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Dem Klassenlehrer kommt an der Waldorfschule eine zentrale Rolle zu: Er unterrichtet seine Schüler in der Regel von der 1. bis zur 8. Klasse. Was bedeutet dies in der Praxis? Wie gestaltet sich für die Schüler die Unterrichtszeit während dieser acht Jahre? In Helmut Elfers anschaulicher, engagierter Darstellung entsteht ein lebendiges Bild der Tätigkeit des Klassenlehrers. Viele Unterrichtsbeispiele und übergreifende Fragestellungen orientieren umfassend über diesen wichtigen Bereich der Waldorfpädagogik.
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Seitenzahl: 277
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Helmut Eller
Der Klassenlehrer an der
Waldorfschule
Einführung in ein Berufsbild
Verlag Freies Geistesleben
Cover
Titel
Zum Geleit
Vorwort
1. Zur Einführung. Der Beginn der Schulzeit
Der Beginn eines gegenseitigen Vertrauens
Der erste Elternabend
Die Einschulungsfeier
Die erste Schulstunde – «Ihr seid gekommen, weil ihr lernen wollt.»
2. Hauptunterricht und Epochenprinzip
Epochenunterricht als Langzeitpädagogik
Der Hauptunterricht – innerer Atem und künstlerische Unterrichtsführung
Der rhythmische Teil
Der Wiederholungsteil
Der Hauptteil
Der schriftliche Teil
Der Erzählteil
Märchen erzählen im ersten Schuljahr?
Fachunterricht, Übstunden und Förderunterricht
3. Das erste Schuljahr
Die ersten Epochen
Formenzeichnen
Ein Blick in die erste Schreibepoche
Die Kinder werden an das erste Rechnen herangeführt
Zusammenfassung
Die vielfältigen Aufgaben des Klassenlehrers im ersten Schuljahr
Der Klassenlehrer zugleich Mallehrer?
«Sinnige Geschichten» – die weite Welt wird zur Heimat
«Moralische Geschichten» – eine gute Übung für alle
Das Spielturnen
Der Jahreszeitentisch
Die Gestaltung der Adventszeit
Neue Ansätze zur Unterrichtsgestaltung: das «mobile Klassenzimmer»
Zum Ausklang des ersten Schuljahres
Den Eltern ein Textzeugnis – den Kindern einen Zeugnisspruch
Mit den Eltern beendet man das Schuljahr zuerst
Die letzten Schultage mit den Erstklässlern
4. Eltern und Lehrer arbeiten zusammen. Wenn Probleme auftreten …
Wie lässt sich die Elternschaft stärker in das Leben der Klasse einbeziehen?
Das Klassenspiel – eine besondere Gelegenheit zur Gemeinschaftsbildung
Zur Klassengröße an Waldorfschulen
Wenn sich die ersten Schwierigkeiten mit Kindern einstellen
Und wenn trotz allem Konflikte auftreten? Mögliche Unzufriedenheiten und Probleme
Wenn stille Wünsche nicht erfüllt werden
Wenn Unzufriedenheiten auftreten, über die man nicht sprechen möchte
Wenn sich das Kind zu Hause beschwert
Wenn Unzufriedenheiten bezüglich der Unterrichtsführung auftreten
Wenn ein Kind mit seinem Lehrer nicht zurechtkommt
5. Das zweite Schuljahr
Das Wiedersehen am ersten Schultag
Aus dem Epochenunterricht
Das Formenzeichnen
Fabeln und Legenden – humorvoll und besinnlich
Der Schreibunterricht
Das Lesen üben – gemeinsam im ersten Lesebuch
Der Übergang zur Schreibschrift – die Buchstaben geben sich die Hand
Gute Grundlagen schaffen im Rechnen
Der rhythmische Teil in den weiteren Schuljahren
6. Innere Anforderungen an den Klassenlehrer. Die Zusammenarbeit im Kollegium
Was bedeutet es, eine «Autorität» zu sein?
