Cherringham  - Tod zur Geisterstunde - Matthew Costello - E-Book
SONDERANGEBOT

Cherringham - Tod zur Geisterstunde E-Book

Matthew Costello

4,7
4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Digitale Romanserie. Folge 27.

Gefangen in einem Horrorfilm?!

Basil Coates ist bekannt für die Kult-Horrorfilme, in denen er mitgespielt hat. Als er das Opfer einer Reihe übler Streiche wird, geht die Polizei davon aus, dass ein verrückter Fan des Schauspielers dafür verantwortlich ist und nimmt die Sache nicht sonderlich ernst. Schließlich ist niemand zu Schaden gekommen ... Doch kurz vor Halloween wird aus den Streichen tödlicher Ernst - ein Mörder geht um in Basils unheimlichen Haus vor den Toren Cherringhams! Jack und Sarah lassen sich davon nicht schrecken und finden sich in einen Fall verstrickt, der Basils unheimlichsten Filmen in nichts nachsteht ...

Sie würden gerne länger in Cherringham bleiben? In "Tiefer Grund" und "Eine alte Schuld" ermitteln Jack und Sarah bereits zweimal auch in voller Romanlänge!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 160

Bewertungen
4,7 (6 Bewertungen)
4
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

Über diese Folge

Die Hauptfiguren

Über die Autoren

Tod zur Geisterstunde

Impressum

1. Ein Schrei in der Nacht

2. Der dritte Zwischenfall

3. Die Goose bekommt Besuch

4. Hill House

5. Das Haus der Geheimnisse

6. Weitere Schrecken im Gruselhaus

7. Der Kampf mit der Schlange

8. Schrecken der Vergangenheit

9. Warten auf das Böse

10. Eine lange Nacht

11. Spaghetti zum Abendessen

12. Hinter den Kulissen

13. Ein Schuss ins Blaue

14. Zu Tode … erschreckt?

15. Mord im Herrenhaus

16. Wenn die Toten sprechen

17. Das Ende

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

»Cherringham – Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy- Crime-Serie, die in dem vermeintlich beschaulichen Städtchen Cherringham spielt. Regelmäßig erscheinen sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch spannende und in sich abgeschlossene Fälle wie auch Romane mit dem Ermittlerduo Jack und Sarah.

Über diese Folge

Gefangen in einem Horrorfilm?!

Basil Coates ist bekannt für die Kult-Horrorfilme, in denen er mitgespielt hat. Als er das Opfer einer Reihe übler Streiche wird, geht die Polizei davon aus, dass ein verrückter Fan des Schauspielers dafür verantwortlich ist und nimmt die Sache nicht sonderlich ernst. Schließlich ist niemand zu Schaden gekommen … Doch kurz vor Halloween wird aus den Streichen tödlicher Ernst – ein Mörder geht um in Basils unheimlichen Haus vor den Toren Cherringhams! Jack und Sarah lassen sich davon nicht schrecken und finden sich in einen Fall verstrickt, der Basils unheimlichsten Filmen in nichts nachsteht …

Die Hauptfiguren

Jack Brennan ist pensioniert und frisch verwitwet. Er hat jahrelang für die New Yorker Mordkommission gearbeitet. Alles, was er nun will, ist Ruhe. Ein Hausboot im beschaulichen Cherringham in den englischen Cotswolds erscheint ihm deshalb als Alterswohnsitz gerade richtig. Doch etwas fehlt ihm, das er einfach nicht sein lassen kann: das Lösen von Kriminalfällen.

Sarah Edwards ist eine 38-jährige Webdesignerin. Sie führte ein perfektes Leben in London samt Ehemann und zwei Kindern. Dann entschied sich ihr Mann für eine andere. Mit den Kindern im Schlepptau versucht sie sich nun in ihrer Heimatstadt Cherringham ein neues Leben aufzubauen. Das Kleinstadtleben ist ihr allerdings viel zu langweilig. Doch dann lernt sie Jack kennen …

Über die Autoren

Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.

Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u.a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen.

Cherringham ist die erste Krimiserie des Autorenteams in Buchform.

