Christmas Deal - Vi Keeland - E-Book

Christmas Deal E-Book

Vi Keeland

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Beschreibung

Office Romance trifft auf Weihnachten

Riley Kennedy ist genervt. Immer wieder landen ihre E-Mails bei ihrem Kollegen Kennedy Riley. Doch statt sie einfach weiterzuleiten, gibt dieser stets auch noch seine unpassenden Kommentare dazu ab. Als sie sich auf der Weihnachtsparty dann gegenüber stehen, will Riley die Gelegenheit nutzen, ihm endlich ordentlich die Meinung zu sagen. Doch ehe sie sich versieht, hat sie der attraktive Kennedy zu einem Weihnachtdeal überredet: Er spielt ihren Freund auf der Weihnachtsparty ihrer Mutter, dafür begleitet sie ihn auf eine Hochzeit. Doch was, wenn aus dem Deal auf einmal etwas Echtes wird?

"Vi Keelands und Penelope Wards Geschichten sind pure Magie. Ausnahmslos jedes Mal!" BOOK BABES UNITE

Eine sexy und romantische Weihnachtsnovella des Bestsellerduos Vi Keeland und Penelope Ward

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Seitenzahl: 180

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

Epilog

Die Autorinnen

Die Romane von Vi Keeland und Penelope Ward bei LYX

Leseprobe

Impressum

VI KEELAND / PENELOPE WARD

Christmas Deal

Ins Deutsche übertragen von Hans Link

Zu diesem Buch

Riley Kennedy ist genervt. Immer wieder landen ihre E-Mails bei ihrem Kollegen Kennedy Riley. Doch statt sie einfach weiterzuleiten, gibt dieser stets auch noch seine unpassenden Kommentare dazu ab. Als sie sich auf der Weihnachtsparty dann gegenüberstehen, will Riley die Gelegenheit nutzen, ihm endlich ordentlich die Meinung zu sagen. Doch ehe sie sich versieht, hat sie der attraktive Kennedy zu einem Weihnachtdeal überredet: Er spielt ihren Freund auf der Weihnachtsparty ihrer Mutter, dafür begleitet sie ihn auf eine Hochzeit. Doch was, wenn aus dem Deal auf einmal etwas Echtes wird?

1

Riley

Uh. Nicht schon wieder.

Mir grauste jedes Mal, wenn sein Name in meinem Posteingang erschien. Nun, eigentlich war es mein Name, nur anders herum – Kennedy Riley. Dieser Typ war so ein Vollidiot. Er arbeitete in unserer Sachbuchabteilung am anderen Ende der Stadt. Ab und zu brachte jemand unsere E-Mail-Adressen durcheinander, sodass wir die Mails des jeweils anderen erhielten. [email protected] war ziemlich leicht zu verwechseln mit [email protected]. Wann immer ich eine E-Mail bekam, die ganz offensichtlich für ihn bestimmt war, leitete ich sie höflich weiter – ohne sie zu lesen. Andersherum lief es allerdings nicht so nett. Dieser neugierige Idiot hatte doch tatsächlich den Nerv, meine E-Mails nicht nur zu lesen, sondern sie auch noch bis ins Detail auseinanderzunehmen und unaufgefordert seinen Senf dazuzugeben. Hoffentlich war die E-Mail, die er diesmal fälschlicherweise erhalten hatte, wenigstens harmlos.

Ich klickte auf die Nachricht.

Nein.

Nein! Nein! Nein!

Ich schloss die Augen und konnte mit knapper Not ein Stöhnen unterdrücken. Von allen E-Mails, die dieser Mann hätte empfangen können, musste es ausgerechnet diese sein? Ich sackte auf meinem Stuhl zusammen und zog ernsthaft in Betracht, mich auf absehbare Zeit unter meinem Schreibtisch zu verstecken. Ich wollte es mir lieber gar nicht erst vorstellen, was er zu meinen Zeilen an Frag Ida sagen würde. Dan Markel aus der Werbeabteilung hatte in seiner untersten Schreibtischschublade eine Flasche Scotch, von der er dachte, dass niemand davon wüsste – aber wir alle wussten davon. Und jetzt wäre genau der richtige Zeitpunkt, um rüberzugehen und sie mir zu borgen. Ich seufzte und las Kennedys Kommentar, mit dem er die E-Mail an mich weitergeleitet hatte:

Riley, Riley, Riley.

Was soll ich nur mit dir machen?

