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Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Maya-Legenden und enthüllen Sie die zeitlose Weisheit einer der beeindruckendsten Zivilisationen unserer Geschichte. In diesem meisterhaft recherchierten Buch entführt Sie der Autor auf eine Reise durch die epischen Geschichten, die das Herz der Maya-Kultur ausmachen. Erfahren Sie von den Abenteuern der Zwillingshelden Hunahpu und Xbalanque, die ihren Weg zur Göttlichkeit suchen, und lassen Sie sich von den geheimnisvollen Prophezeiungen des Maya-Kalenders faszinieren. Erkunden Sie die Rätsel um König Pacal und seine Reise durch Tod, Jenseits und Wiedergeburt. Doch dieses Buch bietet mehr als nur Legenden. Es zeigt auf, wie die Weisheit der Maya bis heute nachwirkt und in unserer modernen Welt Bedeutung findet. Von heiliger Architektur bis zur astronomischen Ausrichtung ihrer Bauwerke, von den faszinierenden Kalendersystemen bis zu den Einflüssen auf Kunst und Wissenschaft – die Maya hinterlassen ein Erbe, das uns inspiriert und herausfordert. Das vorliegende Buch ist eine Reise in eine vergangene Welt, die unser Verständnis von Geschichte, Kultur und uns selbst bereichert. Entdecken Sie die Maya-Mythologie wie nie zuvor und lassen Sie sich von ihrer tiefen Weisheit verzaubern.
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Seitenzahl: 175
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Laila Schwab-Mansour
Das Erbe der Maya
Legenden von Göttern, Helden und der Endzeit
Cover
Titelblatt
Vorwort
Teil I: Kosmogonie und das Maya-Universum
Die Ebenen der Existenz
Der Ursprung der Welt
Der Kreislauf des Lebens und des Todes
Teil II: Das Pantheon der Maya
Kukulkan und die Himmelsreise
Chaac, Herr des Lebens
Ixchel und die Mysterien der Weiblichkeit
Ah Puch und die Unterwelt
Kinich Ahau und die Kraft der Sonne
Yum Kaax, der Herr des Waldes: Schutzpatron der Jäger und Bauern
Buluc Chabtan, Gott des Krieges und des menschlichen Opfers
Ixtab, Göttin des Suizids und der Selbstopferung
Ek Chuah, der Kakao- und Handelsgott
Ajtzak, Gott der Wissensschaften und des Lernens
Teil III: Helden und Legenden der Maya
Die Zwillingshelden Hunahpu und Xbalanque: Ihr Weg zur Göttlichkeit
Die Reise des Königs Pacal: Tod, Jenseits und Wiedergeburt
Itzamna und die Erschaffung der Schrift: Der Gott der Weisheit
Teil IV: Symbole, Zahlen und Zeiten
Die Kalendersysteme der Maya
Heilige Architektur und astronomische Ausrichtung: Pyramiden, Tempel und Sternenkonstellationen
Teil V: Prophezeiungen und der Zyklus der Zeit
Die Endzeiten nach dem Maya-Kalender
Die Verbindung der Zyklen
Nachwort
Urheberrechte
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Titelblatt
Vorwort
Epilogue
Nachwort
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Vorwort
Das Maya-Volk, das einst weite Teile des heutigen Mexikos, Guatemalas, Belizes und Teile von Honduras und El Salvador besiedelte, ist vor allem für seine bemerkenswerten Errungenschaften in den Bereichen Architektur, Mathematik und Astronomie bekannt. Doch ihre beeindruckenden Pyramiden und der erstaunlich präzise Kalender sind nur der Anfang eines tiefgründigen und komplexen kulturellen Erbes, das sich auch in ihrer reichen Mythologie widerspiegelt.
Die Ursprünge der Maya-Zivilisation reichen mehr als 3.000 Jahre zurück. Abgesehen von ihrer technologischen Raffinesse war das Volk der Maya zutiefst spirituell. Ihre Weltanschauung war untrennbar mit der Natur und dem Kosmos verbunden, ein Pantheon aus Göttern und Göttinnen verkörperte die verschiedenen Aspekte des Lebens und des Universums. Dieses religiöse und kosmologische Verständnis beeinflusste nicht nur ihre täglichen Rituale und ihren Kalender, sondern auch ihre Kunst, Architektur und sogar ihr politisches System.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Maya-Mythologie nicht nur ein Überbleibsel aus einer vergangenen Epoche ist. Sie hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt, durch die koloniale Eroberung und die Einflüsse anderer Kulturen, und dennoch hat sie ihren Kern bewahrt. Selbst heute finden sich in den ländlichen Gebieten der Maya-Nachfolgestaaten noch Gemeinschaften, die die alten Götter in einer synkretistischen Form verehren, vermengt mit Elementen des Katholizismus.
