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"'Zuerst die Füße!', dachte er leicht panisch, als er, beinahe wild mit den Armen rudernd wollend, vom Kreuz abgenommen werden sollte. Er war nämlich gar nicht angenagelt, sondern nur angebunden gewesen. Nägel waren damals viel zu teuer [...]." Dereinst, beim ersten Konzil von Nicäa (325 n. Chr.), befanden hohe kirchliche Würdenträger und Kleriker unter anderem auch darüber, was über Jesus in der Bibel zu lesen sein würde. Unergründlicherweise fehlten seither annähernd drei Jahrzehnte aus seinem Leben. Doch glücklicherweise nur bis zum heutigen Tage. Den uralten Aufzeichnungen des geheimnisvollen Kho n'Rhat Khu Yao sei Dank... Anmerkung des Autors: Jesus kommt in dieser Geschichte sehr gut weg, denn es liegt mir fern, ihn irgendwie schlecht dastehen zu lassen. Im Gegenteil. Er ist schließlich der Held meiner Kindheit, zu dem ich nach langem Suchen irgendwann irgendwie wieder zurückgefunden habe (obwohl er ja nie wirklich fort war), nur nicht so, wie es sich"religiös gehört". Denn Jesus als "gottgewordenen Menschen" darzustellen, war mir irgendwann einmal viel zu naheliegend.
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Seitenzahl: 105
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Jesus kommt in dieser Geschichte sehr gut weg, denn es liegt mir fern, ihn irgendwie schlecht dastehen zu lassen.
Im Gegenteil. Er ist schließlich der Held meiner Kindheit, zu dem ich nach langem Suchen irgendwann irgendwie wieder zurückgefunden habe – obwohl er nie wirklich fort war wie ich erkannte – nur nicht so, wie es sich „religiös gehört".
Ich hatte mich nämlich schon lange gefragt, warum ich aus der Bibel nur einen Baby Jesus „kenne", und dann erst knapp 30 Jahre später wieder etwas von ihm zu hören ist.
Was hat er da die ganze Zeit gemacht?
Wo war er?
Was hat er erlebt, wem ist er begegnet, sodass er der „spätere" Jesus wurde?
Was denkt er?
Warum handelt er so?
Was ist seine Absicht?
Wer war er?
All das wollte ich mir zurecht phantasieren und in einer humorigen Geschichte verpacken, um seine Botschaft auch ohne allzu viel religiöses Drumherum näherbringen zu können.
Das heißt, dies alles entspringt nach vielen Anregungen meiner eigenen Phantasie, wobei ich geschichtlich nicht immer „vernünftig" bleiben konnte. Doch die Orte, die bereist werden, gibt es meist wirklich, bzw. die Legenden darüber.
Jesus war fleischgewordener Gott, so heißt es.
Wie wir alle anderen auch.
Das ist schlussendlich seine Botschaft.
Und ich glaube übrigens auch nicht, dass Jesus jemals auf die Jungs aus Liverpool hätte böse sein können, denn:
All you need is love!
