Cherringham - Mord in heller Nacht - Matthew Costello - E-Book

Cherringham - Mord in heller Nacht E-Book

Matthew Costello

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Beschreibung

Digitale Romanserie. Folge 26.

Was beweisen schon Beweise?

Ein Schuss in der Dunkelheit. Am nächsten Morgen wird die Leiche von Lee Taylor, Baumarktleiter von Cherringham, gefunden. Sämtliche Beweise sprechen gegen seinen Stellvertreter Nick. Dann wird auch noch die Mordwaffe aus der Themse gefischt: Es ist Nicks Schrotflinte. Der junge Mann taucht unter. Für Jack und Sarah ist die Beweislage etwas zu eindeutig und sie fangen an, Nachforschungen anzustellen. Ist Nick tatsächlich der Täter oder versucht jemand, ihm die Tat anzuhängen?

Sie würden gerne länger in Cherringham bleiben? Jack und Sarah ermitteln auch in voller Romanlänge: Der erste Cherringham-Roman "Tiefer Grund" ist bereits erschienen. Und mit "Eine alte Schuld" ist auch der zweite Kriminalroman ab August 2017 im Handel erhältlich.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung

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EPUB

Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

Über diese Folge

Die Hauptfiguren

Über die Autoren

Mord in heller Nacht

Impressum

1. Ein Schuss in der Dunkelheit

2. Dinner im Spotted Pig

3. Ein Fundort

4. Aus dem Fluss gefischt

5. Wo ist Nick?

6. Was beweisen schon Beweise?

7. Ladenschluss

8. Die Wahrheit über Nick

9. Ein nächtliches Knacken

10. Der Flüchtige gesteht

11. Auf der Suche nach einem Mörder

12. Eine Frau mit Vergangenheit

13. Der Durchbruch

14. Ein Ausflug nach Oxford

15. Was kommt als Nächstes?

16. Der Streit

17. Hardwick’s

18. Eine Party im Ploughman

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

»Cherringham – Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy- Crime-Serie, die in dem vermeintlich beschaulichen Städtchen Cherringham spielt. Regelmäßig erscheinen sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch spannende und in sich abgeschlossene Fälle wie auch Romane mit dem Ermittlerduo Jack und Sarah.

Über diese Folge

Was beweisen schon Beweise?

Ein Schuss in der Dunkelheit. Am nächsten Morgen wird die Leiche von Lee Taylor, Baumarktleiter von Cherringham, gefunden. Sämtliche Beweise sprechen gegen seinen Stellvertreter Nick. Dann wird auch noch die Mordwaffe aus der Themse gefischt: Es ist Nicks Schrotflinte. Der junge Mann taucht unter. Für Jack und Sarah ist die Beweislage etwas zu eindeutig und sie fangen an, Nachforschungen anzustellen. Ist Nick tatsächlich der Täter oder versucht jemand, ihm die Tat anzuhängen?

Die Hauptfiguren

Jack Brennan ist pensioniert und frisch verwitwet. Er hat jahrelang für die New Yorker Mordkommission gearbeitet. Alles, was er nun will, ist Ruhe. Ein Hausboot im beschaulichen Cherringham in den englischen Cotswolds erscheint ihm deshalb als Alterswohnsitz gerade richtig. Doch etwas fehlt ihm, das er einfach nicht sein lassen kann: das Lösen von Kriminalfällen.

Sarah Edwards ist eine 38-jährige Webdesignerin. Sie führte ein perfektes Leben in London samt Ehemann und zwei Kindern. Dann entschied sich ihr Mann für eine andere. Mit den Kindern im Schlepptau versucht sie sich nun in ihrer Heimatstadt Cherringham ein neues Leben aufzubauen. Das Kleinstadtleben ist ihr allerdings viel zu langweilig. Doch dann lernt sie Jack kennen …

Über die Autoren

Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.

Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u.a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen.

Cherringham ist die erste Krimiserie des Autorenteams in Buchform.

Matthew CostelloNeil Richards

CHERRINGHAM

LANDLUFT KANN TÖDLICH SEIN

Mord in heller Nacht

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

beTHRILLED

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Thomas Krämer unter Verwendung von Motiven © shutterstock: jason2009 | suns07butterfly | Justin Black

eBook-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-4643-5

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1. Ein Schuss in der Dunkelheit

Mit einem Klick auf »Senden« verschickte Lee Taylor seine wöchentliche Umsatzanalyse. Zufrieden lauschte er dem »Wusch«, fuhr seinen Laptop herunter und klappte ihn zu. Dann trat er an die Glaswand und blickte hinunter in den Verkaufsraum.

