Brustkrebs, was willst du mir sagen? - Astrid Rothe - E-Book

Brustkrebs, was willst du mir sagen? E-Book

Astrid Rothe

0,0

Beschreibung

Warum gerade ich? Diese Frage stellen sich viele Menschen, die von schwerer Krankheit getroffen sind. Sind wir dem Schicksal ausgeliefert, oder haben wir dadurch eine Chance unser Leben neu in die eigenen Hände zu nehmen? Astrid Rothe stellte sich dieser Frage und befragte 13 weitere betroffene Frauen. Das Verständnis zum Wirken einer Krebszelle, das Formulieren neuer positiver Affirmationen, das Auflösen von alten Grundsätzen sowie Erkenntnisse über das persönliche weibliche Rollenbild, geben Zuversicht. Dies Buch ist eine Einladung den eigenen Lösungsweg zu finden und mit Lebensmut in die Zukunft zu blicken.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 311

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



INHALT

EINLEITUNG

I. MEINE EIGENE GESCHICHTE

Wie hast Du von dem Tumor erfahren?

Wie erging es Dir in der Zeit zwischen Verdacht und Diagnose?

Wann informiert man wen über seine Krebserkrankung?

Wie erging es Dir während des Therapieverlaufs?

Wie reagierte Dein Umfeld auf die Diagnose Krebs?

Welche Theorie hast Du für Dich zum Thema: „Warum gerade ich?“

Hast du Kraft durch einen religiösen Glauben gefunden?

Hattest du nach der Diagnose Schuldgefühle?

Was waren deine Ressourcen während der Therapie?

Was hat dich niedergeschmettert, runtergezogen oder dir Kraft genommen?

In welchem Abschnitt der Therapien hattest du besonders mit Angst zu tun?

Welche Erfahrungen gab es mit Rehabilitationsmaßnahmen?

Was durftest beziehungsweise musstest du von dem Krebs lernen?

Wie ist es dir anschließend in der Nachsorge ergangen?

II. HEILUNGSGESCHICHTEN BETROFFENER FRAUEN

Birka – Setzte den Krebs neben sich und redete mit ihm

Monika – Kraft durch Familie

Agnes – Schrieb einen Abschiedsbrief an ihre Brust

Nadja – Gründete den „th!nk pink club“

Christel – Hatte den festen Willen, gesund zu werden

Angela – Mit Abstand gewinnt man einen neuen Blick auf den Krebs

Kirsten – Lief den Jakobsweg nach den Brustkrebsoperationen

Claudia – Entschied sich für einen weiblichen Körper

Rosemarie – Der Krebs zeigt die Rote Karte, nimmt dich aus dem Spiel

Susanne – Schrieb ein Buch während der Therapie: „Die Faultierstrategie“

Anita – Musik hat mir geholfen

Monika – Wurde durch den Krebs mutiger

Sabine – Der Brustkrebs kam zurück

III. KOMPLEMENTÄRE HEILMETHODEN

Atemtherapie

Meditation

Yoga

Lachyoga

Psychoonkologische Gespräche

Krebsabwehr durch Stärkung des Immunsystems

Psycho-Neuro-Immunologie (PNI)

Aromatherapie

Homöopathie

Kurzzeitfasten während der Chemotherapie

Achtsamkeit

Misteltherapie

Anwendung von Edelsteinen

IV. STRATEGIEN ZUR ANTWORTFINDUNG

Krankheit als Sprache der Seele

Rüdiger Dahlke: Brustkrebs – die symbolische Bedeutung

Robert Betz: Transformationstherapie

Beate Kummetz: Auflösungsgespräche

Louise Hay: Heile Deinen Körper

Anita Moorjani: Selbsthilfeprogramm bei Krebs

Daniela Hutter: Das Yin Prinzip – Entdecke deine weibliche Essenz

Sabrina Fox: BodyBlessing

Chuck Spezzano: Spirituelle Hilfe bei Brustkrebs

Wie lief dein Beruf- und Finanzmanagement während der Therapie?

DANKSAGUNG

LITERATURVERZEICHNIS

Einleitung

Die Diagnose Krebs ist für die Betroffenen ein Schock. Das komplette Leben wird auf den Kopf gestellt, und ganz neue Prioritäten müssen gesetzt werden. Zunächst steht die ärztliche Behandlung im Vordergrund. Man befolgt meistens Schritt für Schritt die Untersuchungen und Anweisungen der Ärzte, bevor die Auseinandersetzung mit der bösartigen Dimension der Erkrankung erfolgt.

Alle Frauen, die sich an diesem Buch beteiligt haben, sind genau wie ich eines Tages vom Brustkrebs überrascht worden und wollten das zunächst nicht wahrhaben. Der Verlauf vom ersten Verdacht bis zur Diagnose, von der Operation über die Therapien bis hin zu den Kontrolluntersuchungen ist bei jeder Frau anders und trotzdem sehr ähnlich. Der Krebs krempelte zunächst das gesamte Leben um, schränkte die Freiheit ein und veränderte die Abläufe des Alltags grundlegend.

Jede Frau hat auf ihrem Weg ein anderes Erfolgsrezept beherzigt – dass es eines war, ist mancher von ihnen gar nicht bewusst gewesen, aber es hat funktioniert, denn sonst hätten sie inzwischen nicht schon viele Jahre überlebt! Die meisten Frauen haben sich zunächst informiert – im Internet, über einschlägige Literatur, beim Arzt, bei Freunden oder anderswo. Es gibt wirklich erstklassige Bücher mit hilfreichen Angeboten, informativen Texten und ermutigenden Geschichten. Doch für all diejenigen Frauen, die sich die Fragen stellen: „Warum gerade ich?“ und „Was darf ich von meinem Krebs für die Zukunft lernen?“, soll nun dieses Buch Antworten geben. Jedes Jahr erkranken mehr als 70 000 Frauen, allein in Deutschland, an Brustkrebs – vielleicht kann dieses Buch ihnen Lösungen anbieten und Mut machen.

