Das große Buch für Babys erstes Jahr - Annette Nolden - E-Book
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Das große Buch für Babys erstes Jahr E-Book

Annette Nolden

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Beschreibung

Das unverzichtbare Standardwerk für das erste Jahr mit Ihrem Baby. Im Zentrum des Buches steht die Entwicklung des Babys auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse, angefangen vom ersten bis hin zum zwölften Monat. Auch den Müttern wird in jedem Monat ein eigenes Kapitel gewidmet, ob zu Lust und Liebe, Beckenboden, Ayurveda oder Schönheit und Pflege. Sie wollen außerdem wissen, welche Grundausstattung nötig ist? Wie viel Schlaf das Baby braucht? Wann es Zeit für den ersten Brei ist? Welche Abend-Rituale es gibt? Wie sich die Partnerschaft mit der Ankunft des Kindes verändert? Dann schlagen Sie nach, denn das Standardwerk gibt umfassend, praxisnah und anschaulich illustriert Antworten auf alle wichtigen Fragen: Moderne Konzepte wie Kinaesthetics fließen ebenso ein wie neueste Erkenntnisse aus der Gehirn- und Schlafforschung. Anleitungen für Babymassagen sowie Kopiervorlagen für Tagebücher bzw. Protokolle zum Essen, Schlafen und Schreien komplettieren den umfangreichen Ratgeber.

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Seitenzahl: 812

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Impressum

© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Ariane Hug

Lektorat: Margarethe Brunner

Bildredaktion: Anne-Sophie Zähringer

Covergestaltung: ki36 Editorial Design, Sabine Krohberger, München

eBook-Herstellung: Evelynn Ruckdäschel

ISBN 978-3-8338-9107-6

1. Auflage 2023

Bildnachweis

Coverabbildung: Getty Images

Illustrationen: GU Detlef Seidensticker; GU/Ingrid Schobel; GU/Nina Tiefenbach

Fotos: Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund (FKE); Focus; F1 Online; Bildagentur online:; Adobestock; A1 Pix; © StockFood / Bergmann, Meike; © seasons.agency / Gräfe & Unzer Verlag / Walsh, Nicky; © seasons.agency / Gräfe & Unzer Verlag / Bonisolli, Barbara; Getty Images; GU/Petra Ender; GU/Sandra Seckinger; GU/Stefanie Aumiller; Internet; Istock; Kids Images; Okapia; plainpicture; Privat; Stockfood;Stocksy

Syndication: www.seasons.agency

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Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasserin dar. Sie wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Dr. med. Stephan Heinrich Nolte

Stephan Heinrich Nolte studierte Medizin und Kulturwissenschaften in Göttingen, Paris und Freiburg. Nach seinem Studium arbeitete er lange Jahre an der Universitäts-Kinderklinik Freiburg und zuletzt als leitender Oberarzt der Universitäts-Kinderklinik Marburg. Da der vorherrschende Klinikalltag ihm die Verwirklichung seiner Vorstellungen einer Leib und Seele gleichermaßen umfassenden Betreuung kranker Kinder nicht erlaubte, ließ er sich 1992 in eigener Praxis nieder. Auslandsaufenthalte in armen Ländern und tropenmedizinische Kurse erweiterten sein Blickfeld ebenso wie zahlreiche psychotherapeutische, homöopathische und palliativmedizinische Weiterbildungen.

Stephan Heinrich Nolte lebt in Marburg und ist Vater von fünf erwachsenen Kindern. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität Marburg, gefragter Referent für Fortbildungen sowie Autor zahlreicher Fachpublikationen.

Zuletzt erschien von ihm »Maßvoll impfen«, aktualisiert 2022, »Alles halb so schlimm«, ein Buch über den entspannten Umgang mit Kinderkrankheiten, und »Heilen oder Behandeln«. Nach 40 Jahren kinderärztlicher Tätigkeit und 30-jähriger Selbstständigkeit in eigener Praxis ist er nun im Ruhestand.

Annette Nolden M. A.

Annette Nolden studierte Sprach- und Literaturwissenschaften in München. Nach einer redaktionellen Ausbildung in einem Sachbuchverlag widmete sie sich der Entwicklung und Realisierung verschiedenster Ratgeber. Dabei lag es ihr besonders am Herzen, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in allgemeinverständlichen und alltagstauglichen Rat zu übersetzen. So begann sie schließlich selbst, journalistisch zu arbeiten und zu schreiben. Mittlerweile ist sie seit vielen Jahren als Autorin vor allem im Bereich Gesundheit und Lebenshilfe tätig. In Zusammenarbeit mit Hebammen und Ärzten bemüht sie sich stets aufs Neue darum, den Lesern Fachwissen verständlich zu präsentieren. Geht es um Themen wie Schwangerschaft, Geburt und das Leben mit dem Baby, ist es ihr besonders wichtig, Erfahrungen und Gefühle als Mutter bei ihrer Arbeit zu berücksichtigen.

Annette Nolden ist Mutter eines Sohnes und lebt in München.

Bei Gräfe und Unzer erschienen von ihr unter anderem die Titel »Mein Tagebuch für die Schwangerschaft« und in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Franz Kainer »Das große Buch zur Schwangerschaft«.

Isabelle Rupprecht

Isabelle Rupprecht hat die Autoren Dr. med. Stephan Nolte und Annette Nolden bei der Neuauflage des Baby-Buches mit ihrem Fachwissen als aktive Hebamme unterstützt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in München, wo sie seit vielen Jahren Familien in der Schwangerschaft und im Wochenbett begleitet und Geburtsvorbereitungskurse gibt.

Nach ihrem staatlichen Examen zur Hebamme im Jahr 1999 begann Isabelle Rupprecht ihre praktische Tätigkeit in einer kleineren Klinik in München. Rasch wechselte sie in ein großes Perinatalzentrum in den Kreißsaal und ergänzte ihr Aufgabengebiet mit unterschiedlichen Kursangeboten zur Geburtsvorbereitung, Schwangerenschwimmen und zur Betreuung der Frauen im Wochenbett.

Stetig nahm sie mehr Familien zur Betreuung im Wochenbett an und erweiterte kontinuierlich ihre freiberuflichen Tätigkeiten. Schließlich gab sie ihre klinische Tätigkeit im Kreißsaal ganz auf, um ausschließlich freiberuflich in der Schwangerenvorsorge und mit wechselnden Kursangeboten für Geburtsvorbereitung, Rückbildung, Babymassage und in der Wochenbettbetreuung tätig zu werden. Zahlreiche Fortbildungen in den Bereichen Phytotherapie, Anthroposophie, Homöopathie, Körperarbeit, Beckenboden sowie Stillen und der Familienbegleitung bereichern bis heute ihr Angebot in der Hebammenarbeit. Die Familie gerade zu Beginn der Elternzeit mit Geduld und individuellen Betreuungsmöglichkeiten begleiten zu dürfen, ist für sie als Hebamme eine wunderbare Aufgabe, die sie jeden Tag aufs Neue schätzen lernt. Und dabei gilt es zu berücksichtigen, dass jede Familie ihre ganz eigene individuelle Vorstellung davon hat, wie sie in ihrer kleinen Welt miteinander leben möchte. Die Aufgabe der Hebamme ist es, dies respektvoll und bedürfnisorientiert zu begleiten.

Dabei vermittelt sie, dass Stillen die beste Gesundheitsvorsorge für ein Menschenkind ist. Besonders zu Beginn der Wochenbettzeit braucht es dafür sehr flexible Beratungsansätze und viel Geduld, da jede Brust und jedes Baby anders ist. Den Erfolg zu sehen – und auch in schwierigeren Situationen »dranzubleiben« –, ist für Isabelle Rupprecht ein schönes Geschenk.

Vorwort

Ein wunderbares erstes Jahr liegt vor Ihnen und hält unvergessliche Momente für die ganze Familie bereit. Wie schön, Sie dabei begleiten zu können und Ihnen mit viel Rat und Wissen zur Seite zu stehen – ganz egal, ob Sie Fragen zur Babypflege, zum Umgang mit dem Kind, zur Unterstützung für die Familie, Sicherheit, Ausstattung, Stillen, Ernährung, Bindung oder Betreuung haben. Auch Hebammentipps und Ratschläge vom Kinderarzt sind schnell zur Hand. Das alles soll Ihnen im Umgang mit Ihrem Kind Sicherheit und Zuversicht geben. Wie es dem Kind geht, hängt nicht nur von der pflegerischen und medizinischen Versorgung ab, sondern auch von der liebenden, fördernden und wertschätzenden Umgebung, in die das Kind hineingeboren wird.

Für jeden neuen Lebensmonat Ihres Kindes gibt es neben Informationen zu Gesundheit und Entwicklung auch »Memos«, die an Vorsorgeuntersuchungen erinnern und Vorschläge für die gemeinsame Zeit mit dem Baby bereithalten. Denn jede Minute dieses kurzen und wichtigen ersten Jahres ist kostbar, jedes Miteinander, das jetzt versäumt wird, ist nicht nachzuholen. Die Zeit geht so schnell vorbei, und in keinem Lebensabschnitt sind die Entwicklungen und Veränderungen größer als im ersten Jahr, in dem das hilflose Neugeborene zu einem kleinen selbstständigen Persönchen wird. Verlangen Sie aber dennoch nicht zu viel: Nur wenige Kinder erfüllen statistisch genau die sogenannten Meilensteine der Entwicklung wie Lächeln, Sitzen, Stehen und Laufen. Jeder Mensch, so auch jedes Baby, hat sein eigenes Tempo und seine Eigenarten. Auch sollten Sie Perioden scheinbaren Stillstandes berücksichtigen, die sprunghafte Fortschritte ablösen. Das fällt vielleicht nicht immer leicht, wollen wir in unserer Leistungsgesellschaft doch alles beschleunigen, optimieren, rationalisieren und modernisieren. Die Entwicklung eines Kindes verläuft nach anderen Regeln und widersetzt sich diesen Bemühungen. Überzogene Erwartungen und Leistungsdruck schaden, und zu viel Förderung kann überfordern. Das Kind muss selbst zum nächsten Entwicklungsschritt bereit sein und wird es Ihnen signalisieren. Begleiten Sie Ihr Kind entspannt, und lassen Sie sich nicht verunsichern, indem Sie Ihr Baby mit anderen Kindern vergleichen.

