Dark Touch (Spanish Mafia 3) - Alexa B. - E-Book

Dark Touch (Spanish Mafia 3) E-Book

Alexa B.

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Beschreibung

Nur weil man das Land verlässt, ist man noch lange nicht in Sicherheit … Nach einem tragischen Unfall beschließt Elara, die italienische Mafia zu verlassen. Doch ihr Gewissen treibt sie zurück in das Land, in dem sie aufgewachsen ist. Elara ahnt nicht, dass ihre Rückkehr bereits sehnsüchtig erwartet wird. Denn eine Gang, die für die italienische Mafia Drogen lieferte, hat noch eine Rechnung mit der rothaarigen Schönheit offen. Und so fürchtet Elara nicht nur um ihr eigenes Leben, sondern auch um das ihrer Freunde. Und um das von Zade, in den sie unsterblich verliebt ist. Sie weiß, dass er ihre größte Schwäche sein kann und Elara verletzlich macht …

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Vorwort
Kapitel 1 Elara
Kapitel 2 Elara
Kapitel 3 Zade
Kapitel 4 Elara
Kapitel 5 Elara
Kapitel 6 Zade
Kapitel 7 Elara
Kapitel 8 Elara
Kapitel 9 Elara
Kapitel 10 Elara
Kapitel 11 Zade
Kapitel 12 Elara
Kapitel 13 Elara
Kapitel 14 Elara
Kapitel 15 Zade
Kapitel 16 Zade
Kapitel 17 Elara
Kapitel 18 Elara
Kapitel 19 Elara
Kapitel 20 Zade
Kapitel 21 Elara
Kapitel 22 Zade
Kapitel 23 Elara
Kapitel 24 Elara
Kapitel 25 Zade
Kapitel 26 Elara
Kapitel 27 Zade
Kapitel 28 Elara
Kapitel 29 Zade
Kapitel 30 Zade
Kapitel 31 Elara
Kapitel 32 Elara
Kapitel 33 Zade
Kapitel 34 Elara
Kapitel 35 Zade
Kapitel 36 Zade
Kapitel 37 Elara
Kapitel 38 Elara
Kapitel 39 Zade
Kapitel 40 Zade
Kapitel 41 Elara
Kapitel 42 Elara
Kapitel 43 Zade
Kapitel 44 Elara
Kapitel 45 Elara
Kapitel 46 Elara
Kapitel 47 Elara
Danksagung

Alexa B.

 

DARK TOUCH

Verlangen nach ihr

(Spanish Mafia Band 3)

 

DARK TOUCH – Verlangen nach ihr (Spanish Mafia)

 

 

 

 

© 2024 VAJONA Verlag GmbH

Originalausgabe bei VAJONA Verlag GmbH

 

 

Lektorat: Vanessa Lipinski

Korrektorat: Désirée Kläschen und Susann Chemnitzer

Umschlaggestaltung: Julia Gröchel,

unter Verwendung von 123rf

Satz: VAJONA Verlag GmbH, Oelsnitz

 

VAJONA Verlag GmbH

Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3

08606 Oelsnitz

 

 

Dieses Buch ist für alle, die sich einen Mann wünschen, der vor ihnen auf die Knie geht und um Vergebung bettelt.

Hinweis

In diesem Roman werden Themen wie Blut, Mord, emotionaler Missbrauch, Trauer, Verlust, Folter, Tod, Waffengebrauch, Schimpfwörter, explizite sexuelle Handlungen, Lügen, Drogenszene, Gewalt, Erpressung, Alkoholkonsum, pflegebedürftige Personen sowie Lähmung einer Körperhälfte, Bombengebrauch, und Stalking behandelt.

Vorwort

In diesem Buch wirst du einem heißen Mann verfallen, der nicht nur einen Nachtclub besitzt, sondern auch ein Mitglied der mächtigsten Mafia Spaniens ist. Er wird ein Verlangen in dir wecken, von welchem du vorher noch nicht wusstest, dass es existiert.

 

Zade Hollow wird dir alle deine Slips versauen.

 

Doch sei gefasst. Denn diese Geschichte könnte deine dunkelsten Seiten zum Vorschein bringen und dich mit in die Hölle ziehen.

 

Viel Spaß beim Lesen und pass auf dein Gewissen auf. Denn es wird eindeutig auf die Probe gestellt werden.

 

In Liebe,

 

Alexa.

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1 Elara

»Deine Lippen schmecken nach Alkohol.« Ich presse meinen Körper enger an ihn und liebkose mit meiner Zunge seine. Dass er den Whiskey, welchen ich zuvor getrunken habe, schmeckt, wundert mich nicht. Immerhin feiern wir heute den Junggesellenabschied von einer guten Freundin. Da hat es nicht lange gedauert, bis ich nicht mehr nüchtern war. Der Alkohol war schon immer ein Anker für mich gewesen.

»Aber warum ...« Schwer atmend lasse ich von meinem Boss ab, um zu hören, was er sagen will.

»Aber warum was?«, frage ich und blicke dabei in seine grauen Augen, die mit Lust getränkt sind.

»Warum fühlt sich das hier so gut an?« Erneut greift er in meine kupferroten Haare, um mich hart und rücksichtslos zu küssen. Dabei entweicht mir ein lustvolles Seufzen.

»Ich glaube, Elara ... Ich werde nie mehr aufhören können, diese Lippen für mich zu beanspruchen.« Seine Worte sind so ehrlich, dass sie mich auf eine ganz andere Weise berühren.

Schlagartig wird mir bewusst, was ich hier tue.

Ich küsse meinen Boss. Die rechte Hand der spanischen Mafia. Ruckartig löse ich mich von ihm und schiebe ihn von mir. Das hier darf nicht sein. Ich bin kein Mensch für Beziehungen und etwas Einmaliges mit ihm kommt nicht infrage. Denn danach werde ich ihn ständig sehen müssen.

»Elara, was-«

»Das war ein Fehler, Zade. Vergiss es.« Und dann renne ich aus dem Umkleideraum.

Ich schrecke auf und blicke an die weiße Zimmerdecke. Es war nur ein Traum. Oder eher gesagt eine lebhafte Erinnerung, die mich seither nicht mehr loslässt. Ich wische mir über die verschwitzte Stirn und setze mich auf.

Ein einziges Mal. Einmal habe ich mich meinem Verlangen zu meinem Boss hingegeben und seit dieser einen Nacht lassen mich die Gedanken an ihn nicht mehr los.

Ich habe öfter belanglose Bettgeschichten. Weshalb verfolgen mich dann ausgerechnet diese Küsse?

Es war ein verdammter Fehler und ich werde dafür sorgen, dass es nicht noch mal vorkommt. Denn Zade ist nicht nur mein Boss, sondern auch ein Teil der spanischen Mafia.

Das mit uns war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Ich würde nur Chaos in sein geregeltes Leben bringen und überhaupt ist er … fünf Jahre älter.

Jahrelang war ich selbst Mitglied einer Mafia. Der italienischen. Damals habe ich als Spionin für meinen Vater und später für meinen Bruder gearbeitet. Aber ich konnte das nicht länger. Nicht weil mich Blut, Morde und Schießereien abschrecken, denn das tun sie ganz und gar nicht. Sondern weil ich die Menschen belügen musste, die mir wichtig sind. Und dann war da dieser Vorfall vor vier Jahren ...

Ich schüttle den Kopf und verdränge die Erinnerung an diesen Tag. Ich fahre mir durch die Haare und seufze, während ich mich auf die Bettkante setze.

