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Mein Erfahrungsbericht über Burnout und Fibromyalgie...und wie ich damit zu leben lernte. Viele empfinden diese im Moment noch nicht heilbare Erkrankung als Monster. Ich sehe diese Erkrankung als neue Chance in meinem Leben. Ich habe als ehemalige Powerfrau nicht zu glauben gewagt, dass ich einmal unter Depressionen und Lebensängsten leiden würde. Heute lebe ich mit dieser Erkrankung besser als je zuvor. Ich lernte mit den Schmerzen zu leben und meinem Leben eine neue Wendung zu geben. Jahrelang machte mein Körper das, was ich wollte, heute mache ich all das, was mir mein Körper sagt.
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Seitenzahl: 92
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Dieses Buch widme ich meinem Ehemann Günther und meiner Tochter Emma, die immer für mich da sind. Ich liebe euch aus ganzem Herzen.
Ich bekam die Diagnose im September 2014, also vor drei Jahren, Sie leiden unter Fibromyalgie. Was kein Nichtbetroffener verstehen kann…..ich war erleichtert und glücklich endlich eine Diagnose zu haben. Zwar wusste ich zu diesem Zeitpunkt kaum etwas über diese Erkrankung, aber ich hatte endlich Ärzte gefunden, die mich ernst nahmen. Ich hatte jahrelang das Gefühl ein Hypochonder zu sein. Ärzte fanden einfach nichts. Ich ließ so viele Untersuchungen über mich ergehen und hoffte in dieser Zeit so sehr darauf, dass endlich mal etwas gefunden wird.
Klar hatte ich, wie viele andere Menschen, sehr viel Stress in meinem Leben, vielleicht mehr als andere, aber das konnte doch nicht alles psychosomatisch sein.
Ich bin jetzt 52 Jahre alt, habe zwei erwachsene Kinder und arbeitete 35 Jahre in einem sehr großen Betrieb.
Ich war immer eine Powerfrau und nahm meinen eigenen Körper eigentlich nie so richtig wahr, außer, dass ich sehr viel Wert auf Pflege und ein gutes Aussehen legte. Genauso wie auf ständig neue Schuhe, tolle Klamotten, Kosmetik etc. Heute kommt mir das alles so lächerlich vor. Heute lege ich in erster Linie Wert darauf, dass es mir gut geht und ich so wenig Schmerzen wie möglich habe. Mein Körper hat jahrelang alles mitgemacht, was ich wollte. Heute mache ich alles, was mein Körper möchte.
Es fing eigentlich alles damit an, dass ich im Jahr 2002 einen Zeckenbiss bekam. Wenn man auf dem Dorf lebt, eigentlich nicht ungewöhnlich. Man muss den Biss nur im Auge behalten. Da ich aber wieder einmal im Dauerstress war (meine beiden Kinder waren damals 5 und 7 Jahre alt und haben im Abstand von zwei Tagen Geburtstag) bemerkte ich den Biss erst als er tellergroß und gerötet war. Daraufhin ging ich zum Arzt und er nahm mir Blut ab. Er teilte mir mit, dass ich angerufen werde, wenn es auf Borreliose hindeutet und ich deshalb Antibiotika nehmen muss.
Tja, ich erhielt keinen Anruf, der Biss sah auch schon besser aus und deshalb kümmerte ich mich lieber wieder um meinen stressigen Beruf und den Befindlichkeiten meiner Familie. Als ich wegen einer anderen Sache erneut zum Arzt musste, nämlich weil eines der Kinder krank war, wurde ich gefragt, warum ich nicht in die Praxis gekommen wäre wegen der Borreliose. Ich erwiderte, dass ich keinen Anruf erhalten hätte. Man teilte mir mit, dass man doch meinen 7jährigen Sohn angerufen hatte und er sollte mir ausrichten, dass ich sofort zum Arzt kommen müsse.
Mein Sohn hatte es aber schlichtweg vergessen. Aus heutiger Sicht finde ich es unverantwortlich eine so weitreichende Auskunft an einen 7Jährigen weiterzugeben. Ich bekam dann Antibiotika, leider viel zu spät. Seitdem lebe ich mit der Borreliose im Körper. Sie ist bei Blutabnahmen immer noch zu erkennen.
Warum ich das erzähle im Zusammenhang mit der Fibro? (ich kürze im Folgenden Fibromyalgie mit Fibro ab)
Weil die Fibro immer noch nicht 100%ig erforscht ist und ich in vielen Gesprächen mit Betroffenen Parallelen zu einigen Dingen gefunden habe, eben genauso zur Borreliose.
