Das große Gynbuch - Prof. Dr. Mandy Mangler - E-Book

Das große Gynbuch E-Book

Prof. Dr. Mandy Mangler

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Beschreibung

Von der Ärztin des erfolgreichen Gynäkologie-Podcasts »Gyncast«
Das neue Standardwerk der Frauenheilkunde

Mandy Mangler, Chefärztin der Frauenheilkunde und Geburtshilfe zweier Berliner Kliniken, weiß es aus ihrem beruflichen Alltag: Rund um die Gesundheit von Frauen und den weiblichen Körper gibt es noch immer zahlreiche althergebrachte Mythen, Irrtümer und eklatante Informationslücken – selbst aufseiten des medizinischen Personals. Denn die Gynäkologie fußt größtenteils auf der Forschung von Männern. Und die stellen manchmal nicht die richtigen Fragen, wenn es um einen Körper geht, den sie selbst nicht haben. Diese Lücke zu füllen, das ist Mandy Manglers Antrieb.

Ihr Buch widmet sich einfühlsam, persönlich und umfassend allen Themen der Frauengesundheit, von der ersten Menstruation über die Wechseljahre bis ins Alter. Es hilft, den eigenen Körper kennen und lieben zu lernen und gute Therapiegespräche mit der eigenen Ärztin zu führen. Es bietet überraschende Einsichten zu Lust und Sex aus weiblicher Perspektive, Hilfe bei Zyklusbeschwerden oder unerwünschten Schwangerschaften, Rat zu Verhütung, Kinderwunsch und Geburt, bei Infektionen, Endometriose oder Krebs: selbstermächtigend, schambefreit, auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und kompromisslos zum Wohl von Frauen und Patientinnen.

Das unverzichtbare Buch für ein ganzes Frauenleben

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 798

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Guide

Cover

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Impressum

Textanfang

Titel

Impressum

Die Gynäkologie · Ein konservativ geprägtes Fach

Verinnerlichte Frauenfeindlichkeit

Mein Weg in die Gynäkologie

Patriarchal geprägte Strukturen haben Nachteile für alle

Unser Körper · Was er kann, was er braucht und was ihm Lust bereitet

Spieglein, Spieglein in der Hand · Die Anatomie von Vulva und Vagina

Wie pflege ich meine Vulva?

Ist Ausfluss normal?

Runzeln, Haare, Größe: Wie hübsch ist meine Vulva?

Klitoris · Die große (!) Unbekannte

Klitoris zum Nachvollziehen

Die Geschichte der Entdeckung unseres Lustorgans

Eine erfüllte Sexualität

Von A- bis G-Punkt: die erogenen Zonen von Vulva und Vagina

Der weibliche Orgasmus in Labor und Wissenschaft

Lust, zu kommen

Solosex: schön, gesund und nützlich

Der Beckenboden · Was uns im Inneren zusammenhält

Die Kraft des Beckenbodens testen und trainieren

Mythos Jungfernhäutchen · Geschichte einer Täuschung

Blutungen bei der (ersten) vaginalen Penetration

Alles über Brüste

Warum sie politisch sind

Evolutionäre Bedeutung und Anatomie der Brust

Die »Brustwarze« oder Mamille

»Brust Awareness«, Spannungen, Schmerzen und Zysten

Der BH

Themen & Phasen in unserem Leben

Meine Gynäkologin und ich · Die Hausärztin für die Frauen

Als junges Mädchen

Eine passende Gynäkologin finden

Die gynäkologische Untersuchung oder: Es muss nicht immer vaginal sein

Queere Menschen in Gynäkologie und Geburtshilfe

Der Zyklus · Es lohnt sich, ihn gut zu kennen

Startpunkt: die Menstruation

Von der Binde bis zur Tasse: Menstruationsprodukte

Wenn sie nicht, zu stark oder zu schmerzhaft kommt: Störungen der Menstruation

Die Eizelle reift heran: die Follikelphase

Besser als ihr Ruf: die Lutealphase

PMS – oder wie Frauen für krank erklärt werden

Zyklusphasen für sich nutzen

Verhütung · Eine ungerecht verteilte Last

Wie berechnet sich der Pearl-Index?

Coitus interruptus

Kondome und Femidome: schützen auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten

Natürliche Familienplanung: hormonfrei und vielseitig

Knaus-Ogino- oder Kalendermethode

Symptothermale Methode: mit Blick auf Basaltemperatur und Zervixschleim verhüten

Sterilisation

Die Pille

Pillenpause

Die Nebenwirkungen: Thrombosen, Depressionen, Libidoverlust

Für wen kann die Pille das richtige Verhütungsmittel sein?

Die Dreimonatsspritze

Intrauterinsysteme: die Spirale und ihre jüngeren Schwestern

Jeweils für drei Wochen: der Verhütungsring

Unter die Haut: das Hormonstäbchen

Postkoitalpille: die »Pille danach«

Verhütung für den Mann

Vasektomie: Durchtrennung der Samenleiter

Vasalgel

Samenleiterventil

Hodenwärmen

Verhütung der Zukunft

Sexualisierte Belästigung und Gewalt · Nur Ja heißt Ja

Was kann ich nach einem sexualisierten Übergriff tun?

Fruchtbarkeit und Kinderwunsch · Schwanger werden

Mutterwerden als Standardeinstellung?

Ich möchte schwanger werden

Anti-Müller-Hormon & Co.

Kann ich meine Fruchtbarkeit stärken?

Befruchtungssex: Wann und wie oft, und hilft der Kopfstand danach?

Schwanger werden nach der Pille: die Post-Pill-Amenorrhoe

Medical und Social Freezing oder Eizellvorsorge: Kryokonservierung von Eizellen

Was tun, wenn ich nicht so einfach schwanger werde?

Endometriose und Fruchtbarkeit

Progesteron, das Gelbkörperhormon

Clomifen

hCG

Insemination

»Künstliche Befruchtung«: In-vitro-Fertilisation (IVF) und Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Ungewollt kinderlos

Schwangerschaft · Die ganz normale Ausnahmezeit

Eizelle trifft Spermium

Sichere und unsichere Anzeichen

Wie berechnet man Schwangerschaftswochen und Geburtstermin?