Doch nicht nur das Baby steht im Mittelpunkt des ersten Jahres als Familie, sondern auch die Eltern, für die mit der Geburt des Kindes ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Den neuen Aufgaben entsprechend finden Sie unter der Rubrik »Elterncoach« Monat für Monat Tipps und Anregungen unter anderem für ein harmonisches Leben als Familie, zum Thema Erziehung und zur Paarbeziehung.

Eine Extra-Rubrik für die Mutter informiert über körperliche und seelische Veränderungen nach der Geburt, Yoga-Übungen zur Rückbildung, effektives Beckenbodentraining und wichtige Zeiten der Entspannung und Pflege.

Und schließlich gibt es noch etwas ganz Besonderes fürs Herz und fürs Auge: den »schrumpfenden Teddybären«. Er zeigt Ihnen jeden Monat, wie groß Ihr Baby schon geworden ist und wie schnell der gute alte Teddy kleiner wird. Das beeindruckende Motiv verleitet Sie bestimmt zum Nachmachen, Staunen und Schmunzeln – damit die fröhlichen Seiten des Lebens auch beim Nachschlagen und Informieren nicht zu kurz kommen.

Annette Nolden

Vorwort

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Baby! Damit kommt eine schöne, wenn auch nicht immer leichte Aufgabe auf Sie zu, die im Laufe der nächsten Zeit viele Fragen aufwerfen wird. Wir möchten Ihnen dabei behilflich sein und Sie, liebe Eltern, darin unterstützen, Sicherheit im Umgang mit Ihrem Kind zu gewinnen, gerne die Verantwortung für sein Wohlergehen zu übernehmen und mit froher Erwartung und Selbstvertrauen die elterlichen Freuden und Pflichten auf sich zu nehmen. Dieses Buch soll Ihnen helfen, ein Gefühl für die Welt Ihres Babys zu entwickeln, sein Großwerden erleben und genießen zu können und ihm ein förderndes Umfeld zu gestalten.

Auch ich habe mit meinen eigenen Kindern vielfältige Erfahrungen gemacht. Unser erstes Kind war eine Tochter. Sie kam nach unkomplizierter Schwangerschaft termingerecht zur Welt. Damals, 1978, waren wir die ersten, die »Rooming-in« machen durften, also das Kind die ganze Zeit bei sich behalten und weitgehend selbst versorgen konnten.

Der Chefarzt hatte dieses Experiment, das seiner Meinung nach nicht lange gut gehen würde, extra in einem Dreierzimmer angelegt. Die jungen Eltern waren sehr unsicher, am hilfreichsten war eine Bettnachbarin, die ihr drittes Kind bekam und alles sehr routiniert und entspannt anging – welch ein Vorbild! Die Dauer des stationären Aufenthaltes betrug, wie damals üblich, zehn Tage. Eine Hebammen-Nachsorge gab es zu der Zeit noch nicht.

Zu Hause traten vielerlei kleinere und größere Probleme auf, vor allem aber Ängste. Unsere junge Familie war verwöhnt, weil sich beide Elternteile noch im Studium befanden und freinehmen konnten. Das war aber auch nötig, denn der Tag war für uns beide vollständig ausgefüllt. Natürlich musste mit Stoffwindeln gewickelt und alles, was mit dem Kind in Kontakt kam, abgekocht werden. Freunde und Bekannte wurden ferngehalten – wer weiß, was für gefährliche Seuchen sie einschleppen konnten. Hilfe von außen wollten wir aus dem Stolz heraus, alles selber zu können und richtig zu machen, nicht annehmen.

Das Stillen kam zunächst in Gang, aber der Wunsch, alles besonders gut zu machen, stand dem entspannten Angehen des Stillgeschäfts entgegen, sodass wir recht bald eine Mahlzeit zufütterten. Das durfte der stolze Papa übernehmen und damit das große Vorhaben, alles zusammen und in der Verantwortung geteilt zu machen, auch in der Funktion als Ernährer ernst nehmen. Nach zwei Wochen planten wir die erste Ausfahrt, ein großes Unternehmen, obwohl es nicht einmal einen Kilometer weit ging. Das Baby schlief mit fünf Wochen durch und schlief fortan immer gut.

Das zweite und dritte Kind

Auch das zweite Kind, ein Sohn, schlief bald durch. Er wurde länger gestillt, überhaupt war alles viel unkomplizierter, geradezu leicht. Er war wohlgenährt, fast rundlich, und zufrieden. Der dritte dagegen war ein »Schreikind«, welches viel Aufmerksamkeit brauchte. Das Stillen war kein Problem, aber das abendliche »Schreistündchen« brachte uns Eltern zur Verzweiflung – schließlich gab es noch zwei andere Kinder, um die wir uns kümmern mussten.

Im Nachhinein aber müssen wir uns eingestehen, dass der Hauptgrund für die Unruhe des dritten Kindes eine damals sehr unsichere Situation war: Die Wohnung war zu klein geworden, ein Umzug mit Umbauten und Renovierungsmaßnahmen stand an, die berufliche Zukunft des Vaters und damit die materielle Situation der jungen Familie war unsicher, sodass das ganze Familiensystem überlastet war. Im Nachhinein ist es leicht, sich diese Umstände vor Augen zu führen und die Ursache für das »Schreibaby« nicht dem Kind, sondern der familiären Gesamtsituation anzulasten.

Mit der Bewältigung dieser Unsicherheiten kehrte Ruhe ein, das Kind lernte ebenfalls durchzuschlafen. Beim vierten und schließlich beim fünften Kind, beides Mädchen, traten keine solchen Unruhephasen und schlaflosen Nächte mehr auf. Dennoch blieben über viele Jahre ein ungestörter Nachtschlaf und ein morgendliches Ausschlafen die Ausnahme – immer wieder mal war eines der Kinder krank oder träumte schlecht, und morgens, spätestens um halb sieben, waren alle munter – auch an Sonn- und Feiertagen und im Urlaub.

In der Praxis habe ich nachfolgend häufig erlebt, dass – sieht man von den Unsicherheiten beim ersten Kind ab – das dritte Kind am anstrengendsten ist. Vielleicht, weil der Mensch nur zwei Arme hat? Nach dem dritten wird die Arbeit nicht viel mehr – auch das ist eine Erfahrung, die ich mit vielen kinderreichen Familien teile. Glücklicherweise sind Eltern mit der Gabe des Vergessens ausgestattet, wodurch die Strapazen der Kleinkindzeit rasch in die Ferne rücken.

Lehrreiche Erfahrungen

Die Erfahrungen mit meinen eigenen Kindern haben mich als Kinderarzt mehr gelehrt als die klinische Ausbildung. Sie haben mir bei aller Professionalität die Sicht aus der Elternperspektive bewahrt, die ich bei kinderlosen Kollegen häufig vermisst habe.

Eine weitere grundlegende Erkenntnis in meinem Arztwerden war die Unterscheidung von »medizinisch« und »ärztlich«. Mein Vater, ebenfalls Arzt, lehrte mich häufig, diese oder jene Untersuchung, Behandlung oder Operation sei medizinisch zwar möglicherweise indiziert, ärztlich gesehen aber nicht sinnvoll oder zu verantworten. Mit »medizinisch« ist hier eine rein naturwissenschaftlich-rationale, sachorientierte Haltung, mit »ärztlich« eine humane, psychologische, kulturwissenschaftlich-soziale Einstellung gemeint. Nicht alles, was »medizinisch notwendig« erscheint, ist auch ärztlich, in der Gesamtschau der Dinge, wirklich angezeigt. »Was du nicht willst, das man dir (oder deinen Kindern) tu, das füge auch nicht anderen zu« – der Versuch, diesem Leitsatz zu folgen, prägt mein Handeln, sowohl im Beruf als auch im Privatleben.

Kinder symbolisieren unsere Zukunft, wir waren, wie sie sind, und sie werden, wie wir sind. Wir sind alle Kinder gewesen und haben unsere Erfahrungen und Erlebnisse gemacht, die uns zu dem geformt haben, was wir heute sind und wie wir unser Leben gestalten. Unsere Eltern haben dieselben Gefühle für uns gehegt und dieselben Sorgen und Ängste um uns gehabt, wie wir sie unseren Kindern gegenüber kennen. Eltern hoffen, dass ihre Kinder besser, freier, selbstbewusster groß werden, dass sie friedlicher und besonnener werden und mit ihren Mitmenschen, den Ressourcen und der Umwelt verantwortungsvoller umgehen, als die Älteren es tun. Nichts soll Eltern davon abhalten, ihre Kinder in diesem Sinne zu erziehen und ihnen dabei ein Vorbild zu sein. Schließlich haben wir die Erde von unseren Kindern nur geliehen – das sollten wir nicht vergessen.