Ständige Rückenschmerzen war ich schon lange gewohnt, deshalb machte ich mir auch da keine Sorgen, ich lebte damit und hatte mal wieder überhaupt keine Zeit mich darum zu kümmern. Dafür fuhr ich mit den Kids immer wieder in die Notaufnahme, oder zum Arzt. Ja, ich war eine liebevolle und besorgte Mutter. Nur um mich kümmerte ich mich nicht. Mein Körper hatte einfach zu funktionieren…basta.
Etwa zwei Jahre nach dem besagten Zeckenstich ging dann das ganze Drama los. Ich bekam ein Reißen im ganzen Körper. Es kam immer schubweise. Es waren Schmerzen, die teilweise nicht auszuhalten waren. Ich war mit Tabletten mein Leben lang zurückhaltend, da meine A-Mutter (Adoptivmutter) tablettenabhängig war. Der ganze Küchenschrank war voller Tabletten. Das Bild sehe ich immer noch vor mir.
Aber als die Schmerzen nicht mehr auszuhalten waren nahm ich ein Schmerzmittel. Aber es half überhaupt nicht.
Ich konnte mich nicht krankschreiben lassen. Wir hatten auf Arbeit Termine und ich war ein Teil des Teams. Also….Augen zu und durch. Und auch den Kids konnte ich schließlich nicht sagen: „Mama meldet sich heute mal krank“.
Die Rückenschmerzen wurden auch immer schlimmer und zogen sich an manchen Tagen bis ins rechte Bein. Wenn ich dann lief, hatte ich manchmal das Gefühl, als sticht mir jemand ins Bein und musste beim Gehen innehalten. Gut, also so ging es nicht weiter. Ich ging zum Orthopäden und man stellte eine Osteochondrose (Bandscheibenverschleiß) fest. Ich erhielt Spritzen (die heute übrigens sehr umstritten sind), einen Rückengürtel, und musste auf eine Art Streckbank. Geholfen hat das alles nur bedingt. Plötzlich bekam ich auch noch Schmerzen in den Waden. Ich konnte darauf warten…..es kam immer mehr dazu. Man erklärte mir auch, dass Osteochondrose viele Menschen haben.
Aber was hatte das mit dem Reißen im Körper und den Schmerzen in den Waden zu tun? Dann kamen Herzschmerzen.
Es war an einem Tag so heftig, dass ich in die Notaufnahme fuhr. Ich hatte Angst vor einem Herzinfarkt. Ich würde gründlich untersucht und man fand…..natürlich nichts. Man sagte mir dann, dass es vermutlich vom Rücken kommt. Eine Rückenverspannung würde gegen das Herz drücken. Im weiteren Verlauf hatte ich bei Stress immer so ein Herzholpern oder einen „Herzschluckauf“, wie ich es empfand. Mein Herz spielte irgendwie verrückt.
Also suchte ich einen Kardiologen auf. Er untersuchte mich gründlich und fand natürlich wieder einmal nichts. Natürlich ist man zunächst beruhigt, aber man denkt auch, dass man langsam bekloppt wird.
Also ging ich weiter brav zur Arbeit, kümmerte mich um zwei Kinder, Haus, Hund, Katze, Pferd, Ziege, Hühner.
Und um einen immer mehr cholerisch werdenden Ehemann, nämlich Horst, der mir zunehmend das Leben zur Hölle machte, weil er vermutlich mit sich selbst nicht klar kam. (Komisch, aus heutiger Sicht, dass ich meinen heutigen Ex-Mann Horst zum Schluss aufzähle)
Meine Freunde und Bekannten fragten mich immer erst, wenn sie mich besuchen wollten, ob mein Mann da wäre. Dann würden sie nicht kommen Er verbreitete stets schlechte Laune und ließ meinen Besuchern spüren, dass sie nicht wirklich erwünscht sind. Zum Schluss kam niemand mehr zu mir.
In der Öffentlichkeit präsentierte er sich stets gut gelaunt und sprach von mir als Traumfrau. Zuhause wurde aus dem Strahlemann ein Stinker, der nur an mir und meinem Sohn Anton rumnörgelte. Nur unsere Tochter Emma hofierte er, weil sie absolut angepasst und pflegeleicht war.
Mir fiel dann auf, dass ich immer stärkere Schmerzen in den Fingern, Gelenken und Armen bekam.
Da ich auf der Arbeit viel am Computer saß, dachte ich zunächst, dass es einfach eine Überanstrengung ist. Als die Schmerzen immer mehr wurden und kaum noch auszuhalten waren, ging ich zum Rheumatologen, weil ich befürchtete Rheuma zu haben. Wieder einmal wurde ich genau untersucht…..kein Rheuma. Die Baustellen in meinem Körper wurden immer mehr.
Plötzlich bekam ich zunächst bei Aufregungen Asthma-Anfälle und Darmprobleme. Bei der kleinsten Aufregung rang ich nach Luft und musste auf die Toilette, um mich zu entleeren. Immer noch befahl ich meinem Körper weiterzumachen.