Die Dos and Don’ts

Alkohol und Alkoholfreies

Nikotin: sehr schädlich

Kaffee: ganz in Maßen

Medikamente: gut hingucken

Kosmetika und Weichmacher

Sex: ist gut

Sport: ist auch gut

Reisen: gern, aber vielleicht nicht überallhin

Job: Die Arbeitgeberin ist in der Pflicht

Sehr sinnvoll: Impfen gegen Keuchhusten und Grippe

Essen: Über Toxoplasmose, Listerien und alles, was gesund ist

Cytomegalie

Erbrechen und Übelkeit

Lob der Hebamme

Von der weisen Fachfrau zur Masterin der Hebammenwissenschaft

Schwangerschaftsbetreuung durch die Hebamme – vor, während und nach der Geburt

Pränataldiagnostik: Ultraschall und Bluttests

Ersttrimester-Screening: die frühe Feindiagnostik

Der NIPT-Test: nicht invasiver Pränataltest zur Erkennung von Trisomien

Die späte Feindiagnostik

Der Ultraschall vor der Geburt

B-Streptokokken

Gestosen – schwangerschaftsbedingte Erkrankungen

Präeklampsie

HELLP-Syndrom

Schwangerschaftsdiabetes

Es geht (zu früh?) auf die Geburt zu

Zervixinsuffizienz und Frühgeburtlichkeit

(Vorzeitiger) Blasensprung

Rektusdiastase

Die Geburt · Eine existenzielle Situation

Geburtsvorbereitung: Was kann ich tun?

Von klassisch über hypnotisch bis achtsam

Ich habe Angst! Geburt und Psyche

Wohnzimmer, Geburtshaus oder (hebammengeleiteter) Kreißsaal – wo bekomme ich mein Kind?

Wie wollen wir gebären?

Es geht in die richtige Richtung – wenn auch langsam

Es geht los!

Latenzphase und Eröffnungsphase

Austrittsphase

Gegen den Schmerz: Von Akupressur über Elektrostimulation bis PDA

(Wunsch-)Kaiserinschnitt:

Sectio caesarea

Primärer und sekundärer Kaiserinschnitt

Was geschieht nach der OP?

Die Diskussion um den Kaiserinschnitt

Besondere Kindslagen: Sternenguckerin, Beckenendlage, Querlage, Schulterdystokie

Sternenguckerin oder Gleichblick

Beckenendlage und äußere Wendung

Querlage

Schulterdystokie

Direkt nach der Geburt des Babys

Auspulsieren und abnabeln

Die Plazentageburt

Das Bonding mit dem Baby

Das Wochenbett · Ankommen und Hormonumstellung

Die einzelnen Phasen

Woche eins

Woche zwei

Woche drei

Die Wochen vier bis acht

Ist das noch der Babyblues oder schon eine Wochenbettdepression?

Vorbeugen mit Schlaf, Verständnis und guter Ernährung

Die Ernährung des Säuglings

Das Baby stillen

Stillen als Verhütungsmethode

Ersatzmilch und Abpumpen

Sex im Wochenbett und danach

Aborte oder kleine Geburten · Die sogenannten Fehlgeburten

Blutungen in der Schwangerschaft – nicht immer droht ein Abort

Windei und Molenschwangerschaft

Extrauterinschwangerschaften – im Eileiter oder Bauchraum

Klinische Symptome

Therapie der Eileiterschwangerschaft

PUL: die nicht lokalisierbare Schwangerschaft

»Missed abortion« – und wie es weitergehen kann

Option 1: Abwarten

Option 2: Medikamente

Option 3: Operation

Komplikationen: Febrile Aborte und Asherman-Syndrom

Nach dem Abort

Der Umgang mit dem Verlust

Antikörpertherapie und Rhesusprophylaxe

Wenn es mehrmals hintereinander geschieht – habitueller Abort

Spätabort / Stillgeborene

Der selbstbestimmte Schwangerschaftsabbruch

Das Vorgehen bei einer unerwünschten Schwangerschaft

Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch

Telemedizinischer Abbruch

Operativer Schwangerschaftsabbruch

Und danach?

Späte Schwangerschaftsabbrüche und Fetozide

Wechseljahre und Postmenopause · Eine starke Zeit

Ein Lebensabschnitt – viele Vorbehalte

Namen einer Lebensphase

Alles im Umbruch: Was passiert jetzt im Körper?

Prä-, Peri- und Postmenopause: Stufen des Wandels

Wenn der Zyklus zu früh aus dem Rhythmus kommt

Wechseljahre und weibliche Organe

Die Eierstöcke: auch jenseits der Menopause wichtig

Die Gebärmutter: vom Aufruhr zur Ruhe

Die Brust: großflächiger Umbau

Hitzewallungen und andere Beschwerden

Hitzeschübe – wie sie entstehen und was dagegen hilft

Ein schwacher Beckenboden und die Folgen

Osteoporose – wenn die Knochen brüchig werden

Trockenheit in Vulva und Vagina

Nicht nur hormonbedingt: Schlafstörungen

Depressionen und depressive Verstimmungen

Partnerschaft und Sexualität: anders und stärker

Lust am Altern

Gesundheit & Krankheit · Vorsorgen, schützen und heilen

Vorbeugen · Immer eine gute Investition

Freudige und tragische Ereignisse – und alles dazwischen

Krankheiten haben oft mehr als eine Ursache

Vorsorge: Den Erkrankungen einen Schritt voraus

Gesund leben · Speziell für Frauen

Ungünstige und positive Einflüsse

Nikotin: eine echte Übeltäterin

Alkohol: am besten so wenig wie möglich

Harte Drogen: keine gute Idee

Schädlich, doch manchmal auch nützlich: Cannabis

Ernährung, Gewicht und Bewegung: Stellschrauben mit großer Wirkung

Was sich sonst noch auf die Gesundheit auswirkt

Stress

Psychische Faktoren

Sex, Lust und Sinnlichkeit

Myome, Endometriose und andere gutartige Krankheiten

Myome – Knoten in den Muskeln der Gebärmutter

Wachsen? Ruhen? Myome sind nicht immer berechenbar

Therapie: Wann sie nötig ist und welche Möglichkeiten es gibt

Manchmal unumgänglich: die Operation

Alternative Behandlungsmethoden

Von der Ernährung bis zu grünem Tee: Myom-Prävention

Polypen – Gewebeanhängsel in der Gebärmutter

Endometriose – eine mysteriöse Krankheit im Verborgenen

Bis heute ein Rätsel: Wie entsteht Endometriose?

