Das Buch der Amulette und Talismane - R. H. Laarss - E-Book

Das Buch der Amulette und Talismane E-Book

R. H. Laarss

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Glaube ist heute unmodern, er ist vom Intellekt überwuchert worden, auch Aberglaube wird mitleidig belächelt, im Geheimen aber blüht er üppiger als jemals. "Der Aberglaube selber ist ein Schatten, den innere Wahrheit auf das Leben wirft", besagt ein alter Spruch. In diesem Schatten wandelten und wandeln heute noch Große und Kleine. Den Kern, von dem dieser Schatten ausgeht, die innere Wahrheit, deren erfühlte Kraft Glaube ist, die ewige Kraft in uns, aus welcher der Wille seine Gestaltung empfängt, diesen Kern spürt der moderne Mensch nicht, er hat ihn ja durch seine Verstandeskräfte mit einer undurchdringlichen Kruste umgeben und sich der Möglichkeit des Erfühlens selbst beraubt. Inhaltsverzeichnis Zur Neuausgabe Vorwort zur dritten Auflage Glaube und Aberglaube Geschichtliche Überlieferungen über talismanische Kunst und Literatur Amulette und Talismane des Ostens Germanische Talismane Die Grundlehren der Astrologie und ihre Anwendung Astrologie und Liebe — Freundschaften — Verbindungen Die magischen Kräfte der Edel- und Halbedelsteine, Korallen, Perlen, Metalle, Farben und ihre Verwertung als Talismane nach astrologischen Vorschriften Amulette mit rein-suggestiver oder magisch-suggestiver Wirkung Talismanische Magie Sachgemäße Herstellung von Amuletten. – Die richtigen astrologischen Konstellationen. – Räuchermittel

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Seitenzahl: 319

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Das Buch der Amulette und Talismane

 

 

 

R. H. Laarß

 

 

 

 

Verlag Heliakon

 

Umschlaggestaltung: Verlag Heliakon

Titelbild: Pixabay (Noupload)

 

Vertrieb: ePubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

 

2024 ©Verlag Heliakon

www.verlag-heliakon.de

[email protected]

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Über-setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.de abrufbar.

 

 

„Gesundheit ringenden Menschen“, (Holzschnitte vom sog. Petrarca-Meister, um 1520)

 

 

„Gewinnung köstlicher Schätze“, Holzschnitte vom sog. Petrarca-Meister, um 1520.

 

 

Holzschnitt „Im Frauenhaus“, um 1480, auf dem der Mann das Antoniusglöckchen an der Halskette trägt.

 

 

„Kurfürst Joachim II. von Brandenburg“, porträtiert von Lucas Cranach d. A., mit stark perlenbehängten Schmuck.

 

 

„Hexensabbath“ von Urs Graf – 1514 –, mit einer Kette aus Spielwürfeln, aufgefädelten Schellen, Totenkopf und ähnlichem.

 

 

„Die Cumänische Sibylle“ des Andrea del Castagno – um 1450 –, auf der Stirn eine Kristallkugel inmitten des Zwölfer-Diadems.

 

 

„Bildnis der Frau von Minckwitz“ von Lucas Cranach d.].‚ 1543. Sie trägt einen herzförmigen Anhänger

 

Zeichnung von Hans Holbeins – um 1520 –‚ das seine Frau mit dem Trinitäts-Ring als Kettenanhänger zeigt.

 

 

„Tierkreismännchen“ – anonymer Holzschnitt um 1480, bei dem den 12 Häusern sog. Monatssteine zugeordnet sind.

 

Den 12 Häusern des Zodiakus entsprechen:

Stier – Karneol, Krebs – Chalcedon‚ Jungfrau – Smaragd,

Skorpion – Amethyst, Steinbock – Chrysopras,

Fische – Saphir, Wassermann – Bergkristall, Schütze – Hyazinth,

Waage – Beryll, Löwe – Jaspis, Zwillinge – Topas, Widder – Sardonyx.

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Zur Neuausgabe

Vorwort zur dritten Auflage

Glaube und Aberglaube

Geschichtliche Überlieferungen über talismanische Kunst und Literatur

Amulette und Talismane des Ostens

Morgenländische Talismane

Frühchristliche und mittelalterliche Talismane

Germanische Talismane

Die Grundlehren der Astrologie und ihre Anwendung

Das Aufstellen eines Horoskopes

Die zwölf Häuser des Horoskopes

Charakteristisches über die zwölf Tierkreiszeichen

Nutzen und Verwertung der Astrologie

Gleiche Sterne — gleiches Geschick

Doppelgänger und ihr Schicksal

Das Unglückshoroskop Kaiser Karls

Das Horoskop Wallensteins

Astrologie und Liebe — Freundschaften — Verbindungen

Die magischen Kräfte der Edel- und Halbedelsteine, Korallen, Perlen, Metalle, Farben und ihre Verwertung als Talismane nach astrologischen Vorschriften

Die Zuordnungen der Steine zu den einzelnen Planeten und Tierkreiszeichen sowie deren Metalle‚ Farben und Zahlen. Die sogenannten Monatssteine

Die praktische Anwendung

Amulette mit rein-suggestiver oder magisch-suggestiver Wirkung

Das Bernsteinpüppchen von Großbeeren

Der anhaltinische Krötenring

Der Schicksalsring der Grafen von Veltheim

Bekannte historische Talismane

Der Talisman im Weltkrieg

Liebestalismane

Das Liebesamulett der Katharina von Medicis

Talisman Turc

Die Verwendung von Wohlgerüchen (Parfüms)

Moderne Talismane und Amulette

Talismanische Magie

Der geheimnisvolle Mumienkasten

Sachgemäße Herstellung von Amuletten. – Die richtigen astrologischen Konstellationen. – Räuchermittel

Die richtigen astrologischen Konstellationen

Räuchermittel

Bibliographie

Zu den vorangestellten Bildern

 

 

Zur Neuausgabe

 

 

Hertz-Schildlein nannte man sie im Frühbarock, gelegentlich auch Giftsteine, Präservativ-Armbänder oder, wenn sie mit Zeichen bemalt und beschriftet waren, Charaktere. Sie wurden von jeher als schützende Abwehr (Amulette) wie als Glücksbringer (Talismane) verstanden.

Magische Kräfte wurden den Edel- und Halbedelsteinen, den Perlen, den Buchstabensymbolen zwar schon in der Dürerzeit zugesprochen, und die dem Buch vorangestellten Holzschnitte und Zeichnungen belegen dies: es war eine Zeit tiefgreifenden religiösen Wandels. Stärker noch ließen die Geheimgesellschaften des 16. Jahrhunderts und der mit den Naturwissenschaften Alchemie, Astrologie, Medizin aufkommende Okkultismus das Amulettwesen aufblühen.

