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Wechseljahre sind Wendezeiten! Die Wechseljahre bringen nicht nur eine große hormonelle Umstellung, sondern oft viele weitere Veränderungen mit sich. Daniela Sixt ist Wechseljahrberaterin und erklärt auf verständliche Weise, was in dieser besonderen Lebensphase im Körper passiert. Außerdem spricht sie offen und ehrlich über die vielen Umbrüche in der Lebensmitte. Sie macht Mut, Gott in all dem zu erleben und neue Perspektiven zu entdecken. Dabei weist sie immer wieder auf die Schätze in Gottes Wort hin: Er will uns in jeder Lage begleiten und hält so viel Gutes für uns bereit! Lassen Sie sich ermutigen, Gott in all dem Wandel zu erleben und neue Perspektiven zu entdecken!
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Seitenzahl: 331
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»Ein liebevoller Begleiter durch die Wechseljahre. Praktisch, lebensnah und hilfreich. Kompetent gibt Daniela Sixt Navigationshilfen auf dem Weg in eine neue Lebensphase.«
CORNELIA MACK, REFERENTIN UND AUTORIN
»Blühen und Fruchtbringen kann man in jeder Lebensphase. Daniela Sixt ermutigt ihre Leserinnen, die Wechseljahre als Brücke in neues Land zu betrachten und es mit Hoffnung und Erwartung zu betreten.«
NOOR VAN HAAFTEN, REFERENTIN UND AUTORIN
» Daniela Sixt ermutigt dazu, offen zu sein für die Veränderungen, die die Lebensmitte mit sich bringt, und Neues mit viel Gottvertrauen anzupacken.«
BETTINA WENDLAND, REDAKTEURIN FAMILY UND FAMILYNEXT
SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-7751-7535-7 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-6051-3 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck
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Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH
Weiter wurden verwendet:
Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT)
Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten. (ELB)
Hoffnung für alle ® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis - Brunnen Basel. (HFA)
Bibeltext der Schlachter Bibelübersetzung. Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit der freundlichen Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten. (SCH)
Umschlaggestaltung: Sybille Koschera, Stuttgart
Titelbild: Copyright: Frau: Shape charge // gettyimages
Autorenfoto: Sabine Schreiber
Satz: Kathrin Spiegelberg, www.spika-design.de
Für alle Frauen, die sich danach sehnen, dass mit den Wechseljahren nicht der Abstieg beginnt, sondern dass noch mal etwas Neues, Aufregendes
Über die Autorin
Vorwort von Nicola Vollkommer
Einleitung
1. Das Hormonkarussell – Was ist los mit mir?
1.1. Hormonelles und emotionales Ungleichgewicht
1.2. Die Wechseljahre und ihre Phasen
1.3. Wechselzeit ist Herbstzeit
1.4. Prima Klima – Natürliche Hilfen für den »Klimawandel«
2. Abschied – von der Jugend
2.1. Auf dem Zenit des Lebens
2.2. Anders als gedacht – Abschied von Lebensträumen
2.3. Die innere Schönheit entfalten
2.4. Schwachheit wird zur Stärke
3. Abschied – von der Familienzeit
3.1. Wenn Töchter und Söhne flügge werden
3.2. Elternsein ohne Erziehungsauftrag
3.3. Loslassen unter erschwerten Bedingungen – Das herangewachsene kranke Kind
3.4. Noch mal neu fruchtbar werden
3.5. Spiritual Motherhood – Die andere Art von Mutterschaft
4. Neubeginn und neue Rollen
4.1. Wenn Eltern in die Jahre kommen
4.2. Paar sein im Wandel des Lebens
4.3. Und plötzlich heißt du Omi
4.4. Vom Babyboomer zum Best Ager
4.5. Vom Umgang mit Veränderung
4.6. Eine neue Berufung
5. Dranbleiben – vom Segen der Ausdauer
5.1. Ein vollwertiges Leben, das sich lohnt
5.2. Ein Leben in Reife und Freiheit
5.3. Kurzsicht, Weitsicht, Zuversicht
5.4. Vom Geheimnis der Zufriedenheit
5.5. In der Zielgeraden – bloß nicht aufgeben!
6. Anhang
6.1. Das Fünf-Säulen-Hilfsprogramm Auflistung natürlicher Hilfen
6.2. Die Lebensalter mit den dazugehörenden Krisen nach Romano Guardini
Endnoten
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DANIELA SIXT (Jg. 1967) wohnt mit ihrer Familie bei Stuttgart. Sie ist Krankenschwester und arbeitet in eigener Beratungspraxis als christliche Lebensund Wechseljahrberaterin. Außerdem ist sie Referentin bei Frauenveranstaltungen und engagiert sich in Kirchengemeinde und CVJM.
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Die Wechseljahre. Ein Thema, bei dem man innerlich stöhnt und das Gespräch oder die Gedanken lieber woandershin lenkt. Es gehört einiges dazu, gerade aus diesem Thema eine fesselnde Lektüre zu machen! Die Verfasserin dieses Buchs hat das geschafft. Mit ihrem lockeren und flüssigen Schreibstil klärt sie über die Irrungen und Wirrungen des weiblichen »Klimawandels« auf (wobei sie nebenbei darauf hinweist, dass es auch eine männliche Variante der Wechseljahre gibt).
In den biologisch-medizinischen Ausführungen, mit denen das Buch beginnt, vermeidet sie es, sich in schwerfälligen Details zu verlieren. Stattdessen führt sie auf eine natürliche und mitreißende Weise von der äußeren zur inneren Wende. Ohne Wenn und Aber beschreibt sie verschiedene Aspekte des Lebensgefühls, das die späteren Jahre oft begleitet: bedrückende Endgültigkeit, Abschied nehmen von der »fruchtbaren« Familienphase, Lebensdämmerung, verpasste Chancen, Reue über Fehler, die nicht wiedergutzumachen sind.
Humorvolle Anekdoten aus persönlichen Erfahrungen mit den Wechseljahren – sowohl aus ihrem eigenen Leben als auch von anderen Frauen erzählt – werden mit Episoden aus der Bibel ergänzt und vertieft, die so spannend wiedergegeben werden, dass alles wie aus einem Guss erscheint, ohne gefühlte Stilbrüche zwischen Erzählungen von heute und Erzählungen aus biblischer Zeit. Dadurch zeigt die Autorin, wie praktisch, alltagsbezogen und Mut machend das Wort Gottes ist, gerade für die Umbruchzeiten des Lebens.
