Das Geheimnis von Nox 2: Aufgewacht, Schule der Nacht! - Claudia Scharf - E-Book

Das Geheimnis von Nox 2: Aufgewacht, Schule der Nacht! E-Book

Claudia Scharf

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Beschreibung

"Halt dich fern von der Nacht, für Taglinge ist der Tag gemacht!" Kein Tagling betritt Nox, so war das zu allen Zeiten. Doch dann kam Fill. Wie spannend! Fills Lieblings-Spielshow besucht seine Stadt. Fill und sein Team wollen unbedingt gewinnen. Doch Fills beste Freundin Lenny wurde bei einem Ausflug nach Nox von einer Flederratte gebissen – verwandelt sie sich jetzt etwa in ein nachtaktives Flattertier? Vernoxt noch mal! Fill will ihr unbedingt helfen. Er schmuggelt sich in die Schule der Nacht, um ein Heilmittel zu finden. Ob Nachtling Issa und das geheimnisvolle Mondschaf Lenny retten können? Eine Welt, in der Tag und Nacht streng getrennt sind!  Der Tag: hell, warm, sicher … vertraut. Die Nacht: unbekannt, geheimnisvoll, gefährlich … verboten! Kein Tagling betritt Nox, so war das zu allen Zeiten.  Doch als Fill diese Regel bricht, erlebt er Abenteuer so episch wie der Sternenhimmel! Band 2 einer fantastischen Reihe für Jungs und Mädchen   Mit Schmökergarantie und bezaubernden Bildern von Lisa Forsch

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DAS
GEHEIMNIS
VON
Band 1: Licht, Schatten – Flederratten!
Band 2: Aufgewacht, Schule der Nacht!
Das dritte „Nox“-Abenteuer
ist in Vorbereitung.
DAS
GEHEIMNIS
VON
A
U
F
G
E
W
A
C
H
T
,
S
C
H
U
L
E
D
E
R
N
A
C
H
T
!
Claudia Scharf
Mit Bildern von
Lisa Forsch
Tag – die Welt
BORRE BRONKY
Fills ältester Sandkastenkumpel. Kennt
die besten Nox-Gruselgeschichten.
Eltern: Berno und Elka Bronky,
Wirtsleute im Gasthof Goldener Hahn.
HAGEN
Lehrer im Ruhestand,
Leiter des Vivariums.
Liebt alle Krabbel- und
Schleimtiere.
MISS MORTY
Lehrerin Tier- und Wesenkunde.
Zu ihr kommen Kinder, wenn sie
ein Problem haben.
SONNENPIXIE BODI
Ärgert gern den
Sonnenelfen aus dem
Brombeerhag.
RINYA HACK
Fies, gemein, schadenfroh. Kein
Wunder – ihr Vater ist genauso:
Rio Hack, Quaschelbauer,
größter Konkurrent von Glenn
Willekin.
LENIA LOBO
Superklug und Fills beste Freundin.
Mutter: Leonora Lobo, Ministerin
im Parlament der Taglinge.
Vater: Tüftler. Selten anzutreffen.
DIE HEINZELMEISTERCHEN
So etwas wie die Hausmeister der Rundelschule.
Sie arbeiten nur im Verborgenen.
unter der Sonne
FILL WILLEKIN
Liebt Sonnenball und
Comics und
wenn was los ist.
Vater: Glenn Willekin,
Quaschelbauer in
21. Generation.
Mutter: lebt
nicht mehr.
Der Magische Dreirat
Die alte Buringel, Mancox,
der Krallenfüßige, und das Wesen
Nummer 3 – die magischen Drei,
mächtige Zauberer.
Nox – die Welt
GLYXI
Glühwurmmädchen mit Hang zum
Abenteuer. Spielt gern Verstecken.
ISSA ULLOSSO
Mutig und abenteuerlustig.
Die Tagwelt fasziniert sie.
KATER TATZ
Fills Kater. Schräg – denn
eigentlich sind Katzen
doch Nachtwesen …
Der Magische Dreirat
Er wacht über die Trennung
von Tag und Nacht.
unter dem Mond
LIKKY, AMAFEE UND TALIS
Issas beste Freunde.
