Dark Desire (Spanish Mafia 2) - Alexa B. - E-Book

Dark Desire (Spanish Mafia 2) E-Book

Alexa B.

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Beschreibung

Was, wenn dein One-Night-Stand sich als Mafiaboss entpuppt? Als die bodenständige Liana unerwartet von ihrem Freund Adam verlassen wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Um über ihren Ex hinwegzukommen, beschließt sie spontan, ins Dark Hollow – den angesagtesten Nachtclub Spaniens – zu gehen und ihren Frust auf der Tanzfläche zu vergessen. In dieser Nacht begegnet sie einem geheimnisvollen Fremden, der sie die ganze Zeit mit hungrigen Blicken beobachtet. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Der Fremde ist der mächtigste Mafiaboss Spaniens und das Leben an seiner Seite ist gefährlich …

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Vorwort
Prolog Harper
Kapitel 1 Harper
Kapitel 2 Dylan
Kapitel 3 Harper
Kapitel 4 Dylan
Kapitel 5 Harper
Kapitel 6 Harper
Kapitel 7 Dylan
Kapitel 8 Harper
Kapitel 9 Dylan
Kapitel 10 Harper
Kapitel 11 B
Kapitel 12 Dylan
Kapitel 13 Harper
Kapitel 14 Harper
Kapitel 15 Harper
Kapitel 16 Harper
Kapitel 17 Harper
Kapitel 18 Dylan
Kapitel 19 Harper
Kapitel 20 B
Kapitel 21 Dylan
Kapitel 22 Dylan
Kapitel 23 Dylan
Kapitel 24 B
Kapitel 25 Harper
Kapitel 26 Harper
Kapitel 27 Harper
Kapitel 28 Harper
Kapitel 29 B
Kapitel 30 Dylan
Kapitel 31 Harper
Kapitel 32 Harper
Kapitel 33 Dylan
Kapitel 34 Harper
Kapitel 35 B
Kapitel 36 Dylan
Kapitel 37 Dylan
Kapitel 38 B
Kapitel 39 Harper
Kapitel 40 Harper
Kapitel 41 Harper
Kapitel 42 Dylan
Epilog Dylan
Danksagung

Alexa B.

 

DARK DESIRE

Gefesselt an ihn

(Spanish Mafia Band 2)

 

Dieser Titel ist auch als Taschenbuch erschienen.

DARK DESIRE – Gefesselt an ihn (Spanish Mafia)

 

Copyright

© 2024 VAJONA Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten.

[email protected]

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags

wiedergegeben werden.

 

Lektorat: Vanessa Lipinski

Korrektorat: Désirée Kläschen und Susann Chemnitzer

Umschlaggestaltung: Julia Gröchel,

unter Verwendung von 123rf

Satz: VAJONA Verlag GmbH, Oelsnitz

 

VAJONA Verlag GmbH

Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3

08606 Oelsnitz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Buch ist für alle Mädchen, deren Herz schon immer für die

dunklen Prinzen geschlagen hat.

Hinweis

 

In diesem Roman werden Themen wie explizite sexuelle Handlungen, Gewalt, Schusswaffen, Hassrede, Blut, Trauerbewältigung, Mord an Tieren, Manipulation, Drohungen/ Stalking und Sexarbeit behandelt.

Vorwort

Wenn du eine süße Prinzessinnen Geschichte erwartest, bist du hier falsch. In diesem Buch gibt es nichts, was an ein Märchen erinnert. Denn Dylan ist kein Traumprinz und er wird dich auch nicht retten. Aber er wird dich zerstören. Dein Herz für sich beanspruchen und dich leiden lassen.

 

Dylan Darling III wird dich an sich ketten und niemals loslassen.

 

Bist du bereit in Fesseln gelegt zu werden? Wenn ja, sage ich nur noch eins: Pass auf dein Herz auf und nehme diese Geschichte nicht auf die leichte Schulter.

 

Und nun viel Spaß beim Lesen!

 

In Liebe,

Alexa <3

 

 

 

 

 

 

 

 

Prolog Harper

Vor zwei Jahren

 

»Das wird dir eine Lektion sein! In einem Monat sehen wir uns wieder und bis dahin solltest du dir deiner Fehler bewusst werden.« Ich kann mich noch ganz genau an die letzten Worte meines Vaters erinnern, obwohl sie schon länger als eine Woche her sind. Glaube ich zumindest. Denn ich habe mein Zeitgefühl verloren.

Wann er wirklich zum letzten Mal hier war, weiß ich nicht mehr. Es fühlt sich so an, als wäre er bereits eine Ewigkeit lang weg.

Einer unserer Angestellten bringt mir jeden Tag etwas zu essen und zu trinken. Jedes einzelne Mal schauen sie mich mitleidig an. Doch mir helfen …

Wenn ich auf die Toilette muss, nutze ich den Eimer in der Ecke. Den Rest meiner Zeit verbringe ich damit, nachzudenken. Und bisher ist mir nur eines klar geworden. Ich fühle mich gedemütigt. Denn das war das Schlimmste, was mein Vater mir hätte antun können.

Alleine in diesem dunklen Verlies habe ich keinerlei Chance, meinen Gedanken zu entfliehen. Und bin gezwungen, ihn nur noch mehr zu hassen.

Du bist zu dick. Prinzessinnen müssen dünn sein.

Schaffst du es, dich einmal nicht von einem Mann anfassen zu lassen?

Du Schlampe!

Es ist eine Schande, dass ausgerechnet du meine Tochter bist!

Kannst du dich nicht einmal zusammenreißen und dich wie eine richtige Prinzessin verhalten?

Du bist nichts als eine Belastung für deine Mutter und mich.

Du undankbares Miststück! Der letzte Satz hallt in meinem Kopf nach und ich schluchze auf. Mein Vater und ich waren uns noch nie sonderlich ... nah.

Aber seiner achtzehnjährigen Tochter nach einem Streit das hier anzutun, ist für mich unerklärlich.

Doch vielleicht hat er recht. Vielleicht bin ich undankbar. Ich wollte nie eine Prinzessin sein und ich habe auch kein einziges Mal um das ganze Geld oder den Reichtum gebeten.

Mein Vater versteht mich nicht und wird es auch nie. Sobald ich eine Sache mache, die nicht seiner Vorstellung entspricht, werde ich dafür angeschrien oder bestraft. So wie jetzt.

Bislang handelte es sich dabei nur um Strafen wie Weggehverbot.

Doch mit dieser Strafe, die ich gerade durchlebe, hat er eine Grenze überschritten. Ich hätte niemals gedacht, dass er dazu fähig wäre.