Dr. med. Stephan Heinrich Nolte

Vorwort zur Neuauflage 2023

Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geliehen! Die Folgen des Raubbaus, den wir an unserer Erde betreiben, werden wir weniger spüren als unsere Nachkommen, die Kinder, deren Erbe wir treuhänderisch verwalten und um die es in diesem Buch geht. Man kann, obwohl man sich zunächst an die eigene Nase fassen sollte, nicht früh genug daran denken, Kindern ein Bewusstsein für die Verletzlichkeit des Lebens und unseres Ökosystems zu vermitteln. Wieso, wird so mancher fragen, was verstehen Babys denn davon?

Kinder lernen durch Beobachten und Nachmachen. Das, was in der Lerntheorie »Lernen am Modell« genannt wird, ist der wirkmächtigste Faktor von Erziehung und Bildung allgemein. Das fängt schon im Neugeborenenalter an. Das erste soziale Lächeln ist bereits eine Reaktion, ein durch komplizierte neurobiologische Faktoren gesteuertes, erlerntes Verhalten, und der erste Anfang eines »Lernens am Modell«. Heute wissen wir, wie sehr ein Mensch sein Gegenüber durch sein Verhalten steuert und beeinflusst, etwa, dass wir gähnen, wenn unser Gegenüber gähnt. Auch Emotionen sind ansteckend, Lachen und Weinen, Trauer und Freude: geteilte Freude ist doppelte Freude. Achtsamkeit ist ebenso ansteckend: So wie wir mit uns, den Mitmenschen, unserer Umwelt umgehen, vermitteln wir es auch unseren Kindern, vom ersten Lebenstag an. Daher kann nicht früh genug ein reflektierter Umgang mit dem, was uns umgibt, eben der Umwelt, vermittelt werden.

Denn auch ein gedankenloser Umgang mit Ressourcen und Rohstoffen ist ansteckend, sehr sogar – es machen ja alle so. Jeder Müllhaufen zieht noch mehr Müll an, jeder Straßenausbau noch mehr Verkehr, jeder Flächenverbrauch noch mehr Vernichtung unseres wichtigsten Rohstoffs, des Bodens. Und damit entziehen wir schleichend, aber unaufhörlich, unserer Gesundheit ihre wichtigsten Voraussetzungen: Licht, reine Luft, sauberes Wasser und die Grundlage für natürliche Nahrung.

Was hat das mit Babys, mit dem ersten Lebensjahr, mit Kindergesundheit zu tun? Erstens: Alles, was im Namen von Gesundheit und Hygiene geschieht, unterliegt keiner ökologischen Bewertung, zu hoch wird das übergeordnete Ziel gehängt. Im Namen der Gesundheit werden unglaubliche Mengen von Einmal- und Wegwerfartikeln eingesetzt, die aus Wertstoffen bestehen, aber keinerlei Recyclingmöglichkeit haben. Man denke nur an die vielen Masken, die überall herumliegen, an die Unmengen von Schutzkleidern, an die Desinfektionsmittel, vom normalen Bedarf einer medizinischen Einrichtung ganz abgesehen.

Der zweite Punkt ist die direkte Auswirkung der Umweltzerstörung auf die Gesundheit. Vom »Ozonloch« bis zu Hitze und Trockenheit, der Schadstoffbelastung vom Feinstaub bis zum Mikroplastik, den allgegenwärtigen Zusatzstoffen und Stabilisatoren, in alle Richtungen müssen wir die Ohren offen halten und die Kinder frühzeitig mit einbeziehen, nicht nur durch Worte, sondern durch tägliches Vorbild: Sich aus eigener Kraft fortbewegen, auf Wegwerfprodukte verzichten, regional und nicht das Billigste, sondern das Beste kaufen, denn weniger ist oft mehr. Achtsamkeit und Wachsamkeit – für die Zukunft!

Dr. med. Stephan Heinrich Nolte und Annette Nolden

Kapitel 1

Willkommen im Leben

Das Baby ist da!

Mit der Geburt eines Kindes geht ein ganz besonderer Neuanfang einher. Die Freude über das Kind, das als Symbol für die Liebe zwischen Mann und Frau sowie für die Hoffnung auf ein erfülltes Leben steht, lässt die Herzen der Eltern höherschlagen. Die Vorstellung, einem Menschen das Leben geschenkt zu haben, ihn im weitesten Sinne »geschaffen« zu haben, übersteigt fast die menschliche Vorstellungskraft. Von einem Wunder zu sprechen oder auch von einem Zauber, ist daher nur der Versuch zu beschreiben, welche Emotionen die Geburt eines Kindes bei den Eltern auslöst.

Auch wenn die wissenschaftlichen Kenntnisse über die biologischen Vorgänge der Menschwerdung sehr groß sind, bleibt das Neugeborene ein Wunderwerk der Natur. Sein weiteres Leben wird dann vom elterlichen Stammbaum, ihren Genen und Traditionen geprägt. Und so leben sie in gewisser Weise in diesem neuen Menschen weiter.

Vor der Geburt

Wenn Sie dieses Buch schon vor der Geburt Ihres Kindes in den Händen halten, kann es schon frühzeitig wertvolle Tipps geben, Wege bahnen und den Umgang mit Ihrem Kind vorbereiten. Die Phase der Spätschwangerschaft und der Geburtsvorbereitung verläuft normalerweise ruhig und gemächlich. Das übliche Lebenstempo ist verlangsamt, andere Planungen und Termine werden nebensächlich. Alles dreht sich um die große Frage, wann und wie die Geburt stattfinden wird – doch sie bleibt bis zum letzten Moment offen. Denn die Kinder kommen in der Regel nicht »am Termin«, sondern in einem Zeitraum um den Termin herum. Deshalb ist jedes Festlegen auf »den Termin« relativ vage. Besser wäre die Angabe eines Geburtszeitraumes, etwa in Kalenderwochen.

Wenn der gesetzliche Mutterschutz beginnt, fängt auch die Zeit des Wartens an. Deshalb eignet sich diese Phase der Schwangerschaft besonders, um all das zu erledigen, wofür Sie nach der Geburt mit Sicherheit keine Muße mehr haben werden. Dazu gehört auch die Zeit, in Ruhe nachzudenken. Vielleicht werden Sie sich fragen, wie sich wohl Ihre eigenen Eltern gefühlt haben, als sie Sie erwartet haben. Sie werden sich an Ihre eigene Kindheit erinnern und sich gewiss Gedanken machen, was Sie ähnlich oder ganz anders machen wollen als Ihre Eltern. Es ist eine intensive Zeit der Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie und einer vielversprechenden, aber fremden und ungewissen Zukunft.

Manche Eltern meinen, es wäre nicht gut, sich bereits vor der Geburt zu sehr auf das Kind einzustellen, um Enttäuschungen zu vermeiden, wenn nicht alles so kommt, wie sie es sich vorgestellt haben. Damit bleibt aber eine wertvolle Zeit und Gelegenheit ungenutzt, denn nach der Geburt werden Eltern von den Ereignissen förmlich überrollt, und sie wissen gar nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. Deshalb ist es empfehlenswert vorzuplanen.

Erkenntnisse aus der Psychologie

Ein »Seelenleben des Ungeborenen« – so der Titel eines bekannten Buches von Thomas R. Verny – wird bislang weitgehend verleugnet. Unser häufig unsensibler und verständnisloser Umgang mit dem werdenden Menschen beruht auf der Annahme einer Empfindungs- und Bewusstseinslosigkeit und einer Erinnerungslosigkeit. Es ist noch nicht lange her, dass man von dieser Annahme auch bei Neugeborenen und jungen Säuglingen ausging, sie noch bei der Geburt geräuschvoll in grellem Licht absaugte, dann schutzlos auf eine Reanimationseinheit legte und mit ihnen unsensibel umgegangen ist. Man denke an die sprichwörtlichen Schläge auf das Hinterteil, mit denen die Atmung angeregt werden sollte. Man hat sich nicht viel dabei gedacht, wenn unangenehme oder gar schmerzhafte Prozeduren vorgenommen wurden, sogar wenn die Kleinen ohne Schmerzstillung operiert wurden.

1974 publizierte der französische Geburtshelfer Frédéric Leboyer sein Buch »Geburt ohne Gewalt«, in dem er die Perspektive des Neugeborenen in den Mittelpunkt seiner Überlegungen stellte und forderte, dass es sanft und ohne unnötigen Stress geboren werden soll, um sich aus der Geborgenheit des Mutterleibes langsam an das Leben zu gewöhnen. Die von ihm ausgelöste Bewegung hat vor allem in Deutschland dazu beigetragen, die Bedürfnisse von Mutter und Kind in dieser sensiblen Phase überhaupt wahrzunehmen und die frühe Bindung zu fördern. Für die vorgeburtliche Zeit stehen die Einsichten und das Verständnis noch aus.

Das emotionale Gedächtnis

Der Pränatalpsychologe Ludwig Janus hat für werdende Eltern diese Ratschläge formuliert:

Das vorgeburtliche Kind ist bereits eine eigene Persönlichkeit, welche mit allen Sinnen fühlt, hört und wahrnimmt. Es hat emotionale Bedürfnisse und ist lern- und anpassungsfähig. Es sind nicht nur die mütterlichen Botenstoffe und Hormone, die im Kind Reaktionen hervorrufen, sondern die eigene Gefühlswelt. Es kommuniziert auf seine Weise mit der Mutter und hat zwar kein konkretes, vermutlich aber ein emotionales Gedächtnis dafür, wie es ihm im Mutterleib ergangen ist. Diese »Erinnerung« wird den Menschen ein Leben lang begleiten.Betrachten Sie Ihr Kind schon vor der Geburt als vollwertiges Familienmitglied mit einem besonderen Status.Emotionale Zuwendung und Präsenz fördern Entwicklung und Beziehungsfähigkeit des Kindes. Die Zuwendung kann die verschiedensten Wege nutzen: Streicheln, Reden, Musik hören und allgemeine Teilnahme am Leben der Familie. Der Partner ist schon vor der Geburt wichtige Bezugsperson für das Kind.Beschäftigung mit der Literatur zur vorgeburtlichen Entwicklung, wie sie durch Bildbände anschaulich gemacht wird, kann die emotionale Gegenwärtigkeit des sich entwickelnden Kindes unmittelbarer machen.Die während der Schwangerschaft in die Beziehung zum Kind investierte Zeit zahlt sich durch eine leichtere und unproblematischere Entwicklung des Heranwachsenden aus.