Ralf A.M. Brehmer, im Jahre des Herrn 2023
1 Nägel waren viel zu teuer
2 Alles ganz schön tricky
3 Ein wahrhaft teuflischer Plan
4 Da kräht doch kein Hahn danach
5 Neulich bei der Volkszählung
6 Der Kinderzeit sehr bald enteilt
7 Immer geradeaus und dann links
8 Die Erben Noahs
9 Bagdad, es duftet nach Orient
10 Gebote, Moses, Aaron und der brennende Dornbusch
11 Jetzt mal Buddha bei die Fische!
12 Weile Weile ohne Eile
13 Indus, wir danken dir!
14 Mönchlicher Atem
15 Der Tempel der Bewussten Einkehr
16 Der Schlüssel zur Geschichte
17 Viva Nepal!
18 Ruhige Mönche und ein leiser Weiser
19 Das Geheimnis der Stille
20 Im Lande des Glücks
21 Shangri-La
22 Ein Buch der Bücher
23 ist auch Fünf
24 Nichts ist so wie es scheint
25 Haargenauso und ganz anders
26 Wie man in kein Horn bläst
27 Alles ist möglich
28 Seidennasse Straßen
29 China ohne Ende
30 Die Geheimen Künste
31 Reise Reise, Seelenreise
32 Drei Beine wackeln nicht
33 Römer raus!
34 Johannes tauft, die Jünger sammeln sich
35 Ein wahrhaftiges Gottesgeschenk
36 Der große Plan
37 Wir sind nicht planlos
38 Trick Siebzehn Strich Drei
39+1 Tage und Nächte
40 Der Masterplan zieht Wunder an
41 Auf dem Berg und über’n Berg
42 Antworten und eine Frage
43 Schalom
44 Alles hat zwei Seiten
45 Niederkunft ohne Unterkunft
46 That’s life and this is Entertainment
Prolog
Quellen
Nachwort
„Zuerst die Füße!", dachte er leicht panisch, als er, beinahe wild mit den Armen rudernd wollend, vom Kreuz abgenommen werden sollte.
Glücklicherweise war die Geschichtsschreibung in einigen Fällen – je nun, um es etwas exakter auszudrücken – in den meisten Fällen recht ungenau.
Er war nämlich gar nicht angenagelt, sondern nur angebunden gewesen.
Nägel waren damals viel zu teuer und diese römischen Besatzer waren effizient, so wie sie knauserig waren und hatten keinen Sinn für Verschwendung.
Absolut nicht.
Aber das Annageln klänge dramatischer, meinten sie später, seine Jungs, oder wie sie sich selber dann irgendwann gerne nannten, Jünger.
Das war auch so etwas, was er nie richtig nachvollziehen konnte.
Obwohl sie es genau wussten, liefen auch sie ihm immer noch weiter nach, hingen immer noch an seinen Lippen, als wäre jedes Wort von ihm das Wort Gottes höchstselbst.
Aber es stimmte, der Glaube konnte ja bekanntlich auch Berge versetzen.
Vor allem die im Inneren.
Allerdings war er genauso Gottes Sohn, wie jeder andere Mensch hier und jetzt und überall sonst auch.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Und Maria Magdalena war auch keine gottverdammte Sünderin, wie manche Schriftstücke gerne behaupteten, sondern seine Ehefrau, von untadeliger Herkunft, wie auch er.
„Dass sie das nie verstehen wollen. Aber selig sind eben auch die Rübennasen", seufzte er innerlich lächelnd.
Er war immer noch völlig erstaunt darüber, dass bisher alles wie am Schnürchen geklappt hatte.
Vom gespielten Verrat seines Kumpels Judas im Olivenhain1, über die fingierte Abstimmung zwischen Barnabas (der eher ein Opfer der Umstände, denn ein Verbrecher war) und ihm, bis hin zu dem Kreuz aus leichtem Balsaholz, welches sie ihm organisiert hatten.
Und nachdem sie dann auch den sowieso schon wohlmeinenden Longinus mit einigen Schekeln noch zusätzlich motiviert hatten und er dann nur so tat, als würde er ihn am Kreuz mit seiner Lanze stechen, ging auch das gut über die Bühne.
Abgesehen von der Tatsache, dass er jetzt mächtige Kopfschmerzen und einige neue blaue Flecken hatte, da seine Jungs anscheinend nichts von Schwerpunkt, Fallgeschwindigkeit und Kippwinkel gehört hatten, bis sie ihn abbinden wollten.
Aber was will man auch von Fischern erwarten, die noch nicht einmal erkannt hatten, dass er auf einer Sandbank stand, als er „über das Wasser ging"?
Hätte er gewusst, was für Scherereien es wegen dieses kleinen Streiches noch geben sollte...
Aber im Nachhinein betrachtet ist auch dies nötig gewesen und später, als er es ihnen beichtete, waren sie auch gar nicht so sauer auf ihn, wie er gedacht hatte.
Am meisten Bedenken aber hatte er vor den wenigen Minuten, in denen er sich auf der Bahre totstellen musste.