Der Steinglaube der Orphiker‚ 1200 Jahre zurück, bildet eine andere mächtige Tradition. Auch damals eine Umwertung aller Werte: altes okkultes Wissen, Magie und Sehertum schossen zusammen zu einer achristlichen Erlösungsmystik. Orphei Lithika — das umfasste Anrufung der Götter, medizinische Therapie, magisch-suggestiven Amulettglauben. Schon damals ging eine besondere Faszination vom Bergkristall und seinem feuerstrahlenden Himmelsglanz aus. In seiner Wirkung lässt er sich mit dem hier belegten Sinsho vergleichen, der in China und Japan als Stein der Konzentration gilt und von dem es heißt, er trage den Atem der weißen Schlange in sich.

Auch dieses Buch ist in Umbruchzeiten entstanden und spiegelt diese wider. In die Neuausgabe sind Bibliografie und Sachregister eingefügt.

 

 

 

Vorwort zur dritten Auflage

 

 

Dieses Buch erschien in seinen beiden ersten Auflagen unter dem damals zutreffenden Titel „Das Geheimnis der Amulette und Talismane“; von dieser Auflage ab nenne ich es: „Das Buch der Amulette und Talismane“ und gebe ihm den Untertitel: „Talismanische Astrologie und Magie“, weil dies nach der jetzt erfolgten Umarbeitung die zutreffendere Bezeichnung ist, die der Tendenz des ganzen Buch gerecht wird.

Die zahlreichen Zuschriften aus dem Leserkreise haben mir gezeigt, über welche besonderen Punkte des hier behandelten Gebietes eine erweiterte Darlegung notwendig und erwünscht war. Deshalb habe ich vor allem ausführlicher behandelt die Talismane aus dem Osten und die magischen Kräfte der Edelsteine, über die ich noch besondere Angaben bezüglich ihrer Zuordnung im Mineralreich, ihrer Fundorte und ihres mystischen Charakters hinzufügte. Außerdem gab ich erstmalig einige Winke über die Beziehungen der einzelnen Parfüms und Gerüche zu den Planeten und den verschiedenen Charakteren und zeigte, wie wenig eine schematische Zuordnung hier stattfinden darf.

Bezüglich des am Ende des Buches befindlichen Literaturverzeichnisses möchte ich folgendes bemerken: Ich habe alle Bücher, die ich eingesehen habe, auch aufgeführt, aber nicht im Text jeweils erwähnt, wo ich dies oder jenes fand. Es zeigte sich nämlich, dass vieles von anderen bereits übernommen wurde, sodass gar nicht festgestellt werden konnte, woher es überhaupt stammte und wer als wirkliche Quelle anzusehen war. Außerdem sind manche historische und fachliche Irrtümer in den alten Schriften festgestellt werden, die einer vom anderen ohne Nachprüfung übernommen hat. Ich hielt es nach diesen Erfahrungen für weckmäßig, einfach die benutzten Schriften ohne besondere Angaben der einzelnen Stellen aufzuführen. Dass ich noch einige mit dem Inhalt zusammenhängende Werke, die ich nur zur Information benutzte, mit anführte, geschah aus dem Wunsch heraus, den vielen an mich ergangenen Anfragen nach ergänzender Literatur gerecht zu werden.

Es handelt sich ja hier um kein wissenschaftliches Werk, sondern um ein Buch, das unterhalten und zum Nachdenken über die hier behandelten Fragen anregen soll; es soll den Leser auf den Weg führen, der aus der Unrast des Alltags zur Selbstbesinnung und an seinem Ende zur Selbsterkenntnis emporheben muss.

Auch wenn er nicht vertrauensvoll oder unvoreingenommen, ja skeptisch eingestellt ist, einige Anregungen wird ihm das Buch sicher geben können, das zeigt, wie die Alten und wie die Jetzigen zu den Amuletten und Talismanen gestanden haben und noch stehen. Es wird für keinen Leser ein Nachteil sein, wenn er den Worten Goethes folgt:

„Wir ehren froh mit immer gleichem Mute Das Altertum und jedes neue Gute.“

Dr. R. H. Laarß

 

 

Glaube und Aberglaube

 

 

Quäle dich und raste nie,

Du kommst nicht weit mit deinen Schlüssen,

Es ist das Ende der Philosophie,

Zu wissen, dass wir glauben müssen.

( Geibel)

 

Wenn wir die uns bekannte Geschichte der Menschheit durchforschen‚ werden wir unter den bedeutenden Männern, deren Namen und Taten uns überliefert sind, kaum einen einzigen finden, der nicht einen unerschütterlichen Glauben, gepaart mit starkem Willen, besaß, einen sieghaften Glauben an sich selbst, an seine Mission und an sein Glück, so verschieden auch die Wurzeln waren, aus denen dieser Glaube seinen Ursprung nahm.

Andrerseits werden wir unter allen diesen Großen auch kaum einen finden, aus dessen tiefstem Inneren nicht ab und zu jene Seelenstimmung ins Tagesbewusstsein trat, die wir Aberglauben nennen.

Glaube ist heute unmodern, er ist vom Intellekt überwuchert worden, auch Aberglaube wird mitleidig belächelt, im Geheimen aber blüht er üppiger als jemals. „Der Aberglaube selber ist ein Schatten, den innere Wahrheit auf das Leben wirft“, besagt ein alter Spruch. In diesem Schatten wandelten und wandeln heute noch Große und Kleine. Den Kern, von dem dieser Schatten ausgeht, die innere Wahrheit, deren erfühlte Kraft Glaube ist, die ewige Kraft in uns, aus welcher der Wille seine Gestaltung empfängt, diesen Kern spürt der moderne Mensch nicht, er hat ihn ja durch seine Verstandeskräfte mit einer undurchdringlichen Kruste umgeben und sich der Möglichkeit des Erfühlens selbst beraubt.

Es ist dies eine der Errungenschaften unseres Jahrhunderts des Intellektualismus, in dem kein Platz und keine Zeit für Gefühlswerte mehr geblieben ist. Wir leben in einer Zeit ohne Glauben, wir überschätzen den Intellekt und die Technik und verschließen uns dafür die Seelenkräfte, aus denen wir Ewigkeitswerte schaffen könnten.

Wir fühlen uns hocherhaben über die naiven, primitiven Menschen vor unserer Zeit und bedenken nicht, wie viel Weisheit wir ihnen verdanken. Wir glauben die Natur zu beherrschen und bauten doch so vieles erst auf den Errungenschaften auf, die uns, wenn auch oft in verhüllter Form, von den Alten überliefert werden sind.

