse). Dann aber auf die Autobahn, die Ligurien auf halber Höhe von Ost nach West erschließt, und die Rückreise zur Abwechslung schon von Savona aus auf der A6 über Turin antreten.
1Das Hafengebiet
2Porto Antico
3Zwischen Via Balbi und Hafen
4Via Garibaldi
5Die Caruggi mit dem Palazzo San Giorgio
6San Lorenzo und Palazzo Ducale
7Zwischen Via XX Settembre und Piazza Fontane Marose
8Nördlich von Genua
Genuas Casa Colombo erinnert an die Kindheit des Seefahrers.
Für die Beherrscherin der Meere hat der Hafen schon immer eine große Rolle gespielt, mit ihm sollte man daher einen Besuch Genuas beginnen. Das Galata-Museum erzählt hier von den Anfängen der Seefahrt und natürlich von Kolumbus. Die nahe Commenda war für das religiöse Leben der Stadt bedeutend, hier wurden die Reliquien des heiligen Johannes der Täufer aufbewahrt, bevor sie in die Kathedrale überführt werden konnten.
Das Meeresmuseum Genuas ist äußerlich wenig ansehnlich verkleidet, umso eindrucksvoller ist die Sammlung.
Das Galata-Museum ist ein guter Startpunkt für das Verständnis der Regionalhauptstadt, die ihre Bedeutung schließlich dem Meer verdankt. Denn es führt den Besucher durch 28 Säle auf rund 10 000 Quadratmetern auf eine Reise durch die Geschichte der Seefahrt. So ist es selbstverständlich, dass man in einem solchen Museum in Genua im Erdgeschoss mit dem Thema Christoph Kolumbus empfangen wird, u. a. mit den vermutlich echten Porträts. Wie sah er wirklich aus? Stimmen eher die Jugendbilder oder die des älteren Seefahrers? Man sollte sich allein schon dafür Zeit nehmen. Durch Rekonstruktionen wird die Geschichte der Seefahrt zum Anfassen präsentiert: eine genovesische Galeere aus dem 17. Jahrhundert ist zu sehen, auf der man das Leben auf einem solchen Schiff nachvollziehen kann, oder ein Schmuggler-Segelboot aus dem 19. Jahrhundert.
Das Meeresmuseum Genuas ist äußerlich wenig ansehnlich verkleidet, umso eindrucksvoller ist die Sammlung.
Der alte Hafen von Genua
Kommt einem der Name Galata nicht bekannt vor? Tatsächlich heißt ein Stadtviertel von Istanbul Galata – und daher die dortige Fußballmannschaft Galata Saray; dort lebte bis zum 15. Jahrhundert eine der bedeutendsten genovesischen Gemeinschaften im Mittelmeerraum. Als man am Ende des 19. Jahrhunderts in Genua eine neue Hafenanlage mit kommerziellen Docks errichtete, gab man dem ältesten, noch von früher erhaltenen und nun integrierten Teil den Namen Galata zur Erinnerung an die alte Kolonie. Im alten Hafen wurden schon früh die Galeeren der Republik Genua gebaut. Doch die wirtschaftliche Bedeutung des Platzes ging allmählich verloren, sodass man Ende der 1990er-Jahre beschloss, hier das Meeresmuseum einzurichten. Die Umbauarbeiten fanden mithilfe des spanischen Architekten Guillermo Vázquez Consuegra (*1945 in Sevilla) statt, die Einweihung war anlässlich der Ernennung Genuas zur Europäischen Kulturhauptstadt 2004.