Wir leben in einer Zeit, in der sich die Identität von Mann und Frau verändert. Darum müssen Eltern den ihnen gemäßen Umgang mit der vorgeburtlichen Zeit und mit der Geburt neu lernen. Sie werden dabei unterstützt durch eine umfängliche Literatur und ein zunehmendes Angebot von Seminaren, die im persönlichen Kontakt das rasch sich ausweitende Wissen um die Anfänge des Lebens vermitteln.

Die vorgeburtliche Beziehung

Die Schwangerschaft und die damit verbundene Entwicklung einer vorgeburtlichen Beziehung löst einiges bei den Eltern aus. Sie denken über die eigenen Erfahrungen und das eigene Erleben von der frühen Kindheit bis in die Gegenwart nach, um damit vielleicht auch einen neuen Zugang zu den eigenen Eltern zu gewinnen. Denn während der Schwangerschaft und im Erleben des Neugeborenen aktualisiert sich für die Eltern die eigene Rolle als »gewesenes Kind«. Der Übergang in die Elternschaft ist ein wichtiger Prozess, der in eine neue Lebensphase einmündet und auch das Verhältnis zu den eigenen Eltern neu definiert. Nutzen Sie möglichst vor der Geburt diese Chance zur Auseinandersetzung mit Ihren Eltern und Ihrer eigenen Kindheit, bevor Sie die Ereignisse überrollen und Sie in Muster verfallen, die Sie eigentlich vermeiden wollten.

Kennenlerngespräche

Überlegen Sie sich rechtzeitig, wo Sie Ihr Kind zur Welt bringen möchten: in der Klinik, im Geburtshaus oder zu Hause. Sehen Sie sich Kliniken und Geburtshäuser an und bedenken Sie bei der Wahl des Geburtsortes und der betreuenden Hebamme (in Geburtshäusern oder bei Hausgeburten) auch, wie viel Sicherheit und ärztliche Bereitschaft Ihnen für den Fall des Falles wichtig sind. Erwartet Ihr betreuender Gynäkologe oder Ihre Hebamme eine normale Geburt, liegt es in Ihrem Ermessen, welchen Rahmen Sie sich für die Geburt wünschen.

Machen Sie sich auch bereits vor der Geburt mit der Hebamme vertraut, die Sie nach der Geburt zu Hause betreuen wird. Bitten Sie um ein Kennenlerngespräch, das beiden Seiten den Kontakt nach der Geburt erleichtert. Sehr günstig ist es auch, wenn Sie sich mit der kinderärztlichen Betreuung an Ihrem Wohnort vertraut machen, Erkundigungen einholen und die Praxis Ihrer Wahl schon einmal aufsuchen, um sich nach der Grundhaltung und den Praxisbesonderheiten sowie der Organisation zu erkundigen. Es ist eine wichtige Entscheidung, wem Sie Ihr Kind anvertrauen wollen, und die sollten Sie sorgfältig treffen (siehe Kasten). In manchen Kinderarztpraxen wird bereits vor der Geburt des Kindes ein orientierendes Gespräch angeboten. Erkundigen Sie sich auch über den kinderärztlichen Notdienst und die Regelung der Urlaubsvertretung des Kinderarztes, denn Erkrankungen halten sich nun mal nicht an die üblichen Arbeitszeiten.

Bedenken Sie, dass Kinder, vor allem Neugeborene und Säuglinge, von Kinderärztinnen und Kinderärzten betreut werden sollten. Diese haben sich dem Thema »Kinder- und Jugendmedizin« besonders zugewandt, eine jahrelange Facharztausbildung absolviert und sowohl von der inneren Einstellung als auch von der Praxisausstattung her die besten Voraussetzungen für eine einfühlsame Betreuung.

Der Zauber der ersten Tage

Der erste Blick in die Augen des neugeborenen Kindes berührt die Eltern tief im Herzen. Endlich können sie das Kind betrachten, das verborgen im Bauch auf den Tag der Geburt gewartet hat. Sie fühlen die zarte, weiche Haut und riechen den reinen, unverbrauchten Atem des neuen Menschen: Das Wunder der Fortpflanzung ist wahr geworden. Es gibt nichts Innigeres als diesen intimen Moment der ersten Begegnung. Dieses einzigartige Gefühl ist unbeschreiblich und gehört der neuen Familie ganz alleine. Genießen Sie es, und bewahren Sie es in Ihrem Herzen. Bitten Sie eine liebe Person, Fotos zu machen, und nutzen Sie ruhige Momente für Einträge ins Tagebuch, um diese einmaligen Augenblicke und Gefühle festzuhalten. So können sie weiterleben und Ihnen dann eine Quelle der Kraft und der Sinngebung sein, wenn schwierige Zeiten die wunderbare Erinnerung verblassen lassen.

Wissenswert

So finden Sie Ihren Kinderarzt

Um einen guten Kinderarzt zu finden, fragen Sie Menschen Ihres Vertrauens, Ihre Hebamme, Ihren Frauenarzt und Geburtshelfer sowie erfahrene Mütter aus Ihrer Umgebung. Geburtskliniken, Gesundheitsämter und Ärztekammern haben Verzeichnisse der Kinder- und Jugendärzte, dürfen aber keine Empfehlungen aussprechen. Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) verfügt über entsprechende Verzeichnisse, die Sie auf der Homepage des BVKJ nach Postleitzahlen geordnet finden (siehe Adressen). Die Homepages der meisten Praxen können Sie per Mausklick erreichen.

Es geht aber nichts über ein persönliches Kennenlernen – am besten ohne den Druck eines akuten Ereignisses oder die Aufregung vor der ersten Vorsorgeuntersuchung. Entscheidend ist, ob Sie sich in der Praxis Ihrer Wahl ernst genommen und gut aufgehoben fühlen. Mehr zum Thema Arztwahl finden Sie auf >.

Rooming-In, Stillen und ganz viel körperliche Nähe erleichtern dem Baby in den ersten Tagen nach der Geburt das Ankommen in der Welt.

Das Band festigt sich

Während der Geburt scheint die Zeit stillzustehen. Die Welt da draußen ist nicht mehr wichtig. Was zählt, sind die Augenblicke der Nähe und der Liebe. Haben Sie keine Scheu vor den großen Gefühlen, die Sie in diesen Augenblicken überwältigen. Leben Sie die Emotionen aus und tragen Sie die Liebe ganz bewusst in Ihr neues Leben hinein. Denn das Neugeborene braucht Ihre Liebe und ein wohlwollendes Umfeld, in dem Sie gefühlvoll mit ihm umgehen und ihm Sicherheit vermitteln. Während des Stillens oder des Fläschchengebens sowie bei der Pflege und dem Trösten entwickelt sich nach und nach ein immer festeres Band zwischen Eltern und Kind. Und so fühlt der Säugling bald, dass er von Ihnen geliebt wird.

Die Entdeckung der Langsamkeit

Lassen Sie sich Zeit, um in Ihr neues Leben hineinzufinden. Ein ruhiges Lebenstempo in den ersten Wochen mit dem Baby tut Ihnen allen gut, schafft Raum für Gefühle und unterstützt die Eltern und das Kind darin, ganz allmählich in ihrem neuen Leben anzukommen. Lassen Sie Hektik und Stress erst gar nicht zu, sondern machen Sie sofort eine Pause, wenn Sie sich überfordert fühlen. Abwasch und Bügelwäsche sollten jetzt besser warten, bis eine Oma oder Schwiegermutter sich ihrer annimmt. Auch eine Haushaltshilfe kann entlastend sein. Am besten organisieren Sie sich schon vor der Geburt eine gute Unterstützung für diese Zeit. Das ist der sicherste Weg für Zufriedenheit bei den Eltern und beim Kind – und für ein liebevolles Miteinander. Nach einem solchen Start werden Sie auch den gemeinsamen Alltag meistern, der sich unweigerlich einstellt.

Nach und nach kommen auch die Anstrengungen des täglichen Lebens hinzu: das nicht immer einfache Stillen und Füttern, die schlaflosen Nächte und die vollen Windeln, die Tag und Nacht gewechselt werden müssen. Die Eltern erkennen und lernen zu akzeptieren, dass das Leben als Familie ein andauernder Entwicklungsprozess ist und neben vielen positiven Gefühlen auch immer wieder neue Herausforderungen bereithält. Machen Sie sich immer wieder bewusst, dass Sie gemeinsam mit Ihrem Kind etwas Großes erleben, bei dem Sie aufeinander angewiesen sind. Von manchen Lebenserfahrungen wird eine Kraft ausgehen, die beiden Elternteilen das Gefühl vermittelt, etwas Besonderes geleistet zu haben. Seien Sie stolz auf sich und genießen Sie das Glück, gemeinsam Hürden bewältigen zu können.