Die vier gehen zusammen in die Schule der Nacht.
LUFF VOM BERG,
EIN MAKIKOBOLD
Makikobolde sind die Postboten
der Nachtlinge –
und Luff ist ein besonders netter.
DAS MONDSCHAF
Weich, wollig und weise.
SALVINIA
Issas Katze.
Hat Samtpfoten – es sei denn,
du heißt Fill …
INHALT
KAPITEL1 Plumps! 13
KAPITEL 2
Ein großes Ding für Rundeling 23
KAPITEL 3
Unter der Engelshöhe 35
KAPITEL 4
Glühwürmchenbesuch 48
KAPITEL 5
Noxinox! 55
KAPITEL 6
Plötzlich Fiffi 64
KAPITEL 7
Das Wort der Sterne 72
KAPITEL 8
Mondschmaus 81
KAPITEL 9
Geheimnisse 94
KAPITEL 10
Der Große Schmutzputz 103
KAPITEL 11
„Lenny war hinausgegangen …“ 114
KAPITEL 12
Kleiner Wichtelfingerbruch 123
KAPITEL 13
Film ab! 136

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KAPITEL 14
Aufgewacht – Schule der Nacht! 146
KAPITEL 15
Verloren 161
KAPITEL 16
Die Große Schmutzwutz 170
KAPITEL 17
Eiersalat 183
KAPITEL 18
Kikeriki! 191
KAPITEL 19
Wo bitte ist der Morgenstern? 202
KAPITEL 20
Das Rätsel des Mondschafs 211
KAPITEL 21
Gift gegen Gift 220
KAPITEL 22
Das dritte Spiel 230
KAPITEL 23
Zappenduster 243
KAPITEL 24
Bei Fill macht es Klick 255
KAPITEL 25
Sonntagsfrühstück 261
KAPITEL 26
Der Große Preis 268
KAPITEL 27
Magischer Markttag 277
KAPITEL 28
Schein und Sein und Sternenschein 283

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So lautet die Regel.
Der Tag gehört den Taglingen,
Sonnenelfen, Schmetterlingen, Singvögeln
und vielen anderen Tagwesen.
Nach Sonnenuntergang jedoch erwacht Nox, das
Reich der glitzernden Sterne und funkelnden
Glühwürmchen, Heimat der Nachtlinge, der
Makikobolde, der Füchse und Igelinge und unzähliger
anderer Kreaturen der Dunkelheit.
Die Magischen, mächtige Zauberer, wachen über die
Trennung von Hell und Dunkel.
Kein Tagling betritt Nox,
so war das zu allen Zeiten.
Und dann kam Fill.
Halt dich fern von der Nacht,
für Taglinge ist der Tag gemacht.
13
KAPITEL 1
Plumps!
„Ich habe eine Frage.“ Fill Willekin hob die Hand und Miss
Morty, Lehrerin in Tier- und Wesenkunde, nickte ihm
freudig zu. Es war die letzte Unterrichtsstunde an diesem
Montag und die Klasse war inzwischen ähnlich müde wie
der graue Frühjahrshimmel vor dem Fenster. Die Sonne
hatte sich an diesem Morgen noch gar nicht blicken lassen
in Rundeling, der kleinen Taglingsstadt im Wildrosental.
Und ein Tagling ohne Sonne ist wie ein Quaschelkompott
ohne Quascheln: zum Gähnen.
Einzig Fill Willekin – normalerweise alles andere als ein
Musterschüler – war heute auffallend wach. Er sah die Leh-
rerin gespannt an und fragte: „Wie würde ein Makikobold
in der Tagwelt überleben?“
Fills beste Freundin Lenia riss den Kopf herum und trat
ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein.
