Buch der 14 Wahrheiten - Masimero - E-Book

Buch der 14 Wahrheiten E-Book

Masimero

0,0
13,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wer wünscht sich nicht Glück und persönliche Erfüllung im Leben? Ein unscheinbares Büchlein, das mir auf besondere Weise zugefallen ist, erzählt von 14 Wahrheiten, welche auf alten Überlieferungen gründen. Lassen auch Sie sich inspirieren, liebe Leserin und lieber Leser. Denn das Suchen hat nicht mit dem Finden ein Ende, sondern mit dem Erkennen, dass die Suche selbst das Glück ist.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

XIV

Masimero

Prolog

I

Visionen schaffen

II

Ruhe finden

III

Hingabe bekennen

IV

Ausdauer entwickeln

V

Mut beweisen

VI

Neugierde wahren

VII

Grenzenlosigkeit zulassen

VIII

Grosszügigkeit pflegen

IX

Liebe schenken

X

Schönheit wählen

XI

Dankbarkeit leben

XII

Freude empfinden

XIII

Demut zeigen

XIV

Vergänglichkeit annehmen

Epilog

XIV

XIV

Buch der 14 Wahrheiten

Masimero

Copyright © Masimero

2021

Alle Rechte vorbehalten

Das Suchen hat nicht mit dem Finden ein Ende, sondern mit der Erkenntnis, dass die Suche selbst das Glück ist.

Prolog

Dass die überlieferten Weisheiten dieser Welt irgendwo geschrieben stehen, habe ich schon immer geahnt. Und damit bin ich gewiss nicht alleine.

Ein Blick auf die Ereignisse, die vor unserem irdischen Dasein das Gesicht dieser Welt gezeichnet haben, lässt erahnen, dass es stets jene Auserwählten gegeben haben muss, die mehr wussten als der Rest.

Es waren jene, die nicht nur Teil unser aller Geschichte waren, sondern zugleich auch Schöpfer. Jene, die Spuren auf unserem Planeten hinterlassen haben, die allen Witterungen und Wendungen trotzten.

In jedem einzelnen von uns, die wir ein Stück dieser gemeinsamen Geschichte in unseren Genen tragen, schlummert das Wissen um diese verborgenen Wahrheiten.

Der Schlüssel, um die darin innewohnende Macht zu entfalten, ging hingegen nur durch wenige Hände, auch wenn viele sich sehnend danach streckten.

Die Quelle der Weisheit zieht uns an, ohne dass wir uns dagegen wehren können. Es ist die unbewusste Ahnung, dass wir nur ein Staubkorn von den Momenten entfernt sind, die alles verändern.

Sie treibt uns nach Feierabend, an den Wochenenden und Ferientagen über die wohlbekannten Pfade hinaus in heilige Hallen, in abgelegene Wälder, über die grossen Meere und hoch hinauf auf die höchsten Gipfel.

So ist es schon immer gewesen. Die Suche nach dem Besonderen führt meist in die Ferne – in ferne Welten oder ferne Sphären. Dort, wo wir all unseren Mut zusammennehmen und so manche Prüfung bestehen müssen, glauben wir Abenteurer des Lebens, die verborgenen, Puzzleteile des Glücks zu finden.

Auch mir ist es nicht anders ergangen. Jahrzehntelang habe ich die Worte der Weisheit in den entferntesten Winkeln der Erde gesucht.

So wertvoll, wie sie sind, müssten sie doch an einem besonderen Ort versteckt sein, der das Äusserste von mir abverlangt.

Und so brach ich auf zu den Pyramiden, zu heiligen Tempeln im Osten, verborgenen Schluchten im Westen, weiten Wüsten rund um den Äquator, wilden Klippen im Süden, hohen Gipfeln im Norden und in die tiefsten, unberührtesten Wälder.

Die ersehnten Weisheiten aber, von denen ich glaubte, sie würden sich nur den Mutigsten und Ehrenhaftesten enthüllen, blieben mir weiterhin verborgen.