Mutter werden

Mit der Geburt wird nicht nur ein Kind geboren, sondern auch eine Mutter – bedenkt man, wie viel sich für die Frau verändert, wenn sie ein Kind zur Welt gebracht hat. Zum einen ist sie körperlich noch geschwächt, zum anderen braucht die Seele Zeit, bis das Muttersein auch bei ihr angekommen ist. Ist es wirklich wahr, dass das eigene Kind aus Fleisch und Blut nun neben ihr im Bettchen liegt? Die Realität ist irgendwie noch nicht richtig greifbar, auch wenn sie das Kind berühren kann. Jede Veränderung braucht ihre Zeit. Und die Entwicklung von der Frau zur Mutter ist mit der Geburt des Kindes noch lange nicht abgeschlossen. Dennoch glauben viele Frauen, alle Erwartungen, die die Gesellschaft an eine Mutter stellt, von Anfang an erfüllen zu müssen. Doch das ist unmöglich – und auch nicht wünschenswert, denn viele Erwartungen sind überzogen oder passen nicht zum eigenen Lebensentwurf.

Auf wackligen Beinen

Die Unsicherheit der jungen Mutter ist groß, und sie wird noch durch die Sorge verstärkt, den neuen und alten Pflichten nicht gebührend nachkommen zu können. Das ist ganz normal, muss doch eine Frau ihren Weg zum Muttersein erst finden. Gehen Sie anfangs kleine Schritte, dann kommen Sie auch nicht so schnell ins Schleudern. Machen Sie nur so viel, wie Sie körperlich verkraften können und was sich mit der Pflege des Kindes vereinbaren lässt. Lassen Sie sich Zeit, Sie müssen nicht alles, was das Kind betrifft, von heute auf morgen perfekt im Griff haben und womöglich noch den Haushalt in bester Ordnung halten. Schließlich gibt es so viel Neues, was Sie erst nach und nach lernen: vom Stillen über das Wickeln bis hin zum Waschen, Anziehen, Tragen oder Schlafenlegen. Das alles muss sich erst einspielen, bevor mit der Zeit eine Routine einsetzt. Scheuen Sie sich nicht, Rat einzuholen und sich unterstützen zu lassen.

Der neue Blick

Nach der Geburt sieht eine Frau die Welt mit ganz anderen Augen. Selbst die vertraute Umgebung der eigenen vier Wände kann ihr fremd vorkommen. Und im altbekannten Supermarkt fühlt sie sich hilflos, obwohl noch alles am selben Platz steht wie zuvor. Woran liegt das? Es ist die Verwundbarkeit, die der Frau bewusst geworden ist und die sie so vorsichtig und wachsam sein lässt. Sie ist immer und überall auf der Hut, denn von nun an gilt es, ein Kind zu beschützen – und auch sich selbst, die Mutter, auf die das Kind angewiesen ist. Mit dieser neuen, großen Aufgabe hat sich die Frau erst einmal zurechtzufinden. Das verlangt viel Kraft, was den durch die Geburt ohnehin strapazierten Körper und das Gemüt zusätzlich schwächt. Machen Sie erst einmal kleine Schritte, wenn Sie mit Ihrem Baby in Ihr Leben zurückkehren und dieses neu entdecken.

Änderung im Lebenslauf

Von Kind an werden heute Männer und Frauen darauf vorbereitet, eines Tages unabhängig zu sein und ihr Geld selbst zu verdienen. Jeder kämpft im Berufsleben für sich alleine und schaut danach, was für ihn persönlich am besten ist. Einerseits sind damit große Freiheiten verbunden, andererseits passen eine Familie und die Verantwortung für einen Partner und Kinder nicht in dieses Bild. Da wundert es nicht, wenn Frauen Probleme damit haben, in ihre Mutterrolle hineinzufinden. Während sich bislang alles nur um sie selbst drehte, ist nun ein Mensch da, der die ungeteilte Aufmerksamkeit verlangt. Auch dem Mann geht es ähnlich, wenn er die Rolle des Familienvaters übernehmen und ausfüllen soll.

Zudem gibt es die typische Mutter- und Vaterrolle nicht mehr. Früher spielte der Mann in der Gesellschaft die Rolle des Versorgers, während die Frau Haushalt und Kinder übernahm. Jetzt können aufgrund ihrer Ausbildung und Berufstätigkeit auch die Frauen die Familie versorgen. Also muss die Frage geklärt werden, wer nun was machen soll. Da die Frau die Kinder zur Welt bringt und stillt, kümmert meist sie sich gerade in den ersten Lebenswochen hauptsächlich um das Kind. Aber wie soll es danach weitergehen? Es geht nicht immer gut, wenn die Frau nun genau die »typische Mutterrolle« übernehmen soll, auf die sie gar nicht so richtig vorbereitet wurde und auf die sie sich nicht eingestellt hat. Nicht selten entstehen Unzufriedenheit und Selbstzweifel an ihrer Fähigkeit als Mutter, was auch die Partnerschaft gefährden kann. Deshalb ist es sehr wichtig, die Rollen für die Mutter und den Vater neu zu definieren, und zwar innerhalb der Partnerschaft.

Schreiben Sie Ihre eigene Mutterrolle

Setzen Sie sich mit Ihrem Partner zusammen und halten Sie fest, was jeder von Ihnen gerne übernehmen möchte und was nicht. Suchen Sie darüber hinaus Unterstützung, etwa für den Haushalt oder für die Kinderbetreuung. Wenn Sie und Ihr Partner sich zum Beispiel trotz doppelter Berufstätigkeit ein erfülltes Leben gestalten können, hat Ihr Kind viel mehr davon, als wenn Sie unzufrieden und unglücklich ausschließlich bei ihm zu Hause bleiben.

Aber auch Frauen, die sich zu Hause wohl fühlen und gern die klassische Mutterrolle übernehmen, sollen diesen Weg wählen können. Lassen Sie sich Ihr Familienleben nicht von anderen madig machen, nur weil Sie womöglich nicht dem aktuellen Trend folgen. Was das Leben innerhalb der Familie betrifft, sollten Trends niemals die Richtschnur sein. Folgen Sie dem Plan, der für Sie stimmig ist. Zufriedene Eltern sind genau das, was ein Kind glücklich macht und die Partnerschaft lebendig hält.

Ob Sie eine »gute« Mutter sind, hängt also nicht davon ab, ob Sie zu Hause bleiben oder arbeiten gehen. Bleibt einer Frau jedoch aus finanziellen Gründen nichts anderes übrig, als arbeiten zu gehen, obwohl sie lieber daheim beim Kind geblieben wäre, kann das schlechte Gewissen zur Qual werden. Gehen Sie in diesem Fall nicht zu hart mit sich ins Gericht. Schließlich tun Sie doch alles, um sich und dem Kind eine wirtschaftliche Notsituation zu ersparen. Auch das zeichnet eine gute Mutter aus. Sie zeigen Verantwortung und bieten Ihrem Kind die Sicherheit, die es für sein Wohlergehen und eine gute Entwicklung benötigt. In der Kinderkrippe oder bei der Tagesmutter wird es bestimmt gut versorgt. Suchen Sie den Austausch mit den Betreuern, und erkundigen Sie sich nach den Geschehnissen des Tages. Auch so nehmen Sie Anteil am Leben Ihres Kindes und können beruhigt arbeiten gehen, weil Sie wissen, dass es ihm gut geht. An den Abenden und am Wochenende genießen Sie dann die Zeit mit Ihrem Kind umso mehr.

Schon während der Schwangerschaft wächst das Band zwischen Mutter und Kind. Eng verbunden über einen gemeinsamen Blutkreislauf werden zwei Leben zu einem. So nah werden sich die beiden – körperlich gesehen – nie mehr sein. Es verwundert daher nicht, wenn die Freude über die Geburt mit der Trauer über den Verlust dieser Symbiose einhergeht. Die Abhängigkeit des Kindes von den Eltern bleibt auch noch in den nächsten Jahren bestehen. Nach der Geburt braucht Ihr Kind Sie dringend, um sich gut zu entwickeln. Wenn Ihnen das bewusst wird, dürfte der erste Trennungsschmerz, mit dem Sie womöglich gar nicht gerechnet hatten, schnell verwunden sein.

Vielleicht haben Sie sich aber auch unter Mutterglück etwas ganz anderes vorgestellt und sind enttäuscht darüber, dass nach der Geburt nicht sofort eine innige Liebe zum Kind entsteht. Dieses befremdliche Gefühl gegenüber dem neuen Leben ist ganz natürlich. Zwar waren Mutter und Kind für neun Monate ein Paar, doch eigentlich kennen sie sich noch gar nicht richtig. Manche Frauen beschleicht auch ein seltsames Gefühl, weil sie sich nicht vorstellen können, dass das Kind von nun an immer da ist. Sie sind irritiert über derartige Gedanken und Gefühle, da sie sich doch so sehr auf das Kind gefreut hatten. Diese Unstimmigkeit der Emotionen kann die Mutter belasten und die Frage aufwerfen, warum keine »richtigen« mütterlichen Gefühle auftauchen. Doch es gibt keinen Grund, an sich zu zweifeln, denn genau diese ambivalenten Emotionen machen die Entwicklung von der Frau zur Mutter deutlich. Es gibt keinen nahtlosen Übergang. Jede Veränderung im Leben wird von positiven und negativen Gefühlen und Gedanken begleitet.

Wissenswert

Ich bin ich und du bist du

Manchmal fällt es nicht leicht, die Trennung durch die Geburt und die Lösung der verschmolzenen Verbundenheit zu akzeptieren. So laufen vor allem Mütter Gefahr, sich mit dem Kind in eine sehr enge Zweierbeziehung zu begeben und sich von der Außenwelt abzuschotten. Selbst der Partner bleibt manchmal außen vor. Dieses Phänomen kann man besonders nach belasteten Schwangerschaften und komplizierten Geburten, bei Frühgeborenen oder bei kranken Kindern, aber auch bei Alleinerziehenden beobachten.