Auch der primitive Mensch, der Naturmensch, strebte zunächst nach der Herrschaft über die Naturkräfte. Er sah sich den Gewalten der Natur und der Ordnung des Werdens und Vergehens schicksalsmäßig preisgegeben und musste schon aus Selbsterhaltungstrieb nach einem Urheber dieser Schicksalsgewalt und nach Mitteln suchen, sich dieser zu entziehen oder ihren Einfluss auf sein Dasein abzuwenden, sich Möglichkeiten schaffen, um sein Leben und seinen Besitz zu sichern.

Von hier bis zum Glauben an übernatürliche Wesen war nur ein Schritt, zumal sich der Primitive die Naturgewalten nur als personifizierte Wesen vorstellen konnte, welche er als die Urheber der ihn betreffenden guten oder bösen Ereignisse ansah. So musste Glaube und Aberglaube entstehen, so entstand auch der Trieb, sich Abwehrmittel zu schaffen oder Mittel zur Erwerbung der Gunst der von ihnen selbst eingesetzten Götter. Dies geschah in Form von Opfern, Gebeten oder auch durch geweihte Gegenstände, die von den Vertretern dieser Götter, den Medizinmännern oder später den Priestern vermittelt wurden, eben durch Amulette oder Talismane.

Der Gebrauch dieser Schutzmittel hat sich durch die Jahrtausende hindurch erhalten und ist auch in unserer jetzigen so aufgeklärten Zeit keineswegs verschwunden, nur die Form und die Herstellungsweise haben sich entsprechend gewandelt. Aus dem wirksamen Amulett, das ein Priester weihte oder ein weiser Magier mit fluidischen Kräften lud, ist ein modernes Schmuckstück geworden, das, fabrikmäßig hergestellt, naturgemäß keine der Wirkungen mehr haben kann, welche die magische Kunst der alten Eingeweihten ihm verlieh.

Indessen gibt es auch heute noch wirkliche Talismane und Amulette, die, nach den Vorschriften der Alten hergestellt, auf den jeweiligen Träger abgestimmt sind und diesem Kräfte übermitteln, von denen der durch keinerlei Wissen um magische Zusammenhänge beschwerte Allesbesserwisser der Jetztzeit sehr gern Gebrauch machen würde, wenn er auch nur zu ahnen vermöchte, was er durch sie erreichen kann.

Bevor wir jedoch auf die Beschreibung und Herstellung dieser Magneten des Glückes selbst näher eingehen, wollen wir eine kleine Übersicht über die geschichtlichen Überlieferungen der talismanischen Kunst und Literatur geben und den Gebrauch ihrer Erzeugnisse bei den verschiedensten Rassen im Laufe der Zeiten verfolgen.

 

 

Geschichtliche Überlieferungen über talismanische Kunst und Literatur

 

 

Unter einem Talisman versteht man einen Gegenstand, der unter gewissen Umständen, z. B. unter bestimmten Konstellationen, mit heiligen Gebräuchen, Gebet, Räucherungen oder dgl. aus irgendeinem Stoff, Holz, Metall, Stein, Leder, Pergament angefertigt wird und dadurch geistige Kräfte enthält. Diese geistigen Kräfte bewirken nach alter Lehre allerhand Gutes, bald Gesundheit, Schönheit, langes Leben, Reichtum und Macht, bald Schutz gegen Krankheiten, Gefahren und andere Übel.

Das Wort Talisman stammt nach Laut und Begriff aus dem Orient; es ist rein morgenländisch und findet sich im Türkischen als Talis, Talism, Tilism, Talismon, was Wunderbild bedeutet. Manche wollen es von dem griechischen telesma, Vollendung, ableiten, wahrscheinlicher ist es aber, dass die Griechen die Benennung zusammen mit den ersten Talismanen aus dem Orient übernahmen, und zwar vielleicht über Chaldäa, das mit Indien durch Blutsverwandtschaft eng verbunden war. In Indien bestand in frühester Zeit und besteht heute noch der Brauch, dass der Bräutigam der Braut bei der Vermählung das Tali, eine Art Amulett, umhängt, und dies gilt als die wichtigste und entscheidendste Zeremonie bei der Vermählung.

Die Türken nannten ihre Geistlichen und Gelehrten, die sich mit diesen Dingen beschäftigten, Talismanen, bei den Chaldäern und Persern hießen sie Tsilmenaja, bei den Griechen Telesmata, bei den Römern Amuleta, von Amula, dem Versöhnungsgefäße (Weihkessel) oder von amolire, wegschaffen, abgeleitet. Das Wort Amulett ist wahrscheinlich auch mit aus dem Orient übernommen worden, denn die Araber nannten die Steine und die mit Sprüchen beschriebenen Zettel, die sie auf einer Schnur aufgereiht um den Hals trugen, Hamalet, Anhängsel, woraus sehr wohl das Wort Amulett entstanden sein kann, das dann in alle europäischen Sprachen übergegangen ist.

Der Unterschied zwischen Talisman und Amulett besteht darin, dass ein Talisman gute Einflüsse heranziehen soll, während ein Amulett zur Abwehr von bösen Einflüssen dienen soll.

Wie dem auch sei, jedenfalls kam der Gebrauch der Talismane aus Chaldäa oder Indien zu den Persern, Arabern, Hebräern und Griechen und verbreitete sich unter verschiedenen Namen über die ganze Welt.

Petr. Friedr. Arpe bezeichnet in seiner 1717 in Hamburg erschienenen „Geschichte der talismanischen Kunst“, deren Gedankengang wir in den nachstehenden Ausführungen folgen, als Erfinder der Talismane einen gewissen Gigant, der vor der sog. Sintflut gelebt haben soll, während die Araber die Erfindung dem ersten Könige der Ägypter, Nacraus, zuschreiben, der zur selben Zeit lebte. Nach anderen arabischen Quellen soll Cham, ein Sohn des Noah, bereits in dieser Wissenschaft bewandert gewesen sein. Dieser Cham wird von einigen Zoroaster genannt, ein Name, der nach Georg von Tours lebendiges Gestirn, nach dem Dinon Priester des Gestirns, nach anderen Sohn und Verehrer der Sterne bedeutet.

Es kann als sicher angenommen werden, dass besonders die Ägypter, ferner die Chaldäer, Hebräer und Inder sich mit dieser Kunst befasst und in ihr besonders ausgezeichnet haben. Sie waren die ersten, welche die himmlischen Kräfte der Gestirne unter gewissen Weihungen auf Figuren von Stein oder Metall übertrugen, um durch diese geweihten Gegenstände bestimmte Wirkungen zu erzielen. Gerade die Ägypter verwendeten die größte Sorgfalt auf diese geheiligten Dinge. Jedem Orte, jedem Tiere, jeder Pflanze, jedem Metall eigneten sie einen guten oder bösen Genius zu, den sie sich geneigt zu machen oder abzuwehren suchten durch ihm geweihte Statuen, Räucherungen, gewisse heilige Worte und mystische Charaktere oder Buchstaben, die zu vorgeschriebener Zeit und Stunde angewendet werden mussten.