Meine Überzeugung ist, dass jeder Mensch durch die Krankheiten, die er durchleben muss, auch Hinweise von seinem Körper erhält, um daraus lernen und reifen zu dürfen. Beim Schnupfen kann jeder vermuten, dass man „die Nase voll“ hat von etwas, oder bei Magenschmerzen, dass einem eine psychische Belastung „auf den Magen schlägt“. Aber bei Krebs!? Nein, es ist wohl kaum vermittelbar, dass jemand den Krebs womöglich selbst „verursacht“ hat. Aber vielleicht doch? – Nun war ich selbst an Brustkrebs erkrankt und stehe nicht mehr außen vor mit meiner gewagten Theorie, sondern mittendrin. Ich denke immer noch, dass Krebs eine Chance ist, im Leben etwas zu ändern. Oder er gibt der müde gewordenen Seele die Gelegenheit, sich ganz bewusst auf den Sterbeprozess einzulassen. Beides ist vollkommen in Ordnung! Die Krankheit kann ein Weg sein, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen – ohne Verurteilung oder Schuldzuweisung, aber mit dem Ziel, mit neuem Lebensmut in die Zukunft zu blicken. Jede Frau auf ihre Weise und auf ihrem eigenen Weg, weil die Krebserkrankungen so individuell sind wie wir Menschen. Mit meinem Buch möchte ich die Leserinnen ermuntern, diesen Weg zu finden!

Viele Frauen haben sich erst durch den Fragebogen zu diesem Buch selbst reflektiert und im Nachhinein verstanden, auf welche Weise sie diese für sie oftmals wirklich schwere Zeit überstanden haben. Überraschend viele Frauen haben in der Zeit ihrer Krebserkrankung Tagebuch geschrieben, worauf sie bei ihrer späteren Reflexion zurückgreifen konnten. Genauso viele fanden nicht die Kraft, sich noch einmal mit dem Thema zu beschäftigen, und waren nicht in der Lage, frühere Aufzeichnungen noch einmal zu lesen. Von daher noch einmal mein herzlichster Dank an alle beteiligten Frauen, die bereit waren, sich erneut mit dieser intensiven Erfahrung auseinanderzusetzen und mir zu antworten!

Ich werde auch komplementäre Heilmethoden vorstellen, die von den Frauen in ihren Geschichten erwähnt und die sie in ihren Heilungsprozessen genutzt hatten.

Jede Leserin kann sich mit der Vielfalt an Perspektiven in irgendeiner Weise angesprochen fühlen und motiviert sein, sich auf den Weg zu machen, um ihre persönlichen Antworten auf die Frage zu finden: Warum gerade ich? Ich hoffe, dass auf diese Weise ein Mutmacher-Buch entstanden ist, von dem viele Frauen und ihre Angehörigen profitieren können. Es ist sinnvoll, sich auf die Suche nach der „Lernaufgabe“ zu begeben, zu der uns der Brustkrebs herausfordert.

I. Meine eigene Geschichte

Kurz vor unserer Silberhochzeit überraschte mich der Brustkrebs. Ich stand mitten im Leben, hatte zwei erwachsene Kinder, mein Beruf als Sozialpädagogin erfüllte mich ganz. Schon als Kind hatte ich gelernt, Krankheiten als Hinweis vom Körper zu sehen – zum Beispiel bei Kopfschmerzen zu fragen, worüber ich mir den Kopf zerbreche. Daher ahnte ich, dass diese Geschichte vermutlich auch einen Sinn für mich bereitstellen würde. Doch ich war innerlich überhaupt nicht bereit, mich darauf einzulassen! Wenn ich Statistiken betrachtete, die erläuterten, welche Lebensstile die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung erhöhten, fiel ich definitiv heraus. Ich hielt mich für optimistisch, mitteilsam, bin Nichtraucherin, trieb regelmäßig Sport, achtete auf meine Ernährung und trank hin und wieder ein Glas Wein. Ich hatte immer behauptet: Krebs trifft andere! Somit musste und wollte ich mich auf den Weg machen, um herauszufinden, welchen Sinn diese Erkrankung für mich bereithielt. Aber wo sollte ich anfangen? Es ist einerseits ein Thema über das Leben, andererseits gehört auch die Auseinandersetzung mit dem Tod dazu. Das Krankheitsbild Krebs löste durch seine Bösartigkeit und Unkontrollierbarkeit in mir erst einmal sehr viel Unsicherheit aus. Denn zunächst ging mir auf einen Schlag meine Selbstwirksamkeit verloren – also die Überzeugung, die Kontrolle über mich und mein Leben zu haben. Dazu gehören der Glaube an die eigenen Fähigkeiten und die innere Sicherheit, Dinge aus mir selbst heraus verändern zu können. Diese Selbstwirksamkeit ist wichtig, um gesund zu werden, denn nachweislich hat die medizinische Prognose deutlich weniger Einfluss auf die Lebenserwartung als die eigene innere Überzeugung und der Glaube daran, dass man selbst positiv auf seine Zukunft Einfluss nehmen kann.

Ich las diverse Bücher, ging durch viele analytische und auflösende Prozesse unter Anleitung von Fachleuten, brachte mich medizinisch fachlich auf den neuesten Stand und nahm mir den motivierenden Hinweis einer Ärztin ganz besonders zu Herzen: „Werten Sie die Diagnose Krebs nicht als Todesurteil, sondern als Motivation für einen neuen Lebensabschnitt.“ Diese Herausforderung, verbunden mit der Chance zu persönlichem Wachstum, wollte ich annehmen und ergründen, wie andere betroffene Frauen mit erfolgreich überstandenem Brustkrebs ihre Therapieformen durchgehalten und ihren Heilungsweg im Kontext von Familie, Freunden und Beruf gestaltet hatten. Davon angespornt, schrieb ich vielfältige Fragen auf, die mich selbst beschäftigten und auf die ich gerne Antworten haben wollte – insbesondere von betroffenen und inzwischen geheilten Frauen.

Im Folgenden habe ich diese Fragen zunächst selbst beantwortet, nachdem ich die körperlichen Therapien überstanden, die Antworten der Frauen verinnerlicht und die Heilverfahren der nachstehenden Autoren (siehe Seite →) angewandt hatte.

Wie hast Du von dem Tumor erfahren?

