Das Buch, das du vor deiner Hochzeit gelesen haben musst (SPIEGEL-Bestseller) - Saskia Schlemmer - E-Book

Das Buch, das du vor deiner Hochzeit gelesen haben musst (SPIEGEL-Bestseller) E-Book

Saskia Schlemmer

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Beschreibung

Wer könnte besser wissen, warum Paare sich scheiden lassen als eine Scheidungsanwältin. Saskia Schlemmer – auf Instagram @diescheidungsanwaeltin – erlebt in ihrem Beruf jeden Tag, warum es zu Trennungen kommt und welche existenziellen Probleme daraus entstehen. Ursache dafür, ist oftmals die mangelnde Aufklärung vor der Ehe. Aber das muss nicht sein. Ihr Credo lautet: »Nutzt die Phase der Verliebtheit und Vertrautheit und schafft präventiv eine Grundlage für ein faires Trennungsszenario. Das ist nicht unromantisch, sondern schlau! Und im besten Falle, müsst ihr niemals Gebrauch davon machen.« Eine Scheidung sollte also unbedingt einmal im Kopf durchgespielt werden, um hinterher böse Überraschungen zu vermeiden. In diesem Buch möchte Saskia Schlemmer ihre Erkenntnisse weitergeben, damit angehende Brautpaare nicht die gleichen Fehler machen wie bereits viele vor ihnen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 224

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DIE SCHEIDUNGSANWÄLTIN

Saskia Schlemmer

Das Buch,das duvor deinerHochzeitgelesenhaben musst

Originalausgabe

1. Auflage 2024

Verlag Komplett-Media GmbH

2024, München

www.komplett-media.de

ISBN: 978-3-8312-0636-0

Auch als E-Book erhältlich

Lektorat: Redaktionsbüro Diana Napolitano, Augsburg

Korrektorat: Elisa Garrett, Bayreuth

Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München

Layout und Illustrationen: Heike Kmiotek, www.heike-kmiotek.de

Satz: Daniel Förster, Belgern

Druck & Bindung: Florjancic tisk d.o.o., Maribor

Gedruckt in der EU

Aufgrund der besseren Lesbarkeit habe ich mich in diesem Buch gegen das Gendersternchen

entschieden. Dafür verwende ich abwechselnd und ausgewogen sowohl das generische

Maskulinum als auch das Femininum, um anzuzeigen, wie wichtig mir ein diverses Bild unserer

Gesellschaft ist. Alle weiteren Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint.

Dieses Werk sowie alle darin enthaltenen Beitrage und Abbildungen sind urheberrechtlich

geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrecht zugelassen ist, bedarf der

vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,

Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, die Speicherung und Verarbeitung in

elektronischen Systemen sowie für das Recht der öffentlichen Zugänglichmachung.

DIE SCHEIDUNGSANWÄLTIN

Saskia Schlemmer

Das Buch, das du vor deiner Hochzeitgelesen haben musst

Rechtliche Aufklärung vor der Ehe spart Zeit, Geld und Nerven

Inhalt

Vorwort

DIE VERLOBUNG RING AM FINGER – AUSGESORGT?

Was passiert, wenn die Hochzeit platzt?

DIE EHE EIN KNALLHARTER VERTRAG

Voraussetzungen für die Ehe

Die Ehe – mehr als das Ja-Wort

Care-Arbeit & Erwerbsarbeit in der Ehe

Die Ehetypen

Die typische Ehe in Deutschland im Jahr 2024

Vor der Ehe – Klartext sprechen und Lösungen finden

Ehe ja oder nein?

Die Vorteile der Ehe auf einen Blick

DIE PFLICHTEN IN DER EHE LIEBE ALLEIN REICHT NICHT

Pflicht zur ehelichen Lebensgemeinschaft

Pflicht zur häuslichen Gemeinschaft

Treuepflicht – eheliche Treue

Familiengründung – auch eine Pflicht?

