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Jimmy. Nennt mich so. Der Name ist okay. . oder. klar, ignoriert mich halt. Alles Idioten. Manchmal geht mir die Welt da draußen mächtig auf den Zeiger. Wenn man was sagen will, wird einem nicht zugehört. Wenn man in Ruhe gelassen werden will, dann lassen gleich alle den Hobby-Psychologen raushängen. Ich habe den Eindruck, die meisten Menschen leben zwar auf demselben Planeten wie ich, aber nicht in derselben Welt. Oder ich lebe in einer Blase. Mag gut und gerne sein. Ich interessiere mich eben nicht für Sport und Autos oder was sonst so gerade IN sein mag. Und so liege ich in meinem Schlafsarg, blocke mit Musik die Klopfgeräusche meiner Schwester an der Tür aus, die sich mal wieder unnötig Sorgen macht, und frage mich. Jimmy ist ein junger Erwachsener mit einem ganzen Arsenal an Problemen. Im Verlauf seines siebzehnten und achtzehnten Lebensjahres fühlt er sich verlassen in einer Welt, an der er nur mäßig Interesse hat. Sein Alltag führt ihn zu Alkohol, Drogen und selbstverletzendem Verhalten. Nur wenige Menschen finden noch Zugang zu ihm. Doch auch diese schiebt er langsam von sich und die Abwärtsspirale dreht sich unaufhaltsam fort.
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Seitenzahl: 176
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Besten Dank an ...
Der Autor
Haftungsausschluss
© Thekla Verlag GbR 2015
Bahnhofstraße 83 64823 Groß-Umstadt
T 0049 (0) 6078 – 96 79 131 F 0049 (0) 6078 – 96 71 54 E [email protected]
Text: Johannes Wiedlich Lektorat: Sven Lautenschläger Fotografie & Covergestaltung: Silke Weßner
ISBN 978-3-945711-03-3 (epub) ISBN 978-3-945711-04-0 (mobi) ISBN 978-3-945711-05-7 (Taschenbuch)
www.thekla-verlag.de
KAPITEL 1
Jimmy. Nennt mich so. Der Name ist okay.
***
Mein Kinderzimmer befand sich auf dem Dachboden. Hinauf gelangte man ausschließlich über eine klapprige Leiter, die mir schon lange keine Angst mehr machte. Dort oben gehörten zwanzig Quadratmeter mir allein, weil ich klein genug war, um nicht mit dem Kopf irgendwo anzustoßen. Die Höhle. So nannte ich den Dachboden, als ich sieben Jahre alt war. Typisch Kind. Die Dachschrägen waren zugepflastert mit Superhelden-Postern. Das gängige Einsteigermaterial, wenn man plante, sich zu einem Freak zu entwickeln. Superman, Spiderman, Batman, Captain America, Watchmen. Selbstverständlich hatte ich diese Entwicklung nicht geplant. Solche Dinge passierten einfach. Zehn der zwanzig Quadratmeter waren mit Matratzen und Kissen ausgelegt, der Rest war zugemüllt mit irgendwelchem Spielzeug. Und ich saß mittendrin. Es war der 21. Juli 1989, irgendwann zwischen sechs und halb acht Uhr abends. Mein siebter Geburtstag war fast vorüber und ich wartete eigentlich nur noch darauf, dass mein Vater endlich nach Hause kam. Dann musste ich schlafen gehen, schließlich war am nächsten Tag Schule. Zumindest war es ursprünglich so geplant. Ich lag bäuchlings auf meiner Matratze, vertieft in ein Comic-Heft, als ich die Haustür mit einem lauten Knall ins Schloss schlagen hörte. Die unverkennbare Stimme meines Vaters schallte bis hoch unters Dach.
Ich hätte damals einfach rennen sollen. Ich hätte die Füße unter die Arme klemmen und rennen sollen so schnell und so weit nur irgendmöglich. Selbstverständlich tat ich das damals nicht. Ich ahnte ja nicht einmal, was mich erwarten würde. Muchsmäußchenstill saß ich da und hörte zu, wie mein Vater meine Mutter anbrüllte. Hörte, wie sie schließlich zurückbrüllte. Hörte, wie im unteren Teil des Hauses jede Menge Dinge zu Bruch gingen. Und ich wusste rein gar nichts damit anzufangen. Das war neu, ungewohnt. Das hatte ich noch nie zuvor erlebt.
Statement: Er hat nie wieder damit aufgehört. Ich fand lediglich Mittel und Wege, die mich betäubten, mir den Schmerz nahmen und mich davon abhielten nachzudenken.