Jetzt sitze ich hier auf dem kalten Steinboden in der Dunkelheit und Wut entspringt meinen Adern, nachdem ich mir die letzten Tage zitternd die Seele aus dem Leib gejammert habe. Wie lange bin ich schon hier? Warum hilft mir niemand? Habe ich es nicht verdient, dass man mir hilft?

All diese Fragen zeigen, dass man sich auf niemanden verlassen sollte. Auf niemanden verlassen kann und dass ich selbst für mich verantwortlich bin.

Und wenn meine Mutter in einem Monat von ihrem Besuch bei unseren Verwandten in Italien zurückkommt, wird mein alter Herr gezwungen sein, mich hier rauszuholen. Und dann werde ich nicht mehr die Harper sein, die alle lieben und bewundern.

Nein.

Ich werde ich sein und mein Inneres ist alles andere als schön. Und mein Vater wird sich noch wundern, was er aus mir gemacht hat. Vielleicht wird er dann stolz auf mich sein, wenn er sieht, zu welcher Bestie ich geworden bin.

 

Kapitel 1 Harper

Es sind jetzt knapp zwei Monate vergangen, seitdem meine Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Und genau so lang ist es her, dass ich erfahren habe, ich müsse Dylan Darling III heiraten, um die Beziehung zur Mafia und unsere Einnahmen zu schützen und zu stärken.

Meine Mutter starb plötzlich, kurz nachdem das mit der Hochzeit beschlossene Sache war. Die Medien in Madrid haben tagelang nichts anderes im Fernsehen berichtet, sodass ich nicht einmal die Chance hatte, dem Ganzen aus dem Weg zu gehen.

Über ihren Tod hinwegzukommen, wird hart, aber ich gebe mein Bestes. Denn sie hätte gewollt, dass ich glücklich bin und mein Leben weiterlebe.

Aber die Sache mit der Heirat?

Erleichterung überflutete mich, als mein erster ›Verlobter‹ Damian nach dem Tod seines Vaters der mächtigste Mafiaboss Spaniens wurde, Liana traf und lieben lernte und ich damit außen vor war. Ich war davon überzeugt, die Idee mit der Heirat hätte sich in Luft aufgelöst. Dass wir eine andere Option finden würden, um unsere Zusammenarbeit zu stärken. Aber ich irrte mich. Denn mein Vater besteht auf eine verfluchte königliche Mafiahochzeit. Und dann traf mich der Schlag, als er erzählte, dass es Dylan sein würde, den ich statt Damian heiraten müsse. Weil sich herausstellte, dass beide Brüder waren … Halbbrüder.

Ich hasse diesen Gedanken!

Wie naiv von mir, wirklich zu glauben, ich könne dieser dummen Idee meines Vaters entkommen. Er bekommt immer, was er will, und da hat es ihn auch nicht weiter interessiert, was er seiner einzigen Tochter antut.

So kommt es, dass ich Dylan heiraten soll. In den Kreisen der Unterwelt nennen ihn alle den Schatten der spanischen Mafia, und bevor ich ihn kennengelernt habe, konnte ich mir nicht vorstellen, warum sie ihn so nennen. Doch als ich ihn dann gesehen habe, wusste ich es sofort.

Niemand bemerkt ihn in einem Raum voller Menschen und er ist unglaublich begabt darin, sich so unauffällig wie möglich unter die Leute zu mischen. Dabei sind seine Augen überall und er scheint jedes noch so kleine Detail mitzubekommen.

Anders als all die anderen bemerke ich ihn jedes Mal, wenn er den Raum betritt.

Anfangs wusste ich nicht, was sein Problem mit mir ist, denn er bedachte mich immer mit einem hasserfüllten Blick, wenn wir uns sahen. Als würde er mich … hassen. Schon fast gefährlich … Oder bildete ich mir das nur ein? Verstand ich seine Blicke möglicherweise völlig falsch?

Dylan wäre geschickt genug, es als Unfall aussehen zu lassen, wenn er mir wirklich etwas tun wollen würde.

Als klar wurde, dass Damian noch eine Rechnung mit meinem Padre offen hat und ich verheiratet werden muss, hat Dylan sich geradezu angeboten. Also kann er mich nicht vollkommen verabscheuen und ich irre mich womöglich tatsächlich.

Doch er ist derselben Meinung wie mein Vater und findet, ich brauche eine richtige Führung. Jemanden, der mir beibringt, mich zu benehmen, aber das ist absoluter Bullshit. Nur weil ich Thronfolgerin Spaniens bin, muss ich mir nicht alles gefallen lassen.

Und ich möchte nicht mein ganzes Leben mit einer Person verbringen, die meint, auf mich aufpassen zu müssen. Die mich wie mein Padre bestrafen wird, wenn ich etwas tue, das ihm nicht gefällt.

Ich will ihn nicht. Allein sein Anblick bringt mich fast zum Überkochen und sein heutiger Einzug in den Palast ist erst der Anfang vom Ende.

Ich warte in der großen, mit Wandmalerei gestalteten Eingangshalle darauf, dass er endlich eintrifft, und ich hasse es, warten zu müssen. Außer mir und zwei Leibwächtern an der Tür ist niemand hier und in dieser leeren Halle ist das Warten noch unangenehmer.

Unsere Ehe ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt, das wird mir hiermit nur noch mal bewusst.

Etwas stupst mich an meinem linken Bein an und ich schaue an mir herab.

Balu.

Mein kleiner Begleiter war ein Geschenk meiner Mutter. Sie hat ihn mir gekauft, als ich fünfzehn war, weil ich mir schon immer einen Hund gewünscht hatte. Als ich dann den kleinen schwarzen Zwergspitz-Welpen in der Hand hielt, wusste ich, dass er mein Anker sein würde. All die Jahre lang hat er mich in diesem schrecklichen Loch hier begleitet und war mein Licht in der Dunkelheit. Selbst zu der Zeit, in der mein Vater mich im Verlies …

Ich habe ihn Balu genannt, da das Dschungelbuch der Lieblingsfilm meiner Mutter war.

Erinnerungen an sie sind jedes Mal aufs Neue schmerzhaft und auch jetzt, wo ich an sie denke, steigen mir Tränen in die Augen. Als sie gestorben ist, ist ein Teil von mir mit ihr gestorben. Im Gegensatz zu meinem Vater war meine Mutter ein Engel. Sie hat mich nie zu etwas gezwungen, und auch wenn ich nicht die perfekte Tochter war, hat sie mich geliebt. Das kann man von meinem Padre nicht behaupten.

Ich nehme Balu auf den Arm und gebe ihm einen Kuss auf seinen flauschigen Kopf.

»Ich vermisse sie auch«, murmle ich und Balu gibt ein leises Schnaufen von sich. Ich umarme ihn weitere Sekunden und lasse ihn dann wieder auf den Boden hinunter.