Matthew CostelloNeil Richards

CHERRINGHAM

LANDLUFT KANN TÖDLICH SEIN

Tod zur Geisterstunde

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

beTHRILLED

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Thomas Krämer unter Verwendung von Motiven © shutterstock: suns07butterfly | Matej Kotula | ALEXEY GRIGOREV | Madrugada Verde | Inga_Ivanova

eBook-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-5403-4

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1. Ein Schrei in der Nacht

Maud Foy fröstelte, als sie die Zufahrt zu dem Gebäude hinaufging, das sie – wann immer sie gegenüber Freunden im Dorf von ihrem Job sprach – »den großen, alten Steinhaufen« nannte.

Direkt vor ihr ragte Hill House auf, das von seinen Besitzern Basil und Alyssia Coates gern als »Herrenhaus« bezeichnet wurde. Es ähnelte jedoch keineswegs einem herrschaftlichen Wohnsitz, sondern erschien eher wie eine schaurige, abweisende Burg.

Und an kühlen Abenden wie diesem – wenn die Sonne früh unterging und nur noch wenige Oktobertage übrig waren – sah es definitiv nicht wie ein Herrenhaus aus.

Oder zumindest nicht wie eines, das man sich als Heim wünschte.

Trockenes Laub knisterte unter ihren Füßen, als sie sich dem hohen Eisentor näherte, durch das man zum Backsteinbau mit seinen zahlreichen Spitztürmen und Giebelfenstern gelangte.

Hier würde ich nie freiwillig wohnen wollen, dachte Maud.

In dem verdammten Bau gab es nicht mal ausreichend Kamine, um an einem Abend wie diesem die klamme Kälte zu vertreiben. Hier draußen, am Rand des Winsham Rise, wurde Hill House von den schlimmsten Winden heimgesucht, die im Herbst und Winter über Cherringham hinwegfegten.

Da lobe ich mir doch unser kleines Reihenhäuschen mitten im Dorf, dachte Maud.

Ihr machte es nichts aus, am Feldweg unten zu parken und zu Fuß raufzugehen; das war allemal einfacher, als hier hochzufahren, auszusteigen und dann mühsam das Tor weit aufzustemmen.

Das schäbige alte Ding hat mehr als nur ein paar Spritzer Öl nötig!

Wie beim Haus selbst waren auch am Tor so einige Reparatur- und Modernisierungsarbeiten dringend notwendig.

Noch sinnvoller wäre es wohl, alles hier mit dem Bulldozer plattzumachen.

Natürlich würde sie so etwas nie gegenüber Basil und Alyssia äußern. Nach allem, was die beiden wussten, liebte Maud dieses Haus so sehr, wie die zwei es selbst taten oder zumindest vorgaben.

Maud vermutete allerdings, dass Alyssia, die rund fünfundzwanzig Jahre jünger war als Basil, etwas Kleineres und Moderneres lieber gewesen wäre: möglicherweise eine von diesen hübschen Villen, wie es sie auf den sonnenverwöhnten Hügeln ihrer Heimat Italien gab.

Wahrscheinlich hat sie schon seit Langem genug vom englischen Winter, die arme Frau!

Endlich erreichte Maud das hohe Eisentor. Früher musste es mal vom Haus aus zu öffnen und zu schließen gewesen sein, aber auch das – welch Wunder! – funktionierte nicht mehr.

Die alte Gegensprechanlage seitlich vom Tor ging noch, doch Basil und Alyssia erwarteten, dass Maud direkt zu ihnen kam.

Und zwar an fünf Abenden die Woche, täglich außer Samstag und Sonntag.

An jedem dieser Tage fuhr Maud nach ihrem eigenen, raschen Abendessen her, um den beiden den abendlichen Tee zuzubereiten, die Betten aufzuschlagen und, neuerdings, den immer vergesslicheren und gebrechlicheren Basil daran zu erinnern, seine vielen Pillen zu nehmen.

Das waren alles Tätigkeiten, die auch Alyssia hätte übernehmen können. Doch die beiden versuchten den Schein zu wahren und mit ihrem spärlichen Personal so zu tun, als wären sie … ja was eigentlich?