Welche Erscheinungsformen gibt es?

Ein ständiger Wandel: Wie die Krankheit verläuft

Meist langwierig: Diagnose und Therapie

Inseln der Selbstwirksamkeit

Fehler im System: Gutartige Erkrankungen der Eierstöcke

Zysten am Eierstock

PCO-Syndrom (PCOS)

Harnwegsinfekte, Pilze und Entzündungen im Genitalbereich · Wenn die natürliche Abwehr durcheinanderkommt

Eine natürliche Schranke: das Mikrobiom von Vulva und Vagina

Wann das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht gerät

Wie man die nützlichen Bakterien unterstützen kann

Blasenentzündung (Zystitis)

Wärme, Tee und Einfachzucker: vorbeugen und therapieren

Sich impfen lassen

Pilzerkrankungen

Bakterielle Vaginose

Sexuell übertragbare Krankheiten · Ihr großes Comeback

HIV

Der Verlauf der Erkrankung

Einer Ansteckung vorbeugen: die Präexpositionsprophylaxe

Für den Notfall: die Postexpositionsprophylaxe

Therapie einer HIV-Erkrankung

HIV und Schwangerschaft

Syphilis (Lues)

Die vier Stadien der Krankheit

Behandlung: je eher, desto besser

Tripper (Gonorrhö)

Früh behandeln, um die Eileiter zu schützen

Prävention – eigentlich ganz einfach

Weitere sexuell übertragbare Krankheiten, vor denen wir uns schützen sollten

Chlamydien

Herpes genitalis

Trichomoniasis

Hepatitis A, B und C

Krebserkrankungen · Auf dem Weg zu einer individualisierten Therapie

Was ist Krebs eigentlich?

Von Operation bis Antikörper: die wichtigsten Therapieformen

Operation

Chemotherapie

Strahlentherapie

Radiochemotherapie

Therapien, die das Immunsystem einbeziehen

Antihormonelle Therapie

Supportivtherapie

Alternative Wege

Heilung

Brustkrebs (Mammakarzinom)

Aktiv vorbeugen, Risikofaktoren entgegentreten, Heilungschancen stärken

Vorsorge und Diagnose

Brustkrebs in der Medizingeschichte

Formen von Brustkrebs

Am Puls der Forschung: Brustkrebstherapie

Perspektiven

Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)

Ein Tumor, der sich nicht leicht entdecken lässt

Eine Entscheidung mit Tragweite: Prävention bei Genmutationen

Eisprünge als Risikofaktor

Symptome, die auf Eierstockkrebs hinweisen

Therapie

Heilungsperspektiven

Krebs des Gebärmutterkörpers (Endometriumkarzinom)

Symptome und Diagnose

Therapie: Oft genügt eine gezielte Operation

Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle

Risikofaktoren und Möglichkeiten der Prävention

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)

Die Rolle des Humanen Papillomvirus (HPV)

Risikofaktor Nikotin

Früherkennung: Pap-Abstrich, Screening, erweiterte Methoden

Diagnose und Therapie

Das Vulvakarzinom

Selbstbetrachtung – ein wirksames Mittel zur Früherkennung

Diagnose und Therapie

Die Zukunft der Gynäkologie · Selbstbestimmt und digital

Stichwortverzeichnis

Auswahl der wichtigsten Literatur

Dank

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Prof. Dr. Mandy Mangler

Das große Gynbuch

Unter Mitarbeit von Esther Kogelboom und Regina Carstensen

Illustrationen vonSmilla Leßmann

Insel

Zur optimalen Darstellung dieses eBooks wird empfohlen, in den Einstellungen Verlagsschrift auszuwählen.

Die Wiedergabe von Gestaltungselementen, Farbigkeit sowie von Trennungen und Seitenumbrüchen ist abhängig vom jeweiligen Lesegerät und kann vom Verlag nicht beeinflusst werden.

Um Fehlermeldungen auf den Lesegeräten zu vermeiden werden inaktive Hyperlinks deaktiviert.

eBook Insel Verlag Berlin 2024

Der vorliegende Text folgt der deutschen Erstausgabe 2024.

© Insel Verlag Anton Kippenberg GmbH & Co. KG, Berlin, 2024

Alle Rechte vorbehalten. Wir behalten uns auch eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von §44bUrhG vor.

Für Inhalte von Webseiten Dritter, auf die in diesem Werk verwiesen wird, ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich, wir übernehmen dafür keine Gewähr. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Redaktionelle Mitarbeit: Verena v. Plüskow und Dr.Claudia Teibler

Gestaltung und Satz: Sofarobotnik, Augsburg und München

Illustrationen von Smilla Leßmann, außer S.36/37: G.L. Kobelt https://doi.org/10.11588/diglit.5929#0073

Lithografie: Jan Russok, RR Creative Service

Umschlagfoto: Benjamin Zibner & Sonja Riemann, Berlin 2024

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

eISBN 978-3-458-78169-1

www.insel-verlag.de

Ein konservativ geprägtes Fach

Die Gynäkologie

Manchmal ist es eine Herausforderung, einen weiblichen Körper zu haben– einen Zyklus, eine Menstruation und Brüste. Es ist eine Herausforderung, Sexualität aus weiblicher Perspektive zu leben, schwanger zu sein oder es gerade nicht werden zu wollen und durch die Wechseljahre zu gehen. Mit einem weiblichen Körper krank zu sein, ist es sowieso. Denn oft ist der klare Blick darauf verstellt durch alte Rollenbilder, Projektionen und Mythen– auch und gerade in der Medizin, wo man immer noch vom Mann als Norm ausgeht. Selbst unseren eigenen Blick auf unseren Körper prägen diese Vorstellungen und nehmen damit Einfluss auf unser ganzes Leben.

