Casa Amore Mio! - Nadja ten Peze - E-Book

Casa Amore Mio! E-Book

Nadja ten Peze

3,5

Beschreibung

Lissi Prinz liebt die italienische Lebensart und ganz besonders die Kaffeespezialitäten. Sie betreibt ein kleines gut laufendes Geschäft in Frankfurt am Main und sie liebt es, ihre Gäste mit leckerem Kaffee zu verwöhnen. Dafür hat sie extra eine original italienische Siebträgermaschine der Marke "Astoria" gekauft. Mit ihrer besten Freundin Jule ist sie seit der Schulzeit befreundet. Gemeinsam gehen sie durch dick und dünn und sie haben sich schon über so manchen Liebeskummer hinweggetröstet. Doch plötzlich gerät ihr Leben aus den Fugen. Immer wieder klingelt das Telefon. Eine unbekannte Nummer aus Italien! Und dann betritt auch noch ein Typ ihr Café und macht ihr ein ungeheuerliches Angebot. Was hat es mit den mysteriösen Anrufen auf sich? Und warum interessiert sich der Typ für ihren kleinen Laden?

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 1

Hallo, Lissi! Wie sieht es heute Abend aus, wollen wir wieder mal zu unserem Lieblingsitaliener gehen?«, höre ich meine Freundin gut gelaunt am anderen Ende der Leitung. »Hey, Jule! Gute Idee. Ich habe heute den ganzen Tag noch nichts gegessen. Bei mir war heute die Hölle los!«, gebe ich mit einem leichten Seufzer zurück. »Super! Dann hole ich dich gegen neunzehn Uhr ab, okay?«, antwortet meine Freundin eilig. »Alles klar, dann bis später!« Klick, weg ist sie.

Typisch Jule, denke ich mit einem Schmunzeln. Ihr ganzes Leben ist ein Turbovorwärtsgang! Schon in der Schule war sie immer die Erste. Wenn es ein Amt zu vergeben gab, war Jule sofort dabei. Ob als Klassensprecherin oder bei Sportveranstaltungen jeglicher Art, sie meldete sich direkt. Ich hingegen hielt mich gerne im Hintergrund und wartete ab, ob sich nicht vielleicht ein anderer fand. Seit unserer Schulzeit sind wir die besten Freundinnen. Wir trösteten uns schon über so manchen Liebeskummer hinweg und bis heute ist das so geblieben. Jule ist vor einem Jahr nach zehn Jahren Ehe geschieden worden. Ihr Mann flog zusammen mit seinen Kegelfreunden nach Ibiza. Nach seiner Rückkehr packte er kurzerhand seine Sachen und erklärte ihre Ehe für gescheitert! Jule war am Boden zerstört, hatten sie nicht noch vor seinem Ausflug von einem gemeinsamen Kind gesprochen?

Tja, das Leben ist kein Ponyhof, hat mir meine liebe, leider schon verstorbene Oma immer gesagt und auch ich musste dies schon des Öfteren spüren. Ich stand kurz vor der Hochzeit mit meiner großen Jugendliebe, als ich entdeckte, dass mein zukünftiger Ehegatte noch einer anderen einen Heiratsantrag gemacht hat! Und da man in Deutschland nur eine Frau ehelichen darf, wurde die Hochzeit mit mir kurzerhand abgesagt! Wie hieß noch damals ein bekannter Song der Ärzte? – Männer sind Schweine … – Okay, nicht alle, aber leider habe ich bis jetzt noch kein brauchbares Exemplar auftreiben können. Na ja, vielleicht läuft in ferner Zukunft auch mir Mister Right über den Weg! Aber mit Mitte dreißig wird die Auswahl schon ziemlich übersichtlich …

Pünktlich um neunzehn Uhr klingelt es an meiner Wohnungstür. »Hallöchen, Lissi! Bist du fertig?« Jule schiebt sich an mir vorbei, als ich ihr die Tür öffne. Ohne meine Antwort abzuwarten, verschwindet sie eilig auf meiner Gästetoilette. »Ich bin so weit, aber DU anscheinend noch nicht!«, antworte ich lachend durch die Toilettentür. Keine zwei Minuten später steht meine Freundin wieder im Flur und meint grinsend: »Oh, sorry, Lissi. Du weißt doch, dass ich immer noch einmal für kleine Mädchen muss, bevor wir losgehen!« »Allerdings! Jetzt aber schnell, sonst bekommen wir keinen Platz mehr bei Andiamo!«, gebe ich eilig zurück, als ich die Wohnungstür hinter uns schließe.

Keine zehn Minuten später stehen wir auf dem gut gefüllten Parkplatz unserer Lieblingspizzeria. Zum Glück passe ich mit meinem kleinen Mini Cooper in die letzte noch freie Ecke. Eilig laufen wir in Richtung Außenterrasse, die genauso überfüllt scheint wie der Parkplatz. »Oh Gott! Wir hätten besser reservieren sollen, Jule. Es ist Freitagabend!«, sage ich nervös zu meiner Freundin, die schon die Tische mit ihren Blicken inspiziert. »Hey, Lissi, schnell, dort wird ein Tisch frei!« Jule schubst mich eilig in Richtung des frei werdenden Platzes. Zwei Männer in unserem Alter sind im Begriff zu gehen, als ich den einen der beiden erkenne. »Hallo, Jonas. Was machst du denn hier? Wir haben uns ja schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen!« Der eine der beiden Männer schaut mich fragend an und meint überrascht: »Ähm. Lissi, bist du es wirklich?!« »Ja, klar! Habe ich mich so stark verändert, dass du mich nicht mehr erkennst?«, antworte ich lachend.