Zu meinen Kindertagen habe ich wie mein Bruder in Italien gelebt. Allerdings wurde ich dann später mit einem Auftrag nach Spanien geschickt und seitdem lebe ich hier. Vieles hat sich die letzten Jahre verändert und ich bin froh darüber, hier in Madrid meine eigene kleine Mietwohnung zu haben. Sie bietet mir Freiraum und wenn dieser Brief vor wenigen Tagen nicht angekommen wäre ...

Dann würde ich wahrscheinlich auch nie wieder freiwillig Italien bereisen.

Aber das Glück ist wie so oft nicht auf meiner Seite. Denn der Brief meiner damaligen besten Freundin lässt nicht zu, dass ich nicht zu ihr gehe. Sie braucht mich und ich schulde ihr etwas. Mehr als das …

Ich schaue zum Nachttisch und betrachte den Brief, der noch immer darauf liegt. Durch das geöffnete Fenster ist das Summen der Grillen zu hören, welches die Nacht begleitet.

Meine Erinnerungen an die Vergangenheit versuche ich zu verdrängen – und meistens klappt das auch gut –, doch dieses Mal werde ich es nicht vor mir herschieben können. Das wäre ihr gegenüber nicht fair.

Liana und Harper wissen, dass ich eine enge Freundin besuchen gehe. Was aber genau dahintersteckt, ahnen sie nicht. Es ist auch besser, wenn sie nichts davon wissen. Liana erwartet ihr erstes Kind, sodass ich sie nicht unnötig in irgendeine stressige Situation bringen möchte und Harper? Sie ist endlich glücklich. So richtig glücklich.

Ich greife nach dem Brief und halte ihn mir erneut vor Augen.

 

Liebe Elara,

es fällt mir schwer, das hier anzufangen, da wir außer weniger Mails, keinen Kontakt mehr hatten. Du meldest dich seit einiger Zeit nicht mehr bei mir, dabei will ich wissen, wie es dir geht.

Ich will, dass du weißt: Ich hatte einen weiteren Schlaganfall. Der Zweite seit der Explosion. Keine Ahnung, wie ich weitermachen soll. Die Pfleger meinten, mein Zustand wird immer kritischer. Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich dir niemals die Schuld für all das gegeben habe, was mir widerfahren ist. Ich weiß aber, dass du sie dir gibst. Doch das ist falsch.

Hoffentlich geht es dir in Spanien gut und du genießt die Freiheit. Ich würde dich gern wiedersehen. So gern!

Amo il tuo,

Francesca

 

In Liebe deine, Francesca.

 

Ich knülle das Stück Papier zusammen und werfe es vor mich auf den Boden. Als dieser Brief in meinen Händen gelandet ist, hat er mich vollkommen aus der Bahn geworfen und das tut er immer noch. Ihr geht es schlechter und das ist allein meine Schuld. Wie kann sie behaupten, dem wäre nicht so?

Sie will mich sehen. Und ich? Ich will es auch. Und ich sollte ihr den Gefallen tun, nicht? Wenigstens das.

Francesca bedeutet mir viel. Noch immer.

Deshalb steige ich noch heute Nacht in ein Flugzeug.

Ich stehe auf und durchquere das Zimmer, welches ziemlich unordentlich ist. Schnappe mir einen Berg Klamotten und stopfe ihn in meinen Kleiderschrank. Meine Bettdecke lasse ich zusammengeknüllt liegen. Als ich mich umdrehe, fällt mir ein letztes T-Shirt auf dem Boden auf, welches ich mir schnappe. Sobald ich mich wieder erhebe, sehe ich aus dem bodenlangen Fenster. Man hat von hier einen direkten Blick auf den Nachtclub, in dem ich arbeite. Das Dark Hollow ist der beliebteste Club Spaniens. Und einer meiner liebsten Orte.

Schon immer habe ich gerne gefeiert, aber dieser Club … er hat einen besonderen Platz in meinem Herzen.

Draußen ist es dunkel und wie so oft bin ich wach, wenn die meisten Menschen noch schlafen. Als Stripperin habe ich nicht die üblichen Arbeitszeiten und jede Woche werde ich in eine andere Schicht eingeteilt. Doch genau das liebe ich.

Wenn man zu dem großen Gebäude blickt, sieht das Dark Hollow aus wie ein schwarzer Kasten. Nur durch wenige Fenster strahlen die Neonlichter nach draußen, welche innen den Club beleuchten. Der Name des Clubs prangt am Eingang in einem grellen Rot und sobald ich zur obersten Etage blicke, schaue ich direkt in sein Gesicht.

In das Gesicht, welches mich bis in meine Träume verfolgt.

Leider kann man von meiner Wohnung aus, die sich im vierten Stockwerk eines großen Wohnhauses befindet, perfekt in sein Schlafzimmer sehen. Das ist der Nachteil, wenn man in eng aneinander gebauten Corallas wohnt. Aber sie bilden nun mal das historische Stadtbild von Madrid.

Wieso muss er ausgerechnet über seinem eigenen Club wohnen?

Ich erkenne sein gemachtes Bett, den Flachbildschirm an der gegenüberliegenden Seite und den langen Esstisch in der Mitte. Schon oft habe ich von hier aus beobachten können, wie er eine seiner Betthäschen vögelt und jedes Mal ist mir die Galle dabei hochgekommen.

Was nicht schwer ist, bei diesen riesigen Fenstern. Die einzigen Panoramafenster im Dark Hollow. Er will, dass ich diese Scheiße sehe.

Aber im Moment sind da nur wir beide. Wir schauen einander an. Seine dunkelblonden Haare sind verwuschelt und sein weißes Hemd knöpft er sich gerade bis zum letzten Knopf zu.

Hitze steigt in meinem Bauch auf.

Das sollte nicht sein. Es darf nicht sein.

Gerade als ich glaube, dass er sich den Gürtel anziehen will, tippt er sich auf die teure Armbanduhr. Ein bösartiges Grinsen legt sich auf sein Gesicht und ich weiß, was er mir damit sagen möchte. Ich soll mich für die Arbeit fertig machen. Pünktlichkeit ist nicht gerade eine meiner Stärken.

Ich zeige ihm den Mittelfinger.

Er lacht. Ich ziehe mit der freien Hand die Vorhänge zu. Somit muss ich sein Gesicht nicht mehr ertragen und kann in Ruhe ein- und ausatmen.

Zeit, mich in Schale zu werfen für meine letzte Schicht, bevor es zurück in die bitterliche Vergangenheit geht.

 

 

 

Ein letztes Mal ziehe ich genüsslich an meiner Kippe, bevor ich sie auf dem Boden zertrete. Mit hochhackigen, durchsichtigen High Heels, roten Kniestrümpfen, Spitzen-BH und einem Mantel, der alles abdeckt, laufe ich durch den dunklen Eingangsflur im Dark Hollow. Von ihm gehen mehrere Türen ab, die in anliegende Räume führen. Schon hier kann ich bereits die laute Musik hören, die auf der Tanzfläche gespielt wird.

Ich biege links ab, öffne die schwarze Tür auf der, »Solo para personal« Nur für Personal, steht. Und kurz darauf betrete ich den Umkleideraum von uns Stripperinnen.

