Das Euro-Attentat - Callum M. Conan - E-Book

Das Euro-Attentat E-Book

Callum M. Conan

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Beschreibung

Eine Anschlagsserie erschüttert Europa. Colin Fox soll für den European Secret Service auf die Jagd nach den Attentätern gehen. Doch die anfänglichen Hinweise auf religiös motivierte Terroristen aus Libyen erweisen sich als falsch. Während Fox im winterlichen Budapest neuen Spuren nachgeht, weitet sich die Krise auf die gesamte Welt aus. Das ohnehin schon krisengeschüttelte Europa und dessen Wirtschaft haben die Anschläge auf den großen Stabilisator Deutschland nicht verkraftet. Ein finaler Gipfel, an dem neben den wichtigsten Wirtschaftsmächten Europas auch der US-Präsident und hochrangige Vertreter aus China teilnehmen werden, soll die Rettung bringen. Doch ein Unbekannter hat es auf den Gipfel abgesehen...

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Im Geheimauftrag von Callum Conan (2)

Zum Inhalt:

Eine Anschlagsserie erschüttert Europa. Colin Fox soll für den European Secret Service auf die Jagd nach den Attentätern gehen. Doch die anfänglichen Hinweise auf religiös motivierte Terroristen aus Libyen erweisen sich als falsch. Während Fox im winterlichen Budapest neuen Spuren nachgeht, weitet sich die Krise auf die gesamte Welt aus. Das ohnehin schon krisengeschüttelte Europa und dessen Wirtschaft haben die Anschläge auf den großen Stabilisator Deutschland nicht verkraftet. Ein finaler Gipfel, an dem neben den wichtigsten Wirtschaftsmächten Europas auch der US-Präsident und hochrangige Vertreter aus China teilnehmen werden, soll die Rettung bringen. Doch ein Unbekannter hat es auf den Gipfel abgesehen...

Zum Autor:

Callum Conan ist achtzehn Jahre alt und besucht ein Gymnasium im westfälischen Arnsberg. Das Euro-Attentat ist bereits sein zweites Werk mit Colin Fox als Protagonisten und ein drittes Buch der Reihe ist derzeit in Planung. Wie genau das aussehen wird ist aber offen, denn die Reihe war von Anfang an Figuren-unabhängig konzipiert.

Geprägt von großen Autoren wie allen voran Ian Fleming, aber auch Robert Ludlum, Tom Clancy, Colin Forbes und deren Romanverfilmungen sind Conans Thriller mit bewährten Zutaten ausgestattet, aber durch die Einflüsse einer neuen Generation gezeichnet.

Nach dem Abitur strebt Callum Conan ein Studium im Bereich Medienmanagement an. (Stand: 3/2014)

Callum M. Conan

Das Euro-Attentat

Ein Agententhriller aus der

Im Geheimauftrag von Callum Conan-Reihe

EnglischerTitel: The Kiss Of Death

ePubli-Verlag

Alle Charaktere sind frei erfunden und beziehen sich auf keine lebenden Personen. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und in keinster Weise beabsichtigt.

Impressum:

2. Auflage

Copyright © 2015 Callum M. Conan

Umschlaggestaltung by ML

1. Lektorat: Susanne Schmidt-Lepski

2. Lektorat: Ilona Schmidt

Überarbeitung durch Bernd und Mathis Lepski

Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Arnsberg, 6.01.2014

Mit Überarbeitungen zum 24.03.2014 und zum 10.01.2015

Für meine Oma Eva, die von diesem Buch hoffentlich genauso begeistert ist wie vom ersten Teil!

[...]

und obwohl wir nicht mehr jene Kraft sind die in alter Zeit Himmel und Erde bewegte, sind wir, was wir sind, - gleichartig im Wesen, mit heldenhaften Herzen, geschwächt von Zeit und Schicksal, doch stark im Willen zu streben, zu suchen, zu finden und nicht aufzugeben.

(Auszug, frei zitiert, aus „Ulysses“ von Alfred Lord Tennyson)

Anstatt eines Vorwortes: Denn diese Worte, gesprochen von Judy Dench, gaben den Anstoß, dieses Buch nicht enden zu lassen, wie ursprünglich geplant.

Prolog

Es war ein kühler Novemberabend in der deutschen Hauptstadt. Zu dieser Jahreszeit war Berlin nicht gerade der gemütlichste Ort Europas. Die Temperaturen sanken in den frühen Abendstunden bereits unter den Nullpunkt und in der Dunkelheit kamen einem Pendler die Wartezeiten an Bahnhöfen und Haltestellen noch unerträglicher vor, als an normalen Tagen sowieso schon. Daran änderte auch die durch den Adventsschmuck und die aufgestellten Verkaufsbuden bereits auf Weihnachten eingestellte Bahnhofshalle des Hauptbahnhofes nichts. Der Intercity aus München fuhr gerade ein und brachte eine weitere kalte Welle mit sich.

Gerhard Bröker rückte seinen Hut zurecht und band seinen langen beigen Mantel zu. Diese Treffen der Hoteliers wurden immer langweiliger. Und dann durfte er nun auch noch in der Kälte auf seinen Zug warten, der ihn zurück in die Heimat nach Stuttgart bringen sollte. Die alten Zeiten seien vorbei, hatte ein Kollege aus Hamburg gemeint. Niemand wolle heutzutage noch in gemütlichen, aber überhitzten Zimmern sitzen. Ein Hotel brauche Erlebnischarakter. Häuser der hanseatischen Art, wie das seine in Stuttgart, hätten eine Überholung dringend nötig, eigentlich ihre besten Tage sogar hinter sich. Wie blöd diese Ignoranten doch waren, dachte Bröker. Nicht jeder Gast zieht einen Luxusschuppen mit Wellness, Spa und kostenlosem W-Lan den guten alten Häusern mit Tradition vor. Mit der Zeit würden sie vielleicht den Fehler in ihrer Kalkulation bemerken. Und dann würden sie Hotels wie das seine wieder in den Himmel loben. Ja, die Zeit war schon etwas Gutes. Wenn man sie denn hatte und nicht in der Kälte am Berliner Hauptbahnhof verbringen musste. Dieser bescheuerte Zug hatte bereits einige Minuten Verspätung und noch immer war nichts von ihm, geschweige denn einer Meldung über die Verspätung auf der digitalen Anzeige zu sehen.

Der Bahnsteig war für einen Montagabend erstaunlich leer und doch breitete sich unter den wenigen Wartenden eine gewisse Unruhe aus. Bröker beobachtete einige Tauben, die von einem Stahlträger zum andern flogen und sich dann auf ein Paar Brotkrumen auf dem Bahnsteig stürzten. Der kurze Signalton, der eine Ansage ankündigte, ließ den Hotelier aufhorchen. Na endlich, nun würde der Intercity-Express angekündigt werden und in den Bahnhof einfahren. Er nahm seinen Koffer und schlenderte näher an die Bahnsteigkante heran.

„An Gleis dreizehn, bitte beachten Sie: ICE-Sprinter 1093 von Berlin Ostbahnhof zur Weiterfahrt nach Stuttgart Hauptbahnhof über Berlin-Spandau, Frankfurt am Main und Mannheim; ohne Halt zwischen Berlin-Spandau und Frankfurt am Main Hauptbahnhof; planmäßige Abfahrtszeit 18:05 Uhr, wird heute voraussichtlich eine Stunde später abfahren. Die Platzreservierungen bleiben erhalten.“ Die Frauenstimme verstummte. Auf dem Bahnsteig wurde es dafür lebhafter. Alle Gedanken an die Kälte schienen verflogen. Bröker wandte sich um und ging in Richtung Treppe. Typisch Deutsche Bahn, dachte er, nicht einmal das kurze Stück vom Ostbahnhof hierher schaffen die, ohne sich Verspätung einzuhandeln. Die Reaktionen der anderen Menschen auf dem Bahnsteig waren ähnlich. Mal etwas lauter, mal etwas leiser ereiferten sich im Stich gelassene Kunden über die üblichen Zustände im System der Deutschen Bahn. Seinen Koffer in der rechten und die linke Hand in der Manteltasche schritt er verärgert die Stufen in die Aufenthaltshalle im ersten Obergeschoss hinab. Er würde sich die verbleibende Zeit irgendwo im Bereich des Brandenburger Tores vertreiben. Seine Frau schwärmte schon eine ganze Weile von so einer Souvenir-Schneekugel mit einem Brandenburger Tor im Inneren. Vielleicht hatten sie ja etwas in der Art in den Souvenirshops im Angebot.

Wenige Minuten später passierte Gerhard Bröker bereits die Greifskulptur aus rotem Sandstein auf der Südostseite der Moltkebrücke und schlenderte gemütlich durch den Spreebogenpark entlang der Willy-Brandt-Straße in Richtung Regierungsviertel und Brandenburger Tor. Trotz Kälte und Dunkelheit waren die Wege der Grünanlage nicht vollkommen leer. Einige verrücke Berliner liefen bei lauter Musik aus einem Ghettoblaster in kurzen Hosen und Hotpants in Richtung Spreeufer, während andere, etwas seriöser wirkende Männer in Anzügen auf das Kanzleramt zusteuerten. Die Laternen warfen ein freundliches Licht auf den Gehweg und die nun leiser werdende Musik überließ dem üblichen Verkehrslärm das Geräuschfeld. Ruhe durfte man hier nicht erwarten. Zu keinem Zeitpunkt. Bröker sah auf seine Uhr. Er lag gut in der Zeit. Wenn sein Zug wirklich erst mit einer Stunde Verspätung abfahren sollte, würde er es locker schaffen, pünktlich wieder zurück zu sein. Er schlenderte weiter in Richtung Schweizer Botschaft, die nun direkt in seinem Blickfeld lag und an der er vorbei käme, bevor er den Platz der Republik vor sich hatte. Berlin war wirklich eine interessante Stadt. Sehenswürdigkeiten ohne Ende und jede Menge Baumaßnahmen, die in einigen Monaten zu weiteren großartigen Bauwerken führen würden. Oder eben nicht.

