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Folge 36 der britischen Erfolgsserie, inklusive einer Leseprobe der neuen charmanten Krimiserie aus der Toskana "Kloster, Mord und Dolce Vita":
Hochzeit in Cherringham! Grace, Sarahs Partnerin in der Agentur, heiratet endlich ihren langjährigen Verlobten Nick, und das ganze Dorf freut sich auf das bevorstehende Fest. Doch kurz vor der Trauung wird der Vater der Braut plötzlich wegen Mordverdachts verhaftet - ein Mord, der über dreißig Jahre zurückliegt. Hat er das Verbrechen tatsächlich begangen? Jack und Sarah wollen herausfinden, was damals geschehen ist, damit Grace hoffentlich doch noch den schönsten Tag ihres Lebens feiern kann ...
Über die Serie: "Cherringham - Landluft kann tödlich sein" ist unsere erfolgreichste Cosy-Crime-Serie. Jede Folge ist unabhängig lesbar und geeignet, in die Welt von Cherringham einzusteigen. Cherringham ist ein beschauliches Dorf in den englischen Cotswolds. Doch mysteriöse Vorfälle, eigenartige Verbrechen und ungeklärte Morde halten die Bewohner auf Trab. Zum Glück bekommt die örtliche Polizei tatkräftige Unterstützung von Sarah und Jack. Die alleinerziehende Mutter und der ehemalige Cop aus New York lösen jeden noch so verzwickten Fall. Und geraten das ein oder andere Mal selbst in die Schusslinie ..."
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
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Seitenzahl: 162
Cover
Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie
Über diese Folge
Die Hauptfiguren
Über die Autoren
Titel
Impressum
1. Jetzt wird gefeiert!
2. Es klopft
3. Eine schwierige Entscheidung
4. Erinnerungen
5. Der Name aus der Vergangenheit
6. Auf in die Vergangenheit
7. Die Suche
8. Ein Durchbruch
9. Auf Achse
10. Jenes Wochenende
11. Ein Geheimnis wird gelüftet
12. Unerwarteter Besuch
13. Len knickt ein
14. Haus Nummer 17, Sturbridge Way
15. Jetzt ist Schluss
16. Bringt mich pünktlich zum Altar
Leseprobe – Tod zur Mittagsstunde
»Cherringham – Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy- Crime-Serie, die in dem vermeintlich beschaulichen Städtchen Cherringham spielt. Regelmäßig erscheinen sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch spannende und in sich abgeschlossene Fälle wie auch Romane mit dem Ermittlerduo Jack und Sarah.
Hochzeit in Cherringham! Grace, Sarahs Partnerin in der Agentur, heiratet endlich ihren langjährigen Verlobten Nick, und das ganze Dorf freut sich auf das bevorstehende Fest. Doch kurz vor der Trauung wird der Vater der Braut plötzlich wegen Mordverdachts verhaftet – ein Mord, der über dreißig Jahre zurückliegt. Hat er das Verbrechen tatsächlich begangen? Jack und Sarah wollen herausfinden, was damals geschehen ist, damit Grace hoffentlich doch noch den schönsten Tag ihres Lebens feiern kann …
Jack Brennan hat jahrelang für die New Yorker Mordkommission gearbeitet – und fast genauso lange von einem Leben in den englischen Cotswolds geträumt. Mit einem Hausboot im beschaulichen Cherringham ist für ihn ein langgehegter Traum in Erfüllung gegangen. Doch etwas fehlt ihm. Etwas, das er einfach nicht sein lassen kann: das Lösen von Kriminalfällen.
Sarah Edwards ist Webdesignerin. Nachdem ihr perfektes bürgerliches Leben in sich zusammengefallen ist, kehrt sie mit ihren Kindern im Schlepptau in ihre Heimatstadt Cherringham zurück, um dort neu anzufangen. Das Kleinstadtleben ist ihr allerdings oft zu langweilig. Gut, dass sie in Jack einen Freund gefunden hat, mit dem sie auch in der vermeintlichen Idylle echte Abenteuer erleben kann!
Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.
Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u.a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen.
