Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
"Ein Buch sie zu knechten und alle zu finden, ins Dunkle zu treiben und ewig zu binden?" ... Nein, ein kleines und locker-witziges Buch zum Nachdenken, Überdenken und Vordenken für das dann doch sehr ernste Thema der aktuellen Bildungskultur und Bildungspolitik in diesem unseren Lande.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 55
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Dieses Buch ist all jenen gewidmet,
die erziehen, lehren und (aus)bilden.
DANKE, denn Ihr seid die wichtigsten
Menschen auf diesem Planeten!
IHR prägt und bildet das kostbarste Gut,
welches es auf diesem Planeten gibt,
nämlich die Menschen,
die unsere Zukunft sind.
...warum ich dieses Buch geschrieben habe?
...dieses Buch?, in dem weder geschimpft noch gejammert wird, nicht über Lehrerinnen und Lehrer, nicht über Schülerinnen und Schüler, nicht über Eltern oder sonst irgendwen.
...dieses Buch?, in dem keine Ratschläge erteilt werden, denn auch ein Ratschlag ist oft nur wie ein Schlag ins Gesicht.
...dieses Buch?, das auch nicht den Anspruch hat, eine wissenschaftliche Arbeit darzustellen, obwohl die Ausführungen grundsätzlich auf (wissenschaftlichen) Fakten beruhen, die nachgelesen und überprüft werden können.
Dieses Buch ist eine Bestandsaufnahme, eine Beobachtung des Istzustandes, aus meiner ganz eigenen und persönlichen Sicht.
Geschrieben, um auf- und nicht anzuzeigen.
Geschrieben, um an- und nicht aufzuregen.
Geschrieben, um alle Menschen zu würdigen, die einem wie auch immer gearteten „Erziehungsjob“ nachgehen, egal, ob privat oder ehrenamtlich oder beruflich.
Sollte sich also jemand dennoch persönlich angegriffen fühlen, so bitte ich um Nachsicht, würde dann aber gerne die Frage stellen, warum es sich wie ein Angriff auf die eigene Persönlichkeit anfühlt, obwohl es doch definitiv keiner ist.
Manche erwarten jetzt vielleicht, wie hierzulande durchaus nicht unüblich (und in vielen Bereichen auch durchaus notwendig und sinnvoll), einen großen Haufen mit Buchstaben und Zahlen und mit dem ein oder anderen Stempel versehene DIN A4-Zettelchen, wie zum Beispiel Diplome, Urkunden, Befähigungsbe- und nachweise (die ich tatsächlich besitze...), damit meinen Worten Gewicht verliehen werden kann.
Gleich so, wie Zahlen und Buchstaben junge Menschen als Individuen abbilden sollen.
Diese jungen Menschen nennt man Schülerinnen und Schüler, die bedruckten Zettelchen Zeugnisse.
Und, dass diese Noten nicht der Mensch dahinter sein können, manchmal nicht mal ein genuines Abbild davon, wissen Sie mindestens ebenso gut wie ich und das nicht nur aus eigener Erfahrung.
Durch meine berufliche Tätigkeit kenne und beobachte ich das (Bildungs)System von Innen und Außen, da ich schon recht lange Menschen in ihren verschiedenen Lebensphasen begleiten und beobachten darf und dies eben nicht nur in Familien und in Schulen, sondern „beim Ernst des Lebens“.
Aber auch ich habe nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen oder kann über das Wasser gehen (zumindest nicht, wenn es nicht gefroren ist), aber zum Glück tue ich in meinem Job genau das, was ich am besten kann:
Hinhören, Hinschauen, Wahrnehmen, Empathie empfinden, Verstehen, Akzeptieren, Wertschätzen, Unterstützen, Spiegeln, Ansprechen, Umsetzen, Begleiten, Analysieren und dies alles zusammenfassen und darüber berichten, um es damit zur Disposition zu stellen.
Es geht hier also nicht in erster Linie darum, die Antworten zu präsentieren, als vielmehr darum, eine gute Frage1 zu stellen, denn ganz im Sinne von Jostein Gaarder (Sofies Welt) gilt:
1 Wie es ein einst mein hochgeschätzter Prof. formulierte: „Um eine gute Frage zu stellen, muss man erstmal etwas wissen“
„Eine Frage kann mehr Zunder enthalten als 1000 Antworten.“
***
„Lebe Dein Leben, oder es lebt Dich!“
Sozialisation (und einhergehend damit auch Bildung) im Sinne von „Menschwerdung und Menschsein“ in der Gesellschaft geschieht andauernd.
