Entscheidung am Meer - Nadja ten Peze - E-Book

Entscheidung am Meer E-Book

Nadja ten Peze

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Beschreibung

Große Veränderungen stehen für Marie an: Ihre Älteste Lotta und ihre Enkelin Sophie werden ausziehen und gemeinsam mit Lottas Freund im niederländischen Den Helder als Familie zusammenleben. Marie ist verzweifelt. Wie soll sie nur damit klarkommen? Ihre beste Freundin Ina, die seit einigen Jahren in Italien lebt, steigt sofort in den Flieger, um ihr zur Seite zu stehen. Aber nicht nur Lottas Umzug bewegt Marie. Ihr Freund Christian möchte Nägel mit Köpfen machen und mit ihr zusammenziehen. Alles wäre perfekt! Doch immer wieder muss sie an ihre Urlaubsliebe Gerrit denken. Hat sie noch Gefühle für den charmanten Holländer? Was soll sie nur tun? Marie muss endlich eine Entscheidung treffen. Für Ina steht fest, dass Marie dringend Erholung braucht. Gemeinsam verbringen sie einen Urlaub am Meer. Und dort geschieht etwas, womit Marie nicht gerechnet hat.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 1

Sag das bitte noch einmal, Lotta!«, ungläubig schaue ich meine Tochter an, die gerade meine kleine Enkelin aus dem Buggy holt.

»Sophie will zu Rowdy!«, jauchzt die Kleine und rennt durch die offene Küchentür zu unserem Appenzeller Sennenhund, der gemütlich unter dem Küchentisch liegt.

»Was hast du mir gerade am Telefon erzählt? Das muss ich erst einmal sacken lassen!«, frage ich erneut und schaue Lotta dabei zu, die den Kinderwagen in den Flur meines kleinen Reihenhauses schiebt.

»Mama! Jetzt reg dich doch bitte nicht so auf und lass uns in Ruhe darüber reden!«, antwortet sie mir verlegen.

Aufgewühlt folge ich ihr in die Küche und stelle die Kaffeemaschine an.

»Willst du auch einen Cappuccino oder lieber Apfelschorle?«, frage ich Lotta, als ich mit dem Rücken zu ihr die Maschine anstelle.

»Ich will auch Apfelschorle!«, höre ich eine Stimme unter dem Küchentisch. Meine kleine Enkeltochter liebt unseren Hund über alles und rennt immer als Erstes zu ihm.

»Hey, mein Schatz! Willst du Oma nicht hallo sagen?«, frage ich sie lachend und knie mich zu ihr unter den Tisch.

»Doch, Oma, aber erst muss ich mich doch um Rowdy kümmern!«, gibt sie grinsend zurück und drückt unseren Hund fest umschlungen an sich.

»Okay, das verstehe ich natürlich! Wenn du dich genug um ihn gekümmert hast, kannst du gerne deine Apfelschorle trinken. Ich stelle sie dir auf den Tisch«, antworte ich mit gespielt wichtiger Miene und drücke ihr sanft einen Kuss auf die Stirn. Was ein süßes Kind!, denke ich gerührt und streiche ihr liebevoll durch die braunen Locken. Ihre blauen Augen sehen mich dabei strahlend an. Fast drei Jahre ist es nun schon her, dass Sophie auf die Welt kam und das Leben von meiner ältesten Tochter auf den Kopf stellte. Lotta war gerade siebzehn, als sie unerwartet schwanger wurde. Es passierte bei einer Klassenfete, als sie und Marco, der Kindesvater, sich unter Alkoholeinfluss näherkamen. Schnell war klar, dass es bei diesem One-Night-Stand bleiben würde. Marco gab ihr unumwunden zu verstehen, dass er keine feste Beziehung eingehen wollte. Lotta war am Boden zerstört, vor allem weil es ihr erstes Mal mit einem Mann war. Der Schock war groß, als sie zwei Monate später einen positiven Schwangerschaftstest in Händen hielt! Hin und her gerissen zwischen Angst und Verantwortung für ihr ungeborenes Kind, entschloss sie sich letztendlich, das Baby zu bekommen. Wir führten lange, intensive Gespräche über ihre weitere Zukunft. Vor allem, weil Lotta zu diesem Zeitpunkt gerade ihren Schulabschluss absolvierte und eine anschließende Ausbildung zur Fotografin anstrebte. Oh Gott! Wenn ich daran zurückdenke, wird mir noch immer flau im Magen. Aber trotz meiner Ängste habe ich sie immer bestärkt in dem Gedanken, das Kind auszutragen. Zum Glück bekam sie direkt nach ihrem Fachabitur eine Ausbildung zur Fotografin in einem renommierten Fotostudio in Köln. Da wir in einem Vorort von Köln wohnen, konnte sie jeden Tag zu ihrer Ausbildungsstelle fahren und Sophie blieb tagsüber bei mir. Meine beiden jüngsten Kinder, der fünfzehnjährige Mattis und Nele mit ihren dreizehn Jahren, freuten sich riesig über den Familienzuwachs.