»Change of life« heißt das Buch, »Lebenswechsel«. Mit ansteckender Überzeugungskraft schafft es die Autorin, negativ besetzte Begriffe neu zu definieren und einen frischen Blickwinkel anzubieten. Sie nimmt uns auf eine Reise zu einer neuen Art von Lebenswechsel mit: eine Wende zu Gott hin. Abschied nehmen von der Jugend, nicht als Trauerspiel, sondern als Einladung zu Wachstum und Reife. Nicht das Ende, sondern ein Neubeginn, mit neuen Lebenszielen. Nicht der Tod aller Jugendträume, sondern die Aufforderung, neue Träume zu entdecken oder alte neu zu beleben. Nicht etwas Lästiges, das man über sich ergehen lassen muss, sondern eine Lebensphase, die faszinierende Chancen mit sich bringt und ihren ganz ureigenen Charme hat.
Es bleibt aber nicht bei abstrakten Ratschlägen. Jedes Thema im Buch enthält wertvolle Tipps, wie die Impulse umgesetzt werden können, nicht nur als Eintagsfliege, sondern als Ziele, an denen man dranbleibt. So werden die Leserinnen dazu ermutigt, aktiv mit dem Lebenswechsel zu arbeiten und Studentinnen des Wortes Gottes zu werden, um mit Gottes Hilfe eine Ewigkeitsperspektive zu entdecken, die die Angst vor der Vergänglichkeit abfedert. In den Worten der Autorin selbst:
Ich träume davon, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die zweite Lebenshälfte nicht als Abstieg zu verstehen ist, sondern eine Möglichkeit zur Reifung und zum Wachstum des inneren Menschen darstellt.
Wechseljahre … nicht als Punkt, sondern Doppelpunkt.
Nach der Lektüre dieses Buches könnte man sogar richtig Lust auf die Wechseljahre bekommen! Und sie in der Tat nicht mehr als mühsamen Abstieg in die Lebensdämmerung sehen, sondern als ein Befreiungsschlag, der, wenn wir so wollen, dem Alltag einen neuen Glanz verleiht, gerade in der Herbstzeit des Lebens!
Nicola Vollkommer
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Wechseljahre. Allein schon, wenn ich das Wort höre, möchte ich mir am liebsten die Ohren zuhalten. Und die Augen gleich mit. Wechseljahre. Betrifft mich doch noch lange nicht! Oder etwa doch?
Wenn ich ehrlich bin, kann ich meine Augen und Ohren nicht länger davor verschließen, dass ein Wechsel ansteht, ein Wendepunkt – Umbruchzeit: innerlich und äußerlich. Etwas Vertrautes geht zu Ende und bringt einen Abschied mit sich. Doch ich tue mich schwer damit, Abschied zu nehmen. Und überhaupt: Abschied von wem oder was?
Abschied von der Jugend, der Fruchtbarkeit, des bisher gut ausgefüllten Platzes in Familie, Beruf und Gesellschaft als energievolle, tatkräftige Macherin? Warum sollte ich mich davon verabschieden? Jugend. Kraft. Fruchtbarkeit. Das alles will ich doch nicht entsorgen! Es fühlt sich an, als müsste ich mein langjähriges Lieblingskleid ablegen, weil ich insgeheim spüre, dass es langsam an der Zeit ist, mir ein neues Outfit zuzulegen. Ein Outfit, das passender und zeitgemäßer ist. Also mache ich mich auf den Weg und halte Ausschau, wie das neue Kleid wohl aussehen könnte. Ich versuche mich zu orientieren und will ins Gespräch kommen. Wie gehen meine Altersgenossinnen mit dem Wandel um? Dabei entdecke ich eine erstaunliche Palette an Reaktionen. Manche sind einfach sprachlos und wollen den Wechsel nicht wahrhaben, andere verspüren eine Art Sehnsucht, dass »es endlich vorbei ist«, und wieder andere reagieren aus lauter Überforderung geradezu über, sodass allen aus ihrer Umgebung klar wird, dass da gehörig etwas aus dem Lot gekommen ist.
Da ist eine Bekannte, die mir zu ihren 50. Geburtstag blumig erklärt, sie sei noch nicht in den Wechseljahren, weil »Tante Rosa« nach wie vor stets pünktlich zu Besuch komme. Eine andere gerät mit 53 in Panik, weil sie aufgrund des Ausbleibens der Regel Angst hat, schwanger zu sein. Die Freundin einer Freundin ist hingegen regelrecht im Wechselfieber. Sie beschließt, neben dem Hormonstatus auch noch Mann, Wohnort und Beruf auszutauschen, und kommentiert: »Wenn schon ein Wechsel ansteht, dann wechsle ich wenigstens gründlich.« Eine weitere berichtet von betroffenem Schweigen, als sie Freundinnen von ihrer Befürchtung erzählt, sich mit 45 wohl inmitten des hormonellen Wandels zu befinden.
Wechseljahre scheinen ein gefürchtetes Tabuthema zu sein. Diese Vermutung verdichtet sich, als ich in einer Frauenzeitschrift lese: »Früher haben die Wechseljahre die Frauen unsichtbar gemacht, heute machen die Frauen die Wechseljahre unsichtbar.«
Ich finde, das muss nicht sein. Wenn es uns alle früher oder später betrifft, können wir doch genauso gut offen darüber reden. Deshalb möchte ich die wechselhaften Zeiten im Leben der Frau in diesem Buch zur Sprache bringen und aus der Unsichtbarkeit in die Aufmerksamkeit rücken. Ich träume davon, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die zweite Lebenshälfte nicht als Abstieg zu verstehen ist, sondern eine Möglichkeit zur Reifung und zum Wachstum des inneren Menschen darstellt. Ich möchte Sie, liebe Leserin, zu einem Perspektivwechsel anregen, sodass Sie den Blick nicht wehmütig in die Vergangenheit richten, sondern hoffnungsvoll in die Zukunft. Ihr Gestern lässt sich nicht verändern, doch Ihr Heute und Morgen können Sie gestalten. Und vom Morgen haben Sie noch genügend vor sich. Mithilfe des Buches will ich Sie auf dieser Reise begleiten.
Das mache ich, indem ich zunächst auf die körperliche Seite des Wechsels eingehe und später im Anhang verschiedene Hilfsmittel vorstelle, mit denen Sie auf natürliche Weise manche körperlichen Beschwerden lindern können. Doch diese Lektüre ist kein medizinischer Ratgeber. Den Großteil der Kapitel widme ich deshalb dem inneren Wandel und den damit zusammenhängenden Aspekten von Abschied und Neubeginn.