„Es blieb der Ausdruck der Magie

Sogar im Erze, Stein und Vieh.“

Sie waren überzeugt, das Bild des Serapis fördere die Fruchtbarkeit der Erde, das des Kanopus den Austritt des Nils, der Apis wende Dürre ab, der Geier helfe gegen die Pest, usw.

„Wer kennt wohl des

sehr klugen Ägypten Götter nicht?

Der eine betet an das Krokodil, indes

Ein andrer vor dem Schlangenfresser Ibis hebt.

Es glänzt der heiligen Meerkatze Bild

im Golde dort, wo magisch’ Saitenspiel

aus Memnons Trümmern tönt.“ (Juvenal Sat. 15.)

Die Bilder ihrer Hauptgötter Osiris und Isis trugen sie als Amulett, die 36 Dämonen sowohl als die Schutzgeister, die sie kannten, hatten besondere Namen und letztere wurden angerufen, damit sie sich in den ihnen errichteten Bildsäulen als wirksame und mächtige Gottheiten erweisen könnten. Diese Bildsäulen werden in dem Buch des Asklepios (das aber dem sagenhaften Hermes Trismegistos zugeschrieben wird) beseelte Statuen genannt, die Geist und Leben gehabt und außerordentliche Dinge bewirkt hätten.

„Doch zahllos sind all diese Bilder, und

die Namen all, die zählen zu wollen, ist

so viel als jene Sandkörner zählen, die

in Lybiens Sandwogen Zephir wälzt.“ (Virgil georgic. L. II.)

Aus Chaldäa und Babylonien stammt auch die uralte Wissenschaft der Astrologie und da die Herstellung der Talismane meist auf astrologischer Grundlage beruhte, so ist es erklärlich, dass sich die weisen Priester dieser Länder in dieser Kunst besonders hervortaten. So soll Thara, der Vater Abrahams, ein geborener Chaldäer, unter Berücksichtigung gewisser Gestirnkonstellationen bereits seltsame Bilder verfertigt haben, Teraphim genannt, mit denen er wie mit Talismanen geheime Wirkungen erzielte. Von dieser Art waren auch die Götterbilder, die Rahel ihrem Vater entwendete und die nach Rabbi David Kimchi kleine, nach astrologischen Regeln angefertigte Statuen gewesen sind, die zur Verkündung zukünftiger Dinge gebraucht wurden. Rahel soll sie ihrem Vater nicht entwendet haben, um ihn vom Götzendienst abwendig zu machen, sondern weil sie befürchtete, diese Bilder würden ihre Flucht verraten.

Abb. 1. Hebräische Hausgötter

Die Hebräer kannten also diese Dinge schon sehr zeitig, und während ihres Aufenthaltes in Ägypten nahm ihr Glaube an solche Teraphim (siehe Abb. 1. und 2) außerordentlich zu, sodass ihre Neigung wachsen musste, den Sternen mittels solcher Bilder ihre Verehrung zu bezeugen. Deshalb trugen sie auch Aaron die Verfertigung des goldenen Kalbes auf, und zwar auf Rat ihrer Astrologen, die dadurch die Gunst der Venus und Luna zu erwerben hofften, die sie gegen den schädlichen Einfluss des ihnen ungünstigen Skorpions und des Mars schützen sollten. Einige rechnen auch Davids Hausgötter und die eherne Schlange hierher, die Moses in der Wüste gegen den Biss giftiger Schlangen errichtete. Das gemeine Volk durfte sich dieser Theraphim, die als Gottheiten ersten Ranges verehrt wurden, nicht bedienen, sondern bekam auf Pergamentstreifen geschriebene Namen Gottes, sogenannte Tephillim, die an die Beobachtung der Gesetze erinnern sollten. Diese Tephillim wurden um die Stirn oder den Arm gebunden oder an den Türpfosten befestigt; daher schalt Christus die Pharisäer, dass sie ihre Denkzettel breit und die Säume an ihren Kleidern groß machten.

Abb. 2. Hebräische Hausgötter

Dieser Aberglaube griff in der Folge immer weiter um sich, und die Hebräer glaubten schließlich wirklich in allen Verlegenheiten des Lebens nichts besseres tun zu können, als all ihr Heil und Trost auf einen solchen Zettel zu setzen. Dies wird sowohl von christlichen Lehrern als auch von zahlreichen jüdischen Forschern berichtet. Man war überzeugt, die Namen Gottes brächten außerordentliche Wirkungen hervor, je nachdem die Buchstaben derselben geschrieben, umgesetzt oder ausgesprochen würden.

Über diese Wissenschaft sind eine ganze Anzahl von Büchern geschrieben worden, von denen verschiedene bis auf unsere Zeit gekommen sind. So schrieb vor Christi Geburt ein Sohn des Kana, Nechonias, ein solches Werk unter dem Titel „Arcanum nominis Dei“ (Geheimnis des Namens Gottes), dessen Manuskript noch vorhanden ist. Salome und spätere jüdische und christliche Gelehrte haben ebenfalls Bücher über die Gottesnamen geschrieben, z. B., die berühmte „Clavicula Salomonis“ und das Werk „Sepher Kakkolot“, das von den verborgenen und geheimnisvollen Namen handelt, die in den heiligen und wundersamen Psalmen Davids vorkommen. Es lehrt den praktischen Gebrauch dieser Psalmen, worauf größtenteils die Verfertigung der jüdischen Amulette beruht.

Auch jene Götterbilder, welche die Juden von ihren Gastfreunden, den Syrern, entlehnten, besaßen nach ihrer Ansicht magische Kräfte und Gewalt über die Gestirne. So stellte Moloch, jener grimmige Kinderfresser, den Saturn vor, Baalgad war der Gott des Schicksals, Astarte oder Astherot repräsentierte die Venus, usw.

Wir geben hier ein Bild des Moloch wieder (Abb. 3), das Gaffarelli in seinem 1676 erschienenen Werk, auf das wir später noch zurückkommen, abdruckt. Gaffarelli gibt als Quelle verschiedene alte Schriftsteller an, z. B., Lyranus, der berichtet, dass diese grässliche Statue aus Eisen bestand und innen hohl war. Sie wurde durch im Innern angezündetes Feuer erhitzt, und wenn sie rot glühend war, wurden die unglücklichen, zum Opfer bestimmten Kinder, Knaben und Mädchen, ihr in die Arme gelegt. Gleichzeitig schlugen die unmenschlichen Priester die Pauken und ließen möglichst großen Lärm vollführen, um das Wehgeschrei der armen Opfer zu übertönen und etwaiges Mitgefühl der Eltern und Zuschauer zu unterdrücken.