Lernen, vom Leben zu lernen
Ein Lernender bleiben
Vertiefung in die anthroposophische Menschenkunde
Auf die Gesinnung kommt es an
Ein umfassendes Bild von den Kindern gewinnen
Die Klassenkonferenz – ein gemeinsames Bild entsteht
Konferenzarbeit in der Waldorfschule
7. Das dritte Schuljahr
Die Kinder kommen an den «Rubikon»
Erzählstoff: Aus dem Alten Testament
Epochen des dritten Schuljahres
Die Feldbauepoche: «Vom Korn zum Brot»
Die «Handwerker- und Hausbauepoche»: Meisterhände bei der Arbeit
Sachrechnen: Erziehen zur Lebenstüchtigkeit
Ein neuer Schritt im Deutschunterricht
Die erste Sprachlehre
Deutsche Schreibschrift und Frakturschrift
Die Bedeutung der eigenen Sprache
Die Monatsfeiern
8. Das vierte Schuljahr
Eine innere Umbruchssituation
Erzählstoff: Germanische Mythologie und Stabreime aus der Edda
Epochen des vierten Schuljahres
Menschen- und Tierkunde. Von der Aufrechten und der Aufgabe unserer Hände
«Heimatkunde» als seelischer Atemprozess
Geschichte: der Verlauf der Zeit im Raum
Wie es in den anderen Epochen weitergeht
Zwischenbilanz am Ende des vierten Schuljahres
9. Der Klassenlehrer und seine Vorbereitung
Das neue Schuljahr
Die neue Woche und die neue Epoche
Die tägliche Vorbereitung
Die tägliche Nachbereitung
Die abendliche Vorbereitung
10. Das fünfte Schuljahr
Der Eintritt in die Mittelstufe
Die neuen Epochen – ein Blick nach innen und nach außen
Der Sprung in die Geschichte der alten Kulturen
Eintauchen in die griechische Mythologie
Pflanzenkunde – in der Natur waltende Weisheit
Weitere Epochen
Die erste Klassenreise
11. Das sechste Schuljahr
Innere und äußere Umbrüche im zwölften Lebensjahr
Die neuen Epochen – Blicke in die Außenwelt
Aus der ersten Physikepoche
Erlebnisse in der ersten Gesteinskunde
Geometrie – von nun an mit Zirkel und Lineal
Was es laut Lehrplan zu bedenken gilt
12. Das siebte Schuljahr
Innere und äußere Situation der Schüler
Die neuen Epochen – das Weltbild vervollständigen
Aus der ersten Chemieepoche
Einiges zur Ernährungs- und Gesundheitslehre
Erzählstoff Völkerkunde: heute wichtiger denn je
Neue Akzente in den übrigen Epochen
13. Das achte Schuljahr
Acht Jahre lang denselben Lehrer?
Die innere Situation der Jugendlichen
Die Anatomieepoche
Die Temperamente in der Stilkunde des Deutschunterrichts
Darstellung der Temperamente im Unterricht
Erste Zusammenschau der Phänomene und weiterführende Aspekte
Stilkunde und Temperamente
Die Wirkung der Temperamente aufeinander
Wie es in den anderen Epochen weitergeht
Der Abschluss der gemeinsamen Zeit von Schülern und Klassenlehrer
Das Abschlussspiel
Jahresarbeiten
Der Abschied von der Klassenlehrerzeit
Ein Freijahr für den Klassenlehrer?
Ausklang
Anhang: Die Morgensprüche zu Beginn des Hauptunterrichts
Der Morgenspruch für das erste bis vierte Schuljahr
Der Morgenspruch für das fünfte bis zwölfte Schuljahr
Anmerkungen
Weiterführende Literatur
Weitere Titel
Über den Autor
Impressum
Fußnote
Seit nunmehr fast hundert Jahren arbeitet die Waldorfschule. Sie kennt als eine besondere Einrichtung den Tatbestand, dass ein Lehrer über mehrere Jahre hinweg die Kinder in einer Klasse führt und dabei in allen wichtigen Fächern unterrichtet. Der Unterricht geschieht in Form des Epochenunterrichts. Jeden Morgen tritt dabei der Lehrer vor die Klasse und unterrichtet ein Stoffgebiet durch mehrere Wochen hindurch. Wer diese Unterrichtsform nicht kennt, für den stellen sich leicht einige prinzipielle Fragen: Wie kann das denn gehen? Ist der Lehrer nicht schlechthin überfordert, wenn er Jahr für Jahr neue Fächer zu unterrichten hat? Und wie ist das in Bezug auf die sozialen Beziehungen in der Klasse? Entstehen da nicht zu große Bindungen und Abhängigkeiten, die die Selbstständigkeit des Schülers zu beeinträchtigen vermögen? Kurzum: es gibt an dieses Muster des Klassenlehrers zahlreiche Fragen.