Dass sich besonders hier im Stadtteil Mitte schon einige große Architekten versucht hatten, war durchaus erkennbar. Zu den imposantesten Bauwerken gehörte sicher auch der Hauptbahnhof auf der gegenüberliegenden Seite der Spree. Bröker drehte sich um. Jetzt, da die vielen Glasflächen des Bahnhofsgebäudes von etlichen Lichtern beschienen wurden, wirkte der Komplex noch eindrucksvoller als ohnehin schon. Der hellerleuchtete Haupttower mit dem Bahnlogo versperrte ein wenig die Sicht auf das eigentliche Lichterspektakel, das die vielen unterschiedlichen Farbsignale innerhalb des Bahnhofes, entstehend durch Züge, Lampen, Signale und Werbeanzeigen boten. Gerade wechselte das Licht von einem dunklen Rot in ein helles Orange. Bröker, fasziniert von der Lichterschau, lächelte. Er hätte noch eine ganze Weile hier stehen und auf die Fassade des Hauptbahnhofs blicken können.

Plötzlich schoss aus einer Glasfront zwischen Haupttower und westlichem Hallenkomplex ein Feuerball. Ein lauter Knall folgte und Bröker wurde gemeinsam mit einigen anderen Passanten von der folgenden Druck- und Hitzewelle erfasst und zu Boden geworfen. Der Hotelier wusste nicht, wie ihm geschah. Er lag auf dem Boden und anstelle der eben noch herrschenden Kälte breitete sich nun eine fast unerträgliche Hitze um ihn herum aus. Weitere Explosionen an und im Bauwerk verwandelten die eben noch so anmutige Lichterschau in ein tosendes Inferno. Die großen Stahlträger, um die es beim Bau des Bahnhofs so große Diskussionen gegeben hatte, fielen mit einem Krachen, das selbst aus dieser Entfernung noch wie ein lauter Donnerschlag klang, zu Boden. Stöhnend versuchte Bröker aufzustehen. Es ging nicht. Der Schock hatte ihn gelähmt. Er tastete nach seiner Tasche. Sie war zumindest noch da, wenngleich sein Laptop darin wohl zerstört sein durfte. Um ihn herum kreischten die Menschen vollerPanik; einige hatten sich schon wieder aufgerappelt und liefen verängstigt durch die Gegend. Gerhard Bröker versuchte zu realisieren, was da gerade eigentlich passiert war, aber seine Gedanken ließen sich nicht ordnen. Vom Boden aus konnte er noch erkennen, dass einige kleine Trümmerteile in seine Richtung flogen. Kurz darauf traf ihn etwas Hartes, Spitzes mit unglaublicher Wucht an Oberkörper und Kopf. Er zuckte noch einmal kurz, dann entspannten sich seine Muskeln.

Wenige Stunden später saßen Rebecca Lavoir (Opal Alpha), die Chefin des European Secret Service, und ihr Führungsstab bei einer eilig einberufenen Krisensitzung zu den aktuellen Geschehnissen in einem Konferenzraum des neuen ESS-Headquarters in Konstanz vor einer heruntergelassenen Leinwand und verfolgten die Berichterstattung im Fernsehen. Gerade wurde ein Interview mit einem Terrorismus-Experten unterbrochen, um die aktuellen Zahlen von Toten und Verletzten zu präsentieren. Gespannt blickten alle auf die Leinwand. Als die kurze Aktualisierung beendet war, stellte Opal Alpha den Ton auf stumm.

-„Also, meine Herren, Sie sehen, wir stehen vor einigen Problemen. Die Ausmaße des Anschlags sind jetzt noch gar nicht abzusehen. Noch können wir zumindest hoffen, dass dies der einzige war und die Lage alsbald unter Kontrolle zu bekommen ist. Mit der Wirtschafts- und Finanzkrise haben wir schon genug Probleme in Europa, da hat uns eine nationale Krise in Deutschland gerade noch gefehlt. Wie steht es mit weiteren Hintergrundinformationen? Die Medien haben ja bislang herzlich wenig geboten.“ Sie blickte fragend in die Runde. Niemand schien so wirklich eine passende Antwort parat zu haben. Opal Alpha schüttelte verärgert den Kopf. Gerade wollte sie die Anwesenden zurechtweisen, als Opal Gamma nach kurzem Klopfen die Tür öffnete.

-„Haben Sie wenigstens etwas Brauchbares?“, fragte sie barsch.

-„In der Tat, so ist es. Ich habe gerade ein Telefonat mit einem befreundeten Sprengstoffexperten hinter mir, der mit der Untersuchung der Sprengsätze in Berlin beauftragt ist. Zu Einzelheiten will er sich noch nicht äußern, aber er meint, man könne mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass das verwendete Material aus Libyen stammt.“

-„Welche Anhaltspunkte hat denn Ihr Kontakt?“

Opal Gamma setzte sich auf einen der freien Bürosessel an dem ovalen Konferenztisch. Das herunter gedimmte Licht ließ eine Kommunikation mit Blickkontakt so gerade noch zu.

-„Wie bereits gesagt: Details hat er noch keine, aber soweit ich alles verstanden habe, hat er die Sprengstoffmischungen und Detonationswellen bereits analysiert und obendrein den Anhaltspunkt, dass Sprengsätze dieser Art bei den NATO-Einsätzen in Libyen gefunden wurden. Ich werde in den nächsten Stunden eine Probe von meinem Kollegen bekommen und habe dann die Möglichkeit diese auszuwerten.“

-„In Ordnung.“ Opal Alpha schien für den Moment zufrieden. „Wenigstens einer, der hier seine Arbeit erledigt.“

Opal Gamma nahm das Lob mit einem Lächeln zur Kenntnis und nickte. Opal Alpha hingegen wandte sich bereits wieder den anderen Männern in der Runde zu.

-„Wir haben also zumindest einen Anhaltspunkt. Ich will alle Informationen, die über libysche Terroristen zu finden sind; wirklich alles. Das übernehmen Sie, Ekholm.“ Der Schwede, Leiter der Informationsbeschaffungsabteilung Delta, stand auf und ging, ohne ein Wort zu sagen. Opal Alpha überlegte einen Moment. Dann nahm sie die Fernbedienung und schaltete den Ton wieder ein.

-„Eine grobe Einordnung können wir also vornehmen“, sagte sie laut, um die Stimme der Reporterin zu übertönen. „Wie sieht es eigentlich mit…“; sie unterbrach sich. Die Bundeskanzlerin erschien mit besorgter Miene auf dem Bildschirm. Hinter ihr konnte man Blaulichter erkennen; sie schien noch im Kanzleramt zu sein. Opal Alpha stellte den Ton lauter.

-„Meine Damen und Herren. Dies ist eine schwere Stunde für unser Land.“ Die Kanzlerin unterbrach sich, ihre Finger krampften sich in das Rednerpult. „Der vor wenigen Stunden verübte Anschlag hat den Frieden unseres Landes und das Gefühl von Sicherheit in Deutschland in einem bislang unvorstellbaren Ausmaß beschädigt. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Sie sind Opfer eines schrecklichen Verbrechens, das die Lage nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa erheblich verschlechtert. Bislang hatten wir Probleme finanzieller und wirtschaftlicher Art. Aber all diese Probleme, und mögen sie auch noch so groß gewesen sein, sind nichts gegen das, was uns hier ereilt hat. Der Terror war und ist eine der größten Bedrohungen für das gesicherte Leben auf dieser Erde. Nicht erst seit dem 11. September 2001 ist uns diese Gefahr allgegenwärtig, aber einen Anschlag von dieser Härte hätte wohl niemand hier für möglich gehalten. Ich habe vor wenigen Minuten mit dem Innenminister telefoniert. Die Analysen der Anschläge sind bereits angelaufen und wir hoffen, dass bald nähere Informationen vorliegen werden. Wir haben noch kein abschließendes Bild von der Tat und auch die Analysen werden nicht alle Fragen beantworten können. Vor knapp einer halben Stunde hat uns allerdings ein Bekennerschreiben erreicht, in dem die Terrororganisation Al Kaida die Verantwortung für das Geschehene übernimmt. Unser oberstes Ziel, neben der Aufarbeitung dieses einen Szenarios muss also sein, den Kampf gegen den Terror neu aufzunehmen. Wir alle, die wir an die Freiheit, den Respekt und das friedliche Zusammenleben glauben, wir alle müssen diesem Feind, dem Terror mit aller Macht entgegentreten. Das ist es, neben der Trauer und dem Mitgefühl, was mich heute bewegt und was unser Land und all unsere Verbündeten auch in Zukunft leiten sollte.“ Die Kanzlerin nickte noch einmal und verschwand dann aus dem Bild. Opal Alpha blickte nachdenklich auf die Leinwand. Nach einer Weile schaltete sie erneut den Ton aus.