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„Au!“, japste Fill und sprach gleich darauf weiter: „Also
angenommen, ein Makikobold ist aus Nox abgehauen und
lebt jetzt in Rundeling, wo wäre er da?“
Miss Morty hob die Augenbrauen. „Interessante Frage,
Fill. Wie kommst du darauf?“
Weil Issa, eine Nachtling aus Nox, mich gebeten hat, einen
verschwundenen „Makikobi“ wiederzufinden. Das dachte
Fill – sagte er aber natürlich nicht, sondern zuckte mit den
Schultern. „Nur so.“
Miss Morty fixierte ihn einen Moment lang. „Nun, Fill,
was wissen wir denn über Makikobolde? Wir haben ja erst
vor ein paar Tagen über sie gesprochen.“ Sie sah Fills Bank-
nachbarin an. „Lenia?“
Lenia stammelte los. „Sie … sie sind Nachtwesen …“
Ein paar Schüler kicherten. Miss Morty zuckte mit den
Schultern. „Natürlich – und weiter?“
Lenia senkte den Kopf. Fill runzelte besorgt die Stirn.
Seine Freundin war normalerweise eine Überfliegerin in
Tier- und Wesenkunde – anscheinend war sie doch noch
ganz schön krank. Heute war sie zum ersten Mal wieder in
der Schule seit ihrem gemeinsamen heimlichen Ausflug in
die Nacht …
Monians Hand flog nach oben. „Ein Makikobold ist ein
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pelziges Nachtwesen. Er springt in gewaltigen Sätzen
durch Nox und überbringt Botschaften, ist also so etwas
wie ein Postbote für alle Wesen der Nacht. Er hat riesige
Augen, mit denen er gut im Dunkeln sehen kann …“
„Danke, Monian“, hakte Miss Morty ein. „Und nun
denkt nach: Was passiert, wenn dieses Wesen ins Sonnen-
licht tritt?“
„Es sagt: ‚Ach, hier war der Lichtschalter! “, piepste Fills
Kumpel Borre mit verstellter Stimme und die Klasse
kicherte los.
„Findet ihr das etwa lustig?“ Miss Mortys Frage schnitt
durch den Raum und alle zuckten zusammen. „Die Vor-
stellung, dass ein Nachtwesen durch den Tag streift? Ist das
zum Lachen? Nichts Gutes kommt aus Nox! Das solltet ihr
inzwischen kapiert haben!“
Kleinlaut starrte Fill auf sein Schulheft. Die sonst so
freundliche und geduldige Lehrerin war stinksauer. Wenn
sie wüsste, wie oft er nun schon in Nox unterwegs gewesen
war … Aber dort war es gar nicht so finster, wie Miss Morty
dachte. Es gab warmen Kerzenschein, funkelnde Sterne,
den wunderschönen Mond! Und klar lauerten dort auch
Gefahren, aber die gab es ja tagsüber auch! Und nicht alle
Nachtwesen waren böse! Die Nachtling Issa klopfte zwar
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gern Sprüche, aber war eigentlich ziemlich okay. Der Maki-
kobi Luff war superdrollig! Und das Glühwürmchen Glyxi
war das liebste Wesen unter dem Mond – und es hatte Fill
zu seinem besten Freund erklärt …
„Was gibt's da zu grinsen, Fill?“, fauchte Miss Morty und
Fill zuckte ertappt zusammen. „Ich sag euch was, Kinder:
Ich spüre, wenn etwas in der Luft liegt.“ Sie sah Tagling für
Tagling an. „Irgendetwas geht hier vor sich. Und ich werde
herausfinden, was.“ Ihr letzter Blick galt Fill, der immer
tiefer in seinen Stuhl rutschte.
Miss Morty wandte den Kopf zur Uhr an der Wand. „Wir
schaffen noch einen kleinen Pickertest“, sagte sie.
Die Klasse stöhnte. Mist. Auch Fill verzog das Gesicht.
Wenn die Lehrerin einen Pickertest machte, hatte sie rich-
tig schlechte Laune. Hätte er seine Frage doch bloß nicht
gestellt!
Miss Morty öffnete die Tür zum Gang und pfiff eine
fröhliche Melodie. Einen Moment später kam ein kleiner
senfgelber Vogel ins Zimmer geschwirrt, kaum größer als
eine Meise. „Piewitt, piewitt!“, pfiff er in freudiger Erwar-
tung. Die Lehrerin streckte ihren Finger aus und der Pi-
cker nahm Platz. „Schönen Tag, mein Lieber. Wer ist heute
an der Reihe?“, fragte Miss Morty den Vogel.