Weil diese Fragen real bestehen, hat unser verstorbener Kollege von der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen, Georg Kniebe, bei dem langjährigen, erfahrenen Klassenlehrer Helmut Eller angefragt, ob er nicht eine solche Darstellung als Erfahrungsbericht geben könnte. So ist schließlich eine Schrift entstanden, die den ganzen Reichtum dieser neuen Form der Lehrerexistenz ausleuchtet und beschreibt, und zwar in einer sehr gefälligen, leicht lesbaren und sehr anschaulichen Weise. Es ist dem Autor besonders zu danken, dass er keineswegs nur die sympathischen, sondern auch die schwierigen Aufgaben des Lehrers behandelt. Selbst die heute offenkundig notwendigen Konflikte – zwischen Schülern und Lehrer und zwischen Lehrer und Eltern – werden nicht ausgespart und ehrlich dargestellt. Zentral erscheint dabei, wie wichtig die Arbeit des Lehrers an sich selbst ist; auch darüber gibt es manches Bedeutsame mitzuteilen. Und wie nebenbei erfährt man sowohl über die Unterrichtsorganisation als auch über den Aufbau und die Lehrinhalte der Klassen eins bis acht Instruktives, sodass sich ein inhaltsgesättigtes Bild ergibt, das nicht nur für Eltern, sondern auch für sich orientierende Lehrer hilfreich sein kann.
Für diese gelungene Arbeit haben wir Helmut Eller, der aus der Perspektive des Ruhestandes zurückschaut und die Erfahrungen der Reifung des Alters unterzogen hat, herzlich zu danken.
Stefan Leber
Die Anregung, ein Buch über Aufgaben und Arbeitsweise des Klassenlehrers zu schreiben, ging von der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen aus. Georg Kniebe bat mich im Frühjahr 1996, dieses Thema zu bearbeiten.
Das Buch in der nun vorliegenden Form wendet sich vor allem an Eltern, die ihr Kind in einer Waldorfschule eingeschult haben und einen Überblick über das vielfältige Arbeitsgebiet des Klassenlehrers gewinnen möchten. Es will seine Leser informieren und in die Unterrichtsarbeit einstimmen. Zugleich kann es als ein Begleiter für die ersten acht Schuljahre aufgefasst werden. Während dieser Jahre unterrichtet, führt und betreut ein Klassenlehrer in der Waldorfschule «seine» Klasse und wächst in dieser Zeit innerlich stark mit den Kindern und deren Eltern zusammen. Diese gemeinsam erlebbaren Klassenstufen – mit den jeweils neuen Unterrichtsepochen, Aufgaben und den ständigen Veränderungen der Kinder – habe ich so geschildert, dass sich der Leser möglichst in die einzelnen Situationen hineinfühlen und sich schließlich ein eigenes «Bild» vom Klassenlehrer und seiner Unterrichtstätigkeit machen kann. Da jede Klassenstufe mit ihren jeweiligen Schwerpunkten – vom ersten Elternabend vor Schulbeginn an bis hin zum Abschluss des achten Schuljahres – in sich abgeschlossen dargestellt wird, erscheint es mir denkbar, dass diese Ausführungen auch zu Beginn jedes neuen Schuljahres für Eltern eine Orientierungshilfe sein können.
Ich habe die Schilderungen bewusst einfach und anschaulich gehalten. Wenn sie auch keine Einführung in die Waldorfpädagogik und ihre Hintergründe darstellen, bin ich doch auch gesondert auf grundlegende Aspekte der Klassenlehrertätigkeit, auf zentrale Elemente des Waldorfunterrichts eingegangen und habe hierzu im Rahmen des Möglichen einige Gesichtspunkte angegeben. Für viele Leser mag diese Schrift also auch eine Einführung in die Pädagogik der Unter- und Mittelstufe an Waldorfschulen sein. Wer mehr darüber wissen möchte, aus welchen Motiven heraus ein bestimmter Stoff auf einer bestimmten Klassenstufe durchgenommen wird, sei auf die angegebene weiterführende Literatur verwiesen.
Obwohl meine Ausführungen keine kritische Auseinandersetzung mit der Waldorfpädagogik beinhalten, hoffe ich doch, dass sich auch dem kritischen Leser manche Frage zufriedenstellend beantwortet, wenn er sich in das hier entworfene «Bild» vertieft. Meinen Ausführungen wird man entnehmen können, wie bedeutsam eine gute Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern ist. Mitunter gilt es auch, Klippen zu umschiffen und mit auftretenden Schwierigkeiten fertig zu werden. Diesem so wichtigen Thema ist daher ein ganzes Kapitel gewidmet, denn die Früchte eines guten gegenseitigen Verstehens werden die Kinder ernten.
Beim Schreiben des Buches hatte ich außer den Eltern auch Seminaristen und junge Lehrer vor Augen, die sich bei der Vorbereitung auf die nächste Klassenstufe einen Überblick verschaffen möchten und nach Anregungen suchen. Ihnen will ich durch meine Ausführungen vor allem Mut für ihre verantwortungsvolle Aufgabe machen. Vielleicht wird auch der eine oder andere erfahrene Klassenlehrer beim Lesen einen neuen Denkanstoß bekommen, da er sicherlich manche Themen bisher ganz anders behandelt hat.