Wie alle medizinischen Fachrichtungen ist auch die Frauenheilkunde lange Zeit eine durch und durch männlich geprägte Wissenschaft gewesen. Im deutschen Sprachraum wurden erst Anfang des 20. Jahrhunderts Frauen an den Universitäten voll zugelassen. Zwar hat die Frauenheilkunde mit circa 77 Prozent Gynäkologinnen und 23 Prozent Gynäkologen heute insgesamt mit den größten Frauenanteil unter den medizinischen Fächern. In den Spitzenpositionen allerdings, bei den Leitungen der Fachabteilungen, Lehrstühle und Kliniken, sind 81 bis 87 Prozent von Männern besetzt. Und an der Spitze des Berufsverbandes für Gynäkologie stand noch überhaupt nie eine Frau. Damit sind selbst in der Frauenheilkunde auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinaus die Ausbildung, die Leitlinien für die Behandlung und die vorherrschende medizinische Meinung von Männern geprägt. Das hat ernste Folgen für die Sicht auf die Patientinnen, für ihre Gesundheit und auch für ihr Selbstbild. »Nirgendwo in der Medizin gibt es so viel Macht über Frauenkörper wie in der Gynäkologie«, sagt die ehemalige Vizevorsitzende des Deutschen Ärztinnenbundes, Prof. Gabriele Kaczmarczyk, die lange als Frauenbeauftragte an der Berliner Charité gearbeitet hat.

In der Medizin ganz allgemein ging man lange Zeit davon aus, dass Frauenkörper den Männerkörpern so ähnlich wären, dass man Frauen einfach als etwas kleinere Männer mitdenken könnte. So wurden in den meisten Medikamentenstudien bis in die 1990er-Jahre überhaupt keine Frauen als Probandinnen eingeschlossen– zu groß war die Angst, sie könnten unterdessen schwanger werden und die Medikamente das ungeborene Kind schädigen. Seither ist ein Veränderungsprozess in Gang gekommen, aber von einer sinnvollen Repräsentation von Frauen sind wir weit entfernt. Es ist aufwendiger, sie in den Studien zu berücksichtigen, denn dann ist es notwendig, den Zyklus der Frau mitzudenken und auch zu unterscheiden zwischen Frauen vor und nach den Wechseljahren, zwischen Personen, die hormonell verhüten, und welchen, die das nicht tun. Um zu soliden Ergebnissen zu kommen, wäre es sogar notwendig, mehr Frauen als Männer in Studien einzuschließen.

Frauenkörper sind nicht nur anatomisch, sondern auch immunologisch, genetisch und hormonell anders als Männerkörper– Unterschiede, die sich in jedem Fachgebiet auswirken. Deswegen brauchen sie eine auf sie zugeschnittene Medizin. Dass dieses Wissen in der Breite nicht konsequent umgesetzt wird, kann lebensgefährlich werden. Ein klassisches Beispiel ist der Umstand, dass Frauen nach einem Herzinfarkt prozentual häufiger sterben als Männer, weil sie andere Symptome zeigen. Diese sind aber weniger bekannt. Die Ernsthaftigkeit ihrer Erkrankung wird deshalb, etwa in der Notaufnahme, öfter übersehen, und sie werden nicht schnell genug behandelt.

Nun würde man meinen, dass diese Übertragung von ursprünglich für Männer entwickelten Therapien, die für Frauen nicht so ganz passen, in der Gynäkologie kaum ein Problem sein kann– schließlich geht es hier ja von vornherein explizit um den weiblichen Körper. Doch weit gefehlt. Die Dosierung von Medikamenten ist ein Beispiel dafür, wie auch in der Frauenheilkunde auf Forschung an Männerkörpern zurückgegriffen wird. Dabei verkennt man, dass diese Medikamente auf Frauen anders wirken und zum Beispiel mehr oder andere Nebenwirkungen nach sich ziehen.

Viele Probleme einer männlich dominierten Gynäkologie resultieren jedoch auch daraus, dass der Blick eines Arztes auf den weiblichen Körper naturgemäß ein anderer ist als der der Patientin selbst und der einer Ärztin. Bestimmte Forschungsfragen stellen die Männer in den Entscheidungspositionen und den entsprechenden Forschungsgruppen einfach nicht, weil sie ihre Relevanz nicht im Blick haben. Sie sehen den Frauenkörper aus ihrer männlichen Perspektive. Ich habe einige Zeit gebraucht, um diesen Mechanismus zu verstehen.

Wenn man im Krankenhaus einen venösen Zugang legt, um eine Infusion zu platzieren, kann dieser Zugang »para« liegen, also daneben, und dann fließt auch die Infusion daneben. So liegt auch ein Teil der Gynäkologie ein wenig »para«. Immer wieder leicht daneben.

Die davon berührten Bereiche sind vielfältig. Das fängt bei den Begrifflichkeiten an. Zum Beispiel werden Vulva und Vagina immer noch unter dem Begriff »Scheide« zusammengefasst, was eine unzulässige Vereinfachung ist. Es wird auch immer noch vom »Jungfernhäutchen« gesprochen– obwohl nichts dergleichen existiert. Verhütung ist ein großes Thema, das ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt ist. Wir setzen, auch in der Gynäkologie, nach wie vor viel zu oft Sexualität mit der Penetration der Vagina gleich. Vielfach wird nicht konsequent umgesetzt, dass für einen Schwangerschaftsabbruch kein Klinikaufenthalt nötig ist, sondern er mithilfe eines Medikaments auch zu Hause erfolgen kann. Oder dass eine Frau immer, auch als Gebärende im Kreißsaal, Chefin über ihren Körper sein kann und sollte.

Operationen wie zum Beispiel Gebärmutterentfernungen werden durchgeführt, ohne dass überhaupt klar ist, was dies für die Körperintegrität, Sexualität und Orgasmusfähigkeit der Patientin bedeutet. Die Forschungsgruppen, die sich wissenschaftlich mit der Hysterektomie befassen, stellen dazu keine zielgerichteten Fragen. Sie fragen nach den Folgen für die vaginale Penetration, nicht aber nach den Folgen für die Orgasmusfähigkeit der Patientin. Infolgedessen gibt es dazu auch keine adäquate Information.