Die herrschaftlichen Besitzer eines imposanten Anwesens?

Lächerlich, dachte Maud.

Sie begann einen der beiden Flügel des schwarzen Eisentors aufzuziehen, dessen hohe Stäbe oben mit Darstellungen von Fledermäusen verziert waren.

Fledermäuse!

Typisch Basil: Er wollte jeden daran erinnern, woher sein Ruhm und einstmaliger Reichtum kamen.

Fledermäuse, Monster, Zombies und Geister! Dieser ganze Unsinn mutete lachhaft an, wo es doch tagaus, tagein so viele echte Schrecken in den Nachrichten gab.

Das Tor knarrte und kreischte laut, als sie es ein Stück weit öffnete.

Irgendein Vogel, vielleicht eine Elster, reagierte darauf mit einem Krächzen. Möglicherweise glaubte sie, das Exemplar einer anderen Spezies wäre in ihr Revier eingedrungen und wollte mit ihr um die Mäuse konkurrieren, die sich in dem finsteren Backsteinbau tummelten, als wüssten sie jetzt schon, dass er – eines Tages! – ihnen allein gehören würde.

Maud schlüpfte durch den schmalen Spalt und schob das Tor hinter sich wieder zu. Noch ein gruseliges Metallkreischen hallte von den Mauern des Herrenhauses wider.

Abermals fröstelte Maud in der kalten Abendluft.

Sie hörte ein Fenster hoch oben knarzen und klappern.

Auch nach all den Jahren rief dieser Ort immer noch eine Gänsehaut bei ihr hervor.

Sie eilte den Weg entlang und stieg die bröckeligen Steinstufen zur Eichentür des Herrenhauses hoch.

Wie üblich klopfte sie nicht an, sondern öffnete die unverschlossene Tür und trat ein.

Sie fragte sich, ob Basil und Alyssia abends abschlossen, wenn sie gegangen war.

Vielleicht sparten sie sich die Mühe.

Soweit Maud es beurteilen konnte, gab es drinnen kaum etwas, das sich zu stehlen lohnte. Das ganze Gebäude war lediglich vollgestopft mit albernem Kram aus Basils alten Filmen.

Staubfänger zumeist …

Und welcher Trottel war hier fürs Staubwischen zuständig – unter Aufsicht von Basil, dem Perfektionisten?

Genau, Maud Foy!

Sie huschte in die große Eingangshalle mit der Galerie und den alten Gemälden.

Als sie ihren Regenmantel ausgezogen hatte, zitterte sie erneut.

Zwar war sie jetzt vor dem Wind geschützt, der draußen peitschte, doch hier drinnen war es alles andere als warm.

Natürlich würde diese abendliche Pflichtübung noch mühseliger sein und sie noch mehr frieren lassen, wenn der Herbst erst dem Winter wich.

Vielleicht wird es Zeit, sich einen anderen Job zu suchen?

Aber wie oft schon war ihr dieser Gedanke gekommen?

Und jedes Mal hatte Basil – immer mit diesem Lächeln und dem strahlenden Gesicht, das bis heute bewies, warum er einst ein großer Filmstar gewesen war – einen Arm um sie gelegt und gesagt: »Maud, liebe, liebe Maud … unsere treue und verlässliche Hilfe.«

Diesen Worten folgte stets – was schon ein bisschen viel, ja, fast ein wenig frech war – ein Schmatzer auf die Wange.

»Wenn die Zeit kommt, werde ich Sie nicht vergessen. Ganz gewiss nicht …«

Und angesichts dieser verlockenden Aussicht fiel es Maud schwer, ihren Job einfach aufzugeben. Würde Basil sie wirklich in seinem Testament bedenken? Mit einer Kleinigkeit? Oder mehr als nur einer Kleinigkeit?

Man darf ja wohl noch träumen, oder?

Womöglich wäre es genug, um ihren Traum von einem hübschen kleinen Cottage in Spanien wahr zu machen?

Angeblich sind die jetzt spottbillig, dachte sie.