»Elara. Ich wusste gar nicht, dass du heute arbeitest.« Madison kommt mit einem falschen Lächeln auf mich zu stolziert, während ich zu meinem Spind laufe, der auf der gegenüberliegenden Seite von ihrem ist. Zum Glück. Denn obwohl sie so tut, als würde sie mich mögen, weiß ich, dass es anders ist. Hinter meinem Rücken verbreitet sie Lügen und lässt dumme Sprüche über meinen Tanzstil aus.

»Den Schritt hatte sie aber auch mal flüssiger drauf, oder? Sie ist ja total verkrampft!«

Obwohl ihr klar ist, dass ich die Bessere von uns beiden bin, nimmt sie sich das Recht raus, solche Aussagen zu tätigen.

Genervt sehe ich an die taubgrauen Wände. Alles ist mir lieber, als ihre eingebildete Miene weiterhin sehen zu müssen. Ihr unschuldiges Erscheinungsbild passt nicht zu ihr. Denn die Löckchen und die vielen Sommersprossen auf ihrem Gesicht sind nur Fassade. Erst wenn man sie richtig kennt, erkennt man, was sich darunter verbirgt. Ich verdrehe die Augen.

»Zade hat mich spontan noch eingeteilt«, antworte ich ihr und stelle meine Tasche in den Schrank. Dann ziehe ich mir den Mantel von den Schultern und hänge ihn ebenfalls hinein. Schon stehe ich halbnackt da. Für viele wäre es ein Albtraum, diesen Job auszuführen, doch ich liebe das Tanzen an der Stange und könnte mir nichts Besseres vorstellen.

»Außen oder VIP?«, möchte sie wissen und kämmt sich dabei die braunen Locken durch. Sie ist noch in ihren schwarzen Mantel gehüllt.

»Außen.« Der Außenbereich ist die ganz normale Tanzfläche, auf der mittendrin zwei kleine Bühnen stehen, auf denen wir uns bewegen. Bisher wurde ich von uns allen am häufigsten in den VIP-Bereich berufen und wenn ich es nicht bin, dann ist es meistens Madison. Ich glaube, deshalb macht sie eine Art Wettbewerb daraus. Doch für mich ist das vollkommen überflüssig.

Hauptsache ich bekomme meine Kohle und kann tanzen.

»Ehrlich? Wie schade. Ich bin heute im VIP.« Ich kann förmlich hören, wie sie sich innerlich über ihren Sieg freut, der überhaupt keiner ist.

»Na dann viel Glück.« Am liebsten würde ich ihr den roten Lippenstift, den sie sich gerade aufträgt, über ihr gesamtes Gesicht ziehen.

»Dir auch, Amiga.« Amiga. Das kann sie sich sonst wo hinschieben. Vor mir braucht sie nicht so zu tun, als wären wir Freundinnen. Und schon gar nicht brauche ich ihr Glück.

Ich entgegne nichts weiter und gehe zur Tür hinaus. Mal sehen, wie viel Geld mir diese Nacht bringen wird.

 

Kapitel 2 Elara

Verlangende Hitze prickelt unter meiner Haut. Das ist der Moment, in dem ich seine Augen auf mir spüre. Ich mache eine letzte Drehung, kopfüber, an der Stange und gehe schlussendlich auf dem Bauch zu Boden. Meinen Po strecke ich dabei in die Höhe und schaue ihn ebenfalls ganz genau an.

Er steht am Geländer auf der nächsthöheren Etage und lehnt sich mit seinem aufgeknöpften Hemd nach vorn. Die schwarze Jeans sitzt tief auf seinen Hüften und die dunkelblonden Haare trägt er nach hinten.

Er fixiert mich mit einem feurigen Blick. Ich kann einfach nicht aufhören, ihn anzuschauen. Was er sich wohl gerade vorstellt? Mag er es mich nur in heißen Dessous tanzen zu sehen? Will er mich so?

Als die Menschen vor mir zu klatschen beginnen, fasse ich mich wieder und stehe auf.

Ich winke der Menschenmenge zu und fange dann an, die Geldscheine auf dem Boden einzusammeln. Das sieht nach einem Haufen Kohle aus. Jede Nacht ist es mein Highlight, zu zählen, wie viel Geld ich an diesem Abend gemacht habe.

Als ich wieder nach oben sehe, ist Zade verschwunden.

Was stimmt nur nicht mit mir? Früher hat es mich nicht interessiert, ob er mich beobachtet hat oder nicht. »Süße, komm mal her, ich habe da noch was für dich.« Ein alter Herr, der bestimmt doppelt so alt ist wie ich – wenn nicht sogar älter –, schaut von unten zu mir auf die Bühne.

Er schreit, damit ich ihn einigermaßen höre.

Mit einem spürbaren Lächeln auf den Lippen gehe ich auf ihn zu. Ich kann es nicht leiden, wenn Männer meinen nach einer Show mehr zu bekommen. Doch trotzdem muss ich sie wenigstens nett abweisen.

Das ist mein Job.

»Ja?«

»Komm zu mir, dann kann ich es dir geben.«

Ich seufze unauffällig und steige runter. Der Typ will mir seine Hand reichen, um mir von der Bühne zu helfen, doch ich ergreife sie nicht.

»Hier bin ich.«

»Ja, hier bist du«, entgegnet der ältere Mann und leckt sich dabei über die Lippen. Er mustert meinen Körper. Und da ich weiß, auf was das hier, in seinen Gedanken, bereits hinausläuft, verpasse ich ihm eine Abfuhr.

»Ich gebe keine Privattänze, aber danke für Ihr Interesse.« Mit diesen Worten möchte ich mich von ihm wegdrehen und zu den Umkleiden laufen. Doch er packt meinen Arm und dreht mich zu sich. Sein Mundgeruch, der nach strengem Alkohol riecht, weht mir entgegen. Ich verziehe angewidert das Gesicht. Am liebsten würde ich ausholen und ihm auf die Nase schlagen. Denn als frühere Spionin weiß ich mich ziemlich gut zu verteidigen.

»Das will ich auch gar nicht.« Er leckt sich erneut die Lippen. »Aber wenn du mit mir für fünf Minuten auf die Toilette verschwindest, gebe ich dir das hier.« Aus seiner linken Hosentasche zieht er ein Bündel Scheine. Ich bin mir sicher, dass es einiges an Geld ist, doch für keine Summe auf dieser Welt würde ich meinen Körper für Sex verkaufen.

»Kein Interesse.« Ich versuche, seinen Arm von mir zu schieben, doch sein Griff wird fester. Er soll mich loslassen.

»Nein.«

»Komm schon. Schenk mir nur fünf Minuten in deiner kleinen Fotze.«

Ungläubig starre ich den Mann an. Hat er das gerade ernsthaft gesagt? Ich sehe, wie sich uns ein dunkler Schatten nähert, und Sekunden später hat Zade die Hand des Fremden von meinem Körper gezerrt. Er verharrt zwischen dem Fremden und mir.

»Sie hat Nein gesagt. Und ob du es glauben willst oder nicht, Arschloch, aber ein nein ist ein vollständiger Satz. Also Finger weg von meinem Mädchen.«

Mit einer Handbewegung ruft er die Security her und sie führen den alten Mann hoch zu den oberen Räumen.

»Was ist das hier für ein Laden!«, schreit der alte Mann, als er nach oben gezerrt wird. Bisher habe ich es immer selbst geschafft, mich aus solchen Situationen zu winden, aber selten war einer so versessen darauf mit mir auf die Toilette zu verschwinden. Allein bei der Vorstellung seinen schrumpligen und wahrscheinlich ungewaschenen Schwanz ... Mir wird schlecht.