Einmal diskutierte ich während eines Kongresses mit ein paar männlichen Kollegen die Nebenwirkungen einer bestimmten Operationstechnik in Bezug auf die weibliche Sexualität. Ein Kollege verkündete, die Lubrikation, also die Befeuchtung der Vagina, sei durch den Eingriff unverändert und damit auch die weibliche Sexualität. Ich fragte ihn, was denn mit der Klitoris sei. Ist die Patientin nach der OP noch in der Lage, Lust zu empfinden? Der Kollege schaute mich ratlos an. Die Klitoris und die weibliche Lust hatte er gar nicht in seine Überlegungen einbezogen– wohl aber war es ihm aus seiner männlichen Perspektive wichtig, dass die Vagina der Frau weiterhin befeuchtet ist und damit penetrierbar bleibt. Allerdings zeigen Studien, dass Vulva und Vagina auch feucht werden können, wenn eine Stimulation erfolgt, die gar nicht als erregend empfunden wird. Die Diskussion endete damit, dass der Kollege fassungslos den Raum verließ und sich draußen sammeln musste. Sein Weltbild war erschüttert worden, und es fiel ihm schwer, damit umzugehen.

Deutschlandweit wurde bis vor Kurzem auf keinem deutschen OP-Aufklärungsbogen die Vulva korrekt abgebildet. Es fehlte dort die Klitoris, unser Lust- und Orgasmusorgan. Mit Hartnäckigkeit und in Zusammenarbeit mit der klugen Redaktion dieser Aufklärungsbögen habe ich schließlich eine Korrektur bewirken können, die 2023 umgesetzt wurde. Das Argument gegen eine korrekte Abbildung der Klitoris war: Das ist zu kompliziert. Das verstehen die Frauen nicht. Das mag schon sein, wenn sie direkt vor einer Operation zum ersten Mal davon hören, dass ihre Klitoris vier Schenkel hat und tief in den Körper hineinreicht. Aber dann ist es doch allerhöchste Zeit, dass sie davon erfahren (mehr dazu ab S.32). Mit dem gleichen Argument könnte man dafür plädieren, es wäre besser gewesen, der Menschheit vorzuenthalten, dass die Erde doch keine Scheibe ist.

Verinnerlichte Frauenfeindlichkeit

In unserem Podcast »Gyncast« arbeite ich als Ärztin zusammen mit Esther Kogelboom vom Tagesspiegel und Anna Kemper von der Zeit, zu Beginn auch mit der Journalistin Julia Prosinger. Den Mythen, denen wir darin auf den Grund gehen, liegt häufig eine von uns allen auch selbst verinnerlichte Misogynie, also Frauenfeindlichkeit, zugrunde. Ein Körper, und ganz besonders ein Frauenkörper, ist niemals neutrales medizinisches Terrain. Keine von uns kann sich vollkommen von den überlieferten Zuschreibungen und Zugriffen freimachen, denen der weibliche Körper von jeher ausgesetzt ist– als Lustobjekt oder Gefäß zum Austragen der Nachkommen. Und selbstverständlich wirken diese Vorstellungen auch in die Medizin hinein.

In unserem Podcast wollten wir Gesundheitsinformationen vermitteln und zunächst nur zehn Folgen aufnehmen. Doch war zu jedem gynäkologischen Thema, das wir betrachtet haben, noch so viel mehr zu sagen, und wir stießen in allen Ecken auf so viel Staub, den es zu entfernen galt, dass wir inzwischen ohne ein definiertes Ende mit dem Format weitermachen– auch dank des enormen Rücklaufs der Hörerinnen. Wir konnten damit ein interaktives Format etablieren, in dem wir Umfragen starten und Statistiken erheben, die auch wissenschaftlich interessant sind. Wir merken: Der Aufklärungsbedarf ist groß, und zwar in jeder Generation. Auch dies hat uns dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben.

Ich möchte darin in einer ausdrücklich und kompromisslos frauenzentrierten Sichtweise über unseren Körper, über seine Gesundheit, aber auch über mögliche Krankheiten und deren Therapien aufklären. Bei vielen Themen rund um unseren Körper bestehen selbst bei sehr gut informierten Patientinnen eklatante Informationslücken und Irrtümer, das stelle ich immer wieder fest.

In meinem täglichen Wirken als Ärztin versuche ich die Menschen, die zu mir kommen, zu verstehen, ihre Bedürfnisse und Krankheiten zu erkennen und in ihrem Leben eine positive Wirkung zu erzielen. Sei es durch das Heilen einer Erkrankung oder durch die Stärkung der eigenen Kräfte und des eigenen Wissens. Ich kann mich darum kümmern, dass meine Patientinnen, die sich aufgrund einer Erkrankung oder bei einer Geburt in einer verletzlichen Situation befinden, selbstbestimmt gesünder werden beziehungsweise gestärkt weiterziehen können.

Und genau hier schließt sich dieses Buch an: Ich möchte, dass es die Leserin mit einem größeren Wissen über ihren Körper ausstattet und sie ermutigt, bei der Ärztin die richtigen Fragen zu stellen und selbstbewusst und auf Augenhöhe zu einer Behandlung zu gelangen, die zu ihr passt. Ich wünsche mir, dass es den einen oder anderen Perspektivenwechsel anregt, der das Leben der Leserin im Kleinen oder im Großen zum Positiven verändert. Und ich möchte bewirken, dass die Leserinnen sich in ihrem Körper wohlfühlen, dass sie gut für ihn sorgen und möglichst gesund bleiben.

Ein Wort dazu, wie ich in diesem Buch schreibe: Die Fachzeitschrift, die die meisten Gynäkologinnen in Deutschland lesen, heißt »Frauenarzt«. Mit einigen Kolleginnen des Berliner Berufsverbands habe ich eine Petition ins Leben gerufen, die darauf abzielt, die Zeitschrift umzubenennen. Circa 5000 Menschen haben unterschrieben, darunter mehrere Hundert Gynäkologinnen. Obwohl der Titel aus der Zeit gefallen ist, wurde die Zeitschrift bisher nicht umbenannt. Ich fühle mich durch das Wort »Frauenarzt« nicht angesprochen. Ich bin kein Frauenarzt, ich bin Frauenärztin. Für dieses Buch habe ich mich entschieden, bis auf einige begründete Ausnahmen das generische Femininum zu benutzen, so wie ich es auch in meinem täglichen Leben tue: Ich spreche also von Gynäkologinnen und Frauenärztinnen, von Patientinnen und Forscherinnen und meine damit alle Geschlechter gleichermaßen. Dabei ist mir bewusst, dass das Wort »Frauenärztin« schon in seinem ersten Wortteil manche queeren Menschen ausschließt, die uns Gynäkologinnen gleichwohl konsultieren. Daher wechsle ich ab und schreibe manchmal bewusst neutral auch von Menschen oder Personen, die in unsere Praxen kommen. So hoffe ich, dass sich alle meine Leser*innen, ungeachtet ihrer Geschlechtsidentität, angesprochen fühlen können.