-„Al Kaida also? Doch nicht Libyen. Oder beides?“

Opal Omega meldete sich das erste Mal in dieser Nacht zu Wort:

-„Ich könnte mir einen Zusammenhang vorstellen. Wir sollten ihn zumindest nicht ausschließen. Die Libysche Islamische Kampfgruppe soll unseren Informationen zufolge enge Kontakte mit den Führern von Al Kaida pflegen. Ihr Durst nach Vergeltung scheint noch immer nicht gestillt. Gegründet wurde diese Organisation in den Neunzigern von heimkehrenden Mujaheddin aus Afghanistan. Der Kampf, der für sie viele Jahre im Mittelpunkt stand, ist nun gewonnen. Gaddafi ist tot und das Land von seiner Herrschaft befreit. Aufgrund der wirtschaftlichen Beziehungen und des demokratisierenden Einflusses Europas und vor allem Deutschlands auf Libyen könnten die Terroristen der Kampfgruppe uns als nächsten großen Feind ansehen. Zwar ist eine gewisse Kartei vorhanden, die uns bei der Einreise von Anhängern der Organisation hätte alarmieren müssen, jedoch leben einige von ihnen als Asylanten in Großbritannien. Es ist also durchaus möglich, dass sie so nach Deutschland gelangten.“

Opal Alpha nickte, ging dann zu dem Videoprojektor, schaltete ihn aus und dafür das Licht ein. Sie blickte zum wiederholten Male in die Runde, die mittlerweile aus einem Mann weniger bestand.

-„Was denken Sie, wäre das Beste in dieser Situation? Ich erwarte Vorschläge. Bedenken Sie aber bitte, dass wir nicht im Namen Deutschlands handeln. Als Regierungsunabhängiger Geheimdienst haben wir den Auftrag, die Weltsicherheit zu gewährleisten und nicht Vergeltungsmaßnahmen im Sinne des deutschen Volkes oder der Bundesregierung zu unternehmen. Die Bundeskanzlerin lag schon richtig mit der Aussage, dass der Kampf gegen den Terror die Zukunft bestimmen wird. Aber wir werden diesen Kampf mit verdeckten Karten führen. Und? Schon irgendwelche Ideen?“

-„Mein Vorschlag wäre, diese Terrorgruppe in Libyen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen“, merkte Opal Omega an. „Und zwar nicht durch die Abteilung Delta, sondern vor Ort. Wir wissen, dass die Organisation die Rekrutierung vorwiegend im Nordosten, in der Kyrenaika, vornimmt. Das wäre ein Anhaltspunkt, der uns helfen könnte.“

-„Haben wir einen Mann in Libyen?“, fragte Opal Alpha an Opal Sigma, den Leiter der Kommunikations- und Verwaltungsabteilung gewandt, wohl wissend, dass Opal Omega diese Frage eigentlich auch hätte selbst beantworten können.

-„Derzeit leider nicht. In Nordafrika fehlen uns schon seit geraumer Zeit die Agenten. Wir müssten jemanden hinschicken. Ich..“

-„Die Aufgabe sollte einer unserer Besten übernehmen“, unterbrach ihn Opal Omega. „Die Sache darf nicht vermasselt werden. Die Sicherheit der ganzen Welt steht auf dem Spiel.“

Opal Alpha blickte den Spanier (Opal Omegas bürgerlicher Name war Orlando Gomez) fragend an. Da der nicht antwortete, ergriff sie wieder die Initiative.

-„In Ordnung. Wir brauchen also einen unserer Besten. Vielleicht sogar den Besten. Wo genau hält sich Colin Fox eigentlich zurzeit auf?“

1

Back in Action

Die beißende Kälte, die derzeit auf den Straßen Sankt Petersburgs herrschte, war in dem gemütlichen Tanzlokal am Nevsky Prospekt in der Nähe der Fontanka nicht einmal zu erahnen. Die rund dreihundert Hochzeitsgäste tranken verschiedene alkoholische Getränke, tanzten, unterhielten sich oder saßen einfach in einer Ecke und erfreuten sich am Hochzeitstanz, den das Brautpaar gerade aufführte. Colin Fox saß am Tresen, vor ihm eine Schale mit Kaviar, etwas Brot und mehrere leere Wodka-Gläser. Diese Party war im Grunde die beste Ablenkung, die es für einen Mann wie ihn, mit etwas annähernd ähnlichem wie Liebeskummer überhaupt geben konnte. Er bestellte einen weiteren Wodka. Dann überließ er sich wieder seinem Elend und blickte nachdenklich, den Kopf in der linken Hand abgestützt, durch das leere Glas in seiner rechten. Seit über vierzehn Monaten hatte er seine große Liebe nun nicht mehr länger als wenige Stunden gesehen, geschweige denn etwas Nächtliches mit ihr unternommen. Daran hatte auch das kurze Telefonat, das er vor sechzig Stunden, an ihrem zweiundzwanzigsten Geburtstag, mit ihr geführt hatte nichts geändert. Vielmehr hatte es ihn in seine augenblickliche Depression geführt. Lavinia Lichtsteiner hatte ihn nicht etwa darum gebeten, endlich wieder einmal mit ihr auszugehen, um wenigstens ihren Geburtstag zu einem schönen zu machen; nein, sie hatte es sich sogar erlaubt, ihm von ihrem neuen Freund zu berichten, ihrer ersten ernsthaften Beziehung, seit er sie kannte und die erste echte Bedrohung für die Erfüllung seines innigsten Wunsches, irgendwann einmal dieses zauberhafte Mädchen mit den wunderschönen Augen und dem herzerwärmenden Lächeln zu heiraten. Allmählich wurde ihm klar, was die letzten Jahre über sein Fehler gewesen war. Die Frau Deiner Träume kommt nicht einfach auf Dich zu. Du musst schon etwas dafür tun, um Dein Leben mit ihr zu verbringen und vor allem: nicht zu lange warten!

Nun war es passiert. Sie hatte einen Anderen. Und alle Mühe, die er sich bislang bei ihr gegeben hatte, schien umsonst. Fox nahm einen tiefen Schluck aus seinem neuen Glas. Es hatte ja schon einen Hauch von Ironie, dass er hier über den Problemen in seinem Liebesleben verzweifelte, während um ihn herum dreihundert Menschen die Hochzeit seines guten Freundes Alexander Kessel mit dessen ihm nun angetrauten halbrussischer Ehefrau Anna Stanfeierten. Das Brautpaar hatte seinen Tanz gerade beendet und der Bräutigam kam an den Tresen.

-„Du siehst aber nicht gerade fröhlich aus. Ich habe so die leise Ahnung, dass es mit Lavi zu tun hat, habe ich Recht?“

Fox nickte langsam.

-„Ich kann ja verstehen, wenn Dir nicht gefällt, dass Du jetzt einen Konkurrenten hast, der im Moment die Pole-Position innehat, aber das hier heute ist meine Hochzeit und ich möchte, dass alle Gäste fröhlich und zufrieden sind. Erst recht wenn ich seit über zehn Jahren mit ihnen befreundet bin.“ Kessel nahm seine Fliege ab, hängte sie sich offen um den Hals und klopfte Fox freundschaftlich auf die Schulter. „Komm schon. Heute Nacht kannst Du sowieso nichts mehr machen. Also amüsier Dich wenigstens und füll Dich nicht mit diesem widerlichen Zeug ab.“

-„Vermutlich hast Du Recht“, bestätigte Fox gequält.

-„Natürlich habe ich das. Übrigens hat die Cousine meiner Frau offensichtlich ein Augeauf Dich geworfen. Also vielleicht hilft sie Dir ja, Deinen Kummer zu vergessen. Was meinst Du? Wie in den alten Zeiten? Und diesmal könnte ich Dir sogar eine vorab-Bewertung geben. Im Gegensatz zu früher bewerte ich nicht nur nach Eindruck von außen, ich habe sie bereits getestet.“ Die beiden fingen an zu lachen.

-„Was für Drogen geben die Euch eigentlich in der Kommission in Brüssel?“, witzelte Fox. „Du wirst ja immer verrückter.“

-„Lass bloß meine Arbeit aus dem Spiel. Ich bin froh,dass ich wenigstens jetzt Ruhe habe. So wie es aussieht, wird es nicht mal etwas mit ungestörten Flitterwochen. So, jetzt muss ich mich aber mal wieder auf der Tanzfläche sehen lassen. Dir wünsch ich viel Spaß.“ Mit einem Zwinkern ließ er Fox wieder allein.

Vermutlich hatte sein Freund Recht, er sollte wirklich versuchen sich zu amüsieren. Nur das Wie würde er sich noch einmal überlegen. Zuerst einmal musste er sich ein wenig aufpäppeln. Er machte sich langsam auf den Weg, durch den Verbindungsgang neben dem Tresen in einen großen Hinterraum, vorbei an weiteren Gästen und dann die Treppe hinunter, in den Keller, wo sich die Toilettenräume der Herren befanden.

Als er bereits die Hand auf die Klinke gelegt hatte, stockte er plötzlich. Was hatte er da gerade aus dem Augenwinkel gesehen? Nein, es konnte nicht sein. Unmöglich, ganz ausgeschlossen!