Dabei schreibe ich nicht als Expertin, sondern von Frau zu Frau, und lasse immer wieder auch andere Frauen zu Wort kommen, die sich auf derselben Reise befinden. Wir alle wollen vor allem eines: Mut machen, diese Wendezeit nicht nur anzunehmen, sondern aktiv zu gestalten und als Chance zu begreifen. Die Chance liegt darin, den Abschied nicht als Punkt, sondern als Doppelpunkt zu verstehen und einen Neubeginn in den Blick zu bekommen. Ein Neubeginn, der genauso neue Rollen beinhaltet, wie auch Neuorientierung auf unterschiedlichen Gebieten ermöglicht, und letztlich unser Leben auf eine andere Weise fruchtbar machen kann.
Denn die Zeit des Kinderkriegens ist zwar vorbei, aber nicht die Zeit, um mit einem Herzenswunsch »schwanger« zu sein und ihn ins Leben zu bringen. Manches wird jetzt möglich, was in früheren Zeiten durch die enge Taktung des Familien- und/oder des Berufsalltags unerreichbar schien. Wir dürfen noch einmal auf eine andere Weise aufblühen und fruchtbar werden, uns investieren und »unser Baby« zur Entfaltung bringen.
In diesem Sinne bedeutet der weibliche »Klimawandel« nicht nur Abschied und Umbruch, sondern noch einmal Aufbruch. Doch mit einem bewussten Um- und Aufbruch ist es nicht getan. Midlife-Frauen haben noch eine ausgiebige Wegstrecke vor sich. Deshalb möchte ich Sie auch dabei unterstützen, einen langen Atem zu entwickeln, nicht aufzugeben, sondern dranzubleiben. Das gelingt nur mit einem klaren Ziel vor Augen. In jungen Jahren waren es häufig die zeitlichen Vorhaben, wie Beruf, Familie und Besitz, die wir verfolgten. Doch nach der Lebensmitte geht der Blick oft weiter.
Denn Wechselzeit ist die Zeit, in der die Fragen nach Lebensziel und Lebenssinn noch mal an die Tür klopfen. Die Frage nach dem Inhalt des Lebens. Welcher Inhalt hat das Potenzial zum Halt? Woran halten wir uns fest inmitten des Wandels, Loslassens und der Zeitenwende?
Moment: loslassen und festhalten? Ist das nicht ein Widerspruch? Nein, es gehört zusammen, denn loslassen kann nur, wer sich gehalten weiß. Das Wissen vom ewigen und lebendigen Gott, von ihm durch die Lebensphasen hindurch gehalten und getragen zu sein, ist der Halt, der es ermöglicht, loszulassen. Mit Gott an Ihrer Seite sind Sie gehalten! Seine Zusage gilt, auch wenn Sie im Trubel des Hormonkarussells auf Schleuderkurs geraten. Denn er verspricht: »Ich will euer ganzes Leben lang euer Gott sein – ich werde euch tragen, bis euer Haar vom Alter ergraut. Ich habe es getan und ich werde euch weiterhin tragen. Ich werde euch auf meine Schulter laden und euch retten« (Jesaja 46,4).
In diesem Sinne lade ich Sie dazu ein, sich mit mir auf den Weg zu machen. Es ist eine Wanderung zum Bergkamm des Lebens. Ziel der gemeinsamen Reise durch die Kapitel ist es, den unvermeidlichen hormonellen Abschwung in Ihren ganz persönlichen Aufschwung zu verwandeln.
Daniela Sixt
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Schon wieder wachte ich völlig nass geschwitzt auf, mit einem Dekolleté, auf dem Aquaplaning-Alarm herrschte. Es war nur eine weitere Nacht in Folge. Mein 45. Geburtstag lag gerade hinter mir, als mich die fliegende Hitze regelmäßig zu nächtlicher Stunde einholte. Beim Schlafengehen noch frierend, im Zwiebellook gerüstet, warf ich mitten in der Nacht alle Lagen von mir, trocknete die Schweißbäche und stieg mit gewechseltem, jetzt trockenem Nachthemd wieder ins feuchtwarme Bett. Tagsüber blieb ich von Schweißausbrüchen weitgehend verschont. Nur hin und wieder stieg die Glut in mir hoch. Dann aber zu den unpassendsten Gelegenheiten, die mir peinliche Momente bescherten. Es erinnerte mich an meine Teenagerjahre, als ich zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten errötet war. Genauso fühlte ich mich wieder, und danach sahen meine flammenden Wangen auch aus, wenn man mal von den tiefer gewordenen Furchen meines inzwischen gereiften Gesichts absah.
Und auch mein Hormonstatus wirbelte ähnlich durcheinander wie vor dreißig Jahren. Was ich jetzt durchlebte, war wie der Beginn eines gegenläufigen Hormonkarussells.1 Damals sprang ich auf das Karussell, jetzt, drei Jahrzehnte später, war ich im Begriff wieder abzuspringen. Vor allem meine nächtlichen Wechselbäder machten mir deutlich, dass der Endspurt der Hormone begonnen hatte.
Dieses Bewusstsein stürzte mich in ein weiteres Wechselbad, nämlich in das der Gefühle. Mein Kopf wusste es schon lange. Denn spätestens, als die »vier« vorne stand, war mir klar, dass ich aus der Klasse der »Bivis« (bis vierzig) in die ehrwürdige Stufe der »Uhus« (unter hundert), gewechselt hatte. Nicht mehr jung und noch nicht alt – eben mittelalt. In den Vierzigern befand ich mich in einem Zwischenreich. Ein Zwischenreich, in dem ich wohl oder übel Abschied nehmen musste: Abschied von der Jugend und auch Abschied von der Fruchtbarkeit, obwohl eine Schwangerschaft theoretisch noch möglich war.
Lange Zeit hatte ich mir ein viertes Kind gewünscht. Manchmal so sehr, dass mich der Anblick von Babys schmerzte, obwohl ich Mutter von drei gesunden Kindern war. Etwa zwei Jahre vor dem Beginn meiner hitzigen Nächte verabschiedete ich mich endgültig vom Kinderwunsch. Der Abstand war zu groß. Ich wollte keine »O-Mama« sein. Mama und Oma zugleich, das mag wohl gehen, doch es war nicht das, was ich mir wünschte. Mein Kopf hatte sich von der Fruchtbarkeit verabschiedet, doch ganz so emotionslos meisterte ich den Wechsel dann doch nicht. Immer wieder klopften widersprüchliche Gefühle an meine Herzenstür, die weitaus schwerer zu sortieren waren als die rationale Entscheidung, die Fruchtbarkeit auch im Endspurt zu verhüten.