Also blieb sie. Lächelte. Ging ihren Pflichten als Haushälterin nach, die zudem für das Kochen zuständig war – auch wenn Alyssia manchmal Letzteres übernahm und bei der Zubereitung ihrer Bucatini Pomodoro die gesamte Küche verwüstete!

Maud hängte nun ihren Mantel an die Garderobe neben der Tür, wo sich Gummistiefel, Regenschirme und zusätzliche Regenmäntel befanden, die dort alle für Gäste und unerwartete Besucher bereitgehalten wurden.

Von denen es, so viel ist sicher, in den letzten Jahren kaum noch welche gegeben hat.

Letzten Monat jedoch war im Haus mehr Betrieb gewesen als sonst – wegen Karina, der »verlorenen« Tochter. Sie war von den Catwalks in New York zurückgekehrt, und das anscheinend für immer.

Catwalks …. Ja, das passte.

Karina konnte richtig zickig werden und wie eine Katze ihre Krallen ausfahren, wenn ihr etwas gegen den Strich ging.

Und da war noch dieser komische Journalist, der hier herumlungerte, sie ständig beobachtete, sich völlig lautlos bewegte und das Haar wie mit altmodischer Pomade ganz nach hinten gekämmt hatte.

Seine stets ein bisschen blutunterlaufenen Augen ließen keinen Zweifel daran, was der Mann täglich zu sich nahm.

Der Kerl führt bestimmt nichts Gutes im Schilde, dachte Maud. Sehr verschlagen.

Zum Glück war er zu ihren Arbeitszeiten oft mit Basil in der Bibliothek, wo sie an ihrem Buch arbeiteten, der großen Biografie von Basil Coates höchstpersönlich. Oder – was noch häufiger vorkam – er schlief in einem der alten Dienstbotenzimmer ganz oben im Haus.

Oder er scharwenzelte um Karina herum, wenn sie im Haus war …

Als würde die sich mit ihm abgeben …

Ach ja, in diesem Haus geschieht nicht viel, was ich nicht sehe, dachte Maud mit einem zufriedenen Schmunzeln.

Sie wandte sich zur Küche im hinteren Teil des Hauses. Auf dem Weg dorthin kam sie an der großen Freitreppe mit dem kastanienbraunen Teppich vorbei, dessen Muster ausgeblichen war. Im Treppenaufgang und im Flur hing eine Reihe düsterer Gemälde; die meisten von ihnen gaben Szenen mit Basil in seinen, wie er es nannte, »wichtigsten Filmrollen« wieder.

Basil als Vampir. Basil mit Tropenhelm, der einen Sarkophag öffnete. Basil in einem Labor, wie er irgendein Monstrum zum Leben erweckte.

Wie das Haus waren auch die meisten Bilder dunkel und unheimlich.

Es gab außerdem einige Bilder von Alyssia – aus der Zeit, als sie noch ein unschuldiges junges Mädchen gewesen war. Auf ihnen sah sie umwerfend schön aus: eine absolut hinreißende südländische Schönheit.

Maud schritt durch den langen Flur zum Küchenbereich und ging im Geiste durch, was heute Abend zu tun war.

Kessel anstellen. Einige Kekse und Kuchenstücke auftragen. Die Reste vom heutigen Abendessen wegräumen: Dover-Seezunge mit einem schlichten Römersalat. Dann den Tisch für das Frühstück morgen decken.

Basil achtete wahrlich auf sich. Er aß gesund und blieb so aktiv, wie es ihm möglich war.

Sie machte ein paar Schritte in die Küche hinein.

Die Dielenbretter knarrten.

Plötzlich – ein gellender Schrei, der das gesamte Gebäude durchdrang.

Maud erstarrte.

Und dann noch ein Schrei – nun gemischt mit einer Männerstimme. Letztere war ohne Frage die von Basil, der laut etwas brabbelte.

Maud fühlte, wie ihr Herz raste, als sie sich umdrehte. Für einen Moment stand sie stocksteif da, wie gelähmt von den entsetzlichen Lauten.