Fox ging ein paar Schritte zurück, um sich zu vergewissern. Vorsichtig drückte er sich an die Wand und blickte durch den größeren Spalt in einer Tür. Tatsächlich, er hatte sich nicht getäuscht. In dem Raum, der durch ein Schild an der Tür als Hausmeisterraum gekennzeichnet war, erkannte er Anna Stan, wie sie einen Mann küsste. Und dieser Mann war nicht ihr Ehemann.

Fox verspürte den Drang, die Tür weit aufzureißen und die Frau seines guten Freundes zur Rede zu stellen. Aber er nahm sich zurück und versuchte, sich das Gesicht des Mannes einzuprägen. Der insgesamt kleine Kopf, wie auch die kleine Gestalt und die schmalen, tief liegenden Augen verliehen dem Mann ein asiatisch angehauchtes Aussehen. Das übrige Gesicht und der kräftige Oberkörper deuteten allerdings doch eher auf russische Herkunft hin. Vor allem die typisch slawische Nase verbuchte Fox als klares Indiz dafür. Als der Mann sich nach dem Kuss kurz abwandte undlächelnd in Richtung Tür blickte, speicherte Fox noch die hohe Stirn und die dünnen blonden Haare, sowie die durch das Lächeln hervortretenden starken Wangenknochen und das kurze Kinn. So hatte er die wichtigsten Fakten, um den Kerl beschreiben zu können, falls er seinem Freund von diesem Kuss berichten sollte. Sein photographisches Gedächtnis würde ihn nicht im Stich lassen. Die Frage aber war, ob er Alexander Kessel überhaupt von diesem Kuss erzählen sollte. Wäre dieser Ort für einen Kuss nicht so absurd, hätte man ihn vermutlich unter Glückwünschen für die Braut verbucht, wenngleich auch die Leidenschaft der beiden, die Fox zu sehen glaubte, ein wenig verwunderte. Er entschied sich, zumindest erst einmal, abzuwarten und das Gesehene für sich zu behalten.

Nachdem er die Toilette besucht und sich frisch gemacht hatte, betrachtete er sein Gesicht im Spiegel. Abgesehen von seinem Kummer rund um Lavinia kam diese Party eigentlich genau richtig. Die letzten Monate waren die reinste Hölle für ihn gewesen. Langweilige Recherchearbeit noch und nöcher. Anstatt ihr bei seiner Einstellung gegebenes Versprechen zu halten, er würde keine langweiligen Arbeiten verrichten müssen, hatte Opal Alpha ihn auf die Fährte von William St. John-Smith gesetzt und diese Verfolgung durfte er in keinster Weise körperlich aufnehmen. Obwohl Colin Fox offiziell zur Abteilung Omega gehörte, jener Abteilung, die für Operationen aller Art im Service zuständig war, musste er auf ihren Befehl hin die Aufgaben eines Beamten in der Informationsbeschaffungsabteilung übernehmen. Und das hieß Langeweile am laufenden Band. Etliche Wochen und Monate vor Bildschirmen und Akten hatten auch in seinem sonst so vor Energie sprühenden Gesicht Spuren hinterlassen. Zahlreiche dubiose Hinweise auf den Aufenthaltsort des neuseeländischen Multi-Milliardärs, der vor gut einem Jahr die gesamte Energieversorgung der Welt als ein zu monopolisierendes Geschäft angesehen hatte und vor unlauteren Mitteln nicht zurückgeschreckt war, um sich dieses Monopol zu sichern, waren beim ESS eingegangen. Alle mussten bearbeitet werden, jedem noch so kleinen Ansatz wurde nachgegangen und Fox verfluchte zeitweise sogar, dass er unter tatkräftiger Mithilfe der jungen Australierin Amy Wells den Plan des Ozeaniers zerschlagen und diese virtuelle Hetzjagd so erst ermöglicht hatte. Dieser Dienst nach Vorschrift fand wenigstens jetzt eine Unterbrechung, da er sich für diese Feier in St. Petersburg eine Woche Urlaub genommen hatte. Noch einmal fuhr er sich mit der Hand durch die Haare, dann machte er Anstalten zu gehen, als plötzlich der Mann durch die Tür trat, den Fox vor wenigen Minuten noch in den Armen von Anna Stan gesehen hatte. Als er Fox bemerkte, verzog sich sein Gesicht zu einem gezwungenen Lächeln. Stumm ging er an ihm vorbei zu den Kabinen und drückte die Klinke hinunter. Die Tür ließ sich nicht öffnen, was offensichtlich an dem Münzschloss lag, das die Toiletten hier noch besaßen.

-„Wohl dem, der Kleingeld hat“, bemerkte der Mann.

Fox lachte kurz und reichte ihm ein Fünfzig-Kopeken-Stück.

-„Oh, vielen Dank. Kann ich mich dafür vielleicht gleich an der Bar mit einem Wodka revanchieren?“ Er reichte Fox die Hand. „Mein Name ist übrigens Andrej Koroljow. Ich bin ein Bekannter der Braut.“

Aha, ein Russe also. Wie er vermutet hatte. Fox schüttelte die angebotene Hand und sagte:

-„Sie müssen sich doch nicht revanchieren. Aber wenn Sie darauf bestehen, werde ich Sie nicht daran hindern, mir einen auszugeben.“ Er grinste.

-„In Ordnung“, erwiderte Koroljow. „Wie stehen Sie denn überhaupt zum Brautpaar?“

-„Ich bin ein guter Freund des Bräutigams. Noch aus alten Schulzeiten.“

-„Also dann bis gleich, Mister…“

-„Fox, Colin Fox. Sie werden mich an der Bar finden.“

Fox verließ den Toilettenraum, während Koroljow ein Salutieren andeutete und ihm ein „Alles klar“ nachrief. Aus der Damentoilette lief ihm draußen Anna Stan in die Arme.

-„Oh, entschuldige Anna.“

-„Aber das macht doch nichts, Colin“, lächelte sie. Fox überlegte, ob er sie auf den Kuss ansprechen sollte und auch Anna Stan schien etwas sagen zu wollen, als sein iPhone klingelte. Er entschuldigte sich und nahm das Gespräch entgegen. Noch bevor er etwas sagen konnte, meldete sich am anderen Ende der Leitung Opal Alpha mit erregter Stimme.

-„Keine Zeit für große Erklärungen, Fox. Sie müssen umgehend nach Konstanz kommen. Ich schicke Ihnen einen Wagen nach Kloten, der Sie abholen wird. Bis später.“

Die Nacht war noch nicht vorbei, als Colin Fox die wenigen Stufen in den Innenhof des ESS-Headquarters nahm und den gläsernen Aufzug betrat. Durch die Glasdecke des offiziell als Competence-Center Konstanz erbauten Komplexes schien das helle Mondlicht. Fox warf einen Blick auf den Seerhein, in dessen Wasser sich das Mondlicht spiegelte. Zur Wasserseite hin schien diese Stadt nachts wie ausgestorben. Vor dem Haupteingang auf der Reichenaustraße allerdings staute sich schon der morgendliche Verkehr, der in den nächsten rund achtzig Minuten die Straßen der Stadt vollkommen verstopfen würde. Leise drang der Verkehrslärm an sein Ohr, als die Fahrstuhlansage mit weiblicher Stimme die Ankunft im dritten Stock ankündigte. Der Fahrstuhl stoppte und Fox trat auf den Gang hinaus, der quer über den Innenhof des Gebäudes führte. Einen Moment blieb er stehen und sog den Duft des Neuen ein. Das neue Hauptquartier des European Secret Service war erst vor wenigen Monaten fertiggestellt worden und hatte noch den Glanz der ersten Tage an sich. Durch die erfolgreiche Arbeit bei ihrem ersten richtigen Fall hatte sich der Ausschuss der Vereinten Nationen dazu überreden lassen, den Umzug des ESS aus dem alten Gebäude der Handwerkskammer am anderen Rheinufer in dieses neue ultramoderne Zentrum zu genehmigen und den Mitarbeiterstab um eine erhebliche Anzahl zu vergrößern. Opal Alpha hatte für die Neuaufstellung des Stabes freie Hand bekommen und ein vierköpfiges Führungsteam unter ihrer Leitung zusammengestellt. So bestand der Service nun aus vier Abteilungen, die sich um die operativen Einsätze, die Ausrüstung und das Training, die Informationsbeschaffung und auch um die Verwaltung kümmerten. Auch wenn ihm diese Änderungen alle relativ egal waren, so erfreute er sich doch des Öfteren an der Verwaltungsabteilung, die überwiegend aus jungen Frauen bestand, die einen Großteil ihrer Arbeitszeit damit zubrachten, im Aufenthaltsraum zu tratschen und ab und an mit ihm zu flirten. Das Beste aber war, dass Lisa Maytree nun seine Privatsekretärin war. Als klar wurde, dass er eine gewisse Zeit am Schreibtisch anstatt in der weiten Welt zubringen würde, hatte Opal Alpha ihm den Gefallen getan, eine Unterstützung an seine Seite zu stellen. Während er nun auf die breite Glasschiebetür zuging, die sich bei einer kurzen Berührung eines Fingerabdruckscanners automatisch öffnete, kam Lisa Maytree bereits auf ihn zu. Sie trug die Haare offen und lächelte ihr schönstes Lächeln.