»Alles okay bei dir, Elara?« Zade schaut mich besorgt an.

»Ja.« Ich hätte das auch alleine geschafft. Irgendwie. Immer noch überwältigt von der Situation, streiche ich mir eine Strähne hinters Ohr. »Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen.«

»Doch, das war es.«

Ich schlucke schwer und versuche meinen Herzschlag zu beruhigen. Wir schauen uns in die Augen und sagen nichts weiter. So ist es immer zwischen uns. Wir bringen einander um den Verstand und irgendwann kracht es dann. Doch das letzte Mal hat das nicht in einem Streit geendet, sondern mit einem Tanz unserer Lippen. Und das darf nicht noch mal passieren. Ich kann momentan niemanden in meinem Leben gebrauchen, der mit meinem brüchigen Ich konfrontiert wird.

»Du arbeitest heute nicht mehr.«

Er dreht sich um und läuft durch die schwitzende Menge zurück zu den gläsernen Treppen, die nach oben führen. Was meint er damit? Ich hätte noch zwei Tänze und kann es mir nicht leisten, diese ausfallen zu lassen.

»Was? Doch, das werde ich«, schreie ich ihm hinterher, während ich ihm folge. Denn die laute Musik lässt etwas anderes nicht zu. Das kann doch nicht sein fucking ernst sein!

»Nein, Elara. Ruh dich aus.«

Ich gehe hinter ihm ebenfalls die Treppen hoch. Sobald wir vor seinem Büro ankommen, bleibt er stehen.

»Ist es wegen dem alten Eckelpacket? Mir geht es gut.« Genervt fahre ich mir durch die roten Haare.

»Er wollte dich flachlegen. Auf der Toilette. Hat dich nicht losgelassen. Also, ja. Außerdem siehst du fertig aus.«

»Ich stand vor fünf Minuten da oben. Natürlich bin ich noch verschwitzt. Doch das ist nichts, was ich in der Umkleide nicht wieder in Ordnung bringen kann.«

Er räuspert sich, bevor er weiterspricht. Dabei versucht er, seinen Blick von meinem nackten Körper abzuwenden. Es gelingt ihm. »Du wirkst müde. Bitte nimm dir die paar Stunden und geh früher nach Hause.«

Die drei Schichten Concealer, welche ich mir extra aufgetragen hatte, helfen also wenig dabei, meine Augenringe zu verdecken.

»Das kann ich mir nicht leisten!«

Ich brauche dieses Geld, denn das, was ich in der Hand habe, wird niemals für mehr als zwei Wochen reichen.

»Wie viel bekommst du ungefähr pro Tanz?«

Ich sehe meinen Boss verwirrt an.

»Warum?«

»Elara, wie viel? Ich weiß, was du von mir bekommst, aber was bekommst du von den Typen da zusätzlich?«

Seine grauen Augen brennen sich in meine. Ich muss den Blick senken, um die Gänsehaut zu stoppen, welche sich in meinem Nacken anfängt, breitzumachen. Warum hat er diese Wirkung auf mich?

»Mindestens fünfhundert zusätzlich.«

Er zieht sein Smartphone aus der Jeans und tippt kurz darauf, bevor er mich wieder ansieht.

»Glückwunsch, du bist zweitausend Euro reicher.«

Ich balle die Hände zu Fäusten. Wut baut sich in mir auf.

»Das ist zu viel.«

Er grinst, als er sich mit einer Hand an der dunklen Wand anlehnt und sich zu meinem Ohr hinunterbeugt. Warum muss er nur so groß sein? Das macht mich irgendwie ... nervös und ich bin nie wegen irgendwas nervös. Nie. Niemals.

Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange und verschränke die Arme vor der Brust.

»Dem bin ich mir bewusst, aber es ist mir egal. Ich habe genug Geld. Jetzt geh nach Hause und leg dich in dein Bett«, flüstert er mir ins Ohr.

»Was fällt dir ein, Zade! Glaubst du, du kannst mich kaufen oder so was?« Ich lege meine Hand an seine Brust und versuche, ihn wegzustoßen.

Natürlich hat er Unmengen an Kohle. Immerhin ist er in der spanischen Mafia La Casa und führt seinen eigenen Club. Er hat damit genug Geldquellen.

Ich recke mein Kinn und schaue ihn selbstsicher an. »Ruh‘ dich einfach aus und gut ist.« »Unser kleiner Ausrutscher scheint dir ganz schön zu Kopf gestiegen zu sein.« Ich grinse ihn wissend an, ehe die Wut über mich kommt. Als sein Blick zu meinen Lippen wandert, bin ich mir sicher, dass er an die Nacht zurückdenkt.

»Ich gebe dir nicht das Geld, weil wir miteinander rumgemacht haben oder ich dich kaufen will. Sonst müsste ich hier einige bezahlen. Sondern weil du keinen deiner Urlaubstage genutzt hast, meine beste Tänzerin bist und dir noch nie einen Fehler erlaubt hast. Vom zu spät kommen abgesehen.«

Seine Worte verursachen einen Knoten in meinem Magen und ich schaue ihn böse an. Dass er mit manchen Angestellten geschlafen hatte, ist mir nicht entgangen. Immerhin hat auch er immer nur belanglose One-Night-Stands, aber dass er mich dazuzählt und das hier zur Sprache kommt ...

Seine Bürotür schwingt auf und Claire erschreckt sich, als sie uns entdeckt. Sie ist Zades neue Sekretärin.

»Sicherlich hast du auch sie schon auf deinem Schreibtisch flachgelegt«, hauche ich ihm ins Ohr.

»Nein. Noch nicht.« Ich schlucke. »Aber ich stehe auf Blondinen.«

Er schaut mich für einen Augenblick an. Dann wendet er sich an seine Assistentin. »Claire, in mein Büro. Wir müssen etwas besprechen.«

»Okay, Señor.« Sie geht zurück in den Raum. Er folgt ihr und zwinkert mir zu, bevor er die Tür hinter sich schließt. Weg ist er.

Ich schüttle den Kopf und atme schwer aus. Was war das und warum habe ich jedes Mal das Gefühl, in seiner Nähe die Luft anhalten zu müssen? Ich verdränge die Gedanken an Zade und versuche, nicht darüber nachzudenken, was er wohl jetzt mit Claire tun wird. Dass ich dennoch darüber nachdenke, bringt mich dazu, ihn zu hassen.

Ich bin mir sicher, er wird es genießen, die kleine Blondine zu ficken.

Die tanzende Menge unter mir feiert und ich stehe hier einfach so da. Seufzend lehne ich mich gegen das Geländer, von wo aus man den ganzen Club im Blick hat. Sobald eine Tür neben mir laut zuknallt, zucke ich heftig zusammen. Dann verschwimmen meine Gedanken und ich muss an den Moment denken, der vor vier Jahren stattgefunden hat.

 

»Lass mich los! Sie ist noch da drinnen, ich muss sie -«

Es kracht und im nächsten Moment fallen mein Bruder und ich zu Boden. Es war eine Druckwelle der Explosion, die uns umgehauen hat. Ich schreie auf, als mir klar wird, dass sie das nicht hätte überleben können. Mein Kopf dröhnt. Ich raffe mich wankend wieder auf. Dann – nachdem ich realisiert habe, was soeben passiert ist –, renne ich auf das zerstörte Gebäude zu. Bitte sei nicht tot …

 

Der plötzliche Musikwechsel von Pop auf Rap bringt mich wieder ins Hier und Jetzt.