Abb. 3. Moloch

Diese ganze an Scheußlichkeit kaum zu überbietende Zeremonie nannte man „den Moloch küssen“.

Mit ähnlichen Dingen beschäftigten sich die Nachbarn der Syrer, der Sabäer, die ebenfalls den Gestirnen und den ihnen geweihten Bildern göttliche Kräfte zusprachen und sie verehrten.

Besonders berühmt war im Altertum der Tempel der Diana in Ephesus und deren Bildnis, auf dessen Krone, Gürtel und Fuß jene Charaktere geschrieben waren, die man ephesische Buchstaben nannte. Diese eingravierten Worte lauteten: Aski, Cataski, Hex, Tetrax, Damnameneus, Aesion. Plutarch sagt, diese ephesischen Worte pflegten die Magier über den vom Teufel Besessenen zu rezitieren. (Das Wort Damnameneus finden wir übrigens auch auf einem gnostischen Amulett in der Kollektion De la Turba.)

Ähnliche Wunderdinge erzählt Plato von dem berühmten Ring des Lydiers Gyges. Auch in den Werken des Pythagoras finden sich Spuren talismanischer Kunst, die seine Anhänger gewissenhaft verfolgten. Besonders hervor tat sich hierin der Neupythagoreer Apollonius von Tyana, der bei den Arabern wegen seiner besonderen Geschicklichkeit in der Verfertigung von Talismanen in großem Ansehen stand. Er soll, wie sein Biograf, der ältere Philostratus, berichtet, weite Reisen unternommen und auf einer solchen von dem indischen Weisen Iarchus sieben magische Ringe geschenkt erhalten haben. Er trug an jedem Wochentag den entsprechenden Ring, weil jeder Ring den einem Planeten zugeordneten Stein in das dazu vorgeschriebene Metall gefasst enthielt.

Es sollen dies folgende Steine gewesen sein:

Für Sonntag, den Tag der Sonne, ein Diamant in einem goldenen Ring.

Für Montag, den Tag des Mondes, ein Mondstein in silberner Fassung.

Für Dienstag, den Tag des Mars, ein Hämatit in Eisen gefasst.

Für Mittwoch, den Tag des Merkur, ein rosafarbiger Jaspis in Silberfassung.

Für Donnerstag, den Tag des Jupiters, ein Karfunkel in einem Ring aus Zinn.

Für Freitag, den Tag der Venus, eine Koralle in Bronze gefasst.

Für Sonnabend, den Tag des Saturn, ein Onyx in einem Ring aus Blei.

Apollonius wurde übrigens von Anastasius, dem Bischof von Theopolis, noch besonders gelobt, „weil er seine talismanischen Werke nur durch die Wissenschaft natürlicher Dinge vollbracht habe und weil er sie nur zum Wohle der Menschen anwende, weshalb Gott sie auch geschehen ließe“.

Justin der Märtyrer, Heiliger und Kirchenvater, war ebenfalls ein großer Verehrer des Apollonius und berichtet in seinen Schriften begeistert von den Kräften der von diesem verfertigten Talismane. Er schreibt: „die Kraft der Talismane des Apollonius beruhigt die tobende See, hält die Winde vom Himmel ab und macht wilde Tiere zahm. Gottes Wunder kennen wir nur durch die Überlieferung, aber der Wunder des Apollonius sind unzählige und bezaubern alle, die sie sahen.“

So wie Apollonius die Vorschriften des Pythagoras getreulich befolgte, wurden seine eigenen Lehrsätze und talismanischen Werke von den übrigen Philosophen dieser Schule eifrig studiert und zum Vorbild genommen. Die Griechen suchten in ihren großen und kleinen Mysterien, die zu Eleusis und Samothrazien gefeiert wurden, alle Übel des Lebens von sich abzuwenden und stellten bei diesen gottesdienstlichen Handlungen talismanische Figuren auf, denen sie göttliche und wundertätige Kräfte zuschrieben, um sich dadurch besondere Vorteile zu verschaffen, z. B. die Statue des Apollo Averruncus (Abwender des Bösen), Hercules Averruncator u. dgl. Wir geben hier die Abbildung einer solchen Statue wieder, die wohl zum Stütze eines Hauses oder Gartens aufgestellt gewesen war. (Siehe Abb. 4.)

Abb. 4. Griechische Hausgöttin

Große Verehrer von Talismanen waren auch die alten Römer, welche die Nadel der Mutter der Götter, den vierspännigen Wagen der Vejer, die Asche des Orestes, das Zepter Priams, den Schleier der Ilione, das Palladium und die Ancilien, die Bildsäule des Tanaquil, sowie das Bild der mit Eichenlaub bekränzten Hekate, die Schlangenhaar hatte, besonders als Talismane verehrten.

Auch Priapus galt als vorzügliches Mittel zur Abwendung von Neid, Missgunst und aller Zauberei, weshalb man sein Bildnis nicht nur Kindern umhing und den Triumphwagen des Kaisers damit schmückte, sondern es auch, wie Plinius berichtet, in den Gärten aufstellte.

„Ihn stellte der Landmann als Hüter in seinen Garten, es sieht ihn das fromme Mädchen und schielt nur durch die Finger nach ihm.“

L. Sulla, G. Julius Cäsar, Nero, Galba und andere Oberhäupter Roms pflegten derartige Gottheiten im Geheimen zu verehren und ihre Bilder als Talismane zu benutzen. So berichtet Plutarch von Sulla, dass dieser gewöhnlich ein kleines goldenes Bild des Apollo, das von Delphi nach Rom gebracht worden war, mit in die Schlacht genommen habe. Im Treffen mit den Telesiern entging er seinen Feinden nur mit genauer Not; sein Pferd wurde vom Reitknecht zum Lauf angetrieben und am Schweife desselben fuhren die feindlichen Wurfspeere, die zusammentrafen, in die Erde. Bei dieser Gelegenheit soll er jenes Bild geküsst und ausgerufen haben: Pythischer Apoll, du hast dem glücklichen Cornelius Sulla schon aus manchem Treffen geholfen, willst du ihn denn jetzt verlassen, da er im Begriff ist, im Hafen seines Vaterlandes zu landen?