Jonas und ich kennen uns noch aus der Schulzeit. Früher waren wir oft zusammen unterwegs und jeder dachte, wir wären ein Paar. Tatsächlich sind wir aber immer nur gute Freunde gewesen. Ziemlich schnell fand ich heraus, dass Jonas sich absolut nichts aus dem weiblichen Geschlecht macht und seine Fühler in eine andere Richtung ausstreckte. Am Anfang war ich etwas enttäuscht, weil er eigentlich schon meinem männlichen Beuteschema entsprach. Groß, dunkelhaarig mit einem umwerfenden Lächeln. Anfangs hegte ich noch die Hoffnung, dass er sich vielleicht doch noch in mich verlieben könnte. Aber alle Annäherungsversuche meinerseits blieben fruchtlos! Bis heute sind wir die besten Freunde geblieben. Leider haben wir uns die letzten Jahre etwas aus den Augen verloren. Er zog nach Berlin und ich blieb in Frankfurt. Dass ich ihn heute hier wieder treffen würde, hätte ich nicht für möglich gehalten.

»Mensch, Lissi. Ja, natürlich bist du es. Ich freue mich riesig dich wiederzusehen!« Lachend fallen wir uns in die Arme und ich spüre noch immer das freundschaftliche Band, das uns verbindet. »Wir wollten gerade gehen. Darf ich vorstellen? Andreas Kinzig«, sagt er lächelnd und zeigt auf seinen Partner, der sich etwas abseits gestellt hat. »Hallo, ich bin eine uralte Freundin von Jonas«, stelle ich mich grinsend vor, als der gut aussehende Mann mir seine Hand reicht. »Das ist ja eine wirkliche Überraschung! Leider haben wir Karten fürs Kino heute Abend und müssen jetzt weg. Schade! Wir müssen uns auf jeden Fall bald treffen, Lissi!«, gibt Jonas begeistert zurück und drückt mir seine Visitenkarte in die Hand. »Melde dich bitte bei mir. Ich bin noch zwei Wochen in Frankfurt, dann muss ich wieder nach Berlin. Die Arbeit ruft!«, lacht er herzlich und nimmt mich noch einmal fest in die Arme. »Alles klar, Jonas. Ich melde mich die nächsten Tage. Euch noch einen schönen Abend, bis dann!«, verabschiede ich mich von meinem langjährigen Freund, der seinen Partner zärtlich anlächelt, als sie das Restaurant verlassen.

»Hey, Jule. Jonas, Jonas Meininger. Hast du ihn noch erkannt?«, frage ich meine Freundin, die das ganze Geschehen von ihrem Platz aus beobachtet hat. »Ähm, nee, wenn ich ehrlich bin! Okay, ich kenne ihn eigentlich nur von dir, Lissi. Richtig befreundet seid ihr beiden ja schon seit Jahren, oder?« Jule schaut mich fragend an. »Ach Gott! Jonas kenne ich schon seit meiner Jugend. Wir sind damals zusammen mit dem Zug zur Uni gefahren und haben uns als Paar ausgegeben. Das hat immer einen Heidenspaß gemacht!«, gebe ich lachend zurück. »Ich weiß noch, dass wir uns vor der Vorlesung immer Schaumküsse auf Brötchen in einer nahe liegenden Bäckerei holten. Allerdings fragte Jonas die Verkäuferin freundlich, ob die Schaumküsse denn frisch wären. Worauf die nette Verkäuferin mit einem ›Aber natürlich! Ganz frisch!‹ antwortete. Jonas gab dann eilig zurück: ›Danke, aber dann möchte ich sie nicht. Ich esse nur Schaumküsse, die schon einige Tage alt sind!‹ Das Gesicht der Verkäuferin hättest du sehen sollen, Jule. Ich kann mich heute noch schieflachen, wenn ich daran denke!« »Ja, aber das war doch ziemlich gemein von ihm, oder?« Jule sieht mich ernst an. »Warum gemein?«, antworte ich grinsend. »Das war sein voller Ernst! Bei ihm mussten die Schaumküsse so richtig klebrig sein in ihrer Konsistenz, dann erst schmeckten sie ihm!«, schiebe ich noch lachend hinterher. Jetzt muss auch Jule herzhaft lachen und meint: »Okay, wenn dem so ist. Jedem das Seine!«

Unterdessen ist eine der Bedienungen an unseren Tisch gekommen und fragt freundlich nach, ob wir schon gewählt hätten. »Ähm, noch nicht direkt. Aber ich weiß sowieso, was ich bestelle. Eine Pizza Hawaii und ein Wasser bitte!«, antworte ich noch immer mit einem breiten Grinsen. »Ich nehme einmal Lasagne, mit viel Käse überbacken, und auch ein Wasser bitte«, sagt Jule eilig und legt die Speisekarte auf den Tisch. »Okay, kommt sofort!«, gibt die nette Bedienung zu verstehen und eilt an den Nachbartisch.