Seit dem Tod meines Mannes Daniel vor acht Jahren wohnen wir alle zusammen in unserem kleinen Reihenhaus. Lotta hat mein großes Schlafzimmer mit Sophie bezogen und ich bin in ihr etwas kleineres Schlafzimmer umgesiedelt. Unser Appenzeller Sennenhund Rowdy macht unsere etwas liebevoll schräge Familie, wie meine Freundin Ina immer sagt, komplett!

»Mama, können wir jetzt reden?« Lotta schaut mich unsicher an, als ich mir meine Kaffeetasse hole und mich zu ihr an den Küchentisch setze.

»Willst du nichts trinken?«, frage ich noch einmal nach.

»Nein danke«, gibt sie zurück und schaut unter den Tisch, um nach ihrer kleinen Tochter zu sehen, die immer noch zufrieden lächelnd unseren Hund streichelt.

»Okay, Lotta. Dann schieß los. Was gibt es für Neuigkeiten?«

»Tja, ähm … Du weißt ja, dass es in deinem Schlafzimmer mittlerweile etwas eng wird, besonders wenn Jan zu Besuch kommt …«, beginnt sie nervös.

»Ja, alles klar! Aber auf was willst du hinaus? Wollt ihr im Garten anbauen?«, antworte ich mit einem überraschten Lächeln.

Unsicher spielt sie an ihrer Halskette, die sie von ihrem Vater zur Geburt bekam.

»Nein, Mama. Jan und ich. Ich meine Jan, Sophie und ich wollen zusammenziehen und endlich eine richtige Familie sein. Dieses ständige Pendeln zwischen Deutschland und Holland nervt mittlerweile tierisch! Meine Ausbildung habe ich abgeschlossen und könnte auch in Holland arbeiten.« Was höre ich da gerade?! Lotta will nach Westerland ziehen?! Meine Tochter mitsamt Enkelin nach Holland auswandern?! In meinem Kopf schwirren tausend Gedanken und mein Blutdruck steigt gefühlt ins Unermessliche …

Meine Kinder und ich hatten vor über drei Jahren in Westerland an der holländischen Nordseeküste ein paar Ferientage über Silvester verbracht. Dort lernte sie den netten, jungen Niederländer Jan kennen und lieben, bevor sie überhaupt etwas von ihrer Schwangerschaft wusste. Er war auch an ihrer Seite, als sie während einer Schlittschuhfahrt auf dem Meer im eiskalten Wasser einbrach und danach bewusstlos auf der Intensivstation lag. Wenn ich an diese schweren Stunden und Tage zurückdenke, sammeln sich noch heute Tränen in meinen Augen. Gott sei Dank hat Lotta keine bleibenden Schäden davongetragen und auch das ungeborene Kind, das sie damals noch unwissend in sich trug, überstand dieses dramatische Unglück wie durch ein Wunder unbeschadet! Jan überlegte keine Sekunde sich von Lotta zu trennen, als er erfuhr, dass sie ungewollt schwanger war. Im Gegenteil, seit die kleine Sophie auf der Welt ist, wurde ihre Beziehung zueinander noch intensiver. Ich freue mich immer sehr, wenn er am Wochenende zu uns kommt und ich mit ansehen kann, wie die kleine Familie zusammenwächst … Lotta geht mit Sophie nach Westerland! Mein Kopf glüht vor Erregung und der Kloß im Hals, den ich verspüre, lässt mich kaum atmen.

»Ähm. Ist das dein Ernst, Lotta?«, antworte ich mit bebender Stimme und schaue meine Tochter dabei ungläubig an.

»Ja, Mama. Wir haben schon ein kleines Häuschen gefunden, direkt am Deich. Dir wird es bestimmt gefallen. Du liebst doch das Meer genauso wie ich und Sophie wächst dort auch in einer ganz natürlichen Umgebung auf!«, entgegnet sie mir eilig und lächelt mir aufmunternd zu. Oh Gott! Sie meint es ernst! Deine älteste Tochter verlässt ihr Elternhaus und zieht in die weite Welt, samt Enkelin! Langsam spüre ich, wie mir die Tränen in die Augen schießen.

Um Fassung ringend antworte ich mit tränenerstickter Stimme: »Tja, dann … Du bist alt genug, Lotta. Ich kann dich nicht zwingen weiterhin zu Hause zu wohnen. Du hast jetzt dein eigenes Leben, mein Kind.« Jetzt brechen alle Dämme und die Tränen laufen mir über die heißen Wangen. Zärtlich zieht Lotta mich zu sich und streicht mir über mein Gesicht.

»Mama, ich bin doch nicht aus der Welt und Westerland ist nur vier Autostunden entfernt! Du kommst uns so oft besuchen, wie du willst. Natürlich kommen auch Mattis und Nele mit!«, antwortet sie und auch in ihren Augen sehe ich Tränen schimmern.