Diodor erzählt, dass Julius Cäsar das Bildnis einer bewaffneten Venus bei sich trug und es in wichtigen Angelegenheiten um Rat fragte. Der letzte Abkömmling seines Hauses, Nero Claudius, bekam von einem unbekannten Plebejer das Bild eines Mädchens geschenkt, das ihn vor heimlichen Nachstellungen bewahren sollte. Da er nun bald, nachdem er es besaß, eine Verschwörung entdeckte, verehrte er es als seinen Gott und behauptete, dass er von ihm zukünftige Dinge erfahre. Ähnliches wird von Galba, Chrysostomos, Numa und vielen anderen berichtet.

Sogar Galenus, nächst Hippokrates der berühmteste Arzt des Altertums, soll, wie Alexander Trallius berichtet, an die Heilung von Krankheiten durch magische Mittel geglaubt haben; ebenso berichtet der Philosoph Jamblichus in seinem Werke über die ägyptischen Mysterien von göttlichen Bildern, „die wirklich mit einem darin gegenwärtigen Gott erfüllet seien und wundersame Wirkungen hervorgebracht hätten.“

Lange hielt sich dieser Aberglaube und die Verehrung dieser Bilder sowohl bei den Heiden als auch bei den Christen, obgleich in den Kirchengesetzen unter Marcus Aurelius (Caracálla) schwere Strafen darauf gesetzt wurden“, die dann Konstantin I. noch verschärfte, um diesem Götzendienst ein Ende zu machen.

(Aus, der ersten Zeit des Christentums wären hier vor allem die verschiedenen Sekten der Gnostiker zu erwähnen, bei denen die talismanische Kunst besonders gepflegt wurde; hier möge jedoch dieser Hinweis genügen, da in einem späteren Abschnitt dieses Buches noch ausführlich über ihr Wesen und ihre Talismane berichtet wird.)

Die bis hierher angeführten Autoren der Alten mögen für unseren Zweck genügen, wir können in dieser kurzen Übersicht so wie so nicht annähernd alle Schriftsteller anführen, die über derartige Dinge berichtet haben; gesagt sei nur, dass es viele Hunderte sind, von denen wir nur noch einige bekanntere aus der mittleren und neueren Zeit erwähnen wollen.

Im 13. Jahrhundert, als die beinahe erstorbenen Wissenschaften wieder auflebten, blühte auch die talismanische Kunst von Neuem, und die gelehrtesten Männer befassten sich mit ihr. So schrieb um das Jahr 1200 Leopold, Bischof zu Freising, der Sohn eines Herzogs von Österreich, ein Werk „Compilatio de Astrorum“, in dem er die Anfertigung von Amuletten lehrte. Nach dessen Tod tat sich Albertus Magnus, Doktor und Professor an den Akademien zu Paris und Köln, später Bischof von Regensburg hervor.

„Erschien Albertus Lobesan,

ein großer, sehr beredter Mann;

er lehrte das Quadrivium

und Weisheit war sein Eigentum.“

Er war aus dem ritterlichen Geschlecht derer von Bollstadt und aus Lausingen gebürtig. Ihm wurden, nach damaliger Art, seines berühmten Namens wegen die verschiedensten Werke zugeschrieben, z. B. „de virtutibus quarundam herbarum, lapidu metanimalium“, ferner „de mirabilibus mundi“; in deutscher Sprache existieren unter seinem Namen „die XII Siegeln der Zeichen der Tierkreise“, „von den XII Irrsternen, ihren magischen Ringen, Kräften und Eigenschaften“ u. a. m. Man erfand sogar noch einen „Albertus parvus“, einen „kleinen“ Albert, dem man verschiedene Zauberbücher zuschrieb.

(Albertus Magnus wurde am 10. Januar dieses Jahres (1932) durch Pius XI. zum „Lehrer der Kirche“ (Doktor ecclesiae) ernannt und gleichzeitig erfolgte seine Kanonisation durch eine päpstliche Bulle, in der es heißt, dass seine Heiligsprechung deshalb „besonders zeitgemäß“ erscheine, „weil Albert das vollendete Ideal eines Friedensstifters sei, wie es unsere friedlose Zeit braucht“ und „weil er mit seinem ganzen herrlichen Schrifttum den Gottlosen gerade in unseren Tagen die Vereinbarkeit des übernatürlichen Glaubens mit der natürlichen Vernunft und aller weltlichen Wissenschaft predigt“.)

Ein berühmter Schüler des Albertus war der aus gräflichem Geschlecht bei Neapel stammende Thomas von Aquino, Doctor angelicus, Doctor universalis, auch Princeps scholasticorum genannt, der 1322 heilig gesprochen wurde. Ihm schrieb man die Bücher „de occultis operibus naturae“ und „de imaginibus necromanticis“ zu, ob mit Recht oder Unrecht wissen wir nicht. Er starb 1274, zehn Jahre vor dem ebenfalls sehr berühmten Roger Bacon, einem Engländer vom Franziskaner-Orden, der eingehende Kenntnisse in den geheimen Wissenschaften besaß und durch seine Werke über die geheimen Kräfte der Bilder und Steine, praktische Magie und dergleichen in den damals lebensgefährlichen Ruf eines Magiers kam. John Dee schrieb 1551 eine Rechtfertigungsschrift über Roger Bacon, in der er nachwies, Bacon habe nichts durch Beihilfe von Geistern bewirken wollen, sondern sei vielmehr ein großer Philosoph gewesen, der durch natürliche und erlaubte Mittel ganz außerordentliche Dinge zustande gebracht habe, die der unwissende Pöbel gewöhnlich für Teufelskünste zu halten pflege. Roger Bacons Werke sind uns erhalten geblieben und heute noch in manchen Bibliotheken zu finden.

Ähnliche Kenntnisse besaß der Engländer Michael, gewöhnlich Scotus genannt, sowie Petrus Aponensis, die beide in den Ruf von Zauberern kamen wegen ihrer für die damalige Zeit außergewöhnlichen Kenntnisse der Naturkräfte und der Einwirkungen der Gestirne. Besser ging es dem Florentiner Marsilius Ficinus, dem zufolge seines großen Ruhmes vom Rat und Volk von Florenz ein Denkmal gesetzt wurde.

Er hat in seinem Werke „de vita coelibus comparanda“ die Anfertigung der Amulette ausführlich beschrieben und erklärt. Seine Schriften wurden 1529, 1595 und 1616 in Basel herausgegeben. Ein Zeitgenosse von ihm, Hieronymus Torella‚ Leibarzt der Königin von Neapel, veröffentlichte in Valencia 1496 ein Werk über astrologische Bilder, in dem er die Frage behandelt und bejaht, ob in Gold abgedruckte Himmelsbilder die Kraft hätten, Krankheiten zu vertreiben.