»Puh! Ganz schön voll heute. Da hatten wir echt Glück, dass wir noch den letzten Tisch von Jonas bekommen haben«, sage ich zu meiner Freundin, die eilig ihr Handy aus der Tasche holt. »Hey, Jule. Jetzt bitte keine Fotos vom Essen!«, schiebe ich noch kopfschüttelnd hinterher. Im selben Moment kommen unsere Getränke und Jule steckt ihr Handy wieder missmutig zurück. »Meine Güte, Lissi, stell dich doch nicht so an! Oft denke ich, du kommst aus dem Mittelalter. Jeder ist doch heute bei Instagram & Co!«, antwortet sie mir spitz. »Sorry, Jule, aber muss es deshalb gut sein? Nur weil es alle tun?«, gebe ich mürrisch zurück und nehme einen Schluck aus meinem Glas.

Meine beste Freundin ist ein wunderbarer Mensch und wir verstehen uns eigentlich prächtig. Der einzige Punkt, an dem wir uns immer mal wieder in die Wolle kriegen, ist ihre Internetpräsenz. Ständig postet sie irgendwelche unnützen Dinge, wie Essen, ihre Schuhe, ihre Balkonpflanzen oder den Inhalt ihres Kühlschranks! »,Ach Mensch, Lissi. Lass mir doch den Spaß! Nur weil du es schrecklich findest, muss ich es doch nicht lassen!«, gibt sie mir schnippisch zurück.

»Guten Appetit!« Die freundliche Bedienung stellt unsere heißen Teller eilig auf den Tisch. Puh! Ein Glück, dass das leidige Thema jetzt zur Nebensache wird. »Lass es dir schmecken, Jule. Oder wolltest du doch noch ein Foto machen?«, sage ich mit einem Schmunzeln. »Haha, sehr lustig, Lissi! Nein danke. Für heute habe ich mein Instagram-Profil schon genug gefüllt!«, gibt mir meine Freundin grinsend zurück und schiebt noch eilig hinterher: »Hm, das sieht aber wieder lecker aus!« Die Pizzen und Pasta bei unserem Lieblingsitaliener sind einfach das Beste, was Frankfurt kulinarisch zu bieten hat, abgesehen vom Handkäs mit Musik und dem Äppelwoi, denke ich, als ich meine Pizza in Stücke schneide. Pietro und seine Familie waren die ersten Italiener, die in den sechziger Jahren nach Deutschland gekommen waren und die leckeren italienischen Speisen anboten. Mittlerweile ist schon die dritte Generation hier ansässig. »Puh, ich bin pappsatt!«, stöhne ich und schiebe meinen leeren Teller zur Tischmitte. »Hier gibt es echt die beste Pizza ganz Hessens«, schiebe ich noch lachend hinterher, als ich mir mit der Serviette den Mund abwische. Auch Jule hat ihren Teller bis auf den letzten Rest aufgegessen. »Oh Gott! Ich platze«, gibt sie mir grinsend zurück. »Eigentlich wollte ich noch ein leckeres Tiramisu als Nachtisch bestellen. Aber heute geht echt nix mehr rein!«, schiebt sie noch kopfschüttelnd hinterher. »Hey. Wollen wir bei mir auf der Terrasse noch einen Cappuccino trinken, Jule? Ein Tässchen Kaffee geht noch, oder?«, frage ich meine Freundin augenzwinkernd und hole meine Geldbörse aus der Handtasche. »Okay. Gute Idee, dann kann ich dir von meinem super Reinfall am Wochenende erzählen!« Jule verdreht die Augen und winkt die nette Bedienung zum Bezahlen heran.

Kapitel 2

Keine zwanzig Minuten später sitzen wir jede mit einem leckeren Cappuccino in der Hand auf meiner gemütlichen Terrasse. Die Eigentumswohnung in einem Vorort von Frankfurt habe ich vor ein paar Jahren günstig gekauft. Mittlerweile sind die Miet- und Wohnungspreise in Frankfurt und Umgebung ins Unermessliche gestiegen und ich bin froh, dass ich die kleine Eigentumswohnung im Grünen mein Eigen nennen darf. Die letzten Strahlen der Abendsonne scheinen auf meinen Teaktisch, der auch mal wieder einen Anstrich gebrauchen könnte, denke ich, als ich meine Tasse abstelle.

»Also, los, Jule! Jetzt erzähle endlich, was es mit deiner Internetbekanntschaft auf sich hat. So glücklich scheinst du mit deiner Wahl ja nicht zu sein.« Fragend schaue ich meine beste Freundin an, die ihre Augenbrauen nach oben zieht. »Oh Gott, Lissi, du glaubst echt nicht, was für Typen sich da im Netz tummeln! Eine Katastrophe jagt die nächste. Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich mich totlachen!« Jule schlägt sich kopfschüttelnd auf die Schenkel und meint grinsend: »Also, ich hatte ja dieses Date am Sonntag mit diesem eins neunzig großen, sportlichen Optimisten! Ich sage dir, Lissi, bei diesem Exemplar musste ich auch Optimist sein. Ich habe mir nur gedacht, hat der Typ keinen Spiegel zu Hause?«

