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Zwei Brüder. Ihre Geschichte. Ihr Schicksal.
Die biblische Geschichte von Kain und Abel. Transferiert in die Neuzeit und verpackt in eine fesselnde Handlung.
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Brüder sind etwas Wunderbares.
Brüder sind etwas Sonderbares.
Brüder sind zu schrecklichen Dingen fähig.
Obwohl sie vom selben Fleisch und Blut abstammen und die gleiche Erziehung genossen haben, entwickeln sie sich oft grundverschieden und reifen zu völlig unterschiedlichen Charakteren heran. Nicht selten können sie sich als erwachsene Männer nicht mehr leiden und werden manchmal sogar zu erbitterten Feinden. Manchmal kommt es sogar vor, dass ein Bruder dem anderen ein Leid zufügt oder ihn gar tötet.
Ein solches Verhalten empfindet die Gesellschaft als besonders interessant und schockierend zugleich. Ähnlich wie bei einem Kindsmord treten bei einer solchen Tat die Gegensätze von Liebe und Hass am deutlichsten hervor und bringen unsere heile, zurechtgestutzte Welt ins Wanken.
Das prominenteste – und zugleich älteste – Beispiel für ein Verbrechen dieser Art ist die biblische Erzählung von Kain und Abel. Kain erschlägt seinen Bruder Abel und wähnt sich unentdeckt, aber Gott hat ihn beobachtet und schickt den Täter in die Verbannung. Obendrein muss Kain fortan ein Erkennungsmal auf seiner Stirn tragen, das den anderen Menschen von seiner sündigen Tat künden soll: das Kainsmal.
Diese Geschichte kennt jeder, daher möchte ich nicht länger davon berichten und noch mehr Papier verschwenden, sondern eine Geschichte von zwei Brüdern erzählen, die mir vor einigen Jahren ein älterer Herr zugetragen hat, als ich gerade in einem kleinen Städtchen im Schwarzwald weilte. Sie ist in vieler Hinsicht eine Kopie der biblischen Untat bis auf die Tatsache, dass sie einen anderen Ausgang hat.
Mich hat damals vor allem die Schilderung der unterschiedlichen Charaktere der beiden Männer beeindruckt, welche der alte Herr sehr gut zu beschreiben vermochte. Dazu kam der ungewöhnliche Ausgang, die besondere Schicksalsfügung, durch die der Täter schließlich bestraft wurde.
Dem aufmerksamen Leser wird sich in der Folge die Frage stellen, wie der alte Herr so viele Intimitäten und Gedankengänge der jungen Männer erfahren konnte und außerdem so gut über die Vorgänge im Haus der Maltrips Bescheid wusste. Auch ich habe ihn das gefragt und er antwortete, er sei zu jener Zeit Angestellter dort gewesen und habe nach seinem Tode den – zugegeben kleinen – Nachlass des Mörders verwaltet, unter dem sich auch ein sorgfältig geführtes Tagebuch befand, in dem dieser seine Gefühlswelt und auch die Tat selbst genauestens beschrieb.
Nun also will ich mit der Geschichte von einen jungen Mann beginnen, der seinen Bruder tötete und ebenso wie Kain vorerst ungestraft davonkam – bis ihn schließlich doch der lange Arm der Gerechtigkeit einholte!
Ich weiß noch wie der Alte zitterte, als er von den Vorgängen erzählte, die er selbst erlebt haben wollte, weiß noch wie seine Lippen bebten und er - selbst nach all den Jahren - seine Tränen zurückhalten musste.
"Die Jungen interessiert`s nicht mehr", sagte er immer wieder. "Für sie taugt die Geschichte bestenfalls für eine gruslige Abendunterhaltung, wir Alten dagegen, ja, ja.."
So sprach er immer wieder und ich werde es vermeiden seine genauen Worte von damals wiederzugeben, sondern dem Leser meinen überarbeiteten, vereinfachten Bericht der damaligen Ereignisse präsentieren.