Zwar war das am Kreuz hängen und so tun nicht so schwer gewesen wie befürchtet2, aber bis er im Felsengrab war, galt noch einmal höchste Konzentration und Körperbeherrschung.
Es waren zwar alle eingeweiht und er hatte dieses sehr flache Atmen lange geübt, aber er war halt unglaublich kitzelig und seine Frau Maria hatte manchmal einen echt herrlichen Humor.
„Schwarz wie die Nacht und wüstentrocken", wie er sie gerne damit aufzog.
Aber auch das ging erstaunlich locker über die Bühne.
Beim Einwickeln und Einsalben seines Leibes achtete Maria sehr genau darauf, ihn nicht zu kitzeln. Sie hatte natürlich den Ernst der Lage erkannt.
Im Nachhinein betrachtet wunderte er sich, wie er nur auf die Idee gekommen war, ausgerechnet sie könnte es ruinieren, indem sie ihn kitzelte oder laut loslachte.
Das war dumm von ihm gewesen, was er ihr bald danach auch reuig gestand.
Im Felsengrab war genug Essen und Trinken versteckt, es war hell genug, und, da es sowieso ungewöhnlich warm war für die Jahreszeit, auch recht angenehm kühl, sodass er jetzt seine ursprünglich leicht klaustrophobische Angst belächeln konnte.
Sogar an das Ausheben eines unauffälligen Abortes hatten sie gedacht und Kalk und ein Schippchen darin platziert.
„Man muss sie einfach lieben", dachte er bei sich.
Apropos Liebe und Angst.
Er war zwar nicht „so ein Sohn Gottes", wie es sich die Menschen gerne vorstellten, aber er war ein sehr, sehr kluger und für sein Alter sehr weiser Mensch, sodass er bereits früh begriff, dass es nur zwei wesentliche Gefühlsanteile gibt, die des Menschen Antrieb sind:
Liebe oder Angst. Mehr brauchte das Leben nicht.
Und da er nicht die geringste Lust hatte, sich von Ängsten beherrschen oder gar steuern zu lassen, entschied er sich stets für die Liebe. Was dann alle um ihn herum immer wieder so sehr erstaunte, dass das ganze Theater, was sie um ihn immer machten, zumindest ansatzweise erklären konnte.
Er verstand nie zur Gänze, warum die Menschen es sich immer so schwer machten. Das Leben sollte doch einfach einfach sein, worauf er immer wieder gerne und deutlich hinwies.
Es war schon komisch, dass die Menschen völlig nachvollziehbare und absolut einleuchtende Dinge nicht glauben wollten, aber die völlig und allumfassend absurden schon, erkannte er später.
Dass er zum Beispiel am Tag des sogenannten jüngsten Gerichtes zurückkäme auf Erden und dort helfen würde, die Menschen zu richten und dass die „Bösen" in immerwährender Höllenqual im Nachleben für ihre Sünden büßen müssten, oder dass es so einen Unsinn wie Himmel oder Hölle überhaupt gab.
Oder diese Kreationisten, die alles allzu wörtlich nahmen und dann noch diese Flacherdler.
Das alles wäre manchmal zum Brüllen komisch, wenn sich daraus nicht so viele Missverständnisse oder sogar Tragödien ergeben würden.
Dabei waren doch alle Menschen Schöpfer ihres eigenen Seins durch ihr selbstbestimmtes Erleben und dementsprechend auch alle echte Kinder Gottes.
Was, in Gottes Namen, so fragte er sich häufig, ist daran nicht zu verstehen?
Es ist doch das Logischste und Einfachste von der ganzen Welt, schließlich habe Gott den Menschen nach seinem Ebenbild („seiner Art") erschaffen.
Und da das nicht bedeutet, dass er/sie/es so aussieht wie wir (oder sehen wir etwa alle gleich aus?), sollte es doch klar sein, was er/sie/es tatsächlich damit gemeint hat.
Auch sein Kumpel Mohammed (Mob, wie er sich selbst gerne in den ewigen Sphären nannte), der sich Jahre später die Mühe machte, die Dinge nochmais deutlicher und klarer für die Menschen aufzuschreiben3, verzweifelte oft an ihnen.