Camillus Leonhardus, ein Physiker zu Pisa, schrieb 1502 sein „Speculum lapidum“, das er dem Caesar Borgia, widmete. Dieses Werk erschien später noch mehrfach in erweiterter Ausgabe, in der außer von Steinen auch von der Sympathie der Metalle und Planeten zueinander gesprochen wird. Ihm wurden, wahrscheinlich unberechtigterweise, auch die unter dem Namen des berühmten Abtes des Klosters Sponheim, Joh. Tritheim (Trithemius), erschienenen magischen und alchimistischen Schriften zugeschrieben, in denen von den Eigenschaften magischer und astronomischer Bilder, von den Zeichen und Konstellationen der Planeten sowie von den Bildern Salomons, Hermes und anderer die Rede ist.

Sicher ist, dass Tritheim eine außergewöhnlich große Sammlung derartiger Werke besaß, die er testamentarisch seinem Schüler Cornelius Agrippa vermachte, der durch sein Werk „de occulta philosophia“ sich bereits einen Namen gemacht hatte. Dieses Buch ist das Schulbuch und der Wegweiser zu einer systematischen Magie geworden, aus dem alle späteren Gelehrten immer wieder geschöpft haben und das auch die späteren Brüder des Rosenkreuzes alten deutschen Systems für ihre Symbole benutzt haben.

Wir kommen nun zu dem berühmtesten Gelehrten seinerzeit, dem Arzt und Weisen Theophrastus Paracelsus, Bombastus von Hohenheim, einem Schweizer von Geburt (1493 – 1541), welcher der Magie sehr ergeben war und in seinen zahlreichen Werken auch die Herstellung und den Gebrauch von Amuletten und Talismanen lehrte. Besonders in seiner „Archidoxis magica“ in 7 Büchern beschreibt er die verschiedenen Gattungen von Amuletten ausführlich.

Auch Dr. Faustus, unter dessen Namen eine Unmenge von Schriften erschienen sind, muss hier angeführt werden. Das „Miracul und Wunderbuch“, genannt „der Höllenzwang“, sein „Praktizierter Geisterzwang“, 1605 zu Passau gedruckt (woher auch der Name Passauer Kunst stammt), sowie das „Haupt- und Kunstbuch, i. e. aller Kabbalisten und Weisen Fundamental-Praxis, zur Lehre im Geheim seinem Diener Christoph Wagnern überlassen“ sind die bekanntesten hiervon. Goethe hat ja in seinem gleichnamigen Werk dem Namen Faust ein unvergängliches Denkmal gesetzt.

Viele hierher gehörende Arbeiten hat auch der 1574 geborene, gelehrte englische Rosenkreuzer Dr. Robert Fludd herausgegeben, ein Mann von bewunderungswürdigem Genie, dessen Werke wegen ihrer Seltenheit heute von Liebhabern sehr teuer bezahlt werden. Seine beiden Hauptwerke sind „Mysterium Cabalisticum“ und „Philosophia Sacra“.

Der erste Gelehrte, der es wagte, Regeln der talismanischen Kunst aufzustellen und die Rechtfertigung derselben zu übernehmen, war der schon vorher erwähnte Jacob Gaffarelli, der unter anderen Ehrenämtern Rat und Almosenpfleger des Königs von Frankreich und Prior verschiedener Klöster war.

Da er sowohl an Kenntnis der morgenländischen Sprachen als auch durch eingehende Kenntnisse in den Geheimwissenschaften alle Gelehrten seines Zeitalters weit überragte, machte ihn der bekannte Kardinal Richelieu zu seinem Bibliothekar und der König erteilte ihm den Auftrag, ein Werk über sein geheimes Wissen zu schreiben. Dieses Werk erschien unter dem Titel „Curiosités inouis sur la sculpture talismanique des Persans Horoscope des Patriarches et lecture des étoiles“ in Paris 1629, Rouen 1631 und ohne Druckort 1637 und 1650. Eine lateinische Übersetzung dieses Werkes gab 1676 Georg Michaelis, Superintendent der Grafschaft Oldenburg, heraus und versah sie mit ausführlichen Noten. (Dieser Ausgabe sind auch die Abbildungen Nr. 1 – 3 dieses Buches entnommen.)

Das Werk brachte dem Gaffarelli sehr viel Verdruss. Zuerst wurde es mit dem größten Beifall aufgenommen, innerhalb eines Jahres dreimal von Neuem aufgelegt. Dann aber wurde der Verfasser von den tadelsüchtigen Doktoren der Sorbonne scharf angegriffen; diese behaupteten, er habe sein Buch aus einer alten arabischen zauberischen Handschrift zusammengeschrieben, und er wurde schließlich zum Widerruf genötigt. Gegen ihn schrieb vor allem der königliche Historiograph Claudius Sorellus, für ihn Jacobus Chanfridus. Gaffarelli starb 1681 als ein Greis von 80 Jahren.

Fast zur gleichen Zeit schrieb in Erfurt ein deutscher Gelehrter, Israel Hiebner, ein aus Schneeberg gebürtiger Professor der Mathematik, ein diesbezügliches Werk: „Mysterium sigillorum, herbarum et lapidum.“ Er hat sein Buch in vier Abschnitte geteilt: der erste handelt von den Arzneimitteln, die aus Kräutern und Pflanzen unter gewissen Himmelseinflüssen bereitet werden, im zweiten prüft er den Einfluss der Gestirne auf Metalle und Steine, im dritten und vierten zeigt er, wie man Amulette anfertigen und sich derselben gegen Krankheiten bedienen soll. Dieses Werk kam 1651 in Erfurt, 1653 in Leipzig und 1696 nochmals in Erfurt heraus.

Mancherlei hierher Gehörendes findet sich in den Schriften des Jesuitenpriesters und nachmaligen Professors der orientalischen Sprachen zu Rom, Athanasius Kircher, besonders in seinem 1652 erschienenen „Oedipus Aegyptiacus“, worin er die Hieroglyphen und andere geheimnisvolle Dinge erklärt und sehr ausführlich die Herstellung und Anwendung von Amuletten beschreibt.

Auch die Abhandlungen von Samuelis Hentschel, 1659 zu Wittenberg, Jacob Wolf, 1690 zu Leipzig, Vallentin Löscher in Wittenberg, Friedrich Blume, 1710 zu Halle erschienen, gehören hierher; außer diesen haben noch mehrere hundert andere Schriftsteller Werke über talismanische Kunst veröffentlicht, die sämtlich hier anzuführen ebenso unmöglich ist wie die Schriften ihrer nicht minder zahlreichen Gegner.