Da ich im vorangegangenen Jahr das Mammografie-Screening verpasst hatte, wollte ich zu Beginn des neuen Jahres auf jeden Fall zur Vorsorge gehen und eine Ultraschalluntersuchung vornehmen lassen. Bisher waren alle früheren Untersuchungen meiner Brust ohne Befund gewesen. Ich vereinbarte also einen Termin bei meiner Gynäkologin. Am Untersuchungstag tastete die Frauenärztin zunächst beide Brüste ab und fand keine Hinweise auf etwas Besorgniserregendes. Mir war aber trotzdem eine Durchleuchtung wichtig – auch auf eigene Kosten. Überraschend zeigte sich tief in meiner rechten Brust ein verdächtiger Prozess, der innen homogen aussah (gleichmäßig aufgebaut), aber einen unrunden Rand hatte, was definitiv keine Zyste sein konnte – jedoch zum Beispiel ein gutartiges Fibroadenom (Neubildung einer Brustdrüse). Dies galt es abzuklären und so wurde ich zum Senologen geschickt. Dieser sehr nette Fachmann für die weibliche Brust machte eine weitere Ultraschalluntersuchung und sagte zu dem Prozess in meiner Brust: „Sehr suspekt (verdächtig), aber genauere Erkenntnisse wird eine Biopsie (Probeentnahme) bringen!“

Ich befand mich irgendwie in einer Wolke. Ich dachte bei mir: „Nee, hier geht es doch nicht um mich – das kann nicht sein!“ Meine Brust fühlte sich für mich vollkommen in Ordnung an. Das Gewebe fühlte sich an, als gehörte es komplett zu mir – das wird ein gutartiger Tumor sein! Meine Schwiegermutter sagte mir, dass astrologisch betrachtet für mich kein Tumor vorgesehen sei – etwas mit Knochen würde besser zu der Sternenkonstellation passen, aber in einem Jahr würde ich mich wieder erholt haben. Was? In einem Jahr?! Sie sollte recht behalten.

Ein paar Jahre zuvor war ich mit meinen Geschwistern auf einer spirituellen Reise in Indien gewesen. Dort hatte ich eine Vorhersage für mein Leben erhalten (mein Palmblatt) und auch diese bestätigte: „Keine schwere Erkrankung für dich zu erwarten!“ Ich las noch mal nach: „… mit siebenundfünfzig Jahren machst du eine intensive Erfahrung …“ Oha, ich war siebenundfünfzig!

Das Ergebnis der Biopsie ließ über eine Woche auf sich warten – Ostern kam auch noch dazwischen. Ich beschloss, dass die Welt bis zum vorliegenden Ergebnis in Ordnung wäre. Ich konnte nun ohnehin nichts mehr ändern, und bis dahin wusste ich es noch nicht besser. Also wollte ich Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen.

Wie erging es Dir in der Zeit zwischen Verdacht und Diagnose?

Tagsüber konnte ich mich sehr gut auf die eventuelle Krebsthematik einlassen. Ich verhandelte mit meinem Schicksal. Vielleicht fand ich schnell heraus, was mir dieser Tumor in der Brust sagen wollte. Könnte ich jetzt noch schnell meine Lehren aus dieser ungewissen Situation ziehen, würde sich der Tumor dann gutartig zeigen? Auf welchen Ebenen spielte sich dieser verdächtige Prozess ab – Körper, Seele und Geist? Auf der körperlichen Ebene musste eine Operation erfolgen, auch bei einem gutartigen Tumor, weil dieser verdrängend wuchs. Für die Seele wusste ich von Rüdiger Dahlke, dass die Brust natürlich für Mütterlichkeit steht und die rechte Brust zusätzlich auf ein Vaterthema hinweist.1 Was in aller Welt sollte das sein? Ich hatte keine Ahnung, anscheinend handelte es sich um Hinweise vom Körper, die mir nicht bewusst waren. Der Geist möchte die Zusammenhänge verstehen und die Seele möchte diese fühlen. Ich begann, in meinem Leben zu recherchieren. Welche Dinge waren nicht so optimal gelaufen?

Mein Mann reagierte besonnen. Er behauptete ebenfalls, dass Krebs gar nicht zu mir passe. Er erlebt mich als sehr offenherzig und als jemanden, der auch unangenehme Dinge diplomatisch sagen kann. Vor allem gäbe es bis jetzt noch kein bösartiges Ergebnis und daher könne man ja noch Ruhe bewahren. Zudem war er bereit, alle neuen und für ihn seltsamen Wege mit mir zu gehen: Tarot-Karten legen, astrologische Analysen, esoterische Videos anschauen, lange Festhaltephasen in enger Umarmung und so weiter – das tat gut!

Schließlich rief mich der Senologe, wie verabredet, zu Hause an und sagte mit ruhiger Stimme: „Leider ist es so wie vermutet, der Tumor ist bösartig und muss entfernt werden. Vorher müssen noch ein paar Untersuchungen erfolgen, aber wenn Sie wollen, organisiere ich alles für Sie und gebe Ihnen morgen die Termine durch. Gemeinsam schaffen wir das, der Krebs reagierte nicht auf Antikörper und ist somit weniger aggressiv, das sieht gut aus!“ Ich legte auf und wusste in meinem Inneren, dass ich das Ergebnis eigentlich schon gekannt hatte, nur ein kleiner Teil in mir hatte gehofft, dass es anders sein könnte. Mein Mann war zugegen, bekam alles mit und gemeinsam betrauerten wir das Ergebnis.

Nachts kamen wilde Träume und lange Wachphasen, in denen sich Sorgen breitmachten. Das ist im Übrigen physiologisch, weil wir nachts weniger Glückshormone im Körper haben und durch die Dunkelheit mehr Melatonin bilden, das für Müdigkeit und Schlaf sorgt. Dies verursacht die nächtliche schwermütige Stimmung, wenn wir wach werden.2 Jürgen Zulley erklärt dies im Magazin Gehirn & Geist folgendermaßen: „Epidemiologische Studien zeigen, dass solche Erfahrungen weit verbreitet sind: Ein nächtliches Stimmungstief tritt bei vielen, wenn nicht sogar bei allen Menschen bisweilen auf. Salopp ausgedrückt rutschen wir vorübergehend in eine ,kleine Depression‘.“3

Durch die Interviews mit den Frauen und weitere intensive Recherchen zum Thema Krebs mit den entsprechenden Therapiemöglichkeiten versuchte ich, Klarheit in mir zu schaffen. Dabei sammelte ich ausgewählte Informationen, um zu erfahren, dass die Heilungschancen sehr gut sind und in welcher Art und Weise ich selbst aktiv werden konnte. Das Robert Koch- Institut hat erforscht, dass es vielen Frauen so ergeht: In einer Studie gaben 60 Prozent der an Brustkrebs erkrankten Frauen an, dass sie gerne alle Informationen haben möchten, die sie bekommen können. 39 Prozent fühlten sich dagegen durch zu viele Informationen verunsichert und überfordert.4

Wann informiert man wen über seine Krebserkrankung?