Cherringham ist die erste Krimiserie des Autorenteams in Buchform, mit »Mydworth. Ein Fall für Lord und Lady Mortimer« erscheint seit Kurzem ihre zweite Krimiserie
Matthew CostelloNeil Richards
CHERRINGHAM
LANDLUFT KANN TÖDLICH SEIN
Hochzeit mit Hindernissen
Aus dem Englischen von Sabine Schilasky
beTHRILLED
Deutsche Erstausgabe
»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Titel der englischen Originalausgabe: »Murder under the Sun«
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Dr. Arno Hoven
Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt
Covergestaltung: Guter Punkt, München
eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf
ISBN 978-3-7325-6535-1
Dieses eBook enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes »Kloster, Mord und Dolce Vita – Tod zur Mittagsstunde« von Valentina Morelli.
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Jack schob die Tür zum Ploughman auf und blickte sich in dem vollen Pub um. Freitagabend, sieben Uhr – da war immer sehr viel los. All die Leute, die nach der Arbeit das Wochenende einläuteten.
Dennoch war es nicht schwer, die Jungs auszumachen, mit denen er sich hier treffen wollte.
Sie standen am Tresen versammelt, allesamt in identischen grellroten T-Shirts mit der Aufschrift »#LostWeekend«.
Das »Team Bräutigam« beim Junggesellenabschied für Nick Marston.
Und mitten in dieser Schar ausgelassen feiernder junger Männer war Nick, der für Jack aussah, als hätte er schon einige Kurze kippen müssen.
Da sollte der künftige Bräutigam lieber aufpassen, zumal ihm hier jeder einen Drink spendieren wollte.
Jack erinnerte sich, dass er bei seinem eigenen Junggesellenabschied im Randazzo’s in Sheepshead Bay am Ende auch etwas wacklig auf den Beinen gewesen war.
Vor einer halben Ewigkeit.
Und Nick bliebe nicht viel Zeit, sich wieder zu erholen, denn in wenigen Tagen würde er in Cherringhams Kirche St. James am Altar Grace in Empfang nehmen, Sarahs langjährige Freundin und Arbeitskollegin. Dann sollte die seit Monaten geplante Hochzeit stattfinden.
Jack holte tief Luft und bahnte sich seinen Weg durch die Menge zu ihnen, wobei er den Einheimischen, die ihn kannten, lächelnd zunickte.
»Jack!«, rief Nick, löste sich aus der Gruppe und umarmte ihn wie einen lange vermissten Verwandten. »Ich dachte schon, du schaffst es nicht!«
»Dies hier würde ich um nichts in der Welt verpassen«, erwiderte Jack und stellte fest, dass die anderen schon einige Runden Vorsprung hatten.
Er sah, wie Nick sich an sein »Team« wandte.
»Leute, Leute, darf ich euch unseren zweiten sehr besonderen Gast heute Abend vorstellen: Jack Brennan, New Yorker Spitzen-Detective …«
»Äh, Ex-Detective«, korrigierte Jack aus purer Gewohnheit.
»… und Supertyp! Er hat mir vor ein paar Jahren richtig aus der Patsche geholfen. Ein Hoch auf Jack!«
Nun jubelten alle lautstark, hoben ihre Biergläser zum Toast und tranken jeder einen kräftigen Schluck, bevor sie ihm auf die Schulter klopften und ihn näher an die Bar schoben.
»Der zweite besondere Gast?«, fragte Jack grinsend. »Dann stell mich lieber mal dem ersten vor.«
»Ha, der steht direkt neben Ihnen«, ertönte eine Stimme an Jacks Seite. »Hi, Jack!«
Er drehte sich um und sah noch ein vertrautes Gesicht: Grace’ Vater Len, der um die fünfzig Jahre alt war, wirkte in seinem Kragenhemd mit Strickjacke, Stoffhose und Segelschuhen hier ein wenig deplatziert.
Jack kannte Len von seinen gelegentlichen Gastauftritten im Dorfchor, doch hatte er nie die Chance gehabt, ihn näher kennenzulernen.
»Len«, sagte er. »Sie sind also der Stargast?«
»Das hat wohl damit zu tun, dass ich die verdammte Hochzeit bezahle, Jack«, antwortete Len lachend und schüttelte den Kopf. »Was möchten Sie trinken?«
»Alles schon geregelt«, sagte Nick, der vom Tresen zurücktrat und den Blick auf eine Reihe von Biergläsern freigab. »Jägertrain!«
Das wird übel, dachte Jack.