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Der Picker hielt das Köpfchen schief und blickte ge-
spannt in die Runde. Wie die anderen aus der Klasse ver-
suchte auch Fill, sich klein zu machen, möglichst unbeteiligt
zu wirken – unauffällig, aber auch nicht zu unauffällig.
Blickkontakt vermeiden, das war das Wichtigste! Hatte der
Picker sich schon ein Opfer ausgesucht? Fill sah vorsichtig
hoch und guckte dem kleinen Vogel direkt in die schwar-
zen Knopfaugen.
Vernoxt.
„Piewitt!“, triumphierte der Vogel. Er flatterte auf und
steuerte zielgerichtet auf Fill zu. Zwei Sekunden lang
schwirrte er kreisend über seinem Kopf, dann landete er
und pickte Fill nachdrücklich auf dem Schädel herum wie
ein Specht am Baumstamm. „Au“, beschwerte sich Fill und
verzog das Gesicht.
Rinya Hack, Fills Erzfeindin, kicherte ihr dämliches
Rinya-Lachen. „Der hat 'nen Vogel, haha!“
Fill knurrte. So was Dummes. Warum hatte er bloß
hochgeguckt?
„Fill Willekin.“ Miss Morty nickte. „Komm bitte nach
vorne. Und was prüfen wir?“, fragte sie weiter.
Der Picker ließ Fill endlich los und flatterte zum
Kompendium der Tag- und Nachtwesen. Das Lehrbuch lag
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geschlossen da und der Vogel landete auf dem Pult. Er ließ
den spitzen gelben Schnabel über die Seiten gleiten und
stieß schließlich mitten hinein.
Miss Morty schlug das Buch auf.
„Gute Wahl“, sagte sie zufrieden. Sie hielt das Buch für
alle sichtbar hoch.
„Flederratten“, japste Lenia tonlos neben Fill.
Ausgerechnet. Auf der Buchseite flogen sie quer über
das Blatt, die ledrigen Flügel ausgebreitet, die Krallen
gestreckt, die gierigen, durstigen Fratzen waren gut ge-
troffen.
Zu gut.
Wie unter Wasser tapste Fill nach vorne. Er suchte
Lennys Blick, aber seine Freundin hatte die Augen gesenkt
und den Kopf in die Arme gestützt. Rinya Hack lächelte
ihn schadenfroh an.
„Äh … Flederratten“, murmelte Fill heiser.
„Bitte lauter“, sagte Miss Morty.
Die Erinnerung stieg in ihm auf. Fill sah sich durch
Nox rennen, neben ihm Lenny und die Nachtling Issa. Er
spürte die Nacht auf seiner Haut, er fühlte das Prickeln
der Sterne, er hörte die Flederratten hinter sich … Wenn
Lenny ihn nicht vor dem Angriff gerettet hätte … Wenn
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die Biester ihn gebissen – oder noch schlimmer – sein Blut
getrunken hätten … Fill wagte kaum weiterzudenken.
Ohne es zu merken, begann er zu sprechen: „Sie jagen
in den Weiten des Wildrosentals. Sie riechen ihre Opfer
aus großer Entfernung, lange bevor du auch nur ahnst,
dass sie da sind. Und wenn du ihr Flattern hörst – flapp-
flappflapp! –, ist es längst zu spät. Denn dann sind sie da.
Sie suchen deinen Nacken, sie wollen dein Blut trinken, sie
wollen, dass du eine von ihnen wirst.“
Fill starrte ins Leere, das schreckliche Erlebnis spulte
sich vor seinen Augen ab. Die Klasse hing an seinen Lip-
pen. „Sie krallen sich in dein Haar, du spürst, wie ihre
langen, nackten Schwänze an deinem Rücken hin und
her peitschen. Und wenn sie dich fest in ihren Klauen
haben, dann öffnen sie den Mund und beißen …“
Plumps!