Zunächst mal, deine Mutter … hört sich nach einem echten Prachtweib an. Was scherst du dich überhaupt um ihre Meinung? Sie ist ganz offensichtlich eine materialistische, selbstsüchtige Narzisstin. Wenn du mich fragst, sind Leute, die solche kitschig-prahlerischen Weihnachtsbriefe schreiben, im Allgemeinen ziemlich einsam.

In mir begann es zu brodeln. Ich hatte ihn nicht gefragt. Und er war wirklich so dreist, sich über meine Mutter auszulassen? Was zur Hölle wusste er über sie? Natürlich stand in meiner E-Mail das eine oder andere … aber das hätte privat bleiben sollen … und war definitiv nicht dafür bestimmt, von ihm gelesen oder analysiert zu werden. Außerdem war doch klar, wie es in Sachen Familie so lief … Wenn ich mich über meine Mutter oder meine Geschwister beklagte, dann durfte ich das, so viel ich wollte – aber jemand anders durfte das verdammt noch mal nicht.

Ich biss die Zähne so heftig zusammen, dass ich prompt erste Anzeichen von Spannungskopfschmerzen spürte. Doch statt die E-Mail zu löschen, wie jeder vernünftige Mensch es getan hätte, las ich weiter.

Aber kommen wir doch zum grundlegenden Problem, okay? Warum bist du siebenundzwanzig und Single und hattest seit zehn Monaten kein Date mehr? Verrat es mir, Riley … Es muss doch einen Grund dafür geben? Ich habe mich nach dir erkundigt – und nach allem, was ich gehört habe, siehst du ganz ansehnlich aus, was das Ganze umso verwunderlicher macht. Ich persönlich denke, du solltest ab jetzt nicht mehr Ida, sondern mir von deinen Problemen erzählen. Ich werde der Sache ziemlich schnell auf die Spur kommen.

X

Kennedy

PS: Ist Olivia Single? ;)

Es war mir ein Rätsel, wie ausgerechnet diese Nachricht auf seinem Computer landen konnte. Wer antwortete denn auf eine E-Mail, indem er die Adresse des Empfängers noch einmal abtippte? Klickte nicht jeder einfach auf Antworten? Dann fiel es mir wieder ein … Ich hatte gar keine E-Mail an Frag Ida geschickt. Ich hatte ein Kontaktformular auf der Webseite dieser Kummerkastentante ausgefüllt. Es war das erste Mal, dass ich so was Verrücktes und Impulsives getan hatte. Aber es war am Abend nach Thanksgiving gewesen, dem inoffiziellen Start der Weihnachtszeit, und ich hatte ein kleines bisschen Wein intus gehabt. Pünktlich wie ein Uhrwerk hatte meine Mutter nämlich an diesem Morgen angerufen, um mich daran zu erinnern, dass ihr alljährlicher »Weihnachtsabend der offenen Tür« um Punkt sechs beginnen würde. Außerdem hatte sie alle eingeladenen Nachbarn und Leute aus der Kirche aufgelistet, deren Söhne bestes Ehemannmaterial abgaben. Und so … hatte ich den inoffiziellen Start jener Zeit des Jahres, die ich am meisten hasste, damit verbracht, ganz allein eine Flasche Wein zu trinken und mein einsames, beschwipstes Herz einer sechzig Jahre alten Kummerkastentante auszuschütten. Dumm … ich weiß.

Ich seufzte und sackte noch tiefer auf meinem Stuhl zusammen.

Abgelenkt von Kennedys unverschämter E-Mail hatte ich fast vergessen, dass er immerhin auch die Antwort der Kummerkastentante an mich weitergeleitet hatte. Ich richtete mich auf, scrollte nach unten und begann zu lesen.

Zuerst war da eine Kopie jenes Eingabeformulars, das ich auf der Frag-Ida-Webseite ausgefüllt hatte. Angesichts der Tatsache, dass ich ein wenig zu viel Wein getrunken hatte, fand ich es sinnvoll, meinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen und erst mal zu sehen, was ich tatsächlich geschrieben hatte. Wirklich, wie schlimm konnte es schon gewesen sein?