Plötzlich werden die schweren Eingangstüren aufgeschmissen und sechs unserer Angestellten kommen herein. Mit Dylan im Schlepptau.

Sein ernster Blick trifft sofort auf meinen und wir schauen uns an. Da ist es schon wieder: dieses komische Gefühl in meinem unteren Bauch. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, ist es da und wie immer quält es mich auch jetzt. Es ist etwas, das Angst und Begierde zugleich ausstrahlt. Nur weiß ich nicht, was überwiegt. Ich weiß nur, dass mich alles anzieht, dass nach Gefahr schreit.

»Prinzessin, Dylan Darling III ist soeben eingetroffen«, informiert mich einer der Angestellten, als hätte ich keine Augen im Kopf.

»Das kann ich sehen.« Mir ist egal, ob ich schnippisch klinge. Immerhin behandeln sie mich, als wäre ich blöd.

Dylan kommt auf mich zu und ich mustere ihn von oben bis unten. Er tut es mir gleich und dabei kann ich seinen Blick auf jeder Faser meines Körpers spüren. Danach schaut er sich im Eingangsbereich um, doch außer den bemalten Wänden, wenigen Sitzmöglichkeiten und der edlen Treppe nach oben gibt es hier nicht viel zu sehen.

»Harper«, begrüßt er mich und legt dabei ein minimales Lächeln auf, welches er sich sparen kann. Mir braucht er keine Höflichkeit vorzugaukeln. Er wird sich noch als Monster entpuppen. Das tun sie letztlich alle. Und im nächsten Moment unterstreicht seine Miene genau das. Ein Monster.

»Dylan«, gebe ich zurück und für einen Moment verliere ich mich in seinen braunen Augen. Es ist nicht zu übersehen, dass Dylan ein wirklich wunderschöner Mann ist. Meistens bezeichnet man Typen als heiß oder einnehmend, aber Dylan ist einfach schön.

Ich würde mich selbst belügen, wenn ich behaupte, seine etwas helleren braunen, leicht verwuschelten Haare, würden es mir nicht antun. Ich mag im Normalfall die breite Statur, die Dylan vorzuweisen hat, aber bei ihm? Alles an ihm ist schön und angsteinflößend zugleich.

In seinem Gesicht hat sich nichts verändert. Er sieht noch immer so kalt aus wie zuvor. Wie immer.

Plötzlich schaut er ruckartig nach unten und ich folge seinem Blick. Balu. Er schnüffelt an seinem schwarzen Anzug und Dylan versucht, ihn leicht zur Seite zu schieben, doch das scheint nichts zu bringen.

»Das ist Balu.« Ich bücke mich nach vorne und nehme meinen Hund erneut auf den Arm, um ihn davon abzuhalten, Dylans dunklen Anzug kaputt zu machen. Obwohl ich das wirklich amüsant finden würde.

»Balu?«, fragt er und zieht dabei eine Augenbraue nach oben. Er wusste nichts von einem Hund, das ist ihm anzusehen, und falls er etwas dagegen haben sollte, kann er liebend gerne wieder verschwinden.

»Ja.«

»Du solltest ihm beibringen, nicht an fremden Menschen zu schnüffeln«, erwidert er und die Wut in mir fängt an, sich einen Weg nach außen zu bahnen. Wie kann er in meinen Palast kommen und mir vorschreiben, was ich meinem Hund beizubringen habe?

»Und du solltest lernen, dich nicht überall einzumischen«, gebe ich genervt zurück.

»Können wir dann loslegen?« Dylan wirkt nun ebenfalls genervt, und wenn ich gerade nicht Balu auf meinen Armen hätte, würde ich ihn erwürgen, bis er keine Luft mehr bekommt. Langsam setzte ich Balu ab.

»Komm. Ich zeige dir den Palast und danach lernst du ein paar der Angestellten kennen.« Ich laufe voraus, ohne auf ihn zu warten. Nachdem er mich so blöd angemacht hat, verdient er meine Höflichkeit nicht mehr. Mein Vater wird später dazustoßen und ihn ebenfalls begrüßen. Noch hat er zu tun, und da ich sowieso bald mehr Zeit mit Dylan verbringen muss, hat er es für angemessen gehalten, dass ich ihn rumführe. Mein Glück …

Dylans Krönung zum Prinzen ist zwar noch lange entfernt, aber der Tag wird kommen und dann muss er sich hier zurechtfinden. Über eine Stunde sind wir, nur das Nötigste sagend, den gesamten Palast abgelaufen und auch mein Vater, der König Spaniens, hat sich mittlerweile zu uns gesellt. Die beiden gehen hinter mir und quatschen über den Ablauf der nächsten Monate. Am liebsten würde ich ebenfalls etwas sagen, nämlich wie unwohl ich mich bei alldem fühle, doch das spielt für keinen hier eine bedeutende Rolle.

Jetzt stehen wir endlich ein Stockwerk weiter oben vor Dylans Zimmer. Auch dort ist alles sehr hell gehalten und abgesehen von einem dunkleren Teppich und Verschnörkelungen an den Wänden ist der Flur leer. Ich öffne die Tür.

»Das hier wird dein Reich sein.« Ich sehe sein Stirnrunzeln und bin mir ziemlich sicher, dass jetzt gleich eine dumme Bemerkung kommen wird.

»Wir haben getrennte Zimmer?« Sein Blick gleitet zu mir, doch ich schaue nur abfällig zurück.

Natürlich! Was denkt er denn?

»Wir können euch natürlich auch ein gemeinsames Zimmer einrichten«, schlägt mein Padre vor.

»Damals, bei Camila und mir, sahen wir getrennte Schlafzimmer vor.« Deshalb hatte mein Vater es auch für Dylan und mich vorgesehen.

»Nein.« Die Antwort kommt schnell über meine Lippen. »Solange wir keinen Besuch haben, müssen wir auch nicht so tun, als wären wir ein glückliches Paar, das sich auf eine arrangierte Hochzeit freut«, füge ich noch hinzu.

Mein Padre schaut mich streng an und ich hasse es, wie ähnlich wir uns sehen. Wir teilen die gleichen grünen Augen, das gleiche braune Haar. Das Einzige, was seine Gesichtszüge verändert, ist eine kleine Narbe in seiner linken Augenbraue. Diese besitze ich nicht.

»Harper.« Die Stimme meines Vaters klingt warnend, doch ich drehe mich mit dem Rücken zu ihm, um die Augen zu verdrehen.