»Lotta, ich wünsche euch natürlich nur das Beste und hoffe, du wirst mit Jan glücklich. Versteh mich bitte, dass ich mir Sorgen mache. Wie soll das mit Sophie werden, wenn du arbeiten gehst?«, frage ich besorgt nach. Ich weiß, dass Jans Mutter schon früh gestorben und er bei seinem Vater aufgewachsen ist. Allerdings ist dieser vor einem Jahr nach Rotterdam gezogen. Jetzt trennen Vater und Sohn mehr als hundertfünfzig Kilometer. Nachdenklich schaue ich meine Tochter an und hoffe, dass sie sich vielleicht doch noch anders entscheidet.

»Mama, ich weiß, dass es nicht einfach für dich ist und glaube mir, für mich wird es auch eine Umstellung sein. Jan verdient gut in seinem Job als Physiotherapeut und Sophie kann schon in die Kita. In der nächstgrößeren Stadt Den Helder suchen sie eine Fotografin in Teilzeit. Ich habe dort meine Bewerbung abgegeben und hoffe, dass ich eine Chance bekomme. Das Häuschen ist erst mal zur Miete, aber wunderschön und urgemütlich. Es wird dir ganz sicher gefallen!«, antwortet sie eilig. Liebevoll nimmt sie meine Hände und strahlt mich dabei glücklich an. Kann ich ihr diesen Traum zerstören, wegen meiner Angst sie zu verlieren? Marie, jetzt sei stark und freu dich für Lotta. Du siehst doch, wie glücklich sie ist!, geht es mir durch den Kopf, als sie mir aufmunternd zunickt.

»Ich denke, du wirst dich in Westerland sehr wohlfühlen und schnell einleben. Versprich mir bitte, dass du dich jede Woche mindestens dreimal meldest und uns oft besuchen kommst!«, sage ich mit einem versuchten Lächeln und nehme sie dabei fest in meine Arme.

»Danke, Mama, dass du es mir nicht so schwer machst! Ich hatte solche Angst, es dir zu sagen, weil ich weiß, wie sehr du Sophie vermissen wirst. Jetzt bin ich froh, dass es endlich ausgesprochen ist!« Mein Herz schlägt noch immer heftig vor Aufregung, als ich meine kleine Enkeltochter, die mit Rowdy unter dem Küchentisch spielt, zu mir nehme.

»Oma, warum weinst du, bist du traurig?«, fragt sie mich und legt ihr niedliches Köpfchen zur Seite. Oh, was werde ich dieses kleine Wesen vermissen!, denke ich bedrückt und gebe ihr schnell einen Kuss auf die Wange, um meine Trauer zu verbergen.

»Ach, mein Schatz. Es ist alles gut!«, antworte ich schnell mit einem verkrampften Lächeln.

»Dann können wir ja noch mit Rowdy in den Wald! Okay, Oma?!«, gibt sie grinsend zurück und rutscht von meinem Schoß, um im Flur Rowdys Leine zu holen.

»Danke, Mama!« Lotta lächelt mich erleichtert an und zwinkert mir zufrieden zu, als sie ihrer Tochter in den Flur folgt.

»Hey, Rowdy! Komm du, Faulenzer, wir wollen in den Wald!«, sage ich, noch immer etwas irritiert von den Neuigkeiten zu meinem Hund, der sich langsam in Bewegung setzt. In aller Seelenruhe trottet er in den Flur, wo ihn Sophie und Lotta schon freudig in Empfang nehmen.

Was für ein Tag! Lotta zieht nach Holland!, geht es mir wieder und wieder durch den Kopf, als ich mich mit einer Tasse Kaffee auf meine Terrasse setze. Gedankenversunken schaue ich in den abendlichen Sternenhimmel. Ein wunderschöner Frühlingstag neigt sich dem Ende zu. Die Temperaturen steigen langsam merklich an und es ist für Anfang Mai schon überdurchschnittlich warm. In meinem kleinen Garten blühen die Krokusse, Narzissen und Tulpen um die Wette. Ein bunter Reigen an Frühlingsblumen streckt sich mir entgegen. Der Frühling ist die schönste Jahreszeit für mich! Wenn die Natur ihren Winterschlaf beendet und überall das Leben wieder zum Vorschein kommt! Für einen kurzen Moment vergesse ich, was Lotta mir heute mitgeteilt hat … Aber sofort spüre ich wieder den Schmerz in der Brust bei dem Gedanken, dass Lotta und Sophie in voraussichtlich zwei Monaten nicht mehr bei uns wohnen werden! Ich habe noch mit niemand darüber gesprochen, selbst meinem Zweitältesten Mattis und meiner jüngsten Tochter Nele habe ich es noch nicht gesagt. Lotta ist nun schon drei Jahre mit Jan zusammen und ich wusste, irgendwann wird der Tag des Abschiedes kommen.

»Aber muss es jetzt schon sein?!«, murmele ich vor mich hin, als ich an meinem Kaffee nippe. Das Handyklingeln reißt mich aus meinen Gedanken.