Liebe Ida,

meine Mutter verschickt jedes Jahr diese langatmigen Weihnachtsbriefe. Sie umfassen für gewöhnlich zwei bis drei Seiten und drehen sich größtenteils um meine drei Geschwister und mich. Nun, das stimmt nicht ganz – es geht größtenteils um meine drei Geschwister. Das liegt daran, weil ich keine ehrenamtliche ärztliche Mission nach Uganda unternommen habe, um Kieferspalten zu heilen, wie im letzten Jahr mein Bruder Kyle, der Arzt ist. Ich habe auch keine absolut entzückenden eineiigen Zwillinge zur Welt gebracht – ohne jegliche Schmerzmittel natürlich – wie meine Schwester Abby, Mitglied der geschätzten New Yorker Philharmoniker. Und ich habe definitiv nicht den dritten Platz bei den Turnmeisterschaften des Staates New York gemacht wie die Jüngste von uns, Olivia – nicht ganz überraschend, wenn man bedenkt, dass ich mir nur wenige Monate zuvor meinen Knöchel verstaucht habe, weil ich mit meinen High Heels umgeknickt bin.

Ich denke, Sie verstehen, worauf ich hinauswill. Mein Leben ist einfach nicht so außergewöhnlich wie das meiner Schwestern und meines Bruders. Vielmehr habe ich im reifen Alter von siebenundzwanzig schon seit zehn Monaten kein Date mehr gehabt. Da erlebt selbst mein Hund, Schwester Mary Alice, im Hundepark noch mehr als ich. Letztes Jahr war das hier alles, was Mom in ihrem alljährlichen dreiseitigen Prahlbrief über mich zu erzählen hatte:

»Riley ist immer noch Junior-Lektorin bei einem der größten Verlage des Landes. Sie hat zwei Bücher lektoriert, die es auf die Bestsellerliste der New York Times geschafft haben. Wir denken, dass sie bald aus dem Romantik-Genre rauskommen und befördert werden wird.«

Und jetzt meine Frage an Sie, Ida … Wie bringe ich meine Mutter dazu, mich in ihren Briefen nicht mehr zu erwähnen, ohne ihr ein schlechtes Gewissen zu machen?

Viele Grüße

Riley Kennedy, gelangweilt in New York

Auf mein erbärmliches Etwas von einem Brief antwortete Ida folgendermaßen.

Liebe gelangweilte Riley,

für mich hört sich das so an, als wäre nicht die Weihnachtspost Ihrer Mom Ihr Problem – obwohl auch ich solche Briefe unausstehlich finde. Ich denke, wenn Sie ein wenig tiefer graben, werden Sie feststellen, dass die Quelle Ihres Problems tatsächlich Ihr eigenes Leben ist – und die Tatsache, dass Sie keins haben. Manchmal müssen unangenehme Dinge einfach ausgesprochen werden, aber Ihre Freunde und Ihre Familie sind zu höflich dazu. Dafür bin ich ja da, und wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind, ist das vielleicht der wahre Grund, warum Sie überhaupt an mich geschrieben haben … Also, hier ist mein Rat:

Gehen Sie aus und leben Sie ein wenig. Liefern Sie Ihrer Mutter etwas, worüber sie schreiben kann. Das Leben ist zu kurz, um es so langweilig zu verbringen.

Mit herzlichen Grüßen

Soraya Morgan

Assistentin der Kummerkastentante – Frag Ida

Nicht wirklich, oder? Das war der verdammte Rat an mich?! Und noch dazu von irgendeiner Assistentin?

Ich war so wütend, dass es den ganzen Morgen und drei Donuts lang dauerte, bis ich mich so weit beruhigt hatte, um auf beide Nachrichten antworten zu können.

Als Erstes schrieb ich eine Antwort an diesen Idioten Kennedy. Seine Nachricht hatte mich am meisten geärgert.

Ich klickte in seiner E-Mail auf Antworten und begann zu tippen. Meine Finger hämmerten auf die Tastatur ein:

Kennedy, Kennedy, Kennedy.

(Übrigens: Was du da mit meinem Namen machst, ist furchtbar nervig.) Deine Meinung zu meinen Privatangelegenheiten ist unerwünscht und irrelevant.

Aber um deine Frage – »Riley, Riley, Riley. Was soll ich nur mit dir machen?« – zu beantworten: Wie wär’s, wenn du so tust, als würde ich nicht existieren? Wie wär’s mit: gar nichts? Meine E-Mails gehen dich nichts an. Man braucht kein einziges verdammtes Wort zu verlieren, um meine Nachrichten an mich weiterzuleiten. Klick einfach auf Weiterleiten und kümmere dich um deinen eigenen Mist! Probier es mal aus.

Aber da du schon gefragt hast: Es GIBT einen Grund dafür, warum ich siebenundzwanzig und Single bin. Ich habe nämlich gewisse Ansprüche.