Die Mythologie der Maya bietet uns nicht nur einen Einblick in die Weltanschauung eines antiken Volkes, sondern auch die Gelegenheit, die Universalität bestimmter Themen und Fragen zu erkennen, die die Menschheit seit jeher umtreiben. Sie ist ein reiches Tapestry aus Geschichten, Symbolen und Ideen, das sowohl unsere Vorstellungskraft als auch unseren Intellekt anregt. In diesem Werk werden wir tiefer in diese faszinierende Welt eintauchen und die vielfältigen Aspekte der Maya-Mythologie aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.
Durch die folgenden Kapitel laden wir Sie ein, die verborgenen Schichten der Maya-Kultur zu entdecken, von der Kosmogonie bis zum Pantheon der Götter und von heroischen Legenden bis zu tief verwurzelten Riten. Dabei soll nicht nur das Mystische und Erhabene beleuchtet werden, sondern auch die alltäglichen Praktiken und Überzeugungen, die das Leben der Maya von der Geburt bis zum Tod geprägt haben.
Dieses Buch soll nicht nur informieren, sondern auch inspirieren. Es ist eine Reise durch Zeit und Raum, durch die sichtbare und die unsichtbare Welt, die die Mayas so leidenschaftlich zu verstehen suchten. Es ist unsere Hoffnung, dass der Leser am Ende dieser Reise nicht nur mehr über die Maya-Mythologie weiß, sondern auch die zeitlose Weisheit und Schönheit, die sie in sich birgt, zu schätzen weiß.
Die Mayas, dieses antike Volk, dessen Einfluss sich über mehrere heutige Länder Lateinamerikas erstreckte, leisten auch im Kontext der Weltgeschichte einen unermesslichen Beitrag. Obwohl sie in den Regenwäldern und Hochlandgebieten isoliert von anderen großen Zivilisationen der Antike wie den Ägyptern oder Römern lebten, schufen sie dennoch ein Erbe, das seinen Weg in das kollektive Gedächtnis der Menschheit gefunden hat. Ihre Mathematik, die Konzeption der Null als mathematisches Symbol, war zum Beispiel ein bahnbrechender Fortschritt, der viele andere Bereiche des Lebens, darunter auch ihre Astronomie und Architektur, beeinflusste.
Von ihren Städten, die sich in der enormen Biodiversität des Dschungels verbargen, spannten sie Handelsrouten über weitläufige Gebiete und tauschten Waren und Ideen mit den benachbarten Kulturen aus. Dieses florierende Handelssystem ermöglichte ihnen den Zugang zu Ressourcen, die in ihrer natürlichen Umgebung fehlten, und förderte das kulturelle und intellektuelle Wachstum. Ihre Städte wie Tikal, Calakmul und Palenque sind heute wertvolle archäologische Stätten, die uns einen Blick in eine faszinierende Vergangenheit erlauben, die gleichzeitig exotisch und vertraut erscheint.
Die Maya-Schrift, ein komplexes System von Glyphen, dient als eines der wichtigsten Fenster zu ihrem Weltbild. Ihre Texte und Kodizes, von denen einige nur fragmentarisch erhalten sind, haben es Wissenschaftlern und Historikern ermöglicht, tief in die sozialen, politischen und religiösen Aspekte ihrer Zivilisation einzudringen. Die Literatur der Maya war nicht nur die Domäne der Elite, sondern ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens, der dem Individuum half, seinen Platz im Kosmos zu verstehen.
Doch so sehr die materiellen Errungenschaften und das wissenschaftliche Wissen der Maya auch faszinieren, ist es ihre Mythologie, die uns die intimsten Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt gewährt. Durch die Beschäftigung mit ihren Mythen können wir ein tiefgründiges Verständnis ihrer Ängste, Hoffnungen und der ethischen Prinzipien erlangen, die ihr Verhalten steuerten. Diese Mythen sind nicht bloß unterhaltsame Geschichten oder Fantasien, sondern fungieren als moralische und philosophische Leitfäden, die eine Brücke zwischen dem Einzelnen und der Unbegreiflichkeit des Universums schlagen.