Ungläubig schaue ich zu meiner Freundin rüber, die sich vor Lachen nicht mehr halten kann. »Ähm, war es wirklich so schlimm? Seiner Beschreibung nach war er doch mindestens so attraktiv wie Brad Pit!«, gebe ich grinsend zurück und trinke den letzten Schluck meines Cappuccinos. Jule fängt an zu prusten und lacht laut auf: »Haha! Brad Pit für Arme. Sorry, der Typ ging gar nicht, Lissi. Ich verstehe nicht, dass man sich so überbewerten kann! Das Problem haben anscheinend viele Männer. Sie sind so überzeugt von sich und glauben allen Ernstes, dass sie die tollsten Hechte im Karpfenteich sind!«

Jule nimmt zwinkernd einen großen Schluck aus ihrer Cappuccinotasse. Aufgebracht fährt sie fort: »Wo, bitte schön, sind denn nur die ganz normalen Männer? Ohne Allüren, Macken oder sonstige Absonderlichkeiten. Das darf doch nicht wahr sein, Lissi, dass ich immer an solche Exoten gerate!« Zweifelnd schaut sie mich an und meint mit gespielt ernster Miene: »Lissi, ich gehe ins Kloster! Ich sage der schnöden Männerwelt ade!« Jetzt muss auch ich herzhaft lachen und nehme sie liebevoll in die Arme. »Oje. So schlimm ist es schon? Vielleicht solltest du es etwas lockerer angehen. Ich denke, wenn du am wenigsten damit rechnest, steht Mister Right vor deiner Tür.«

Meine Freundin nimmt meine Hand und schaut mich durchdringend an. »Ach, Lissi. Woher nimmst du nur immer die Geduld? Ich möchte auf jeden Fall nicht alt und grau werden ohne Mann und Kinder!« »Mensch, Jule, das wird auch bestimmt nicht passieren. Ich denke mir nur … na ja, sei mir nicht böse, aber deine Internetbekanntschaften haben dich deinem Lebensziel bis jetzt noch nicht wirklich näher gebracht.«

Jule schaut mich enttäuscht mit ihren großen braunen Augen an und seufzt: »Tja, wahrscheinlich hast du recht, Lissi. Ich suche jetzt schon seit einem Jahr nach einem passenden Mann im Netz. Bis jetzt mit sehr überschaubarem Erfolg. Um nicht zu sagen, mit NULL Erfolg! Alle Männer, die ich dort kennenlerne, sind entweder besetzt oder beschissen!« »Na, das ist doch die beste Voraussetzung eine Internet-Männersuche-Detox zu beginnen«, antworte ich grinsend und zwinkere meiner Freundin verschmitzt zu. »Äh, meinst du das im Ernst, Lissi?« Jule schaut mich zweifelnd an und nimmt den letzten Schluck aus ihrer Kaffeetasse. »Natürlich meine ich das ernst! Und im Übrigen mache ich genau das schon seit Monaten. Ich habe einfach keine Lust mehr auf das erzwungene Liebesglück. Dann bleibe ich lieber allein, anstatt mit irgendwelchen schrägen Typen die Zeit zu vergeuden.« Meine Freundin seufzt auf: »Ach, Lissi, vielleicht hast du recht. Diese ewige Suche nach dem Richtigen ist mittlerweile furchtbar anstrengend geworden. So eine Atempause wäre sicher keine schlechte Idee. Ich werde es mir überlegen.«

Vor gut einer halben Stunde ist Jule nach Hause gefahren und ich sitze noch immer auf meiner Terrasse. Der Vollmond scheint mittlerweile rund und hell vom sternenklaren Himmel. Für Anfang Mai ist es schon warm und die Nachtluft ist angenehm mild. WAS habe ich ihr vorgeschlagen? Internet-Männersuche-Detox?! Haha … Was für eine Wortkreation! Tja, manchmal fallen dir wirklich gute Dinge ein, Lissi Prinz!, denke ich und muss leise grinsen. Wenn ich an meine kläglichen Versuche zurückdenke, im Internet einen passenden Partner zu finden, muss ich über mich selbst lachen. Ich hatte mich sogar bei diversen Datingseiten angemeldet. – Singles mit Niveau, Finde deinen Traummann, Par-love, Mr.Right. de … Oh Gott! Wenn ich daran zurückdenke, wird mir jetzt noch übel! Aber was tut man (frau) nicht alles, um seinem Liebesglück auf die Sprünge zu helfen. Natürlich gibt es auch positive Beispiele, meine Cousine hat ihren Traummann bei genau solch einer Datingplattform gefunden! Super, wenn’s klappt! Bei mir allerdings ging der Schuss eher nach hinten los und die Männer, die ich kennenlernte, waren … tja, wie Jule so schön sagte: entweder besetzt oder beschissen …

Ich erinnere mich noch an einen besonders attraktiven Kandidaten, der auch in natura eine richtige Sahneschnitte war! Wir trafen uns in einem stylischen Café im Frankfurter Nordwesten. Als ich ihn erblickte, dachte ich: Oh Gott! Lissi, endlich hast auch du mal Glück! Der tolle Mann kommt nur deinetwegen! Wie sagt man so schön: »Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn!« Zumindest dachte ich das zu dieser Zeit noch … Leider entpuppte sich der wunderschöne Jüngling als Muttersöhnchen erster Klasse! Er lebte mit vierunddreißig Jahren noch zu Hause bei seiner Mutter. Nach einem gemeinsamen Kaffeetrinken mit selbiger zog ich es vor, mich eiligst zu verabschieden und ward nimmer gesehen … Haha, heute kann ich herzhaft darüber lachen.