Dabei wurde mir bewusst, dass ich noch weitaus mehr verhütete als eine verspätete Schwangerschaft. Es war das Thema Alter. Irgendwie verband ich mit der Lebensmitte und den damit eintretenden Wechseljahren den Wendepunkt zum Alter. Alt sein, wer will das schon? Alt ist der Inbegriff von ausgedient. Wer will ein altes Sofa, ein altes Auto oder ein altes Kleid? Diese Dinge werden entsorgt, sind übrig, nicht mehr zu gebrauchen. Unsere Wegwerfgesellschaft propagiert: »Neu ist gut! Muss ich haben.«
Sicherlich, es gibt auch Altes, das zu den Kostbarkeiten zählt, wie der alte, gut gereifte, geschmack- und gehaltvolle Wein. Auch Antiquitäten wird ein besonderer Reiz und Wert zugesprochen, was mich fortan etwas tröstete, meine zwiespältigen Gefühle aber nicht verhinderte.
Dieses schwierige Auf und Ab der Gefühle spiegelte sich auch in meinem Hormonhaushalt wider. Beides war auf Schleuderkurs und brachte mich ins Schlingern, obwohl ich, wie viele andere Midlife-Frauen auch, doch so geübt darin war, sowohl hormonelle als auch seelische Krisen zu überstehen. Nachgeburtlicher Babyblues, monatliche Stimmungsschwankungen – haben wir doch alles meist jahrzehntelang mit Bravour gemeistert! Doch dann, mit Mitte vierzig, steigert sich ein bis dahin nicht gekanntes hormonelles Ungleichgewicht zum fulminanten Endspurt. Der Höhepunkt wird von der ausbleibenden Regel, der sogenannten Menopause, besiegelt. Spätestens jetzt ist klar: Nicht nur die Regel ist weg, sondern auch die Jugend. Ein Lebensgefühl, mit dem man erst einmal klarkommen muss, obwohl das junge Gefühl doch eigentlich noch da ist! Ist es nicht so, dass wir uns alle jünger fühlen, als wir eigentlich sind?
Das Älterwerden lässt sich vielleicht einige Jahre vertuschen und kaschieren, aber letztlich nicht verhüten. Die mitschwingende Angst, als Frau bald nicht mehr attraktiv zu sein, kann dabei seltsame Ausdrucksformen annehmen. Botox, Facelifting, Hals-, Brust-, Bauch- und Oberschenkelstraffung – alles ist möglich. Es sind moderne, aber kostspielige und gesundheitsgefährdende Verhütungsmittel der zweiten Lebenshälfte, die uns ewige Jugend versprechen.
Bisher ging es im Leben bergauf, dem Gipfel entgegen. Die Zeichen standen auf »Aufstieg – Aufbau – Wachstum«. Das war herausfordernd, aber irgendwie auch befriedigend. Und jetzt, irgendwann in den Vierzigern, sind wir oben angekommen, in Bezug auf Karriere, Nestbau und Lebensverhältnisse. Doch gerade den Zenit erreicht, erahnen wir, dass das Überschreiten des Scheitelpunktes nicht nur unsere Lebensumstände betrifft, sondern weitaus mehr:
Die Vorzeichen ändern sich, und die Sicht tut es allmählich auch. Manches, was während des Aufstiegs im Verborgenen lag, wird deutlicher wahrnehmbar. Wechseljahre sind Wendezeiten, in denen sich ein innerer und äußerer Wandel vollzieht. Der Auslöser ist zunächst ein körperlicher, nämlich ein zunehmendes Ungleichgewicht der Fruchtbarkeitshormone, was sich wiederum auf alle Organsysteme auswirkt. Dabei wird das Ticken der inneren Uhr unüberhörbar laut und klopft sich Stück für Stück ins Bewusstsein der Frau, was dann den inneren Wandel auslöst.
Bevor wir uns aber dem inneren Menschen zuwenden, lassen Sie uns, auf dem Gipfel angekommen, eine kurze Rast machen und innehalten, indem ich Ihnen sehr vereinfacht die hormonellen Vorgänge im weiblichen Körper erkläre. Denn diese sind erheblich und können der Frau in der Lebensmitte wirklich zu schaffen machen.
Wie kommt es aber eigentlich zur Disbalance der Hormone und den damit verbundenen Beschwerden? Die Prämenopause beginnt bei einigen Frauen schon bald nach dem 40., bei den meisten jedoch um den 45. Geburtstag herum. Währenddessen neigt sich der bei der Geburt angelegte Eizellenvorrat langsam dem Ende zu, sodass bereits fünf bis zehn Jahre vor der letzten Regelblutung die Eisprünge seltener stattfinden. Durch die fehlenden Eisprünge steigt das Progesteron nicht mehr wie gewohnt an, womit die bisherige Stabilität des weiblichen Zyklus bereits schwankt. Außer kleinen Unregelmäßigkeiten ist davon jedoch anfangs noch nicht viel zu spüren.
Die Folge dieser Schwankungen ist ein Östrogenüberschuss, der sich nicht auf die Menge des Hormons, sondern auf das Verhältnis zum fehlenden Progesteron bezieht. In dieser Phase des beginnenden Ungleichgewichts kommen Schwangerschaften weniger zustande, sind aber durchaus noch möglich.
Als Perimenopause werden die Jahre unmittelbar vor der eigentlichen Menopause, also dem Ausbleiben der Regel, bezeichnet. Es ist die Zeit des tatsächlichen Wechsels, die der Frau ganz schön zusetzen kann. Die kontinuierliche Abnahme der Hormonproduktion macht sich zunehmend bemerkbar, und zeitgleich nimmt auch die Fruchtbarkeit immer weiter ab. Trotzdem ist Vorsicht geboten: Späte »Überraschungen« sind noch nicht ganz ausgeschlossen. Dazu leiden viele in dieser Zeit bereits unter den typischen Beschwerden der Wechseljahre.