Im Rückblick muss ich wohl erkennen, dass ich mich mit jeder dieser Reisen vorübergehend etwas mehr vom Kern der Wahrheit entfernte. Mit jeder Rückkehr aber bewegte ich mich wieder einen Schritt auf sie zu; ein Schritt, den ich womöglich ohne diese Reisen nicht hätte gehen können. Das ersehnte Stück des Zaubers fand ich schliesslich dort, wo ich schon viele Male zuvor gewesen war.

Eines Tages, als die Zeit gekommen war, fielen mir die Worte und Zeichen einfach zu. Oder zumindest schien es mir so. Denn gefunden habe ich diese Zeilen, die ich hier niederschreibe, an einem ganz und gar anderen Ort, als dort, wo ich sie erwartet habe.

Aber wer weiss denn schon, wie das Schicksal jene auswählt, denen es dieses oder jenes gewährt, und ob wir allenfalls die Fügung mit unserem Tun beeinflussen?

Mittlerweile glaube ich zu wissen, dass es so ist – jedoch in anderer Weise, als ich mir dies ausgemalt habe.

Doch ich greife vor und muss uns in dieser Sache zur Geduld mahnen.

Noch gut erinnere ich mich an den Moment, in dem ich die vergilbten, unscheinbaren Seiten zum ersten Mal aufschlug. Manches Mal müssen sie seit ihrer Entstehung bereits kopiert worden sein. Einige Teile schienen erneuert und ersetzt. Die Zeichen und die Sprache, in der sie geschrieben sind, ist meiner wohl ähnlich, und dennoch sind die Inhalte so verfasst, dass auch meine Vorgänger aus anderen Teilen der Welt sie verstanden haben.

Im ersten Moment schienen mir die Symbole, welche das Büchlein füllten, wie ein Rätsel. Ihre Bedeutung hat sich mir erst Schritt für Schritt aufgetan – selbst wenn ich im Nachhinein nicht so genau sagen kann, wie das Entziffern vor sich gegangen ist.

Es mag sein, dass meine Vorgänger ihre Abschriften dahingehend angepasst haben, dass die Botschaft auch heute noch verstanden werden kann.

Dennoch bin ich mir sicher, dass die Wahrheiten, welche sich mir in langen Nächten offenbart haben, dem entsprechen, was die wenigen Eingeweihten über die Jahrhunderte von Hand zu Hand weitergereicht hatten und was sich einmal, vor noch längeren Zeiten, als solche herauskristallisiert hatte.

Als ich im gedämpften Schein der Lampe meines Lesezimmers wieder und wieder durch die Seiten blätterte, wurden mir plötzlich Augen geöffnet, die ein anderes Licht auf Ereignisse unser aller Geschichte warfen. Und so schwierig es war, diese Erkenntnisse in Worte zu fassen, so sehr bin ich voller Hoffnung, dass auch meine Schrift Ihre Lider, liebe Leserin und lieber Leser, etwas anzuheben und den Blick zu öffnen vermag.

Hätte ich zu anderen Zeiten gelebt, hätte ich die Worte wohl am ehesten auf einem Platz verkündet, an eine Pforte genagelt oder als Flugblätter über die Menschen regnen lassen – wenn ich denn den Mut gehabt hätte. Denn sie kund zu tun scheint mir nicht ohne Gefahr, mag es doch auf einige wirken, als sei man verrückt geworden und von irrsinnigen Geistern befallen.

Vielleicht ist es auch töricht von mir, zu glauben, dass ich damit eine gute Tat vollbringe, indem ich die bisher verborgenen Botschaften auf diesem Weg verbreite.

Vielleicht wäre es besser, sie geheim zu halten und so weiterzugeben, wie sie den Weg zu mir gefunden haben – als Zeichen, Taten und Geschehnisse, die erst in ihrem Wirken sichtbar werden.

Einige Male habe ich mich beim Niederschreiben dieser Zeilen gefragt, ob es mir gelingen würde, mehr als nur das Erscheinungsbild der Worte zu transportieren.