„Lenny ist umgekippt!“, rief Borre.
Im Nu kniete Miss Morty neben ihr. „Ohnmächtig, aber
sie atmet … Fill, hol einen nassen Waschlappen.“
Fill rannte zum Waschbecken und tränkte hektisch ein
Leinentuch mit kühlem Wasser. Sein Herz raste. Er war
so ein Spotz! War doch klar, dass die Erinnerung an den
Flederratten-Angriff Lenny umhaute – schließlich war sie
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gebissen worden! Sie hatte ihn vor den Flederratten ge-
rettet und wurde dafür selbst gebissen. Zwar hatte sie den
Angriff überstanden – aber der Schock saß noch immer
tief.
Kaum hatte die Lehrerin den Lappen aufgelegt, öffnete
Lenia die Augen. Uff. Fill atmete auf, genau wie Miss
Morty. „Du gehörst noch ins Bett, Lenia Lobo.“ Die Leh-
rerin griff in ihre Rocktasche. „Hier, lutsch ein Honig-
bonbon.“
Lenia schnappte danach. „Danke“, sagte sie und steckte
es in den Mund. Sie zog sich auf ihren Stuhl. „Geht schon
wieder. Mir war auf einmal schwindelig, ich hab wohl nicht
genug gegessen …“
Miss Morty schaute Lenia besorgt an. „Wir machen
gleich Schluss für heute, aber dich will ich hier morgen
nicht sehen! Kurier deine Erkältung aus, aber richtig.“
„Alles okay, Lenny?“, flüsterte Fill besorgt. Auch diese
blöde, hartnäckige Erkältung hatte sie sich bei ihrem
gemeinsamen Ausflug nach Nox geholt! Alles nur seinet-
wegen …
Miss Morty setzte sich erschöpft auf das Pult. „Danke,
Fill, das war ein sehr eindrücklicher Vortrag.“ Ihr Ärger
war wie weggeblasen. Sie seufzte. „Kinder“, beschwor sie
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die Klasse, „ihr alle liegt mir am Herzen. Bitte seid wach-
sam. Haltet euch an die Anweisungen der Magischen: Ver-
riegelt bei Sonnentiefe eure Türen und Fenster! Habt für
den Notfall eure Blendlampen griffbereit! Denkt immer
daran: Die Nacht ist euer Feind.“ Sie bewegte die Hände.
„Bitte steht auf. – Nein, Lenia, du bleibst sitzen.“ Alle bis
auf Lenia erhoben sich und gemeinsam sprachen sie das
Gebot des Dreirats, der obersten Magischen:
„Halt dich fern von der Nacht,
für Taglinge ist der Tag gemacht.“
Fill sprach extra aut mit, um sein schlechtes Gewissen
zu übertönen. Miss Morty hatte völlig recht: Nox war
lebensgefährlich. Schluss mit den Ausflügen! Schluss,
aus, Ende!
Wie zur Belohnung bimmelte in dem Moment die alte
Glocke im Glockenturm. „Direktor West macht eine
Durchsage!“, schallte es durchs Schulhaus. „Bitte alle auf
den Marktplatz kommen – der Bürgermeister ruft zur Ver-
sammlung! Es geht um die ‚Spiele des Lichts‘!“
Fill gab Lenia einen Knuff und ein kleines Strahlen
huschte über ihr Gesicht.
Die ganze Schulklasse jubelte los. Da war ja noch was!
Lehrerinnengemecker, Pickertests und Schreckmomente
waren vergessen: Denn Lenia Lobo hatte das Rätsel der
beliebtesten TV-Show unter der Sonne gelöst – und nun
kamen „Die Spiele des Lichts“ nach Rundeling!
„Auf geht's, Lenny!“ Borre klopfte ihr aufmunternd auf
die Schulter. „Lass dich feiern! Du bist die Heldin der
Stadt!“
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KAPITEL 2
Ein großes Ding
für Rundeling
Jeden Mittag zur Sonnenstunde, wenn die Schulglocke
bimmelte, ergoss sich ein Strom quasselnder Taglinge aus
der Rundelschule. Doch so schnell wie heute hatte sich das
alte Gemäuer selten geleert. Auf ihren Fahrrädern ratter-
ten die Freunde den geschotterten Waldweg hinab, der
zurück in die Stadt führte.
