Das Geheimnis der harmonischen Eltern-Kind-Beziehung - Stephanie Roth - E-Book

Das Geheimnis der harmonischen Eltern-Kind-Beziehung E-Book

Stephanie Roth

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  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Wie schaffen es einige Eltern eine so liebevolle und innige Beziehung zu Ihren Kindern aufzubauen? Warum kommen manche Eltern mit Ihren Kindern so gut klar und Andere überhaupt nicht? Sind alte Erziehungs- und Kommunikationsmodelle überholt? Oder gibt es Methoden, die bei uns einfach noch nicht angekommen sind? Auf all diese Fragen gibt es nun endlich Antworten. Und Sie werden überrascht sein: Sie lauten anders als sie denken. Die Methoden und Lösungen in diesem Ratgeber sind neu und verbinden wissenschaftliche Erkenntnisse mit der Realität, damit Sie die Beziehung zu Ihrem Kind stärken können. Wutanfälle, Trotz und Streit gehören der Vergangenheit an. Seien Sie gespannt, wie Sie durch gewaltfreie Kommunikation die Bindung zu Ihrem Kind deutlich verstärken werden und Ihr Familienleben gleichzeitig lebendiger und harmonischer wird. Gleichzeitig lernen Kinder, wie sie Wünsche und Bedürfnisse auf eine gute Art und Weise kommunizieren können. Es werden deutlich weniger Missverständnisse entstehen und Sie werden erleben, wie liebevoll sich das Familienleben auf einer höheren Stufe anfühlt. Dieses Buch ist Ihr Schlüssel zu mehr Leichtigkeit im Familienalltag.

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Seitenzahl: 150

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Das Geheimnis der harmonischen eltern-kind-beziehung

wie sie mit gewaltfreier kommunikation die Verbindung zu ihrem kind stärken

Stephanie Roth

© 2020 Stephanie Roth

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung bedarf der ausschließlichen Zustimmung des Autors. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Verwertung, Übersetzung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Covergestaltung: Daliborka Mijailović

Lektorat: Ortwin Wendt

Umschlaggestaltung und Satz: Melvyn Paulino

Bildnachweis: Depositphotos.com

Druck: Amazon

ISBN Print: 9798615105562

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Wann wenden Menschen Gewalt an?

Was ist Gewalt?

Welche Ursachen hat Gewalt?

Gewalt im familiären Umfeld

Verbal kommunizierte Gewaltanwendung

Verbale Gewalt an Kindern

Unsichtbare Gewalt mit nachhaltigen Folgen

Gewaltfreie Kommunikation ist überlegen

Was ist Kommunikation?

Was ist Kommunikation? – Modell Watzlawick

Kontrolle der Emotionen während der Kommunikation

Emotionen und Gefühle kontrollieren

Soziale und emotionale Kompetenzen stärken

Was ist gewaltfreie Kommunikation?

Wer war der Entwickler der gewaltfreien Kommunikation?

Allgemeines Verständnis der gewaltfreien Kommunikation

Was genau ist nun das Konzept der gewaltfreien Kommunikation?

Das Komfortzonenmodell nach Luckner und Nadler

Woraus setzt sich die gewaltfreie Kommunikation zusammen?

Die Lernbereiche der gewaltfreien Kommunikation

Voraussetzung für die gewaltfreie Kommunikation

Das Eisberg–Modell

Was bringt das Konzept der gewaltfreien Kommunikation?

Methoden zur konstruktiven Konfliktaustragung im Sinne der gewaltfreien Kommunikation

Schlusswort

Literaturverzeichnis

Vorwort

Kommunikation ist das Wichtigste, was wir bei zwischenmenschlichen Beziehungen betrachten können. Dabei ist nicht nur unsere Sprache ausschlaggebend, sondern auch unsere Körperhaltung, unsere Gestik, Mimik und Präsenz. Doch genauso wichtig für die Kommunikation ist, dass sie sich sowohl positiv als auch negativ entwickeln kann. Für diese Entwicklung sind nicht nur Sie allein verantwortlich, sondern auch Ihr Gesprächspartner. Eventuell kennen Sie unbefriedigende Unterhaltungen oder auch solche, in denen Sie es leid sind, sich stets schlecht und missverstanden zu fühlen. Verständigungsschwierigkeiten und mangelnde Empathie sind stetige Begleiterscheinungen einer sich negativ entwickelten Unterhaltung. Vielleicht fühlen Sie sich oft als das Opfer von Streitgesprächen oder Sie degradieren andere unbewusst in diese Position. Alle Gesprächsteilnehmer wollen stets ihre Ansichten und Bedürfnisse vertreten. Das ist in einer mangelhaften Unterhaltungssituation nur schwer möglich. Es gibt verschiedene Gründe, weshalb sich eine Unterhaltung in eine positive oder eine negative Richtung entwickeln kann. Es können Missverständnisse, das Fehlen eines gewissen Einfühlungsvermögens oder Verständigungsschwierigkeiten sein.

