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Bei einer Tasse Cappuccino lässt sich wunderbar über das Leben nachdenken. Vor allem mit einem so charmanten Gegenüber. Diese Erfahrung macht Julia, eine junge Journalistin, die sich mit keinem Geringeren als Gott zum Interview trifft. Eine Begegnung, die sie für immer verändern wird. Und die auch das Geheimnis lüftet, wie viel Glück in einem Cappuccino stecken kann. Federleicht, humorvoll und tiefgründig zugleich: ein Buch über Gott, die Welt und das Leben, das Antworten auf die wichtigsten Fragen schenkt.
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Seitenzahl: 55
Barbara Reik
Cappuccino mit Gott
Eine unerwartete Begegnung
Verlag am Eschbach
März 2020
Das Treffen
Das Interview
Epilog
Danksagung
Über die Autorin
Über das Buch
Impressum
Hinweise des Verlags
Endlich, endlich hatte ich es geschafft und einen Vertrag als Journalistin bekommen. Endlich kein Praktikum mehr! Seit dem 1. März 2020 hatte ich eine richtige Stelle! Na ja, ich hatte mir den Job anders vorgestellt. Spannender, dass ich etwas bewegen könnte, noch besser: direkt im Zentrum des Weltgeschehens oder so. Stattdessen war ich im Zentrum diverser Vereine gelandet, über deren „spannende“ Hauptversammlungen ich berichten sollte … aber nicht konnte, weil diese nicht stattfinden durften. Wegen Corona. Alle im Lockdown.
Also, kaum einen Job und schon in Kurzarbeit. Das einzig dazu passende Wort wollte ich nicht in den Mund nehmen …
„Herr im Himmel“, knurrte ich, „warum ausgerechnet jetzt dieses blöde Virus?“
Da läutete mein Handy. Ohne eine angezeigte Nummer. Nicht mal unterdrückt. Es klingelte einfach so. Seltsam.
„Hallo, Julia hier“, meldete ich mich neugierig.
„Gott, Herr im Himmel hier“, kam die Antwort.
Ich stutzte: „Okay, guter Einstieg. Sie haben meine Aufmerksamkeit, Herr Gott.“
„Ich spreche mit Julia vom Abendkurier, richtig?“
„Ja …“
„Wunderbar. Wissen Sie, ich telefoniere nicht so häufig. Da frage ich lieber noch einmal nach. Jedenfalls möchte ich, dass Sie ein Interview mit mir machen. Für den Abendkurier.“
„Sorry. Ich verstehe nicht ganz … Ich kenne Sie gar nicht. Warum sollte ich Sie also interviewen? Und wen sollte das Interview interessieren?“
„Alle! Besonders diejenigen, denen es so geht wie Ihnen. Deshalb rufe ich ja an.“
Ich wurde ungeduldig: „Wir machen nur Interviews mit lokalen Persönlichkeiten, manchmal mit Promis. Das heißt, mit Menschen von allgemeinem Interesse, die etwas Bedeutendes zu sagen haben.“
„Sie meinen also, Gott sei kein Promi, nicht von allgemeinem Interesse und er hätte nichts zu sagen? Haben Sie wirklich diesen Gott gemeint, als Sie ihn vor wenigen Minuten wegen des blöden Virus kontaktiert haben?“
„Ich … ich … woher wissen Sie, dass ich …?“ Ich war ins Stottern geraten. Was war das für ein Typ, den ich da in der Leitung hatte? Woher wusste er, dass ich gerade ‚Gott im Himmel‘ gesagt hatte?
Die Stimme fuhr fort: „Sie haben mich angerufen.“
„Quatsch!“, entgegnete ich. „Sie haben mich angerufen.“
„Ich habe geantwortet, als Sie mir Ihre Botschaft schickten.“ Dann wiederholte er meine Worte: „‚Herr im Himmel, warum ausgerechnet jetzt dieses blöde Virus.‘“
Ich musste mich setzen.
„Ich, Gottvater im Himmel, möchte, dass Sie möglichst bald ein Interview mit mir machen. Es ist dringend. Sonst hätte ich nicht so schnell zurückgerufen.“
„Sie wollen mich doch für dumm verkaufen.“
„Nein, ich möchte Sie nicht verkaufen. Ich brauche Sie! Ich habe nämlich einen Wunsch, und der kommt Ihren Wünschen entgegen. – Sie wollten doch schon immer über mehr als die Hauptversammlung des Kleintierzüchter-Vereins berichten. Machen Sie also das Interview mit mir, und Sie sind im Zentrum des Weltgeschehens.“
„Im Zentrum …“, wenn ich nicht schon gesessen hätte, hätte ich mich jetzt setzen müssen. Das Ganze wurde mir unheimlich.