Dann aber löste sie sich aus ihrer Schockstarre und lief, so rasch sie konnte – was nicht besonders schnell war –, zur Treppe und nach oben. Dabei dachte sie …

Irgendwas muss da oben passiert sein. So wie letzte Woche schon. Und die Woche davor.

Etwas Schlimmes …

2. Der dritte Zwischenfall

Während Maud die Stufen hocheilte, hielt sie sich mit einer Hand am Geländer fest.

Sie war nicht gerade in bester Form, und diese Hetzjagd zur Quelle des Geschreis machte sie atemlos, sogar etwas schwindlig.

Als sie den Flur oben erreichte, erkannte sie, woher der Lärm kam.

Es war das Hauptschlafzimmer, einer der besonders düsteren Räume in diesem eh schon düsteren Haus.

Die Schreie waren in der Zwischenzeit einem Schluchzen gewichen, und nun erklang wieder Basils Stimme, die jetzt verständliche Worte äußerte: »Mein Gott, ich begreife das nicht!«

Immer noch außer Atem, ging Maud langsam auf das Zimmer zu.

Am Eingang zum Raum blieb sie stehen und holte tief Luft.

Welcher Anblick mochte sie auf der anderen Seite der Tür erwarten?

Das Schlafzimmer war leer, die Beleuchtung gedämpft.

Maud blickte sich um. Ein Streifen kaltes Licht drang aus der halb offenen Tür zum Bad, in dem sich Schatten bewegten.

Sie durchquerte den Raum und stieß vorsichtig gegen die Badezimmertür. Das Bad wirkte kalt und steril; mit seinen weißen Bodenfliesen und den trüb-weißen Wänden erinnerte es an einen Operationssaal aus dem neunzehnten Jahrhundert.

Und dort, mit dem Rücken an den Handtuchständer gelehnt, stand Basil, der Alyssia dicht an sich gedrückt hielt. Beide schüttelten die Köpfe und hatten sich schützend aneinandergeschmiegt, als wären sie mit etwas unglaublich Schrecklichem konfrontiert.

Maud hörte Wasser laufen.

Die Wanne befand sich auf der dem Ehepaar gegenüberliegenden Zimmerseite. Natürlich war es keine moderne Badewanne. Keiner von diesen schicken Whirlpools. Es handelte sich um eine uralte Klauenfuß-Wanne, und die Dame des Hauses genoss ihr Bad darin gern mit lauter brennenden Kerzen im Raum.

Die mit ihren Macken.

Alles ganz hochherrschaftlich – als wäre sie eine verdammte Adlige!

Doch als Maud jetzt den Kopf drehte und von dem erschütterten, zitternden Paar zur Wanne blickte, sah sie, dass aus dem aufgedrehten Hahn … kein Wasser floss …

Sondern Blut.

Blut strömte, ja, spritzte gar in die Wanne und sprenkelte die klinisch weißen Porzellanwände mit roten Tropfen und Flecken.

»Oh mein Gott!«, sagte Maud, legte unwillkürlich eine Hand an ihre Brust und wich vor dem abscheulichen Anblick zurück.

Sie wandte sich zu Basil um. Der alte Kauz wirkte, als hätte er den Sensenmann gesehen.

Alle drei saßen in der Küche, und jeder hielt einen Becher Tee umklammert, den Maud zubereitet hatte.

Basil schüttelte den Kopf. Er hatte einen Arm um Alyssia gelegt, deren strahlendes Gesicht – auch mit sechzig Jahren immer noch wunderschön – nun grimmig und wütend aussah.

Keine Dame, mit der man sich anlegt – das wusste Maud.

Zunächst sprach keiner von ihnen.

Bis Maud schließlich fand, sie müsste etwas sagen.

»Mr Coates …«

Basil hatte noch nie viel davon gehalten, dem Personal – selbst wenn selbiges auf zwei oder drei Leute reduziert war – zu erlauben, auf Förmlichkeiten zu verzichten.

»Vielleicht sollten Sie lieber die Polizei rufen – in Cherringham? Ihr Bescheid geben, dass es wieder passiert ist?«

Ein Nicken, doch Basils Blick blieb in die Ferne gerichtet.