»Was ist mit den Angestellten? Die merken es doch, wenn wir nicht in einem Zimmer schlafen.«

Ich drehe mich wieder zu den beiden um. »Ach wirklich?«, erwidere ich sarkastisch. »Jeder einzelne von ihnen hat eine Verschwiegenheitserklärung abgelegt«, erkläre ich Dylan und er nickt. »Und wie mein werter Vater bereits sagte, war es bei ihm und meiner Mutter gang und gäbe.«

»Dein Ton, Fräulein.« Mein Vater zeigt mit einem Finger beschwichtigend auf mich. Es ist eine erneute Warnung und ich atme hörbar aus. Er kann doch nicht wirklich erwarten, dass ich das alles einfach so hinnehme?

»Wo schläfst du?« Dylan lenkt mich von dem ernsten Gesichtsausdruck meines Vaters ab.

»In dem Zimmer gegenüber«, antwortet dieser monoton für mich, danach wendet er sich mit einem »Wir sehen uns beim Abendessen« ab und schlendert davon. Dylan hat sich von meinem alten Herrn verabschiedet, während ich stumm geblieben bin. Wir verlassen ebenfalls das Zimmer und stehen uns nun schweigend auf dem Flur gegenüber.

Dylans Smartphone vibriert, er holt es aus seiner schwarzen Anzugshose und schaut darauf. Dann tippt er eine Nachricht und wirkt mir gegenüber ignorant dabei.

»Ich gehe dann mal«, schnaube ich. Immerhin hat er ja nun alles, was er braucht. Gerade als ich mich umdrehen und weggehen will, höre ich ihn hinter mir rufen.

»Prinzessin.« Gott! Ich hasse es, wenn man mich so nennt, als wäre das alles, was mich ausmacht.

»Ja?« Ich schnaube genervt.

»Ich brauche ein Büro.«

»Du bekommst doch alles, was du willst, von meinem Vater.« Sobald ich die Worte ausgesprochen habe, sticht es in meiner Brust. Er hat es nicht verdient, alles zu bekommen, was er begehrt. Wäre mein Vater doch nur mir gegenüber so fürsorglich, dann wäre womöglich einiges nie passiert.

Dylan scheint mit meiner Antwort zufrieden zu sein und nickt.

»Und ich brauche noch einen weiteren Raum.« Verwundert schaue ich ihn an.

»Für was?« Mir fällt nicht ein, weshalb dieser Mann noch mehr Räume gebrauchen könnte. Ich weiß, dass er in Damians Anwesen, wo er zuvor gewohnt hat, eine gesamte Etage für sich hatte. Doch warum er eigentlich den ganzen Platz braucht, ist mir unbekannt.

»Das willst du nicht wissen, Harper.« Ich verenge die Augen und gehe auf ihn zu.

»Wenn wir jetzt schon anfangen, uns Dinge zu verheimlichen, wird das nichts. Du wirst wohl oder übel für lange Zeit an mich gebunden sein.« Ich schaue ihn an. Eigentlich hätte ich nicht erwartet, dass mein starrer Blick bei Dylan funktionieren würde, doch in seinen braunen Iriden kann ich sehen, dass es zu klappen scheint, was ich hier unbewusst tue.

Mir ist klar, dass es für mich wichtig ist, meinem Partner vertrauen zu können. Zumindest, was königliche Angelegenheiten betrifft. Aber ich kann Dylan nicht trauen. Wie soll mir das unter diesen Umständen denn möglich sein?

»Wenn du es unbedingt wissen willst.« Er beugt sich herunter zu meinem Ohr.

»Ich brauche ein Spielzimmer.«

Ich erstarre und schaue zu ihm hoch. Für einen Moment ist da nichts außer uns, und als ich mich aus meiner Starre löse, lache ich auf.

»Wo du an deiner Playstation zockst, oder wie?«

»Nicht ganz«, antwortet er ernst und ich höre sofort auf zu lachen. Er meint das wirklich ernst. Ich schüttle den Kopf und antworte ihm dann.

»Okay, bekommst du.« Mein Padre würde ihm sowieso alles in den Arsch schieben, solange er tut, wofür er hier ist. Außerdem interessiert es ihn recht wenig, was in seinem Palast abgeht, solange sein Ansehen darunter nicht leidet. Oder sein Geld.

»Danke.« Er geht an mir vorbei.

»Bis dann, Prinzessin!«, ruft er noch und ich würde ihn am liebsten die Treppen runter schubsen.

»Bis dann, Darling!«, schreie ich zurück und er bleibt sofort stehen und wendet sich mir zu. Die Anspielung auf seinen Nachnamen ist einfach zu gut. Und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er tut es mir gleich und dreht sich dann wieder weg von mir, um nach unten zu verschwinden.

 

Kapitel 2 Dylan

Es ist offensichtlich, dass sie mich nicht heiraten will.

Wer kann ihr das verübeln? Es ist eine Zwangshochzeit und vermutlich nicht ihr Kindheitstraum, der sich damit erfüllt.

Aber ob es ihr gefällt oder nicht, sie wird mich heiraten und sollte etwas dankbarer dafür sein.

Auf der Fahrt zum Dark Hollow, dem beliebtesten Nachtclub Spaniens, reden Harper und ich kein Wort miteinander. Ich habe beschlossen, selbst zu fahren.

Solang sie bei mir ist, scheint der König nichts dagegen zu haben, wenn sie ausgeht. Ich meinte zu ihm, dass es mir helfen würde, Harpers Vertrauen zu gewinnen, was wiederum nützlich ist, um sie unter Kontrolle zu halten. Denn das ist es, was ihr Vater von mir erwartet. Er will, dass ich seiner Tochter Manieren aneigne. So ein Bastard.

Für ihn ist Harper zu lebendig, zu frei und tut, was sie will. Ich jedoch finde, sie ist …

Der Einzug ins Schloss war relativ entspannt und ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Mein Gepäck wurde für mich hergerichtet, und als ich nach den Gesprächen mit den Angestellten und dem König zurück in mein Zimmer gegangen bin, waren schon alle meine Klamotten sorgfältig eingeräumt.

Als ich mich anbot, Harper zu heiraten, konnte ich an nichts anderes denken. Und das aus gutem Grund. Denn ich bin verrückt nach dieser Frau. Nur, vermute ich, würde das ihr Vater nicht wirklich gutheißen, wenn er Wind davon bekäme. Denn es ist eindeutig, dass er nichts von Begehren hält. In seinen Augen würde mich das schwach erscheinen lassen. Und ein schwacher Mann könnte seine Tochter nicht zügeln. Er würde jemand anderen finden, der sie heiraten müsste, und ob sie dort sicher wäre? Ich glaube kaum. Bei mir ist sie es.

Am liebsten würde ich ihrem Vater auf der Stelle den Hals umdrehen, doch das kann ich nicht.