In dieser Publikation werden wir diese vielschichtigen Aspekte der Maya-Mythologie und ihrer kulturellen Praktiken in einem umfassenden Rahmen erforschen. Die folgenden Kapitel sollen als Wegweiser dienen, um Ihnen die Nuancen und Schönheiten dieser antiken Welt näherzubringen, während sie gleichzeitig die zahlreichen Fragen aufwerfen, die trotz aller modernen Forschung noch unbeantwortet bleiben. Es ist diese Mischung aus Vertrautem und Mysteriösem, die die Maya-Kultur zu einem ewig faszinierenden Studienobjekt macht.
Mit einer Zivilisation, die sich über fast zweitausend Jahre hinweg entfaltete, hatten die Maya natürlich ihre Höhen und Tiefen. Interessant ist die Verbindung, die sie zwischen ihrer Mythologie und der realen Welt sahen, eine Symbiose, die sich in ihren Kalendersystemen und ihrer Architektur manifestierte. Monumente wie die Pyramide von Kukulcan in Chichen Itza, die während der Tagundnachtgleiche eine Schattenspiel erzeugt, das einer sich bewegenden Schlange ähnelt, zeugen von einem tiefen Verständnis der Naturzyklen und einem Drang, diese Erkenntnisse in ihrem täglichen Leben zu integrieren.
Gleichwohl müssen wir vorsichtig sein, die Maya nicht durch die Linse der heutigen Zivilisation zu betrachten. Ihre Verbindung zur Natur war nicht bloß ästhetisch oder wissenschaftlich; sie war auch spirituell und pragmatisch. Die Kultivierung von Mais beispielsweise wurde nicht nur als landwirtschaftliche Notwendigkeit gesehen, sondern auch als heilige Handlung, die in ihren Mythen verankert war. Diese fast sakramentale Verbindung zu ihrer Umwelt erklärt, warum so viele ihrer Götter und Mythen in der natürlichen Welt verankert sind.
Ihre politischen Systeme, oft als Stadtstaaten organisiert, waren weit entfernt von monolithischen Einheiten. Vielmehr bestanden sie aus einer Mischung von konkurrierenden Königreichen, Bündnissen und tributpflichtigen Staaten, die jeweils ihre eigenen speziellen Interpretationen der Maya-Mythologie und -Rituale hatten. Es ist daher schwierig, von einer einheitlichen Maya-Kultur zu sprechen, da die Vielfalt und der lokale Charakter ein integrales Merkmal ihrer Zivilisation waren.
Ihre kulturelle Bedeutung für die moderne Welt ist kaum zu überschätzen. Ob in der Archäologie, in der Astronomie oder in der Mythologie, die Mayas bieten ein reichhaltiges Feld für Forschung und Entdeckung. Während viele ihrer Bücher und Schriften durch die spanische Kolonisierung verloren gingen, haben die überlieferten Fragmente, zusammen mit archäologischen Funden und mündlichen Traditionen, das Fundament für eine Renaissance des Interesses an dieser faszinierenden Kultur gelegt.
Allerdings bleibt vieles im Dunkeln. Trotz der jahrzehntelangen Forschung gibt es noch zahlreiche Rätsel, die darauf warten, entschlüsselt zu werden. Es sind gerade diese Unbekannten, die die Mayas so faszinierend machen. Sie bieten ein Fenster zu einer Welt, die sowohl seltsam als auch vertraut ist, eine Welt, die Fragen über die Natur des Menschen und des Universums stellt, die auch heute noch relevant sind. Unsere Reise durch die Mythologie und Geschichte der Mayas ist daher nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch ein Spiegel, der uns unsere eigenen Werte und Überzeugungen reflektiert.