Der nächste »charmante Mittdreißiger, ledig, ohne Kinder und Tiere!« lud mich in seine picobello, clean und sauber geputzte Singlewohnung ein. Als ich das Kissen auf der staub-und allergiefreien Wohnlandschaft etwas zerdrückte, sah ich sofort sein eingefrorenes Lächeln, das er krampfhaft zu verbergen versuchte. Der Kaffee, den er mir anbot, wurde in einem Kaffeeservice mit Nelkendekor serviert. Ich hasse Nelken! Und so endete auch diese Liaison, bevor sie überhaupt begann … Mittlerweile habe ich mir geschworen: Kein Mann mehr aus dem Internet! Entweder es läuft mir der Richtige über den Weg, oder ich bleibe den Rest meines Lebens Single. Basta!

»Wer Liebe leeeeebt, wird unsterblich seeeeiinnn! Wer Liebe leeeeebbt, ist niemals alleeeiinn …« Oh meine Güte, mein Handy! Wer ruft mich denn jetzt noch an?, denke ich laut und versuche krampfhaft mein Handy zu orten. Michelle singt sich unterdessen ihre Seele aus dem Leib. Verdammt! »Wo ist das blöde Ding nun schon wieder?!«, rufe ich aufgeregt aus, als ich es unter dem Sofakissen entdecke. »Hallo, Lissi hier!« Aufgeregt halte ich das Handy an mein Ohr. Zu spät! Der Anruf ist beendet. Interessiert schaue ich auf das Display. Die Nummer ist mir unbekannt und die Landesvorwahl auch … Äh, halt mal! Das ist doch die Vorwahl von Italien!, geht es mir blitzschnell durch den Kopf. Komisch, da hat sich sicher jemand verwählt. Gähnend lege ich das Handy zur Seite. Jetzt noch schnell unter die Dusche und dann ab ins Bett, denke ich schläfrig. Keine Viertelstunde später schwelge ich in sanften Träumen …

Kapitel 3

Um Himmels willen! Es ist ja schon acht Uhr dreißig. Verdammt, da habe ich meinen Handywecker wohl nicht gehört! Eilig ziehe ich die Gardinen zur Seite und blinzele ins helle Sonnenlicht. In Windeseile ziehe ich mich an, putze mir die Zähne und binde meine rotblonden Locken zu einem lockeren Zopf zusammen. Schminken fällt heute Morgen aus. »Tja, Lissi, hättest halt früher aufstehen müssen!«, sage ich zu meinem Spiegelbild im Flur, als ich die Haustür hinter mir schließe.

Keine zehn Minuten später sitze ich in meinem Mini Richtung Schaumainkai. Ach du meine Güte! Natürlich sind die Straßen Frankfurts auch heute Vormittag wieder brechend voll mit Lastkraftwagen, Bussen und sonstigen Personenkraftwagen, die alle in meine Richtung wollen. Herrgott noch mal, wenn das so weitergeht, brauche ich meinen Laden heute nicht mehr zu öffnen!, denke ich hektisch und versuche, wie immer zwecklos, einen Bus zu überholen. Im selben Moment macht sich ein lautes Hupkonzert hinter mir bemerkbar. »Blödmann!«, brülle ich laut durch die Scheibe und sehe im Rückspiegel einen äußerst attraktiven Mann in einem noch attraktiveren Volvo. Wild gestikulierend, gibt er mir zu verstehen, dass ich ihm die Vorfahrt genommen habe, und braust kopfschüttelnd an mir vorbei. Puh! Das war knapp, Lissi!, geht es mir jetzt durch den Kopf, als ich mich wieder brav in die Autoschlange einreihe.

Dieser »Blödmann« war aber trotz allem sehr gut aussehend, denke ich noch lächelnd, als ich meinen kleinen Mini vor dem »Museum für angewandte Kunst« parke. Eilig steige ich aus und hole den Schlüssel meines kleinen Ladens aus der Handtasche. Tja, eigentlich war mein Plan, Kunst zu studieren und irgendwann einmal in den heiligen Hallen des »Museums für angewandte Kunst« meine Bilder auszustellen. Da ich aber dringend Geld für besagtes Studium brauchte, jobbte ich tageweise in dem kleinen Laden vor dem Museum. Irgendwann fragte mich Joe, der Ladenbesitzer, ob ich den Laden nicht übernehmen wollte, da er mit seiner damaligen Freundin, die übrigens dreißig Jahre jünger war als er, nach Neuseeland auswandern wolle. Die Ablöse konnte ich ihm in Raten abstottern. Tja, das ist nun schon sieben Jahre her und der Laden läuft bombig! Okay, Jule sagt, es wäre doch mehr ein Kiosk, da ich Süßigkeiten, Kaffee und andere nützliche oder weniger nützliche Dinge dort verkaufe. Aber sei’s drum. Ich verdiene gut, bin meine eigene Chefin und kann mich in meiner Freizeit ganz der Malerei widmen. Manchmal muss man im Leben Umwege gehen, um doch noch ans Ziel zu kommen.

