Circles - Zan Mokran - E-Book

Circles E-Book

Zan Mokran

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Beschreibung

CIRCLES - Ein modernes Theaterstück, in dem es um Wahrheit, Wahrheitsfindung und die unterschiedliche Sicht auf dieselben Dinge des Lebens geht. Und den Mut und die Bereitschaft, die Sinnhaftigkeit von Aufgaben im Alltag zu hinterfragen. Der Protagonist Ulrich Nathan SInn macht dafür eine Reise in sein innerstes Ich, fordert Autoritäten heraus und reiht sich schließlich aus Neugier in die Allegorien des Lebens ein. Wenn die Frage lautet, ob es ein Dreieck oder ein Viereck ist, ist, wenn man es zulässt, "ein Kreis" eine mögliche Antwort.

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Inhaltsverzeichnis:

Akt 1 Monolog des Ulrich Nathan Sinn

Akt 2 Konferenz der Dreiecke und Vierecke

Akt 3 Allegorie der Welt oder Die Passierstube der ewigen WiederkehrAKT III

Personenverzeichnis:

1. Monolog des Wahrheitssuchers Herr Ulrich Nathan Sinn (U.N. Sinn)

2. Die Konferenz der Dreiecke und Vierecke

Die Vierecke:

Herr Weltfremd

Herr Steinherz

Herr Besserwisser

Die Dreiecke:

Frau Mißtrau

Frau Allegleich

Frau Zerbrechlich

3. Allegorie der Welt oder die Passierstube der Wiederkehr

Herr U.N. Sinn

Der Drängler

Die beiden

Glücklichen (stets synchron)

Der Optimist

Der Pessimist

Der Diktator

Der Kommunist

Die Intrigantin

Die Unzufriedene

Die Schwangere

Der Nächste (spricht nicht, kommentiert alles mit Gesten/Mimik)

Der Zeitgeist

Der Fremde

Der Andere

Der Passierscheinaussteller

Akt 1 Monolog des Ulrich Nathan Sinn

AKT I

(Herr Ulrich Nathan Sinn tritt auf. Am Bühnenrand steht ein Stuhl und U.N.

Sinn trägt ein abgegriffenes legeres Sakko.

Er schaut das Publikum an und denkt nach. Wendet sich immer wieder kopfschüttelnd ab, geht, kommt wieder.

Schaut einigen im Publikum tief in die Augen. Er scheint nicht zufrieden zu sein, mit den Anwesenden und denkt wohl darüber nach, ob es sich lohnt, sich mit ihnen auseinanderzusetzen)

U.N. Sinn:

Glauben Sie ja nicht, daß das hier jetzt für mich so einfach ist. Ich meine, ich stehe hier allein und Sie sitzen alle da und hoffen, daß ich Ihnen etwas Gescheites vermittele.

Wissen Sie, um Ihnen die Wahrheit zu sagen und dazu habe ich eigentlich gar keinen Grunddenn ich kenne Sie ja gar nicht, aber trotzdem, ich werde es Ihnen verraten: Ich bin auf der Suche nach der Wahrheit…

Na, enttäuscht? Das sind wir doch alle, werden Sie sagen. Ich meine auf der Suche nach der Wahrheit.

Aber ich will die Wahrheit nicht nur suchen, sondern ich will sie auch finden. Ich bin also eigentlich gar kein Wahrheitssucher, sondern ein Wahrheitsfinder.

Nicht, daß ich schon sehr viele gefunden hätte, Wahrheiten meine ich, aber einige sind es schon. Ich suche ja auch schon sehr lange oder um es treffender auszudrücken, ich finde ja schon sehr lange.

Wollen Sie einen Beweis: in Ordnung ich werde Ihnen eine gefundene Wahrheit sagen und Sie dürfen darüber nachdenken:

(Er stellt sich in Pose vors Publikum und bereitet seinen Satz gut vor)

Wer überall zuhause ist, ist nirgendwo zuhause!

(Er macht eine längere Pause und lächelt selbstzufrieden.)

Sie meinen vielleicht, daß habe ich mir jetzt fein ausgedacht.

Aber glauben Sie mir: Es war eine schmerzliche, wahre Erfahrung, die ich machen mußte, auf meiner langen Reise durch die Zeit und durch diese Welt. Ich habe es nicht nötig, Sie zu beeindrucken, glauben Sie mir. Ich habe wahrhaft klügere, schönere, dümmere, häßlichere Menschen gesehen und gehört...

(Er gestikuliert wild und macht die verschiedenen Menschen nach)

Sie sind absolut normal.

Zumindest nichts Besonderes.

Aber das müssen Sie auch gar nicht sein. Es reicht, wenn Sie Sie selbst sind. Das hört sich jetzt sehr versöhnlich an, ich weiß, aber es ist die Wahrheit. Schauen Sie mich an.

Was glauben Sie wohl wer oder was ich bin? Würde es Sie schmerzen, wenn ich Ihnen mitteilen müßte, daß ich Niemand bin? Ein stinknormaler Nichts-und-Niemand?

Oder würde es Sie beeindrucken, wenn ich Sie glauben machen wollte, daß ich… GOTT bin?

Wäre es nicht letztlich egal und das gleiche?

Ein Nichts-und-Niemand, den niemand kennt oder ein Nichts-und-Niemand den scheinbar niemand mehr kennen will?

Sehen Sie, ich bin einfach ich selbst. Und wenn ich jemand anderes sein wollte, wäre das ein schlechter Zeitvertreib. Niemand würde es bemerken und es wäre auch nicht wichtig. Also bin ich lieber ich selbst.