Außerdem, was fällt dir eigentlich ein, meine Mutter als Narzisstin zu bezeichnen?! Du kennst meine Mutter nicht mal. Ein Narzisst ist jemand, der ein exzessives Interesse an sich selbst hat oder Bewunderung für sich selbst hegt. Du scheinst ebenfalls eine ziemlich hohe Meinung von dir und deinen Ansichten zu haben. DU bist hier der Narzisst.

Hier ein paar Ratschläge von mir an dich:

Unterlass es bitte, dich nach meinem Aussehen zu »erkundigen«.

Hör auf, meine Mails zu lesen, wenn du sie zufällig bekommst.

Und verschon mich mit deiner Meinung, wenn ich nicht danach gefragt habe.

Riley Kennedy

PS: Ich würde meine Schwester Olivia niemals in deine Nähe lassen, ja, nicht mal Schwester Mary Alice, selbst wenn du der letzte Mann auf Erden wärest.

Ich klickte auf Senden, lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und holte tief Luft, um mich zu sammeln, bevor ich ein neues E-Mail-Fenster öffnete. Ich war jetzt in Fahrt. Die Nächste, bitte.

Liebe Soraya,

bevor ich beginne … wer sind Sie überhaupt? Ich habe an Ida geschrieben, nicht an irgendeine Assistentin. Daher bin ich mir nicht ganz sicher, warum Ihre Meinung für mich von Belang sein sollte. Aber wie auch immer, es ist unhöflich, jemanden gelangweilt zu nennen. Ja, ich habe mich in meinem Anschreiben selbst als »gelangweilt« bezeichnet, aber das war selbstironisch gemeint. Aus Ihrem Mund ist »gelangweilt« eine Beleidigung. Jemandem zu sagen, er solle sich ein Leben zulegen, IST EINE BELEIDIGUNG. Sie sollten eigentlich Ratschläge erteilen. Stattdessen haben Sie mich einfach nur beleidigt, ohne irgendeine Lösung für das Problem anzubieten, das ich geschildert habe. Ganz zu schweigen davon, dass Sie inkompetent sind. Sie haben die Namen in meiner E-Mail-Adresse vertauscht und Ihre Antwort stattdessen an meinen Kollegen Kennedy Riley geschickt, der zufällig extrem nervig ist. Ich bin Riley Kennedy. Nicht Kennedy Riley. Das war ein Vertrauensbruch, und Ida wäre sicherlich nicht allzu begeistert, davon zu erfahren.

Infolge Ihres Irrtums scheint mein Kollege nun zu denken, er hätte das Recht – ebenso wie Sie – trotz null Kompetenz, Ratschläge zu erteilen. Aber wenn ich schon einen Rat von jemand völlig Ungeeignetem wollte, dann würde ich eine x-beliebige Person auf der Straße ansprechen – oder vielleicht meinen Hund fragen.

Vielen Dank für nichts.

Riley Kennedy

Ich klickte auf Senden und schloss meinen Laptop. Mann, fühlte sich das gut an.

Als ich später am Nachmittag in der Kantine meiner Kollegin und Freundin Liliana Lipman über den Weg lief, brachte ich sie gleich auf den neuesten Stand. Sie konnte kaum glauben, wie unverschämt dieser Kennedy war.

Während sie ihren Tee ziehen ließ, sagte sie: »Nun, die Weihnachtsfeier dürfte dieses Jahr sehr interessant werden.«

Ich runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«

»Du weißt es nicht?«

»Was denn?« Ich griff nach meinem Sandwich und biss hinein.

Sie beugte sich vor und flüsterte: »Es gibt eine gemeinsame Weihnachtsfeier für die beiden Büros in Manhattan.«

Aus Platzgründen beherbergte unser Verlag die Sachbuchabteilung am anderen Ende der Stadt.

Ich hörte auf zu kauen, als es mir dämmerte. »Ähm … das ist gar nicht gut.«

»Sieht so aus, als würdest du endlich Gelegenheit bekommen, Kennedy Riley persönlich kennenzulernen.«

Mir wurde flau im Magen. »Scheiße. Das will ich aber überhaupt nicht.«

»Ich fürchte, dass du keine Wahl haben wirst, falls er kommt.«

»Vielleicht lasse ich die Party dann sausen. Problem gelöst.«

»Denkst du wirklich, Ames wird dir das durchgehen lassen? Es ist schließlich ein Pflichttermin, Riley.«

Edward Ames, mein Boss, legte stets großen Wert darauf, dass seine Angestellten an allen Verlagsveranstaltungen teilnahmen. Wenn man nicht auftauchte, rief er einen tatsächlich von der Party aus an, schaltete den Lautsprecher ein und blamierte einen dermaßen, dass man doch noch kam. Neulinge versuchten immer, solche Events zu schwänzen. Die erfahrenen Angestellten wussten es besser.