Würde es mir gelingen, die Seele der Wörter spürbar zu machen?

Würden sich durch meine Ausdrucksweise die Wahrheiten Stück für Stück allen Interessierten, den Theoretikern und den Praktikern, den Denkern und den Schaffern, den Skeptischen und den Vertrauensvollen offenbaren?

Nun, Sie werden es erfahren und selbst bewerten können, wenn Sie sich diese Seiten bis zum Schluss zu Gemüte führen.

Wann, wenn nicht heute, wäre der Moment, das Wagnis einzugehen, diese 14 Wahrheiten allen Menschen unserer Welt zugänglich zu machen?

Die Menschheit, so scheint es mir, steht schwierigen Herausforderungen gegenüber.

Wir haben die Natur und alles Leben gezähmt, was auf unserem Planeten schwimmt, kriecht, geht und fliegt. Über eines nach dem anderen haben wir stets mehr und mehr Kontrolle gewonnen, und gleichzeitig scheint es manchmal, als hätten wir genau damit alle Kontrolle verloren.

Es genügt nicht mehr, dass nur ein Kreis Auserwählter über die weisen Worte dieses besonderen Büchleins Bescheid weiss.

Wenn wir unsere gemeinsame Geschichte zu unseren Gunsten weiterschreiben wollen, dann müssen alle wissen, was bisher so vielen verborgen geblieben ist oder sich nur aus zweiter Hand zeigte, und wonach so viele ihre Hände ausgestreckt haben, nur um zu fühlen, wie das Ungreifbare ihnen durch die Finger rieselt wie Millionen von Sandkörnern.

Ich selbst bin nur eine kleine Figur. Wer genau ich bin, spielt in dieser Geschichte keine Rolle, so wie es nie eine Rolle gespielt hat, wer die Männer und Frauen waren, die diese Zeilen kannten. Es ging immer nur um jene Augenblicke, die sich zu unserem Erbe verwoben haben.

Als Masimero, wie ich auch genannt werde, berichte ich von dem, was mir in die Hände fiel.

Und wenn Sie vielleicht später noch einiges mehr über mich erfahren werden, so vermischen Sie es nicht mit dem Kern dessen, was ich Ihnen weitergebe. Denn ich bin nicht der Weise, sondern bloss der Suchende, der in dieser Suche die folgenden Worte gefunden hat.

Nun habe ich einiges über meine Gedanken berichtet, und warum ich mich entschieden habe, diese besonderen Worte mit Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, zu teilen.

Wie ich selber in den Besitz dieser Zeilen gekommen bin, dazu habe ich schon einiges angedeutet.

Die vollständige Geschichte ist nicht ganz einfach zu erzählen, und sie würde es erfordern, dass ich weiter aushole. Ich möchte es aber nur insofern tun, dass es möglich ist, die Bedeutung der Botschaft zu verstehen, in die sie eingebettet ist.

Der Ort, wo meine Augen schliesslich auf das Büchlein mit den 14 Wahrheiten aufmerksam wurden, liegt unweit von dort, wo ich lebe, an einem kristallklaren See, der wiederum eingerahmt ist von schneebedeckten Bergen.

Etwas flussabwärts befindet sich eine Holzbrücke, die schon so manche Wendung der Zeit erlebt hat.

Seit Jahrhunderten steht sie dort und vereint zwei Landstücke, welche eine neue und eine alte Stadt auf sich tragen.

Ist es ein Zufall, dass es gerade am Fusse einer Brücke war, wo mir dieses kleine Büchlein aufgefallen ist, dessen Schutzhülle im leichten Windhauch flatterte?

Die Menschen haben – zuerst aus Holz, dann aus Stein und später aus noch vielen weiteren Stoffen – Verschiedenes zu bauen gelernt. Das allermeiste davon war dazu da, das eine vom anderen zu trennen.