-„Einen wunderschönen guten Morgen und herzlich willkommen zurück“, begrüßte sie ihn. „Sie wartet bereits im Konferenzraum auf Dich. Wie war der Flug?“

-„Zu verschmerzen. Was hat sie denn auf dem Herzen?“

‚Sie‘ war zwischen Fox und Miss Maytree das geflügelte Wort für Opal Alpha. Seit geraumer Zeit sprachen sie nur noch so von ihrer Chefin.

-„Hast Du etwa noch nichts von dem Anschlag in Berlin gehört?“ Sie schien verwundert, während sie nebeneinander in Richtung Multimediatrakt gingen.

-„Doch, aber nur so nebenbei im Flugzeug, eine französische Familie unterhielt sich drüber. Al Kaida hat sich also dazu bekannt?“

-„Ja, das stimmt soweit. Aber wenn ich richtig informiert bin, sieht sie Verbindungen nach Libyen. Du wirst es sicher gleich erfahren.“

-„Was meint Gomez?“

-„Opal Omega hat sich mir gegenüber noch nicht dahingehend geäußert, ob er Dich einsetzen will. Wart’ s doch einfach ab.“

Fox brummelte irgendetwas Unverständliches und nahm sein iPhone hervor, um es gleich darauf wieder wegzustecken. Kurz bevor sie den Konferenzraum betraten, hielt Lisa Maytree ihn zurück. Noch ehe er sich versah, hatte sie ihn in ihre Arme geschlossen und ihn fest an sich gedrückt.

-„Es ist wirklich schön, dass Du wieder da bist“, flüsterte sie. Dann ließ sie ihn los und ging vor ihm her in den sinnlos verdunkelten Konferenzraum.

-„Da sind Sie ja endlich, Fox.“ Rebecca Lavoir zwang sich zu einem Lächeln, als die beiden eintraten. Zumindest meinte Fox diesen Zwang in ihrem Lächeln zu sehen. An dem ovalen Tisch saßen neben der ESS-Chefin noch zwei weitere Mitglieder des Führungsstabes: Opal Omega und Opal Gamma. Beide nickten Fox freundlich zu. „Da Sie den Weg hierher ja nun doch gefunden haben, können wir anfangen, denke ich. Setzen Sie sich doch. Es könnte ein paar Minuten in Anspruch nehmen, Ihnen die Sachlage zu erläutern.“

Innerhalb der nächsten knapp fünfzehn Minuten erläuterte Opal Alpha mithilfe einiger Animationen die Geschehnisse in Berlin und die ersten Hinweise auf Verantwortliche. Dabei bemerkte Fox wieder einmal, wie gefasst er grausame Bilder und Nachrichten mittlerweile aufnahm. In den letzten fünfzehn Monaten hatte sich sein Empfinden in dieser Hinsicht ganz schön verändert. Immer wieder ertappte er sich, wie er für Bilder von verstümmelten Leichen oder in Blutpfützen liegenden Menschen nur wenige Empfindungen übrig hatte und nicht einmal mit der Wimper zuckte. Früher hätte sein Idealismus ihn daran erinnert, dass es etwas Schreckliches war, was da über die Bildschirme lief, und er hätte ein flaues Gefühl in der Magengegend verspürt. Aber seit er diesen Job beim ESS angetreten hatte und spätestens seit seinem ersten richtigen Einsatz, war dieses Gefühl praktisch verflogen. Diese Dinge gehörten jetzt zu seinem Leben.

Nicht zuletzt der Besuch des Fach-Psychologen, den Opal Alpha ihm nach seinen Gewissensbissen, die durch die Tötung eines feindlichen Killers entstanden waren, verordnet hatte, trug zu dieser Entwicklung bei. Der Psychologe hatte eine moralische Schizophrenie bei ihm diagnostiziert und ihm einen dreimonatigen Kurs verschrieben, in dem Fox lernte, sein Gewissen in bestimmten Situationen gezielt auszuschalten. Diese Kurse wurden von der Europäischen Union finanziert, sodass er nie daran dachte, das Ziel dieses Kurses sei, aus ihm einen gefühllosen Killer zu machen.Und auch jetzt kam dieser Gedanke ihm nicht in den Sinn, er schob es einfach auf den Stress.

Opal Alpha beendete ihren Vortrag und setzte sich.

-„Was ist Ihre erste Einschätzung, Fox?“

-„Schwer zu sagen“, befand er. „Die Frage ist meiner Meinung nach, ob die Verbindung nach Libyen bedeutet, dass Al Kaida erneut mit der Kampfgruppe aus Nordafrika zusammenarbeitet oder dass wir es bei dem Bekennerschreiben mit einem Ablenkungsmanöver zu tun haben.“

-„Zu einem ähnlichen Ergebnis sind wir in dieser Runde auch gekommen.“ Opal Alpha blickte zu den beiden anderen Mitgliedern des Führungsstabs.

-„Neben unseren grundsätzlichen Untersuchungen des Anschlags in Deutschland ist es also nun unser Ziel, Libyen und die Kampfgruppe unter die Lupe zu nehmen. Wir haben keine Kontaktleute in Nordafrika, wenn man von Tanger und Kairo mal absieht und deshalb müssen wir selbst jemanden hinschicken. Dieser jemand werden Sie sein, Fox! Die nötigen Infos gibt’s gleich von Opal Omega. Mir bleibt nur noch Ihnen mitzuteilen, dass das Deutsche Innenministerium einen Mitarbeiter dabei haben will, wenn Sie Ihre Untersuchungen beginnen.“

Fox schnaubte.

-„Das kommt gar nicht in Frage! Viel zu gefährlich! Was denken die sich eigentlich? Wir können nicht gerade davon ausgehen, dass wir da in das Gebiet der Terroristen einmarschieren und dann mit denen in Ruhe einen Tee trinken werden. Wenn ich meine Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit ausführen soll, dann kann ich mich nicht nebenbei auch noch um die Sicherheit eines Beamten kümmern, der mir über die Schulter sehen will.“

-„Ob es Ihnen passt oder nicht, Sie werden diese Begleitung akzeptieren müssen. Wir haben strikte Anweisungen von ganz oben, dass allen Wünschen der Bundesregierung entsprochen werden soll.“

Für seine Chefin schien die Diskussion beendet, aber Fox redete sich in Rage:

-„Warum richten wir uns denn nach der Deutschen Regierung? Ich dachte, der Grundsatz unseres Geheimdienstes wäre die Unabhängigkeit, und jetzt das!“

-„Schluss jetzt!“, unterbrach Opal Alpha ihn barsch. „Wir sind kein Schützenverein. Wenn es Anweisungen von ganz oben gibt, dann gilt es diese zu befolgen. Und wenn hier jemand Probleme damit haben sollte, dann wird er ganz schnell versetzt werden. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“

Fox blickte verärgert zu Boden, dann zu Opal Gamma, der ihn achselzuckend ansah und schließlich zu Opal Alpha.

-„Ja, Ma’am.“

-„Gut. Sie werden den Mitarbeiter des Innenministeriums also in knapp zwei Stunden am Friedrichshafener Flughafen treffen. Charlie, mein persönlicher Fahrer, fährt Sie und Opal Gamma kann Ihnen die letzten Instruktionen auf der Fahrt geben. Er und Miss Maytree werden einen Sprengstoffexperten abholen. Nun überlasse ich das Wort aber Ihrem Abteilungsleiter.“

Opal Omega erhob sich und begann mit den Instruktionen für die Mission Libyen. Fox aber hörte nur mit einem Ohr zu und war in Gedanken ganz weit weg. Er dachte an die Hochzeit seines guten Freundes in St. Petersburg, an den mysteriösen Kuss zwischen dessen Frau Anna und diesem Russen und an seine Probleme mit Lavinia. All das musste er nun hinter sich lassen. Wieder einmal raus aus den Problemen des Alltags und rein in das Außergewöhnliche, das Gefährliche, in das echte Leben.

Seine Gedanken befassten sich gerade mit Lisa Maytree und ihren Annäherungsversuchen, als Opal Omega seinen Namen sagte.

-„Hören Sie mir überhaupt zu, Fox?“, wiederholte er seine Frage, nachdem Fox ihn überrascht angesehen hatte. Der kam nicht dazu, seine Frage zu beantworten, denn Opal Delta erschien in der Tür.

-„Sie sollten sich das unbedingt ansehen. Ich fürchte, das wird uns nicht gefallen.“

Er tippte etwas auf dem in den Tisch eingelassenen Touchpad und auf dem Bildschirm erschien wieder eine Nachrichtensprecherin in einem Studio.

-„Uns erreicht soeben eine Eilmeldung aus Frankfurt. Ich übergebe an meinen Kollegen in der Mainmetropole.“ Das Bild verschwand für einen Augenblick, dann sah man einen Reporter auf dem Frankfurter Messegelände, hinter ihm panische Menschen, Hilfskräfte und ein zerstörter Messetower.

-„Dieses Video ist drei Minuten alt“, bemerkte Opal Delta.

Der Reporter in Frankfurt fasste sich an seinen Minikopfhörer, dann begann er zu sprechen.