Die eigentliche Menopause lässt sich übrigens nur im Nachhinein sicher bestimmen. Erst ein Jahr nach der letzten Regel können wir mit Sicherheit sagen, dass der Wechsel vollzogen ist. Das durchschnittliche Alter der Frauen beim Eintritt in die Menopause liegt in Mitteleuropa etwa bei 52 Jahren. Manche erleben sie schon mit 45, andere erst mit 55 Jahren. Nach dieser Zeit kommt es langsam, aber stetig zu einem Ausgleich des inneren und äußeren Geschehens. Ein bis zwei Jahre nach der letzten Blutung kehrt allmählich Ruhe ein. Ungefähr mit 60 Jahren ist ein neues hormonelles Gleichgewicht auf jetzt niedrigem Niveau entstanden, mit dem es sich gut leben lässt.
Bis es allerdings so weit ist, erleben etliche Altersgenossinnen infolge der hormonellen Unausgewogenheit tropische Momente, hellwache Nächte, in denen sie paradoxerweise todmüde sind, sind mal himmelhoch jauchzend und bald darauf zu Tode betrübt, werden mit einem dünner werdenden Nervenkostüm konfrontiert und bekommen den Eindruck, dass sich ihr bisher verlässliches Kurzzeitgedächtnis in einen Schweizer Käse verwandelt. Als ob das nicht schon genug wäre, bestätigt die enger werdende Garderobe, figürlich vor allem in der Körpermitte irgendwie aus der Form zu geraten. Die bisher sanft nach innen geschwungene Taille wölbt sich durch wachsende Speckröllchen zunehmend nach außen. Studien besagen, dass eine Gewichtszunahme von vier bis acht Kilogramm in dieser Zeit relativ üblich ist.
Und noch weitere Unpässlichkeiten können die Wechseljahre anstrengend machen und einen langen Atem erfordern. Auch Haarausfall am Kopf und verstärkter Haarwuchs im Gesicht, Schwindel, Konzentrationsstörungen und verringerte Leistungsfähigkeit, trockene Haut und Schleimhäute (u. a. Scheidentrockenheit), Blasenschwäche, vermehrte Harnwegsinfekte sowie Muskel- und Gelenkbeschwerden können den Auswirkungen des hormonellen Ungleichgewichts zugeschrieben werden. Die Vielfältigkeit der möglichen Beschwerden macht deutlich, dass vom Wechsel nicht nur die Eierstöcke und der Zyklus betroffen sind. Dies kommt zustande, weil sich überall sogenannte Andockstellen für das Fruchtbarkeitshormon Östrogen befinden. Es wirkt dabei aktivierend und stimulierend auf den gesamten Organismus. Somit wird klar, was passiert, wenn es zu einem altersbedingten Östrogenmangel kommt: Alle Organe sind betroffen und können auf unterschiedlichste Weise Symptome auslösen.
Zugegeben, dieses Szenario trifft bei Weitem nicht alle Frauen mit dieser Wucht, doch ganz ungeschoren kommt etwa nur ein Drittel davon. Ein weiteres Drittel wird von wenigen bis mäßigen Beschwerden heimgesucht. Hier gibt es übrigens einen genetischen Zusammenhang. Untersuchungen haben ergeben, dass Töchter den Wechsel oft auf ähnliche Weise wie einst ihre Mütter erleben. Auch der Beginn des Klimakteriums scheint genetisch festgelegt zu sein. Je zeitiger die eigene Mutter in diese Phase kam, desto eher müssen auch die Töchter mit einem frühen Eintritt rechnen.
Doch nicht nur die Gene spielen eine wichtige Rolle, ebenso bestimmt die ethnologische Herkunft Anfang und Ende sowie Art und Weise der Wechseljahre. Frauen aus Völkern, in denen Achtung und Wertschätzung vor dem Alter eine hohe Priorität haben, leiden weitaus weniger in diesen Jahren. In diesen traditionellen Gesellschaften erhalten die alt werdenden Frauen oft einen gesellschaftlichen Statuszuwachs. Der Rat der Alten gilt als gefragt und weise.
Anders in modernen und westlichen Kulturen. Hier bestimmen jugendliche Schönheitsideale die Wertschätzung und begünstigen einen Jugendkult, der dem alten Menschen wenig Ehre zuteilwerden lässt. Dieser Umstand trägt dazu bei, dass die Wechseljahre – als Eintrittspforte ins Alter – eher negativ belegt sind.
Neben familiärem und kulturellem Hintergrund haben auch die Anzahl der Schwangerschaften und das Körpergewicht Einfluss auf die Wechselzeit. Je öfter Sie ein Kind ausgetragen und gestillt haben, desto länger kam die Reifung weiterer Eizellen ins Stocken, was das Zusammenschmelzen des Eizellendepots verlangsamte. Ebenfalls als Depot wirkt sich das Fettgewebe der Frau aus. Normal- bis leicht übergewichtige Frauen produzieren in ihrem Fettgewebe auf natürliche Weise Östrogen, das eher einen späteren Eintritt in die Wechseljahre begünstigt. Doch Vorsicht, zu viel Fettgewebe wirkt sich wiederum negativ auf die hormonelle Gesamtsituation aus und kann schon in frühen Jahren zu Problemen in puncto Fruchtbarkeit führen. Sehr schlanke Frauen, wie auch Raucherinnen und Vegetarierinnen kommen im Gegensatz zu den etwas fülligeren Frauen im Schnitt ein paar Jahre früher ins Klimakterium.
Auch Männer erleben in diesem Alter eine hormonelle Umstellung. Die Schwankungen verlaufen zwar meist nicht so massiv und spürbar wie bei Frauen, sind aber trotzdem nicht von der Hand zu weisen. In dieser Zeit nimmt die Bildung des männlichen Sexualhormons Testosteron ebenfalls langsam, aber stetig ab. Etwa jedem fünften bis zehnten Mann machen dadurch auftretende Symptome ziemlich zu schaffen.
Was es betroffenen Männern oftmals schwerer macht als ihren Altersgenossinnen, ist die Tabuisierung dieser Thematik. In einer Jugendwahngesellschaft indes tun sich auch Frauen mit dem Älterwerden schwer, doch trotzdem ist es im Bewusstsein der Bevölkerung verankert, dass Frauen in die Wechseljahre kommen. Mit Männern verbindet der Durchschnittsmensch das Thema eher nicht. Außerdem fällt es Frauen allgemein leichter, über Probleme und Befindlichkeiten zu sprechen, sodass sie häufig eher passende Bewältigungsstrategien dafür finden als das »starke Geschlecht«. Dadurch stehen Männer mit ihrem Erleben oft allein und wagen weder, darüber zu sprechen, noch, ärztliche Hilfe zu suchen. Dabei hilft oft schon das Wissen, dass andere Männer ebenfalls unter dem Hormonabfall leiden. Auch eine verständnisvolle Partnerin an der Seite kann seelische Entlastung bewirken und helfen, sich der neuen Lebensphase zu stellen.