Scheiße. Was war das?

Ich fahre mir über die schweißnasse Stirn. Langsam nehme ich die Treppen nach unten.

Ich kann vor dem, was damals passiert ist, nicht mehr fliehen. Ich muss zu ihr. Zu Francesca. Nacht Italien.

 

Kapitel 3 Zade

»Was kann ich für Sie tun, Señor?« Claire schaut mit ihren Rehaugen zu mir auf. Dabei presst sie die Akten, welche sie in den Händen hält, an ihre pralle Oberweite.

Sie ist eigentlich genau mein Typ. Blond, klein, Brüste, die schwer zu übersehen sind, und vor allem unkompliziert. Mit meinen dreißig Jahren gehe ich so gut wie jeder komplizierten Frau aus dem Weg. Ich hasse Diskussionen und Stress. Denn letzteres habe ich genug.

Doch Elara ... Sie ist eine Ausnahme. Meine fünf Jahre jüngere Angestellte macht es mir unmöglich, sie nicht zu wollen. Ihre kupferroten Haare, ihre bissige Art und ihre gesamte Ausstrahlung lassen mich vergessen, dass ich nichts mit Elara anfangen sollte. Denn sie ist alles andere als unkompliziert.

Trotzdem will ich sie. Und ich werde sie haben. Sie wieder spüren.

Seit unserem Kuss in der Umkleidekabine kann ich nicht aufhören, an sie zu denken.

Sie weiß nicht, dass ich sie jedes Mal anschaue, wenn sie wegschaut. Jedes Mal.

Und ich schaffe es nicht, damit aufzuhören ... Egal, wie sehr ich es versuche.

»Sortiere die Akten alphabetisch ein und komm nicht in den Wartebereich. Dann kannst du für heute Schluss machen.«

»Wird erledigt, Señor Hollow.« Mit diesen Worten dreht sie sich um und geht hinter meinen Bürotisch zu den Aktenschränken.

Ich gehe mit großen Schritten zu der Tür, die auf der anderen Seite des Raumes liegt. Als ich sie öffne, komme ich von meinem Büro aus in den Warteraum. Hier warten meistens Kunden darauf, dass ich sie empfange. Oder es finden Castings statt für neue Tänzerinnen. Immer, wenn es etwas zu besprechen gibt, mache ich es hier.

Denn in meinem Büro bin ich gerne ungestört.

Der Mann, welcher Elara vorhin angefasst hat, sitzt umringt von drei Securitys auf der Ledercouch in der Mitte des Zimmers.

Mit einem Nicken gebe ich meinen Männern zu verstehen, dass sie verschwinden können. Ich gehe währenddessen um das große Sofa herum und lasse mich auf dem kleinen Eichentisch vor dem alten Sack nieder.

»Wieso bin ich hier? Wirf mich doch einfach raus.«

Ich grinse und fahre mir über den getrimmten Dreitagebart. »Du weißt, mit wem du es zu tun hast, oder?«

Nun mustert er mich neugierig, dabei zieht er sich noch mehr Falten im Gesicht zu, als er ohnehin schon hat. Dann schüttelt er den Kopf. »Einem arroganten Clubbesitzer?«

Ich lache auf. Ganz Unrecht hat er nicht. Ich bin der Besitzer des Dark Hollows und ein wenig Arroganz schadet niemandem. Doch darauf wollte ich nicht hinaus. Die meisten meiner Gäste wissen, dass ich keine halben Sachen mache. Vor allem, wenn es um überhebliche Männer in meinem Nachtclub geht.

Er schaut mich abfällig an. »Was gibt es da zu lachen?«

»Jetzt hör mir mal zu.« Ich beuge mich zu ihm. »Ich bin nicht nur ein einfacher Clubbesitzer. Ich bin so viel mehr und mit Männern wie dir, rechne ich immer schnell ab.« Er muss an meinem Gesichtsausdruck erkennen, wie ernst ich es meine, denn er schluckt heftig.

»Was hast du vor?«

»Ich möchte dir eine Lektion erteilen, damit du weißt, dass man mit einer Frau nicht so umgeht.« Ich erhebe mich und baue mich vor ihm auf.

Er tut es mir gleich. Wie amüsant. Wenn er sich wehrt, macht es umso mehr Spaß.

»Du kannst mir nicht sagen wie –« Seine Worte ersticken, als ich ihm einen kräftigen Kinnhaken verpasse. Er fällt zurück auf das dunkle Sofa. Es war nicht das letzte Mal, dass er versuchen wird eine Frau zu packen und auf die Toilette oder in eine abgelegene Gasse zu zerren.

»Was wolltest du sagen? Entschuldige, meine Hand ist mir ausgerutscht.«

»Mistkerl«, knurrt er.

Er versucht, sich zu erheben, doch ich verpasse ihm erneut einen Schlag, bevor er es schaffen könnte. Er holt aus und will mir in den Bauch boxen, doch dafür ist er zu langsam. Ich packe seine Faust und drehe sein Handgelenk in einen unnatürlichen Winkel.

Es knackt – Er schreit auf.

»Okay, okay. Ich hab‘ verstanden!«

Ich mustere ihn abfällig. Glaubt er ernsthaft, ich kaufe ihm diese Masche ab?

»Ist dem so?«

»Ja! Bitte lass mich gehen.« Ihm läuft Blut aus den Mundwinkeln, welches auf meinem teuren Designerteppich landet. Dieser Mann macht mich wirklich wütend. Doch ich habe keine Lust eine Leiche verschwinden lassen zu müssen. Also gehe ich einen Schritt zurück. »D-Danke.«

»Hau ab. Ich will dich nie wieder in meinem Nachtclub sehen, kapiert? Und wenn ich erfahre, sehe oder mitbekomme, dass du einer Frau zu Nahe kommst dann –«

»Nein, ich …«

»Meine Ohren und Augen sind überall und ich habe deinen Namen, Gaspar.«

»Ja.« Er nickt eifrig.

Bevor er aus der Tür geht, packe ich ihn noch an seiner gebrochenen Hand. Er verzieht schmerzerfüllt das Gesicht, doch sagt nichts weiter. Im nächsten Augenblick wandert mein Knie mit voller Kraft zwischen seine Beine.

Er schreit auf.

»Jetzt verschwinde.« Mit zittrigen Beinen schlürft er aus dem Wartebereich.

Ich gehe mit schweren Schritten zum anliegenden Badezimmer, welches bräunlich gestaltet und mit schwarzen modernen Fliesen ausgestattet ist. Dann wasche ich mir sein Blut von den Händen.

Das Wasser im Becken färbt sich rot, doch schnell ist das blutige Wasser wieder verschwunden.

Schade. Es hat etwas von Genugtuung ihn dafür leiden zu sehen, dass er sie angefasst hat. Elara.

Meine kleine Dämonin.

 

Kapitel 4 Elara

Ein Tag später. Italien

 

»Guten Tag, ich würde gerne eine Freundin besuchen.«

Die Empfangsdame des Pflegeheims, welche mich, sobald ich eingetreten bin, mit einem Lächeln begrüßt hat, schaut mich nun liebevoll von ihrem Stuhl aus an.