Wenn er mit dem Gesicht nahe genug an die riesige Scheibe ging, konnte er von hier oben nicht nur die unterschiedlichen Abteilungen sehen – Sanitär, Beleuchtung, Werkzeug, Holz, Küche, Einrichtung –, sondern auch, was noch viel wichtiger war, seine Mitarbeiter.

Seine Arbeiter.

Arbeiteten sie wirklich? Genauer gesagt: Waren sie fleißig?

Das war die alles entscheidende Frage.

Es war ein echter Geniestreich gewesen, als Hardwick, der Firmengründer drüben in Texas, vor vielen Jahren die Entscheidung getroffen hatte, alle Arbeitskräfte in grellpinke Polohemden zu stecken.

»Welche Farbe könnte fröhlicher, ansprechender und spaßiger sein als Pink?«, pflegte Hardwick zu antworten, wenn er von Journalisten darauf angesprochen wurde, die nach dem Erfolgsgeheimnis der großen Ladenkette suchten.

Lee jedoch kannte den wahren Grund. Den hatte er bei seiner letzten Fortbildung in den USA von einem leitenden Angestellten erfahren.

Der echte Grund war: In einem pinken Hemd kann sich keiner verstecken.

Wie brillant das war! Und wie überaus wahr, sogar hier in den englischen Cotswolds, Tausende Meilen weit weg vom Hardwick-Flagship-Store in Amerika.

Obwohl die Tagesschicht sich ihrem Ende zuneigte, alle müde waren und sich auf das anstehende Wochenende freuten, widmeten sich alle voll und ganz ihrer Arbeit. Denn Lee könnte es sehen, sollten irgendwelche Mitarbeiter nachlässig werden, bloß herumlungern oder faul in irgendwelchen dunklen Nischen miteinander schwatzen.

Nichts dergleichen werde ich jemals hier dulden, dachte er.

Es half, dass sein Büro, das sich hoch über dem riesigen Verkaufsraum befand, aus jeder dieser dunklen Nischen zu sehen war. Und es half auch, dass jeder einzelne seiner Mitarbeiter eines klipp und klar wusste: Wenn sie nicht durchgängig hundert Prozent gaben, und zwar jede Minute an jedem verdammten Arbeitstag, dann würde ihnen Lohn abgezogen – keine Widerrede, keine Diskussionen.

Und natürlich keine Gewerkschaft, dachte er mit einem zufriedenen Grinsen.

Ich bin Richter und zugleich Geschworener!

Er ließ seinen Blick durch die Gänge wandern, spähte in die hohen Schluchten mit Aufstellern und Regalen, auf der Suche nach Faulpelzen.

Drei pinke Hemden brachten neue Haustüren aus dem Lager in den Verkauf – und ließen sich Zeit damit. In der Küchenabteilung schien der Verkaufstresen unbesetzt zu sein.

Und weiter hinten bei den Farben hatte sich das pinke Hemd seit mindestens einer Minute nicht bewegt.

Die Typen trödeln …

Nicht gut.

Lee nahm sich vor, die Namen und Dienstpläne zu überprüfen.

Dann überschlug er im Kopf die Kunden in den Gängen. Nicht schlecht, dachte er. Draußen war ein herrlicher Juniabend, und dennoch wirkte der Zauber des Heimwerkens und lockte die Leute aus der Gegend ins Geschäft, die von Werkzeugschnäppchen und Sonderangeboten für die Verschönerung des Eigenheims angeködert wurden.

Alles mit freundlicher Beratung durch die Verkäufer, denen nicht unbedingt danach sein mochte, hilfsbereit und lächelnd aufzutreten. Doch sie wussten, dass sie sich so verhalten sollten … sonst gab es Ärger!

Lees Blick huschte zu einer Reihe von Monitoren: Ja, der Parkplatz füllte sich zum üblichen Freitagabend-Ansturm. Da kamen sie – die Wochenendkrieger, die gewillt waren, ihre zahlreichen Sommerprojekte in Angriff zu nehmen!

Voller Erfolg!

Jene E-Mail – sein zweiundfünfzigster wöchentlicher Bericht an die Zentrale, seit er den Markt in Cherringham übernommen hatte – gab seine Erfolgsgeschichte in klaren, nackten Zahlen wieder, die der Bezirksleiter unmöglich ignorieren konnte.

Die Betriebskosten – größtenteils Lohnkosten – waren um satte zehn Prozent gesunken. Die Umsätze hingegen um zehn Prozent gestiegen!

Und das in nur zwölf Monaten!, dachte er. Ich bin ein verdammtes Genie. Damit hatte nicht mal ich selbst gerechnet.