„Ich bin so gespannt!“, freute sich Fill, was auf dem
Schotterweg eher klang wie: „I-hich bi-hin so-ho gespa-
hannt!“
„Auf den Bürgermeister?“, fragte Lenia.
„Auf Billy natürlich!“, sagte Fill und fügte schnell hinzu:
„Und Bela.“ Die beiden Magischen moderierten die Show –
und Fill konnte sich kaum jemand Cooleres vorstellen als
24
die freche Billy. „Ich kann es gar nicht glauben, dass wir sie
wirklich kennenlernen!“
„Boah, du bist ja so verknallt in die Alte“, stöhnte Borre.
„Gar nicht“, murmelte Fill.
Lenia kicherte. „Ich hab solchen Hunger! Hat jemand
von euch was zu essen dabei? Sonst hol ich mir schnell
noch Honigkuchen.“
„Du kannst gleich mein Sonnenblumenbrot haben,
wenn du willst“, sagte Borre und grinste. „Und die Pausen-
brote der letzten Monate müssten auch noch irgendwo im
Rucksack stecken …“
Schon von Weitem sahen die Freunde das Getümmel auf
dem Marktplatz. Ganz Rundeling schien versammelt zu
sein.
Bürgermeister Bolt, der sich unter dem Rathausturm auf
eine Holzkiste gestellt hatte, strengte sich an, die Menge
zu übertönen. „Taglinge, liebe Taglinge, so beruhigt euch
doch! Was soll denn unser Hahn denken?“ Als Taglings-
bürgermeister war das Wohl des Stadthahns seine wich-
tigste Verantwortung, denn nach altem Taglingsglauben
waren es die Hähne, die am Morgen die geliebte Sonne
herbeiriefen. Und tatsächlich wirkte Helios, der „Große
Hahn“, etwas unruhig. Er stand auf seinem vergoldeten
25
Stall, dem „Hahnenschloss“, und sah mit nervösem Blick
auf sie herab.
Die Rufe in der Menge wurden etwas leiser.
„Gibst du mir dein Brot?“, fragte Lenia. Borre zog es
heraus und Lenia machte sich gleich darüber her.
„Meine Seife, ist das ein Gedrängel“, brummte Borre.
Fill ließ den Blick über die Menge schweifen. Ob sein
Vater da war? Bestimmt buddelte er mal wieder glücklich
im Quaschelgarten herum und hatte nichts von der Ver-
sammlung mitbekommen.
„Also, ich find's lecker“, sagte Lenia zu Borre. „Hast du
auch noch das Brot von Freitag oder so? Das geht schon
noch …“
Borre und Fill sahen Lenia angewidert an. Borre drück-
te Lenny seinen Rucksack in den Arm. „Hier, kannst du
alles essen. Schimmelstullen, Hausaufgabenheft,
Sonnentechnikbuch – guten Appetit.“
Fill lachte.
Lenia riss den Reißverschluss auf und
wühlte herum.
Der Bürgermeister räusperte sich und
begann seine Rede. „Liebe Taglinge von
Rundeling …“
26
„Kommt, wir gehen nach vorn“, sagte Fill. „Da sieht man
besser.“
„Ich hol mir noch kurz Honigkuchen“, sagte Lenia und
verschwand um die Ecke.
„Die hatte tatsächlich ein altes Brot in der Hand“, sagte
Fill ungläubig, während er sich mit seinem Kumpel durch
die Menge quetschte. Sie standen nun direkt vor dem Rat-
hausturm und konnten in den Hahnengarten mit den klei-
nen Bäumen sehen, in dem der Stadthahn mit seiner
Hühnerschar herumpickte.