»Wie heißt Ihre Freundin denn?«

»Francesca Bianchi.«

»Okay, ich brauche noch Ihren Namen. Dann schaue ich gleich mal, ob Sie auf ihrer Besucherliste stehen.«

»Elara ...« Ich zögere. Normalerweise wäre die Antwort ganz einfach. Elara Argent. Doch das ist nicht mein richtiger Nachname. Zumindest nicht der, den ich von meiner Geburt aus trage. Mein damaliger Job als Spionin zwang mich, ihn zu ändern. Neuer Name, neuer Lebenslauf. Doch wie ich Francesca kenne, hat sie meinen echten Namen eintragen lassen.

Sie mochte meinen neuen Namen nie.

Er war ihr zu englisch.

Zu fern von meiner Heimat. Italien. Doch das war genau das, was ich wollte.

»Elara Santis«, antworte ich schließlich. Die Dame beginnt in ihren Computer zu tippen. Ob ich überhaupt auf irgendeiner Liste stehe?

Francesca hat keine Ahnung, dass ich heute auftauche. Hätte ich ihr vorher Bescheid geben sollen? Ehrlich gesagt, hatte ich darüber nicht nachgedacht. Es stand außer Frage, dass ich kommen werde. Bitte ...

»Ah ja! Hier sind Sie.« Sie beugt sich vor und runzelt die Stirn. »Ihr letzter Besuch war 2019. Stimmt das?«

Ich schlucke schwer. »Ja, das müsste stimmen.« Die Empfangsdame nickt und erhebt sich dann mit einem glücklichen Gesichtsausdruck.

»Zimmer 304. Das ist den Gang entlang und dann müssten sie einmal rechts abbiegen.« Sie zeigt in die besagte Richtung.

»Vielen Dank.« Das wäre nicht nötig gewesen. Denn ich erinnere mich noch an ihr Zimmer, als wäre es gestern gewesen.

Der Unfall.

Ich drehe mich um und laufe in den Flur. Je näher ich Francescas Zimmer komme, umso schwitziger werden meine Hände. Ich reibe sie an meiner Jeans ab und fahre mir dann nervös durch die welligen Haare.

Hoffentlich freut sie sich wirklich über meinen Besuch.

304. Ich bleibe vor der weißen Tür stehen und atme tief ein und aus. Ich schaffe das. Sie ist immer noch deine Freundin. Ich klopfe leise.

Soll ich warten? Oder einfach eintreten? Ist sie überhaupt da? Was ist wenn ...

Weiter komme ich nicht, da in diesem Moment eine Stimme von drinnen »Herein« ruft. Ich schlucke und greife dann nach der Klinke. Langsam öffne ich die Zimmertür und sobald ich in Francescas Gesicht sehe, halte ich inne.

»E-Elara?«

Mit gesenktem Kopf trete ich vollends ein und mache hinter mir zu. Dann schauen wir uns einfach an. Sie ist blass und wie früher zeigt die rechte Hälfte ihres Gesichts kaum eine Reaktion. Lediglich ihr Auge ist noch intakt. Denn diese Seite ihres Körpers ist vollständig gelähmt. Meinetwegen. Und ebenfalls meinetwegen ist sie auf den Rollstuhl angewiesen, der neben ihrem Bett steht.

Ihre braunen Haare liegen ordentlich gebürstet auf ihren Schultern und sobald ich näher zu ihr gehe, kann ich sehen, dass sie Tränen in den Augen hat.

»Francesca.«

»D-Du bist hier.« Ihre Stimme zittert.

»Das bin ich. Ich hoffe, es ist okay, dass ich gekommen bin. Nach deinem Brief ... Ich musste dich einfach sehen.«

»Selbstverständlich ist es okay. Setz dich bitte.«

Sie klopft mit ihrer unversehrten Hand leicht aufs Bett und ich lasse mich vorsichtig darauf nieder. Es tut gut hier zu sein und ihre Stimme nach all der Zeit wieder zu hören. Doch immer, wenn ich sie anschaue, sehe ich ... Sehe ich meine Schuld darin. Mein Versagen. Meinen Fehler.

»Wie geht es dir nachdem ...« Ich schaffe es nicht, fortzufahren. Es ist einfach zu viel. Ich balle meine Hände und versuche, mich unter Kontrolle zu halten. Am liebsten würde ich drauf losschreien und ...

Doch damit ist weder Francesca noch mir geholfen.

»Nach dem zweiten Schlaganfall?«, beendet sie meinen Satz für mich.

Ich nicke.

»Die Lähmung breitet sich immer weiter aus und mein Gehirn macht auch nicht mehr ganz so mit.«

»Du vergisst viel?«, hake ich nach. Denn schon früher hat sie angefangen, kleine Dinge zu verwechseln oder sich komplett nicht mehr daran erinnern zu können. Der Schlaganfall vor ein paar Jahren hatte nämlich dazu geführt, dass sie Gedächtnisprobleme hat.

»Ja, öfter als vorher und meine Orientierung ist im Eimer, aber sonst ... lebe ich noch.« Sie verzieht das Gesicht, als würde sie mir ihre geheuchelte Freude zeigen wollen. Ich kann ihr das nicht zurückgeben. Sie hat das hier nicht verdient. Dieses Leben hat sie nicht verdient.

»Und wie geht es dir?«

»Ganz okay. Ich habe einen gut bezahlten Job und eine Bleibe, also alles, was ich brauche.«

»Arbeitest du immer noch in dem Club?«

»Ja.«

Ich hatte ihr davon in einer der Mails erzählt, die wir uns geschrieben haben. Es gibt mir einen Funken Hoffnung, dass sie sich daran zu erinnern scheint.

»Und hast du einen Freund?«

Leise schnaube ich auf und schüttle den Kopf.

»Nee, du kennst mich doch. Nichts, was über das Bett hinaus geht.«

»Also nur Sex? Wie früher?«

»Ja.«

»Das ist schade. Immerhin kannst du ja nicht für immer allein bleiben.«

Ich presse die Lippen zusammen. Allein sein war nie etwas, das mir Angst gemacht hat, doch wenn ich Francesca so sehe, mit rauer Haut, den traurigen blauen Augen und diesem leeren Blick ... Das macht mir Angst.

»Warum nicht? Ich habe meine Freunde in Spanien und ... dich. Irgendwie.« Ich schlucke schwer, sehe auf Francescas Lippen.

»Das ist nicht dasselbe, Elara. Also red‘ keinen Scheiß und such dir einen!«

Ich ignoriere ihre Aufforderung. »Ich brauche so etwas nicht.« »Als jemand, der die Chance auf Sex mit einem hübschen Mann verloren hat, sage ich dir: Bekomm den Arsch hoch und mach was draus! Sonst bereust du es noch.«

Ich weiß, ihre Worte sind keine Anschuldigung, doch trotzdem fühlt es sich so an.

Hätte ich sie nur mehr vor ihm gewarnt ...

»Das ist alles meine Schuld.« Ich ziehe die Nase hoch und greife nach ihrer Hand. »Ich hätte euch niemals vorstellen sollen. Ich hätte schneller sein müssen und dich da raus-«

»Hör auf. Das stimmt nicht und bitte rede es dir nicht weiter ein. In all den Jahren habe ich dir nicht einmal die Schuld für all das gegeben. Sondern ihm. Es sind Lorenzo und seine Leute, die ich mein Leben lang dafür hassen werde. Nicht dich.«

»Es ist nicht leicht, mich nicht dafür verantwortlich zu fühlen. Ohne mich wärst du nie mit Lorenzo ... und wärst auch nicht in der Wohnung –«

»Elara.« Sie gibt ihr Bestes, um mich ernst anzuschauen.