Solche unbefriedigenden Unterhaltungen müssen sich nicht auf den Arbeitsalltag oder das Berufsleben beziehen. Sie können genauso gut zwischen Familienmitgliedern wie dem Bruder oder den eigenen Kindern stattfinden oder zwischen Freunden und Bekannten. Im Grunde genommen kann eine Unterhaltung immer dann unangenehm werden, sobald Kommunikation stattfindet.Doch unangenehme Unterhaltungen zwischen Ihren Arbeitskollegen und Ihren Liebsten müssen nicht immer unangenehm sein und so bleiben. Glücklicherweise haben Sie zu diesem Ratgeber gegriffen. Denn in den folgenden Kapitel lernen Sie, was Sie gegen die häufigsten Kommunikationsfehler tun können und wie Sie unterschiedliche Verhaltensweisen und Reaktionen der Beteiligten einer Unterhaltung erkennen und deuten können. In diesem speziellen Ratgeber richtet sich die angespannte und fehlerhafte Kommunikation an Eltern und Erziehungsberechtigte mit ihren Kindern. Doch das bedeutet nicht, dass die vorgestellten Modelle und Tipps nicht auch auf andere Situationen und Unterhaltungen angewendet werden können.Falls Sie sich stets wie ein Opfer fühlen, können Sie die Oberhand gewinnen über die Kommunikation. Nach dem Lesen des Ratgebers wird es Ihnen immer leichter fallen sich besser auf Ihr Gegenüber einzustellen und immer schneller angespannte und negative Auseinandersetzungen vermeiden zu können. Sie werden lernen, wie Sie sich am besten in einer Unterhaltung zu benehmen haben und wie Sie die Hintergründe einer Reaktion oder eines Verhaltens deuten können. Sie werden den Unterschied zwischen Opfer, Täter und Selbstverantwortlichen lernen und dadurch können Sie sich dann aus festgefahrenen Gesprächsposition befreien.Sicherlich fragen Sie sich jetzt, wie Sie immer mehr angenehme und positive Unterhaltungen führen können, ohne dass Sie selbst oder andere dabei verletzt werden. Das ausschlaggebende Stichwort ist die gewaltfreie Kommunikation, kurz für GfK. Hierbei handelt es sich um ein Konzept, ein Vier-Stufen-Modell, das vom US-amerikanischen Psychologen und Konfliktmediator Marshall Bertram Rosenberg entwickelt wurde. Das Modell der gewaltfreien Kommunikation wird sowohl in Unternehmen als auch bei Privatpersonen, die sich in unterschiedlichen Krisen befinden, angewendet und empfohlen.

Der Ratgeber stellt Ihnen das Vier-Stufen-Modell von Rosenberg zur gewaltfreien Kommunikation detailliert vor, auch wenn es relativ einfach zu verstehen ist. Nichtsdestotrotz ist die disziplinierte Anwendung und Übung des Modells von großer Wichtigkeit. Denn nur so können Sie eine langfristige Veränderung wahrnehmen und in Ihren Unterhaltungen spüren. Der anhaltende Lernprozess wird durch Ihre persönliche Anwendung und Erfahrung in dem Gebiet der gewaltfreien Kommunikation vorangetrieben.