Pflicht zur gegenseitigen Achtung und Rücksichtnahme

Beistands- und Garantenpflicht

Pflicht zur Vermögensfürsorge

Unterhaltspflichten unter Ehegatten

Familienunterhalt – dein Unterhaltsanspruch in der Ehe

Teilung von Gesamteinkommen

Berechnungsbeispiel:

Ehegattenunterhalt

Trennungsunterhalt

Nachehelicher Unterhalt

Betreuungsunterhalt

Aufstockungsunterhalt

Höhe und Dauer des nachehelichen Unterhaltsanspruchs

DIE RECHTE IN DER EHE WAS DIR WIRKLICH ZUSTEHT

Ehename

Gesetzliches Erbrecht der Eheleute

Erbrechtliche Regelungen

Die Erbengemeinschaft

Wie verfasse ich ein Testament?

Das Berliner Testament

Übertragung konkreter Vermögensgegenstände

Vertretung unter Ehegatten

Geschäfte zur Deckung des täglichen Lebens

Ehegatten-Notvertretungsrecht

Vorsorgevollmacht

Haftungserleichterung

Ehegattensplitting

Welche Kombinationen der Steuerklassen gibt es?

Welche Steuerklassenkombination ist für Verheiratete die beste?

Wie funktioniert das Ehegattensplitting bei 3/5?

Was bedeutet die Zusammenveranlagung für jeden Ehepartner individuell?

Versorgungsausgleich

DIE GÜTERSTÄNDE IST SEINS AUCH DEINS?

Welche Güterstände gibt es?

Zugewinngemeinschaft – eine echte Gemeinschaft?

Darf ich alles mit meinem Vermögen machen?

Zugewinnausgleichsanspruch

Zugewinnausgleichsanspruch bei einer Scheidung

Ermittlung des Anfangsvermögens

Privilegiertes Vermögen

Ermittlung des Endvermögens

Illoyale Vermögensverschiebungen

Berechnung des Zugewinns

Geschenke in der Ehe

Geschenke der Schwiegereltern

Geschenke unter Eheleuten

Ehebedingte Zuwendungen

Zugewinnausgleichsanspruch im Todesfall

Haushaltsgegenstände

Ehewohnung

Das Problem der Zugewinngemeinschaft

Gütertrennung vs. modifizierte Zugewinngemeinschaft

DIE EHELICHE IMMOBILIE GEMEINSAMES EIGENTUM VERPFLICHTET

Die gemeinsame Immobilie im rechtlichen Sinn

Die gemeinsame Immobilie bei Trennung/Scheidung

Was passiert im Trennungsjahr?

Was passiert nach Ablauf des Trennungsjahres?

Trennungsfalle und Verkaufsfalle

DIE EHE MIT KINDERN KINDER VERBINDEN FÜR IMMER

Sorgerecht

Personensorge

Vermögenssorge

Gesetzliche Vertretung

Sorgerecht bei Unverheirateten

Gemeinsames Sorgerecht im Fall der Scheidung

Umgang und Umgangsmodelle

Kindesunterhalt

Wie wird der Kindesunterhalt berechnet?

Unterhalt für Sonder- und Mehrbedarf des Kindes

Sorgerechtsverfügung

Elterngeld

Basiselterngeld

ElterngeldPlus

Partnerschaftsbonus

Wichtige Änderungen beim Elterngeld

DER EHEVERTRAG DAS MUST-HAVE UNSERER ZEIT

Keiner will einen Ehevertrag, aber jeder sollte einen haben

Der Ehevertrag und sein schlechtes Image

Ehevertrag »unsexy«

Ehevertrag »sexy«

Hardfacts – was du über den Ehevertrag wissen musst

Wann kann ich einen Ehevertrag abschließen?

Wen brauche ich für einen Ehevertrag?

Unterschreibe niemals, was du nicht verstehst!

Gemeinsamer Anwalt für den Ehevertrag?

Wie viel kostet ein Ehevertrag?

Inhalte des Ehevertrags

Grenzen der Vertragsfreiheit

Verbotene Vereinbarungen

Kein Eingriff in den Kernbereich

Sittenwidrige Vereinbarungen

Verstoß gegen Treu und Glauben

Ausgewählte Inhalte des Ehevertrags

Eheliche Lebensgemeinschaft

Vereinbarungen über die Rollenverteilung

Vertragsstrafen und Abfindungsklauseln

Modifizierte Zugewinngemeinschaft

Festsetzung des Anfangsvermögens

Ausschluss des Zugewinnausgleichs

Ausschluss von Vermögensgegenständen und Wertsteigerungen

Ausschluss von »Geschenken« unter Eheleuten

Zeitliche Modifizierung des Zugewinnausgleichsanspruchs

Veränderung von Ausgleichsquote und Ehezeit

Übertragung von einzelnen Vermögensgegenständen

Vereinbarungen zu den Haushaltsgegenständen

Was passiert mit dem geliebten Haustier?