»Hallo, Marie! Wie geht es dir? Du hast dich ja schon Ewigkeiten nicht mehr gemeldet!«, höre ich die Stimme meiner Freundin.

»Oh, sorry, Ina! Diese Woche war echt stressig. Ich wollte dich morgen anrufen!«, antworte ich schuldbewusst. Ina ist meine beste Freundin. Leider wohnt sie seit fast drei Jahren mit ihrer Tochter Alva und ihrem Lebenspartner Isolino in Italien. Ihn lernte sie bei unserem gemeinsamen Freundinnenurlaub vor ein paar Jahren in der Toskana kennen und lieben. Ein paar Monate später wurde sie schwanger und kein Jahr später zog sie zu ihm. Dieser Abschied war für mich damals ein Schock! Ina und ich haben die ganzen Jahre in unmittelbarer Nähe zueinander gewohnt. Das sie jetzt über tausendfünfhundert Kilometer entfernt von mir lebt, musste ich erst verarbeiten. Natürlich habe ich ihr diese große Liebe von Herzen gegönnt und freue mich immer riesig, wenn ich sie besuchen kann. Allerdings fehlt sie mir schon sehr.

»Hey, Marie, ist schon okay! Wenn du nicht reden möchtest, rufe ich dich morgen wieder an«, kommt es verständnisvoll durch die Leitung.

»Nein, nein, Ina! Alles gut, ich freue mich doch immer von dir zu hören! Nur heute, ähm, ich meine …« Jetzt kann ich die Tränen nicht mehr zurückhalten und schluchze in mein Handy: »Lotta zieht nach Holland zu Jan und natürlich nimmt sie auch Sophie mit. Sie hat schon einen Job als Fotografin in Den Helder und ein Häuschen haben sie auch schon gemietet. In acht Wochen ist sie weg, Ina!«

»Ach du große Scheiße! Sorry, Marie. So meinte ich das nicht! Ich freue mich für Lotta und Jan, diese ständige Fahrerei hat sie sicher genervt, oder?«, meine Freundin ist sichtlich mitgenommen und ich spüre ihre Aufregung am Telefon.

»Ja, genau, das war der Punkt! Ist auch verständlich. Natürlich wollen sie gerne zusammen sein und ihr Leben gemeinsam gestalten. Und doch kommt es für mich überraschend! Ach, Ina, ich wünsche ihr alles Glück dieser Erde und ich mag Jan sehr, aber der Gedanke, dass sie mit Sophie so weit entfernt wohnt, macht mich natürlich sehr traurig«, antworte ich entmutigt.

»Das verstehe ich, Marie, aber denk an die schöne Zeit, die ihr gemeinsam hattet, und freu dich mit ihnen auf ihre Zukunft in Holland, die bestimmt spannend und voller neuer Eindrücke sein wird. Ich drücke der kleinen Familie fest die Daumen, dass alles gut läuft! Du hast bei uns gesehen, dass ein Neuanfang in einem anderen Land durchaus gelingen kann. Also, Kopf hoch, Marie! Alles wird gut!«, gibt sie mir aufmunternd zurück. Jetzt kommen mir abermals die Tränen und ich sehe die Bilder, als Ina nach Italien zog und ich sie ein letztes Mal zum Flughafen begleitete. Mein Kopf dröhnt und meine Stimme versagt, als ich ihr schluchzend antworte: »Oh, Ina! Die Erinnerung, als du weggingst, ist wieder so präsent, und es tut noch immer weh und jetzt muss ich Lotta und Sophie loslassen …« Meine Tränen brennen heiß auf meinen Wangen und der Schmerz klopft in der Brust. Auch meinen Mann Daniel musste ich vor mehr als acht Jahren loslassen, als er denn Kampf gegen seine grausame Krankheit verlor und ich mit meinen drei kleinen Kindern von heute auf morgen allein war! Ich weiß, dass Ina, Lotta und Sophie nur ein paar Flug oder Autostunden entfernt sind und dennoch hätte ich meine Liebsten für immer bei mir behalten.

»Mensch, Marie! Am liebsten würde ich mich in den nächsten Flieger setzen und zu dir kommen, wenn ich dich so leiden höre. Weißt du was? Das mach ich auch!«, gibt Ina ohne Umschweife klar zu verstehen.

»Nein, nein! Bitte, das musst du nicht!«, antworte ich eilig und schnäuze in das Taschentuch, das in meiner Hosentasche steckte.

»Keine Widerrede! Ich komme und außerdem ist Lino froh, wenn er ein Wochenende mit Alva für sich allein hat!«, schiebt sie noch begeistert hinterher.

»Wenn es dir wirklich keine Umstände macht, freue ich mich natürlich riesig, wenn du uns besuchen kommst! Die Kids werden ganz aus dem Häuschen sein, wenn sie es erfahren. Mensch, Ina, du bist immer für eine Überraschung gut!«, antworte ich überrascht und spüre, wie mein Herz einen glücklichen Hüpfer macht.