Liliana seufzte. »Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, ihm aus dem Weg zu gehen. Weiß er, wie du aussiehst?«

»Er hat sich anscheinend umgehört, um etwas über mich zu erfahren. Ich bin mir sicher, dass er irgendjemand finden wird, der ihm zeigt, wer ich bin.«

»Hast du denn schon ein Foto von ihm gesehen?«

»Nein. Ich hab nie recherchiert. Ist mir auch völlig egal.«

»Ganz sicher?« Liliana grinste. »Das überrascht mich angesichts eurer hitzigen Interaktionen.« Sie kicherte. »Komm schon, bist du nicht ein ganz klein wenig neugierig?«

»Eigentlich nicht. Ich bin immer davon ausgegangen, dass er genauso hässlich ist wie sein Charakter, was bedeuten würde, dass er wie ein Ziegenarsch aussieht.«

Sie holte ihr Handy hervor. »Nun, finden wir’s raus.«

»Was machst du da?«

»Ich suche ihn auf Facebook.« Sie scrollte runter und murmelte seinen Namen: »Kennedy Riley … Kennedy Riley. Da gibt es mehrere.« Dann zuckte sie zusammen. »Aha! Da haben wir ihn. Wohnt in Soho. Arbeitet für Starpublishing. Oh, und er ist Single. Das ist er!« Ihre Augen weiteten sich, während sie sein Profilbild ansah. »Oh. Mein. Gott.«

Zugegeben. Jetzt hatte sie mich neugierig gemacht.

»Was?«, fragte ich und bemerkte ihr breites Lächeln.

Mit offenem Mund schaute sie langsam zu mir auf, sagte aber nichts.

Dann brach sie in Gelächter aus.

Ich verlor die Geduld. »Zeig schon her«, verlangte ich mit ausgestreckter Hand.

»Vielleicht möchtest du ab jetzt ein wenig netter zu ihm sein«, bemerkte sie, bevor sie das Display in meine Richtung drehte.

Ich betrachtete das Foto vor mir.

Hellblaue, strahlende Augen. Markante Gesichtszüge, bronzefarbener Teint. Breite Schultern. Selbstbewusstes Lächeln, das auf genau jene blasierte Arroganz hinwies, die ich von ihm erwartet hatte.

Ich zoomte sein Bild noch etwas größer.

Scheiß Kennedy Riley.

Scheiß Kennedy Riley … war heiß wie die Hölle.

»Das muss ein Scherz sein.«

2

Riley

Als ich klein war, habe ich Weihnachten geliebt. Ich hab einfach alles daran geliebt … den Baum zu schmücken, Weihnachtslieder zu singen, ins Einkaufszentrum zu gehen, um Santa Claus zu treffen. Aber in den letzten paar Jahren mochte ich diese Zeit immer weniger. Selbst die Musik ging mir auf die Nerven.

Anscheinend war das bei Liliana ganz anders. Vor der Party heute Abend war ich zu ihr gefahren, da sie meinen Hund hüten wollte, während ich die Feiertage zu Hause verbrachte. Bei meinem Eintreten wartete Liliana bereits mit einem halben Dutzend Geschenken und einem Halsband mit Glöckchen für Schwester Mary Alice. Bei ihr drehte sich alles um Weihnachten, und ich fühlte mich mit einem Mal ein wenig wie der Grinch.

Als wir nun die Lobby des Hotels betraten, in dem unsere Party stattfand, gab sie sofort ihren Mantel an der Garderobe ab, um zu Mariah Careys All I Want for Christmas is You zu tanzen und mitzusingen. Der Song quäkte nicht gerade dezent aus den Lautsprechern über uns.

»Also, womit fangen wir an?«, fragte sie. »Besorgen wir uns einen Drink, oder nehmen wir Mr Sahneschnitte unter die Lupe?«

Ich nahm meine Garderobenmarke entgegen und schüttelte den Kopf. »Ich denke, wir brauchen definitiv einen Drink, bevor ich Mr Sahneschnitte gegenübertrete … oder besser gesagt, Mr Neugierig.«

»Können wir sicher sein, dass er heute Abend hier ist?«

»Keine Ahnung. Ich habe nichts mehr von ihm gehört.« Genauso wenig wie von der Assistentin von Frag Ida.