„… liebe Bürgerinnen und Bürger, es ist ein großer Tag
für unsere kleine Stadt: Die berühmte Fernsehsendung
‚Die Spiele des Lichts‘ kommt zu uns!“
Übermütiger Jubel brach aus und Fill johlte aus voller
Kehle mit. Er hakte Borre unter und sie tanzten eine Runde
Rumpeltanz, wie sie es vom Rumpelriesen auf dem magi-
schen Markt gelernt hatten. Ein paar Tag inge, die um sie
herumstanden, machten kurz entschlossen mit.
„Diese Show ist ein großes Ding für Rundeling – die
Chance, der ganzen Tagwelt unser wundervolles Städtchen
zu zeigen! Unzählige Tagwesen werden die Sendung sehen:
andere Taglinge natürlich, aber auch Quellnixen, Wipfel-
wichte – und vor allem die Magischen! Stellt euch nur vor,
27
alle Magischen können uns nun kennenlernen!“ Die Menge
jubelte. Der Bürgermeister reckte die Faust in die Luft.
„Holen wir sie jetzt nach vorn: die junge Tagling, der wir
alles zu verdanken haben. Sie hat das ‚Spiele des Lichts‘-
Rätsel gelöst – Applaus für …“, der Bürgermeister öffnete
die Hand, „Lenia Lobo!“
Alle klatschten und jubelten und pfiffen.
Fill hielt hektisch nach Lenia Ausschau – wo war sie
denn nur?
Da! Sie schlenderte gerade aus einer Gasse und knabber-
te gedankenverloren an einem riesigen Stück Honigku-
chen. Fill formte die Hände zu einem Trichter und rief:
„Lenny!“
Da sagte von hinten jemand: „Lass mich mal.“ Es war
Liva, eine Tagling aus seiner Klasse. Sie war „Brüllerin“ in
Fills Sonnenballmannschaft und hatte so ziemlich die lau-
teste Stimme in Rundeling. Nun holte sie tief Luft und
brüllte über den ganzen Platz: „Leeennny!“ Und im nächs-
ten Moment: „Da ist sie!“
Lenia schaute verwundert auf. Alle jubelten erneut
und schoben sie in Richtung Hahnenschloss. Lenia lächel-
te schief und versuchte unauffällig weiterzukauen.
Fill kicherte.
28
„… Lenia Lobo, wir danken dir!“, sprach der Bürger-
meister weiter. „Ich bin mir sicher, dass unsere Schule ein
glänzendes Bild abgibt – und den Großen Preis der Spiele
des Lichts nach Rundeling holt! Ihr wisst: Wenn das Team
der Rundelschule die Spiele gewinnt, erfüllen die Magi-
schen uns einen magischen Wunsch.“ Wieder applaudier-
ten alle und der Bürgermeister hob feierlich die Hände:
„Doch nicht nur die Schule soll glänzen – auch unsere
Stadt: Und darum verordne ich für morgen den Großen
Schmutzputz!“
Der Jubel erstarb. Für einen Moment war es still auf dem
Platz, dann meldete sich Borres Vater zu Wort, Berno
Bronky, der Wirt vom Gasthaus Goldener Hahn.
„Ich glaub, es dämmert!“, rief er. „Auf einen Großen
Schmutzputz bin ich nicht vorbereitet, da hätte ich mich
auf dem magischen Markt mit frischen magischen Putz-
helferchen eingedeckt. Soll doch Fräulein Lenia Lobo
putzen!“ Die Taglinge um ihn herum nickten verärgert.
„Geht's noch?“, fragte Fill wütend und boxte Borre auf-
fordernd in die Seite. Was war denn das für ein blöder
Spruch? Aber Borre senkte nur den Kopf. Obwohl er sonst
so eine große Klappe hatte – gegen seinen Vater brachte
er kein Wort hervor.
29
„Außerdem hat diesen ‚Großen Preis‘ doch noch nie je-
mand gewonnen!“, rief eine andere Tagling. „Von wegen
magischer Wunsch.“
Das Murren wurde lauter und der Bürgermeister wiegel-
te mit den Händen ab. Er wandte sich an Borres Vater:
„Für dich, Berno, ist die Show doch prima! Du wirst eine
Menge Taler verdienen mit der Bewirtung – vielleicht wol-
len die Magischen ja sogar bei dir übernachten!“
Der Wirt stutzte. Auf die Idee war er noch gar nicht
gekommen!