Was passiert mit der Ehewohnung?

Ausgleich für Familien- und Care-Arbeit

Unterhaltsrechtliche Vereinbarungen

Familienunterhalt

Trennungsunterhalt

Nachehelicher Unterhalt

Betreuungsunterhalt

Kindesunterhalt

Versorgungsausgleich

Schlusswort

Danksagung

Weitere Infos

Bücher

Urteile

Studien/Daten/Fakten

Quellen

Vorwort

Herzlichen Glückwunsch, mit diesem Buch gehörst du zu der neuen Ära Frau, die nicht mehr völlig planlos in die Ehe hineinstolpert. Du trägst dazu bei, dass wir die Revolution der Ehe herbeiführen. Revolution bedeutet für mich nicht die Abschaffung der Ehe, sondern vielmehr Gleichberechtigung und Übernahme von Verantwortung. Ehe auf Augenhöhe. Ehe 2.0.

In meinem Buch geht es nicht um müssen oder um richtig oder falsch. Auch ich habe nicht das Patentrezept für eine glückliche Ehe, die für immer hält. Mit meinem Buch hast du jetzt aber einen Ratgeber als Wegweiser in der Hand, der dir ermöglicht, deinen ganz persönlichen Weg in eine selbstbestimmte und hoffentlich lange Ehe zu gehen.

Ich selbst bin verheiratet, Mutter – der zwei tollsten Kinder der Welt – und selbstständige Anwältin im Familienrecht. Ich kenne die Herausforderungen, die ein Eheleben und Familienleben mit sich bringen, sowohl persönlich als auch beruflich. Mein Herz schlägt für die Aufklärung von Frauen, insbesondere in Bezug auf die Ehe, Eheverträge und Scheidungen. Ich will, dass jede Frau, bevor sie heiratet, weiß, was im Fall einer Scheidung auf sie zukommen kann. Jede Frau muss ihre Rechte kennen und wissen, worüber am Ende gestritten wird. Ich höre heute immer wieder: »Was die Ehe eigentlich bedeutet, habe ich erst während der Scheidung verstanden.« Spoiler: Da ist es zu spät!

Ehe ja oder nein? Die Frage beantworte ich kurz und knapp. Ja! Die Ehe genießt in Deutschland grundrechtlich garantierten Schutz und privilegiert Verheiratete in vielerlei Hinsicht. Sie bietet – jedenfalls in der Theorie – einen hohen Grundschutz. Viele, die sich gegen den Trauschein entscheiden, stehen – gerade wenn sie Kinder in der Beziehung versorgt haben – nahezu schutzlos da. Die Ehe ist nicht nur eine emotionale, sondern auch vor allem eine wirtschaftliche und finanzielle Entscheidung. Obwohl sich über 721.000 Menschen im Jahr 2023 das Ja-Wort gegeben haben,1 sind die Konsequenzen den meisten nicht klar. So halten sich nach wie vor folgende Irrtümer hartnäckig:

Durch die Heirat gehört beiden alles und im Fall der Scheidung wird 50:50 aufgeteilt.

Ehepartner haften untereinander für Schulden.

Eheverträge sind für Superreiche und Abzocker.

Keiner will am Anfang an das traurige Ende denken. Gibt es etwas Unromantischeres, als die eigene Scheidung im Rahmen der Hochzeitsvorbereitungen durchzuspielen? Natürlich macht das Brautkleid auszusuchen und das Menü zu verkosten deutlich mehr Spaß. Gefährlich, wenn man bedenkt, dass jede dritte Ehe geschieden wird.2 Das ist keine Schwarzmalerei, sondern – leider – bittere Realität. Bei dem Fakt kann niemand ernsthaft glauben, dass es einen selbst niemals treffen könnte. Die Gründe für das Scheitern einer Ehe sind vielfältig und das Ende kommt manchmal sehr überraschend und auch nicht unbedingt gewollt. Es kommt mir so vor, als würde der Verstand mit dem Anstecken des Verlobungsrings ausgeschaltet werden. Ich bin Scheidungsanwältin und eins kann ich dir sagen:

KEINE MEINER MANDANTINNEN HAT AM TAG

IHRER HOCHZEIT AN SCHEIDUNG GEDACHT.