Liliana und ich gingen zu dem großen Ballsaal, wo die Weihnachtsfeier von Starpublishing bereits in vollem Gange war. Die Doppeltüren standen weit offen, und wir nahmen uns einen Moment Zeit, um die Menge zu betrachten. Es waren erheblich mehr Leute da als sonst, wenn unsere Niederlassung allein gefeiert hatte. Für gewöhnlich waren wir in einem kleinen Ballsaal untergebracht und die kleine Tanzfläche war halb leer gewesen. Aber in diesem Jahr war der Raum doppelt so groß, und die Leute drängten sich trotzdem dicht an dicht. Mittendrin war sogar ein als Santa Claus verkleideter Typ, der diese rot und grün blinkenden Lichterketten verteilte. Es herrschte eine völlig andere Stimmung als sonst.

»Gott, wie viele Leute arbeiten denn in diesem anderen Büro? Sieht aus wie eine bizarre Version unserer sonst so langweiligen Weihnachtsfeier.« Liliana hakte sich bei mir unter.

»Keine Ahnung. Aber vielleicht ist das ja gut so, und ich werde Du-weißt-schon-wem gar nicht über den Weg laufen.«

»Machst du Witze? Ich freue mich schon seit Wochen darauf. Das wird mein Highlight des Monats. Besser, du läufst ihm über den Weg.«

Liliana und ich traten ein und gingen direkt zur nächsten Bar. Normalerweise hätte ich ein Glas Weißwein bestellt, aber als wir an die Reihe kamen, zeigte ich auf eine Frau, die ein köstlich aussehendes Cocktailglas mit rot-weißem Zuckerrand in der Hand hielt, und fragte den Barkeeper: »Was ist das für ein Drink?«

»Die Spezialität des heutigen Abends. Ein White-Christmas-Martini, Vanille-Wodka, weißer Schokoladenlikör und Crème de Cocoa mit zerstoßenen Pfefferminz-Zuckerstangen am Rand. Der wird hinten gemacht. Es dauert einige Minuten, bis ich eine neue Ladung kriege.«

Ich leckte mir die Lippen. »Hmmmm. Davon nehme ich einen, bitte.«

»Ich auch! Und sagen Sie Bescheid, sie sollen sich beeilen«, forderte Liliana.

Während wir warteten, sah ich mich um. Ich scannte den Raum nach Kennedy ab, aber glücklicherweise war keine Spur von ihm zu entdecken. Vielleicht war er überhaupt nicht hier. Nach dem wenigen, was ich über ihn wusste, schien er mir mehr ein Scrooge denn ein Partylöwe zu sein. Nachdem ich viele Gesichter unter die Lupe genommen hatte, ließ die Anspannung in meinem Nacken und in meinen Schultern allmählich nach. Als ich meinen White-Christmas-Martini bekam, kramte ich ein paar Dollar aus meiner Handtasche und gab dem Barkeeper etwas Trinkgeld. Ich nippte an meinem Drink und starrte weiter die Leute auf der Tanzfläche an, während Liliana noch auf ihren Drink wartete.

»Suchst du jemanden, Riley? Vielleicht Mr Riley?«, erklang eine tiefe, raue Stimme hinter mir.

Erschrocken wirbelte ich herum und vergaß dabei völlig, dass ich ein ziemlich volles Martiniglas in der Hand hielt. Entsetzt beobachtete ich, wie sich ein Schwall meines Cocktails auf das dunkle Hemd und die Krawatte des Mannes ergoss.

»Oh nein! Mist!« Ich schnappte mir einen Stapel Servietten von der Bar und machte mich sofort daran, die Schweinerei abzutupfen. »Es tut mir so leid. Ich weiß, warum ich diese Gläser hasse, und noch dazu stehe ich heute Abend irgendwie unter Strom.«

»Unter Strom, hm? Etwa wegen der Begegnung mit einem gewissen Jemand?«

Ich hatte noch nicht aufgeschaut, aber die Art, wie der Mann diese letzten Worte geradezu geschnurrt hatte … Ich wusste Bescheid. Ich wusste es einfach. Außerdem bekam ich plötzlich eine Gänsehaut an den Armen und die kleinen Härchen in meinem Nacken stellten sich auf.

Ich schloss die Augen. Meine Hände, mit denen ich das Hemd des Mannes abtupfte, erstarrten, und zum ersten Mal wurde mir die warme Brust darunter bewusst – die äußerst harte,