»Ich schaue morgen früh direkt nach einem Flug. Also, liebe Marie, mach das Bettsofa bereit! Tante Ina ist im Anmarsch!«, lacht sie noch einmal hell auf, bevor wir uns verabschieden.

»Ach, Ina, ich freue mich so auf dich!«, antworte ich ehrlich und für einen kurzen Moment fühle ich mich glücklich! Der Mond scheint hell in meinem Garten und ich sehe gerade noch, wie eine Sternschnuppe am Nachthimmel aufleuchtet. »Wenn das kein gutes Zeichen ist …«, murmele ich vor mich hin und ein Lächeln huscht über mein Gesicht.

In der darauffolgenden Nacht schlafe ich fest und traumlos. Als mein Wecker um sieben Uhr morgens klingelt, bin ich das erste Mal seit Wochen schon vorher wach. Die Sonne scheint schon schwach durch die Gardinen, als ich mich kräftig ausstrecke und mit einem Satz aus dem Bett springe. Leise gehe ich ins Badezimmer und nach einer erfrischenden Dusche wecke ich meine beiden Jüngsten. »Guten Morgen, Nele, aufstehen«, raune ich meiner Tochter ins Ohr. Sie dreht sich noch einmal auf die andere Seite ihres Bettes und meint schlaftrunken: »Moin, Mama, muss ich schon zur Schule?«

Grinsend antworte ich: »Oh ja, ich glaube, die Nacht ist vorbei. Raus aus den Federn. Der frühe Vogel fängt den Wurm!«

Irritiert schaut sie mich an und erwidert: »Ähm! Mama, was macht der Vogel?« Jetzt muss ich herzhaft lachen und setze mich zu ihr ans Bett.

»Sag bloß, diese Redewendung kennst du nicht?«

Ungläubig schüttelt sie den Kopf. »Nein, Mama. Noch nie gehört! Aber du kommst ja auch aus der Steinzeit!«, gibt sie mir grinsend zurück. Eilig ziehe ich die Gardinen zur Seite und sofort ruft mein Nachwuchs empört aus: »Hey, Mama! Warum ist es schon so schrecklich hell? Am liebsten würde ich noch ’ne Runde schlafen!«

Lachend antworte ich ihr, als ich das Fenster öffne: »Tja, die Steinzeitmenschen sind Frühaufsteher!«

Keine zwanzig Minuten später sitzen Mattis, Nele und ich in der Küche. Wie immer stehen zwei Schalen Milch mit Cornflakes und mein heißgeliebter Kaffee auf dem Frühstückstisch.

Während die beiden noch müde in ihrem Müsli rumstochern, sage ich mit freudiger Miene: »Wie wäre es, wenn Ina uns am Wochenende besuchen würde?« Sofort kommt Leben in die verschlafenen Gesichter.

»Was? Ina kommt?! Hey, das ist ja super!«, ruft Mattis eilig aus und Nele strahlt über das ganze Gesicht: »Oh, wie schön, Mama! Wann kommt sie denn?« Ina ist ein gern gesehener Gast in unserem Haus. Besonders die Kinder sind total begeistert von ihr und ich liebe sie wie eine Schwester, die ich leider nie hatte. »Kommt Alva auch mit?«, fragt Nele sofort aufgeregt nach.

»Leider nicht. Es war eine spontane Idee von ihr, uns wieder einmal zu besuchen. Es gibt einiges zu erzählen!«, gebe ich geheimnisvoll zurück. »Jetzt aber Beeilung, sonst kommt ihr noch zu spät zum Unterricht. Alles andere besprechen wir später!«, schiebe ich noch lachend hinterher, während ich ihnen die Schulbrote in die Schulrucksäcke packe. Keine fünf Minuten später verschwinden sie auf ihren Fahrrädern Richtung Schule.

Die kleine Sophie scheint noch zu schlafen, als ich Lotta im Badezimmer höre. Kurze Zeit später sitzt auch meine älteste Tochter in der Küche und hält einen Becher heißen Kaffee in den Händen. Wir beide haben eine Vorliebe für frisch aufgebrühten Koffie, wie man in Holland sagt, und trinken ihn immer gemeinsam am Morgen. Bevor sie zu ihrer Arbeitsstelle ins Fotostudio fährt, genießen wir die Zeit, um uns über den Tag und alles, was in der Woche ansteht, auszutauschen.

»Guten Morgen, Mama. Ich hoffe, du hattest eine ruhige Nacht nach der gestrigen Aussprache?«, fragt Lotta vorsichtig nach und schaut mich dabei unsicher von der Seite an.

»Alles gut, mein Kind. Mach dir keine Gedanken! Ich freue mich, wenn du glücklich bist und ich denke, dass Jan der Mann ist, der dich glücklich machen kann«, antworte ich lächelnd und streiche ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wie sehr sie doch ihrem verstorbenen Vater ähnelt, kommt es mir wieder in den Sinn. Die gleichen Gesichtszüge und die Bewegung ihrer Hände, wenn sie sich eilig ihre langen braunen Haare zu einem schnellen Zopf zusammenbindet. »Ach ja. Ina kommt am Wochenende!«, sage ich fast beiläufig, als sie mir einen schnellen Kuss auf die Wange gibt.