Vielleicht lesen Sie dieses Buch von vorne bis hinten, vielleicht blättern Sie zu den Kapiteln, die gerade für Sie selbst, Ihre Töchter, Mutter, Tanten, Nichten, Freundinnen und lieben Menschen wichtig sind? Jedenfalls freue ich mich sehr, wenn wir von hier an zu Verbündeten werden und das Buch Ihnen wie eine Freundin mit gynäkologischem Wissen zur Seite steht.

Mein Weg in die Gynäkologie

Während meines Medizinstudiums im Berlin der Jahrtausendwende war ich lange Zeit unsicher, welche Fachrichtung ich einschlagen sollte. Mit dem Fach Frauenheilkunde hatte ich über Jahre hinweg so gut wie gar keine Berührungspunkte, allgemein hat es keinen großen Stellenwert im Medizinstudium. In der Lehre wird ihm nicht viel Zeit gewidmet, die gesellschaftspolitische Komponente komplett ausgeblendet. Frauenheilkunde aus der spezifischen Perspektive der Frau, zum Beispiel wenn es um weibliche Sexualität geht oder um Schwangerschaftsabbrüche, von denen jährlich in Deutschland immerhin circa 100000 durchgeführt werden, oder aber eine Betrachtung des für uns so alltäglichen BHs aus einer medizinisch-wissenschaftlichen Perspektive– in der universitären Lehre findet dies selten bis nie seinen Platz.

Erst gegen Ende meines Studiums überlegte ich konkreter, welche Fachrichtung ich wählen sollte. In einer seltsam plötzlichen Eingebung wurde mir klar: Ich bin Gynäkologin. Inzwischen bin ich Chefärztin zweier Berliner Vivantes-Kliniken und damit, wie oben schon ausgeführt, als Frau in der Minderheit. In einem Fach, in dem mittlerweile mehrheitlich Frauen arbeiten und die Patientinnen weiblich sind, finden sich in der deutschen Hauptstadt nur drei weibliche Chefärztinnen– von insgesamt 21. In der Universitätsmedizin sieht es nicht besser aus: Als ich mit Mitte30 in der Charité für ein Jahr zur kommissarischen Chefärztin der Gynäkologie wurde, war ich die erste Frau in dieser Position und bin die bisher einzige geblieben.

An einem Mangel an qualifiziertem weiblichem Nachwuchs kann das nicht liegen. In einer kürzlichen Zählung der Bundesärztekammer kam man auf bundesweit 18427 Gynäkologinnen, davon 77 Prozent weiblich. Deutschlandweit nähert sich der Anteil der Oberärztinnen an den Unikliniken in der Gynäkologie der 70-Prozent-Marke. Aber die Berufungskommissionen sowohl für die Professuren als auch für die Führungspositionen in den Kliniken sind überwiegend männlich besetzt, und es fehlen moderne Karriereangebote wie das »Job Sharing«, also die Möglichkeit, eine Führungsaufgabe zu teilen.

Umso öfter versuche ich, mich in meiner Funktion als Klinikleiterin öffentlich zu äußern und auch unbequeme Forderungen zu stellen. Ich denke, dass meine Stimme in Vertretung der vielen Frauen und Familien gehört werden sollte. Deswegen habe ich entschieden, mich im Berufsverband der »Frauenärzte« Berlins zu engagieren. Außerdem repräsentiere ich als gewählte Vertreterin auch die Berliner Chefärzte und Chefärztinnen. Bis vor Kurzem war ich Vorsitzende der sehr traditionsreichen Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin, als dritte Frau nach 120 männlichen Vorsitzenden seit 1840.

Als mir 2022 der Berliner Frauenpreis verliehen wurde, hat mich das sehr gerührt. Wir befanden uns im Roten Rathaus, dem Sitz der Bürgermeisterin. Die Gesundheitssenatorin und die Staatssekretärinnen verliehen mir den Frauenpreis des Landes Berlin. An diesem Abend sprachen wir über die strukturelle Vernachlässigung von Themen, die für Frauen wichtig sind, zum Beispiel auch darüber, dass die weibliche Anatomie in Studien kaum erforscht wird.

Eines meiner Anliegen ist es in diesem Zusammenhang, bei gynäkologischen Kongressen die Frauenquote anzuheben: Durchschnittlich liegt sie in der Gynäkologie bei 21 Prozent. Es gibt zahlreiche »all male panels«, also gynäkologische Veranstaltungen, bei denen auf dem Podium nur Männer über Frauenerkrankungen oder weibliche Sexualität sprechen. Ich kontaktiere dann häufig die Kongressleitung, frage, warum die Frauenquote so niedrig ist, und biete an, bei der Rekrutierung von Referentinnen zu unterstützen. Oft erhalte ich ablehnende Antworten, man ist sich keiner Schuld bewusst. Die gängigste unter den Standardausreden ist: »Wir haben keine qualifizierte Frau gefunden.« Auch deswegen habe ich gemeinsam mit meiner großartigen Kollegin, der Brustspezialistin Dr. Marion Paul, 2021 den Berliner Krebskongress organisiert und nur weibliche Referentinnen eingeladen. Wir wollten damit ein Zeichen setzen und konnten dieses Argument entkräften. Wir hätten ein wochenlanges Programm füllen können mit hochkarätigen Referentinnen; es war leicht, sie zu finden. Manchen Kongressorganisatorinnen ist eine gerechte Besetzung der Podien schlicht kein Anliegen, sie finden, »der Beste« solle zum Vortrag eingeladen werden. Eine mehrfache, sich selbst verstärkende Diskriminierung: Frauen haben es strukturell schwerer, eine Spitzenposition zu erlangen. Und dann werden sie, weil sie die nicht innehaben, nicht auf Podien eingeladen, was ja wiederum karrierebildend wäre. Ich finde, dass jedes Mal hinterfragt werden sollte, warum man Frauen keine Stimme gibt.