-„Also ich habe jetzt gerade so gut wie nichts verstanden, aber ich kann ja einfach mal meine Eindrücke schildern: Vor wenigen Minuten ist hier ein Sportflugzeug in den Frankfurter Messetower geflogen. Der gesamte obere Teil des Turms ist daraufhin zusammengebrochen und abgestürzt, mehrere Häuser sind unter den Trümmern zerquetscht worden. Auch etliche Passanten scheinen ums Leben gekommen zu sein. So ein bisschen erinnert das alles an Nine-Eleven. Die Ursache ist noch vollkommen unklar. Es kann natürlich ein Unfall gewesen sein, aber nach den Geschehnissen in Berlin glaubt hier niemand an diese Erklärungsmöglichkeit.“

Opal Delta schaltete den Bildschirm aus. Niemand sagte etwas. Die einzigen Geräusche im Raum waren das Summen der Elektronik und das rhythmische Geklapper des Kugelschreibers, mit dem Fox nun spielte.

-„Ich denke, damit erreicht die ganze Angelegenheit eine neue Dimension. Von einem einfachen Anschlag können wir nicht mehr sprechen.“

-„Da haben Sie vollkommen Recht“, befand Rebecca Lavoir. „Ziehen Sie alle Leute von bestehenden Fällen ab und setzen Sie sie an diesen Fall. Wir brauchen schnellstmöglich alle Informationen. Wirklich alles. Und ich denke für unseren Agenten hier ist es höchste Zeit anzufangen. Keine weitere Diskussion, der Wagen steht unten bereit. Wenn Sie noch etwas von Zuhause benötigen, kann Charlie Sie im Grüngang vorbeifahren. Also: an die Arbeit!“

Fox legte den Kugelschreiber beiseite und erhob sich. Der Druck unter dem er nun arbeiten musste, stellte eine neue Herausforderung dar. Es ging also wieder los.

2

Der Beamte des Innenministeriums

Der Motor wurde gestartet und die schwarze Limousine fuhr langsam von Bord der Fähre. Dann ging es im Schritttempo durch den Fährhafen der Stadt Meersburg und etwas schneller die Serpentinen des Schlossberges hinauf in Richtung B31. Sobald sie die Bundesstraße erreicht hatten, schaltete Charlie, Opal Alphas Fahrer, in den fünften Gang. Mit Tempo hundertfünfzig ging es weiter in Richtung Friedrichshafen, fünfzig Kilometer pro Stunde über dem erlaubten Limit, wohlgemerkt. Ihren Fahrer schien das wenig zu kümmern. Auf der rechten Seite neben ihnen erstreckte sich der wunderschöne, blaue Bodensee im Licht der aufgehenden Sonne. Bei kühlem, aber heiterem Wetter hatten sie gute Sicht über die Weinberge auf die ruhige Wasseroberfläche. Windsurfer und Segler hatten sich bei den kalten Temperaturen nicht auf das Wasser verirrt, aber der stündlich verkehrende Katamaran im markanten Weiß-Blau war gut zu erkennen.

-„Also theoretisch wären wir mit dem Katamaran ja schneller in Friedrichshafen gewesen“, bemerkte Lisa Maytree. „Und das ist doch auch viel romantischer, dem Sonnenaufgang auf dem See entgegenzufahren, anstatt hier oben in einem Auto zu sitzen.“

Opal Gamma schnaubte verächtlich.

-„Sehr romantisch sich da unten den Arsch abzufrieren. Außerdem sollten Sie sich vielleicht fragen, was in der augenblicklichen Situation für einen romantischen Moment sprechen sollte.“

-„Hey“, meldete sich Charlie lässig zu Wort. „Immer mit der Ruhe da hinten. Wenn’s hier zu wenig romantisch ist, dann leg ich n‘ bisschen Kuschelrock auf. Auf dass die Liebe erglühe und so weiter.“ Er schob sich die Sonnenbrille wieder ins Gesicht, die er kurzzeitig abgenommen hatte.

-„Bloß nicht! Verschon uns mit so einem Quatsch.“ Opal Gamma schien angesäuert. Fox, der sich bereits gedanklich auf die anstehende Zusammenkunft mit dem Beamten vom Innenministerium vorbereitete und bislang nicht an der Diskussion beteiligt war, knallte die Hand gegen das Fenster.

-„Wenn wir schon von Musik reden, dann leg doch was von Rihanna auf. S&M oder irgendetwas in der Art.“

Das tat Charlie dann auch und nachdem Opal Gamma und Opal Omega über den kleinen Bildschirm in der Kopflehne des Fahrersitzes Colin Fox die letzten Instruktionen und Details zum Einsatzort gegeben hatten, wurde es doch noch eine harmonische Fahrt in Richtung der zweitgrößten Stadt am See.

Am Flughafen angekommen, ließ Charlie die drei aussteigen und begann einen Parkplatz zu suchen, was zu dieser Tageszeit gar nicht so einfach war. Opal Gamma, Lisa Maytree und Colin Fox begaben sich zum Flughafencafé. Die Café-Bar Volare bestand aus einem kleinen Verkaufshäuschen inmitten des Terminals und einigen durch niedrige Schutzwände abgetrennten Sitzgelegenheiten. Sie setzten sich an einen Tisch und bestellten alle, auf anraten von Fox, Kaffee Royal.

-„Also theoretisch haben wir noch eine halbe Stunde und Sie in etwa zwanzig Minuten“, bemerkte Opal Gamma an Fox gewandt.

-„Ich werde mich dann gleich nach dem Kaffee zu den Sicherheitskontrollen begeben. Gibt es noch irgendetwas Wichtiges, das ich vor dem Abflug wissen sollte?“

-„Mir fällt für den Moment nichts ein. Sie werden das schon machen, Fox!“

Er lächelte. Wenn Fox Selbstvertrauen hätte tanken müssen, wäre Opal Gamma in jedem Fall die beste Tankstelle.

Eine Weile saßen sie schweigend da, dann entschuldigte sich Opal Gamma für einen Moment und verschwand in den Sanitären Anlagen. Eine Durchsage mit dem ersten Aufruf für den Sonderflug nach Benghazi ertönte.

-„Na dann werde ich mich mal aufmachen“, murmelte Fox. Er trank den letzten Schluck aus seiner Tasse und wandte sich zum Gehen, doch Lisa Maytree hielt ihn mit einem Griff an die Innenseite seines Oberschenkels zurück. Langsam fuhr sie mit der Hand seinen Oberschenkel entlang.

-„Pass auf Dich auf“, flüsterte sie verführerisch. Dann ließ sie von ihm ab. Fox stand auf und verschwand wortlos. Sein weniges Gepäck, das nur aus einer Tasche bestand, war bereits auf dem Weg ins Flugzeug und das Handgepäck beschränkte sich auf Dinge wie sein iPhone und sein Portemonnaie. Seine Dienstwaffe würde er laut den Instruktionen seines Abteilungsleiters Opal Omega an Bord des Flugzeuges erhalten.

Vor der Sicherheitskontrolle blieb er stehen und hielt nach dem Beamten des Innenministeriums Ausschau, den er hier treffen sollte. Außer den Flughafenangestellten konnte er allerdings niemanden erblicken. Würde sich der Mann am Ende noch verspäten? Na ja, immerhin war er ja Beamter. Fox lehnte sich gegen eine Absperrung und sah auf sein iPhone. Keine Nachrichten.

Von weitem hörte man das Klackern hoher Absätze. Eine junge Frau, wenige Jahre jünger als Fox selbst, kam auf ihn zu. Ihm fielen sofort ihre perfekte Figur und ihre langen, gewellten dunkelblonden Haare auf. Vor ihm blieb sie stehen und hielt ihm die Hand hin.

-„Guten Morgen“, sagte sie freundlich. Ihre braunen Augen blickten ihm direkt ins Gesicht. „Mein Name ist Leonie Krüger, das Innenministerium schickt mich. Sie müssen Colin Fox sein, richtig?“

-„Ja, der bin ich.“ Er schüttelte irritiert die angebotene Hand. „Eine Frau demnach“, murmelte er. Es war also gar kein Beamter, sondern eine Beamtin, die ihn begleiten sollte. Und was er auf den ersten Blick sah, ließ zumindest ein wenig Freude bei ihm aufkommen. Die wich allerdings schnell wieder der Erkenntnis, dass es so noch unvernünftiger war, eine außer-geheimdienstliche Person mitzunehmen. So würde es sicherlich ein ganzes Stück schwerer werden, den Auftrag zur vollsten Zufriedenheit aller auszuführen.

-„Das haben Sie ja gut erkannt“, spöttelte die Frau.

-„Wie bitte?“ Fox war ein wenig aus dem Konzept geraten ob der Überraschung, die er vor wenigen Sekunden erlebt hatte.

-„Ich meine, dass ich eine Frau bin, haben Sie gut erkannt. Das spricht für Sie.“

-„Entschuldigen Sie bitte. Ich bin ein wenig…“

-„Überrascht?“ Sie sah ihn fragend an. Ihr Gesichtsausdruck verdeutlichte ein gewisses Selbstvertrauen. Nicht unbedingt das Selbstvertrauen, das Frauen wie sie normalerweise hatten, da sie ihre Schönheit einzuschätzen wussten, vielmehr eins, das ihr Gegenüber wissen ließ, dass sie mehr als nur Beauty-Tipps verteilen konnte.

-„Ja, das trifft es im Grunde. Mir war ein Mitarbeiter des Innenministeriums angekündigt worden, keine Mitarbeiterin. Aber Sie können mir glauben, dass es mich freut, Ihre Bekanntschaft zu machen.“

-„Na dann.“ Ihr Mund verzog sich zu einem süffisanten Lächeln.