Sie will, dass ich ihr glaube und verstehe, aber das ist nicht so einfach. »Tu mir einen Gefallen und lebe ein erfülltes Leben für mich. Genieß es, solange du kannst, und vergib dir selbst. Bitte.«

Zögernd nicke ich. Ich fahr mir durch die roten Haare und erhebe mich langsam. Mir kommt ein Gedanke, als ich aus dem Fenster sehe, mitten in den Park der Klinik. »Darfst du raus?«

»Wenn ich das möchte, natürlich. In Begleitung.«

»Wollen wir dann zusammen etwas rausgehen? Ich will wissen, was bei dir alles passiert ist, Francesca. Ich will die Zeit nutzen, um dir zu sagen, wie schrecklich ich mich wegen damals fühle. Und wie schrecklich ich mich fühle, weil ich mich einfach kaum gemeldet habe. Ich habe das Gefühl, einiges aufholen zu müssen.«

»Klar, gerne.«

 

 

Der Wind streicht sanft über mein Gesicht, während ich mit Francesca im Rollstuhl durch den Park gehe. Sie legt ihre gesunde Hand über ihre Schulter auf meine. Ich weiß, sie will mir damit ein gutes Gefühl übermitteln … Aber dennoch kann ich nicht ignorieren, wie sich ein Hauch von Schuld in mir regt. Sie so zu sehen … Es fühlt sich falsch an, dass sie wegen mir nicht so frei sein kann.

Eine nicht besonders grüne Wiese umgibt uns, als ich Francesca auf dem gepflasterten Weg voranbringe. Wir steuern einen Spielplatz an, auf dem zwei Kinder an einem Klettergerüst spielen. Vermutlich gehören sie zu Besuchern.

»Erinnerst du dich noch an die wilden Partys im Stammclub deines Bruders? Die Nächte voller Shots und heißen Typen?« Ich sehe Francesca nicht an, als sie die Worte ausspricht, doch ihr Ton verrät, dass es eine schöne Erinnerung für sie sein muss.

Mein Herz wird leichter, als ich an diese Zeiten zurückdenke. Ja, ich erinnere mich daran, wie wir die Tanzfläche erobert und die Nächte durchgetanzt haben, bis die Sonne aufging. Die Partys und Clubs in Italien waren gut, aber sie sind nichts im Gegensatz zum Dark Hollow.

»Natürlich.« Die Wehmut in meiner Stimme ist kaum zu überhören.

Francesca scheint zu spüren, dass etwas nicht stimmt und drückt meine Hand leicht, bevor sie mich loslässt. »Hey, ich weiß, dass es nun anders ist, aber das ändert nichts an unserer Freundschaft. Wir haben so viele großartige Erinnerungen …« Für einen winzigen Moment schweigt sie. »An die Momente mit dir denke ich immer am liebsten zurück.«

Ihre Worte treffen mich tief. Sie hat recht. Unsere Freundschaft ist so viel mehr als wilde Partys und heiße Typen. Es ist eine Verbindung, die über alles hinausgeht. Francesca ist meine Kindheit – meine Jugend. Sobald mir der Streit zwischen meinen Eltern zu viel wurde, bin ich zu ihr gerannt. Sie war immer da.

Immer.

Und ich habe sie hier zurückgelassen.

»Ich bin übrigens raus.«

»Wo raus?«, hakt Francesca nach, während wir an dem Spielplatz vorbeilaufen.

»Aus Diabolo dei Santi.«

»Was? Halt an.« Sofort stoppe ich und gehe vor sie, damit ich sie ansehen kann. »Du hast die Mafia deines Vaters verlassen?!«

»Sie gehört jetzt meinem Bruder, aber ja.«

»Giuliano ist Mafiaboss?«

»Sí.«

»Was habe ich noch alles verpasst? Wieso bist du ausgestiegen?« Ihre Augen sind leicht aufgerissen – soweit das eben geht.

»Vater ist den Drogen vollständig verfallen und ist deswegen immer noch auf Entzug. Also hat Giuliano übernommen. Und ich, na ja … Die Lügen sind mir irgendwann zu Kopf gestiegen.« Ich leiere die Worte runter, als wäre es nichts Großes.

»Wie die Mutter, so die Tochter, was?« Francesca atmet schnaubend aus, dabei hat es einen belustigenden Unterton.

»Scheint so.«

Meine Mutter ist damals ebenfalls aus der Mafia ausgetreten, da ihr die Taten meines Vaters zu viel wurden. Seitdem hatte ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Sie hatte ihr ganzes altes Leben hinter sich gelassen.

Auch ihre Kinder.

»Wieso hast du mir das alles nicht früher gesagt?«

Ich senke den Kopf. »Für mich war das nichts, was man per Mail schreibt, wenn du verstehst …« Stille, doch als ich den Kopf wieder hebe, sehe ich Francescas verstehenden Blick.

»Hauptsache, du bist nun glücklich«, erwidert Francesca, wobei sie mir erneut versucht, ein Grinsen zu schenken.

»Das bin ich.« Nicht wirklich. Mit langsamen Schritten gehe ich wieder hinter sie und gemeinsam schlendern wir den Weg weiter entlang.

Wir gehen einige Minuten in Ruhe, bevor eine Erinnerung mich überholt. Francesca und ich waren auf vielen Partys, aber eine ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. »Weißt du noch, als Giuliano uns vom Club abholen musste, weil wir rausgeworfen wurden?«

»Aber klar!« Francesca gibt einen erfreuten Laut von sich. »Er war völlig fertig, als er den Türstehern erklären musste, dass er uns kennt.«

»Es war ihm sowas von peinlich.« Ich schmunzle.

»Aber der Rauswurf hatte sich gelohnt! Das war das erste und letzte Mal, dass ich knutschend mit einem Typen auf einer Bar getanzt habe.«

Ich schlucke. »Wenn ich könnte, würde ich es rückgängig machen, Francesca.«

»Bitte nicht. Ich liebe diese Erinnerung.«

Sie weiß ganz genau, dass ich nicht das gemeint habe. Doch ich erkläre mich auch nicht. Denn ich will auf keinen Fall ihre gute Stimmung verderben.

»Du sahst wunderschön an diesem Abend aus«, gebe ich zu.

»Du erinnerst dich daran, was ich anhatte?« Sie klingt überrascht.

»Nur leicht, aber ich weiß, dass du schön warst. Und ich war nicht die Einzige, die das dachte.«

»Nein, Milan war derselben Meinung.«

Ich halte inne. »Du erinnerst dich an seinen Namen?« Es war Jahre her. Und trotzdem …

»Sí.«

Ich lächle. Obwohl, nicht ganz. Ich strahle. Denn das ist heute schon das zweite Mal, dass sie sich an etwas Vergangenes erinnert. Vielleicht geht die Welt doch nicht unter.

 

 

 

Als ich aus dem Fenster schaue, sehe ich, wie es bereits dunkel wird. Es ist Zeit, für mich zurück ins Hotel zu gehen und morgen früh dann den Heimweg anzutreten. Doch vorher werde ich noch schlafen, denn ausgeruht habe ich mich seit meiner Schicht im Dark Hollow nicht. Ich sollte langsam echt die Augen zu machen.