Die führenden Medizinzeitschriften haben dies längst begriffen. Die internationale Lancet-Gruppe mit 18 Medizinjournalen hat 2019 einen »Diversity Pledge« formuliert, um die Frauenquote und die Repräsentation von Frauen in der Medizin zu erhöhen, und für männlich besetzte Podien das Wort »Manel« geprägt– eine Kombination aus »Man« und »Panel«. Das »Berliner Ärzteblatt« wurde von der starken Berliner Ärztekammer progressiv umbenannt in »Berliner Ärzt:innen«.

In meiner Klinik arbeiten überwiegend Oberärztinnen und ein Oberarzt. Man könnte mich nun fragen, warum ich die Stellen nicht paritätisch besetze. Dies würde ich in einem anderen Setting sehr wahrscheinlich tun. Doch ich möchte die 77 Prozent der Frauen in der Frauenheilkunde abbilden. Außerdem möchte ich die ungerechten Quoten anderer Abteilungen ausgleichen.

Auch gibt es Studien, die darauf hindeuten, dass es tatsächlich einen Unterschied macht, ob eine Person von einer Medizinerin oder einem Mediziner behandelt wird. Eine Untersuchung hat aufgezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein operierter Mensch 30 Tage nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus noch lebt, größer ist, wenn eine Ärztin operierte, als wenn ein männlicher Mediziner am OP-Tisch stand. Der kranke Mensch wird seltener erneut eingewiesen, es gibt weniger Komplikationen, und der Krankenhausaufenthalt ist im Mittel kürzer. Die Forschenden kamen zu dem Schluss, dass männliche und weibliche Operierende Medizin anders praktizieren: »Frauen halten sich eher an die Leitlinien einer Klinik, wenden mehr präventive Maßnahmen an, kommunizieren patientenorientierter, erledigen Standarduntersuchungen genauso gut oder besser, leisten mehr psychosoziale Beratung.«

Die Studien enthielten weitere Thesen: Eine davon ist, dass die wenigen weiblichen Operateurinnen, die sich in dem stark kompetitiven Umfeld durchgesetzt hatten, schlichtweg fachlich besser waren, außerdem, dass Frauen Medizin ganzheitlicher verstehen und dadurch komplexere Therapien anschließen, die in mehr Gesundheit resultieren.

Eine Studie, die sich damit beschäftigte, ob die Übereinstimmung des Geschlechts zwischen Patientin beziehungsweise Patient und Operateur beziehungsweise Operateurin eine Auswirkung auf das Ergebnis hat, kam zu dem Schluss, dass insbesondere die Kombination weibliche Patientin– weibliche Operateurin ein niedrigeres Risiko für Komplikationen birgt. Insgesamt ein interessantes Feld, das weiterer Untersuchungen bedarf.

Die erste Frau, die 1919 in Deutschland im Fach Medizin, aber auch überhaupt habilitierte und damit eine Lehrbefugnis erwirkte, war Adele Hartmann. Sie hatte dafür hart kämpfen müssen. Heutzutage findet man über sie sehr wenig, kaum ein Bild, kaum einen Nachweis. Männer derweil haben es perfektioniert, ihre Namen ständig zu wiederholen und sich so gegenseitig zu bestärken und in eine Tradition zu setzen. Medizinprodukte, Krankheiten und Operationstechniken heißen oft so wie ihre Erfinder oder Entdecker. Menschen wie Adele Hartmann dagegen hat man vergessen und erst sehr spät minimal gewürdigt– 2002 etwa mit der Benennung einer Straße in München. Die Adele-Hartmann-Straße befindet sich in der Nähe des Klinikums Großhadern, ist 70 Meter lang und endet in einer Sackgasse. Das nach ihr benannte Programm an der Ludwig-Maximilians-Universität soll nun die Berufung von Professorinnen fördern. Das ist schön, aber vergleichsweise wenig. Dass ich 94 Jahre nach ihr ebenfalls habilitieren konnte, verdanke ich auch Adele Hartmann und allen anderen, die dafür die strukturellen Voraussetzungen geschaffen haben.

Betrachten wir zum Vergleich Rudolf Virchow. Er war in seiner Zeit ein bekannter Mediziner und Politiker, begann 1843 als »Unterarzt« an der Charité, hat sehr viele klinische Beobachtungen, Tierexperimente und Leichenöffnungen durchgeführt. Auch Virchow musste sich wie Hartmann zunächst gegen ältere Ärzte durchsetzen, die ihn anmaßend fanden und seine Leistungen verkannten.

Seine Frau Rose Mayer war die Tochter des bekannten und einflussreichen Gynäkologen Carl Wilhelm Mayer, und Roses Brüder wurden in bester Familientradition Ärzte. Rose wäre 100 Jahre später sicherlich auch Ärztin geworden– da sie aber 1832 geboren wurde, durfte sie nicht studieren. Stattdessen bekam sie sechs Kinder mit Rudolf Virchow, der von ihrem Vater beruflich sehr unterstützt wurde, und organisierte das gemeinsame Privat- und Sozialleben. Sie sorgte dafür, dass er sich um nichts als die Medizin und seine Karriere kümmern musste. Dennoch hat Rudolf Virchow zeit seines Lebens Frauen nicht nur nicht unterstützt, er setzte sich aktiv gegen das Medizinstudium für Frauen ein. Zu Rudolf Virchows 200. Geburtstag hielt ich als Vorsitzende der Berliner Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie ihm zu Ehren einen Vortrag. Je tiefer ich mich in sein Lebenswerk eindachte, desto klarer wurde mir, dass er ohne seine Frau Rose niemals die gleiche Leistung hätte erbringen können. Auch deshalb beendete ich meinen Vortrag mit der Forderung, das »Rudolf-Virchow-Klinikum« der Charité in »Rose-und-Rudolf-Virchow-Klinikum« umzubenennen.