Wenn ein Elternteil zu sehr mit dem Kind verschmilzt und sich nicht von ihm distanzieren und abgrenzen kann, fällt es ihm auch schwer, die Autonomie des Kindes anzuerkennen, es als eigenen Menschen und nicht nur als Teil seines Selbst zu akzeptieren. Spätere Verhaltensauffälligkeiten im Sinne eines übertrieben ausufernden oder eines übertrieben ängstlichen Verhaltens stellen die Gegenpole möglicher Folgen einer nicht ausreichenden Abgrenzung dar. Wenn Eltern anerkennen, dass jedes Kind von Anfang an seine eigene Welt, seine Gefühle, Gedanken und Wünsche hat, wird ihnen auch später der Umgang mit dem aufwachsenden Kind leichter fallen.

Wenn der Kaiserschnitt die Pläne durchkreuzt

Frauen, die sich körperlich und mental auf eine spontane Geburt eingestellt und sich mit dem Ablauf einer natürlichen Entbindung im Vorfeld vertraut gemacht haben, sind oftmals sehr enttäuscht, wenn aus medizinischen Gründen doch eine Intervention oder ein Kaiserschnitt notwendig wird. Sie können die Geburt dann als Bruch in der Beziehung zum Kind empfinden, da die Schwangerschaft nicht wie geplant und erhofft zu Ende gegangen ist. Eine sterile Operation ist an die Stelle der selbstbestimmten emotionalen und körperlichen Trennung vom Kind durch den Geburtskanal getreten. Das kann sehr schmerzhaft sein und braucht Zeit zur Verarbeitung.

Leider stellen sich in dieser Konstellation bei der Frau nicht selten Versagensgefühle ein, weil sie glaubt, nicht zu einer »normalen« Geburt fähig zu sein. Hinzu kommen starke Wundschmerzen und eine körperliche Schwäche. Das alles schränkt den Kontakt zum Neugeborenen oftmals ein, und die Mutter kann sich dem Kind nicht wie erhofft widmen. Daran hat sie jedoch keine Schuld. Sie ist jetzt auf verständnisvolles Klinikpersonal und eine Hebamme angewiesen, die ihr hilft, die schwierigen, möglicherweise traumatischen Ereignisse rund um die Geburt zu verarbeiten.

Auch wenn der Übergang zum Muttersein durch unvorhersehbare Komplikationen erschwert werden sollte, bleibt noch immer genügend Zeit, um sich mit dem Baby vertraut zu machen. Es ist nichts verloren gegangen. Lassen Sie sich vom Klinikpersonal, das bei der OP dabei war, von der Geburt berichten, falls Sie eine Vollnarkose benötigt haben. Fragen Sie so lange nach Einzelheiten, bis Sie das Gefühl haben, die Lücke schließen zu können. Im Wochenbett haben Sie zudem noch Zeit für einen Austausch mit Ihrer Hebamme über die Geburt. Auch die körperliche Nähe des Babys wird Ihnen guttun (siehe Kasten).

Wissenswert

Die Bindung stärken

Gerade wenn der gemeinsame Start nach der Geburt erschwert ist, sollten Sie besonders viel Nähe und Hautkontakt zu Ihrem Kind suchen. Seien Sie versichert: Die Nähe zum Kind und die gemeinsamen Stunden beim Stillen, beim Füttern und bei der Pflege werden Ihre Entwicklung zur Mutter beschleunigen. Die Liebe zu Ihrem Kind wird dabei mehr und mehr wachsen.

Manchmal reicht schon der Blickkontakt aus, um erste zarte Bande mit dem Kind zu knüpfen und das Muttersein spüren zu können. Enger Körperkontakt Haut an Haut verstärkt die Bindung zusätzlich und sorgt für Glücksmomente bei Kind und Eltern.

Die Art, wie der Vater mit seinem Kind redet, es trägt, hält und pflegt, ermöglicht dem Neugeborenen wunderbare neue Beziehungserfahrungen, die es stark fürs Leben machen.

Vater werden

Ein altes Sprichwort sagt: Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Darin ist viel Wahres enthalten, denn in der Tat ist es meist eine große Herausforderung, in die Vaterrolle hineinzuwachsen. Und noch immer wird häufig unterschätzt, wie wichtig der Vater auch für Babys und Kleinkinder ist.

Denn das Baby braucht Kontakte mit Personen, die sich mit ihren Botschaften von denen der Mutter unterscheiden. Die Art und Weise , wie der Vater mit seinem Kind redet, es hält und mit ihm schmust, ist eine neue, andere Erfahrung als die Zweierbeziehung, die das Baby mit der Mutter hat. Der Austausch mit dem Vater bereichert die emotionalen Erfahrungen des Babys und schenkt ihm eine weitere wichtige Bezugsperson.

Wenn es möglich war und er es ausgehalten hat, war der Vater bei der Geburt die ganze Zeit mit dabei. Dann hat er den großen Moment des ersten Atemzugs miterlebt und wurde von diesen völlig neuen Gefühlen überwältigt. Dadurch ist von vornherein eine innige Verbundenheit entstanden. Der Vater hat das Baby vielleicht sogar als Erster gehalten, bei den ersten Handreichungen geholfen und so die ersten Stunden intensiv miterleben dürfen. Diese Zuwendung wird im Vater Gefühle von Glück, Zärtlichkeit und Vaterliebe wecken und sein Leben bereichern.

Wichtige Aufgaben

Der Mann wird als Partner und Vater jetzt dringend gebraucht, denn das Wochenbett ist nicht nur Frauensache. Wenn die Frau von der Schwangerschaft und Geburt sehr erschöpft ist und die ersten Unsicherheiten mit dem Baby dazukommen, braucht sie nicht nur Ruhe, sondern vor allem die Nähe und das Verständnis des Partners. Seine Frau hat der Mann nicht als Mutter, sondern als Geliebte und Partnerin kennen und lieben gelernt. Der Übergang in die Mutterrolle ist auch für den Mann eine Herausforderung, und beide müssen darauf achten, dass sie sich in ihrer Rolle zurechtfinden und jeder seine neuen Aufgaben als Mutter oder Vater wahrnehmen kann.

Auch sollte sich der Vater von der überholten Ansicht verabschieden, dass Kinderkriegen und -großziehen Frauensache sei und er sich deshalb gar nicht erst darauf einlassen müsse. Er sollte von sich aus mit dem Kind eine eigene Beziehung aufbauen wollen.

Mutter und Geliebte zu sein lässt sich für die Frau anfangs kaum miteinander verbinden. Dafür sollte der Mann Verständnis aufbringen und versuchen, darüber zu sprechen, auch über seine sexuellen Bedürfnisse und den Weg zurück zu einer unbeschwerten Sexualität.

Wechseln Sie sich ab, indem der Mann für bestimmte Zeiten das Baby übernimmt und so seiner Frau hilft, wertvolle Freiräume zu schaffen. Dann kann die Frau einfach mal für sich sein, eine Freundin oder die alten Arbeitskolleginnen besuchen. Aber auch der Mann braucht seine Auszeiten. Wenn er von Windeln, Schnuller und Schreien überfordert ist, sollte er sich mit anderen Vätern austauschen. Spricht er über seine Schwierigkeiten und Gefühle, erkennt er, dass es anderen Männern ähnlich geht – und auch diese Gefühle zum Vatersein dazugehören.

Das Leben als Familie

In eine Zweierbeziehung tritt »etwas Drittes«; erst hierdurch wird das Paar zur Familie. Vorher hatten die Partner jeweils eine Familie, jetzt sind sie selbst zur Familie geworden – von der Herkunfts- zur Fortpflanzungsfamilie. Und damit sind auch viele Freiheiten verschwunden. Mal eben ausgehen, spontan einen Kurzurlaub einlegen, morgens ausschlafen … das alles gehört jetzt der Vergangenheit an. Nun sind beide Eltern geworden und müssen rund um die Uhr für ihr Baby da sein. Dabei helfen ihnen starke, tief sitzende Gefühle, diese Rolle ganz selbstverständlich auszufüllen. Das heißt aber nicht, dass die kleine Familie nicht auch eine Menge Herausforderungen bestehen muss.

Eine völlig neue Situation

Mit der Geburt des Kindes kommt ein noch unbekanntes Wesen zu seinen Eltern. Es ist völlig abhängig von ihnen und muss nun 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche umsorgt werden. Dabei kann und wird das Gleichgewicht beider Elternteile schon einmal ins Wanken geraten. Es wäre geradezu unnormal, wenn nicht Zweifel an den Fähigkeiten aufkommen würden, mit dieser Verantwortung zurechtzukommen.

Elternschaft und Familie sind nicht dasselbe. Die Elternschaft betrifft Ihr persönliches Verhältnis zu Ihrem Kind. Die Familie dagegen ist nicht nur die Kleinfamilie, sondern die gesamte Verwandtschaft, angefangen bei Ihren Eltern – also den Großeltern des Babys. Hatten Eltern früher viele Kinder, haben heute vergleichsweise wenige Kinder viele Eltern – und Großeltern. Kinder sind häufig ein einmaliges Ereignis. Woher soll man da noch wissen und lernen können, wie das Aufziehen von Kindern geht? Eltern von vielen Kindern sagen häufig, dass es schade ist, dass das erste Kind nicht gleich das dritte ist. Mit dem dann erworbenen Erfahrungsschatz geht alles viel einfacher. Doch auch wenn sich vieles gewandelt hat – ganz grundsätzlich hat sich am Kinderbekommen und den sich stellenden Aufgaben der Eltern nicht allzu viel geändert.