Über Scheidung, Geld, Altersarmut und finanzielle Abhängigkeit sprechen Frau und auch Mann nicht. Das will ich ändern: Ich will über die Ehe und ihre Konsequenzen aufklären und dafür sorgen, dass du vorbereitet bist. Es ist meine Mission, dafür zu kämpfen, dass sich jede bewusst ist, was sie erwartet, damit keine mehr sagen kann: »Das habe ich vorher nicht gewusst.«

Was passiert, wenn Frau sich über diese Thematik keine Gedanken macht, sehe ich täglich. Scheidungen sind brutal – und meine Damen: Sie können euch emotional und finanziell ruinieren. Es kann sich wirklich niemand leisten, in dieses realistische Szenario unvorbereitet hineinzugeraten. Auch im Jahr 2024 sind die Frauen es, die noch immer überwiegend ihren Job oder ihre Karriere zugunsten des Familienlebens, trotz guter Ausbildung, aufgeben, in Teilzeit arbeiten, in der Ehe die überwiegende Care-Arbeit übernehmen, während der Mann das Geld ohne große Einbußen weitererwirtschaftet. Während einer intakten Ehe ist das meistens kein Problem. »Es gehört doch alles uns, Schatz.« Diesen Satz will am Ende aber niemand mehr gesagt haben.

Und was ist dann nach der Ehe? Auch nach der Ehe übernehmen die Frauen die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung. Paritätische Betreuungsmodelle bilden in Trennungsfamilien mit 5 bis 10 Prozent die Ausnahme. Alleinerziehende Mütter sind nach wie vor auf dem Arbeitsmarkt unattraktiv. Durch das Zurückstecken in der Ehe für die Familie sind es die Frauen, die keine Ersparnisse ansammeln konnten. Es ist kein Geheimnis, dass alleinerziehende Frauen besonders stark von Altersarmut betroffen sind. Altersarmut ist weiblich. Frauen verfügen später im Alter über ein Viertel weniger Geld als Männer.3 Und weil Frauen auch im Jahr 2024 trotz Doppel- und Mehrfachbelastungen finanziell noch immer das Nachsehen haben, richtet sich mein Buch primär an Frauen. Ganz nach dem Motto: #frauwachauf.

So hart es klingen mag, aber Frauen sind in Bezug auf die finanziellen Auswirkungen nach dem Ehe-Aus oft vollkommen ahnungslos. Mit meinem Buch hältst du das Buch in der Hand, das alle Verlobten, Bräute und auch bereits verheiratete Frauen lesen sollten. Dieses Buch hat insbesondere die klassische Ehe mit Kindern vor Augen. Wollt ihr keine Kinder, musst du die meisten Infos jedoch ebenfalls wissen. Deine Absicherung sieht in diesem Fall aber anders aus. Du sorgst dann dafür, dass dein Vermögen, was du dir in der Ehe aufgebaut hast, auch weiterhin im Fall einer Scheidung deins bleibt.

Es geht mir nicht darum, dass ich ein Lebensmodell vorschreiben will. Du sollst dein Leben, deine Ehe, so leben, wie du es für richtig hältst. Wenn du es dir leisten kannst, dass du nach der Elternzeit weiterhin zu Hause bleibst, mach das. Es ist deine Entscheidung, wie viel Elternzeit du nehmen möchtest und ob du die Care-Arbeit der Erwerbsarbeit vorziehst. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Du musst dir aber über die Konsequenzen bewusst sein. Die finanziellen Einbußen während der Ehe haben auch Konsequenzen für die Zeit nach der Ehe. Und genau deswegen musst du, wenn du finanzielle Nachteile durch ein gelebtes Familienmodell hast, für dich einstehen und für dich vorsorgen. Das heißt konkret: Es ist deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass du finanziell für deine Arbeit für die Familie entlohnt wirst. Und zwar in Geld. Von einem »Danke, Schatz« kannst du dir am Ende nichts kaufen.