Ich tue das alles auch, um unserer Mafia, La Casa, Freiheiten zu verschaffen. Also gewinne ich selbst an jeder Ecke. Denn ein Bruch des Bündnisses würde bedeuten, dass wir unsere Geschäfte nicht wie gewohnt fortführen können. Dass ich dabei ständig an Harpers Seite sein kann, ist ein schöner Nebeneffekt, den ich vollkommen genieße.

Nun sitze ich hier neben meiner zukünftigen Frau – die mich zu verachten scheint – und zusammen sind wir auf dem Weg zu unserem Junggesellenabschied.

Wir haben den gesamten Nachtclub für uns. Zade, der Besitzer, hat den heutigen Abend arrangiert.

Als wir vor dem Dark Hollow zum Stehen kommen, steige ich aus und gehe auf die andere Seite des Autos, um Harper die Tür zu öffnen. Hinter uns parkt ein Wagen mit drei Security-Männern. Sicherheit für Harper ist oberstes Gebot. Außerdem sind wir als das zukünftige Ehepaar des Königshauses ein gefundenes Fressen für sämtliche Paparazzi, die sich überall verstecken. Das heißt auch, wir müssen so tun, als wären wir verliebt ineinander.

Das zu spielen, fällt mir leicht.

Wir hätten auch in die Tiefgarage fahren können, durch welche man unauffällig in den Club hinein- und wieder hinauskommen kann. Doch dafür braucht man eine Schlüsselkarte, und diese habe ich in meinem alten Zimmer im La Casa-Anwesen liegen gelassen.

Das nächste Mal, wenn ich bei Damian bin, werde ich sie mitnehmen. Denn das erspart uns einiges an Männern, wenn wir hier hinkommen.

Harper sieht heute aus wie der wahrgewordene Traum eines jeden Mannes. Sie zeigt ihre langen braunen Beine, die dunklen welligen Haare, die sich über ihren Rücken ergießen. In Kombination mit ihren stechend grünen Augen ... Was will man mehr? Aber was mich besonders anzieht? Ihre Stärke und die Art, sich einfach keineswegs zu verstellen. Sie ist genervt von mir und zeigt es offen. Wenn sie glaubt, dass mich das wegtreibt, hat sie sich geschnitten. Es kettet mich nur mehr an sie. Denn nichts bringt einen Mann mehr um den Verstand als eine Frau, die weiß, was sie will, und auch alles dafür tut, dies zu bekommen.

Harper ist aufgewachsen, wie es sich jedes Kind wünscht. Ein Leben voller Reichtum und keinerlei Sorgen.

Bei mir sieht das völlig anders aus. Meine leibliche Mutter kenne ich nicht und mein Vater, der auch Damians Padre war, ist bereits nicht mehr unter den Lebenden. Die einzige ›Familie‹, die mir also noch geblieben ist, ist meine Adoptivmutter. Doch ich würde sie niemals als das bezeichnen. Dafür lag ihr zu wenig an mir.

Mit Harper im Arm mache ich mich auf den Weg zum Eingang, und als wir eintreten, kommt uns schon ohrenbetäubende Musik entgegen. Ich wusste ja, dass die anderen alles vorbereiten, doch dass es so aussieht, hätte ich nicht erwartet. Alles ist dunkel und nur Neonlichter beleuchten den Club. Überall hängen Luftballons in verschiedenen Farben und schon von hier aus kann ich die Bar erkennen, welche mit allen möglichen Getränken ausgestattet ist.

Ab und an führen wir hier unsere Geschäfte aus, doch seitdem Damians und mein Vater tot ist und meinem Halbbruder das Anwesen gehört, findet auch viel dort statt. Ansonsten haben wir hier immer die oberen Räume genutzt, welche jetzt nur noch selten dafür zum Einsatz kommen.

Die Security sorgt dafür, dass diese Veranstaltung privat bleibt.

Sobald wir sicher sind, dass uns keiner von draußen mehr sehen kann, weichen Harper und ich auseinander. Etwas in mir würde sie am liebsten sofort wieder packen und an sich ziehen, doch ich weiß, dass es falsch wäre. Nichts wird gegen ihren Willen geschehen. Rein gar nichts.

»Na, wen haben wir denn da? Das frische Liebespaar!«, ruft Grayson und kommt auf uns zu. Wir geben uns die Hände und klopfen uns auf den Rücken, wie es bei uns üblich ist. Grayson ist ebenfalls Teil der spanischen Mafia und er gehört genauso zu meiner Familie wie Damian und Zade. Seine Tattoos, die fast seinen kompletten Körper bedecken, und seine dunkle Ausstrahlung sprechen für sich. Er mag zwar angsteinflößend auf manche wirken, aber zu seinen Freunden, seiner Familie kann er anders sein. Er fährt sich durch die braunen Haare, welche ihm ins Gesicht fallen, und betrachtet mit seinen braunen Augen Harper.

»Nur in meinen Albträumen«, gibt Harper flüsternd von sich und sofort schmunzelt Gray, während er sich über den Dreitagebart fährt.

»Jetzt reiß dich zusammen«, stoße ich aus.

Doch sie zischt nur.

Nun kommen auch Damian, Liana und Zade zu uns. Liana trägt ein eng anliegendes Kleid, wohingegen Harper ein smaragdgrünes Oberteil trägt in Kombination mit einer engen, kurzen Shorts.

»Hey, Harper. Wie geht es dir?«, fragt Liana, Damians Frau, und die beiden nehmen sich kurz in den Arm.

Warum fällt es Harper so leicht, alle zu mögen, und bei dem Gedanken an eine gemeinsame Zukunft mit mir zuckt sie regelrecht zusammen? Liegt es an mir oder daran, was sie von mir zu glauben scheint?

»Wie es jemandem geht, der zwangsverheiratet wird.« Ich ignoriere ihren Seitenhieb. Immerhin hat sie schon öfter klar gemacht, woran ich bei ihr bin …

Es legt sich eine unangenehme Stille um uns. Nur die Musik im Hintergrund sorgt dafür, dass es nicht vollkommen ruhig ist. Denn sie ist gerade so laut, dass wir uns noch gut verstehen können.

»Ich brauche einen Drink!«, stößt Harper aus und Zade grinst sie an.

»Genau darauf habe ich gewartet«, gibt er zurück und er berührt sie leicht am Arm, um sie zur Bar zu führen. Liana folgt den beiden und schaut noch ein letztes Mal zu Damian, bevor sie uns den Rücken zukehrt. Ihr blondes Haar wirft sie sich im Gehen über die Schulter. Warum habe ich das Gefühl, dass alle meine Fast-Frau mehr berühren als ich? Und warum zur Hölle stört es mich überhaupt? Sie ist eine Frau wie jede andere.