Ein Reisender auf der Suche nach der Wahrheit. Der einzigen Wahrheit. Einer Wahrheit, die auch gilt, wenn wir Menschen sie nicht annehmen wollen oder können.

(Er geht auf und ab und scheint sich auf etwas vorzubereiten. Dann fängt er an sich zurecht zu machen, als ob er ausgehen möchte. Er holt einen gepackten Koffer aus dem Schrank und stellt ihn vorne an den Bühnenrand hin)

Das ist ein sehr wichtiger Punkt.

Denn in der Natur gibt es mehr Wahrheiten, als wir jemals verstehen könnten. Wir haben unsere eigenen Scheinwahrheiten.

Aber die sind nichts anderes als feige Konventionen oder blinder Herdentrieb. Wir bilden uns ein, zu wissen, was das alles hier ist.

Aber wir wissen nichts, gar nichts.

Das hat dieser alte weise Grieche wirklich gut erkannt: Ich weiß, das ich nichts weiß! Tja, das ist der Knackpunkt.

Soviel Wissen wir auch scheffeln, es bleibt nur ein winziger Teil dessen, was wir Menschen wirklich wissen können. Bedenken Sie nur, wie hilflos wir doch sooft sind bei den Worten "Ewigkeit" ..

oder … "Unendlichkeit". Von "Liebe" und "Glück" ganz zu schweigen.

(Er scheint zu dirigieren und singt laut und pathetisch das Folgende mehr, als daß er es spricht)

Die Grenzen dieser Galaxie, vermag ein Mensch zu schauen nie…

Drum ist für ihn die Grenz' zwanghaft…

Die eigene Vorstellungskraft.

(Er legt sich auf den Boden und verharrt dort eine Zeit still. Dann steht er langsam auf und schaut stumm, eindringlich ins Publikum)

Eigentlich bin ich selbst ein ziemlich hoffnungsloser sentimentaler Fall. Eine Allegorie meiner eigenen Ängste und Wünsche. Und doch stehe ich zu mir.

Ziemlich wenig denken Sie, aber da irren Sie sich. Denken Sie einmal in einer stillen Stunde über das nach, was Sie wirklich getan haben in diesem Leben. Was Sie … wirklich… getan haben.

Sicher sind Sie Ihren Neigungen, Talenten gefolgt. Manche zumindest. Und auch wenn, was haben Sie letztlich mehr getan, als Ihren Neigungen und Talenten zu folgen?

Etwas getan, was Sie eh' schon konnten oder wußten.

Und was haben Sie bewegt? Die wenigsten haben irgendetwas bewegt. Sie sind Helden oder Despoten geworden.

Nicht mehr als eine schöne oder schaurige Erinnerung in den Köpfen der Menschen.

Eine winzige Fußnote im Buch der Geschichte. Ich schließe mich da nicht aus.

Nicht daß Sie denken "Na, er ist wohl mehr als wir". Nein das bin ich gewiß nicht. Auch wenn ich hier oben stehe und Sie da unten sitzen. Das ist lediglich eine menschliche Perspektive und hat nebenbei einen praktischen Effekt.

Hier zu stehen heißt, daß Sie mich auch ganz da hinten noch sehen können.

Es heißt auch, daß ich mich nicht verstecken kann. Wenn ich mich verplappere oder stürze oder mir sonst ein peinliches Mißgeschick geschieht. Sie können es alle gut sehen. Bis in die letzte Reihe. Sie brauchen kein Mitleid mit mir zu haben, aber denken Sie einmal darüber wirklich nach.

Wollen Sie wirklich immer nur einen klugen Kopf hier oben sehen? Warten nicht einige von Ihnen auf etwas spektakuläres?

Vielleicht sogar obszönes?

(Er schaut fordernd und gestikulierend ins Publikum und fängt an mitleidig zu lächeln. Dann hält er die Hand gerade weg vom Körper, hebt seinen Zeigefinger und bewegt ihn langsam von links nach rechts, wie ein Metronom)

Ich kann Ihnen getrost vergewissern, daß... hier oben… nichts dergleichen passiert oder passieren wird. Alles was hier geschieht, geschieht ausschließlich in … Ihrem Kopf und das ist auch gut so.

Übrigens haben die Schauspieler im alten Griechenland unten gestanden und das Publikum hat quasi auf sie herabgeblickt. Das hatte sicher auch seinen Reiz und zeigt, wie wenig das eine mit dem anderen zu tun hat.

Lassen Sie mich trotzdem noch einem Moment bei Ihrem Kopf bleiben oder sagen wir, …lassen Sie uns einen Moment … IN Ihrem Kopf verweilen.

Ist Ihnen einmal bewußt geworden, daß sich die Welt ausschließlich dort drinnen abspielt? Worauf ich hinaus will, ist nicht nur die profane Feststellung, daß wir ohne Nerven und Sinne, die ausschließlich anatomische Wurzeln haben, nichts von diesem Planeten mitkriegen würden.

Selbst wenn wir ein noch so stolzes großes Gehirn hätten. Wir wären wie, na sagen wir, Pflanzen.

Ich tue den Pflanzen damit gewiß unrecht. Aber ich weiß kein besseres Beispiel. Vielleicht Steine oder sowas. Naja, etwas, von dem wir Menschen uns einbilden, es hätte kein Empfinden, keine Seele.

Wir würden leben, aber man könnte uns töten oder sonst etwas mit uns machen, wir würden es gar nicht merken.