Wo es mit Kurzen losging, war der Absturz vorprogrammiert!
Jack sah Billy Leeper, den Wirt, geduldig die Schnapsgläser auf den sich berührenden Glasrändern der Biere ausbalancieren, und während alle einen Countdown von fünf abwärts zählten …
… neigte Nick das erste Schnapsglas – und kippte unter lautem Gejohle der anderen den Inhalt aller kleinen Gläser in die Biere. Hände griffen nach den Drinks und reichten sie an alle weiter, mit Ausnahme von Len.
»Gehen Sie es vorsichtiger an?«, fragte Jack.
»Ich trinke nicht«, erklärte Len und ergänzte grinsend: »Was mich nicht davon abhält, Spaß zu haben.«
»Kluger Mann.« Jack prostete ihm mit seinem verstärkten Bier zu.
Dieses eine Glas musste er aus Höflichkeit trinken, wie er wusste. Seit er in den Cotswolds war, hatte er diverse englische Biere gekostet, und sein zweites Lieblingsgetränk – gleich nach einem geeisten Martini – war ein gutes Pint Hooky.
Ganz gewiss nicht diese komische und tödliche Mischung.
Er beobachtete, dass einige der jungen Männer ihre Gläser in einem Zug leerten.
Oh Mann!
»Und, wie ist der Ablauf?«, erkundigte sich Jack und stellte sein Glas hin. »Ich glaube, dies ist mein erster britischer Junggesellenabschied.«
»Soweit ich weiß, sind wir beide nur heute Abend in der Pflicht«, antwortete Len.
»Moment mal. Heißt das, es geht morgen weiter?«
»Das ganze Wochenende.«
»Gott stehe denen bei«, sagte Jack kopfschüttelnd. »Das würde in den Staaten nie gehen.«
»Oh, hast du die T-Shirts gesehen, Jack?«, fragte Nick, der zu ihnen kam. »›Verlorenes Wochenende‹.«
»Ich kenne den Film«, sagte Jack. »Da gibt es hoffentlich keine Verbindung.«
»Film? Keine Ahnung, Jack«, entgegnete Nick.
Die Smartphone-Generation.
»Also, die Schurken hier haben ein Bauernhaus außerhalb gemietet«, fuhr Nick fort.
»Die Junggesellenbasis!«, ertönte es aus der Menge.
»Genau! Die Junggesellenbasis«, bekräftigte Nick. »Da geht die nächsten zwei Tage die richtige Party ab.«
»Ähm, und das heute Abend ist keine richtige?«, fragte Jack neugierig.
»Ach was, nein. Das ist bloß das Vorglühen, klar? Ein paar Pints in jeder Bar in Cherringham, danach zurück zur Basis und zu den Spielen und den Drinks.«
»Habt ihr außer Trinken noch irgendwas geplant?«, erkundigte sich Jack.
Er wusste, dass – zumindest in Brooklyn – selbst die simpelsten Junggesellenabschiede einige peinliche Wendungen nehmen konnten.
»Morgen und Sonntag – Seilrutschen, Wasserski oben auf dem Stausee, Zorb-Ball, Paintball …«
»Die Stärksten überleben«, sagte Len kopfschüttelnd und grinste Jack zu.
»Zorb-Ball? Das ist mir neu. Klingt alles nach … einer Menge Spaß«, konstatierte Jack. »Und noch besser ist, dass ich nur beim heutigen Zug durchs Dorf dabei bin.«
»Ha, Jack, ich wette, du könntest uns alle unter den Tisch trinken«, sagte Nick.
»Oh nein, diese Zeiten sind längst vorbei. Aber vielleicht hätte ich es mal gekonnt. Junge Polizisten außer Dienst? Da gab es bei Bats and Balls eine Menge zu reden.«
Er bemerkte die verwirrten Blicke der anderen.
»Ach so, Bats and Balls? Bier und Schnaps.«
Für wenige Sekunden war Jack in Gedanken wieder in Brooklyn, Anfang zwanzig und stand mit einem Bier in der Hand nahe einem rauchenden Grill mit den anderen aus seinem Revier zusammen, um nach einer harten Schichtdienst-Woche zu entspannen.