Die Maya-Zivilisation lässt sich nicht nur auf die Regionen beschränken, in denen sie ihren Ursprung fand. Ihr Einfluss erstreckte sich weit über die Grenzen Mesoamerikas hinaus und hinterließ nachhaltige Spuren in Kunst, Mathematik und sogar in der globalen Ernährung. Eines ihrer wichtigsten Erbschaften ist zweifelsohne das Konzept der Zeit und der Kalender. In einer Zeit, in der Kalender in vielen Teilen der Welt entweder der Landwirtschaft oder religiösen Zyklen folgten, entwickelten die Maya einen komplexen Kalender, der astronomische, landwirtschaftliche und rituelle Aspekte miteinander verband.
Ungeachtet der Zerstörung, die durch die spanische Eroberung und ihre Nachwirkungen verursacht wurde, schaffte es die Maya-Kultur, sich zu behaupten und ihre Traditionen weiterzugeben. Ihre Sprache, Kultur und Bräuche leben in den Gemeinschaften Mesoamerikas und darüber hinaus fort. Durch die Entschlüsselung ihrer Schrift und das wachsende Interesse an ihrer Kultur hat die moderne Welt einen Einblick in eine Gesellschaft erhalten, die nicht nur hoch entwickelt war, sondern auch in vielerlei Hinsicht ihrer Zeit voraus.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Maya nicht einfach eine antike Zivilisation sind, die studiert wird wie ein Überbleibsel aus der Vergangenheit. Sie sind eine lebendige Kultur, die sich anpasst, wächst und noch immer einen Einfluss auf die Welt hat. Ihre Geschichten und Mythen, die in diesem Buch präsentiert werden, sind daher nicht nur historische Dokumente, sondern auch ein Zeugnis für die Belastbarkeit und Anpassungsfähigkeit der menschlichen Kultur an sich.
Während wir versuchen, die Tiefen der Maya-Mythologie und ihrer kulturellen Praktiken zu sondieren, dürfen wir nicht vergessen, dass diese Geschichten und Konzepte Teil eines aktiven, fortlebenden Systems von Glauben und Praxis sind. Sie sind sowohl ein Fenster in eine vergangene Ära als auch ein Blick auf eine Kultur, die trotz der Herausforderungen der modernen Welt weiterhin blüht.
Es ist nicht nur die geschichtliche Komplexität, die uns an die Maya fesselt, sondern auch die Fülle an Farben, Formen und Ideen, die ihre Mythologie bereichert. Der Reichtum an Geschichten, der in den folgenden Kapiteln vorgestellt wird, zeigt nicht nur die Vielfalt der Maya-Kultur, sondern auch die universellen Fragen nach Ursprung, Sinn und Schicksal, die alle Menschen unabhängig von Zeit und Ort bewegen. Im weitesten Sinne ist dies ein Buch nicht nur über die Maya, sondern auch über die Menschheit selbst.
Die kulturelle Bedeutung der Maya endet nicht bei den Grenzen ihrer geographischen Ausbreitung oder ihrer Zeitperiode. Im Gegenteil, das Erbe der Maya hat eine zeitlose Relevanz. Die Weisheit und Einsichten, die in ihrer Mythologie, Architektur und Astronomie kodiert sind, bieten eine wertvolle Perspektive auf universelle menschliche Anliegen wie Ethik, Identität und die Beziehung zur natürlichen Welt. Ob in der Erkundung ihrer eindrucksvollen Stätten, in der Studie ihrer anspruchsvollen mathematischen Systeme oder in der Faszination ihrer künstlerischen Ausdrucksformen - die Kultur der Maya bietet eine reiche, vielschichtige Landschaft für wissenschaftliche, spirituelle und philosophische Untersuchungen.
Es ist auch interessant, wie die Maya-Mythologie die Brücke zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen schlägt, zwischen dem Ephemeren und dem Ewigen. Die Geschichten, die im Verlauf dieses Buches erzählt werden, sind daher weit mehr als bloße Erzählungen. Sie dienen als Reflexionen der komplexen Wechselwirkungen zwischen Menschen, Göttern und der natürlichen Welt, die sie bewohnen und beeinflussen.
Dieses Buch hat den Anspruch, eine facettenreiche Darstellung der Maya-Mythologie zu sein. Es lädt dazu ein, über die reiche symbolische Sprache der Maya und ihre komplexe Weltanschauung nachzudenken, die von einer ausgeprägten Wertschätzung für die Natur bis hin zu komplizierten Vorstellungen über Schöpfung und Vergänglichkeit reicht. Aber die wahre Bedeutung dieser Geschichten und Konzepte offenbart sich vielleicht erst, wenn sie in den Kontext der ständig wachsenden und sich verändernden Mosaiklandschaft menschlicher Kultur und Erkenntnis gestellt werden.