Alleine die Tatsache der Existenz des Einzelnen und die Interaktion miteinander ist schon sozialisierend und bildend (und manchmal auch sehr prägend).
Im Sinne vom guten, guten Paul Watzlawick hieße das in etwa:
„Man kann nicht nicht sozialisieren (erziehen).“
Das ist übrigens mit „lebenslangem Lernen“ gemeint und nicht ausschließlich das Aneignen von (berufs)relevantem Wissen und Fertigkeiten. Ist man sich dessen bewusst, wird vieles klarer.
Seltsam, dass schon seit längerer Zeit einerseits Firmen und Betriebe immer wieder vom Fachkräftemangel (warum nicht Fachkräftebedarf?) sprechen und andererseits darauf hingewiesen wird, dass Schulabgänger häufig noch nicht ausbildungsreif seien, es ihnen an Allgemeinwissen fehle und oft auch an sozialen Kompetenzen.
Es ist durchaus möglich, dass es auf die ein oder andere Art individuell vielleicht tatsächlich so erlebt wird oder gar ist.
Seltsam finde ich dabei nur, dass es scheinbar kaum jemandem äußerst seltsam und manchmal sogar ein wenig bizarr anmutet.
Vor allem, da doch diese Probleme irgendwie alle hausgemacht sind und lange unbemerkt (oder ignoriert) richtig schön wachsen konnten…
***
Unser aktuelles Bildungssystem ist im Grunde genommen immer noch das selbe, wie es dies vor mehr als hundert Jahren war. Leicht abgewandelt (die körperliche Züchtigung ist verboten, der Samstagsunterricht für gewöhnlich abgeschafft, die Geschlechtertrennung aufgehoben) wird es seit Jahrzehnten propagiert und hat auch (scheinbar?) lange Zeit ganz gut funktioniert.
Denn solange, wie Einstein es ungefähr ausdrückte, ein Schüler auch ein Schaf ist, muss er ein Mitglied der Schafherde sein.
Oder, wie es ein guter Freund nach der Einschulung seiner Tochter formulierte: „Als ich gesehen habe, wie die Kleinen da sitzen und ich mir dann vorgestellt habe, wie lange sie ab jetzt jeden Schultag sitzen müssen, da hab ich bei mir gedacht; das muss doch gegen die Genfer Konvention verstoßen!“
Die spätere Trennung, vornehmlich aufgrund kognitiver Leistungsunterschiede in Haupt- und Realschüler und Gymnasiasten, funktionierte so lange, bis ein gesellschaftlicher Wertewandel, ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat.
Der „heimliche Lehrplan“ sah (sieht) vor, dass genügend Hauptschüler produziert werden, die die handwerklichen Berufe abdecken, genügend Realschüler, damit Büro, Verwaltung und Bankwesen bedient werden und genügend Gymnasiasten, die die Hochschulen besuchen.
Mal ganz davon abgesehen, dass (vielleicht) schlechter zu erwartende schulische Leistungen nicht zwangsläufig eine Neigung zum Handwerk bedeuten, von der daraus möglicherweise resultierenden Geringschätzung gegenüber handwerklichen Tätigkeiten und den Menschen, die diesen nachgehen, ganz zu schweigen (ich selbst bin gelernter Handwerker. Ach ja, ich war Realschüler...).
Oder, dass es in Stein gemeißelt steht, dass ein Realschüler sich zwangsläufig in einer Bank, einem Büro oder einer Versicherung wohlfühlen wird. Und dann noch die vielen Studienabbrüche oder am Ende gar die Mär von den (selbsterzeugten) „bildungsfernen Schichten“.
Fakt ist, das funktioniert so schon lange nicht mehr. Schauen Sie sich doch einfach mal um...
Die Zahlen arbeitsloser Jugendlicher (es gibt sogar den Begriff „langzeitarbeitslose Jugendliche“, bizarr…) ist enorm, aber die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen müsste rechnerisch völlig ausreichen, um den Bedarf zu decken2.