Egal, ob Mann oder Frau. Das Karussell dreht sich seit Menschengedenken und wirbelt uns in der Lebensmitte durcheinander. Die einen mehr, die anderen weniger bis kaum spürbar. Die Ausprägungen sind verschieden, das Resultat aber immer gleich. Die wechselhaften Jahre sind wie ein Korridor, durch den wir zu gehen haben. Er führt uns aus dem Bereich der Jugend in die Gegend des Alters. Noch sind wir nicht alt, und trotzdem spüren wir eine herbstliche Brise.
Der Lebensherbst hat begonnen. Herbstzeit ist Erntezeit und die Zeit der bunten Farben. Auch hier merke ich meinen Zwiespalt. Auf der einen Seite liebe ich den Herbst, die sonnigen Tage des milden Altweibersommers. Ich liebe die Apfel-, Zwetschgen- und Quittenernte. Ich liebe es, meinen Keller mit leckerer, selbst gemachter Marmelade zu befüllen, durch den bunten Herbstwald zu laufen und herbstliche Fahrradtouren zu unternehmen. Gleichzeitig machen mir die kürzer werdenden Tage und der morgendliche immer zäher werdende Frühnebel das Gemüt schwer. Röcke und Hosen werden länger, Schuhe werden schwerer, und die Jacken werden dicker. Die Leichtigkeit nimmt ab.
Diese Zeit lädt dazu ein, Lichter zu entzünden und die Dunkelheit zu vertreiben. Herbstzeit ist Lichter- und Laternenzeit. Wie kann nun unser Lebensherbst zu so einer Zeit werden? In der Bibel lesen wir davon, dass Jesus Christus dazu aufruft, als Lichter in der Welt zu leuchten, und das, wenn möglich, nicht erst im Lebensherbst: »So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen, und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen« (Matthäus 5,16; ELB).
Was für eine schöne Aufgabe! Licht schenkt Wärme, Geborgenheit, bringt Verborgenes hervor und ermöglicht Orientierung. Licht lädt dazu ein, sich bei Gott niederzulassen. So wie der leuchtende Vollmond die Nacht heller macht, dürfen wir das Leben unserer Mitmenschen ein wenig erleuchten. Der Mond besitzt bekanntlich keine eigenständige Leuchtkraft. Er reflektiert lediglich das Leuchten der Sonne. Dieses Leuchtprinzip lässt sich auch auf uns anwenden. Ich kann und muss nicht aus mir selbst heraus leuchten oder mich selbst entzünden. Wie entlastend! Denn wie oft fühle ich mich aus- und abgebrannt, eher wie ein glimmender Docht als eine Leuchtkerze.
Vielleicht war unser Augenmerk während unseres Lebensfrühlings und Sommers noch nicht so sehr auf das Licht der Welt gerichtet. Doch jetzt im Herbst, wenn wir selbst beginnen uns nach mehr Licht zu sehnen, wird es höchste Zeit, die einzige verlässliche Lichtquelle im Leben zu entdecken und regelmäßig aufzusuchen. Als Kind Gottes bringt mich der zum Leuchten, der von sich sagt, dass er das Licht der Welt ist, so wie die Sonne den Mond anstrahlt. Jesus Christus spricht: »Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben« (Johannes 8,12; ELB).
Mein Klima wandelt sich also, und es wird Herbst. Still und unscheinbar und von der Weltgemeinschaft unbeachtet, doch mit unaufhaltsamen Auswirkungen auf meinen kleinen, persönlichen Mikrokosmos. In ihm lebe und spüre ich, dass ich zunehmend eine Mangelbilanz aufweise. Nicht etwa ein Mangel an sauberer Luft, wohl aber an weiblichen Hormonen, der mein inneres Milieu aus dem Gleichgewicht und damit manches zum Überkochen bringt. Mein letzter Rest an Jugendlichkeit stachelt mich an, in den Streik zu treten. Vielleicht lässt sich damit nicht nur die globale, sondern auch meine persönliche Klimakrise – das Klimakterium bekämpfen.
Doch schnell drängt sich mir die Frage auf: Ist diese Kampfansage nachhaltig? Welches Klimaziel verfolge ich eigentlich? Wie wäre es stattdessen mit Klimaschutz? Natürliche Abläufe innerhalb Gottes Schöpfungsordnung erhalten, bewahren und schützen, entgegen des immer weiter zunehmenden Trends, mit allen Mitteln dem Altwerden zu entfliehen. Wie kann ich meine Klimakrise gestalten und in positive Bahnen lenken? Die gute Nachricht ist, dass wir als Frauen zumindest den Auswirkungen des persönlichen Klimawandels nicht hilflos ausgeliefert sind. Es gibt durchaus Möglichkeiten, einige Beschwerden auf natürliche Weise zu lindern.
In meiner Beratungspraxis bekam ich eines Tages einen Anruf: »Ich bin im Internet auf Ihre Seite gestoßen. Dabei habe ich gelesen, dass Sie neben Lebensberatung auch Wechseljahresberatung anbieten. Ich leide unter vielerlei Beschwerden und bringe sie mit meinen Wechseljahren in Verbindung, möchte aber keine Hormonpräparate nehmen, wie mir kürzlich vorgeschlagen wurde.«
Wir vereinbarten einen Beratungstermin. Als mir die Frau gegenübersaß, beschrieb sie typische Symptome der Wechseljahre, die ihr seit einiger Zeit stark zusetzten. Sie litt an nächtlichen Schweißausbrüchen, verbunden mit einer Reizblase, die sie drei- bis sechsmal in der Nacht zum Toilettengang trieb. Damit nicht genug, oft lag sie abends wie erschlagen im Bett und konnte doch nicht einschlafen. Ohne Zweifel, diese Dame gehörte zum stark leidenden Drittel der Betroffenen.