Noch ein Jahr hier, und sicher würde er dann Swindon oder Gloucester bekommen. Oder eventuell sogar einen der großen Märkte in Birmingham. Wer weiß – womöglich sogar einen in London?

Er grinste. Im nächsten Moment hörte er eine Stimme hinter sich. »Mr Taylor?«

Er drehte sich um und sah Nick Marston an der Tür stehen.

»Nick.«

Er wartete einen Augenblick. Sein junger stellvertretender Marktleiter blinzelte ihn an. Lee signalisierte ihm mit einem Nicken, dass er hereinkommen sollte.

»Ich habe den Bericht über Bailey«, sagte Nick und hielt eine Aktenmappe in die Höhe.

»Und?«

»Wollen Sie den nicht lesen?«, fragte Nick und streckte ihm die Mappe hin.

»Ich vertraue Ihnen, Nick. Deshalb habe ich Sie zur ›Nummer zwei‹ gemacht. Erzählen Sie mir einfach, was drinsteht.«

»Oh, gut. Okay. Tja, es ist ziemlich eindeutig, dass er angefangen hat. Offensichtlich hat er mittags im Pub rumgetönt. Er hatte ein paar Gläser zu viel und hat gesagt, dass er wiederkommt und …«

»Mir eine Abreibung verpassen will, hm?«

»Äh, ja. Jedenfalls scheint er Streit mit einer der Teilzeitkräfte angefangen zu haben, und …«

»Also, Trinken, Prügelei auf dem Betriebsgelände … Und wir haben Zeugen, oder?«

»Ja.«

»Nicht schlecht. Und mehr als ausreichend. Wo ist er jetzt?«

»Im Pausenraum. Damit er sich wieder etwas beruhigen kann.«

Lee sah auf seine Uhr. Das brauchte er wahrlich nicht.

Er wollte nach Hause, sich das Spiel ansehen und ein paar Single Malts trinken. Und überhaupt wurde es Zeit, dass Marston einiges von der Drecksarbeit hier übernahm.

Schließlich habe ich ihn deshalb befördert.

»Ich habe jetzt keine Zeit dafür, Nick«, sagte Lee. »Kümmern Sie sich darum. Gehen Sie nach unten, und geben Sie ihm seine Kündigung. Ein solches Benehmen dulde ich nicht in meinem Markt.«

Er konnte Nick ansehen, dass ihm dieser Auftrag nicht behagte.

»Muss das wirklich sein?«, fragte er. »Er hat ein bisschen Ärger gemacht, das ja. Aber Bailey ist schon seit dem Tag hier, als der Baumarkt eröffnet wurde.«

»Ein Grund mehr, ihn loszuwerden«, erwiderte Lee. »Totes Unterholz muss man entfernen.«

»Aber er ist bei der übrigen Belegschaft und den Kunden sehr beliebt, Mr Taylor; und wir haben schon so viele gute Leute verloren …«

»›Verloren‹, Nick?«, sagte Lee lächelnd. »Hier geht es nicht darum, wer wen mag oder wer nett, witzig oder beliebt ist. Wir sind ein Unternehmen und müssen rechnen. Das verstehen Sie doch, oder nicht?«

Nick bejahte stumm, wirkte aber unsicher.

»Sie sind der stellvertretende Marktleiter. Machen Sie das.«

Lee wusste, dass er kein »Sonst …« ergänzen musste. Nick dürfte klug genug sein, um zu begreifen, dass auch er ersetzbar war.

»War noch irgendwas?«, fragte er.

Nick schüttelte den Kopf.

»Gut«, sagte Lee und lächelte wieder. »Wir sehen uns am Montag.«

Er wartete, während Nick die Angelegenheit noch mal zu durchdenken schien. Als er sich schließlich zum Gehen wandte, sagte Lee: »Und vergessen Sie nicht, Nick – morgen und am Sonntag ist das hier Ihr Laden.«

Er sah, wie Nick sich wieder zu ihm umdrehte und nervös mit der Hand durch sein Haar strich.

»Am Montagmorgen erwarte ich richtig gute Zahlen. Und ich will keine schwachsinnigen Entschuldigungen hören wie letzte Woche.«

Nun trat Nick einen Schritt vor. »Moment mal, das ist echt nicht fair, Mr Taylor. Sie wissen, dass wir Personalprobleme hatten. Es war stundenlang keiner in der Sanitärabteilung, und das war nicht meine Schuld.«

»Hoppla, Nick, ganz langsam, ja? Mit dem Thema sind wir schon längst durch, okay? Gleichen Sie das an diesem Wochenende einfach wieder aus, verstanden?«

Er starrte Nick an, forderte ihn mit seinem Blick heraus, ihm ja nicht zu widersprechen.