»Ina kommt? Oh, wie schön, das freut mich! Wann kommt sie, oder ist sie schon unterwegs?«, gibt sie aufgeregt zurück. Lotta kennt Inas spontane Art und weiß, dass es früher öfters vorkam, dass sie noch spät in der Nacht plötzlich vor unserer Tür stand. »Oder gibt es was Wichtiges, was du nicht mit ihr am Telefon besprechen willst, Mama?«, schiebt sie noch interessiert hinterher.

»Ähm, eigentlich nicht, ich meine … Okay, Lotta. Ich habe gestern Abend noch mit ihr gesprochen und ihr von deinem Auszug erzählt. Sorry, natürlich konnte ich meine Emotionen nicht verbergen und da sie gespürt hat, dass ich etwas traurig war. Na ja, du kennst Ina. Sofort hat sie einen Flug für Freitag gebucht!« Unsicher schaue ich meine Tochter an, die gerade im Begriff ist, ihre Kaffeetasse in die Spülmaschine zu räumen.

»Ach, sie kommt jetzt nur wegen mir?«, fragt sie überrascht.

»Nein, nein, natürlich nicht!«, antworte ich eilig. »Sie möchte uns einfach mal wieder besuchen. Ist auch schon eine Weile her, seit sie das letzte Mal hier war«, schiebe ich noch schnell hinterher.

Lotta hebt ihre linke Augenbraue, was sie immer macht, wenn sie mit etwas nicht ganz einverstanden ist.

»Okay, alles klar! Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf Ina. Egal was für einen Grund sie auch hat! Ich mach mich jetzt auf den Weg. Euch noch einen schönen Tag. Ach ja, Sophie schläft noch fest wie ein Murmeltier!«, gibt sie mir noch eilig zurück, bevor sie das Haus verlässt. Puh! Ich bin froh, dass Lotta nicht näher auf das Gespräch mit Ina eingegangen ist. Natürlich will ich ihr kein schlechtes Gewissen machen. Sie hat sich für den Umzug nach Holland entschieden und soll sich von ganzem Herzen darauf freuen können. Ich muss mit ihrer Entscheidung allein fertig werden. Leise gehe ich die Treppe nach oben und drücke vorsichtig die Türklinke zu Lottas Zimmer nach unten. Meine Enkeltochter liegt friedlich in ihrem Bettchen. Die dunklen Locken umspielen ihre rosigen Wangen. Mein Gott, was ein süßes Kind!, denke ich gerührt und streiche mir eine Träne aus dem Augenwinkel. Zärtlich streiche ich über die rosafarbene Bettdecke.

»Oh, Sophie, wie werde ich dich vermissen!«, murmele ich ergriffen. Vorsichtig setze ich mich auf Lottas Bett und schaue mir die Fotos an, die auf ihrem Nachttisch stehen. Lotta mit ihrem Papa im Sandkasten! Lachend sehen sich die beiden an, als sie gemeinsam Sandkuchen aufstellen. Siebzehn Jahre ist diese glückliche Zeit nun schon her. Daneben steht ein Foto mit ihr, Nele und Mattis unterm Weihnachtsbaum. Auf dem dritten Foto schmiegt sie sich zärtlich an Jan, im Hintergrund ist der Deich von Westerland zu sehen. Wie glücklich die beiden aussehen! Ich bin mir sicher, dass sie ihr großes Glück in Holland gefunden hat. Dass Klingeln an meiner Haustür reißt mich aus meinen Gedanken. Eilig laufe ich die Treppenstufe herunter und öffne die Tür.

»Hallo, Marie! Einen wunderschönen guten Morgen! Wie wäre es noch mit einer gemeinsamen Tasse Kaffee?« Christian lächelt mich gut gelaunt an und drückt mir einen Kuss auf den Mund. Ohne meine Antwort abzuwarten, geht er in die Küche, um Rowdy zu begrüßen. Unser Appenzeller Sennenhund liebt Christian über alles, vor allem weil er von ihm immer die besten Hundeleckerli bekommt. »Hey Rowdy, mein Freund! Schön dich zu sehen!«, ruft er aus und krault sein schwarzes, weißes Fell.

»Christian, was machst du denn schon so früh hier?!«, frage ich überrascht, nachdem ich ihm in die Küche gefolgt bin.