Nachdem die Patientin mir ihre Symptome geschildert hatte, schnitten wir zusammen das sogenannte Fünf-Säulen-Hilfsprogramm auf ihre persönliche Lebenssituation zu, das zwar nicht dieselbe durchschlagende Besserung brachte, wie es in ihrem Fall vielleicht eine Hormonersatztherapie vermocht hätte. Doch durch die konsequente Befolgung der Säulen konnte sie nach einigen Wochen trotzdem eine zufriedenstellende Linderung erfahren. Der Erfolg dieser Methode zeigt, dass natürliche Hilfe zwar möglich ist, aber Disziplin und einen langen Atem erfordert. Schnelle Erleichterung ist auf diese Weise nicht zu schaffen. Dafür birgt diese Methode weder Risiken noch unangenehme Nebenwirkungen in sich, sondern wirkt sich sogar positiv auf die gesamte Lebensgestaltung aus. Ganz am Ende des Buches widme ich mich auführlich dem Thema und stelle einige konkrete Hilfsmittel gegen die Beschwerden vor.
Nun lassen Sie uns auf andere Aspekte der Wechseljahre eingehen und uns der Veränderung des inneren Menschen zuwenden.
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Wenn wir auf unserer Lebenshöhe angekommen sind, eröffnet sich ein sinnbildlicher Panoramablick, der zur Standortbestimmung einlädt. Bevor wir die Zukunft ins Visier nehmen, ist es jetzt Zeit, den Blick ins Tal der Vergangenheit zu richten und die Wege zu betrachten, die uns hierhergeführt haben. Dieses Innehalten beinhaltet die Chance, manches – vielleicht inzwischen Überfälliges – zu verabschieden. Da sind zum einen die inneren Abschiede, wie von der vielfach gepriesenen Jugend, Schönheit und Kraft, aber auch die äußeren, die vor allem lieb gewonnene Rollen, Autoritätsverhältnisse und Einflussbereiche betreffen. Vieles hat sich im Laufe der Jahre verändert und fordert dadurch auf, es herzugeben, loszulassen, oder nötigt zum Rücktritt. Das fühlt sich zunächst nach Schaden oder Verlust an, führt danach aber in eine neue Freiheit.
Katrin Matzer erzählt: Als ich selbst in die Phase des Wechsels eintrat, stellte ich mir verstärkt viele Fragen: Wo stehe ich in meinem Leben? Warum bin ich dort, und wollte ich da jemals hin? Als Teenager und später Schulabgängerin hatte ich viele Pläne. Ich wollte Bücher schreiben, die Welt bereisen und so viele Menschen wie möglich kennenlernen, um mich mit ihnen auszutauschen. Und damit nicht genug: Das alles wollte ich mit möglichst viel Leidenschaft tun.
Nach einem Jahr Auslandsaufenthalt (das eines der besten Jahre in meinem Leben war) und einer anschließenden kaufmännischen Ausbildung entschied ich mich, BWL mit Schwerpunkt International Business und Fremdsprachen zu studieren, da mir sowohl der wirtschaftliche als auch der sprachliche Teil lag. Damals war es mir nicht bewusst, aber heute weiß ich, dass man bei der Entscheidung für ein Studium oder einen Beruf immer auch andere Fähigkeiten, Interessen und Talente brachliegen lassen muss und diese nicht leben kann, weil alles auf einmal eben nicht geht. Heute frage ich mich auch, ob ich damals die richtige Entscheidung getroffen habe. War das wirklich eine Wahl aus Leidenschaft?
Während des Studiums lernte ich meinen jetzigen Mann, damals ebenfalls BWL-Student, kennen. Wir stiegen in unsere ersten Jobs ein, heirateten, bekamen zwei Kinder und bauten ein Haus. Und spätestens mit dem Hausbau hat sich das bürgerliche Leben irgendwie verselbstständigt. Solange die Kinder klein waren, stellte ich das alles nie infrage. Ich wollte das alles so. Jetzt, wo ich in unserem eng bebauten Wohngebiet quasi zu den Nachbarn »rüberspucken« kann, empfinde ich mich oftmals als sehr eingeengt. Sowohl in der Wohn- als auch in der Lebenssituation. Es fühlt sich so festgefahren an. Einbahnstraße. Jeder hat sich sein Stück Wohlstand geschaffen und muss es mit Rennen im Hamsterrad verteidigen. Das kommt mir alles gerade sehr wenig sinnstiftend vor, und ich frage mich, ob wir überhaupt darüber nachdenken, was wir eigentlich wollen und was uns wichtig ist, oder einfach alle tun, was man halt so tut. Es stellt sich im Grunde die Frage: Wofür das alles?
Ich glaube, ich habe früher nicht über das »Wofür« nachgedacht. Die Frage hat sich nicht gestellt. Jetzt, da viele für mich wichtige Dinge, wie Kinder und Familie, bereits realisiert sind, stellt sich die Frage nach einem neuen Ziel, nach dem Zweck meines Daseins. Natürlich ist die Familie weiterhin sehr wichtig für mich und bleibt ein Daseinszweck, aber da sich die Situation verändert, die Kinder Teenager sind, nicht mehr lange bis zum Schulabschluss haben und das Haus in absehbarer Zeit verlassen werden, ändert sich die Art der Fürsorge und gibt neuen Freiraum, der sinnvoll gefüllt werden will. Diesen neuen Sinn muss ich jetzt für mich finden. Vielleicht kann ich jetzt die Talente und Interessen leben, die ich damals bei der ersten (Berufs-)Entscheidung unberücksichtigt gelassen habe? Ich bin selbst gespannt!
Wie läuft eigentlich das Leben ab? Es ist in den meisten Fällen keine ansteigende Gerade, sondern eher wie ein Bogen, wie ihn die Sonne beschreibt, wenn sie bis zum Zenit aufsteigt, von da aus langsam wieder absteigt und bis zum Sonnenuntergang ihren Lauf vollendet. Zumindest sieht unser Auge das so, obwohl die Sonne sich ja streng genommen gar nicht bewegt. Ihr Lauf sieht rund aus, und das ist vergleichbar mit unserem Leben: Mit dem Erreichen der Lebensmitte – wenn also theoretisch genauso viel Lebenszeit hinter uns liegt, wie wir noch vor uns haben – ist der Aufstieg des Lebensbogens geschafft. Statistisch gesehen erreichen wir Frauen die Mitte mit 42 Jahren.
