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"Vielleicht sind deine Tränendrüsen kaputt", sagt der 10-jährige Jens zu Nina, Karls 9-jähriger Nichte. Nina würde gern weinen, denn Karl ist nicht mehr da. Aber es will nicht gehen. Statt Tränen, die die Erwachsenen weinen, stellen sich Nina und Jens Fragen, suchen eine Erklärung für Karls bitteren Abschied und eine Antwort darauf, wer oder was daran Schuld hat. Karl hat sich mit Tabletten das Leben genommen, dessen er so müde war. Karl war ein Unlucky Luke, ein Cowboy ohne Pferd – einsam und ohne Halt, mit schwerem Herzen. Dabei hat er seiner Nichte auf jeder Postkarte immer geschrieben: "Mir geht es gut." Warum ging es ihm schlecht? Warum war er unglücklich? Und wer hätte ihm helfen können? Oder müssen?Am Abend vor Karls Beerdigung treffen sich die beiden Kinder bei Jens zuhause. Hier hat Karl bei seinen Freunden eine Zeit lang gewohnt, als es ihm zu schlecht ging, um auf eigenen Beinen zu stehen und durch die Tage zu gehen. In Karls altem Zimmer machen es sich Nina und Jens gemütlich und geben ihren Fragen, Gedanken und ihrer Traurigkeit Raum. "Wenn du sterben wolltest, wie würdest du es machen?" Esther Becker legt ein leises, ehrliches Stück vor, das aus erfrischend unbefangener, kindlicher Perspektive die schwierigen Themen Depression und Suizid behandelt. Der großen Sprachlosigkeit und Trauer begegnen ihre Protagonisten ganz offen und mitten aus ihrem Leben heraus.
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Seitenzahl: 31
Veröffentlichungsjahr: 2020
Esther Becker
Cowboy ohne Pferd
Ein Stück für Kinder ab 10 Jahren
FELIX BLOCH ERBEN
Verlag für Bühne, Film und Funk
Inhaltsverzeichnis
Title Page
Personenverzeichnis
1. ICH SOLLTE EIGENTLICH (INTRO)
2. SCHAUSPIELER
3. ZEIT ZU WACHSEN
4. ZÄHNEPUTZEN
5. LUFTMATRATZE
6. ETWAS SCHWARZES
7. LANGE NICHT GESEHEN WORDEN
8. HUMMER
9. HIER
10. ALLEINE TRAGEN
11. UNGLÜCKSRABE / COWBOY OHNE PFERD
12. SCHON FERTIG
Über die Autorin
Über das Stück
Impressum
Nina, 9, Karls Nichte
Jens, 10, der Sohn von Karls besten Freunden
ZEIT
Der Abend vor Karls Beerdigung.
ORTIn der Stadt, wo Karl gelebt hat, in dem Haus, wo Jens und seine Eltern wohnen, wo auch Karl oft gewohnt hat.
NINA(allein)Ich sollte eigentlich nicht mitkommen.Ich sollte nämlich eigentlich bei meinem Vater sein.Ist Papa-Woche …Mama hat zuerst nein gesagt Ich wollte aber unbedingt.Und ich bin schon lange alt genug, um so etwas selber zu entscheiden.Hat sie im Internet nachgeschaut.Und die Schule verpassen ist ja nicht schlimm.Unsre Klasse ist so groß, es fällt nicht auf wenn jemand fehlt.Und ich kann das eh alles schon. Da konnte Mama nicht mehr nein sagen.…Ich habe ihn sehr gern.…Nein, ich hatte ihn sehr gern, muss es heißen.Das ist ja auch erst seit ein paar Tagen …Also ich vergesse es und dann fällt es mir wieder ein und ich schäme mich ein bisschen.
JENS(allein)Ich sollte eigentlich lernen …Für die Fahrradprüfung.Die ich eigentlich letztes Jahr schon gemacht hätte,wenn ich da nicht die Mandeln rausbekommen hätte.Und in den Sommerferien hätte ich sie nachholen können, mit denen aus meiner Klasse, die durchgefallen sind.Aber in den Sommerferien sind wir ja nach Spanien gefahren.Also wieder keine Prüfung.Und jetzt wäre es schon peinlich genug gewesen, mit denen aus der Klasse unter mir die Prüfung zu wiederholen …Aber wieder nix.Wegen der Beerdigung.Und das heißt: in diesen Sommerferien mit den Durchfallern der Klasse unter mir wiederholen.Herzlichen Glückwunsch.
Nina /Jens im Wechsel
NINAWenn man sein Leben verfilmen würde, dann müsste der Schauspieler, der ihn spielt, echt gut sein. Mit gut meine ich auch lustig …
JENSWenn man sein Leben verfilmen würde, dann würden darin viele Tränen vergossen werden. Vor allem in der Schlussszene …
NINAUnd der Schauspieler sollte ihm ähnlich sehen. Und nicht aussehen wie ein Schauspieler.Also nicht mit riesigen Muskeln, sonder wie ein normaler Mensch.
JENSAber, wie machen die Schauspieler das, auf Knopfdruck zu weinen?
NINABraune Haare muss der Schauspieler auf jeden Fall haben …Tom Cruise? Nein, der ist nicht komisch …
JENSWahrscheinlich denken die an etwas furchtbar Trauriges aus ihrem eigenen Leben …
NINAWenn ein Schauspieler ihm ähnlich sieht, aber keine braunen Haare hat, dann trägt er einfach immer einen Hut. Damit man nicht auf die Frisur achtet. Am besten einen Cowboyhut. Oder einen Strohhut. Oder einen Cowboyhut aus Stroh.
JENSOder vielleicht schneiden sie viele Zwiebeln …
NINALeider gibt es kein Happy End …
JENSDas Ende des Filmes ist ein trauriges, aber das ahnt man vorher schon …
NINADas Ende kommt überraschend. Ein tragischer Unfall …
JENSObwohl es Hoffnung gibt, verdammt viel Hoffnung, dass es gut ausgeht.
Das Haus von Jens und seinen Eltern. Im Flur vielleicht.
JENSHallo.
NINAHallo.Du siehst anders aus …Größer.
JENSDu auch.
NINAJa, logisch …
JENSObwohl nee, du bist immer noch genauso klein wie früher.
NINADas stimmt nicht.Außerdem bin ich jünger als du …
JENSAber nicht viel.
NINA