»Guten Morgen, Lissi! Spät dran heute, oder?« Mona, die ihren kleinen, aber feinen Blumenladen gegenüber von mir hat, holt mich aus meinem Gedanken. »Hi, morgen! Ja, ich habe irgendwie meinen Handywecker nicht gehört und dann der Stau auf Frankfurts Straßen. Oh mein Gott! Aber das kennst du ja auch!«, gebe ich grinsend zurück. »Jetzt erst mal einen leckeren Kaffee. Möchtest du auch einen?«, schiebe ich noch eilig hinterher und öffne die Ladentür. »Nein danke, hab schon zwei getrunken, Lissi. Später vielleicht …«, ruft mir Mona gut gelaunt zu und verschwindet hinter ihrer Blumenpracht. Wahrscheinlich hat Jule sogar recht mit ihrer Ansicht, dass mein Laden eher einem Kiosk gleicht. Aber da ich sehr gerne sehr guten Cappuccino trinke, habe ich keine Kosten und Mühen gescheut und mir eine original italienische Siebträgermaschine der Marke »Astoria« gekauft! Das ist mein ganzer Stolz und alle Leute, die zu mir kommen, sind überrascht, dass es in einem doch recht einfachen »Kiosk« so einen hervorragenden Kaffee gibt. Auch heute wieder stehen schon drei Kunden vor meinem Lädchen. »Gleich ist es so weit. Sorry! Ich habe gerade erst geöffnet und die Maschine muss erst noch hochfahren. Dauert noch zirka fünfzehn Minuten!«, rufe ich nach draußen. Eilig stelle ich die Cappuccino- und Espressotassen auf die Maschine, fülle die Milch in die Kännchen und den Zucker in den Streuer. »Nur keinen Stress am frühen Morgen!«, ruft ein freundlicher älterer Herr lächelnd zurück. Es gibt auch noch nette Männer, denke ich bei mir und muss unwillkürlich an den Volvo-Fahrer von heute Morgen denken. »Blödmann!«, rutscht es mir in Gedanken noch einmal heraus. Irritiert schaut mich der freundliche Herr an, der soeben meinen Laden betritt. Im selben Moment wird mir klar, dass er es sicher gehört hat, und mein Gesicht verfärbt sich puterrot!

»Ähm … Entschuldigung, ich meinte natürlich nicht SIE!«, antworte ich eilig, um Schadensbegrenzung bemüht. Oh Gott! Mein Kopf glüht vor Scham und Aufregung. Zum Glück fängt der freundliche Mann herzhaft an zu lachen und meint: »Haha. Mit Blödmann hat mich auch noch niemand frühmorgens begrüßt! Alles gut. Einen Cappuccino bitte!« Oh meine Güte, wie peinlich Lissi!, geht es mir blitzschnell durch den Kopf und ich gebe eilig zurück: »Der Cappuccino geht natürlich aufs Haus!« »Oh, das wäre nicht nötig gewesen. Vielen Dank!«, antwortet der freundliche Herr und nimmt die Cappuccinotasse entgegen, die ich ihm verschämt reiche. Schnell schäume ich den Milchschaum für den nächsten Cappuccino auf, lasse den heißen Espresso in die Tasse fließen und reiche ihn dem wartenden Kunden. »Molto bene, Signora!«, entgegnet dieser auf Italienisch. Hach, wie ich diese Sprache LIEBE!, denke ich sofort und lächle dem gut aussehenden Mann zu, der mir freundlich zunickt. Oh Gott, das ist ja eine Sahneschnitte! Hoffentlich merkt er nichts von meinen Gefühlswallungen. Das wäre megapeinlich, geht es mir augenblicklich durch den Kopf. Krampfhaft versuche ich, ihn nicht direkt anzusehen. Merke aber, wie mir heiß und kalt wird bei seinem Anblick. Lissi, bleib mal locker. Das ist doch nur ein netter Kunde!, ermahne ich mich ernsthaft und antworte eilig: »Grazie mille!« Überrascht schaut er mich an und lächelt: »Oh. Sie sprechen Italienisch?« Sofort wird mir noch heißer und ich stottere aufgeregt: »Äh, nein. Ich kenne nur ein paar Wörter. Allerdings würde ich es gerne lernen. Italienisch ist eine wunderbare Sprache!« »Ja, das stimmt. Schade, dass ich heute wieder nach Florenz zurückfliegen muss. Also, wenn ich das nächste Mal in Frankfurt bin, komme ich sicher wieder vorbei. Grazie mille, Signora!« Seine Augen zwinkern mir lächelnd zu, als er mir die leere Tasse auf den Tresen stellt. »Noch einen wunderschönen Tag und ciao!«, sagt er und unsere Blicke treffen sich einen Augenblick zu lange … Als ich realisiere, was da gerade mit mir passiert, ist er schon nach draußen verschwunden. Oh Mein Gott! Was war das denn!?, denke ich, noch immer irritiert. »Einen Espresso bitte!« Der nächste Kunde holt mich aus meinen Gedanken. »Ähm, sorry. Ja, sofort!«, antworte ich eilig und lasse den heißen Espresso in die Tasse fließen. Meine Güte, Lissi! Du bist ja ganz durcheinander! Komm mal wieder in die Realität zurück. Das war ein KUNDE, nicht mehr und nicht weniger. Basta!, versuche ich mich selbst zu beruhigen. Und doch schlägt mein Herz noch immer heftig und mein Kopf ist rot wie eine Kirschtomate. Darüber muss ich unbedingt heute Abend mit Jule reden!, denke ich aufgekratzt und versuche mich, so gut es geht, auf meine Arbeit zu konzentrieren …