Fox nickte in Richtung der Terminals und ließ ihr höflich den Vortritt bei den Sicherheitskontrollen. In ihrer Kleidung, bestehend aus knielangemRock und heller Bluse inklusive einem Halstuch, hätte Leonie Krüger auch als Stewardess durchgehen können. Er folgte ihr nachdenklich über die Gangway zum Flugzeug. Er durfte nicht vergessen, welch schwere Aufgabe vor ihm lag. Im Grunde war seine Begleitung in den folgenden Stunden nur hinderlich. Er musste schnellstens die Initiatoren der Anschläge ausfindig machen oder zumindest die Verbindungen nach Libyen untersuchen und da konnte ihn eine schöne Frau eigentlich nur behindern. Aber es war jetzt nicht mehr zu ändern und wenn er es recht bedachte, war ihm diese Begleitung um einiges lieber, als ein traniger Beamter.

Im Jet setzten sie sich einander gegenüber auf zwei Fensterplätze. Leonie Krüger begann in ihrer Handtasche zu kramen. Amüsiert schaute Fox ihr zu, bis die Maschinen des Fliegers starteten und sie die Tasche resigniert auf den Platz neben sich stellte.

-„Dann setzen Sie mich doch mal in Kenntnis. Was werden wir heute unternehmen, um den Anschlägen auf den Grund zu gehen?“ Sie stützte ihren Kopf auf die gefalteten Hände und blickte interessiert in sein Gesicht.

-„Haben Sie wirklich noch keine Informationen bekommen?“ Fox konnte es nicht fassen, dass er nun eine Lagebesprechung abhalten musste.

-„Das Einzige, das ich weiß, ist, dass ich Sie nach Libyen begleiten soll und dass wir auf die Suche nach Hinweisen zu den Terroristen gehen.“

-„Man hat Sie also nicht eingewiesen? Sie wissen nicht, dass wir in das Rekrutierungsgebiet der Libysch Islamischen Kampfgruppe fahren, die Verbindungen zu Al Kaida unterhält?“

Sie blickte ihn etwas hilflos über die kleine Rose auf dem Tisch hinweg an.

-„Tut mir leid. Mir wurde nichts Genaues erzählt. Es war sowieso von Anfang an ein Streit der Ministerien. Jeder wollte einen Mitarbeiter von sich dabei haben. Der Verteidigungsminister hat sogar eine ganze Truppe bereitgehalten. Aber Außenministerium, Kanzleramt und mein Ministerium haben beschlossen, die Sache diplomatisch anzugehen. Im Endeffekt wurde ich dann losgeschickt, weil der Innenminister wohl die besten Argumente hatte.“

Aber offensichtlich auch allerhand Wichtigeres zu tun, bei dem er seine besten Mitarbeiter brauchte, dachte Colin. Und dass die Politiker rein gar nichts von Außeneinsätzen verstanden, wurde erneut offensichtlich, da es sicherlich keine gute Entscheidung war, Büroangestellte ins offene Feuer zu schicken.

-„Ich kann Ihnen jetzt keinen kompletten Lage- und Instruktionsbericht geben. Aber wir werden ab Benghazi mit einem Jeep und einer Einheit des örtlichen Militärs in das Kyrenaika-Gebirge Al-Jabal Al-Akhdar fahren und uns dort umsehen. Es ist gut möglich, dass wir ins offene Feuer fahren, deshalb werden Sie mit schusssicherer Weste ausgestattet.“

Leonie Krüger schluckte. Offensichtlich war es ihr nun doch etwas mulmig zumute, da sie jetzt wusste, was kommen würde. Schnell setzte sie aber wieder ihr selbstsicheres Lächeln auf.

-„Tragen Sie denn keine Weste?“, fragte sie besorgt.

-„Doch, aber nicht zwingend eine kugelsichere. Ich werde während des Fluges noch mit einer Waffe ausgestattet und erhalte wie die Soldaten in Benghazi ein Maschinengewehr. Es kann sein, dass es dort auch noch Schutzwesten für die Truppe gibt, aber zwangsläufig dürfen wir nicht davon ausgehen. Sie gelten als Zivilist und werden dementsprechend geschützt.“

-„Zivilistin“, verbesserte sie ihn, was allerdings im Lärm der Motoren unterging, die sich lautstark meldeten, als die Maschine den Boden verließ. „Ist dasdenn nicht zu gefährlich für Sie?“, fragte sie dann aber viel freundlicher und mit leicht zur Seite geneigtem Kopf, was Fox unglaublich anziehend fand.

Zuerst wusste er nicht, ob er sich ärgern oder freuen sollte, dass sie diese Frage stellte. Dann entschied er sich aber dafür es positiv aufzufassen.

-„Machen Sie sich etwa Sorgen um mich?“, grinste er.

-„Ach wo, Sie werden das schon machen. Obwohl..., eigentlich kenne ich Sie ja überhaupt nicht...“

-„Und dazu werden Sie bei einem Einsatz in Libyen auch kaum eine Gelegenheit bekommen“, gab er zurück.

-„Wie schade. Da gäbe es sicher eine Menge kennenzulernen.“

-„Aber unbedingt. Für eine Frau jederzeit.“

-„Andererseits könnte sich eine Frau auch durch ihr leicht arrogantes und teils chauvinistisches Benehmen irritiert oder sogar abgestoßen fühlen.“

-„Was mich nachdenklich und vor allem traurig stimmen würde.“

-„Womit eine Frau doch das erreicht hätte, was sie wollte. Entschuldigen Sie mich bitte für den einenMoment.“

Leonie Krüger verschwand und Fox hatte Zeit, aus dem Fenster zu sehen. durch ihren kleinen Wortwechsel hatte er gar nicht gemerkt, dass sie den Bodensee bereits überquert und hinter sich gelassen hatten. Unter ihnen lag das Fürstentum Liechtenstein, eine der Steueroasen Europas und mit rund siebzigtausend Einwohnern auch eins der kleinsten Länder der Welt. In einer Stunde schon würden sie nach Passieren des Schweizer Luftraums die italienische Küste und die Adria erreichen. Dann wären es nochmal etwa hundert Minuten bis zur libyschen Küstenstadt.

Über den Auftrag nachdenken mochte er nicht schon wieder. Er würde schon noch früh genug wieder vollkommen adrenalingeladen in die Mission einsteigen. Jetzt war Zeit für ein bisschen Entspannung. Es gab da allerdings noch etwas, das ihn beschäftigte.

Nun gut, seine Begleiterin hatte ihm Arroganz und Chauvinismus vorgeworfen. Aber das war eigentlich das erste Mal, dass er auf diese Haltung aufmerksam gemacht wurde. Es hatte ihn zwar nachdenklich gestimmt, aber das war nicht des Rätsels Lösung bei seinem Lavinia-Problem. Denn grundsätzlich war er nicht arrogant und chauvinistisch. Im Gegenteil. Diese besondere Art hatte erst in den letzten Monaten einen Frühling gefunden, vermutlich seines Frustes wegen. Aber Lavinia kannte ihn schon eine ganze Weile länger und sie hatte seine aufkeimende Arroganz nie zu spüren bekommen. Was ihm aber durch die mahnenden Worte von Leonie Krüger viel deutlicher wurde, war, dass er der vielleicht anspruchsvollste junge Mann der ganzen Welt war. Immerhin hatte er reihenweise Gelegenheiten eine feste Beziehung zu führen oder, wenn er wollte, etwas Flüchtiges anzufangen. Aber keine Frau der Welt war ihm gut genug. Er hatte nur Lavinia im Sinn. Selbst die Annäherungsversuche von Miss Maytree, die ihn bei ihrer ersten Begegnung im Service noch mit herablassenden Blicken gestraft hatte, waren ihm egal. Und auch seine Begleiterin war zwar sehr nach seinem Geschmack, aber eben auch nicht mehr. Früher wäre er die Sache schon ganz anders angegangen.

Leonie Krüger kam gerade zurück und setzte sich wieder auf ihren Platz ihm gegenüber, da trat aus dem Cockpit ein muskulöser, großgewachsener und trotzdem leicht dicklicher Typ in khakifarbenemHemd und abgewetzter Jeans. Er hielt Fox eine Walther PPQ vor die Nase.

-„Hier, nur das Feinste vom Ausrüster persönlich. Irgendwas hat Opal Gamma da noch dran verändert. Aber fragen Sie mich nicht was! Ach ja, und die Schutzweste liegt bereits bei Ihrem Gepäck, Ma’am.“ Der Mann drehte sich um und ging zurück ins Cockpit.

Fox steckte sich die PPQ in das Halfter, das er bereits vor der Abreise umgelegt hatte und schaute dem Mann mit einem Kopfschütteln nach.

-„Joa, solche Mitarbeiter hat der Service also auch“, lachte er. Sie lächelte zurück.

-„Die Weste bei meinem Gepäck habe ich gerade auch schon gesehen. Sieht so aus, als wären Ihre Leute zumindest gut vorbereitet.“

„Sie sind sogar so gut vorbereitet, dass ich ihnen jetzt zutraue uns sicher bis nach Libyen zu bringen, während ich meine Kräftetanks auflade und mich so lange aufs Ohr haue.“ Er stellte seinen Sitz zurück, blickte ein letztes Mal dem Lächeln seiner Begleiterin entgegen und fiel dann nach wenigen Minuten in einen tiefen Schlaf.