Doch Dinge voneinander zu trennen ist selten das, was zu Glück, Segen und Reichtum führt. Glück, Segen und Reichtum bedingen, dass man Sachen zusammenführt.

Ist es also nicht wunderbar, dass mir diese Zeilen am Fusse eines Bauwerkes zugefallen sind, das dazu errichtet wurde, Menschen zu verbinden, statt sie zu trennen?

Wie dem auch sei. Das Büchlein lag etwas unterhalb der Brücke, verborgen von einem Holzbalken und bedeckt von Dreck und Staub, aus dem wir alle gemacht sind und zu dem wir alle zurückkehren werden.

Und hätte ich nicht zuvor unbewusst meine Sinne dafür geschärft, wäre wohl auch ich einfach daran vorbeigelaufen, wie es vermutlich so viele vor mir getan haben, unwissend darüber, was gerade ihren Weg kreuzte.

Ob es das Rascheln war, das der leise Wind auf des Büchleins Hülle erklingen liess, und das mir in dem Moment auffiel, oder ob mich tatsächlich ein höherer Sinn angeleitet hat, innezuhalten statt weiterzugehen, kann ich nicht sagen.

Auf jeden Fall konnte ich dem Impuls nicht widerstehen und habe mich zu diesem verwitterten Päcklein hinuntergebückt, das der frische Lufthauch bereits etwas von seinem staubigen Überzug befreit hatte.

Ich habe das Päcklein mit der durchsichtigen Schutzhülle aufgehoben, diese entfernt und den Inhalt vorsichtig aus seiner Hülle gezogen.

Während ich es leicht zitternd in der einen Hand hielt, rieb ich mit der anderen etwas Staub vom Umschlag des Büchleins, der den Weg in die durchsichtige Plastikhülle gefunden hatte.

Als ich kurz aufschaute und mich umblickte, ob ich beobachtet würde, sah ich, wie der Wind die von mir weggewischten Staubteilchen weiter flussabwärts getragen hatte, und wie sich die Staubwolke langsam auf die glitzernden Wassertropfen legte, die gemeinsam den fortwährenden Strom unter der Brücke bildeten.

So wie ich den Blick wieder auf das Büchlein senkte, das in Leder gefasst war und dessen Seiten bereits etwas von der Witterung der Zeit gezeichnet waren, schien es mir, als stünde die Zeit still. Eine geraume Zeit musste das Büchlein schon an diesem Ort gelegen und womöglich mehrere Winter auf seinen nächsten Finder gewartet haben.

Sein Umschlag war unscheinbar und trug nur die Zeichen, die nun auch dieses Deckblatt zieren, die ich aber in ihrer verschlungenen Gestalt in jenem Moment noch nicht entziffern konnte.

Bilder suchte ich auf dem Umschlag ebenso vergeblich wie Farben oder andere Zeichen jenes Reichtums, mit dem es gefüllt war.

Während ich die Seiten durch die Fingerspitzen streichen liess, fiel mir schnell auf, dass ich die Buchstaben und Symbole darin nicht sofort verstehe, wie ich dies bereits auch erwähnt habe. Dennoch sprachen sie tief in mir etwas an, und ich fühlte mich auf eine Weise verstanden, wie es selten zuvor geschehen war.

Ist es nicht ausserordentlich, dass mir schon in diesem Moment schien, dass nicht ich das Büchlein verstehe, sondern dass das Büchlein mich versteht?

So anders sind wir es uns gewohnt, weil wir meist ausserhalb nach dem suchen, was wir zu finden hoffen.

Nun, da ich Ihnen erzählt habe, wo mir das kostbare Büchlein in die Hände gefallen ist, muss ich denn auch anfügen, dass diese Informationen keine Vorteile bringen, als das Wissen, wie es sich mit meinem Weg vereint hat.

Wohl habe ich das Büchlein weitergegeben, wie es die Tradition von mir verlangt. Keiner meiner Vorgänger – und ich hoffe, auch niemand nach mir – hat sich diesem Grundsatz widersetzt, und ich vertraue auf die Fügung, dass es auch künftig den Weg so zeichnen wird, dass die Obhut des wahren Büchleins jenen zuteilwird, die in ihm auch die Vergänglichkeit seines Besitzes anzuerkennen wissen.