Größere Werke, die wirklich Neues auf diesem Gebiet brachten, sind seitdem nur wenige erschienen, wohl aber zahlreiche Abhandlungen über diesen oder jenen hierher gehörenden Gegenstand, die zwar meist auf den alten, hier bereits erwähnten Schriften aufgebaut sind, aber zum Teil doch verdienstvolle Forschungen und Ergänzungen enthalten. Erwähnen wollen wir vor allem das Werk des Hamburger Augenarztes Dr. Seligmann „Der böse Blick und Verwandtes“, welches eine Fülle einschlägigen Materials bringt, das, mit größer Sachkenntnis und bewunderungswürdigem Fleiß zusammengestellt, ausführliche Schilderungen über Amulette und Talismane enthält. Ferner Villiers-Pachinger: „Amulette und Talismane und andere geheime Dinge“, ein ungewöhnlich reichhaltiges Werk, das zahlreiche instruktive Abbildungen bringt. Außerdem finden wir in „Okkultismus und Liebe“ von Laurent-Nagour, in Ernst Tiedes „Urarische Gotteserkenntnis“, in Hagens „Osphresiologie“, Pachingers „Glaube und Aberglaube im Steinreich“ und zahlreichen anderen Werken, sowie in der englischen und französischen Literatur wertvolle diesbezügliche Hinweise. —

Hiermit sei dieser kurze Überblick, den der verfügbare Raum nur erlaubte, abgeschlossen. Er macht natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dürfte aber zur allgemeinen Orientierung genügen. Über die hier nicht besonders aufgeführten germanischen Amulette und Talismane, sowie über die wertvollsten der im Orient von altersher verwendeten Erzeugnisse dieser Art, wird bei den entsprechenden Abschnitten alles Wissenswerte gesagt werden.

 

 

 

Amulette und Talismane des Ostens

 

 

So weit unser Wissen reicht, stammen die ältesten Talismane aus dem Osten; besonders Ägypten, das ehemalige babylonisch-assyrische Reich zwischen Euphrat und Tigris mit Chaldäa, Indien, China, Tibet sind die Fundstätten von Talismanen aller Arten gewesen, und von hier aus hat sich ihr Gebrauch über die ganze Welt verbreitet.

Einer der ältesten und über alle alten und neuen Erdteile verbreiteten Talismane ist das Sonnenradkreuz, Hakenkreuz, in Indien Swastika, d. i. Glückszeichen genannt. Man kann seinen Ursprung bis auf die neuere Steinzeit zurückverfolgen, da man es auf unzweifelhaft aus dieser Periode stammenden Steinen eingegraben gefunden hat. Es wird in den mannigfachsten Formen dargestellt. (Siehe Abbildung 5.) In China wird es Wan genannt, was viel Glück und langes Leben besagt, und wird sowohl mit den Armen nach rechts wie nach links gerichtet hergestellt. Unsere Abbildung Nr. 6 zeigt links gerichtete Arme, Nr. 7 solche nach rechts. Die in Indien weitverbreitete Sekte der Dschainas (Jainas) betrachtet es als das Symbol der menschlichen Entwicklung; der rechte Arm A (Abb. 7) stellt die niederste Stufe des Lebens dar (als Protoplasma), der linke Arm B deutet die Entwicklung der Seele an, die durch das Durchleben des Pflanzen- und Tierreichs dann (C) zur

Abb. 5. Hakenkreuzformen.

 

 

Abb. 6. Linksgerichtetes (männliches) Hakenkreuz

 

 

Abb. 7. Rechtsgerichtetes (weibliches) Hakenkreuz

Entwicklung als Mensch geführt wird, während D das geistige Leben symbolisiert, den Plan, auf dem die Seele endlich frei geworden ist von der Materie durch die drei Tugenden rechten Glauben, rechte Erkenntnis und rechte Lebensführung.

Namhafte Forscher haben sich bemüht, den Ursprung und die Entwicklung des Hakenkreuzsymbols festzustellen. Zu einem nach wissenschaftlichen Grundsätzen einwandfreien Resultat sind sie aber nicht gekommen.

Sicher wurde festgestellt, dass es bereits 3000 Jahre vor unserer Zeitrechnung da war; lange bevor unsere Germanen es kannten, war es ein Sonnenzeichen. Sicher ist auch, dass es erst im 5. Jahrhundert v. Chr. nach Indien kam sowie dass es bei den Semiten kaum zu finden ist. Selbst der sumerisch- (indogermanischen) akkadischen Kultur ist es fremd, ebenso auch dem ägyptischen Volk.

Die ältesten Funde von Hakenkreuzen stammen aus dem siebenbürgischen steinzeitlichen Donaugebiet und aus Troja. Aufgrund der Altersvergleiche gelten aber die ersten als die ältesten und man darf annehmen, dass der erste Gebrauch dieses Symbols aus Siebenbürgen stammt, das zur fraglichen Zeit von Süd-Indogermanen bewohnt wurde, also einem arischen Völkerstamm. Über die Bevölkerung Trojas wissen wir ja nichts Genaues, doch ist immerhin festgestellt, dass das Hakenkreuz für die Folgezeit nicht nur in Griechenland, sondern auch in Kleinasien meist nur auf dem Siedlungs- und Durchzugsgebiet ostindogermanischer Volksgruppen erscheint. Hierdurch gewinnt die Behauptung, die Indogermanen hätten das Hakenkreuz auf ihren Wanderungen in den verschiedenen Ländern verbreitet, an Wahrscheinlichkeit, wogegen aber kein Beweis dafür erbracht wurde, dass unsere Vorfahren das Hakenkreuz aus Indien zu uns gebracht haben.

Ein weiteres uraltes talismanisches Symbol ist das sogenannte Siegel Salomonis, dargestellt durch zwei ineinandergeschobene Dreiecke, das eine mit der Spitze nach oben, das andere nach unten zeigend. (Siehe Abb. 8.) Dieses Zeichen wurde bis heute in jeder Religion gefunden und stammt keinesfalls von dem weisen König, der es zur Beherrschung der Geister, Menschen und Tiere verwandt haben soll; es wurde lange vor seiner Zeit bereits vorgefunden. Es gilt als ein besonders mächtiger Talisman, der seinen Träger vor allem Mißgeschid< bewahren soll. An diesem Symbol ist viel herumgedeutet werden. Das Dreieck mit der Spitze nach oben soll Gott, das mit der Spitze nach unten das Böse, den Teufel, bedeuten; in der christlichen Religion repräsentieren die drei oberen Spitzen die Dreieinigkeit Vater, Sohn und Heiliger Geist, in Indien, China und Japan werden die drei Winkel als Brahma, Vishnu und Shiva, in Ägypten als Osiris, Isis und Horus, ferner als Liebe, Wahrheit und Weisheit gedeutet. Das Dreieck mit der nach unten gerichteten Spitze sollte die Welt des Materiellen darstellen, die profane Welt, das sündige Fleisch und den Teufel, das Ganze aber wohl den Sieg des Geistes über die Materie.