Unsicher schaut er mich an und antwortet schnell: »Freust du dich denn nicht, mich zu sehen?!«

»Doch, ja! Natürlich … ähm, ich dachte nur, du bist die kommenden Tage auf der Pferdeschau in München, oder habe ich da etwas falsch verstanden?«, gebe ich verdutzt zurück. Christian ist mein bester Freund und Lebenspartner. Er hat das Gestüt meiner Mutter und ihres zweiten Mannes Frederik vor fast drei Jahren übernommen. Wir lernten uns schon ein paar Jahre früher kennen, als ich mich mit Rowdy im Wald verlaufen hatte und er mich als damaliger Revierförster nach Hause brachte. Zu dieser Zeit war ich noch nicht bereit mich ganz auf ihn einzulassen. Ein charmanter und gut aussehender Holländer, den ich mit Ina im Italienurlaub kennengelernt hatte, spukte damals noch in meinem Kopf und Herzen umher. Erst nachdem ich eingesehen habe, dass diese Beziehung keine Zukunft hat, konnte ich Christian und mir eine Chance geben. Tja, das ist nun auch schon fast drei Jahre her. Seitdem versucht Christian mich davon zu überzeugen, dass es doch für uns alle wunderschön wäre, einfach zu ihm zu ziehen. Immer wieder betont er, dass er doch so viel mehr Platz hätte als ich in meinem kleinen Reihenhaus. Bis jetzt war ich noch immer nicht bereit und frage mich manchmal, ob ich es jemals sein werde …

»Nein, nein! Ist schon alles okay. Ich fahre nur etwas später los und wollte dich natürlich noch sehen. Denn drei Tage ohne dich halte ich nur sehr schwer aus! Das weißt du doch!«, gibt er grinsend zurück. Liebevoll zieht er mich zu sich und streicht mir zärtlich über die Wange.

»Ich hoffe, du vermisst mich auch«, haucht er mir sanft ins Ohr und küsst mich gefühlvoll auf den Mund.

»Oma, ich bin wach!«, höre ich eine Stimme von oben rufen.

»Oh, Sophie«, murmele ich nervös und löse mich schnell aus seiner Umarmung.

»Tja, Rowdy, so ist das, wenn man sich mit einer jungen Oma einlässt!«, lacht er laut auf und gibt unserem Hund noch ein Leckerli, dass er dankend annimmt.

»Haha, sehr lustig, Christian! Aber, diese junge OMA mit fünfundvierzig hast du dir selbst ausgesucht!«, antworte ich grinsend und werfe ihm noch einen flüchtigen Kuss zu, bevor ich eilig nach oben zu meiner Enkelin laufe. Keine fünf Minuten später sitze ich mit Sophie, Christian und Rowdy am Küchentisch.

»Danke, dass du noch einmal frischen Kaffee gemacht hast!«, sage ich zu Christian, als ich Sophies Müsli in die Schale schütte.

»Keine Ursache! Das war reiner Eigennutz, sonst hätte ich heute wahrscheinlich ohne Kaffee auf die Messe fahren müssen!«, grinst er mich zufrieden an und nimmt einen Schluck aus seiner Tasse. Christian ist ein toller Mann!, denke ich lächelnd, als er mir strahlend gegenübersitzt. Warum nur kann ich mich ihm gegenüber nicht ganz öffnen? Oder bin ich mir nach all den Jahren, die wir uns kennen, noch immer nicht sicher, ob es der Mann fürs Leben ist? Meine Mutter liebt ihn wie ihren eigenen Sohn, den sie nie hatte und auch meine Kinder mögen ihn sehr. Besonders meine Jüngste Nele ist begeistert von ihrem Chris, wie sie ihn liebevoll nennt. Die gemeinsamen Ausritte mit ihm findet sie immer herrlich! Pferde sind ihre große Leidenschaft und dass Christian das Gestüt von ihrer Oma übernommen hat, findet sie megacool! »Sag, deinen Kids liebe Grüße und meiner Nele gib einen Extrakuss von mir!«, sagt er lachend und stellt dabei seine Tasse in die Spülmaschine.

»Okay, wird gemacht!«, gebe ich grinsend zurück, als er auf mich zukommt und liebevoll seine Arme um mich legt.

»Ich vermisse dich jetzt schon, Marie«, sagt er leise und haucht mir einen zärtlichen Kuss auf die Wange.

»Wenn ich zurückkomme, wollte ich gerne mit dir reden. Du weißt sicher schon worüber«, schiebt er noch verstohlen hinterher.

»Ähm, was meinst du, Christian?«, frage ich gespielt überrascht.

»Haha, du weißt doch genau, was ich meine, Marie. Ich muss jetzt leider fahren, sonst komme ich zu spät zur Auktion! Wir sprechen nächste Woche!« Sanft streicht er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und drückt mich noch einmal zärtlich an sich. »Ich liebe dich, Marie«, flüstert er mir zärtlich ins Ohr.

»Ähm, melde dich bitte sofort, wenn du angekommen bist!«, antworte ich eilig und in meinem Magen spüre ich ein unangenehmes Kribbeln. Keine fünf Minuten später höre ich seinen Wagen davonfahren. »Meine Güte, Marie! Warum bist du dir deiner Gefühle noch immer nicht sicher!«, ermahne ich mich selbst, als ich in die Küche zurückgehe. »Christian hat es verdient, dass du dich ganz auf ihn einlässt!« Seit fast drei Jahren sind wir nun schon zusammen und ich weiß, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als zusammen mit mir auf seinem Gutshof zu leben! Jede Frau würde sich Christian als Partner und Ehemann wünschen, geht es mir wieder und wieder durch den Kopf.