Puh! Ein Glück! Der letzte Kunde hat gerade den Laden verlassen. Heute war wieder ein sehr guter, aber auch anstrengender Tag. Die Siebträgermaschine glühte förmlich. Endlose Tassen Espresso, Cappuccino und Latte macchiato liefen hindurch. Eilig räume ich die Milch in den Kühlschrank und stelle die sauber gespülten Tassen in die Vitrine. »Jetzt nix wie nach Hause!«, denke ich laut und schließe die Ladentür.

Keine halbe Stunde später stehe ich in meinem Wohnungsflur und ziehe mir rasch meine Schuhe aus. Ah! Was für eine Wohltat, die Sneaker sind ja megabequem, wenn man sie aber zwölf Stunden an den Füßen hat, spürt man jeden Stein, geht es mir durch den Kopf. Schnell mache ich mir ein Käsesandwich, hole eine Flasche Apfelschorle aus dem Kühlschrank und mache es mir auf meiner gemütlichen Terrasse bequem. »Herrlich, endlich Feierabend!«, stoße ich erleichtert aus, als ich genüsslich in mein Sandwich beiße und die Apfelschorle in mein Glas gieße. Der Tag war heute schon sehr warm für Anfang Mai und ich bin froh, dass ein laues Lüftchen über meine Terrasse weht.

Ach du meine Güte, es ist ja schon fast zweiundzwanzig Uhr. Ich wollte doch Jule noch anrufen!, denke ich schuldbewusst und schaue ungläubig auf meine Handyuhr. Sofort kommt mir der gut aussehende Italiener wieder in den Sinn. Die Gedanken an ihn konnte ich tagsüber recht gut verdrängen. Jetzt sehe ich ihn wieder deutlich vor mir. Was für ein attraktiver Mann!, denke ich und ein Lächeln zieht über mein Gesicht. Mein Herzschlag wird schneller und ich bekomme eine leichte Gänsehaut, was nicht unbedingt etwas mit der lauen Frühjahrsluft zu tun hat. Eilig drücke ich die Tastatur meines Handys und höre schon ein paar Sekunden später meine Freundin am anderen Ende der Leitung grinsen: »Hallo, hier Jule. Wer da?« »Hi, meine Liebe. Sorry, dass ich dich noch so spät störe, aber ich hatte heute eine Begegnung der ganz besonderen Art. Das muss ich heute Abend noch unbedingt loswerden!«, erwidere ich nervös. »Oh! Das hört sich spannend an. Leg los, Lissi. Ich bin ganz Ohr!« Vor Aufregung verschlucke ich mich fast an meiner Apfelschorle und huste kräftig los. »Sorry, Jule. Fast wäre ich am letzten Schluck erstickt!«, stöhne ich auf. »Mensch, Lissi, was ist denn heute passiert, dass du so neben dir stehst? Hattest du Georg Clooney in deinem Laden?« Meine Freundin ist sichtlich erheitert. Jetzt muss auch ich herzhaft lachen und antworte eilig: »Nein, nein. Aber einen supersympathischen Italiener, der obendrein auch noch verdammt gut aussah!« Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer und ich schiebe noch aufgewühlt hinterher: »Oh Gott, Jule. Ein Traum von einem Mann war heute bei mir im Laden. Ich bin total durch den Wind. Dabei habe ich ihm nur einen Cappuccino verkauft!« »Sag nur, du bist deinem Mister Right begegnet? Und habt ihr ein Date?« Meine Freundin ist völlig aufgekratzt und lacht hell auf. »Haaallooo …! Nein, wir haben kein Date. Ich weiß noch nicht mal seinen Namen, außer dass er heute wieder nach Florenz zurückgeflogen ist. Hatte wohl geschäftlich hier zu tun. Zumindest sahen seine Klamotten geschäftsmäßig aus«, antworte ich frustriert und trinke den letzten Schluck meiner Apfelschorle. »Och Mensch, Lissi! Schade. Ich dachte schon, wenigstens du hättest mal wieder ein Date mit einem netten Exemplar des anderen Geschlechts!« Meine Freundin ist sichtlich enttäuscht und schiebt noch eilig hinterher: »Ich sage es ja immer. Entweder besetzt oder beschissen! Wahrscheinlich hat er in Bella Italia eine Frau und sieben wundervolle Bambini, die auf ihn warten.«

Rums! Das hat gesessen. Darüber habe ich mir noch keinerlei Gedanken gemacht. Aber Jule hat wahrscheinlich recht und mein Mister Right sitzt morgen früh wieder mit seiner italienischen Familia am Frühstückstisch. Warum ich so eine große Liebe zu Italien in meinem Leben entwickelt habe, kann ich nur erahnen. Ich war als Teenager mit Jonas, meinem besten Freund, auf der wunderschönen Insel Elba. Es war der erste Urlaub meines damals noch jungen Lebens. Ich verliebte mich unsterblich in einen charmanten und bildhübschen Italiener. Die Zeit mit ihm verging wie im Flug und als wir uns trennten, schworen wir uns ewige Liebe! Er wollte mich in Deutschland besuchen und mich nie mehr verlassen. Leider kam es nie dazu, da er sich anderweitig orientierte … Mein Herzschmerz war riesengroß und ich trauerte monatelang um ihn. Zum Glück hatte ich Jonas, der sich meine Leidensgeschichte immer und immer wieder anhören musste. Der Arme hat dank mir heute noch eine Aversion gegen italienische Männer.