So schließt dieses Vorwort mit der Einladung an die Leser, nicht nur die Geschichten und Mythen der Maya als interessante Erzählungen zu betrachten, sondern auch als einen Appell zur tieferen Reflexion über die großen Fragen, die die Menschheit seit jeher beschäftigt haben. Es ist eine Aufforderung, über die Grenzen der eigenen Kultur und Geschichte hinauszuschauen, und zu erkennen, dass die Suche nach Verständnis und Bedeutung ein gemeinsames Erbe ist, das uns alle verbindet. Und vielleicht finden wir gerade in der Wertschätzung dieser alten Weisheiten neue Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit.
Teil I: Kosmogonie und das Maya-Universum
Die Ebenen der Existenz
In einer Zeit, die weit jenseits unseres Fassungsvermögens liegt, als die Welt noch jung war und die Götter selbst ihre Macht und Weisheit erprobten, existierte der Maya-Kosmos als ein Spiegelbild von Harmonie und Disharmonie, ein Tanz zwischen Licht und Schatten. In dieser Anfangszeit beschlossen die Götter, drei Ebenen der Existenz zu erschaffen: den Himmel, die Erde und die Unterwelt. Jede dieser Ebenen sollte einzigartig sein, doch alle miteinander in einer Balance aus Komplexität und Schönheit verbunden sein.
Der Himmel wurde als die höchste der Ebenen gestaltet, ein Ort so strahlend, dass selbst die Sonne davor erblassen würde. Ein silbernes Meer aus Sternen erstreckte sich in alle Ewigkeit, und hier sollten die nobelsten Götter und Geister residieren. Doch trotz seiner unbestreitbaren Schönheit war der Himmel mehr als nur eine himmlische Landschaft; er war das Reich der Inspiration, der Ideale und des intellektuellen Strebens. Die Sterne selbst waren leuchtende Knotenpunkte einer höheren Ordnung, und die Bewegung der Himmelskörper entschied über Zeit und Schicksal.
Die Erde hingegen war der Mittelpunkt, ein Treffpunkt der Gegensätze. Hier, zwischen Himmel und Unterwelt, war das Leben in seiner ganzen Fülle und Komplexität zu Hause. Wälder, Ozeane und Berge teilten sich den Raum mit Tieren und Menschen, und jeder hatte seine eigene Rolle in dem großen Tanz des Daseins zu spielen. Aber auch die Erde war mehr als nur der Boden unter den Füßen. Sie war das Herz der Materie, der Ort, an dem Gedanke zu Form wurde, wo die Götter ihre Kreativität in materielle Schöpfung umsetzten.
Unterhalb der Erde, in den verborgenen Tiefen, lag die Unterwelt, auch bekannt als Xibalba. Im Gegensatz zu der erhabenen Schönheit des Himmels und der vielseitigen Pracht der Erde war diese Ebene eine düstere, labyrinthartige Welt voller Gefahren. Xibalba war ein Reich der Prüfungen, ein Platz der Initiation und Transformation, bewacht von Gottheiten, die ebenso faszinierend wie furchteinflößend waren. Es war ein Ort, an dem die Seelen der Verstorbenen ihre letzten Tests bestehen mussten, ein Schlüssel zu ihrer endgültigen Ruhe oder ewigen Unruhe.
Aber die Unterwelt war nicht nur ein Ort des Schreckens. Sie war auch das Fundament, das die Erde stützte, und das Reservoir der Lebenskraft, aus der die Welt erneuert werden könnte. Unter dem Dunkel der Unterwelt flüsterten die Quellen des Lebens, und geheimnisvolle Pfade führten von dort zu den verborgensten Winkeln der Erde und sogar bis hinauf in den Himmel.
Diese drei Ebenen der Existenz waren nicht einfach nur getrennte Welten, sondern Teil eines göttlichen Gefüges, das in dynamischer Wechselbeziehung zueinander stand. Die Maya glaubten, dass die Energie des Kosmos ständig in Bewegung war, sich von einer Ebene zur anderen bewegte in einem endlosen Kreislauf des Werdens und Vergehens. Im Mittelpunkt dieses Zyklus stand der heilige Baum, auch als Yaxche bekannt. Seine Wurzeln verankerten sich tief in der Unterwelt, sein Stamm erstreckte sich durch die Erde und seine Äste berührten den Himmel. Er war die Achse, die das Universum zusammenhielt, und das Bindeglied, das alle Ebenen miteinander verband.