„Es braucht Ihnen nicht unheimlich zu werden“, sagte die Stimme am Telefon. „Gott ist eine Sache des Glaubens. Würden Sie mich kennen und an mich glauben, dann wäre es jetzt leichter für Sie. Denken Sie nach. Was haben Sie zu verlieren? Ich lade Sie ein. Auf eine Tasse Cappuccino bei meinem Lieblings-Italiener.“
„Zum Italiener? Ich dachte mit Gott spricht man in der Kirche.“
Es war kurz ruhig am Apparat.
Dann kam die Antwort: „Hervorragende Idee! Sie haben recht. Wir treffen uns in einem Gotteshaus. Um Gottes Wort zu predigen und zu hören, wurden die Kirchen ja erbaut. Das ist exakt das richtige Ambiente für unser Interview. Genau das, was Ihre Leser erwarten: Gott in der Kirche! Perfekt, Julia, Sie verstehen Ihr Metier. Und mit dieser Wahl stoße ich keinen Griechen, keinen Asiaten und überhaupt keinen Gastronomen vor den Kopf. Die haben es momentan eh schon schwer genug, weil niemand mehr in Restaurants darf.
Also abgemacht: Wir treffen uns in einer Kirche.
Ich melde mich wieder, wenn ich die ideale Kirche gefunden habe. Keine Sorge, es wird nicht lange dauern. Auf Gottes Wort können Sie sich verlassen.
Leben Sie so weiter wie bisher. Gehen Sie raus. Tun Sie, was geht – es geht zurzeit nicht viel, und das Wenige möchte ich Ihnen nicht auch noch nehmen.
Ich finde schon einen passenden Termin für meinen Rückruf. Sie werden ihn nicht versäumen. Bis bald Julia. Amen.“
Tuut, tuut, tuut … er hatte aufgelegt.
Ich rannte auf und ab. Ging unzählige Kontakte in meinem Handy durch, von denen ich dann doch keinen anrief. Was hätte ich sagen sollen? „Eben hat Gott bei mir angerufen.“ Wohl kaum.
Natürlich konnte ich nicht schlafen. Am nächsten Morgen rief ich in der Redaktion an. Ich wollte dringend um einen Termin beim Chefredakteur bitten. Aber als ich ihn endlich an der Strippe hatte, erzählte ich doch lieber etwas anderes, etwas Diffuses. Was mir halt eben einfiel, denn ich wollte erst sicher sein, mit Gott.
Einen Tag später kam der Rückruf. „Julia, wären Sie auch bereit, ein paar Kilometer zum Interview zu fahren?“, fragte Gott.
„Sicher“, antwortete ich.
„Ich habe noch kein Gotteshaus gefunden, das uns reinlässt. Es hört sich eigenartig an, aber der Mesner der Stadtkirche sagte, dass aufgrund der Pandemie die Kirche bis zum nächsten Gottesdienst geschlossen sei. Da könne er auch für Gott keine Ausnahme machen.
Mein Argument, dass Gott ganz einfach in sein Haus kommen möchte und bestimmt niemanden anstecken werde, ließ er nicht gelten. Es sei eine Verordnung von ‚oben‘.
In der Sankt Josefskirche habe ich gleich gar niemanden erreicht. Da war permanent der Anrufbeantworter eingeschaltet, und wie immer beantwortet dieser keinen Anruf. Auch in den Glaubensgemeinschaften war ich ohne Erfolg. Aber es gibt ja noch Kapellen und eine Klosterkirche in der Nähe. Wenn ich dort jemanden erreicht habe, melde ich mich wieder. Leben Sie wohl. Bis dahin, Julia. Amen.“
Ups, das hatte ich nicht erwartet. Dass die Gottesdienste wegen COVID-19 abgesagt waren, wusste ich. Dass aber Gott nicht in sein Gotteshaus durfte, wunderte mich sehr. Schließlich – wenn man es genau nimmt – sind wir ja eine Familie und ein Haushalt. Er, Gott. Ich, ein Kind Gottes.
Nun denn, ich machte lange Spaziergänge und vertiefte mich daheim in die Lektüre der Bibel. Aber immer wieder drifteten meine Gedanken zu den ungeheizten Kapellen ab. Wenn schon kalt, dann wäre mir die Klosterbasilika am liebsten gewesen. Zwar ein paar Kilometer weiter weg, aber sie täte der Geschichte gut. „Interview mit Gott in der Klosterbasilika“ – Das hatte doch was!