Wenn ich einiges aus dem Unterricht freudig, enthusiastisch erzähle, könnte beim Leser vielleicht der Eindruck entstehen, dass «man es so macht» und es sich dabei um «Rezepte» handele. Das ist weder so gemeint noch beabsichtigt, und es wird hoffentlich nicht vorkommen, dass Eltern im Falle einer Unzufriedenheit mit dem Buch in der Hand zum Klassenlehrer ihres Kindes gehen, um ihm vorzuwerfen, er habe etwas ganz anders gemacht, als es dort beschrieben ist. Ja, es ist sogar wichtig, dass jeder Klassenlehrer die hier dargestellten Dinge für seine Kinder auf seine Weise, ganz aus seiner Persönlichkeit heraus, gestaltet und dementsprechend abändert. Ein anderer erfahrener Lehrer würde an vielen Stellen ganz andere Beispiele, vielleicht viel schönere, zu erzählen haben. Wie oft habe ich staunen müssen, wenn bei Fortbildungstagungen Kollegen von ihrer Arbeit berichteten! Die eigene schöpferische Tätigkeit des Lehrers soll also durch meine Darstellungen keinesfalls untergraben, vielmehr soll sie angeregt werden. Im Stillen habe ich die Hoffnung, dass meine Ausführungen zu einem besseren gegenseitigen Verständnis beitragen können.
Die 2. Auflage von 2007 wurde um einige mir notwendig erscheinende Kapitel erweitert. Zum einen war es mir ein Bedürfnis, für das sechste Schuljahr einiges Wesentliche zu ergänzen, zum anderen war in der ersten Ausgabe der sogenannte rhythmische Teil zu sehr auf die Arbeit in den ersten beiden Schuljahren beschränkt, sodass diese wichtige Thematik einer erheblichen Erweiterung bedurfte. Angehende Lehrer finden darin vielerlei Anregungen, wie man diesen Teil des Unterrichts auf unterschiedlichste Weise gestalten kann. Auch schien mir notwendig zu sein, auf die in den letzten Jahren von einigen Kollegen mit großem Elan entwickelten Unterrichtsformen einzugehen, die eine Fülle von Bewegungselementen beinhalten und sich dadurch bis in eine gänzlich andere Gestaltung des Klassenraums auswirken («mobiles Klassenzimmer»). Bei der jetzigen 3. Auflage wurde versucht, im Anmerkungs- und Literaturteil auch die inzwischen erschienene Literatur zu berücksichtigen.
Abschließend möchte ich mich bei einigen Persönlichkeiten, ohne deren besondere Hilfe das Buch nicht zustande gekommen wäre, sehr herzlich bedanken. Georg Kniebe überreichte mir während der letzten Tage seines Erdenlebens das Manuskript mit den Anregungen für ein Inhaltsverzeichnis. Herr Hans-Joachim Mattke hat mir wesentliche Anleitungen für ein eigenes Überarbeiten meines Manuskripts gegeben, dann auch viel Zeit investiert, um die erste Fassung zu redigieren und zu kürzen. Frau Ruth Bronsema hat als Sekretärin der Landesarbeitsgemeinschaft aller Hamburger Waldorfschulen und zugleich sehr erfahrene Waldorfmutter das Manuskript kritisch gesichtet und noch einmal umfassend überarbeitet. Schließlich danke ich Herrn Martin Lintz vom Verlag Freies Geistesleben für wichtige Gespräche und für die sorgfältige Betreuung des Buches.
Helmut Eller
In der Waldorfschule kommt dem Klassenlehrer eine zentrale Rolle zu– er unterrichtet in der Regel seine Schüler acht Jahre lang, von der 1. bis zur 8.Klasse, in verschiedensten Fächern. Täglich gibt er den sogenannten Hauptunterricht in Epochen von jeweils drei oder vier Wochen, angefangen von den grundlegenden Fächern der unteren Klassen, Rechnen, Schreiben und Lesen, bis hin zu speziellen Themen der Biologie, Physik, Chemie, Geschichte oder Geografie, die den Bedürfnissen und dem Entwicklungsstand von Dreizehn- bis Vierzehnjährigen entsprechen. So sieht sich der Klassenlehrer im Laufe dieser Jahre auch vor die Aufgabe gestellt, immer mehr Inhalte von Fächern zu vermitteln, die er nicht studiert hat oder mit denen er bisher vielleicht weniger vertraut war. Das bedeutet, dass er sich in immer neue Themengebiete einzuarbeiten hat.
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