»Ich würde dann zurück ins Hotel gehen. Wir bleiben in Kontakt, ja? Ich werde wieder kommen.«

»Natürlich. Ich schreibe dir und es war schön, dass du hier warst.« Francesca sieht mich mit einem Strahlen in den Augen an. Sie liegt da in ihrem Klinikbett und sieht … glücklich aus.

»Fand ich auch. Und es tut mir leid, dass ich so lange weg war.«

»Hör auf, dich zu entschuldigen. Mach’s einfach besser.«

Mit einem sachten Schmunzeln auf den Lippen schließe ich die Tür ihres Zimmers hinter mir und begebe mich nach draußen.

Vor dem Pflegeheim stehend, fische ich die Zigarettenschachtel aus meiner Tasche und zünde mir eine an. Ich ziehe genüsslich an meiner Kippe und atme den Rauch ein.

Das tut so gut.

Nachdem ich zu Ende geraucht und den Stummel weggeschmissen habe, laufe ich zu einem der Taxis, die an der Straße stehen. Dabei fällt mir ein silberner Wagen auf. Dieses Auto stand schon hier, als ich angekommen bin. Bevor ich länger darüber nachdenken kann, steige ich zu einem Fahrer ins Auto.

Kapitel 5 Elara

Vor vier Jahren. Italien.

 

»Die kleine Santis hat uns verraten. Ich konnte es hören. Wir müssen verschwinden! So schnell wie möglich«, zischt Ángel. Er ist einer meiner drei Ex-Freunde, die na ja ... schon immer Kumpels waren. Ich weiß, es war dumm, alle drei zu daten. Zwar zu unterschiedlichen Zeiten, aber trotzdem alle drei.

Die ganze Freundesgruppe. Lorenzo, Ángel und Levi.

Die kalte Fassade des Labors presst sich in meinen Rücken und eine Gänsehaut macht sich auf meinem gesamten Körper breit. Sie wissen es …

Vor einer Stunde habe ich sie erwischt. Sie haben in einem Labor abseits von dem Anwesen meines Vaters ihre eigenen Drogen hergestellt. Gestreckte Drogen. Zusammen wohnen sie darüber. Und einmal mehr bereue ich es, dass ich diejenige bin, die Francesca und Lorenzo bekannt gemacht hat. Denn jetzt ist sie mit ihm zusammen und … in Gefahr. Ich war auf der Suche nach ihr, als ich es sah.

Das Drogenlabor, welches ursprünglich für die Herstellung des Stoffs an meinen Vater gedacht ist. Denn eigentlich arbeiten sie für ihn. Für die italienische Mafia. Doch anscheinend machen die Mostri Caldi – so nennen sie sich –, schon lange ihr eigenes Ding zwischen diesen vier Wänden.

Ich konnte es sehen. Das Zeug, welches sie zum Strecken nutzen. Haarspray, Blei und Glas. Wir – die Diabolo dei Santi – verkaufen ausschließlich reine Drogen. Dadurch sind die Produktionskosten teurer, aber die Gefahr, an dem Stoff zu sterben, ist deutlich geringer. Ich habe sofort meinem Vater gesagt, was ich gesehen habe. Wie es scheint, haben die Drei das mitbekommen.

»Verschwinden? Wir können doch nicht zulassen, dass Sergio diesen Bullshit sieht! Wir müssen alles zerstören und dann untertauchen, sonst bringt er uns um«, erwidert Levi aufgeregt.

Ich verstecke mich weiterhin hinter dem geöffneten Fenster an der grauen Fassade des Labors.

Sie wollen fliehen. Einfach abhauen. Weil sie Angst haben vor dem Mafiaboss – Sergio Santis – meinem Vater.

»Wie sollen wir bitte in so kurzer Zeit alles zerstören? Uns bleiben vielleicht zwanzig Minuten, bis der Boss hier auftaucht«, gibt Ángel aufgewühlt zurück.

»Wir sprengen das Gebäude! Hiermit.« Lorenzo, der wohl kälteste von allen dreien, hebt eine verformte Box in die Höhe. Was ist das? Was haben sie damit vor?

»Eine Bombe? Die wird das ganze Labor niederreißen?!« Es ist Levi, der unsicher klingt. Doch die anderen beiden scheinen zufrieden mit ihrem Plan zu sein.

»Das ist Sinn der Sache. Es wird nur noch Asche übrig bleiben. In den nächsten fünfzehn Minuten muss alles fertig sein«, kontert Lorenzo. Im nächsten Moment ist ein Piepsen zu hören. Die Bombe in seiner Hand beginnt zu leuchten und ein roter Countdown startet.

Scheiße. Sie jagen alles in die Luft! Panik überkommt mich. Was soll ich jetzt machen?

»Deine Freundin liegt noch oben, Lorenzo«, erklärt Ángel. »Das ist mir gerade sowas von egal. Soll sie draufgehen. Ihre Jungfräulichkeit war das Einzige an ihr, was ich wollte. Und die habe ich ihr genommen.«

Francesca. Sie ist oben in der Wohnung und ahnt von all dem nichts. Ich kann nicht sehen, wie viel Zeit mir noch bleibt, doch eins ist klar: Ich muss meinen Vater warnen, bevor er hier auftaucht. Ich brauche Hilfe. Alleine schaffe ich es nicht, die ganzen Angestellten, die sich auf dem Gelände befinden, vor der Explosion zu schützen. Oder sie aufzuhalten.

Die meisten Arbeiter befinden sich zwar im Anwesen meines Vaters, aber auch hier draußen sind einige Wachen. Sie sichern das Mafia-Anwesen und haben keine Ahnung, was gleich passieren wird. Das Labor wird in die Luft gehen.

Was mache ich nur? Rein rennen, mich den drei Verrückten zeigen und meine beste Freundin retten? Oder Hilfe holen? Ich entscheide mich für Letzteres.

 

Kapitel 6 Zade

Als ich den alten Mann blutig geschlagen, ihm den Arm verdreht und ihm zwischen die Beine getreten habe, sind drei Tage vergangen. Und bisher ist er nicht noch mal aufgetaucht. Zu seinem Glück.

Denn beim zweiten Mal hätte ich nicht gezögert, ihm das verdammte Hirn wegzupusten.

Das Dark Hollow ist mir heilig. Schon als Teenager habe ich von einem eigenen Nachtclub geträumt, doch das nötige Geld dafür hatten meine Eltern und ich nie. Ursprünglich komme ich aus dem normalen Mittelstand Madrids. Allein durch den Kredit, welchen ich damals bei Enzo, dem damaligen Boss des La Casas unserer Mafia, aufgenommen habe, konnte ich mir das alles hier ermöglichen. Von dem Geld habe ich den Club aufgebaut. Meine Schulden habe ich mit Arbeit innerhalb der Mafia beglichen.

Denn Enzo hatte meine Fähigkeiten zu schätzen gewusst. Kontrolle ist meine Stärke. Nichts ist wichtiger als ein kontrollierter Ablauf. Vor allem, wenn es um Geld, Drogen und Gebiete geht, die La Casa beherrscht.

Damian nannte es schon damals Führungsfähigkeiten. Daher hatte er mich – als er Mafiaboss wurde – zu seiner rechten Hand gemacht. Über die Jahre hinweg wurden wir mehr als Kollegen, mehr als Freunde. Brüder.

Nicht biologisch gesehen, aber ja.

Für Enzo hatte ich lediglich die Zahlen übernommen. Niemand konnte mich darin schlagen. Das hatte auch er gesehen.

Meine Gedanken werden durch sie unterbrochen.

---ENDE DER LESEPROBE---