Dazu kommt noch, dass ich ein Mensch war (die Betonung liegt auf war….), der nie „Nein“ sagen konnte. Am Wochenende nahm ich sämtliche Freunde meiner Kinder im Haus auf, weil die Eltern etwas vor hatten und kochte einen großen Topf Nudelsuppe.
Nein, natürlich machte mir das alles nichts aus…..dachte ich damals noch.
Komisch war nur, dass, wenn ich mal Hilfe brauchte, keiner Zeit hatte. Selbst Horst hatte immer wieder Befindlichkeiten oder Termine, so dass es für mich selbstverständlich war alle Einkäufe zu erledigen. Wenn ich am Wochenende mal keine Freunde meiner Kinder bei uns hatte, machten wir Ausflüge, natürlich wieder ohne den Vater der Kinder, der sowieso kaum Zeit oder Lust auf uns drei hatte.
Meine Tochter Emma war ein sehr pflegeleichtes Kind, immer lieb und brav. Mein Sohn dagegen schon immer sehr rebellisch und sehr schwierig. Einmal, als ich ihn mit 7 Jahren in sein Zimmer schickte, weil er mal wieder kräftig überzogen hatte, sagte er wörtlich: „Ich bin ein freier Mensch in einem freien Land und ich kann hingehen wohin ich will“. Ich war sprachlos….Ich erwiderte: „Ja, das stimmt und wenn Du volljährig bist, kannst Du das auch machen, aber jetzt bist Du 7 Jahre, gehst auf dein Zimmer und denkst einmal über Dein Verhalten nach“. Das tat er dann auch.
Ich fuhr mit den Kindern auch mehrmals in die Türkei, natürlich auch wieder alleine, denn Horst musste ja auf Haus, Hund usw. aufpassen. Wo ein Wille….da ein Weg. Er fand keinen oder wollte keinen finden, von daher fuhren wir alleine.
Komischerweise wurden in diesen Urlauben meine Schmerzen besser und ich fühlte mich auch von dem Tyrannen Zuhause befreit. Ich hatte mal Zeit für mich und begann auch über meine Ehe, die schon lange keine mehr war, nachzudenken. Aber ich wollte meinen Kindern, die mir das Wichtigste in meinem Leben waren und sind, nicht ihren Vater (der er zu diesem Zeitpunkt zwar nicht wirklich war) und ihr Zuhause mit all ihren geliebten Tieren nehmen. Horst war um einiges älter als ich (wahrscheinlich hatte ich damals einen Ödipus Komplex) und ich war jung und verliebt. Er heiratete mich nur, um seinen Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen. Ich nahm das in Kauf. Er brauchte mein Gehalt für den Kredit.
Einen Heiratsantrag habe ich nie bekommen. Er meinte nur, dass wir heiraten müssen wegen dem Kredit.
Ich hatte nie wirklich eine Familie (darauf komme ich später noch zu sprechen). Ich war stolz und froh endlich einen Ehemann, eine Schwiegermutter, Schwager, Schwägerin usw. zu bekommen. Wie naiv war ich doch? Natürlich unterschrieb ich diesen Kreditvertrag, einen Ehevertrag, ein Verzicht auf Unterhalt im Falle einer Scheidung. Wie blöd war ich? Und…..ich stand natürlich auch nicht im Grundbuch. Das sollte mir später fast das Genick brechen.
Kaum war ich wieder Zuhause vom Türkeiurlaub, waren auch all die kleinen Monster in meinem Körper wieder da. (So empfand ich es damals – kleine Monster). Das Neueste war nun, dass ich immer so ein Kloßgefühl im Hals hatte. Da ich rauchte, bekam ich Angst und ging zum Hals-Nasen-Ohrenarzt. Es fühlte sich an, wie ein kleiner Brotklumpen, der im Hals steckte. Natürlich wurde mal wieder nichts gefunden. Später erfuhr ich, dass man das „Globusgefühl“ nennt. Bei Anspannung und Stress taucht dieses Phänomen auf.
Mein Körper schrie inzwischen also schon und ich machte immer noch weiter wie bisher.
Dazu kam noch, dass ich in einer großen Firma arbeitete und immer wieder ein Mobbingopfer wurde. Ich fragte mich inzwischen wie es immer wieder dazu kommen konnte. Ich sah sehr gut aus (ganz großer Fehler)…ich konnte nie „Nein“ sagen, ich hatte wenig Selbstbewusstsein, war ein Harmoniemensch (nur keinen Streit), ließ mir alles gefallen und konnte mich nicht durchsetzen. Dazu war ich viel zu gutmütig und, wie schon oben angedeutet, viel zu lieb und zu naiv. Da geht es ganz schnell, dass man ausgenutzt und nicht ernst genommen wird.