Noch ein lautes Johlen ließ ihn aufblicken. Die Jungs leerten ihre Gläser und reihten sie wieder auf dem Tresen auf.
»Weiter zum Angel!«, sagte einer, und die anderen stimmten ein, bis dieser Singsang im ganzen Pub widerhallte.
»Zum Angel! Zum Angel!«
Jack wandte sich zu Len.
»Ich denke, es ist uns beiden überlassen, darauf zu achten, dass dieser Haufen im Rahmen des Gesetzes bleibt«, sagte er.
»Besondere Gäste?«, fragte Len grinsend. »Wir sind wohl eher Wachtmeister.«
Die »#LostWeekend«-Truppe formierte sich und verließ den Pub Arm in Arm. Jack und Len bildeten die Nachhut.
Das wird ein langer Abend, dachte Jack. Ein sehr langer Abend.
Jack trat aus dem Railway Arms, blieb unter der Straßenlaterne stehen und zog seine Jacke fester zu.
Obwohl schon April war, waren die Nächte noch kühl, und es waberte ein dichter Nebel durch die Luft und ließ die Straße nass schimmern.
Im Pub hinter sich hörte er die Junggesellenabschiedstruppe, die mittlerweile das Stadium lauter Gruppengesänge erreicht hatte. Und der Abend war noch lange nicht vorbei.
»Lust auf einen Kaffee oder Tee, Jack?«
Jack drehte sich zu Len um, der sich seine Jacke angezogen hatte und ebenfalls nach draußen gekommen war. »Ich wohne gleich da unten am Brückenpfad. Der Holzofen ist an, also ist es schön warm und gemütlich.«
Jack hielt inne und dachte nach. Es war spät, und er wollte wirklich gern zurück zu seinem Boot, der Grey Goose, unten am Fluss.
Und Riley, sein Springer Spaniel, hoffte wahrscheinlich auf einige Minuten an Land vor dem Schlafengehen.
Doch je wilder der Abend wurde, desto vergnüglicher hatte er Lens Gesellschaft gefunden. Ein Tee und ein kurzes Gespräch am knisternden Feuer klang wie ein guter Abschluss.
Vor allem, da es auf seinem Heimweg lag.
»Ich hätte auch etwas Stärkeres, falls Ihnen immer noch danach ist«, fügte Len hinzu. »Einen Single Malt vielleicht?«
Erstaunlich für jemanden, der nicht trank.
»Ha, ein Mann nach meinem Geschmack!«, sagte Jack. »Worauf warten wir?«
Gemeinsam gingen sie die High Street von Cherringham hinunter, vorbei am Ploughman, dann bogen sie in die Mogdon Lane ein und liefen weiter, bis sie eine Reihe alter, von Hecken und Holzzäunen gerahmter Cottages erreichten.
Len ging voraus zur Tür des ersten Hauses, drehte sich um und flüsterte: »Lizzie ist sicher schon im Bett, also müssen wir leise sein. Gehen Sie einfach durch zum Arbeitszimmer hinten.«
Er öffnete. Jack folgte ihm nach drinnen und schloss die Tür leise hinter sich. Dann blickte er sich um. Alles wirkte gemütlich und wohnlich. Alte Möbel, aber moderne Kunst an den Wänden. Jede Menge Familienfotos – wie Jack sah, dominierte Grace die meisten.
Er zog seine Jacke aus und hängte sie neben der Tür auf, ehe er mit Len in die Küche durchging.
»Ich mache den Tee, und Sie können sich einen Scotch aus dem Schrank dort nehmen«, sagte Len und befüllte den Wasserkocher. »Ist ein wenig Glückssache, denn ich weiß nicht genau, was da drin ist.«
Jack ging zu dem Schrank, öffnete ihn und zog eine Flasche heraus.
»Ein zwölf Jahre alter Macallan?«, wunderte er sich. »Für einen Mann, der nicht trinkt, haben Sie einen guten Geschmack, Len.«
Len lachte und reichte Jack ein Glas. »Ach, früher habe ich gern mal ein oder zwei Gläser getrunken. Ich kenne mich noch aus – auch wenn ich selbst nichts mehr trinke.«
Jack schenkte ein, nahm einen Schluck und ließ ihn genießerisch auf seiner Zunge wirken: Es war einer seiner Lieblingswhiskys.