Als das bei mir der Fall war, stellte sich, wie bei vielen meiner Altersgenossinnen, ein ziemlich ernüchterndes Lebensgefühl ein. Ich war auf der Höhe des Lebens angekommen, und ich begann, Bilanz zu ziehen. Alles schien mir bekannt zu sein. Was hatte das Leben denn noch zu bieten? Ich war erschöpft von meiner Reise, oder war es vielleicht von der hohen Arbeitslast der mittleren Jahre? Es war die Zeit, in der mein Mann und ich sowohl unsere flügge werdenden Kinder als auch die alt gewordenen Schwiegereltern unterstützten und für sie da sein mussten. Dazu kamen Berufstätigkeit und viel ehrenamtliches Engagement. Neben der permanenten Überbeschäftigung entstanden Gefühle der Bekanntheit und Monotonie. In vielem machte sich eine Routine bemerkbar, die zunehmend die Frage nach dem »Wozu« stellte. Wozu rackerte ich mich mit Haushalt, Familie und Gemeinde ab? Warum gestattete ich es mir nicht, nach Feierabend faul auf dem Sofa zu liegen, sondern nahm ständig abends Termine wahr oder beantwortete E-Mails?
Viel Tamtam und wenig Wirkung. Und was wollte ich eigentlich bewirken? Was konnte ich denn bewirken? Nichts! Ich hatte mich im »Zuviel« verloren, und gleichzeitig war mir die Leichtigkeit abhandengekommen. Das Leben stand in diesen Jahren auf existenzielle Weise auf dem Prüfstand. Ich sehnte mich nach etwas Unbekanntem. Alles in meinem Leben war so vertraut, fast eintönig und langweilig, obwohl ich keine Langeweile kannte. Zusätzlich spürte ich, dass mir meine Zeit irgendwie davonlief. Wenn ich noch mal den Kitzel des Fremden spüren und neues Land erobern wollte, dann müsste ich es jetzt tun.
Haben Sie schon mal eine Bergwanderung unternommen? Wenn ja, wissen Sie, wie anstrengend es ist, Höhenmeter hinter sich zu bringen, um endlich den Höhenkamm oder das Gipfelkreuz zu erreichen. Das ist Aufstieg pur. Doch dann, wenn wir auf der Höhe angekommen sind, erschließt sich eine wunderbare Sicht. Ganz ähnlich ist es, wenn wir in der Lebensmitte angekommen sind. Wir haben den Aufstieg des Lebensbogens gemeistert und genießen eine Art Panoramablick. Was können wir da alles entdecken! Wenn wir zurückschauen, sehen wir den Weg, der hinter uns liegt, vielleicht mit unseren Umwegen, Sackgassen, Wegkreuzungen. Wir haben vieles erreicht und kennen das Leben. Auf dem Höhepunkt des Lebens beginnen wir unwillkürlich, Bilanz zu ziehen, denn wir spüren, die verbleibende Zeit ist angezählt. Damit wird die Zeit kostbarer, sodass der Wunsch entsteht, diese nicht zu vergeuden, sondern zu genießen, zu investieren und sinnvoll zu nutzen. Denn mit diesem Wissen schauen wir auch nach vorne und erkennen, dass der Weg schon bald wieder ins Tal abfällt. Midlife-Zeit ist Umbruchzeit, in der wir das Bisherige hinterfragen und infolgedessen überdenken, welchen Weg wir für unsere weitere Reise nehmen wollen. Es ist auch die Zeit, in der wir uns überlegen, ob das jetzt schon alles war, oder ob das Leben vielleicht noch etwas anderes zu bieten hat. Noch mal was Neues, Unbekanntes, Aufregendes. Vielleicht noch mal verlieben und die Wirkung von Adrenalin spüren, noch mal neue Weichen stellen, noch mal Abenteuer erleben, bevor der Abstieg beginnt.
Dieses alles auf den Prüfstand stellen, verbunden mit der Sehnsucht, dem Leben noch mal eine neue Richtung zu geben, kann in eine wirkliche Sinnkrise führen, die sich meist im Alter von Mitte vierzig bis Anfang fünfzig ankündigt. Sie verläuft manchmal still und ist kaum bemerkbar, manchmal kommt sie aber auch spektakulär daher, stellt alles infrage und treibt wundersame Blüten. Ich denke an einen mir bekannten Professor, der in der Lebensmitte plötzlich seine langjährige Ehefrau gegen eine seiner Studentinnen austauschte. Als Krönung wurde er Anfang fünfzig noch mal Vater. Oder ich erinnere mich an eine Ratsuchende, die beschloss, ihren langweiligen Ehemann und ihr Einfamilienhaus samt eintönig empfundenem Alltag hinter sich zu lassen. Sie wollte zu neuen Ufern aufbrechen, sich endlich mal um ihre Bedürfnisse kümmern. Doch auch Jahre später hat sie noch nicht gefunden, wonach sie sucht, sondern verhält sich eher wie ein ichzentriertes Kind, dem ihre ganze Fürsorge gilt. Ihre Sinnkrise hat sich zu einer ausgesprochenen Lebenskrise entwickelt.
Krisen beinhalten immer Gefahren und Chancen. So kann die Midlife-Krise zur großen Gefahr werden, wenn Betroffene alles über Bord werfen, was ihnen bisher lieb und teuer war, um dadurch noch mal eine reizvolle Unbekanntheit des Lebens zu entdecken und neu anzufangen. Andere sind weniger risikofreudig und ziehen eine ernüchternde Lebensbilanz. Sie distanzieren sich dabei von jeglicher Erwartung und entwickeln sich zunehmend in einen Skeptiker und Verächter des Lebens.
Die Krise kann jedoch auch zur Chance werden, wenn der bisherige Lebensweg so angenommen wird, wie er eben war. Eine liebe Freundin zum Beispiel hat in ihrem Leben manche Abzweigung genommen, die sie sich im Nachhinein gerne erspart hätte. Doch sie ist weder bitter noch vorwurfsvoll geworden, sondern trägt in einer reifen Gelassenheit die Verantwortung für ihre Umwege. All das hat sie in eine tiefere Beziehung zu ihrem himmlischen Vater gebracht und sie zu einer Frau nach Gottes Herzen werden lassen.
Nutzen Sie diese Jahre, um sich noch mal über das Wesentliche im Leben Gedanken zu machen. Es ist die Frage nach dem Warum und Wozu Ihres Lebens. Wozu leben Sie und welche Bedeutung hat oder soll Ihr Leben haben? Wozu oder für was hat Gott Sie geschaffen? Dieser Frage lohnt es sich nachzugehen. Wenn nicht jetzt, wann dann?