Geld spielt – wie so oft im Leben – die Hauptrolle bei einer Scheidung. Und mach bitte nicht den Fehler und denke, bei euch wäre das anders. Das haben alle anderen auch vorher gedacht, und schon streiten genau die, wo es vorher »niemals« hieß, darüber, ob für die Einbauküche eine Abschlagsumme zu zahlen ist, wer die USM-Haller-Regale bekommt und was eigentlich mit den Handtaschen der Frau, die sie so in der Ehe angesammelt hat, passiert. Konnte man sich noch am Tag der Hochzeit nicht einmal im Traum ausmalen, dass es mal einen Rosenkrieg geben würde, steckt man plötzlich mittendrin.

Ich kann dich nicht vor dem Scheitern deiner Ehe bewahren. Das kann niemand. Auch eine Ehe mit Ehevertrag (Spoiler: Ich bin »Team Ehevertrag«) schützt dich nicht vor einer Scheidung. Was ich kann, ist, dir die möglichen Konsequenzen einer Scheidung bewusst zu machen und die Vorteile eines Ehevertrags näherzubringen. Wenn ihr zu der Erkenntnis kommt, dass ihr keine individuellen Regelungen braucht, ist das okay. Nur weil ich Team Ehevertrag bin, heißt das nicht, dass ihr einen abschließen müsst. Ihr entscheidet. Fundierte Entscheidungen, egal ob für oder gegen die Ehe oder aber für oder gegen den individuellen Ehevertrag können nur getroffen werden, wenn die Folgen einer Entscheidung klar sind.

Bei einer Scheidung gibt es grundsätzlich immer die gleichen Punkte zu klären: Zugewinn, Versorgungsausgleich, Ehegattenunterhalt, Hausrat, Ehewohnung. Habt ihr eine Immobilie, spielt auch die eine Rolle. Krönten einst euer Glück Kinder, so kommen Sorgerecht/Umgang und Kindesunterhalt noch dazu. Auf all diese Themen werde ich in meinem Buch eingehen.

Ich möchte dir mitgeben, welche Wege es gibt, eine gleichberechtigte Ehe zu führen. Wer die Finanzen im Vorfeld klärt, hat nicht nur die Chance, eine Scheidung ohne Drama zu führen, sondern auch, dass es gar nicht erst zu einer Scheidung kommt. Ich behaupte, dass eine Ehe auf Augenhöhe, in der ihr euch beide voll verantwortlich fühlt und finanziell gleichgestellt seid, ewig Bestand haben kann. Dafür bist du allerdings gefragt: Ich appelliere an jede Frau da draußen.

Du musst Verantwortung für dich selbst übernehmen und du musst für dich einstehen.

Setze dich mit einem möglichen Scheidungsszenario auseinander. Entwickle bereits vor der Ehe zusammen mit deinem Partner faire Lösungen für ein mögliches Auseinandergehen. Geht dabei offen und respektvoll mit euren Sorgen und Bedenken um. Wer heute schon an Scheidung denkt, glaubt nicht daran, dass die Ehe nicht halten wird, sondern ist verantwortungsbewusst. Es hat nichts damit zu tun, dass du deinen Partner nicht liebst und nicht an die Ewigkeit eurer Liebe glaubst. Ich weiß, dass es schwer ist, das Thema Scheidung vor der Ehe anzusprechen. Das erfordert Mut.

MEINE DEVISE LAUTET: SEI SCHLAU UND NICHT NAIV.

Mein Buch ist ein Crashkurs durchs Eherecht, ersetzt aber selbstverständlich keine individuelle Rechtsberatung. Ich habe das Rad nicht neu erfunden. Das Buch soll vielmehr eine Bedienungsanleitung sein, die du für die Ehe brauchst. Eine Zusammenfassung der Informationen, die du wissen musst, klar, auf den Punkt und verständlich – so gut es geht, ohne Juristendeutsch – erklärt. Ich richte mich an Laien und nicht an Juristen. Am Ende dieses Buches habe ich eine Aufzählung der Bücher gemacht, die ich selbst in meiner Praxis und auch hier als Nachschlagewerk verwendet habe. Ebenfalls findet ihr an den wichtigsten Stellen Verweise auf Urteile. Ich will dir dabei helfen, ein Problembewusstsein zu entwickeln. Anhand von überspitzten und stark vereinfachten Beispielen möchte ich euch ein doch teilweise sehr trockenes Thema näherbringen, frei nach dem Motto: Übertreibung veranschaulicht. Ich sage auch immer über mich: Ich bin eben die Anwältin, die den Zugewinnausgleichsanspruch anhand der Chanel-Tasche erklärt.