»Oma, gehn wir mit Rowdy spazieren?« Meine kleine Enkelin holt mich aus meinen Gedanken. »Er muss bestimmt mal Pipi!«, schiebt sie noch eilig hinterher und legt ihr Köpfchen zur Seite.

»Oh ja, Sophie! Das ist eine sehr gute Idee von dir, mein Schatz! Wir ziehen uns jetzt unsere Schuhe an und dann geht’s los!«, antworte ich lächelnd und drücke ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Kurze Zeit später laufen wir mit Rowdy an der Leine hinter unserem Haus in den Wald. Ein herrlicher Frühlingstag empfängt uns. Die Sonne scheint warm vom wolkenlosen Himmel und die Vögel zwitschern in den Bäumen.

»Oma! Rowdy musste wirklich dringend, oder?!«, grinst Sophie mich an.

»Da hast du recht. Es ist gut, dass wir jetzt mit ihm Gassi gehen!«, gebe ich lachend zurück. Was habe ich nur für eine wunderbare Enkeltochter!, kommt es mir in den Sinn. Die Freude, die ich jeden Tag mit ihr erlebe, wird mir sehr fehlen, wenn Lotta mit ihr nach Holland zieht! Der Gedanke daran macht mich schlagartig traurig, trotz des schönen Wetters am heutigen Vormittag. Natürlich kann ich meine Tochter verstehen. Sie möchte ihr eigenes Leben mit ihrer kleinen Familie leben. Aber dennoch werden mir die beiden unendlich fehlen! Kein Kinderlachen mehr im Haus, keine Versteckspiele im Garten, keine La-Le-Lu-Gutenachtlieder am Abend, keine Backe-backe-Kuchen-Gedichte … Oh mein Gott! Das wird schwer, Marie!

Nur mühsam kann ich meine Tränen unterdrücken, als Sophie mich strahlend anlacht und ruft: »Sieh mal, Oma! Ein Schmetterling! Er hat dieselben Farben wie das Einhorn in meinem Bett!« Schnell wische ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel und gebe lächelnd zurück

»Wie schön, mein Schatz, und er ist genauso hübsch wie du!«

Nach fast zwei Stunden im Wald kommen wir gut gelaunt zurück. Sophie hat rote Bäckchen und einen Riesenhunger!

»Oma, machst du heute Pfannkuchen? Die essen Rowdy und ich doch so gerne!«, grinst sie mich spitzbübisch an.

Der kleinen Maus kann ich auch nichts abschlagen!, denke ich und antworte grinsend: »Okay, wenn Rowdy sie auch so gerne isst, muss ich sie wohl machen.« Schnell binde ich mir meine Küchenschürze um und hole die Rührschüssel aus dem Schrank. Sophie sitzt mit Rowdy an ihrem Lieblingsplatz unter dem Küchentisch.

»Oma! Darf ich die Schüssel auslecken?«, ruft sie und schielt zu mir nach oben.

»Natürlich, mein Liebes, nur so weit bin ich noch nicht«, gebe ich lächelnd zurück.

»Okay, ich warte dann so lange hier mit Rowdy!«, antwortet sie verschmitzt und streichelt das Fell unseres Appenzeller Rüden. Langsam rühre ich die Eier, das Mehl, den Zucker und die Milch zu einer fluffigen Masse zusammen. Nach einer halben Stunde stehen die dampfenden Pfannkuchen auf dem Tisch, nachdem Sophie die Schüssel bis auf den letzten Rest ausgeleckt hat.

»Mama macht auch Pfannkuchen, aber du machst die besten!«, strahlt sie mich glücklich mit ihrem teigverschmierten Gesicht an. Das Kind ist wirklich ein Wonneproppen!, denke ich gerührt und gebe ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. »Für Nele, Mattis und Mama müssen wir auch noch welche aufbewahren, Oma!«, gibt sie eilig zurück, als sie sich ein besonders großes Exemplar aussucht. »Diesen teile ich mir mit Rowdy!«, sagt sie ernsthaft und versucht den Pfannkuchen mit ihrem Kinderbesteck zu teilen. Unser Hund sitzt schon mit großen Augen vor Sophie und wartet sehnsüchtig auf sein Stück.

»Hier hast du lecker!«, grinst sie ihn an. Noch keine Sekunde später ist der ganze Pfannkuchen verschwunden.

»Oh! Rowdy ist aber hungrig, Oma! Ich glaube, er will noch ein Stück!«, sagt sie verwundert und holt sich noch einen auf ihren Teller.

»Diesen isst du aber jetzt auf, Sophie! Rowdy würde den ganzen Teller Pfannkuchen allein aufessen, wenn man ihn lässt. Wir haben einen sehr verfressenen Hund!«, grinse ich meine Enkelin an und schneide ihr kleine Stücke zurecht. Ach, wie wird mir das fehlen …, kommt es mir nachdenklich in den Sinn und streiche ihr dabei liebevoll über ihre braunen Locken.