Das Geheimnis des unendlichen Raums - Christoph Andreas Marx - E-Book

Das Geheimnis des unendlichen Raums E-Book

Christoph Andreas Marx

4,9

Beschreibung

Der junge Benediktinermönch Alanus von Buchholz macht sich 1543 im Auftrag der Inquisition auf den Weg in die blühende Handelsstadt Nürnberg, um das letzte große Werk des Kopernikus zu prüfen. Sein Inhalt ist ein Skandal für die Heilige Mutter Kirche: Angeblich soll nicht die Erde im Mittelpunkt des Universums stehen, sondern die Sonne, und die Erde soll nur ein Himmelskörper unter vielen sein, die sich gehorsam wie Sklaven um die Sonnen bewegen. Doch als er in Nürnberg ankommt, ist der Buchdrucker tot und das Manuskript verschwunden. Alanus gerät unter Mordverdacht und flieht mit der schönen Julia Fugger, Spross des mächtigsten Handelsgeschlechtes der Frühen Neuzeit. Die Suche nach dem wahren Täter führt die beiden in den Untergrund der Stadt und in die Abgründe der damaligen Religionspolitik. Ein packender Roman über die Macht konkurrierender Weltbilder.

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Seitenzahl: 372

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Christoph Andreas Marx

Das Geheimnisdes unendlichen Raums

Ein Kopernikus-Roman

Impressum

Titel der Originalausgabe: Das Geheimnis des unendlichen Raums. Ein Kopernikus-Roman

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2015

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Christian Langohr, Freiburg

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN (E-Book): 978-3-451-81001-5

ISBN (Buch): 978-3-451-06860-7

Für Gerhard Lunde

GELEITWORT

DER ROMAN SPIELT im Jahr 1543 und verbindet zwei Geschichten zu einer Geschichte. Da stirbt zum einen Nikolaus Kopernikus, während sein revolutionäres Buch De revolutionibus orbium coelestium erscheint, nach dem die Sonne unbewegt ist, die Erde aber im Kreis um die Sonne läuft. Seit Jahrtausenden haben alle Menschen umgekehrt gedacht, die klügsten Leute eingeschlossen. Und dann die andere Geschichte, der Mord an dem Buchdrucker Siegfried Zell, der auf mysteriöse Weise ums Leben kommt.

Aber was hat Kopernikus in Frauenburg an der Ostsee mit dem Buchdrucker aus der Werkstatt des Petreius in Nürnberg zu tun, der dabei ist, sein großes Werk zu drucken? Nichts, könnte man sagen. Kopernikus war ein frommer Domherr, der jeden Tag am gleichen Altar die Heilige Messe gefeiert hat. Auch die späteren Förderer der Wissenschaft wie Kepler, Galilei oder Newton waren keine gottlosen Männer.

Nein, hier mordet kein Astronom. Aber es mordet ein neues Weltbild, es mordet der Nihilismus. Wer davon ausgehen muss, dass wir „nur winzige, ahnungslose Schatten in einem unvorstellbaren, unendlichen Raum sind“, der mag sich in der Welt verloren fühlen, für den mag nichts mehr einen Sinn haben, für den „ist alles nur ein Spiel“. Und in dieser sinnlosen Welt ist auch der Mord nur noch eine Variante der Spiellust.

Jene wegweisenden Astronomen des 16. und 17. Jahrhunderts waren keine Anhänger des Nihilismus, aber sie förderten ihn tatkräftig. Nihilismus entsteht durch den Willen zum Überblick über die Natur. Und der erste, der den Überblick versprach und auch etwas Überblick erreichte, war der Domherr aus Frauenburg, indem er sich in Gedanken über Sonne, Mond und Sterne stellte. Den noch viel größeren Überblick sollte dann Newton im Jahr 1686 mit der Formulierung seiner drei Gesetze über die Schwerkraft versprechen. Lange Zeit sah es so aus, als ob die Weltformel gefunden wäre, nach der alle Bewegungen in der Natur ablaufen – und zwar kausal, mechanisch, determiniert und in voller Notwendigkeit. Der Mensch wurde damit zum bloßen Produkt einer blinden Natur.

Das, was Kopernikus damals angestoßen hat, macht dieser Roman in vielfältiger Weise deutlich. Vor der historischen Kulisse von Nürnberg zeigt er die Herausforderung des neuen Weltbildes für das Denken und Fühlen und besonders für das religiöse Selbstverständnis der Menschen dieser Zeit mit großer Eindringlichkeit.