Gewiss wird es Ihnen am Anfang schwerfallen, alle Tipps des Modells genauso von Beginn an umzusetzen, um direkt nur positive Ergebnisse zu erhalten. Es kann einige Unterhaltungen dauern, bis Sie Ihre blitzartigen Gedanken und Gefühle in einer entschärfenden Art und Weise zum Ausdruck bringen können. Das kann Ihnen nämlich nur dann gelingen, wenn Sie mithilfe des Ratgebers ein gesundes Maß an Empathie dazugewinnen. Dieses Maß an Empathie ist unter anderem auch die Grundvoraussetzung für das Modell der gewaltfreien Kommunikation. Viele Menschen besitzen nicht genug Empathie, um Ihren Mitmenschen in zwischenmenschlichen Beziehung zu zeigen, dass sie Mitgefühl und Verständnis empfinden und dieses auch nach außen tragen. Andere wiederum besitzen ein sehr großes Maß an Empathie und lassen sich dennoch in einer Unterhaltung schnell in die Rolle des Opfers drängen. Im folgenden Ratgeber soll nicht das bessere oder schlechtere Kommunikationstalent herausgestellt werden. Vielmehr soll es darum gehen, dass sich alle Parteien während einer Unterhaltung wohl und verstanden fühlen. Damit das gelingt, sind einige Tipps für beide Seiten wichtig. Aber auch die eigene Erfahrung, die Sie mithilfe des Ratgebers machen, ist für gute Ergebnisse wichtig. Sie werden einen besseren Überblick über Ihre Kommunikationspartner und deren Reaktionen und Verhaltensweisen gewinnen. Ähnlich wie das Symboltier der gewaltfreien Kommunikation, die Giraffe, werden Sie die Eigenschaften der Weitsicht und Selbstverantwortung übernehmen. Ihr Herz wird sich weiten und nun mehr für Gerechtigkeit schlagen als für Schuldzuweisungen.1 Vor allem in Bezug auf Ihre Eltern-Kind-Beziehung.

Der folgende Ratgeber ist in drei Teile aufgeteilt. Nach dem Vorwort beginnt der erste Teil mit einer Einführung über Menschen und Gewalt. Da geht es nicht zwingend um physische Gewalt, sondern vielmehr um psychische und verbal veräußerte Gewalt. Der erste Teil behandelt verschiedene Arten der Gewaltanwendung. Außerdem werden Situationen, die zur Überforderung führen können, aufgezeigt. Die ersten Kapitel bieten dem Lesenden eine sichere Basis und Grundvoraussetzung für das Verständnis des Modells der gewaltfreien Kommunikation. Hier werden die Lage einer fehlerhaften Kommunikation direkt besprochen und deren Konsequenzen aufgezeigt.

Im zweiten Teil des Ratgebers wird das Wissen noch weiter gefestigt und der Lesende steigt weiter in die Thematik der gewaltfreien Kommunikation ein. Auch wenn die ersten Kapitel teilweise etwas allgemeiner gehalten wurden, steigt dieser Teil mehr in das Verhältnis und die Kommunikation zwischen Eltern oder Erziehungsberechtigten und deren Kindern ein. Die folgenden Kapitel behandeln erste Tricks der Gewaltprävention und das Stärken der eigenen sozioemotionalen Kompetenzen. Auch hier wird noch immer die Basis des Wissens gestärkt. Die Kapitel beziehen sich stark auf die emotionale Ebene von Kind und Eltern und wie diese in einer fehlerhaften oder gewaltfreien Kommunikation genutzt wird.Im dritten und letzten Teil des Ratgebers werden praktische Tipps für eine gewaltfreie Kommunikation gegeben und dargestellt. Hier wird gezielt das Vier-Stufen-Modell der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg beschrieben und erklärt. Mit diesem Wissen werden praktische Übungen gegeben, die Ihnen helfen, Ihr bereits Gelerntes gekonnt umzusetzen. Außerdem werden Ihnen die Vorteile aufgezeigt und welchen Langzeiteffekt diese Übungen für Sie, Ihre Gesellschaft und Ihr Umfeld haben.Mit diesem Ratgeber erhalten Sie ein Paket voller Wissen und praktischer Übungen, die Sie für eine gewaltfreie Kommunikation mit Ihren Kindern, Freunden und Bekannten nutzen sollten. Doch letztlich bietet der Ratgeber nur die Basis. Um einen wirklichen Effekt aus den Übungen und Rosenbergs Modell zu ziehen, ist Ihre eigene Erfahrung und Praxis nötig. Nur mit dem Lesen des Buches werden Sie keine richtigen Effekte erzielen können.

Denken Sie also daran, dass Sie dieses Buch als Lernfläche nutzen können und auch sollen, um zu lernen und sich während einer Unterhaltung nicht mehr als Täter oder als Opfer zu fühlen. Es ist nicht nur wichtig, dass Sie lernen, was eine gewaltfreie Kommunikation ist. Viel wichtiger ist es, diese Werte an Ihre Kinder weiterzugeben. Kinder, die in einem Umfeld voller Gewalt in der Kommunikation aufwachsen, haben eine geschwächte sozioemotionale Kompetenz. Außerdem übernehmen sie die Eigenschaften der fehlerhaften Kommunikation und wenden diese so auch bei ihren Mitmenschen an. Diese Kette können Sie stoppen und Ihren Kindern die Werte mitgeben, die ihre Weitsicht vergrößern und ihnen mehr Empathie geben. Tragen Sie die Verantwortung nicht nur für sich selbst, sondern auch vor allem für Ihre heranwachsenden Kinder.