»Haben Sie mir sonst noch etwas zu sagen?«

Doch Nick ließ nun die Schultern hängen, und er sah zur Seite.

»Nein, Mr Taylor.«

Nun ging Lee näher auf sein Gegenüber zu und lächelte.

»Schön«, sagte er. »Und denken Sie dran: Benutzen Sie endlich Vornamen, wie es bei Hardwick’s üblich ist. Wir sind schließlich alle eine große Familie.«

»Ja, Lee«, antwortete Nick und blinzelte wieder.

Lee trat noch näher an ihn heran – nahe genug, dass es Nick unangenehm wurde, wie er sehr wohl wusste. Dann klopfte er ihm auf die Schulter und grinste ihn an.

»Guter Mann. Jetzt ab mit Ihnen.«

Er beobachtete, wie Nick sich umdrehte und hinausging. Dann schüttelte Lee den Kopf. Der Kerl war so leicht zu manipulieren – viel zu leicht. Lee nahm seine Autoschlüssel und die Aktentasche vom Schreibtisch. Als er das Büro verließ, kam er ein wenig ins Nachdenken: Ich muss mich beruflich weiterentwickeln. Brauche eine echte Herausforderung. Dieser dämliche Laden hier ist nicht groß genug für mich.

Lee schob die Reste seines Essens vom Inder zur Seite, griff nach seinem Glas, um einen Schluck Scotch zu trinken, und legte die Füße auf den Couchtisch.

Es hat schon so seine Vorteile, dass Melissa mich verlassen hat, dachte er. Ich kann Fußball gucken und ein Curry essen, wann immer ich Lust darauf habe.

Und er konnte den Abwasch das ganze Wochenende stehen lassen, ohne dass ihn jemand anquakte.

Die Klobrille hoch? Runter? Wenn juckte es? Und das Beste war, dass sie ihn verlassen hatte und nicht umgekehrt, was sich bei den Vereinbarungen zu ihrer Scheidung günstig für ihn ausgewirkt hatte.

Sicher hatte es auch gewisse Nachteile mit sich gebracht, dass sie damals so plötzlich aus seinem Leben verschwunden war. Aber keinen, der sich nicht durch eine nette, entspannende Thai-Massage in Swindon aus der Welt schaffen ließe.

Er lehnte sich auf dem Sofa zurück, nahm die Fernbedienung auf und schaltete sich durch die Kanäle. Fand die Fußball-Übertragung. Doch das Spiel war langweilig, wie er bald feststellte. Zwei zu null, und nur noch zehn Minuten. Es sah nicht so aus, als wollte irgendeiner der Akteure noch etwas an dem Ergebnis ändern.

Vielleicht sollte er sich lieber einen Film ansehen.

Gott, war das heute Abend heiß. Obwohl er nur ein T-Shirt und die alten Shorts trug, schwitzte er.

Ein kurzer Sprung in den Pool könnte ganz erfrischend sein.

Dann hörte er einen Wagen die Kieseinfahrt hinaufkommen.

Er blickte zum offenen Fenster. Genau in dem Augenblick gingen die Sicherheitsstrahler an.

Lee setzte sich auf und konnte erkennen, dass hinter seinem Audi ein anderer Wagen anhielt.

Er versuchte, durch das große Wohnzimmerfenster zu erkennen, wer das sein mochte.

Dem Wagen nach zu urteilen – es war ein altes Ford-Modell –, handelte es sich bei seinem geheimnisvollen Besucher wahrscheinlich um Nick Marston.

Probleme?

Er schüttelte den Kopf.

Wenn es schon wieder Ärger im Markt gibt, scheuch ich ihn in den Laden zurück und trete ihm den ganzen Weg in den Hintern. Soll er das gefälligst selbst regeln, dachte Lee. Wozu hat man denn einen Hund, wenn der nicht bellen will, wenn es mal nötig ist?

Er ging in die Diele, streifte seine Stiefel über und öffnete die Tür. Dann rief er: »Nick? Was zum Teufel ist denn los?«

Die Sicherheitsstrahler erloschen. Nun lag die Einfahrt im Dunkeln. Nur der Mond schien noch und malte Schattenrisse in die Sträucher.

Ich stelle lieber den Timer für die Lichter neu ein. Die gehen zu schnell aus.

Und jetzt stehe ich hier im Finstern.

»Nick? Sind Sie das?«

Er trat hinaus in die Einfahrt. Seine Stiefel scheuerten, weil er keine Strümpfe trug; dennoch ging er weiter zu dem Wagen. Aufgrund seiner Bewegungen schalteten sich die Strahler erneut ein.