Als ich von der Gynäkologin kam, informierte ich direkt meinen Mann über den verdächtigen Prozess in meiner Brust. Aber da schien es mir noch so weit weg, dass es sich tatsächlich um Krebs handeln könnte. Ich wollte nicht mal in Erwägung ziehen, dass es bösartig sein könnte. Somit waren wir noch gelassen und schoben die Sorgen weit von uns. Als ich vom Senologen zurückkehrte, der „den Prozess“ in meiner Brust sehr verdächtig fand, informierte ich meinen Bruder und meine Zwillingsschwester. Beide waren völlig überrascht und geschockt, aber auch hoffnungsvoll, dass es sich doch als gutartiger Tumor erweisen würde.

Nach der Biopsie, aber noch vor dem Ergebnis, überlegten mein Mann und ich lange, wann wir es den Kindern erzählen. Wir wollten sie nicht zu lange – vielleicht unnötig – in Sorge halten, aber auch nicht vor vollendete Tatsachen stellen, damit sie sich nicht übergangen fühlten. Was sich im Nachhinein als genau richtig herausstellte. Da beide Kinder 500 Kilometer von uns entfernt wohnten, konnten wir nicht mal eben vorbeifahren. Wir wählten einen Freitagabend, an dem beide zusammen waren. So hatten sie genügend Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, bevor sie wieder zur Arbeit mussten. Außerdem wählten wir Videotelefonie, um das Gespräch persönlicher zu gestalten. Ich sagte: „Ich habe einen Tumor in der Brust und es kann sein, dass er bösartig ist. Meine Gynäkologin sagte aber aufmunternd zu mir: ‚Auch wenn er nicht gutartig ist, kommt er weg und wird therapiert – gemeinsam schaffen wir das schon!‘“ Ich ergänzte: „Auf jeden Fall wird am Ende dieses Krankheitsweges Gesundheit stehen! Ich werde leben, auch wenn es ein schwieriger Weg werden sollte!“ Davon war ich wirklich überzeugt und das machte den Kindern Mut. Beide bestätigten, dass es ihnen sehr wichtig war, dass ich vor dem Ergebnis mit ihnen gesprochen hatte. Dadurch fühlten sie sich sicher und wussten, dass ich sie benachrichtigen würde, wenn es mir schlecht ginge! Meine Mutter erfuhr es anschließend, sie war bereits über 80 Jahre alt, aber fit. Auch sie wohnte weiter entfernt und musste per Telefon informiert werden. Sie hatte selbst vor Kurzem Zungenkrebs durchgemacht und sich dementsprechend bereits mit dem Thema „Warum ich?“ auseinandergesetzt. Sie hatte auch Antworten für sich gefunden. Von daher war sie zunächst entsetzt, bekam anschließend sowohl schlaflose Nächte als auch Magenschmerzen. Sie beruhigte sich wieder, als sie hörte, welche Methoden und Wege der Antwortfindung ich bereits angebahnt hatte.

Anschließend erzählte ich es der weiteren Familie und den Freunden über WhatsApp – ich ging offen damit um. Ich wollte kein Getuschel und keine Heimlichkeiten – das kam gut an, alle machten mir Mut und meinten: „Du schaffst das! Du bist so ein positiver, fröhlicher Mensch – wer sonst könnte den Krebs überwinden?!“ Das tat wirklich gut! So behielt ich es bei und informierte alle über den weiteren Verlauf.

In meinem Arbeitsbereich musste ich rechtzeitig die Vertretung regeln und eine Übergabe meiner Klienten organisieren. Dort informierte ich auch die engeren Mitarbeiter und Kollegen über meine Erkrankung, die im Laufe der Zeit schon zu Freunden geworden waren.

In Bezug auf die Weitergabe von Informationen über Erkrankungen gibt es kein Falsch oder Richtig. Jede/r muss ihren/seinen eigenen Weg finden, der ihr/ihm richtig erscheint. Frauen, die weniger mitteilsam sind und sich nicht erklären mögen oder Mitleid und diverse ungewollte Ratschläge vermeiden wollen, wählen genau aus, wem sie sich anvertrauen möchten.

Für Frauen mit kleinen Kindern gibt es gute Bücher zum Erläutern der Erkrankung. Zum Beispiel: „Wie ist das mit dem Krebs?“, ein Kinderbuch über Krebs für Kinder ab sechs Jahren und ihre Familien von Dr. Sarah Roxana Herlofsen. Dazu gibt es kleine Erklärvideos auf Basis dieses Buches im Internet: www.krebshilfe.de/blog/kindern-krebs-erklaeren/

Oder die Broschüre für betroffene Kinder und ihre Angehörigen: „Mir sagt ja doch (k)einer was!?“ von Anita Zimmermann und Gerhard Trabert – kostenlos erhältlich beim Herausgeber Flüsterpost e.V. unter www.kinder-krebskranker-eltern.de.

Wie erging es Dir während des Therapieverlaufs?

Nachdem der Senologe alle Termine für mich geplant und ich die für das Staging notwendige Untersuchungen „abgearbeitet“ hatte – – also die, welche für die Beurteilung des Tumors (Größe und Ausbreitung) nötig sind, –– konnte die Operation erfolgen. Im Krankenhaus fühlte ich mich gut aufgehoben und versorgt. Mein behandelnder Arzt strahlte sehr viel Ruhe und Zuversicht aus. Er sagte, er würde die Brust so operieren, dass anschließend wieder eine Busenform zurückbliebe. Das stimmte auch, interessierte mich aber zu diesem Zeitpunkt vor der Operation gar nicht. Mir war wichtig, dass der Tumor komplett entfernt werden konnte, denn in der letzten Untersuchung (Kernspintomografie) zeigte er sich bereits größer, als er vorher in der Mammografie zu sehen gewesen war. Nach der Operation erfuhr ich zum Glück, dass der Krebs im gesunden Gewebe entfernt werden konnte und die Lymphknoten frei von Tumorzellen waren. Das bedeutete, es konnte das komplette Krebsgewebe entfernt werden mit einem rundherum ausreichenden breiten Rand aus gesundem Gewebe (350 Gramm). Welche Erleichterung!

Der postoperative Verlauf war unauffällig. Anschließend hatte ich allerdings das Gefühl, dass der operierten Brust in meinem BH die Stütze fehlte. Ich hatte permanent ein Ziehen im Narbenbereich und ständig das Bedürfnis, den Busen mit der Hand zu halten. Ich besorgte mir eine Epithese, dieser Brustausgleich aus Silikon half sehr gut und wurde von der Krankenkasse bezahlt. Die Epithese wird in den BH geschoben und gleicht die Lücke aus.

Die anschließende Strahlentherapie hatte ich mit Respekt betrachtet. Im Vorgespräch wollte ich gar nicht so genau wissen, welche Nebenwirkungen auftreten könnten. Einerseits wusste ich, dass es für mich keine Alternative gab – außer ich entschied mich dagegen –, andererseits wollte ich nicht auf irgendwelche Symptome warten, von denen ich gehört hatte. Anschließend fühlte ich ständig in meinen Körper hinein, ob sich etwas veränderte. Als mir das bewusst wurde und ich merkte, welch beunruhigende Wirkung das auf mich hatte, beschloss ich, damit aufzuhören!

Direkt nach der Bestrahlung legte ich jedes Mal eine Ruhephase von mindestens zwei Stunden ein. Innerlich spürte ich ein Surren und eine Unruhe, die sich mit Stille und Meditation auflösen ließ. Schließlich war ich in der Lage, einfach alles auf mich zukommen zu lassen, und mit jedem Tag war ich dankbar, einen weiteren Schritt in Richtung Gesundheit gegangen zu sein. Somit hinterließ die Strahlentherapie zwar eine ungewohnte fleckige Bräunung im Bestrahlungsareal sowie empfindliche Haut, aber sonst blieb ich von Nebenwirkungen verschont. Ich hatte mich auch an die Vorgaben der Strahlentherapeutin gehalten und die Empfehlung von Ulrike Brandt-Schwarze umgesetzt, die in ihrem Buch „Brustkrebs – Was mir geholfen hat“ wirklich wertvolle Tipps gibt. Zum Beispiel keine Salben oder Cremes zu benutzen und keine zusätzlichen Sonnenstrahlen im bestrahlten Hautgebiet zuzulassen, keine Nahrungsergänzungen einzunehmen, um Wasserpflaster gegen das Schwitzen zu bitten (damit die Markierungen auf der Haut zu sehen bleiben), ein Umhängetuch mitzunehmen und einiges mehr.5

Normalerweise erfolgt die Therapie bei einem Brustkrebs, der nicht auf Antikörper reagiert, in dieser Reihenfolge: Zuerst Operation, anschließend Chemo- und erst darauffolgend die Strahlentherapie (bei anderen Tumoren kann auch zuerst die Chemotherapie zum Einsatz kommen). Da mein Fall grenzwertig zwischen Chemotherapie oder keine Chemo lag, empfahl sich für meinen speziellen Tumor die Bestimmung des „Oncotype“. Dies ist eine Untersuchung der Gene aus dem Tumorgewebe. Der „Oncotype DX Breast Recurrence Score“-Test ist ein molekularbiologischer diagnostischer Test, der die individuellen biologischen Merkmale des Tumors untersucht, indem er die Aktivität von 21 Genen im Tumorgewebe einer Patientin bestimmt. Als Ergebnis liefert der Test den sogenannten „Recurrence Score®“-Wert. Dieser Wert zwischen 0 und 100 gibt Auskunft über das individuelle Risiko eines Rückfalls innerhalb von zehn Jahren nach der Erstdiagnose und erlaubt vor allem auch eine Einschätzung, ob man von einer zusätzlichen Chemotherapie profitieren kann.6 Allerdings dauerte es länger als 14 Tage, bis das Ergebnis vorliegen würde, und daher entschied sich die Tumorkonferenz für die vorgezogene Bestrahlung. Natürlich wird einem diese Therapie nur vorgeschlagen, jede Frau entscheidet selbst, ob sie das möchte oder nicht! Mich hat es sehr beruhigt, dass ein Gremium aus Fachleuten meinen Fall diskutierte und nach bestem Wissen und Gewissen gemeinsam zu einem Ergebnis kam. Zu meinem Glück war diese echt teure Untersuchung des Oncotypes, die nur in Amerika möglich ist, seit ein paar Wochen als Kassenleistung anerkannt. Allerdings stellte sich leider heraus, dass mein Tumor zu denen mit hohem Risiko für ein Rezidiv gehörte, und ich von einer Chemotherapie profitieren würde. Hörte sich gut, fühlte sich für mich aber schrecklich an! Ich hatte sehr gehofft, darauf verzichten zu können.

Somit wählte ich eine Onkologin in meiner Nähe und besprach mit ihr das weitere Vorgehen. Diese wollte noch einmal alle Befunde persönlich einsehen, um sich selbst ein Bild zu machen und ein entsprechendes individuelles Schema für mich zusammenzustellen. Als ich den Plan erhielt, musste ich eine weitere Hoffnung begraben: Bis zur geplanten Silberhochzeitsfeier mit dem Thema durch zu sein. Anstatt der erhofften 18 Wochen sollte meine Chemotherapie 24 Wochen dauern. Aber durch die Corona-Pandemie lief in diesem Jahr sowieso alles anders als geplant. Es stellte sich heraus, dass wir auch nach dem Corona-Hygieneplan diese Feier nicht nach unseren Wünschen hätten feiern können. Die neuen Regeln sahen deutlich weniger Gäste im Raum vor, Tanzen wäre verboten, alles mit Mundschutz, Abstand und ohne Buffet – da entschieden wir uns, die Feier einfach um ein ganzes Jahr zu verschieben.

Anschließend beschloss ich, die Chemotherapie durchführen zu lassen. Ich hatte gehört, dass die Nebenwirkungen der Chemotherapie verringert werden können, wenn um die Tage der Chemo-Infusionen 48 Stunden lang gefastet wird. Meine Onkologin sagte, dass zu diesem Thema gerade eine Studie liefe, die nach ersten Erkenntnissen genau das bestätigte, es aber noch nicht offiziell empfohlen werden durfte. Wichtig sei, während der Zeit genügend zu trinken. Somit begann ich am Tag vorher bis einen Tag nach dem Chemo-Zyklus, bei nur flüssiger Kost zu bleiben. Allerdings nur bei Wasser zu bleiben, widerstrebte mir. Ich trank überwiegend Tee und mittags Brühe. Dieses Vorgehen wurde aber nur für die ersten vier großen Zyklen, die dreiwöchentlich liefen, empfohlen. Anschließend kamen 12 weitere Zyklen wöchentlich dazu. In dieser Zeit aß ich vor der Chemo nur Joghurt – aus Zeitmangel – und anschließend normal, machte aber mit dem Intervallfasten weiter (8 Stunden essen / 16 Stunden fasten), weil ich es seit Jahren so gewohnt war.

Von den Nebenwirkungen überfiel mich am Tag der Chemo insbesondere am Nachmittag Übelkeit, gegen die ich eine Bedarfsmedikation einnehmen durfte. Diese half aber nicht, ich spuckte immer ab 17 Uhr. Allerdings konnte ich in der folgenden Nacht immer gut schlafen und am nächsten Tag ein wenig frühstücken. Zwar hatte ich deutlich weniger Appetit auf Essen und Trinken, aber es gelang mir, etwas zu mir zu nehmen. Durch die geringere Nahrungsaufnahme und Appetitlosigkeit wurde es notwendig, dass ich meine Flüssigkeitszufuhr selbst überwachte – ich wollte auf jeden Fall zwei Liter Flüssigkeit zu mir nehmen. Es blieb den ganzen Tag über ein komisches Rumoren im Körper, manchmal wusste ich nicht, was das bedeuten sollte – Hunger? Blähungen? Druck auf der Blase? Außerdem beherrschte mich an manchen Tagen ein ungewöhnlicher Geschmack. Dadurch hatte ich ständig das Bedürfnis, etwas in den Mund zu stecken – Zitronenbonbons oder Ähnliches halfen nur sehr kurzfristig. Es schmeckte dann auch alles gleich – das war schon sehr frustrierend.

Als besonders lästig empfand ich die Verstopfung. Nach dem ersten Chemo-Zyklus hatte ich versucht, über alle Hausmittel das Abführen zu provozieren. Das Glas Wasser auf nüchternen Magen (ayurvedische Methode), Sauerkrautsaft, Pflaumensaft, Leinsamen, drei Liter Flüssigkeit, Darmmassage, Bewegung und so weiter. Nichts half, auch zusätzliche kleine abführende Granulat-Beutelchen nützten nichts, und Abführtropfen kamen ebenfalls zu spät. Schließlich machte ich mir selbst einen kleinen Einlauf. Im Laufe der Zyklen unternahm ich verschiedene Versuche, anders damit umzugehen. Zuletzt nahm ich nach zwei Tagen ohne Stuhlgang abends Abführtropfen – für mich der beste Weg zum Erfolg.

Außerdem verringerten sich bestimmte Blutbestandteile (Leukozyten und Thrombozyten), das bedeutete für meinen Körper, dass sein Abwehrmechanismus stark geschwächt war. Dies wiederum erhöhte die Gefahr, dass sich Entzündungen und Infektionen schneller im Körper breitmachen konnten. Daher musste ich mir hin und wieder subkutane (unter die Haut) Aufbauspritzen in den Bauch geben, um das Knochenmark anzuregen, mehr Leukozyten zu bilden. Die Infektionen machten sich bei mir insbesondere in der Blase und der Niere bemerkbar. Dagegen wurden mir Antibiotika verschrieben.

Zu Beginn der Zyklen stellte sich ein heftiger Magenschmerz ein, den ich bisher noch nicht gekannt hatte. Eine gewisse Empfindlichkeit im Magen-Darm-Bereich blieb dann die ganze Zeit, sodass mir meine Onkologin empfahl, einen Sud von goldenem Leinsamen abzukochen und zu trinken. Sehr wertvoll und hilfreich!

Mit der zusätzlichen Einschränkung meines Kaffeekonsums und der Meidung von scharfen und zu kalten Speisen ersparte ich mir weitere Nebenwirkungen.

Direkt zu Beginn – zwei Wochen nach der ersten Infusion – verlor ich meine Haare. Zwar nicht komplett und auch nicht büschelweise, aber doch am ganzen Körper. Mit jedem Zyklus wurden es weniger Haare. Ich hatte mich bereits rechtzeitig vorher mit einem Zweithaar und diversen Tüchern und Schals für den Kopf eingedeckt.

Insgesamt normalisierten sich die Symptome nach der ersten Woche von Teil 1 der Chemo wieder, in der zweiten Woche war immer noch ein deutlicher Kraftverlust zu spüren, insbesondere beim Treppensteigen oder bei anderen körperlichen Belastungen. Aber die dritte Woche zwischen den Zyklen, die sehr wichtig war, um dem Körper die Gelegenheit zu geben, die Blutwerte wieder zu regulieren, empfand ich immer als geschenkte Zeit!

Danach folgte der zweite Part der Chemo mit einem neuen Medikament auf Eibenbasis. Zwölfmal – einmal pro Woche! Nach dem fünften Zyklus hatte ich nachts vermehrt diffuse Krämpfe in den Beinen, die sich so schnell nicht beseitigen ließen. Daraufhin wurde das Medikament der Chemo reduziert und ich sollte einen Vitamin-B-Komplex einnehmen. Diese Maßnahme war zunächst erfolgreich, bis zum achten Zyklus. Ich spürte ein starkes Kribbeln in den Händen und Füßen, jetzt kamen auch Armkrämpfe dazu, tägliches Nasenbluten, eine Veränderung des Gleichgewichtssinns und das Schwinden meiner Kraft. Wenn ich eine Treppe hochstieg, brauchte ich eine Pause und wurde kurzatmig. An diesem Punkt beendete meine Onkologin die Therapie und sagte: „Wenn wir jetzt nicht aufhören, behalten Sie die Symptome für immer!“ Ich war total verwirrt und wusste nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht. Es kam so plötzlich, ich fragte mich, ob ich hätte länger aushalten sollen – aber eine Woche später dachte ich: „Wie gut, dass ich fertig bin mit den Chemos!“, denn alle Symptome hatten sich noch verstärkt und mein Körper hatte wirklich Erholungsbedarf!

Was mir bei den Nebenwirkungen geholfen hat:

Mit Meditation den Kopf auszuschalten und weniger in den Körper hineinzuhören, um mich nicht in die Nebenwirkungen hineinzusteigern.

Ablenkung suchen (Musik, Hörgeschichten, Entspannungsübungen).

Zitronen-, Pfefferminz- oder andere „frische“ Bonbons lutschen.

Enzyme von Ananas, Linsen und Papaya in Tablettenform einnehmen.

Tee trinken (Früchtetee, Pfefferminze, Kräutertee – gerne mit Honig).

Aromatherapie über Zerstäuber (Bergamotte, Lavendel, Pfefferminze usw.) oder einen Roll-on-Verteiler auf die Schläfen. Auch mal ein Tropfen Pfefferminzöl mit Honig bei Übelkeit.

Etwas Schönes machen (Spaziergänge, Familie treffen, mit Freunden erzählen, tanzen, lesen).

Bewegung – gerne kleine Waldspaziergänge oder leichte Yoga-Übungen.

Auf leichte Kost achten, nur die Lebensmittel essen, auf die ich wirklich Lust hatte.

Bedarfsmedikamente einnehmen.

Sobald ich mich nach einem Zyklus wieder in der Lage fühlte, sportlich aktiver zu sein, habe ich Yoga gemacht, auch wenn zeitweise nur ein paar Dehnungsübungen möglich waren. Die Gelenke sollten beweglich bleiben. Habe ich ein paar Tage lang darauf verzichtet, spürte ich das sofort. Es gibt im Internet richtig gute Yoga-Anleitungen extra für Frauen nach einer Brustkrebsoperation. Zum Beispiel mit Stefanie Ebenfeld auf der Seite brustkrebszentrale.de. Sie war vor vielen Jahren selbst an Brustkrebs erkrankt und weiß, welche Übungen für Brustkrebspatientinnen besonders gut geeignet sind und worauf man bei der Ausführung der Übungen achten sollte. Sobald ich fitter war, habe ich immer wieder an meinen Zumba-Kursen teilgenommen, aber nur so viel mitgemacht, wie ich konnte.

Früher wurde den Frauen während der Krebstherapie Ruhe und Erholung empfohlen, heute weiß man mehr. Die Patientenleitlinien Brustkrebs im frühen Stadium empfehlen: „Begleitend zu Ihrer Krebsbehandlung sollen Sie so gut wie möglich körperlich aktiv bleiben und sich viel bewegen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Sport und Bewegung einen positiven Einfluss auf das gesamte Wohlbefinden von Betroffenen haben. Aus zahlreichen Studien gibt es Hinweise, dass Patientinnen, die sich regelmäßig sportlich betätigen, weniger Schmerzen haben und länger leben.“7 Die körperlichen Übungen sollten einen nicht überfordern, aber durch körperliche Fitness lassen sich auch häusliche und berufliche Arbeiten leichter bewältigen. Vor allem steigt das Vertrauen in den eigenen Körper wieder und die Abwehrkräfte werden gestärkt. Das Leitlinienprogramm Onkologie empfiehlt weiter: „Suchen Sie sich am besten eine Sportart, die Ihnen Spaß macht. Besonders geeignet sind Nordic Walking, Joggen, Schwimmen und Radfahren. Auch Ballspiele, Tanzen oder Gymnastik halten Sie fit. Viele Sportvereine und auch Fitnessstudios bieten inzwischen Gruppentraining für Krebspatientinnen an.“8

Zum Thema Ernährung wird vieles empfohlen. Jede Frau muss für sich herausfinden, was ihr guttut. Auf jeden Fall ergibt es keinen Sinn, auf Kohlenhydrate zu verzichten, um den Krebs auszuhungern, denn der Körper kann auch aus anderen Nährstoffen Zucker produzieren. Wenn man eine dieser angebotenen Diäten wie die Öl-Eiweiß-Kost, die Ketogene-Diät, die Breuß-Diät, die Gerson-Diät, Heilfasten oder die Rote-Bete-Diät oder andere ausprobieren möchte, sollte man dies auf jeden Fall mit seinem Arzt oder seiner Ärztin besprechen, da bei allen Diäten auf bestimmte Nährstoffe verzichtet werden soll.

Ich habe für mich beschlossen, auf Schweine- und Rindfleisch zu verzichten und lediglich am Wochenende Geflügel zu essen. Forscher fanden heraus, dass rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) reich an Eisen ist. Dieses Eisen beeinflusst die Produktion des Hormons Östrogen, soll das Erbgut schädigen und die Zellteilung fördern. Das sind wichtige Faktoren bei der Entstehung von Krebs. Zudem reagierte mein Tumor auf Östrogen mit Wachstum. Bereits vor meiner Krebsdiagnose habe ich regelmäßig Fisch, viel Gemüse sowie Vollkorn- und Vollwertprodukte gegessen und immer frisch gekocht. Ich beschloss, viel mehr Obst zuzubereiten, da mir schon meine Gynäkologin empfohlen hatte, Ananas als ganze Frucht zu kaufen und frisch zu essen. Diese wirke entzündungshemmend und abschwellend, was mir nach der Operation guttun würde. Daraufhin habe ich tatsächlich viele Rezepte mit Ananas ausprobiert und merkte, dass es sowohl für Smoothies als auch für Obstsalat und Kompott viele leckere Gerichte gibt, die ich bisher noch nie gekocht hatte. Überraschenderweise wurde auch mein Appetit auf Süßigkeiten deutlich geringer, je mehr Obst ich aß. Mein Mann beschloss zudem, dass wir nicht mehr mit Holzkohle grillen würden, sondern mit Gas, um krebsfördernde Stoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und heterozyklische Amine zu vermeiden. Daher legten wir uns einen neuen Grill zu. Durch diese Anschaffung entwickelte sich bei ihm die Motivation, sich ganz neu mit dem Thema Grillen und Kochen zu beschäftigen und völlig neue Rezepte auszuprobieren. Da ich im Laufe der Therapien oftmals küchentechnisch ausfiel und er bisher nicht kochen konnte, lernte er, ganze Menüs auf dem Grill zu zaubern. Das Leitlinienprogramm Onkologie sagt zum Thema Ernährung: Es ist für das Wohlbefinden wichtig, so gut und so ausreichend wie möglich zu essen. Das kann auch dazu beitragen, die Krebsbehandlung gut zu überstehen. Nach Meinung der Expertengruppe sollte die Ernährung daher ausgewogen und abwechslungsreich sein.9

Nach der Chemotherapie folgte die Antihormontherapie. Diese war für die folgenden fünf Jahre geplant (siehe Seite →). Insgesamt zog sich mein Krankheitsverlauf fast ein Jahr lang hin, erst danach fühlte ich mich wieder fit genug, um zur Arbeit zu gehen. Zum Glück zog sich der Start noch ein paar Wochen hin, denn ich hatte diverse Urlaubstage übrig, sodass mir etwas Zeit blieb, bevor ich beruflich wieder richtig startete.