1 Gewaltfreie Kommunikation – Smalltalk – Manipulation – Schlagfertigkeit. Das All-in-One. Sammelband zur Gewaltfreien Kommunikation, Smalltalk, Manipulation und Schlagfertigkeit. Lernen Sie kompromisslos verhandeln, gekonnt kontern und eine motivierende Gesprächsführung zu haben. All-in-One Publishing. 2019.

teil 1

Wann wenden Menschen Gewalt an?

Was ist Gewalt?

Das Wort Gewalt stammt von dem althochdeutschen Begriff waltan ab, welcher beherrschen und stark sein bedeutet. Im Grunde genommen wird Gewalt als Handlungen, Vorgänge und soziale Zusammenhänge bezeichnet, in denen Menschen, Tiere oder Gegenstände geschädigt oder negativ beeinflusst werden. Der Begriff der Gewalt ist kompliziert und divers aufzufassen. Daher wird er je nach historischem und sozialem Kontext anders formuliert. Eine besondere Rolle spielt auch der Zusammenhang zwischen Gewalt und Situation. Ausschlaggebend sind hier die Gebiete der Soziologie, Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft.

In der Soziologie wird demnach Gewalt mit dem Begriff der Macht erklärt. Vielmehr geht es um die Ausübung von Zwangshandlungen, die einer Person auferlegt werden. Im Sinne der Rechtswissenschaft taucht der Begriff der Macht erneut auf. Dort sind die Begriffe Gewalt und Macht gleichbedeutend. Ein weiterer wichtiger Begriff in Bezug auf Gewalt in der Rechtswissenschaft ist die Herrschaft. Die Begrifflichkeiten beziehen sich vor allem auf das Straf- und Zivilrecht, richten sich aber auch auf die Gewaltenteilung eines Staates. Auch wenn sich alle Begrifflichkeiten auf ausführende Handlungen und Vorgänge beziehen, sieht der Feminismus und Poststrukturalismus die Verwendung des Begriffes Gewalt ebenfalls in dem Gebrauch der Sprache sehr deutlich.

Nichtsdestotrotz befindet sich die Definition von Gewalt in der Weltgesundheitsverordnung im Umlauf. Sie liest sich unabhängig von soziologischen und politischen Zusammenhängen eines einzelnen Staates. Vielmehr bezieht sich die Definition auf den Missbrauch der Gewalt gegenüber einzelnen oder einer Gruppe von Individuen.

„Gewalt ist der tatsächliche oder angedrohte absichtliche Gebrauch von physischer oder psychologischer Kraft oder Macht, die gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft gerichtet ist und die tatsächlich oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verletzungen, Tod, psychischen Schäden, Fehlentwicklung oder Deprivation führt.“ 2

In der Definition wird deutlich, dass es um den Unterschied zwischen physischer und psychischer Macht und Gewalt geht. Worin die Unterscheidung liegt und welche weiteren Formen von Gewalt es gibt, wird im weiteren Verlauf näher erläutert.

Physische Gewalt

Unter physischer Gewalt, also körperlicher Gewalt, werden alle Formen von Misshandlungen gesehen. Dazu zählen schlagen und treten, werfen und misshandeln der Personen mit Gegenständen, Angriffe mit Waffen, ein Mordversuch, der bis zum Mord gehen kann. Wenn Gewalt jedoch gegenüber nahestehenden Menschen ausgeführt wird, dann können sich neben den physischen Folgen auch psychische einstellen. Ein Beispiel für eine Tat mit psychischen und physischen Komponenten ist die Vernachlässigung von Kindern. Die mangelnde Pflege der Kinder hat nicht nur körperliche und gesundheitliche Folgen, sondern fördert auch psychische Traumata, die durch das Durchlebte veranlasst werden.