Und doch so viel mehr ...

»Weißt du, wann Bethany und die anderen kommen?«, wende ich mich an Damian.

»Sie müssten alle gleich da sein.«

Bethany ist eine alte Freundin von mir. Als ich damals adoptiert wurde, war sie meine Nachbarin. Wir verbrachten unsere Kindheit miteinander. Und vielleicht lief ab einem gewissen Alter regelmäßig mehr. Denn wir beide mussten irgendwie versuchen, aus dem Alltag zu fliehen.

Sie ist die Einzige, die sich von meinen speziellen Wünschen nicht einschüchtern lässt.

Es ist nicht so, als hätte ich meine Vorstellungen im Kopf nicht auch schon mit Harper gedanklich erlebt. Ob sie sich dem fügen könnte? Wohl kaum.

Und genau diese Frage sagt mir: Warum sollte ich mich nicht mit Bethany vergnügen? Heimlich. Harper dürfte diese Tatsache ja kaum etwas ausmachen, so wie sie sich benimmt.

»Dylan? Alles okay?« Damians Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und ich blicke zu ihm hoch.

»Ja, was soll sein?«

»So vertieft?« In seinem Blick liegt etwas wie Sorge und ich weiß es wirklich zu schätzen, dass er sich Gedanken um mich macht, doch das ist nicht nötig. Mir geht es erstaunlich gut mit der aktuellen Situation. Schließlich wollte ich es so. Meinetwegen. Der Mafia wegen. Harper wegen.

»Ich komme klar«, antworte ich meinem älteren Halbbruder. Damian und ich kennen uns schon, seit wir klein waren, und als wir erfahren haben, dass wir miteinander verwandt sind, war es natürlich erst mal ein heftiger Schock. Doch schnell hat sich herausgestellt, dass es nicht viel ändert. Irgendwie waren wir das schon immer.

Brüder.

Ich mustere ihn, während er mich ernst anschaut. Wie Grayson hat auch er Tattoos, allerdings sind sie nur vereinzelt auf seinen Armen verteilt. Doch die schwarze Sonnenblume auf seinem Arm ist neu. Aber ich weiß genau, für wen sie steht.

Liana.

Ich weiß, dass er in meinem Gesicht nach Anzeichen für das genaue Gegenteil sucht, dafür, dass es mir beschissen geht, doch da wird er nicht fündig werden.

»Du kannst immer zu mir kommen, wenn du Ruhe brauchst. Die obere Etage gehört immer dir«, entgegnet mir Damian und ich bringe ein kleines Lächeln zustande. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass er mir mein altes Zuhause als Zufluchtsort anbietet. Vor wenigen Wochen habe ich noch bei Liana und ihm im Hernández-Anwesen gewohnt, doch die Heirat mit Harper bedeutet auch, dass ich im Palast wohnen muss.

»Danke.« Damian streicht sich über das markante Kinn und schaut mich dann mit seinen dunklen Augen, die so sehr meinen ähneln, noch ernster an.

»Du hättest das wirklich nicht tun müssen, Dylan. Ich hätte eine andere Lösung finden können, um den König zu besänftigen. Und bitte glaub nicht, mir irgendetwas schuldig zu sein wegen ... damals.«

Ich atme tief ein und aus und schaue ihn dann eben so ernst an. Es hätte keine andere Lösung gegeben, da wir nun mal die Freiheiten brauchen, welche uns der König verschafft. Und dafür war dieses Geschäft nötig. Alles fing mit Damian und unserem Padre an. Hätte er nicht den Deal ausgehandelt, würden wir nicht hier stehen. Und da ein Tod in unserer Branche nicht bedeutet, dass ein Vertrag aufgehoben wird … war es notwendig.

Dass ich Damian nichts schulde, ist gelogen. Wir waren beide noch so jung, als er mich aus den Krallen meiner Adoptivmutter befreit hat. Und ohne ihn wäre ich nicht der Mann, der ich heute bin. Denn allein er ist dafür verantwortlich, dass ich eine etwas erträglichere Kindheit hatte und letztendlich Teil von La Casa wurde. Ein Teil seiner Mafia.

»Ich habe das für uns getan. Für das Wohl von La Casa und können wir es bitte dabei belassen?«, frage ich ihn, und nachdem er mich sekundenlang nur gemustert hat, nickt er schließlich. »Die Geschäfte laufen wieder alle«, erklärt Damian und ich schaue ihn zufrieden an. Denn genau so sollte es sein. Ohne die Freiheiten des Königs wären unsere Drogengeschäfte an der Grenze nämlich nicht mehr möglich gewesen.

»Eins solltest du aber noch wissen«, fügt er hinzu.

»Ja?« Fragend schaue ich meinen Halbbruder an.

»Ich bin dabei herauszufinden, wer deine leibliche Mutter ist.« Ich hätte vieles erwartet, aber nicht das. Natürlich habe ich selbst auch schon darüber nachgedacht, Informationen zu beschaffen, immerhin ist das mein Job in der Mafia, aber bis jetzt habe ich es nicht über mich bringen können. Dass Damian mir nun diese Aufgabe abnimmt, bedeutet mir viel.

»Danke, halt mich auf dem Laufenden, ja?«

»Natürlich.« Er kommt näher, klopft mir auf die Schulter und ich schenke ihm ein dankbares und seltenes Lächeln.

 

 

 

Mittlerweile ist die Party schon im vollen Gange und auch Giuliano und seine Leute sind eingetroffen, genauso wie Elara, Emilia und Bethany. Giuliano ist der mächtigste Mafiaboss Italiens und einer unserer engsten Verbündeten. Wir sind nicht nur gut befreundet, sondern teilen uns auch einige Gebiete, in beiden Ländern. Neben ihm sind wir noch mit den Macinis verbündet. Das ist der Mafiaclan von Lianas Mutter, mit der sie sich allerdings nicht sonderlich gut versteht, doch wenn es um die Vorteile für La Casa geht, ist das relativ irrelevant.

Noah und Diego, zwei Männer aus Giulianos Mafia und gleichzeitig auch Lianas Verwandte, sind ebenfalls hier.

Emilia, Damians Hausmädchen und gute Freundin von Liana, sitzt hier bei uns Männern und schreibt schon den ganzen Abend lang irgendetwas auf ihrem iPad. Ich kann sehen, wie Grayson immer mal wieder versucht ihr über die Schulter zu schauen, doch das bleibt nur vergeblich. Sie ist vollkommen fokussiert auf den Bildschirm vor sich und das Einzige, was sie dazwischen tut, ist, sich die braunen Haare hinters Ohr zu stecken oder die schwarze Brille auf ihrer Nase zurechtzurücken.