»Gut, der Tee ist fertig«, sagte Len schließlich. »Gehen wir ins Arbeitszimmer.«
Jack folgte ihm, als er eine Tür öffnete, die von der Küche abging.
»Meine Männerhöhle – so nennt Lizzie es«, erklärte Len, während er noch ein Scheit in den Kaminofen warf, die Glastür schloss und die Luftklappe einstellte. »Für mich ist es mein Arbeitszimmer.«
Jack setzte sich in einen alten Ledersessel und genoss den Whisky in dieser anheimelnden Atmosphäre von gedämpftem Licht und Coltrane, der über Lens überraschend edle Lautsprecher erklang. Es waren sehr gute Yamaha-Boxen mit großen Subwoofern.
Ausgesprochen klassisch, dachte Jack.
Er nickte zu dem kleinen Mischpult mit Monitoren und Keyboard in der Ecke.
»Ich schätze, dieser Tage braucht man nicht mehr viel Platz für Aufnahmen«, sagte er. »Was komponieren Sie?«
»Musik für Werbung, Dokus … So ziemlich alles, was sich rechnet. Recht simpel, um ehrlich zu sein. Früher habe ich auch ein bisschen Hörspiele gemacht, aber heutzutage haben die kaum noch ein Budget.«
»Ich schätze, die Kirchen- und Chor-Auftritte zahlen sich nicht aus?«
Jack war Len erstmals vor ein paar Jahren begegnet, als er bei den Bässen im Dorfchor den »Messias« mitsang. Len hatte alles aufgenommen und ihren Gesang irgendwie – wenigstens für Jacks Ohren – richtig professionell klingen lassen.
»Ha, nein, das ist alles Pro-Bono. Lizzie ist schon immer eine regelmäßige Kirchgängerin, und ich ließ mich vor Jahren für die Audio-Gestaltung der Gottesdienste einspannen. Das wird mit jedem Jahr technischer!«
»Dann sorgen Sie gewiss auch für die Musik an dem großen Tag.«
»Oh, darauf können Sie wetten. Ich gehe die Titelliste schon seit Monaten mit Grace durch. Das wird etwas ganz Besonderes.«
»Ja, da bin ich mir sicher«, sagte Jack. »Grace ist ein entzückendes Mädchen … Nun ja, kein Mädchen mehr, aber Sie wissen schon, was ich meine.«
»Für mich bleibt sie ein Mädchen. Sie ist mein Ein und Alles.«
»Es ist eine große Sache, wenn eines der eigenen Kinder heiratet.«
»Und ich finde es großartig. Natürlich abgesehen von den Rechnungen.«
»Ha, wem sagen Sie das?« Jack lachte. »Nur noch wenige Tage, hm?«
»Ja, dann führe ich Grace zum Altar. Und ich werde sagenhaft stolz sein.«
»Das Gefühl kenne ich«, sagte Jack, der sich gut daran erinnerte, als er selbst Brautvater gewesen war.
»Haben Sie auch eine Tochter?«
»Ja. Sie ist Ärztin in L.A. Ich habe sogar eine Enkelin.«
»Sehen Sie die beiden oft?«
»Nicht annähernd oft genug«, antwortete Jack, und der Gedanke betrübte ihn jedes Mal aufs Neue. »Es ist schwierig für sie, sich freizunehmen und herzufliegen. Bald bin ich dran, sie zu besuchen. Vielleicht bleibe ich dann etwas länger. Das habe ich schon einmal getan, als sie Hilfe brauchte.«
»Sie muss Ihnen fehlen. Und Ihre Enkelin zweifellos auch!«
»Oh ja«, sagte Jack, nahm noch einen Schluck von dem Macallan und lauschte Coltranes Saxofonspiel. »Haben Sie noch andere Kinder, Len?«
Len holte tief Luft.
Ein schmerzliches Thema?
»Nein. Lizzie und ich bekamen Grace, als wir uns gerade ein Jahr kannten. Und wir entschieden, es dabei zu belassen. Lizzie musste lange Schichten im Krankenhaus arbeiten, und wir hatten wenig Geld. Da fanden wir, dass ein Kind genug war.«
»Tja, Sie können sich glücklich schätzen, sie zu haben«, sagte Jack. »Sie ist klasse.«
»Oh, ich weiß. Das ist sie.«
Und dann läutete es, gefolgt von einem lauten, zweimaligen Klopfen.