An diesem Abend lernte ich, dass Angst ein Urinstinkt ist. Denn als mein Vater wankend die Treppe in die Höhle hinauf geklettert kam und mich mit leerem Blick ansah, schnürte mir kalte Furcht die Kehle zu. Zu Recht. An das, was folgend geschah, kann ich mich heute kaum erinnern. Die Erinnerung erschöpft sich in endlosen Schmerzen, Tränen und viel zu viel Blut. Ich frage mich heute manchmal noch, was ich wohl falsch gemacht habe, obwohl mein Verstand mir sagt, dass ich an all dem nicht schuld war.
Kurz und knapp: Mein Leben ist ein dunkler, tiefer Abgrund. Ich bin der Punchingball meines Vaters, der Sündenbock meiner Mutter, die Hure meines Dealers und ich habe das alles furchtbar satt! Es vergeht nicht ein Morgen, an dem ich nicht die Augen öffne und mir wünsche, ich sei tot, weil ich genau weiß, ich komme aus diesem Sumpf nicht raus. Die Welt dreht sich, aber offenbar ohne mich.
***
Und nun muss ich ein Geständnis ablegen.
Mein Name ist nicht Jimmy. Und das, was ihr gerade hier gelesen habt, ist auch nicht meine Geschichte. Das Tragische ist, ich wünschte, sie wäre es, denn dann hätte ich wenigstens eine Entschuldigung für das Desaster, das sich mein Leben schimpft.
Sick – Fucked up – Twisted?
Gewiss, aber eben nicht zu ändern!
KAPITEL 2
Jimmy. Bleiben wir dabei. Jimmy ist okay. Auch wenn nun bekannt ist, dass das nicht wirklich mein Name ist.
Statement:Ich glaube nicht, dass Menschen sich grundlegend verändern können. Sie sind, wie sie sind.
Schon immer hatte ich eine Vorliebe für gruselige, mystische, dunkle Dinge. Schon immer hatte ich ein Problem damit Regeln zu folgen, wenn besagte Regeln für mich einfach keinen Sinn ergaben. Meine Eltern sahen mir dabei zu, wie ich mich von einem Kind, das nur selten seine Plastik-Vampirzähne aus der Hand legte, zu einem Teenager entwickelte, der sich irgendwo in den Gefilden der Punk-, Gothic-, Metal- und Emo-Szene bewegte, und hatten stets die selbe simple Erklärung dafür: Das ist alles eine Phase! Zumindest waren sie noch sehr von ihrer Phasen-Theorie überzeugt, als ich sechzehn war. Der springende Punkt ist Folgendes: Ich bin, was ich bin! Nicht ich musste das verstehen, sondern die Welt. Einen Vorgeschmack davon bekam die Welt an meinem siebzehnten Geburtstag, den ich auf einer europäischen Insel verbringen musste, auf der man scheinbar immer irgendwie in die Hauptstadt hinein fand, niemals aber wieder hinaus. An diesem Tag entschied ich mich dazu, künftig in einem Sarg zu schlafen.
***
»Du kannst nicht dieses ganze schwarze Zeug mitnehmen, Jimmy. Du schwitzt dich tot!«
Als meine Mutter eine Woche zuvor im Türrahmen zu meinem Zimmer stand und sich über den Inhalt meines Koffers brüskierte, lautete meine Antwort ausschließlich: Mutter! Ich brauchte ihr nicht einmal die Tür vor der Nase zuschlagen. Dieses einzelne Wort genügte ihr vollkommen, um zu verstehen, dass ich schon angepisst genug war und sie sich besser tonlos zurückzog. Ein Hoch auf das mütterliche Feingefühl.
Der Hinweis meiner Mutter ging mir durch den Kopf, als ich auf dem Bordstein vor einer kleinen, dreckigen Cocktailbar saß, an den Schnürsenkeln meiner Chucks herumzupfte und mir meine verschwitzten Haare aus der Stirn wischte.
*** Ende der Leseprobe ***
BESTEN DANK AN ...
... alle Beta-Leser und alle geplanten Beta-, aber dann tatsächlich Beta-bis-Omega-Leser. An die ganz objektiven Kritiker und die neugierig nach der Wahrheit Suchenden. Ein großes Dankeschön geht an den Finder eines dampflosen, grünen Monsters und diverser stehender Spinnen. Vielen Dank an denjenigen, der reflektierende Spiegelbilder zu würdigen wusste. Auch geht ein Dank an die weltbeste Fotografin sowie den kühnsten Shooting-Star. Und natürlich geht ein Dankeschön an den html-sprechenden Zusammenpuzzler. Ihr wart großartig!
DER AUTOR
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