Ja. Das war Nicks Wagen – und der Idiot parkte auf dem Rasen!

»Na, jetzt hocken Sie nicht einfach blöd da!«, schimpfte Lee, als er sich der Fahrerseite näherte.

Dann blieb er stehen.

Das Wageninnere sah leer aus. Aber das konnte nicht sein. Lee hatte nicht gehört, dass eine Autotür geöffnet oder geschlossen wurde.

Was ist denn hier los?

»Soll das irgendein Spiel sein?«, rief er in den Garten. »Ich steh allerdings nicht auf dämliche Versteckspielchen, Freundchen.« Er wartete. Als er keine Antwort erhielt, fragte er laut: »Haben Sie zu viel getrunken?«

Keine Reaktion. Der ganze Garten war still. Und hier draußen – eine gute Meile vom Dorf entfernt – bedeutete »still«, dass es wirklich total still war.

Kein einziges Geräusch. Und plötzlich wurde Lee unsicher. Das war …

Unheimlich.

Die Strahler erloschen; also drehte er sich um und schritt wieder auf das Haus zu. Diesmal schaltete sich das Licht nicht ein weiteres Mal ein. Lee fuchtelte wild mit dem Arm, aber es blieb dunkel.

Komisch. Warum funktioniert der Bewegungsmelder auf einmal nicht mehr?

Und dann gingen die Lichter im Haus aus. Alle.

Völlige Dunkelheit. Lee blieb mitten auf der Einfahrt stehen. Seine Augen konnten sich immer noch nicht an die Finsternis gewöhnen.

Das Mondlicht warf flackernde Schatten auf den Rasen.

»Okay, was zur Hölle ist hier los? Nick? Was soll das werden?«

Das war nicht gut. Ob betrunken oder nicht, solchen Quatsch machte man nicht. Keiner durfte sich so etwas ihm gegenüber erlauben und kam dann ungeschoren davon. Dies war kein Witz mehr.

Vorsichtig bewegte er sich auf das Haus zu, dessen Silhouette sich vor dem Nachthimmel abzeichnete.

Dann sah er einen Umriss nur ein paar Meter entfernt – an der Tür.

An seiner Haustür.

»Was zum Teufel ziehen Sie hier ab?«, empörte sich Lee und ging rasch auf die Gestalt zu, die Faust bereits zum Schlag erhoben. Da sah er einen Stock, den die Gestalt fest umklammerte.

Nein … kein Stock …

EinGewehr.

Er griff mit einer Hand danach, während er mit der anderen den Eindringling wegzustoßen versuchte. Aber sein Fuß rutschte auf dem Untergrund aus losem Kies weg, und er drehte sich halb, kippte zur Seite, verlor das Gleichgewicht.

Ein unglaublich grelles Licht, das mit einem gewaltigen, krachenden Geräusch und einem blitzschnellen Energiestoß einherging, explodierte in seinem Gesicht. Und dann war nur noch Schmerz. Entsetzlicher, intensiver Schmerz, der sich in seinem Bauch und seiner Brust sowie auf seinem Gesicht ausbreitete.

Er spürte, dass er wie in Zeitlupe rückwärts fiel und sein Kopf nach hinten knickte. Und dass er beim Aufprall mit dem Hinterkopf auf scharfkantige Kieselsteine stürzte. Das Letzte, was er mit Sicherheit wusste, war …

Oh Gott! Jemand hat auf mich geschossen …

Und dann dachte er nichts mehr.

2. Dinner im Spotted Pig

Jack Brennan schlenderte im frühabendlichen Sonnenschein die High Street von Cherringham entlang und war hochzufrieden mit dem Leben.

Er war im Morgengrauen aufgestanden, hatte einen wunderbaren Spaziergang über die taubenetzten Wiesen gemacht, bei dem sein Hund Riley munter vorausrannte, und war wieder zurück auf seinem Boot gewesen, bevor der Fluss auch nur langsam erwachte.

Den langen Junitag hatte er danach genutzt, um das ganze Deck der Grey Goose zu schrubben und zu putzen, denn morgen wollte er darauf eine neue Schicht Antirutsch-Farbe auftragen.

Das wird eine ziemliche Arbeit, und die ist längst überfällig, dachte er.

Und jetzt – geduscht, rasiert und bereit für einen wunderbaren Abend – freute er sich auf ein Dinner in Cherringhams bestem Restaurant, dem Spotted Pig. Dort wurde außerdem ein perfekter Martini serviert, der Jack fast – fast – in seine Lieblingsbar in Manhattan zurückversetzte.