Hoffnungen, Zuschreibungen und Erwartungen

Die Rolle, die ein Kind im Leben seiner Eltern spielt, ist auch abhängig von deren Ursprungsfamilien, deren eigenen Erlebnissen in der Kindheit sowie von den Umständen der Zeugung und den Erlebnissen in der Schwangerschaft. Jedes Familienmitglied hat unterschiedliche Erwartungen an das Kind, sodass dieses schon »vorbelastet« auf die Welt kommt. Solche Vorstellungen können sehr unterschiedlich sein, manchmal sind sie bewusst, manchmal unbewusst. So projizieren manche Eltern ihre eigenen ungelebten Träume in die Kinder, die dann das verwirklichen sollen, was den Eltern – aus welchen Gründen auch immer – verwehrt blieb. Auch können Kinder Ersatz für verstorbene Geschwister, Tanten oder Onkel sein und damit in einen generationsübergreifenden Zusammenhang gestellt werden, der ihre seelische Entwicklung beeinflusst.

Wenn eine Frau ungewollt schwanger geworden ist und mit dem Vater ihres Kindes nichts zu tun haben will oder wenn sich die Eltern getrennt haben, könnte es passieren, dass die Mutter oder der Vater alle möglichen Eigenschaften des Kindes dem ungeliebten anderen Elternteil zuschreibt. Auch wenn es unmöglich ist, sich ganz davon frei zu machen, ist es doch wichtig, darüber nachzudenken und keine voreiligen Zuschreibungen und schwer zu korrigierenden Urteile zu fällen. Das grundsätzliche Problem dabei ist, dass die gemeinsame Elternschaft auch dann nicht endet, wenn eine Paarbeziehung nicht mehr besteht.

Zuschreibungen können die Entwicklung eines Kindes genauso stark beeinflussen wie Erbanlagen. Ganz frei machen davon können wir weder uns noch das Kind, aber wir sollten an die Möglichkeit dazu denken und versuchen, unser Verhältnis zum Kind nicht durch unsere eigenen Vorstellungen zu sehr zu beeinflussen.

Das Baby mit einem Geschwisterkind

Wenn Sie bereits Kinder haben, verändert sich Ihre Familiensituation mit jedem Neuzuwachs. Vor allem für das erste Kind kommt nicht nur ein süßes, kleines Baby in die Familie, sondern auch eine unbekannte Person, deren Platz das Erstgeborene noch gar nicht zuordnen kann. Je nach Alter des ersten Kindes können die Reaktionen auf das Geschwisterchen sehr unterschiedlich sein. Wenn Sie die merkwürdigen Verhaltensweisen, die das ältere Kind in nächster Zeit an den Tag legt, unter dem Aspekt der Geschwisterrivalität betrachten, werden Sie für Ihr größeres Kind viel Verständnis aufbringen können. Denn das Erstgeborene muss noch lernen, mit dieser neuen Konstellation in der Familie zurechtzukommen. Bisher hatte es die Rolle des einzigen Kindes und hatte aus dem Paar eine Familie gemacht.

Wissenswert

Nicht allein lassen!

Lassen Sie Ihr Kleinkind mit dem neugeborenen Baby niemals allein – dem Einfallsreichtum kleiner Kinder sind kaum Grenzen gesetzt. Vielleicht will es mal probieren, ob das Baby schon laufen oder Gummibärchen essen kann. Bedenken Sie: Es gibt fast nichts, auf das die kindliche Fantasie in diesem Alter nicht kommt.

Konkurrenz zum Baby

Nun taucht ein neuer kleiner Mensch auf, der viel Zeit in Anspruch nimmt, viel Aufmerksamkeit auf sich zieht und auch den Platz auf dem Schoß und am Busen der Mutter einnimmt. Da ist es kein Wunder, dass das ältere Geschwisterkind so einiges unternimmt, um wahrgenommen und nicht ignoriert zu werden. Zur Not versucht es, durch provokatives Verhalten aufzufallen oder durch Rückschritte wie Einnässen. Sein Verhalten kann sich auch gegen das Baby richten, sodass sein anfängliches Streicheln und Knuddeln in Knuffen und Kneifen übergeht. Der besondere, etwas abwesende Gesichtsausdruck lässt solche Situationen meist im Vorfeld erkennen. Wenn das ältere Kind schon sprechen kann, wird es Sie vielleicht mit Fragen erschrecken, etwa ob man das Baby nicht wieder zurückgeben oder in den Windeleimer werfen kann. Reagieren Sie nicht entrüstet, sondern fragen Sie nach, warum und was Ihr Kind empfindet. Vielleicht denkt es, dass Sie es nicht mehr lieb haben, weil Sie ein weiteres Kind bekommen haben.

Die Situation entschärfen

Versuchen Sie, die Situation zu klären, und zeigen Sie Ihrem älteren Kind immer wieder, wie lieb Sie es haben und wie sehr Sie seine Anwesenheit schätzen. Binden Sie es in die Pflege des Neugeborenen ein, bitten Sie es um seine Mithilfe, lassen Sie sich Dinge von ihm reichen, und sagen Sie ihm, wie groß es schon ist. Vor allem sollten Sie dafür sorgen, dass Sie auch mal nur für das größere Kind allein da sind. Machen Sie das ganz aktiv und kommentieren Sie Ihr Tun: So, jetzt geht der Papa mit dem Baby spazieren und du hast Zeit mit mir. So wird für Ihr Erstgeborenes manches leichter.

Ist das größere Geschwisterkind schon etwas älter, ist die Rivalität mit dem Baby meist weniger stark. Die Älteren freuen sich oft sehr auf das Neugeborene, sie haben die Schwangerschaft sehr bewusst mitbekommen, viel gefragt und Erklärungen bekommen. Je nach Alter und Entwicklungsstand können sie mit großer Freude und viel Stolz in die Betreuung des Kindes einbezogen werden. Aber auch sie dürfen nie das Gefühl verlieren, dass sie im Herzen ihrer Eltern immer noch genug Platz haben.

Die Bedeutung der Großeltern

Großeltern werden ist eine ganz eigene, neue Perspektive und auch etwas sehr Aufregendes. Oma und Opa wollen auch etwas von dem Baby haben. Wenn sie dieses »Recht« einfordern, werden sie von den jungen Eltern oft als zudringlich erlebt. Auf der anderen Seite kann das junge Paar von den Erfahrungen und der Hilfe der Großeltern profitieren. Ob die Unterstützung der Älteren gewünscht ist, hängt in erster Linie von der Beziehung zu ihnen ab.

Ideal ist es, wenn die Großeltern ihre Hilfsbereitschaft signalisieren, sich aber mit Ratschlägen zurückhalten. Nichts frustriert junge Eltern mit den vielen kleinen Sorgen des Alltags mehr als Besserwisserei oder ein mitleidiges Lächeln. Großeltern sollten nicht in die frühe Eltern-Kind-Beziehung eingreifen, sondern im Hintergrund bleiben und dort helfen, wo es gewünscht wird, etwa bei Einkäufen, Besorgungen oder dem täglichen Kochen. Wenn Geschwister da sind, können sie einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung der neuen Familie leisten, indem sie sich viel mit ihnen beschäftigen und ihnen vermitteln, wie wichtig sie nach wie vor sind.

Auch wenn es oft schwerfällt, die Hilfe der eigenen Eltern oder Schwiegereltern anzunehmen, kann es für die junge Familie doch eine deutliche Entlastung bedeuten. Wenn möglich, sollten Sie den Erfahrungsschatz aus erster Hand nutzen. Außerdem kann bei Sorgen und Aufregungen die beruhigende Wirkung nicht unmittelbar betroffener, etwas distanzierter Menschen von Vorteil sein.

Manchmal ist das Verhältnis zu den eigenen Eltern allerdings sehr angespannt, oder die Großeltern sind nicht wirklich hilfreich, sondern verursachen mehr Verwirrung als Unterstützung und wollen selbst wie ein Besuch zuvorkommend umsorgt werden. Dann sollten Sie überlegen, welche Unterstützung Sie annehmen möchten. Vielleicht können sie mit den älteren Geschwistern einen Ausflug machen oder Einkäufe erledigen. Auch könnten sie mit dem Baby spazieren gehen, damit Sie als Paar wieder einmal für sich sein können oder Zeit für eigene Bedürfnisse haben.

Ein Individuum mit Ähnlichkeiten

Es kann ganz schön nerven, wenn die Großeltern und andere Verwandte ständig irgendwelche Ähnlichkeiten des Babys zu näheren und ferneren Verwandten sehen. Schließlich steht für Sie die Einzigartigkeit Ihres Kindes im Vordergrund – und in der Tat ist jeder Mensch ganz und gar einmalig und keine Neuauflage eines anderen. Außerdem sind solche Parallelen zu Familienmitgliedern oft voreilige Zuschreibungen und Vorurteile, die die Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen können.

Doch andererseits ist für die Familie als Ganzes eine generationsübergreifende Kontinuität wichtig und identitätsstiftend: Wir alle wollen wissen, wer wir sind und wo wir herkommen. Wenn Sie diesen Aspekt bedenken, wird es Ihnen leichter fallen, mit den Zuschreibungen umzugehen. Sehen Sie es so: Ihr Kind ist zwar die Summe und die Quintessenz seiner Vorfahren, aber weder eine Wiedergeburt noch ein Ersatz für verlorene Familienmitglieder. Deshalb sollte es vom ersten Tag an seinen eigenen Weg finden dürfen.