„Ihr alle habt Grund, die Stadt auf Vordermann zu
bringen“, sprach Bürgermeister Bolt weiter. „Tomma vom
Tandorium! Bestimmt kaufen die Magischen bei dir ein
lustiges Souvenir. Mr Hully vom Honigladen – sicher
wollen die Magischen Ihre berühmten Sonnendrops
kosten. Unsere Quaschel-Bauern Willekin und Hack: Die
Magischen sind verrückt nach den Früchten, jetzt könnt
ihr die Rundelinger Quascheln berühmt machen!“
Wie aufs Stichwort schob sich Rio Hack neben den Bür-
germeister. Fill stöhnte. Der Typ war noch schlimmer als
seine Tochter Rinya. Rio Hack züchtete genau wie Fills
Vater Quascheln für die Magischen. Aber er war geldgierig
und skrupellos und hätte Fills Vater um ein Haar ruiniert –
30
wenn Fill und Lenia nicht heimlich in Nox Rettung geholt
hätten …
„Liebe Taglinge, ich will auch meinen Beitrag leisten“,
sagte Hack nun. „Für die Dauer der Show stelle ich den
Magischen meine gelben Squischys umsonst zur Ver-
fügung – so werden die Quascheln aus Rundeling in der
ganzen Tagwelt bekannt!“ Die letzten Worte rief er laut
und klatschte sich selbst Applaus.
Ein paar Umstehende stimmten höflich mit ein. „Mega,
Papa!“, jubelte Rinya und pfiff auf den Fingern.
„So ein Spotz!“, schimpfte Fill außer sich. Der wollte sei-
nen Vater aus dem Geschäft drängen, das war ja wohl son-
nenklar!
Da trat Lenias Mutter nach vorn, abgeordnete Ministe-
rin des Parlaments der Taglinge. Mit einer Handbewegung
drängte sie den Bürgermeister von seiner Holzkiste und
stieg selbst hinauf.
„Eure gute Laune in Ehren, Taglinge“, rief sie laut. „Doch
ihr überseht etwas: Diese TV-Sendung ist schriller Unfug.
Sie lenkt nur von den Problemen ab, die wir hier in Run-
deling wirklich haben: die verstopften Wasserrohre, das
Sonnenbad, das schon seit Jahren ‚zum Umbau‘ geschlos-
sen ist, die Versorgung mit Magikon für unsere Sonnen-
31
technik.“ Sie sah den Bürgermeister kühl an. „Der Hahn,
der nicht mehr zuverlässig kräht.“
Die Menge japste nach Luft. „ Also, hören Sie mal“, ent-
rüstete sich Bürgermeister Bolt.
Ministerin Lobo winkte ab. „Jubelt ihnen nur zu, den
Magischen!“ Sie lächelte grimmig. „ Aber macht euch klar:
Das Ganze ist nichts als Theater, eine Show! Wichtig ist das
echte Leben, und zwar das der Taglinge, nicht die Unter-
haltung der Magischen. Danke schön.“ Sie nickte und stieg
von der Kiste.
Betretenes Schweigen lag auf einmal über dem Markt-
platz. Puh! Fill blies die Backen auf. Diese Tagling konnte
wirklich jede Party killen – aber das war für ihn nichts
Neues, schließlich hatte er schon oft bei Lenny Geburtstag
gefeiert. Mitleidig sah er seine Freundin an, die dastand
wie ein begossener Wüstenwichtel. So eine spaßbefreite
Mutter!
Klingelingeling! In dem Moment kam Schuldirektor
West um die Ecke geradelt, unter dem Arm eine dicke
Papierrolle. Strahlend sprang er vom Rad und rief: „Ihr
Lieben, ihr wisst: Bevor mir die Rundelschule anvertraut
wurde, habe ich als Filmstar die Herzen erobert. Nun
kehren die Bildschnapper zu mir zurück. Seid gewiss: