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Dem vielfach preisgekrönten Übersetzer Eike Schönfeld ist es gelungen, die sprachlichen Finessen und die brillanten Dialoge Oscar Wildes in ein zeitgemäßes Deutsch zu übertragen. Ein wahres Lesevergnügen, das einlädt, dieses Meisterwerk zu entdecken.
Der junge, unverdorbene Dorian Gray gerät in den zerstörerischen Bann des zynischen Dandys Lord Wotton. Fortan führt er ein ausschweifendes Leben, gibt sich ganz dem Vergnügen hin und verliert sämtliche moralischen Hemmungen. Während sein Äußeres unverändert jung und makellos schön bleibt, mutiert sein Porträt zu einer schrecklichen Fratze ...
»Eike Schönfeld ist eine Modernisierung gelungen, die den Roman wieder lesenswert macht. Sie ist so gut, dass man sie allein als Grund nennen kann, das Buch wieder einmal oder auch zum ersten Mal zu lesen....Gelungen auch der Umschlag, der goldenes Jugendstil-Ornament nutzt, ohne kitischig zu wirken.« Dandy Club
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Seitenzahl: 389
Ein Klassiker – in grandioser Neuübersetzung von Eike Schönfeld.
Der junge, unverdorbene Dorian Gray gerät in den zerstörerischen Bann des zynischen Dandys Lord Wotton. Fortan führt er ein ausschweifendes Leben, gibt sich ganz dem Vergnügen hin und verliert sämtliche moralische Hemmungen.
Während sein Äußeres unverändert jung und makellos schön bleibt, mutiert sein Portrait zu einer schrecklichen Fratze …
Dem vielfach preisgekrönten Übersetzer Eike Schönfeld ist es gelungen, die sprachlichen Finessen und die brillanten Dialoge Oscar Wildes in ein zeitgemäßes Deutsch zu übertragen. Ein wahres Lesevergnügen, das einlädt, dieses Meisterwerk zu entdecken.
Oscar Wilde (1854-1900) erregte mit seinen Romanen und Bühnenstücken außerordentliches Aufsehen. Auf dem Höhepunkt seines Erfolges stürzte ihn jedoch der Skandal um das Verhältnis mit Lord Alfred Douglas in den Ruin. Wilde wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis floh er vor der gesellschaftlichen Ächtung in London und lebte unter falschem Namen in Paris, wo er völlig mittellos starb.
Oscar Wilde
Das Bildnis des
DORIANGRAY
Roman
Aus dem Englischen
eBook Insel Verlag Berlin 2015
Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe insel taschenbuch 4384
© Insel Verlag Berlin 2015
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Umschlagabbildung: shutterstock
Umschlag: glanegger.com, München
Satz: Satz-Offizin Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn
Der Künstler ist der Schöpfer schöner Dinge.
Ziel des Künstlers ist es, die Kunst zu offenbaren und den Künstler zu verbergen.
Kritiker ist, wer seinen Eindruck von schönen Dingen in eine andere Manier oder in ein neues Material übersetzen kann.
Die höchste wie die niederste Ausprägung der Kritik ist eine Form von Autobiographie.
Wer in schönen Dingen eine hässliche Bedeutung entdeckt, ist verdorben, ohne reizvoll zu sein. Das ist ein Fehler.
Wer in schönen Dingen einen schönen Sinn entdeckt, ist kultiviert. Für ihn besteht Hoffnung.
Auserwählt ist der, für den schöne Dinge einzig Schönheit bedeuten.
So etwas wie ein moralisches oder ein unmoralisches Buch gibt es nicht. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben. Das ist alles.
Die Abneigung des neunzehnten Jahrhunderts gegen den Realismus ist Calibans Wut, wenn er sein Gesicht im Spiegel sieht.
Die Abneigung des neunzehnten Jahrhunderts gegen die Romantik ist Calibans Wut, wenn er sein Gesicht nicht im Spiegel sieht.
Das moralische Leben des Menschen ist für den Künstler ein Teil seines Stoffs, die Moral der Kunst hingegen besteht im vollkommenen Gebrauch eines unvollkommenen Mediums.
Kein Künstler wünscht etwas zu beweisen. Selbst Dinge, die wahr sind, lassen sich beweisen.
Kein Künstler hat ethische Sympathien. Eine ethische Sympathie bei einem Künstler ist ein unverzeihlicher stilistischer Manierismus.
Ein Künstler ist nie morbid. Der Künstler kann alles ausdrücken.
Denken und Sprache sind dem Künstler Instrumente einer Kunst.
Laster und Tugend sind dem Künstler Materialien einer Kunst.
Von der Form her betrachtet ist das Urbild aller Künste die des Musikers. Vom Gefühl her betrachtet ist es das Können des Schauspielers.
Alle Kunst ist Oberfläche und Symbol zugleich.
Wer unter die Oberfläche geht, tut dies auf eigene Gefahr.
Wer das Symbol liest, tut dies auf eigene Gefahr.
In Wahrheit spiegelt die Kunst nicht das Leben, sondern den Betrachter.
Unterschiedliche Ansichten über ein Kunstwerk zeigen, dass das Werk neu, komplex und notwendig ist.
Sind die Kritiker uneins, ist der Künstler eins mit sich selbst.
Das Atelier war erfüllt von üppigem Rosenduft, und wenn der leichte Sommerwind im Garten zwischen den Bäumen aufkam, wehte zur offenen Tür das schwere Aroma des Flieders oder das feinere Parfum des pink blühenden Dornbuschs herein.
Von der Ecke des Diwans mit den persischen Satteltaschen, auf dem er wie gewohnt lag und rauchte, konnte Lord Henry Wotton gerade so einen Schimmer der honigsüßen und honigfarbenen Blüten eines Goldregens erhaschen, dessen bebende Zweige kaum fähig schienen, die Last einer solch flammengleichen Schönheit zu tragen, und hie und da huschten die wundersamen Schatten von Vögeln im Flug über die langen Vorhänge aus Tussahseide, die vor dem großen Fenster gespannt waren und ihn mit ihrem flüchtigen japanischen Effekt an jene bleichen, jadegesichtigen Maler Tokios erinnerten, die durch das Medium einer zwangsläufig unbeweglichen Kunst den Eindruck von Hast und Bewegung zu vermitteln suchen. Das mürrische Gemurmel der Bienen, die sich durch das lange, ungemähte Gras drängten oder mit monotonem Beharren um die staubigen goldgelben Hörner des wuchernden Geißblatts kreisten, machte die Stille noch lastender. Das dumpfe Brausen Londons war wie das Schnarrwerk einer fernen Orgel.
Mitten im Raum, an eine aufrechte Staffelei geklemmt, stand das lebensgroße Portrait eines jungen Mannes von außerordentlicher persönlicher Schönheit, und davor, in einem gewissen Abstand, saß der Künstler selbst, Basil Hallward, dessen plötzliches Verschwinden einige Jahre zuvor in der Öffentlichkeit für heftige Erregung gesorgt und Anlass zu vielen seltsamen Mutmaßungen gegeben hatte.
Als der Maler die anmutige und wohlgeformte Gestalt betrachtete, die er in seiner Kunst so geschickt gespiegelt hatte, glitt ihm ein freudiges Lächeln übers Gesicht und schien dort auch verweilen zu wollen. Doch plötzlich fuhr er hoch und schloss die Augen, legte die Finger auf die Lider, als wollte er im Gehirn einen eigentümlichen Traum einsperren, aus dem er zu erwachen fürchtete.
»Das ist deine beste Arbeit, Basil, das Beste, was du je gemacht hast«, sagte Lord Henry träge. »Das musst du nächstes Jahr natürlich in die Grosvenor* geben. Die Academy* ist zu groß und zu vulgär. Jedes Mal, wenn ich dort war, gab es entweder so viele Leute, dass ich keine Bilder sehen konnte, was grässlich war, oder, noch schlimmer, so viele Bilder, dass ich keine Leute sehen konnte. Es geht wirklich nur die Grosvenor.«
»Ich glaube, ich gebe es nirgendwo hin«, antwortete Basil und warf in jener merkwürdigen Art, über die schon seine Freunde in Oxford gelacht hatten, den Kopf zurück. »Nein: Es kommt nirgends hin.«
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