Indem die Maya diese Vorstellungen in ihre Mythen, Rituale und sogar in die Architektur ihrer Städte einfließen ließen, schufen sie eine Weltanschauung, die sowohl tiefgründig als auch äußerst komplex war. Jedes Element in ihrem Leben war ein Spiegelbild dieser kosmologischen Prinzipien. Sie verstanden, dass der Kosmos nicht nur eine physische, sondern auch eine moralische und spirituelle Struktur hatte, in der die Taten der Götter und Menschen tiefe, oft unergründliche Konsequenzen hatten.
Mit den Schöpfungsmythen als ihr Fundament führten die Maya Rituale und Zeremonien durch, die darauf abzielten, das Gleichgewicht zwischen den drei Ebenen aufrechtzuerhalten. Dabei setzten sie Himmel, Erde und Unterwelt nicht nur metaphorisch, sondern auch physisch in Beziehung zueinander. Ein Beispiel dafür sind die Pyramiden, die in den Maya-Städten standen. Diese architektonischen Meisterwerke sollten den heiligen Baum oder die Yaxche darstellen. Sie dienten als kosmische Achse, an der die Verbindung zwischen den Ebenen hergestellt wurde.
Aber es war nicht nur Stein und Architektur, die diese Welten verbanden. Es waren die Menschen selbst, die in ihren täglichen Handlungen und ihrem Glauben als lebende Verbindung dienten. So war es nicht ungewöhnlich, dass ein Bauer, der seine Felder bestellte, zugleich ein Gebet an die Gottheiten der Unterwelt richtete, um die Fruchtbarkeit der Erde zu gewährleisten, oder an die Himmelsgottheiten, um Regen zu erbitten.
Die Maya sahen sich selbst als Teil dieses großen kosmischen Plans. Ihre Könige und Priesterinnen, von denen viele als Verkörperungen von Gottheiten angesehen wurden, waren Vermittler zwischen den verschiedenen Ebenen. Sie vollzogen komplexe Rituale und Opfer, um die kosmische Ordnung aufrechtzuerhalten.
Die Verbindung zwischen den Ebenen wurde zudem durch Erzählungen und Legenden weiter vertieft. Geschichten von Helden und Göttern, die zwischen den Welten reisten, waren nicht nur unterhaltsame Mythen, sondern auch lehrreiche Parabeln, die das komplexe Verständnis der Maya von der Wirklichkeit und ihrer Rolle darin reflektierten.
So wurde die Mythologie zum Bindeglied, das den Menschen half, seinen Platz im großen Gefüge des Universums zu verstehen und ihm Orientierung in der Vielfalt der Erfahrungen gab, die das Leben zu bieten hat. Sie schufen in ihren Mythen eine Reflexion der Welt, so wie sie sie verstanden – eine Welt, in der Himmel, Erde und Unterwelt in einer ständigen Beziehung zueinander standen und in der der Mensch seine Rolle als Vermittler in diesem komplexen System spielte.
In jenen Tagen, wo Legende und Wirklichkeit sich vermischten wie die Farben des Abendhimmels, wandelte ein Krieger namens Tzul auf der Erde. Er trug eine Federkrone und in seiner Hand das Obsidian-Schwert, das ihm die Göttin Ixchel verliehen hatte. Tzul war kein gewöhnlicher Mensch; er verfügte über die seltene Gabe, zwischen den Ebenen des Daseins zu wandeln.
Ein entscheidender Tag kam, an dem die Erde heftig bebte und der Himmel sich dunkel färbte, als wolle er die Sonne verschlingen. Die Priester wussten: Die Balance zwischen den Ebenen war gestört. Tzul erhielt den göttlichen Auftrag, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Er meditierte lange vor dem Heiligen Cenote, einer natürlichen Senke voll kristallklarem Wasser, die als Pforte zur Unterwelt galt. Als sein Geist so klar war wie der Himmel an einem sternenklaren Tag, sprang er hinein.