Jack sah Len an, der nicht minder überrascht wirkte.
»Es ist nach Mitternacht«, sagte Jack, als sie beide aufstanden. »Seltsam.«
»Nick vielleicht? Ob es Probleme gibt?«
»Bei der Verfassung, in der sie waren, würde es mich nicht wundern.«
Len ging voraus, und Jack folgte ihm.
Durch das Glas der Haustür konnte Jack große Umrisse sehen, die in blinkendem Blaulicht zuckten.
Und er hörte ein Funkgerät.
Erschrocken öffnete Len die Tür – und sie fanden sich Cherringhams einzigem Polizisten gegenüber, Alan Rivers. Hinter ihm konnte Jack noch zwei Constables in einem Mannschaftswagen der Polizei ausmachen.
Alan war sichtlich verblüfft, Jack neben Len zu sehen.
»Alan«, entfuhr es Jack.
Doch Alan antwortete nicht, sondern wandte sich an Len.
»Leonard Taylor?«, fragte er.
»Ja, Alan. Du weißt doch verdammt gut, wer ich bin. Was gibt’s? Ist irgendwas mit den Jungs, dem Junggesellenabschied oder …«
Jack entging nicht, wie unwohl Alan sich fühlte.
»Ich nehme Sie kraft eines EU-Haftbefehls fest«, begann er und räusperte sich. »Ausgestellt von der spanischen Regierung wegen Mordverdachts.« Wieder räusperte er sich. »Die Tat wurde 1990 in San Antonio auf der Insel Ibiza begangen.«
Jack starrte Alan an. Seine Gedanken rasten, während er schnellstmöglich herauszufinden versuchte, was zum Teufel hier los war.
Könnte es ein Streich sein? Ein schlechter Scherz?
»Was?«, fragte Jack.
Er sah Len an, der wie versteinert dastand, als hätte man ihn in Trance versetzt.
Allerdings wirkte er nicht ganz so überrascht, wie Jack erwartet hätte.
»Len, was ist? Was ist da los?«, erklang eine Frauenstimme oben an der Treppe hinter Jack.
Jack drehte sich um und sah Lens Frau Lizzie – er erkannte sie vom Chor wieder –, die in einem Morgenmantel auf halber Höhe der Treppe stand. Sie gürtete den Morgenmantel fester zu, während sie ungläubig zu der kleinen Gruppe unten schaute.
Jack ging zur Seite, als Alan vortrat, dessen Verhalten brüsk und ganz offiziell war. Er löste ein Paar Handschellen von seinem Gürtel und legte sie Len an, der sich nach wie vor nicht rührte.
»Sie müssen nichts sagen, aber es könnte Ihrer Verteidigung schaden, wenn Sie sich später auf etwas berufen wollen, was Sie bei der Befragung ausgelassen haben. Alles, was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden.«
Und mit diesen Worten traten die beiden Constables vor, legten jeweils eine Hand auf Lens Schultern und dirigierten ihn nach draußen. Für Sekunden schien Len zu begreifen, was geschah.
»Keine Sorge, Lizzie«, sagte er. »Es ist bloß … bloß eine Sache. Kein Wort zu Grace, okay? Kein Wort. Bitte. Ich regle das.« Dann ergänzte er beinahe flüsternd: »Es ist alles ein Irrtum.«
Die Polizisten führten ihn von der Haustür fort und in die dunkle Aprilnacht hinein, wo die Scheinwerfer des Transporters im Nebel leuchteten.
»Halt! Das könnt ihr nicht machen!«, rief Lizzie. »Was zur Hölle soll das? Len!«
Lizzie kam die Treppe heruntergestürzt. Rasch schritt Jack ein und hielt sie fest. Die Frau wollte zu ihrem Mann, der in diesem Moment hinten in den Wagen der Polizei bugsiert wurde. Dann knallten die Türen zu.
»Lizzie, hören Sie, Sie können nichts tun«, sagte Jack. »Hören Sie mir zu …«
Lizzie hielt inne, und Jack drehte sich zu Alan, der noch an der Haustür stand.