In der Wissenschaft wird zudem zwischen leichter und schwerer physischer Gewalt unterschieden. Bei den leichteren Formen handelt es sich um Gewalthandlungen, die immer noch gesellschaftlich toleriert sind. Dazu gehören beispielsweise „erzieherische Maßnahmen“ wie stoßen, festhalten, an den Haaren ziehen oder sogar Ohrfeigen. Zu den schweren physischen Komponenten dagegen gehören zum Beispiel alle Misshandlungen, die schwere Zeichen der Gewalt aufweisen. Dazu gehören Brüche, Stiche, Verbrennungen und innere Blutungen. Diese Misshandlungen müssen alle medizinisch behandelt werden und werden in diesem Ausmaß nicht in der Gesellschaft toleriert.

Psychische Gewalt

Die Formen der psychischen Gewalt sind schwieriger zu erkennen als die der physischen Gewalt. Denn die Zeichen dafür sind komplizierter zu benennen und treten oft auch erst Jahre später auf, als Konsequenzen längst vergangener Misshandlungen. Zu dieser komplizierten Angelegenheit gibt es im Gewaltbericht aus dem Jahr 2001 ein wichtiges Zitat, welches die Form der psychischen Gewalt gut zusammenfasst.

„Seelische, auf emotionaler Ebene ausgeübte Gewalt ist schwerer zu identifizieren als körperliche Misshandlungen. Sie ist daher seltener Gegenstand der Forschung und öffentlicher Diskussion. Das Spektrum psychischer Gewalthandlungen ist jedoch sehr umfangreich, die Narben sind meist schwerer zu heilen als bei physischen Übergriffen.“

Zudem wird psychische Gewalt in viele Unterformen eingeteilt, um die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen.

Durch ein Kontaktverbot zu Personen der eigenen Familie oder zu Freunden und Bekannten und durch das Einsperren im Haus werden Betroffene isoliert. Die sozial hinzugefügte Gewalt sorgt für traumatische Konsequenzen bei den Opfern. Die soziale Gewalt kann vor allem bei Kindern durch einen sogenannten Liebesentzug verursacht werden. Durch die Isolation und den Entzug von Nähe wird eine Strafe veranlasst. Isolation und soziale Gewalt zählen demnach sehr stark zu der Kategorie der psychischen Gewalt.

Eine weitere Kategorie, die unter die seelische Gewalt fällt, ist die Drohung und die Nötigung. Allgemein gesagt geht es mehr um das Aussprechen der Drohung und um die Angst, die dahinter steckt als um die Tat als ausgeführte Handlung. Die Drohungen können dabei die Betroffenen selbst betreffen oder aber auch andere wie Bekannte und Freunde des Opfers. Diese Art der psychischen Gewalt wird genutzt, um ein Ziel zu verfolgen und schnelle Ergebnisse zu sehen. Dadurch wird auch keine physische Gewalt genutzt. Dennoch bedeutet dieser seelische Gewaltzustand, ein Leben in Angst zu führen. Die Angst vor sich anbahnenden Drohungen ist ständig präsent und kann nur schwer verhindert werden. Deswegen können Betroffene auch neuen Bekanntschaften nur langsam Vertrauen schenken.

Die dritte Form der psychischen Gewalt, ist die der Abwertungen, Beschimpfungen und Diffamierungen. Ziel dieser Gewalt ist es, das Selbstwertgefühl des Gegenübers zu schwächen und sogar zu zerstören. Außerdem greift diese Art der psychischen Gewalt die geistige Gesundheit des Opfers sehr stark an. Der Täter fühlt sich bei der Ausübung dieser Gewalt mächtig und dominant. Das Opfer dagegen verliert immer mehr den Glauben an seinen eigenen Wert, die Identität und seinen Empfindungen. Sein Recht auf eine Wahlfreiheit wird zerstört. Das Opfer weiß nicht mehr, was es fühlt und denkt, dass die Wahrheit und Wahrnehmung des Täters seine eigene ist. Durch die Zerstörung der eigenen Wahrnehmung kann das Opfer in eine ganz falsche Richtung gelenkt und dadurch manipuliert und zu Dingen gezwungen werden, die es so nie ausführen würde. Eine besondere Form dieser psychischen Gewalt ist das Lächerlich-machen in der Öffentlichkeit. Dadurch wird der Blickwinkel von dem Täter auf das Opfer gelenkt und im Verständnis umgekehrt. Häufig werden Behauptungen aufgestellt und Gerüchte verbreitet, die so nicht der Wahrheit entsprechen. So kann eine neue Schuldzuweisung entstehen und eine Tat aufgrund eines Problems des Opfers gerechtfertigt werden.

