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Gustav hatte alles, was ein Mann sich wünschen konnte: Ein gutes Elternhaus, beruflichen Erfolg und viel Geld. Doch dann verliebt er sich in die Frau seines Kollegen und dies führt zum Zerfall der Fassade seiner gutbürgerlichen Welt.
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Seitenzahl: 35
Seit Anbeginn der Zeit wird der Mensch in Gut und Böse aufgeteilt. Das Böse existiert, seit Adam den Apfel vom Baum der Erkenntnis stahl worauf Gott ihn und Eva zur Strafe aus dem Paradies verbannte. In der Bibel, wie auch in unserer Gesellschaft, ist klar definiert, was gut und was böse ist und man neigt gerne dazu, sich die Dinge allzu sehr schwarz und weiß auszumalen.
Adam ist ja nicht von Grund auf böse, Er hat bisher alles getan, was Gott ihm aufgetragen hat und machte nur einen verhängnisvollen Fehler. Und wer ist der eigentlich Böse, der Hauptschuldige an der ganzen Sache? Die Schlange, natürlich! Sie ist die Anstifterin und hat die ganze Sache geplant. Natürlich hat Gott in seiner Allmächtigkeit aber alles gesehen und verurteilt die Schlange, sowie ihre Nachkommen dazu, für immer und ewig über die Erde zu kriechen. Die Schlange wird als das Böse schlechthin charakterisiert.
Eines ist den Menschen aller Nationen gleich. Wenn sie eine Schlange sehen, gibt es nur zwei mögliche Reaktionen: Weglaufen oder erschlagen! Keiner fragt vorher, ob sie gute oder böse Absichten hat. Die Erfahrungen der Vergangenheit sowie die Überlieferungen ihrer Väter haben die Menschen gelehrt, auf diese Weise zu verfahren - die Schlange dagegen hat für ihre Untat teuer bezahlt und wird vermutlich bis zum Tage der Apokalypse als das personifizierte Böse gelten.
Wie bei der Schlange, so gibt es auch jene Menschen, die ihren Zeitgenossen schon aufgrund ihres Äußeren als Gut oder als Böse gelten. Sagt nicht der Dichter: "Die Schönheit ist ein gerngesehener Gast!"
Wer lädt denn hässliche, abstoßende Gäste in sein Haus? Niemand!
Natürlich ist es völlig unmöglich die Gutmenschen von den Bösewichten zu unterscheiden.
Wären die Bösewichte an ihrem Aussehen erkennbar, so würde dies natürlich der Polizei sowie den Richtern sehr in die Hände spielen. Man bräuchte keine aufwendigen Gerichtsverfahren mehr und ein einfacher Blick auf den Verdächtigen würde völlig ausreichen, um zu erfahren, ob dieser schuldig wäre, oder nicht.
Je älter und erfahrener ich wurde, umso mehr lernte ich auch, meine persönliche Auffassung vom Bösen zu differenzieren. Ich fing an, sehr viel feinfühliger zu urteilen, begann mich für die Hintergründe zu interessieren, wollte wissen warum jemand ein Verbrechen begangen hatte, was ihn dazu bewegte. Dabei habe ich viele Mörder kennengelernt, die von der Gesellschaft vorher als durchaus angenehme Mitmenschen geschätzt wurden und oft sogar den obersten Gesellschaftsschichten angehörten. Es waren beliebte Familienväter, erfolgreiche Geschäftsleute, berühmte Ärzte...
Auch die Kehrseite gibt es natürlich wie im Fall der unglücklichen Schlange. Man sieht einen böse wirkenden Mensch, der vielleicht entstellt oder behindert ist und denkt: So wie der aussieht, muss er ja böse sein! Dem möchte ich aber nicht nachts begegnen! Ich wette, derartige Gedanken hat jeder von Ihnen schon gehabt. Es ist zwar verwerflich so zu denken, aber durchaus menschlich.
Die zweite Erzählung in meiner Sammlung handelt von einem Mann, bei dem es schwierig ist zu urteilen, ob er gut oder böse ist. Wäre er jemals vor den Richter getreten, so hätte der ihn schuldig gesprochen, doch dazu kam es nie. Ich persönlich konnte mir kein Urteil bilden, nachdem er mir die Geschichte seines Lebens, die Geschichte seiner Sünden offenbart hatte, aber vielleicht können Sie sich nach dem Lesen dieser Geschichte ein Urteil bilden.
Zugetragen hat sich die folgende Begebenheit, kurz nachdem ich meine Matrosenmütze an den Nagel gehängt und meinen Dienst an Bord der "Madagaskar" quittiert hatte. Ich war in Hamburg von Bord gegangen und hatte am Abend und in der folgenden Nacht meinen Ausstand zelebriert. In einer kleinen, verrauchten Kneipe, feierte unsere Mannschaft und es war ein feucht, fröhliches Beisammensein. Die letzten Gäste, zu denen auch ich gehörte, gingen erst, als die Morgensonne sich am Horizont zeigte und das Dunkel der Nacht verdrängte.
Die Wirtin bedeutete uns auf ihre liebenswürdige Art zu gehen, wenn man das Hinauswerfen mit einem riesigen Nudelholz als liebenswürdig bezeichnen kann und so gingen wir, nachdem ich mich von den anderen unter Tränen verabschiedet hatte, getrennte Wege. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich einige Münzen erspart, ansonsten besaß ich nur die wenigen Kleider, die mir am Leib klebten und einige Dinge, die ich in meinem Seesack bei mir trug. Noch schlechter aber als um mein Kapital stand es aber um meine seelische Verfassung. Man muss sich vorstellen, dass ich seit meiner Kindheit zehn Jahre nichts anderes gesehen hatte als die raue, unbarmherzige See. Jetzt aber hatte ich den unabänderlichen Entschluss gefasst, mein Glück an Land zu suchen. Als ich aber nun dieses Ziel realisiert hatte, betrübte mich die morgendlich graue Stadt, die totenstill und von Menschen verlassen war.
Meine besten Kameraden hatte ich zurückgelassen und überlegte schon, zur Madagaskar zurückzukehren, als ich in der Nähe verzweifelte Hilfeschreie hörte. Geistesgegenwärtig rannte ich zu der Stelle von der die Schreie kamen und sah einen Mann in einem der Kanäle wild mit den Armen rudern, einen Mann, der sich verzweifelt gegen das drohende Ertrinken wehrte.
Ein Betrunkener, der auf dem Heimweg von der Kneipe ins Wasser gefallen ist, schoss es mir durch den Kopf und ich überlegte, was ich tun sollte. Meiner Ansicht nach hatte dieser Mann seit dem Bad im Bauch der Mutter nicht mehr viel Wasser um sich gehabt, anders konnte ich mir seine miserablen Schwimmversuche nicht erklären. Ohne zu überlegen legte ich meine Kleider ab und sprang beherzt ins kalte Nass, um den Ertrinkenden zu retten.