Familien sind vielfältig

Familienformen sind kontinuierlich im Wandel. Regenbogen-Familien, Ein-Eltern-Familien, Patchwork-Familien, queere Familien, Familien mit Migrationshintergrund, Teenager-Familien und »späte Eltern« haben die traditionelle Kernfamilie längst abgelöst.

Diese gesellschaftliche Veränderung hat auch neue Bilder von »Mutter« und »Vater« mit sich gebracht, denn neue Lebensumstände sowie Anforderungen an Beziehungen und Elternschaft schaffen neue Rollenmodelle. Das ist spannend und trägt zu einer nie dagewesenen Vielfalt an Lebensgestaltungsmöglichkeiten bei. Es ist aber auch eine Herausforderung für Familien mit unterschiedlichen Lebensvorstellungen, sich in einer Gesellschaft zurechtzufinden, die ihr nicht überall Verständnis und Akzeptanz entgegenbringt. Zu fest sind vielerorts die alten Vorstellungen von einer Familie als Vater-Mutter-Kind verankert. Das ist schwer, strengt an und geht an die Substanz. Gerade jetzt, wo ein kleines Kind die ganze Liebe und Energie benötigt, rauben gesellschaftliche Herausforderungen wertvolle Kräfte. Das tut weh und kann das Selbstbewusstsein schwächen.

Aber seien Sie versichert: Mittlerweile gibt es in Bezug auf den Umgang mit unterschiedlichen Familienbildern beispielsweise für Kita- oder Kindergartenpersonal Fortbildungen und Supervisionen. Damit soll eine wertschätzende Haltung gegenüber der Heterogenität von Familien sichergestellt werden. Nicht zuletzt geht es ja auch um das Leben des Kindes. Es bemerkt schließlich schnell, was an ihm und seiner Familie erwünscht und was nicht erwünscht ist. Und das bezieht das Kind in sein persönliches Selbstbild ein.

Damit Ihr Kind ein positives Selbstwertgefühl entwickeln kann, ist es besonders wichtig, dass es Ihnen in Ihrer Elternrolle gut geht und dass Sie sich akzeptiert fühlen. Wenn das funktioniert, geben Sie diese Werte automatisch weiter an Ihr Kind. Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Doch es gibt Menschen, die für Sie da sind, die sich fort- und weiterbilden, um Ihre Rolle und Bedürfnisse zu verstehen und darauf eingehen zu können.

Hebammen und Sozialpädagogen etwa haben die Möglichkeit, sich weiterzubilden, um eine Sensibilität für vielfältige Familienformen zu entwickeln und die eigenen Vorstellungen und Vorurteile immer wieder zu reflektieren. Wenn Sie sich auf die Suche nach einer Hebamme begeben, fragen Sie gezielt nach, wer hier für Sie infrage kommt. Und je größer die Nachfrage, desto größer das Angebot. Machen Sie sich stark für Ihre Bedürfnisse und schaffen Sie damit die nötige Selbstverständlichkeit für vielfältige Familienformen!

Neue Partnerschaftsformen

Heute steht das klassische Familienmodell ebenso auf dem Prüfstand wie die Rolle einer Blutsverwandtschaft. Der Wunsch nach eigener Lebensgestaltung, nach selbst gewählten Lebensformen lassen die Bedeutung traditioneller familiärer Bande zurücktreten. Man sucht sich seine Wahlverwandtschaften und -beziehungen – nicht nur in der ebenfalls bunt gewordenen Paarkonstellation. Auf der anderen Seite ist die Suche nach der geschichtlichen Identität, nach Herkunft und Vorfahren lebendig wie nie. Bruch und Kontinuität stehen nebeneinander.

Nicht in allen Gesellschaften verläuft diese Entwicklung gleichförmig. In Mitteleuropa haben sich eheliche Beziehungen vor etwa 200 Jahren, in der Zeit der Romantik, vom reinen gesellschaftlichen Kalkül wegentwickelt zu einem von Liebe und erotischer Leidenschaft geprägten Verhältnis der Partner. Beziehungen wurden fragiler, wurden intensiver, aber meist auch kürzer. Zeitlich begrenzte Lebensabschnittsbeziehungen wurden nicht zuletzt durch die soziale Akzeptanz von Scheidungen immer häufiger.

Zum Normalfall ist inzwischen die Patchworkfamilie geworden, ebenso die Alleinerziehenden-Familie. Auch gleichgeschlechtliche Eltern gehören zum bunten Spektrum heutiger Familien. Freiheit, Liebe und Leidenschaft statt genetischer Verwandtschaft. Ob daraus ein gesellschaftlicher Fortschritt resultieren wird, werden erst künftige Generationen beurteilen können. Derzeit gilt es als Errungenschaft.

Dass traditionelle Familienformen und Verwandtschaftsbeziehungen stabiler sind, ist sicher kein Wert an sich, da man nicht weiß, um welchen Preis sie aufrechterhalten werden. Auf jeden Fall aber sind sie langlebiger, denn die durchschnittliche Überlebenszeit heutiger familiärer Muster beträgt knapp zehn Jahre. Das kann später im Leben unter Umständen zu Vereinsamung führen: Mit einem Anteil von rund 40 Prozent Einpersonenhaushalten an allen Haushalten belegt Deutschland derzeit einen Spitzenplatz.

In modernen Familien, die offen für häufigeren Neubeginn sind, sinkt naturgemäß die Bedeutung der Vorfahren und ihrer Eigenschaften. Familienähnlichkeiten sind seltener ein Thema, erinnern sie doch an verflossene Beziehungen. Auf der anderen Seite nehmen nicht nur gleichgeschlechtliche Paare viele Mühen und Kosten auf sich, um mittels reproduktionsmedizinischer Verfahren bis hin zur Leihmutterschaft doch einen Teil ihrer Gene der Nachwelt zu erhalten. Darin zeigt sich doch die anhaltende Bedeutung, die die biologische Verwandtschaft immer noch hat.

Egal, welches Familienmodell Sie leben: Im Kern geht es um Liebe und Geborgenheit.

Wenn Vater oder Mutter fehlt

Jedes fünfte Kind wächst heute mit nur einem Elternteil auf, in der ganz überwiegenden Zahl mit der Mutter. Alleinerziehende Väter mögen sich nicht zurückgesetzt fühlen, wenn hier vor allem die alleinerziehende Mutter thematisiert wird. Sie spielt als Gebärerin eine besondere Rolle, die ihr auch bei noch so viel Gleichstellungsbemühungen bleibt.

Wenn auch traditionelle Geschlechterrollen zu Recht infrage gestellt werden, sind körperliche und emotionale Unterschiede zwischen den Geschlechtern unbestritten. Das Mutterrecht, das Matriarchat, steht in der Kulturgeschichte und bei vielen Naturvölkern vor dem Patriarchat, welches unsere westliche Welt so lange geprägt hat. »Mater certa, pater incertus est«, die Mutter ist sicher, beim Vater weiß man es nie so genau – aus dieser Ursituation leitet sich die Besonderheit der Mutterrolle ab. Auch für das Kind ist die Mutter das Sichere, das Gewisse – der Vater muss sich diese Position erarbeiten.

Individuelle Situationen

Die Tatsache, dass ein Elternteil mit dem Kind alleine lebt, hat immer eine sehr individuelle Vorgeschichte, die in ihrem ganzen Spektrum gar nicht umfassend dargestellt werden kann. Ebenso sind die Lebensumstände und die spezifischen Probleme so vielfältig, dass Empfehlungen nur sehr allgemein gegeben werden können. Es ist ein Unterschied, ob die Schwangerschaft geplant oder nicht geplant war, ob der Partner geliebt oder ungeliebt war, ob er verlassen wurde oder verlassen hat, ob es eine bewusste Entscheidung war, ein Kind alleine großziehen zu wollen, oder ob der Partner vielleicht sogar gestorben ist. Meist sind es keine bewusst getroffenen Entscheidungen, sondern schicksalhafte Ereignisse, die dazu führen, dass Mutter oder Vater ihr Kind alleine aufziehen. Sie wollen es nicht, sie müssen es.

Jeder, der in dieser Situation steht, braucht eine eigene Strategie, die auf seine Lebenssituation zugeschnitten ist, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen. Es gibt zahlreiche Beratungs- und Hilfsangebote von Organisationen, die mit dem Thema gut vertraut sind. Schwangerenberatungsstellen sind auf diese Fragen eingestellt, und auch in der Geburtsklinik kann der Sozialdienst weiterhelfen. Eine hilfreiche überregionale Adresse ist der Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V., der ein Informationsbuch mit dem Titel »Alleinerziehend« erstellt hat, das neben Unterhalts- und Rechtsfragen eine Fülle wichtiger Tipps und Adressen enthält (siehe Adressen).

Der Partner im Hintergrund

Meistens fehlt der andere Elternteil nicht wirklich, er ist ja vorhanden, wenn auch nicht gegenwärtig. Unter den meist sehr belastenden Umständen einer Trennung ist es nicht leicht, ihn so einzubeziehen, dass das Kind auch zu ihm positiven Kontakt hat. Elternschaft dauert, im Unterschied zu Partnerschaft, ein Leben lang und endet nur mit dem Tod. Ob körperlich anwesend oder nur in der Vorstellung, als eine Art Phantom, behält der Partner Einfluss – und sei es nur, im schlimmsten Fall, als Projektionsobjekt aller ungünstigen Eigenschaften eines Kindes, die dann dem fehlenden Elternteil zugeschrieben werden.