Wie reagierte Dein Umfeld auf die Diagnose Krebs?

Meiner Erfahrung nach reagieren die meisten Menschen im ersten Augenblick fast alle gleich: Erst einmal sehr erschrocken, sprachlos, manchmal hilflos. Was? Oh, nein! Nicht du! Die nächsten Reaktionen waren sehr unterschiedlich. Personen, die Frauen kannten, die bereits Brustkrebs durchgemacht hatten, sagten: „Das ist ja heute wirklich gut zu therapieren und meine Schwester, Freundin, Mutter … hat das auch gut überstanden – schon seit xy Jahren!“ Einige waren betroffen und weinten plötzlich los, das hat mich berührt und ich musste immer mitheulen. Die einen wollten mich übermäßig beschützen, die anderen die Erkrankung eher ausblenden. Andere bedauerten mich: „Oh, mein Gott, das tut mir so leid für dich!“ Viele sagten, dass sie mich als starke Persönlichkeit erlebten und ich dementsprechend den wohl steinigen Weg auch gut schaffen und erfolgreich gehen würde. Ein paar Frauen sagten: „Wegen dir bin ich erst mal zum Gynäkologen gegangen.“ Oder: „Ich habe doch noch an dem Mammografie-Screening teilgenommen!“ Meine Lieblingsreaktion ist: „Wenn du mal richtig frustriert bist und jemanden anschreien möchtest, aber das bei deinen Lieben um dich herum nicht tun magst, dann ruf mich an!“ Zu köstlich! Sehr schön waren die vielen Hilfsangebote. Ich hatte direkt ein Netz von Menschen, die mich fahren, für mich einkaufen, putzen, kochen wollten, oder einfach nur anboten, dass ich sie jederzeit anrufen dürfe, wenn ich Redebedarf hätte. Offenheit kann Nähe schaffen. Auch Freunde, die ich länger nicht gesprochen hatte, meldeten sich nun regelmäßig, um zu hören, wie es mir ging. Leider erlebte ich diese Krankheitsgeschichte mitten im Corona-Lockdown und somit durfte mich keiner in den Arm nehmen. Das war sehr schwer für mich und alle Personen um mich herum.

Des Weiteren hatten viele Freunde gute Ratschläge für mich: Iss nur noch dies und jenes! Benutze bei der Chemo eine Kühlhaube! Mach diese und jene Übungen. Kaufe dir folgende Nahrungs-Ergänzungsmittel! Fasten soll helfen! Mach regelmäßig Pausen, insbesondere Mittagspausen! – Mir wurde dabei deutlich, dass ich mich oftmals genauso verhalte. Ich gebe gern mein Wissen weiter – oftmals ungefragt, darüber habe ich lange nachgedacht. Dahinter steckt jedoch der Wunsch, jemanden positiv unterstützen zu wollen und die eigenen Erfahrungen oder Informationen zu teilen. Manche Hinweise sind vielleicht sehr wertvoll. Ich bin den meisten Tipps nachgegangen und habe einige umgesetzt.

Ich war natürlich auch selbst schon in der Situation, auf Krebsdiagnosen bei Freunden reagieren zu müssen. Daher weiß ich, dass Personen unterschiedlich auf direkte Ansprache reagieren. Aber in der Regel ist wertschätzender, offener Umgang besser, als einer Kommunikation aus dem Wege zu gehen, irgendeine Floskel daher zusagen oder gar den Betroffenen zu meiden. Es gibt da aber kein Falsch oder Richtig. Wichtig ist, dass man authentisch bleibt. Ist jemand ein eher stiller Typ und redet nicht gerne darüber, reicht ein stiller Händedruck, ein verständnisvoller Blick oder eine Umarmung aus. Das ist nonverbale Kommunikation. Ohne viele Worte zu machen, kann auch effektiv viel Kraft gewünscht werden. Andere Erkrankte wollen gerne über ihren Krankheitsverlauf reden und teilen ihre Erfahrung mit, dann könnte es wichtig sein, einfach zuzuhören. Mir taten besonders die Angebote der anderen gut, für mich da zu sein, wenn ich Hilfe oder Gespräche benötigte. Das übernehme ich in Zukunft für meinen Umgang mit anderen Menschen, die mir ihre Diagnose mitteilen.

Meiner Erfahrung nach ist es auf jeden Fall sinnvoll, dem Umfeld zu erklären, wie es einem geht und welche Unterstützung man sich konkret wünscht. Das gibt einem auch die Gelegenheit zu sagen, was möglicherweise zu viel ist. Zum Beispiel: „Heute schaffe ich nur einen kleinen gemeinsamen Spaziergang um den Block, mehr nicht, magst du mit mir gehen?“

Auch dem Partner und der Familie sollte man mitteilen, was sich gut anfühlt, was eher nicht, und wofür die Kraft reicht. Gerne darauf aufmerksam machen, worauf man richtig Lust hat. Die Angehörigen sollten die Wünsche und Bedürfnisse der/des Erkrankten respektieren. Jeder Mensch ist anders und auch die Bedürfnisse ändern sich durch eine Krebserkrankung. Viele wünschen sich einfach ein Stück Normalität.

Experten raten zu Offenheit: „Es braucht Mut auf beiden Seiten, sich neu aufeinander einzulassen. Wichtig ist, die eigenen Gefühle nicht zu unterdrücken, auch nicht die unangenehmen oder scheinbaren Tabuthemen“, sagt Dr. Bruns.10