Zu Beginn befassen wir uns mit den Rechten und Pflichten, die eine Ehe mit sich bringt – von den Voraussetzungen für die Eheschließung über die steuerlichen und erbrechtlichen Folgen, den Familienunterhalt und die wichtige Frage: Wie können Zeit und Geld fair geteilt werden?, bis hin zum Versorgungsausgleich (der Rententeilung).

Anschließend widmen wir uns den vermögensrechtlichen Auswirkungen der Ehe. Was genau ist eigentlich diese Zugewinngemeinschaft und warum ist die Gütertrennung nicht der Güterstand, der zwingend in einem Ehevertrag vereinbart werden muss? Wem gehört was nach der Scheidung? Was steht dir zu und was nicht? Und es wird um die wohl größte Herausforderung zwischen Eheleuten gehen – die Ehe mit Kind. Wir besprechen, welche rechtlichen und auch finanziellen Aspekte Kinder in der Ehe auslösen.

Und last but not least erkläre ich dir den Ehevertrag. Warum ist ein Ehevertrag so wichtig und was macht einen guten fairen Ehevertrag aus? So. Jetzt geht es aber los. Wir haben viel vor. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen.

Voraussetzungen für die Ehe

Nach der Verlobung folgt die Hochzeit. Jede Ehe beginnt mit dem sogenannten »schönsten Tag im Leben«: In Deutschland haben im Jahr 2023 exakt 360.979 Paare »Ja« zueinander gesagt.4 Frauen waren im Durchschnitt 32,8 Jahre und Männer 35,3 Jahre5 alt und haben im Durchschnitt exakt 14.297,50 Euro6 für ihre Hochzeit ausgegeben.

Für die Eheschließung müssen grundsätzlich die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein: Zwei Menschen, die mindestens 18 Jahre alt sind, können sich vor dem Standesbeamten das Ja-Wort geben. Seit dem Jahr 2017 können nunmehr auch gleichgeschlechtliche Paare die Ehe schließen.7 Ehe ist Ehe. Unabhängig vom Geschlecht. Das deutsche Recht folgt dem Prinzip der Lebzeitehe. Auch wenn eine Ehe heute ohne Weiteres geschieden werden kann, ändert dies nichts an dem Grundsatz, dass ihr mit dem Ja-Wort für immer Ja sagt.

Die Ehe ist ein höchstpersönliches Rechtsgeschäft. Beide Ehepartner müssen persönlich – eine Vertretung ist nicht zulässig – bei der Eheschließung anwesend sein. Eine kirchliche oder freie Trauung an sich ist keine rechtsgültige Ehe, wenn sie nicht von einem Standesbeamten geschlossen wurde. Es existieren auch sogenannte gesetzliche Eheverbote. Eine Ehe darf nicht zwischen engen Verwandten geschlossen werden:

Keine Ehe zwischen Verwandten in gerader Linie

Wer in gerader Linie verwandt ist, darf nicht heiraten, zum Beispiel Vater und Tochter. Verwandte in gerader Linie sind Personen, die direkt voneinander abstammen. Eltern, Großeltern, Kinder und Enkelkinder. Es ist dabei egal, ob sie blutsverwandt oder rechtlich verwandt sind (Adoption).

Keine Ehe zwischen Geschwistern und Halbgeschwistern

Auch Geschwister beziehungsweise Halbgeschwister dürfen nich heiraten. Dieses Verbot gilt ebenfalls für biologisch verwandte Geschwister als auch für rechtlich anerkannte Beziehungen zwischen Geschwistern. Stiefgeschwister, die keine gemeinsamen biologischen Eltern haben, dürfen heiraten.

Deinen Onkel zu ehelichen wäre nicht gesetzlich verboten.

Ebenfalls sind Doppelehen verboten. Das deutsche Recht enthält den Grundsatz der sogenannten Einehe (Monogamie). Bigamie, auch Doppel- oder Mehrehen sind in Deutschland verboten. Wer verheiratet ist, darf zwar denselben Partner noch einmal ehelichen, aber nicht zusätzlich eine andere Person. Eine Ehe besteht immer nur aus zwei Personen und jeder Mensch darf gleichzeitig nur eine Ehe führen. Die Bigamie ist in Deutschland sogar strafbar. Wer gegen diese Vorschrift verstößt, kann mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft werden.