Maud hatte den Wasserhahn oben abgedreht, was nicht leicht gewesen war, denn dazu musste sie der Wanne voller Blut sehr nahe kommen.

Andererseits … Als sie ungefähr einen Schritt entfernt gewesen war, hatte sie es erkennen können.

Das war gar kein Blut.

Rot, oh ja, und dick und zäh …

Aber kein echtes Blut.

Und dann hatte sie sich gefragt: Wie konnte jemand das tun? Und warum hat er das gemacht?

Nun sprach Alyssia, immer noch mit wütender Miene, und ihr Akzent, der so oft melodisch klang, war hart und schneidend.

»Oh ja, sicher! Wir können diesen Polizisten rufen. Diesen Jungen … Wie heißt er noch – Rivers? Mit seinem kleinen Auto, seinem Notizblock und seinem Funkgerät. Und was dann?«

Alyssia sah erst Basil, dann Maud an.

Bisweilen kam es Maud so vor, als würde Alyssia in ihr eine Art Verbündete sehen: nicht nur bei den Haushaltsaufgaben und den anderen Tätigkeiten, um ihr alltägliches Leben in Gang zu halten, sondern auch bei der Fürsorge für Basil, der in seinem stolzen Alter von fünfundachtzig Jahren – und aller Beteuerungen von Eigenständigkeit zum Trotz – zweifellos unterstützt und beschützt werden musste.

Und von ihrer Tochter Karina konnte sie schon mal keine große Hilfe erwarten. Deren Beitrag zur Unterhaltung von Hill House schien mit der Hausbar anzufangen und dort auch zu enden.

Komisch, dachte Maud. Wo mag wohl Karina sein? Bei diesem ganzen Krach kann sie unmöglich weitergeschlafen haben.

Nun ja, wahrscheinlich liegt sie mit Kopfhörern und Gesichtsmaske im Bett!

Sie erschrak, als Alyssia die Hand auf den Küchentisch knallte. »Aber dies … dies ist das dritte Mal, nicht? Dreimal in einem Monat, ja? Jemand tut das …« – ein Blick zu Basil – »dir, uns an. Und was sagt dieser alberne Polizist?«

Maud wusste, was kommen würde. Sie war an dem Abend des ersten Vorfalls hier gewesen, als sie menschliche Schädel auf der Terrasse gefunden hatten.

Alan Rivers hatte damals versprochen, dass er das Anwesen regelmäßig bei seinen Streifen überprüfen würde.

Seiner Ansicht nach roch ein solches Vorkommnis jedoch nach einem Streich, vor allem wenn es sich bei dem Opfer um einen einst berühmten Horrorfilm-Star handelte. Vielleicht war der Täter nur ein exzentrischer Fan?

Und dann, beim zweiten Mal: eine Henkersschlinge, die in einem leeren Gästezimmer herabbaumelte. Beängstigend … Womöglich war das sogar als Drohung gemeint.

Doch als Alan Rivers danach vorgeschlagen hatte, Sicherheitskameras zu installieren, war es Basil gewesen, der sagte, das könnten sie sich nicht leisten.

Alyssia blickte wieder zu Maud. »Es muss noch etwas anderes geben, was wir tun können, ja?«

Sie nickte, als könnte Maud ihre Gedanken lesen und erkennen, dass sie an eine ganz bestimmte, beiläufige Unterhaltung dachte, die sie vor Kurzem geführt hatten.

»Sie selbst haben mir von ihm erzählt … von diesem Mann. Diesem Amerikaner, der Verbrechen aufklärt. Hier in Cherringham!«

»Na ja, von dem hatte ich gehört. Er arbeitet mit jemandem aus dem Dorf zusammen, einer alleinerziehenden Mum …«

»Wir werden mit ihm sprechen. Ihn um Hilfe bitten.«

Anscheinend interessierte Alyssia nicht, dass dieser Amerikaner, dieser Detective, tatsächlich mit einer Einheimischen zusammenarbeitete.

Amerikaner. Detective. Diese zwei Worte reichten ihr.

Im Laufe der Jahre hatte Alyssia die Kunst des selektiven Zuhörens perfektioniert.