»Ach Mensch. Ich kann dir auch nicht genau sagen, was da mit mir heute passiert ist. Den Blick von ihm hättest du sehen müssen, Jule. Mir lief es heiß und kalt den Rücken herunter«, antworte ich noch immer aufgeregt. »Ja, ja, die Lissi und ihre italienischen Männer. Irgendwie fühlst du dich immer besonders zu ihnen hingezogen, oder sehe ich das falsch?«, höre ich meine Freundin fragen. Mit einem Seufzen antworte ich: »Okay, es stimmt. Die südländischen Männer mit ihrem temperamentvollen Charme haben es mir seit meinem ersten Urlaub dort angetan. Leider habe ich bis jetzt noch immer keinen passablen Italiener getroffen. Tja, hier in Deutschland könnte sich die Suche auch etwas schwieriger gestalten. Vielleicht wäre es mal wieder an der Zeit für einen Urlaub.« Sofort höre ich meine Freundin schwärmen: »Oh ja! Italien ruft, Lissi!« Doch eilig schiebt sie hinterher: »Nur leider habe ich momentan null Kohle für einen Urlaub. Die Reparatur meines Kleinwagens hat mein ganzes Gespartes aufgebraucht. Ich könnte heulen. Dieses Jahr fällt der Urlaub komplett flach!« »Oh, das tut mir echt leid, Jule. Aber tröste dich, bei mir sieht es finanziell auch nicht so rosig aus. Das liebe Finanzamt hat eine Steuernachzahlung angekündigt. Ich gehe mal davon aus, dass höchstens ein Wochenendtrip an die Nordsee noch möglich sein wird«, gebe ich stöhnend zurück. »Na dann, liebe Freundin. Auf an die Nordsee und wenn es nur für drei Tage ist!« Jules Lachen dringt an mein Ohr und ich antworte grinsend: »Hey, die Nordsee kann auch herrlich sein, allerdings gibt es da keine Italiener!« Jetzt kann sich Jule nicht mehr halten vor Lachen und ruft laut aus: »Haha, da hast du natürlich vollkommen recht. Aber die kernigen Jungs in den Ostfriesennerzen am Nordseestrand sind auch nicht zu verachten! Vielleicht finden wir unser Glück zwischen Watt und Meer, Lissi. Wer weiß?« »Hey, Jule, deine Fantasie geht mal wieder mit dir durch! Lass mal gut sein. Irgendwann kommt schon der Richtige. Meistens, wenn man am wenigsten damit rechnet …«, gebe ich augenzwinkernd zurück.

Kapitel 4

Die Woche vergeht wie im Flug. »Ach du meine Güte, schon wieder Freitag«, murmele ich vor mich hin, als ich meinen kleinen Laden abschließe und zum Auto laufe, das treu auf dem Parkplatz auf mich wartet. »Wer Liebe leeeebbbt, wird unsterblich sein …«, höre ich Michelle immer penetranter singen. Aus den Untiefen meiner Handtasche krame ich mein Handy hervor. »Hallo, hier Lissi! Haaaalllooo!!« Keine Antwort. Die Verbindung wurde unterbrochen. Wieder sehe ich eine mir unbekannte Nummer mit italienischer Ländervorwahl. Seltsam, wer versucht mich denn ständig anzurufen? Und dann auch noch aus Bella Italia?«, geht es mir aufgewühlt durch den Kopf. Eilig stecke ich mein Handy wieder in die Tasche und starte den Wagen.

Keine zwanzig Minuten später sitze ich auf meiner Terrasse mit einem kalten Eistee und einer Schüssel frischem Salat, den ich mir noch in der Stadt besorgt habe. Tja, das ist auch ein Thema, wenn man allein lebt. Nur für mich zu kochen, ist mir einfach zu öde und dann auch noch allein essen … Schrecklich! Deshalb treffe ich mich oft mit Jule, oder wir kochen etwas gemeinsam in meiner voll funktionstüchtigen Kücheninsel. Die noble Küche war schon in meiner Wohnung eingebaut, als ich sie vor Jahren kaufte. Zum Glück! Sonst hätte ich mit Sicherheit heute noch immer keinen eigenen Herd. Eigentlich würde ich gerne für einen Mann kochen, aber leider ist dieses Vorhaben mangels geeigneter Partner die letzten Jahre auf Eis gelegt worden. Erneutes Handyklingen holt mich aus meinen Gedanken.

»Hallo, Lissi hier!« Dieses Mal bin ich direkt am Hörer. »Hey, Lissi. Schön dich zu hören! Ich warte schon die ganze Woche auf deinen Anruf!«, höre ich die mir bekannte Stimme. »Hallo,