Er träumte von jungen Frauen, die sich um ihn stritten, dann aber alle gemeinsam mit ihm ins Bett gingen. Danach erzählte er ihnen von seinen bisherigen Abenteuern und dass er einmal eine ganze Terroristengruppe allein zur Strecke gebracht hatte. Doch während die jungen Frauen an seinen Lippen hingen und jedes einzelne seiner Wörter aufsogen, erschien Lavinia im Raum und sah ihn entsetzt an.

In diesem Moment erwachte er. Fox blickte in das besorgte Gesicht von Leonie Krüger. Sie sagte nichts und er schaute verlegen aus dem Fenster. Sie setzten bereits zur Landung an. Unter ihnen erkannte man die Küste Libyens und die typisch nordafrikanischen Bauten von Benghazi.

-„Nach der Landung sollten Sie sofort Ihre Schutzweste überziehen. Falls Sie Gepäck bei sich tragen, das Sie unterwegs nicht brauchen, lassen Sie es besser hier. Ich nehme auch nur etwas zu trinken und meine Waffe mit. Planmäßig werden wir auf jeden Fall heute noch aus dem Kyrenaika-Gebirge zurückkehren. Körperpflegeutensilien oder ähnliches sind also überflüssig.“

-„Ich hatte auch nicht vor, mein Schminkköfferchen mitzunehmen“, sagte sie angesäuert.

-„Na dann ist ja alles klar“, gab Fox zurück. Während der Landung schwiegen sie und auch als die Flugzeugtür geöffnet wurde und sie beide aus der Maschine stiegen, sagte keiner ein Wort. Am Fuß der Gangway angekommen, blieben sie stehen. Ein Offizier des libyschen Militärs salutierte und sagte dann in schlechtem Englisch:

-„Wir bringen Sie in die Kyrenaika. Kommen Sie bitte zu den Jeeps dort mit mir.“

Fox nickte nur und setzte seine Sonnenbrille auf. Obwohl zu dieser Jahreszeit in Nordafrika normalerweise Temperaturen von knapp über zwanzig Grad herrschen, brannte die Sonne vom Himmel und schon jetzt begann er zu schwitzen.

Der Offizier führte sie zu einem Jeep, der von zwei weiteren eingerahmt wurde. Er wies ihnen mit der Hand ihre Plätze zu. Ein weiterer Soldat drückte ihm wortlos ein Maschinengewehr in die Hand. Als sie auf der Rückbank des mittleren Jeeps Platz genommen hatten, ließ sich der Offizier hinter dem Steuer nieder und der kleine Konvoi setzte sich in Bewegung.

3

Das Camp

Hinter den Toren der Stadt Benghazi wurde es ruhiger. Aufgrund der vollkommen überfüllten Straßen und der zahlreichen Menschen, die die Durchfahrt blockierten, indem sie ihre Geschäfte mitten auf der Fahrbahn abhandelten, konnten sie den Stadtkern nur im Schritttempo durchfahren. Nun, da sie den Trubel hinter sich gelassen hatten, bogen sie auf eine gut ausgebaute Schnellstraße ab. Der Fahrtwind tat gut, doch schon bald waren sie wieder vollkommen der sengenden Sonne ausgesetzt, die ihre Strahlen wie Messer in die Erde zu stechen schien. Trotz Wasserflasche und Sonnencreme war es auf der Schotterpiste, über die sie nun holperten, kaum auszuhalten. Weit und breit kein Schatten in Sicht. Obwohl die eigentliche Lufttemperatur nicht annähernd der Hitze entsprach, die in der libyschen Wüste in den Sommermonaten vorherrschte, fühlte sich Colin Fox wie ausgetrocknet. Es wurde Zeit, dass sie das Gebirge erreichten. Aber mindestens eine gute Stunde Fahrt lag noch vor ihnen.

Auch Leonie Krüger schien sich mit der Hitze nicht anfreunden zu wollen. Mittlerweile trug sie lediglich noch ein graues Top, das bereits so nass war, dass sie ohne Weiteres an einem Wet-T-Shirt-Wettbewerb hätte teilnehmen können. Kraftlos warf sie ihre leere Wasserflasche aus dem Jeep. Fox wollte etwas sagen, aber er hielt es für besser, seine Kräfte zu sparen.

Nicht weit entfernt von dem Konvoi schlich eine Schildkröte über den sandigen Boden und einige Eidechsen flitzten hinter ihnen über die Fahrbahn. Es ging bereits leicht bergauf und in der Ferne konnte man erhöhte Felsen erkennen. Fox hob seine Sonnenbrille, weil er einen Fennek bei der Jagd auf kleinere Reptilien erblickte. Er setzte sie allerdings sofort wieder auf, da die vom Sand reflektierten Sonnenstrahlen ihm in die Augen stachen. So bemerkte er auch nicht den Schwarm Mauersegler über sich, der ebenfalls in Richtung des Gebirges flog.

-„Da vorne Al-Jabal Al-Akhdar“, sagte der Offizier vom Flughafen. „Gleich fahren durch Schlucht, dann Bergstraße. Von oben zirka achthundert Meter Sie können gucken wo ist Terroristencamp.“

Fox verstand sein Englisch trotz der Fehler und nahm die Schutzweste aus dem Fußraum.

-„Hier, ziehen Sie die jetzt wieder an. Wir werden bald in das Gebiet der Terroristen kommen und ab da sind wir anfällig.“

-„Wenn ich mir das Teil da überstreife, sterbe ich in dieser Hitze“, beschwerte sich Leonie Krüger.

-„Glauben Sie mir, ich hätte auch nichts dagegen, wenn Sie sich ganz ausziehen würden. Obwohl das ja eigentlich gar nicht mehr nötig ist.“ Fox schmunzelte beim Blick auf ihr durchsichtig gewordenes Top. Sie errötete. „Aber die Weste dient ihrem Schutz, also tun Sie mir den Gefallen und setzen Sie sich nicht schutzlos möglichen Angriffen aus.“

Widerwillig nahm seine Begleiterin die Schutzweste entgegen und streifte sie sich über den Körper.

Mittlerweile hatten sie die Schlucht fast erreicht und bei dem Gedanken an den kühlenden Schatten vergaß Fox beinahe die Dringlichkeit der Mission. Der Wechsel aus dem kalten Mitteleuropa ins warme Nordafrika schien sein Übriges bei der gefühlten Lufttemperatur zu tun, sodass ihnen die eigentlich erträgliche Wärme wie erdrückende Hitze vorkam. Das ständige um-die-Welt-Reisen wirkte sich allmählich ohnehin auf sein Befinden aus. Seit dem Flug aus Russland zurück nach Deutschland plagten Fox Kopfschmerzen, die er zwischenzeitlich fast vergessen hatte, aufgrund der körperlichen Belastung durch die Hitze nun aber wieder stärker spürte.

Aus der Einfahrt in die Schlucht krochen zwei Wüstenwarane und als sie die größten Felshügel passiert hatten, um sich vor einem kleinen Tal mit üppiger Vegetation wiederzufinden, entfuhr ihnen beiden ein Seufzer der Erleichterung. Sie hatten es aus der Wüste des Todes heraus geschafft.

Schnell durchquerten sie das Tal, fuhren vorbei an Bachläufen und einem kleineren Wasserfall, gesäumt von Palmen und subtropischen Pflanzen. Einige Minuten später erreichten sie ein Plateau genau über dem Tal, auf dem sich die Quelle des Wasserfalls befand. Sie hielten hinter einem kleinen Felsen, um ihre Wasservorräte aufzufüllen.

-„Nichts zu sehen, hä?“, fragte der libysche Offizier.

Fox schüttelte den Kopf, während er den Deckel seiner Flasche auf den Schraubverschluss drehte.

-„Sind wir jetzt schon auf achthundert Metern Höhe?“

-„Fast, nicht voll.“

Fox amüsierte sich über die ungelenke Ausdrucksweise des Soldaten. Plötzlich ließ ein lauter Knall und ein kreischender Schwarm bunter Vögel sie aufhorchen. Erschrocken blickten die Soldaten gen Himmel und dann in die Richtung, aus der die Vögel geflogen kamen. Der Offizier trat neben ihn.

-„War sicher nur großes Tier, das Vogelschwarm aufgeschreckt hat.“

Fox ließ seinen geübten Blick schnell über die Landschaft schweifen, um die Situation analysieren zu können. Alles schien wieder ruhig. Die Vögel waren verschwunden und außer dem Rauschen des Wasserfalls war kein Laut zu hören. Aber irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Seine Intuition sagte ihm, dass sie beobachtet wurden und sie hatte ihn bislang nie getrogen. Mit einem Finger vor den Lippen deutete er dem Offizier an, nicht zu sprechen und nahm ihm sein Fernglas ab. Dann schlich er zu dem kleinen Vorsprung neben der Quelle des Wasserfalls und legte sich flach auf den harten Boden. Fox spähte durch das Fernglas. Im Tal war nichts zu erkennen. Aber gerade das war vielleicht ein schlechtes Zeichen. Als sie vor einigen Minuten die Schlucht und das grüne Tal passiert hatten, war es noch voll von Leben. Nun erkannte er nicht einmal mehr einen kleinen Wiedehopf. Die ganze Szenerie wirkte tot und so unwirklich wie in einem alten Western. Als er gerade das Fernglas schärfer stellte, um einen dunklen Punkt zwischen den Felsen besser zu erkennen, hörte er ein Zischen und gleich darauf ein Ploppen