Ihr wisst nun, dass Bigamie in Deutschland strafbar ist. Bis zum Jahr 1969 war sogar der Ehebruch in der Ehe strafbar. Sowohl der treulose Ehepartner als auch die/der Geliebte konnten mit einer Gefängnisstrafe bis zu sechs Monaten bestraft werden.

Die Ehe – mehr als das Ja-Wort

Das Allerwichtigste, was ihr euch im Bezug auf die Ehe merken müsst, ist: Die Ehe ist ein knallharter Vertrag. Ich weiß, genau das wollen die meisten nicht hören, denn der wahre Grund für die Heirat ist schließlich die Liebe, oder? Verträge schließt du mit dem Arbeitgeber, oder wenn du ein neues Auto oder eine Immobilie kaufst. Aber doch nicht, wenn du die Liebe deines Lebens zum Mann nimmst, oder?

Mit dem Ja-Wort schließt ihr den Standardvertrag des deutschen Gesetzgebers, namens Zugewinngemeinschaft ab. Die Vertragsbedingungen sind gesetzt. Der folgende Satz sollte sich in eurem Kopf einbrennen:

»Wer sich in Deutschland vor dem Standesamt das Ja-Wort gibt, und keinen individuellen Ehevertrag schließt, der schließt automatisch den Standardvertrag des Gesetzgebers – namens Zugewinngemeinschaft – ab.«

Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt das Standardprodukt gewählt, mit dem bereits eine Vielzahl vor euch nicht zufrieden war. Das Gesetz bietet mit der Zugewinngemeinschaft zwar einen gewissen Schutz. Dieser sollte von euch aber an eure individuellen Lebensverhältnisse angepasst und konkretisiert werden, mit einem Ehevertrag! Wieso, weshalb, warum – dazu später mehr (→ ab Seite 168).

Das Top-1-Argument »Wir heiraten nicht mit Vertrag, wir heiraten aus Liebe!« möchte ich nie wieder hören. Denn Ehe ohne Vertrag gibt es nicht. Die Frage »Ehevertrag, ja oder nein?« existiert nicht. Die eigentliche Frage lautet nur: standard oder individuell? Und da frage ich dich: Wieso solltest du dich mit standard zufriedengeben, wenn du etwas Besseres haben kannst?

Mach dir klar, dass wenn du den Bund der Ehe eingehst, du deinem Zukünftigen nicht nur Liebe, Treue, Achtung und Rücksichtnahme versprichst. Du wählst mit der Ehe eine verbindliche, rechtlich abgesicherte Form des Zusammenlebens, die von unseren Gesetzen besonders geschützt wird.

IN ARTIKEL 6 ABS. 1 UNSERES GRUNDGESETZES STEHT:

»EHE UND FAMILIE STEHEN UNTER DEM BESONDEREN

SCHUTZE DER STAATLICHEN ORDNUNG.«

Die Ehe bringt somit eine Vielzahl von rechtlichen Regelungen mit sich, auch wenn kein individueller Ehevertrag geschlossen wurde. Diese Regelungen betreffen zum Beispiel folgende Themen, welche ich euch im Verlauf des Buches näherbringen werde:

Ehename

Familienunterhalt & Haushaltsführung

Güterstand

Erbrechtliche Folgen

Ehegattensplitting

Care-Arbeit & Erwerbsarbeit in der Ehe

In den meisten Fällen ist es doch so: Er geht arbeiten und sie macht den Haushalt und die Kinder. Bis 1977 war die Frau für den Haushalt allein verantwortlich. Heute existiert weder ein Gesetz mit derartigen Vorgaben, noch besteht aus der Vergangenheit eine Verpflichtung, dass Haushaltsführung und Kindererziehung klassischerweise von Frauen zu erledigen sind. Seit dem 1. EheRG (»Erstes Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts«) existiert kein feststehendes Eheleitbild in Form der Hausfrauenehe mehr. Warum ich das im Jahr 2024 explizit betone? Weil auf Instagram, TikTok und Co. zahlreiche Tradewife-Accounts suggerieren, dass es anders sein könnte. Ihr bestimmt selbst, wie ihr Erwerbsarbeit und Care-Arbeit untereinander in gegenseitigem Einvernehmen aufteilt. Beide Ehepartner sind berechtigt, erwerbstätig zu sein. Genau so steht es im Gesetz. Laut Gesetz muss die Erwerbstätigkeit aber »familienverträglich« sein. Was genau darunter zu verstehen ist, ergibt sich nicht. Das Gesetz ist von 1977. Der genaue Maßstab muss heute ein anderer sein als früher. Der Begriff wirkt bei der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung fast grotesk, denn welcher Beruf ist wirklich familienfreundlich?

Der Gesetzgeber verzichtet also ganz bewusst auf ein Rollenbild. Er stellt die Haushaltsführung und die Erwerbstätigkeit in die Autonomie des Ehepaars. Es ist eure Aufgabe, die anfallenden Aufgaben fair zu teilen und gegebenenfalls neu aufzuteilen, wenn sich Lebenssituationen ändern. Keiner der Eheleute hat die letzte Entscheidungskompetenz. Und wenn die Eheleute sich nicht einigen können, dann sind beide für den Haushalt verantwortlich.8

Erwerbsarbeit und Haushaltsführung sind nach dem Gesetz gleichwertig und damit gleich viel wert.

Die Ehetypen

Klasssischerweise werden drei Ehe-Typen unterschieden:

Einverdiener-Ehe: Typische »Hausfrauenehe«. Strikte Aufgabentrennung (Haushaltsführung & Erwerbsarbeit). WICHTIG: Auch im Rahmen der Einverdiener-Ehe ist der erwerbstätige Ehepartner zur Mithilfe im Haushalt verpflichtet.

Doppelverdiener-Ehe: Beide Ehepartner arbeiten Vollzeit, Haushaltsführung ist gleichermaßen zu teilen.

Zuverdiener-Ehe: Ein Ehepartner ist voll erwerbstätig, der andere ist meist in Teilzeit tätig und übernimmt die Haushaltsführung überwiegend. Die Zuverdiener-Ehe ist das meist gelebte Ehemodell.

Bei Eltern, die eine paritätische Elternschaft leben, oft wenn die Einkommensverhältnisse nahezu identisch sind, hat sich ein vierter Ehe-Typ entwickelt: die doppelte Teilzeit-Ehe.

Doppelte Teilzeit-Ehe:

Beide arbeiten in Teilzeit und übernehmen gleichermaßen Haushaltsführung und Care-Arbeit.

Auch die Kinder sind gesetzlich zur Mithilfe im Haushalt verpflichtet.9

Ihr bestimmt, wie ihr die Haushaltsführung, Kinderbetreuung- und -erziehung sowie Erwerbstätigkeit teilt. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Aber bitte seid fair. Das eine geht ohne das andere nicht. Nur weil für die Care-Arbeit am Monatsende kein Gehaltscheck reinflattert, bedeutet das nicht, dass diese Arbeit kostenlos ist.

Die typische Ehe in Deutschland im Jahr 2024

Obwohl keinerlei Vorgaben hinsichtlich der Rollenverteilung mehr bestehen, bleibt in unserer Gesellschaft die Zuverdiener-Ehe nach wie vor das Ehemodell, wenn eine Familie gegründet wird. Mit der Geburt des ersten Kindes zieht sich Frau ganz oder teilweise – jedenfalls temporär – aus der Arbeitswelt zurück. Und das meist unabhängig davon, ob ein Trauschein existiert oder nicht. Bei mehr als der Hälfte der Paare mit Kindern unter 12 Jahren arbeiten die Väter Vollzeit und die Mütter Teilzeit. Bei einem Viertel dieser Paare arbeitet die Mutter überhaupt nicht, während der Vater Vollzeit arbeitet. Von allen Frauen, die in einem abhängigen Beschäftigtenverhältnis stehen, arbeitet die Hälfte in Teilzeit mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 25 Stunden. Die Statistik zeigt auch, dass Frauen mit Kindern bis 12 Jahren überdurchschnittlich viel in Teilzeit arbeiten. Außerdem ist zu beobachten, dass mit zunehmendem Alter der Kinder die meisten Frauen ihre Arbeitszeit nicht ausdehnen und weiterhin in Teilzeit arbeiten.10