Grayson, bekannt als das Monster der spanischen Mafia, bringt soeben einen seiner schlimmsten Witze.

»In was beißt ein Kurier, wenn er die Ladung verliert?«

Wir zucken alle mit den Schultern.

»Kommt Leute, wollt ihr es nicht mal probieren?«

Ich hebe ablehnend die Hände, während alle anderen gespannt zu ihm sehen und auf die Auflösung warten.

»Ins Gras.« Grayson lacht los und wir alle lachen mit. Aber sicher nicht, weil der Witz so unsagbar gut war – denn das war er nicht. Sondern weil seine Lache einfach nur bestialisch böse klingt.

Und wir wissen alle, dass es sich dabei nicht nur um einen Witz handelt. Wir wissen alle, dass er einen Funken Wahrheit enthält. Dieser Funken Wahrheit entstand erst letzte Woche im Keller von La Casa. Doch so abartig Grayson manchmal auch ist, irgendwas an Emilia hat es ihm angetan. Besonders als die beiden einmal miteinander trainierten und gegeneinander rangelten, konnte man sehen, wie sie ihn anmacht. Er war hart und das so sehr, dass sogar ich es sehen konnte, obwohl ich nur aus dem Flur beiläufig in den Raum geschaut habe. Dass die kleine Streberin es dabei geschafft hat, sich wirklich gegen ihn zu wehren ... war beeindruckend.

Und sie sah ebenso, was sie mit ihm anstellte. Es gefiel ihr. Ganz eindeutig.

Kurz nachdem Harper und ich eingetroffen sind, habe ich dann noch ihre Freundinnen Meghan und Ophelia kennengelernt. Die beiden sind Schwestern und kommen anscheinend aus adeligem Hause. Mehr habe ich nicht wirklich über sie in Erfahrung bringen können. Jetzt sitzen die beiden Geschwister alleine an der Bar und betrinken sich. Ich glaube, so richtig kennenlernen werde ich sie wohl nie, und um ehrlich zu sein, ist mir das sogar ziemlich egal. Ich bevorzuge es, nur mit den wichtigsten Menschen Kontakte zu pflegen. Auch wenn die Blondhaarige von den beiden, Ophelia glaube ich, einigermaßen sympathisch wirkt.

Die anderen Mädels tanzen, passend zur Musik, auf der Tanzfläche und die Art und Weise, wie Harper ihre Hüften schwingt, scheint mich zu hypnotisieren. Ich kann nur sie anschauen, und erst als mich jemand an meinem Arm berührt, merke ich, dass ich angesprochen wurde.

»Was hältst du davon, wenn wir deine Party nach oben verlegen?«, fragt Bethany, die neben mir auf einer der Ledercouchen im VIP-Bereich sitzt und dabei ein Bein auf meinen Schoß gelegt hat. Wir wissen beide ganz genau, was sie meint. Und sie muss meine Beule bereits entdeckt haben. Doch ich bin nicht wegen ihr so hart, sondern wegen Harper.

Diese Prinzessin …

Keine Frage, Bethany ist eine schöne Frau, doch ihr ausgewaschenes blondiertes Haar, welches ihr bis zur Schulter reicht, und ihre blauen Augen sind nichts im Gegensatz zu Harpers Erscheinung.

Zade, der mir mit Damian gegenübersitzt, wirft mir schon den ganzen Abend lang warnende Blicke zu und ich weiß, dass die beiden es nicht für gut halten, dass Bethany hier ist. Aber ich wollte es. Sie war irgendwie immer eine Art Ventil, wenn etwas aus dem Ruder lief. Und ich hatte sie genau deswegen gern um mich. Ich verspreche Harper die Ehe, aber schwöre ihr keine Treue. Und dabei wiederhole ich nur ihre Worte, die ich sie vorhin selbst habe sagen hören, als sie mit Liana auf der Toilette sprach.

»Soll er mich doch heiraten. Von Treubleiben ist niemals die Rede.«

Harper wird es bestimmt nicht merken, wenn ich für zwanzig Minuten weg bin. Immerhin ist sie ganz vertieft darin, mit Elara zu tanzen. Und dazu kommt noch, dass sie heute nicht einmal versucht hat, mit mir ins Gespräch zu kommen.

Also warum sollte ich mir diesen Abend nicht auch meinen Spaß gönnen?

Erneut scanne ich Harper, die sich mit ihrem perfekt geformten Po an ihre rothaarige Freundin drückt.

Elara arbeitet für Zade hier im Dark Hollow. Sie bringt sich immer mehr in unsere Gruppe mit ein und ist Giulianos Schwester.

Das Thema hat in den letzten Wochen immer wieder Fragen aufgeworfen, da Elara trotz ihrer Familie kein Mitglied der italienischen Mafia mehr ist. Noch weniger ist sie ein Mitglied von La Casa.

Ich betrachte Harper ein wenig länger, wie sie ihre Hüften schwingt, und wende mich dann an Bethany.

»Gehen wir.« Ich nehme sie an der Hand und gemeinsam steigen wir die Treppen hoch zu den oberen Räumen. Hier finden unsere Geschäfte statt und am Ende vom Flur gibt es extra ein Gästezimmer für Fälle wie diesen, doch so weit kommen wir gar nicht. Bethany küsst mich kurz vor der Tür stürmisch und ich packe fest ihren Hintern. Irgendetwas fühlt sich falsch an, doch Gefühle zu unterdrücken ist eins meiner besten Talente. Also mache ich es auch jetzt.

Und es ist Harper und der Umstand, in dem wir stecken, an den ich denken muss. Harper hat keinen Platz hier zwischen mir und Bethany und trotzdem geht sie mir die ganze Zeit über nicht aus dem Kopf.

Diese Hüften …

Doch das hindert mich nicht daran, Bethany zu ficken, als gäbe es kein Morgen mehr. Denn sie vertreibt all meine Gedanken aus dem Kopf. So war es schon immer.

Nach einer Viertelstunde, und nachdem wir uns wieder hergerichtet haben, gehen wir wieder zu den anderen und mein Blick findet sofort den von Harper.

Sie weiß es.

Sie weiß, was ich gerade getan habe, und Bethany neben mir bemüht sich auch nicht, es zu verbergen. Sie streicht sich über den Mundwinkel und grinst Harper provokativ zu. Ich schaue Beth warnend an und sofort senkt sie den Blick. Wenigsten weiß sie noch, wo ihr Platz ist.

Emilia ist immer noch am Schreiben, und als Elara ihr Oberteil auszieht, um sich dann zusammen mit Harper an der Poledance-Stange zu rekeln, kann ich mich nicht mehr zurückhalten.