Einmal sagte er:
„Weißt du Jay, ich glaube manchmal, es ist der Mühe nicht wert. Die binden doch alle ihre Kamele nicht fest! Wie sie uns das Wort im Mund herumdrehen, sich die Tatsachen auslegen, wie sie es gerne hätten und sich gegenseitig immer noch die Köpfe einhauen, nur weil sie denken, sie seien das jeweils „richtige" oder „auserwählte" Volk Gottes. Als hätte das erste Buch mit dem zweiten und dem dritten und den ganzen anderen nichts zu tun..."
(Abraham und Moses nickten zustimmend aus dem Hintergrund, Buddha lächelte wissend, wie gewöhnlich )
„Und wie sie manchmal die Frauen sehen, die Umwelt ausbeuten, die Nächstenliebe völlig falsch verstehen und dann dabei noch unglaublich frech behaupten, es stünde so geschrieben.
Das ist sehr peinlich und wurmt mich ganz schön."
(Alle nickten zustimmend aus dem Hintergrund)
1 (zugegeben, das mit dem Ohr und Petrus war ein wenig tricky gewesen...)
2 (bis auf den unglücklichen Zwischenfall, aber das hatte zum Glück niemand bemerkt)
3 (eine Heidenarbeit für einen (zu dem Zeitpunkt noch) Analphabeten, das musste man schon zugeben – Mob hatte deshalb den Auftrag zuerst für einen schlechten Witz gehalten)
Das Kommando Himmelfahrt wurde erst, im Nachgang betrachtet, nötig, als er dummerweise beim Verlassen seines „Grabes" von einigen Uneingeweihten gesehen wurde.
Wenigstens hörten sie ihn nicht fast schon gotteslästerlich fluchen, als er sich den Daumen und den Zeh am zurückrollenden Schließstein fast zerquetschte.
Und sein verständlicherweise albern aussehendes Herumgehüpfe dabei sahen sie zum Glück auch nicht.
Aber er war ja selbst daran schuld, da er nicht bis zur vereinbarten Stunde abwarten konnte und schon vorher hinausging. Eigentlich hätte er wissen sollen, dass er von zu vielen Datteln immer Durchfall bekam und der Geruch in einer geschlossenen Höhle dadurch nicht wirklich besser wurde.
Er konnte ja nicht ahnen, dass es Menschen geben würde, die auch noch am dritten Tag spätabends an seinem Grab weilten.
Glücklicherweise waren die Zuschauer so geschockt4, dass er schnell in der nicht einsehbaren Senke hinter dem Felsvorsprung verschwinden konnte, um sich dann unentdeckt und leicht humpelnd zum vereinbarten Treffpunkt aufzumachen.
4 (obwohl sie alle später Stein und Bein schworen, einem göttlichen Wunder beigewohnt zu haben, und also unmöglich geschockt gewesen sein konnten, sondern vielmehr beseelt)
Um sich zu beruhigen, ging er im Geiste nochmal den soweit schon gelungenen Plan durch, den er mit den anderen entwickelt hatte.
Er war immer noch unglücklich über die Rollen, die sich seine Kumpels selbst zugewiesen hatten. Vor allem war es ihm höchst unangenehm, dass Petrus und besonders Judas so schlecht dabei wegkommen würden.
Der eine als Verleugner bevor der Hahn drei mal kräht5, der andere gar als Verräter.
Judas hingegen sah dies als einmalige Chance, seinen Eltern endlich zu entwachsen und es ihnen leichter zu machen, sich von ihm zu distanzieren. Schließlich konnte damals noch kaum jemand mit seinem „Problem" umgehen.
Viel später erst bestand er offen darauf, bei seinem richtigen Namen genannt zu werden.
Naja, schlussendlich ging es ja darum, den dreckigen und stinkigen Römern zu zeigen wo der Hammer hängt, quasi „Römer raus!" zu propagieren und endlich umzusetzen, wenn ihm auch die Spraehe seiner Mitstreiter und Mitstreiterinnen dabei manchmal zu arg kriegerisch klang.