Zu der letzten Kategorie zählen Belästigungen und Terror. Dazu zählen nicht nur sexuelle und körperliche Belästigungen unter Freunden oder am Arbeitsplatz, sondern auch das Stalking. Ständige Anrufe und Nachrichten, geheimnisvolle Geschenke, Drohbriefe und Verfolgungen zählen alle zu der Kategorie des Stalkings und gehören nicht nur zum Eindringen in die Privatsphäre, sondern auch zu einer Form der psychischen Gewalt. Stalking und Belästigung ist eine Form der seelischen Gewalt, die besonders Frauen zugefügt wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht auch Männern zustößt.

Einige der Formen der psychischen Gewalt werden besonders oft im Umgang mit Kindern beobachtet. Dazu gehört beispielsweise das Mobbing in der Schule durch Gleichaltrige, die Vernachlässigung auch als Form der physischen Gewalt, auch das Erzeugen von Schuldgefühlen und eine verstärkte Schuldzuweisung gehört dazu. Der Missbrauch zur Befriedigung narzisstischer Bedürfnisse der Eltern wird sehr oft bei Kindern beobachtet, vor allem bei Einzelkindern. Denn Eltern missbrauchen ihre Kinder und nutzen sie als Partnerersatz oder verlangen von ihnen, dass sie ihre eigenen Wünsche und Träume erfüllen.3 Es entsteht eine zwanghafte Beziehung voller Missbrauch.

All diese Formen werden sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen beobachtet, unter Freunden, Bekannten oder Verwandten.

In der Beziehung zu Kindern ist psychische Gewalt die häufigste Form von Gewalt. Unglücklicherweise erleben die meisten Kinder fast schon täglich psychische Gewalt am eigenen Geist, einiges davon passiert gewollt, anderes aber auch unterbewusst. Psychische Gewalt ist stets immer ein Teil von physischer Gewalt wie Vernachlässigung, Misshandlung, sexueller Missbrauch und sexuelle Ausbeutung. Oft passiert es, dass Kinder psychische Gewalt erleben, auch wenn sie nicht das unmittelbare Ziel der Gewalttat sind, sondern nur in unmittelbarer Nähe zu der Zielperson stehen. Das können beispielsweise die Geschwister sein oder die Eltern und Großeltern.

Psychische Gewalt im Zusammenhang mit Kindern kann mit verschiedenen Definitionen versehen werden. Alle davon versuchen, dem Verständnis von psychischer Gewalt so nah wie möglich zu kommen. Dabei können auch ungewollte psychische Gewaltumstände aufgedeckt und behoben werden.

Psychische Gewalt an Kindern ist, wenn sie sich mutwillig ängstlich fühlen und zugleich eingeschüchtert, isoliert und ausgegrenzt werden. Dazu gehören auch das Kleinmachen von Kindern, das Verspotten, die Missachtung und Entwertung und gezielte Entmutigungen. Psychische Gewalt ist auch dann vorhanden, wenn den Kindern keine Grenzen aufgezeigt werden. Diese Form von Gewalt wird in den meisten Fällen von den Eltern beziehungsweise den Erziehungsberechtigten durchgeführt, schließlich sind sie die nächsten Zugangspersonen der Kinder. Eltern verweigern dann zum Beispiel ihren Kindern die Orientierung oder entziehen sich sogar der Verantwortung für ihre Kinder. Dann werden die Kinder im schlimmsten Fall isoliert und vernachlässigt. Strafen, die zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, wenn das Kind die Konsequenz seiner Handlung schon längst nicht mehr nachvollziehen kann, gehören ebenfalls zu der psychischen Gewalt, sogar wenn es sich um eine physische Strafe handelt. Auf der anderen Seite wird die Ausübung von psychischer Gewalt nicht als solche wahrgenommen, wenn die Eltern beispielsweise ihren Kindern ihre eigenen Wünsche und Träume auferlegen und sie dabei zwingen, von eigenen Wünschen abzusehen. Dort können auch Gefühle der Hilflosigkeit und der schutzlosen Preisgabe ausgelöst werden, die dazu führen, dass bei dem Kind eine Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses auftritt.4 Viele dieser Konsequenzen können auch im Nachhinein erst sichtbar werden wie in der Pubertät oder im Erwachsenenalter, bei der Selbstwahrnehmung oder in zwischenmenschlichen Beziehungen.

„Psychische Gewalt ist leise. Sie ist nicht laut. Sie ist nicht spektakulär, aber sie ist langhaltig, sie ist ausdauernd, und sie ist nachwirkend.“ 5