Ich spüre, wie meine Augenbrauen nach oben gehen, mit jedem Zentimeter, den sich auch Harpers Oberkörper entblößt.

»Was wird das?«, schreie ich über die Tanzfläche und stehe auf. Sofort dreht sich auch Zade um, und als er Elara so entdeckt, verändert sich etwas in seinem Blick.

»Elara, zieh dich sofort wieder an. Du bist nicht am Arbeiten«, ruft er. Die beiden teilen schon seit Jahren eine komische Hass-Freundschaft miteinander. Er meint, da wäre nichts zwischen ihnen, doch wie er immer wieder aufs Neue aus seiner Haut fährt, wenn es um sie geht, sagt genug. Eigentlich steht Zade nicht auf die komplizierte Art von Frauen, doch Elara ist genau das. Vielleicht sträubt er sich deshalb so dagegen und seine vernünftige Seite sagt ihm, er solle das mit ihr lieber lassen.

»Was, wenn nicht?«, fragt Elara provokant, und als ich wieder Harper anschaue, die neben Elara steht, ändert sich etwas an ihrem Blick. Keine Sekunde später hat auch Harper ihr T-Shirt vollständig ausgezogen und tanzt zusammen mit Elara an der Stange. Dabei sehe ich nicht zum ersten Mal die kleine Schlange, welche sich zwischen Elaras Brüsten befindet. Allerdings sieht Harper für mich viel ... weicher aus. Ihre Haut scheint so rein zu sein, dass ich am liebsten meine Spuren darauf hinterlassen würde.

»Dios mio!«, fluche ich. Ich glaube, ich bin hier in meiner ganz persönlichen Hölle.

»Harper, komm da runter!«, rufe ich ihr zu und gehe weiter zu ihr vor.

»Ich mache nicht, was du mir sagst, Darling!«, schreit sie zurück und tanzt weiter, als wäre nichts. Dieser neue Spitzname macht etwas mit mir, was ich nicht genau beschreiben kann. Schon gestern hätte ich sie deswegen gerne übers Knie gelegt und ihren Arsch versohlt.

»Ist das so? Wenn du in zwei Sekunden nicht da runterkommst, komme ich zu dir hoch und du wirst es bereuen, mir nicht gehorcht zu haben.« Sie hört auf zu tanzen. Für einen Moment schauen wir uns nur an, doch ihre prallen Brüste, welche von einem weißen Spitzen-BH gehalten werden, machen es mir wirklich schwer, ihr nur ins Gesicht zu schauen.

Sie kommt auf mich zu und grinst mich an.

»Dir gefällt, was du siehst, mhm?«, fragt sie mich und ich kann den Alkohol bis hierher riechen. Scheiße. Wie viel hat sie getrunken? Ich beuge mich zu ihr und nähere mich ihrem Ohr. Dabei steigt mir ihr süßlicher Geruch in die Nase.

»Ich hasse es.« Ich sehe, wie meine Worte sie verletzen, und bereue es ein wenig, es so direkt gesagt zu haben. Aber es stimmt doch. Oder? Ich muss die Lüge aufrecht halten, wenn ich nicht will, dass ihr Vater sie einem anderen verspricht.

Warum belüge ich mich jetzt schon selbst ...

»Na, wenn das so ist, kann ich ja auch weitertanzen.« Provokant hebt sie die Augenbrauen und dabei ist der Schmerz von zuvor nicht mehr zu sehen. Diese Frau! Sie möchte gerade zurück zur Stange, als ich sie um ihre Taille packe und zu mir ziehe. Ich nehme ihr Kinn mit einem festen Griff in die Hand und zwinge sie damit, mich anzuschauen.

»Du ziehst dich jetzt sofort an und dann gehen wir. Hast du das verstanden, Prinzessin?«

»Träum weiter«, gibt sie zurück und dabei spüre ich, wie sich ihre Brüste an mich drücken.

Beherrschung, Dylan.

»Spiel nicht mit mir, Harper!«

»Aber ich dachte, du magst Spiele? Oder warum hast du sonst ein Spielzimmer?«, fragt sie sarkastisch und sofort ist meine Geduld am Ende. Ich packe sie und lege sie mir über die Schultern.

»Wir gehen«, gebe ich den anderen Bescheid und Damian geht schon mal vor, um den Wagen in die Tiefgarage zu fahren, sodass uns keine Paparazzi sehen können. Harper wehrt sich und schlägt auf meinen Rücken ein, doch das ist mir völlig egal.

»Du bist kein Spieler, sondern ein Spielverderber!«, schreit sie auf meiner Schulter und ich lache ganz kurz auf. Diese Frau hat Humor, das muss man ihr lassen. Auch wenn gerade der Alkohol aus ihr spricht.

»Du siehst hammer aus, Elara!«, ruft sie jetzt, da Elara immer noch am Tanzen ist. Gott, sie ist so was von dicht.

»Das reicht jetzt. Zieh dich sofort an oder ich sorge dafür!«, schreit Zade jetzt Elara an und ich kann nicht leugnen, dass es amüsant ist, den beiden zuzuschauen. Angestrengt fährt sich Zade durch die dunkelblonden Haare, als er zu Elara blickt.

»Ach ja? Dann fang mich doch«, erwidert Elara und keine Sekunde später merkt sie, dass es ein Fehler war, denn Zade sprintet los und Elara rennt, so schnell sie kann, weg. Die beiden verschwinden in der Dunkelheit des Clubs und ich kann sie nicht mehr sehen.

Mein Handy vibriert und ich habe die Bestätigung von Damian, dass ich runterkommen kann. Mit Harper auf meiner Schulter gehe ich nach unten und zusammen fahren wir zurück zum Palast. Im Auto habe ich ihr mein Jackett gegeben, damit sie es sich überziehen kann. Nur widerwillig hat sie es angenommen. Aber das ist mir egal. Hauptsache nicht noch mehr Menschen sehen sie halbnackt.

Nachdem wir sicher in der Eingangshalle angekommen sind, stütze ich Harper, da sie zu betrunken ist, um alleine die vielen Treppen nach oben zu laufen. Ich würde ja den Aufzug nehmen, doch dafür braucht man einen Schlüssel, den ich nicht besitze.

»Du bist so ein Arschloch, weißt du das eigentlich?«, nuschelt sie. Es ist mir gerade so was von egal, was sie von mir hält, da ich sie einfach nur in ihr Zimmer bringen will, ohne dass ihr Vater etwas davon mitbekommt. Ich kann es mir nämlich nicht leisten, dass er bereits nach zwei Tagen denkt, ich könnte meiner Pflicht nicht nachkommen und Harper nicht zügeln.

---ENDE DER LESEPROBE---