Doch blieb der Traum von der Weltformel nicht dauerhaft: Er war mit einem Schlag im Jahr 1900 zu Ende, als Max Planck in Berlin das Quantum entdeckte und den kopernikanischen Überblick wesentlich einschränkte. Die Wissenschaft hatte triumphale Siege gefeiert, aber mit der Quantentheorie ist sie wieder bescheiden geworden, sie ist aus ihrem Traum vom vollen Überblick erwacht. Nicht mehr allein die Notwendigkeit herrscht in der Natur, sondern der Zufall und die Notwendigkeit. Nachdem Einstein im 20. Jahrhundert endgültig seinen Kampf gegen den würfelnden Gott verloren hatte, war die Freiheit wieder denkbar geworden und mit ihr das echte Geschöpf und der echte Schöpfergott.

Von all dem sind die Protagonisten des Jahres 1543 freilich weit entfernt. Sie erfahren das Vermächtnis des Kopernikus noch in seiner ganzen Unmittelbarkeit und Bedeutung für ihr Selbst- und Weltverständnis.

Prof. Dr. Dr. Dieter Hattrup, Paderborn

PROLOG

Frauenburg, November 1542

EIN TRAUM HATTE IHN durch endlose Räume geführt. Vorbei an immer gleichen fremdartigen Erscheinungen, hoffnungslos verloren in allem, was er sah. Und es gab nur einen Weg, dem zu entkommen. Er musste aufwachen.

Etwas half ihm an die Oberfläche. Als er seine Augen einen Spalt breit öffnete, war da ein schwacher Lichtschein.

Nur langsam kam die Erinnerung zurück. Sie schwankte noch zwischen den letzten Eindrücken des Traums und dem wiederkehrenden Wissen darum, dass er nun in die Wirklichkeit zurückkehren sollte. Noch war ihm nicht klar, wo er sich befand. Dann spürte er die Lehne eines behaglichen Stuhls in seinem Rücken.

Er war also wach. Und es fiel ihm wieder ein: In der Nacht hatte er sich an das Fenster des Turms gesetzt, zu den Sternen geschaut und nachgedacht. Dann musste er eingeschlafen sein. Nun wusste er nicht, ob er sich erheben, zum Bett gehen oder einfach im Lehnstuhl sitzen bleiben sollte. Er fühlte sich schlaftrunken und träge, als die ersten schwachen Sonnenstrahlen durch das Turmfenster eindrangen. Fast schienen sie ihm über die Wange zu streichen. Doch spürte er sie nur auf der linken Seite. Das war ungewöhnlich, und so öffnete er die Augen ganz. Nur ein schwacher Schein war dort am Horizont. Es musste sehr früh sein. Die Tiere waren noch stumm.

Schon konnte er sich nicht mehr genau an den Traum erinnern. Nur an das Gefühl, immer wieder das Gleiche zu tun, ohne Hoffnung, sich jemals befreien zu können, immer wieder zurückgeworfen von einer unbekannten Kraft.

Doch dem war er nun entkommen. Die Wirklichkeit hatte eine besänftigende Wirkung. Alles war geordnet, alles an seinem Platz: der Stuhl, das Gemäuer des Turms und er selbst im Mittelpunkt dessen, was ihn umgab. Seltsam, dachte er, wir Menschen brauchen wohl diese Gewissheiten.

Dann begann sein Kopf zu schmerzen. Und er stellte fest, dass sich der rechte Arm schwer anfühlte. Mit dem Alter kam so etwas vor. Frühmorgens brauchte der Körper Zeit. Aber diese Schmerzen. Er wollte die rechte Hand zum Kopf führen, doch es geschah nichts. Mehr als das aufdringliche Pochen in seinem Schädel verwunderte ihn, dass sein Körper diese Bewegung nicht ausführte. So ist es manchmal, dachte er. Nur eine morgendliche Schwäche.

Auch beim nächsten Versuch geschah nichts. Sein Wille erreichte nicht mehr den Arm, nicht die Hand, nicht die Finger. Verwirrt blickte er an sich hinab.

Ein Schreck durchfuhr ihn. Er versuchte nach dem Gehilfen zu rufen, der in einer Kammer am Wehrgang schlief und ihn hören musste. Doch es gelang ihm nicht, klare Worte von sich zu geben. Nur ein unbestimmtes Gurgeln hallte durch den Raum. Einer bösen Ahnung folgend, versuchte er mit der linken Hand seinen rechten Arm zu greifen. Als es ihm schließlich gelang zuzupacken, konnte er dort nichts fühlen. Er schlug auf den Ellenbogen, erst vorsichtig, dann stärker, aber er spürte nichts. Immerhin, die linke Hand folgte seinem Willen noch. Er führte sie zum Gesicht und spürte die Berührung auf seiner linken Wange. Die rechte Wange schien dagegen wie tot. Und da verstand er, was mit ihm geschehen sein musste.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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