Denn es ist ein Gesetz der Natur, wie wir noch sehen werden, dass Dinge kommen und wieder gehen. Nichts bleibt für ewig an seinem Ort.

So habe auch ich einen neuen Ort gewählt, die Seiten dem Lauf der Zeit wieder hinzugeben, auf dass sie jemand Weiterem zufallen mögen, der ihre Zeichen auf seine oder ihre Art lebendig macht und bewahrt.

Bevor Sie nun also Ihre Taschen und Koffer packen und jene Holzbrücke in der Stadt am kristallklaren See suchen, die ich als meinen Fundort beschrieben habe, lassen Sie mich Ihnen versichern, dass es andere Vorbereitungen braucht, diese Wahrheiten zu finden, als Koffer und Taschen zu packen.

Und lassen Sie mich Ihnen zuerst einen Teil dessen erzählen, was mir das Büchlein verraten hat, auf dass auch Ihre Suche nicht durch das Finden, sondern durch das Suchen zum Glücke führt.

I

Visionen schaffen

Als ich nämlich zu Hause das Büchlein erneut aus meiner Tasche gezogen habe, um es eingehender zu studieren, da überkam mich die Ahnung, dass ich die Botschaft bereits kennen würde, die es enthielt, obschon ich die Symbole in diesem Moment noch nicht mit Gewissheit entziffern konnte.

Ich habe Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, eingangs anvertraut, dass es im Falle dieser Schrift ganz anders war als bei allen anderen Büchern, die ich zuvor gelesen habe.

Statt dass ich das Buch gelesen habe, hat das Buch mich gelesen. Statt Antworten zu geben, hat es Fragen gestellt, wie es jeder interessierte Lehrer tun würde, weil Fragen die Samen jeder Wahrheit sind.

Auf diese Weise hat sich sein Inhalt mit dem vereint, was bereits in mir angelegt war und hat so mein Innen nach aussen gekehrt.

Da ist sie also wieder; die Brücke, die vereint und dafür sorgt, dass Teile zueinander finden, die nur miteinander Sinn ergeben, wie das Alte und das Neue, die Freude und die Trauer, das Kommen und das Gehen, das Innen und das Aussen.

So, wie alles zwei Seiten hat, so war auch alles, was ist, und alles, was sein wird, zuerst im Innen und erst dann im Aussen.

Unsere Welt ist stets ein Spiegel dessen, was wir in uns tragen.

Allen voran spiegelt sie unsere Gedanken und Überzeugungen wider, und sie tut es stets von Neuem, und sie tut es immer gleich, bis zu jenem Moment, in dem wir unser Inneres, unsere Gedanken und unsere Überzeugungen ändern.

Bereits Kinder wissen, nachdem sie sich selbst erkannt haben, dass sich im Spiegelbild nichts Dauerhaftes verändern lässt. Will es seine Frisur verändern, einen Fleck im Gesicht entfernen oder die Lippen rot anmalen, so muss es dies bei sich selbst tun, und nicht im Spiegelbild.

Ebenso soll auch unser Handeln sein. Es ist nur durch uns selbst möglich, die Welt in jenem Licht erscheinen zu lassen, in dem wir sie sehen wollen – nämlich dadurch, dass wir bei und in uns selbst verändern, hinzufügen und entfernen.

Stattdessen scheint es manchmal, als haben es sich viele in der heutigen Zeit zur Gewohnheit gemacht, die Welt verändern zu wollen, indem sie die anderen verändern.

Seltsam, dass Erwachsene manchmal gerade für jene Dinge blind sind, die sich bereits einem Kind offenbaren.

Der höchste Mensch gebraucht sein Herz wie einen Spiegel, hat ein Gelehrter aus dem Osten einmal Worte ausgesprochen, welche bildhaft für jenes stehen, das mich das Büchlein zu Beginn lehrte. Er geht den Dingen nicht nach, und er geht ihnen auch nicht entgegen. Er spiegelt sie wider, ohne sie festzuhalten.

Was ich damit in diesem Büchlein gefunden habe, dessen Saat habe ich in den Jahren zuvor bereits in mir und in meinem Herzen getragen.

Einige, die mich kennen würden, mögen dabei wohl sagen, dass sie davon nichts gesehen haben.

Aber sieht man denn die Saat, die ein Bauer der Erde anvertraut, bevor die Natur sich ihrer annimmt und ihre Zeit reif ist?

Und selbst wenn der innere Zauber endlich zur Entfaltung gekommen ist, so sehen ihn nur jene, die sich ihm zuwenden.

Leider wird ein Zauber auch allzu schnell zur Gewohnheit, und man sieht darin bald nur noch die Selbstverständlichkeit, mit der wir so vieles betrachten: Die wunderbarsten Blumen und die süssesten Früchte, die scheinbar aus dem Nichts erwachsen, und die in ihrer ganzen Pracht bereits in ihrem Inneren angelegt waren, vermögen oft nur noch die Kleinsten sowie die grössten Geister in Erstaunen zu versetzen. Andere treten ihnen scheinbar blind gegenüber.

Dabei konnten wir es alle einmal – das Staunen. Damals, als wir noch Kinder und die Bande zu unserer Phantasie noch eng und gebräuchlich waren.

Während wir aber heranwuchsen, verlagerte sich unser Leben stets mehr nach dem Aussen, und so lösten wir die Bande zu den inneren Bildern und zu unseren Visionen eins ums andere.

Dabei waren sie es, die uns haben wachsen lassen, mit einer Kraft, wie wir es niemals später mehr wiederholen konnten. Und doch sind es gelegentlich diese unsichtbaren Phantasien, die auch im Alter noch für unser Aufblühen besorgt sind.

Was immer wir uns im Aussen wünschen, müssen wir zuerst in uns selbst zum Leben erwecken, mit aller Fantasie, mit aller Buntheit und mit allen Verrücktheiten, die uns als Kind zu eigen waren.

Damals, als wir mit Ballonen flogen, die Welt mit Gefährten aus Stoff und Lumpen eroberten und mit Pappe in See stachen.

Viele hätten im Alter wohl mehr Mittel dazu als die bescheidenen von damals. Leider haben zu viele stattdessen den wichtigeren Teil eingebüsst: ihre Visionen und Träume.

Nun mögen Sie sagen, wie auch ich anfangs dem Büchlein entgegengehalten habe, dass es nicht reiche, alleine davon zu träumen.

Aber reicht es denn, der Erde eine Saat anzuvertrauen, ohne sich ihrer anzunehmen?

Wir sind jene, die es vermögen, die Saat zu pflegen und zu schützen, die wir gesät haben. Auf das Erblühen können wir jedoch nur dann hoffen, wenn wir überhaupt etwas gesät und geträumt haben.

Wie leicht geschieht es, dass wir unsere Träume vergessen, wenn wir den Blick nicht stetig nach ihnen richten?

Wie leicht kann der Alltag unsere inneren Erscheinungen und kindlichen Bilder, die uns verblieben sind, in den Hintergrund drängen oder gar ausblenden, so dass wir einem verrückten Spiegel gleich nur noch jenes abfärben, was von Aussen auf uns einfällt, und nicht mehr die Mitte, die wir selbst sind?

Statt dass wir, umgeben von der Welt, uns selbst und jenes im Spiegel betrachten, was wir aus unserem Inneren heraustragen, reflektieren wir nur noch Hintergründe und Oberflächlichkeiten.

Gelegentlich erhaschen wir dabei auch Schatten, die uns wie Schreckgespenster erscheinen, von denen wir uns, ehe wir’s versehen, in die Flucht treiben lassen.

---ENDE DER LESEPROBE---