Patriarchal geprägte Strukturen haben Nachteilefüralle

Vor Kurzem hat mich ein Brandenburger Journalist interviewt. Die Schlagzeile seines Artikels lautete: »Chefärztin Mandy Mangler sieht in der Frauenheilkunde ein ›massives Männerproblem‹«. Als ich das las, musste ich kurz schlucken, denn natürlich sind nicht Männer das Problem, sondern patriarchale Strukturen. Diese Strukturen, die zum großen Teil von Männern geschaffen wurden, gereichen ihnen häufig zum Vorteil. Sie verschaffen ihnen Privilegien. Aber auch Männer erfahren dadurch Nachteile.

Zum Beispiel fanden die Chefarzt-Runden, als ich 2016 in meiner Klinik angefangen habe, einmal im Monat von 17 bis 20 Uhr statt. Für mich war es schwierig, diese Runden, die zudem meist nicht sehr effektiv waren, in meinen Tagesablauf zu integrieren. Jede Person, die ein Leben außerhalb des Berufes hat oder für Kinder zuständig ist, weiß, wie wichtig diese Zeit ist, in der man vielleicht zusammen isst, den Tag reflektiert, Hausaufgaben bespricht und gemeinsam den nächsten Tag plant. Nachdem ich also einige Zeit abgewartet hatte, habe ich darum gebeten, dass wir die Treffen zu einem anderen Zeitpunkt abhalten. Von Witzen auf meine Kosten über Ablehnung und Häme bis hin zu offener Aggression waren daraufhin alle Reaktionen dabei.

Eine fordernde Frau, die Strukturen ändern will? Das ist bedrohlich und muss abgewehrt werden– egal, ob ihr Vorschlag sinnvoll ist oder nicht. Für die Kritiker ging es sicher auch darum, unter Beweis zu stellen, dass sie bis in den Abend hinein in ihrer Klinik unverzichtbar sind. Nach einigen hitzigen Debatten finden diese Besprechungen jetzt um 14:30 Uhr statt. Es hat sich also gelohnt, den Unmut auszuhalten– für meinen eigenen Alltag und den meiner Mitstreiterinnen und Nachfolgerinnen.

Wenn wir über mehr Aufstiegschancen für Frauen reden, kommen wir oft zu dem Punkt, an dem wir gegeneinander diskutieren: Frauen gegen Männer oder Männer gegen Frauen. Dabei geht es mir eher darum, dass wir gemeinsam Neues erschaffen und patriarchale Strukturen überwinden. Damit auch Männer nicht belächelt oder benachteiligt werden, wenn sie in Elternzeit gehen wollen. Auch Männer leiden, wenn sie sich an veraltete Regeln halten müssen, die ihr Familienleben belasten und nicht mehr in die Zeit passen. Auch männliche Ärzte lassen sich nicht gerne anschreien! Dennoch passen sie sich vielfach an die vorhandenen Strukturen an, ich erlebe sie oft als passiv, gehorsam, ja unterwürfig. Sie sind damit vielleicht loyal gegenüber den ihnen hierarchisch übergeordneten Personen, nicht aber der Sache gegenüber. Mutige Frauen könnten ihre Verbündeten dabei sein, eine menschlichere Arbeitswelt zu gestalten.

Und niemand sollte vergessen: Männer genießen sehr viele Privilegien, derer sie sich gar nicht mehr unbedingt bewusst sind. Sie heben sich gegenseitig in Positionen, sie sind starke Netzwerker. Dass individuelle Leistung oft eine untergeordnete Rolle spielt, erkennt man an den fachlich und menschlich unfähigen Männern, die bestimmte Chefposten besetzen. Eine Frau, die mit neuen Ideen in diese Kreise vordringt, stört da.

Ich frage mich in meinem täglichen Leben oft: Was kann ich tun, damit wir gemeinsam eine geschlechtergerechte Gesellschaft herbeiführen? Ich glaube, sie wäre zivilisierter und effektiver, wenn Führungspositionen und auch Teams so divers abgebildet wären, wie unsere Gesellschaft es ist.

Für Männer scheint unser Hinterfragen und der Wunsch nach Weiterentwicklung oft eine existenzielle Bedrohung zu sein. Offensichtlich ist es für uns Frauen jedoch auf eine noch viel grundlegendere Art existenziell, im Sinne von überlebenswichtig, medizinisch mitgedacht zu werden und in der Forschung vertreten zu sein. Schauen wir uns das doch in den nachfolgenden Kapiteln einmal genauer an.

Mandy Mangler

im Sommer 2024

Unser Körper

Was er kann,waser brauchtund was ihmLustbereitet

Spieglein, Spieglein in der Hand

Die Anatomie von Vulvaund Vagina

Am unteren Ende des Bauches findet sich ein Knochen, der früher Schambein genannt wurde. Anatomisch heißt er Symphyse, und so will ich ihn auch in diesem Buch nennen, denn von der Scham können wir uns in Verbindung mit unserem Körper ganz frei machen. Von der Symphyse bis zum Anus reicht die seitlich von den Leisten und Oberschenkeln begrenzte Vulva. Die Vulva ist an ihren äußeren Teilen behaart, oft auch die Bereiche um sie herum und ein Teil des Bauches. Sie besteht aus den äußeren und den inneren Vulvalippen, dem Vulvahügel und der Klitoris. Die Klitoriseichel und der Klitoriskörper sind am oberen Ende der inneren Vulvalippen äußerlich zu sehen. Wenn man erregt ist, vergrößert sich die Vulva, weil sich die Schwellkörper der Klitoris mit Blut füllen.

Der Anatomiekurs während meines Medizinstudiums war prägend. Zum ersten Mal bekam ich einen plastischen Eindruck von der Dreidimensionalität der Körperteile, auch von Uterus, Vagina und Ovarien. Vulva und Klitoris spielten in dem Kurs allerdings keine Rolle.

Heute lehre ich selbst Anatomie. In einem meiner Seminare bat ich die Studierenden, die Vulva zu erklären– welche Strukturen wie nebeneinanderliegen. Viele der medizinisch Vorgebildeten kamen über die Frage ins Schlingern. Noch schwieriger wird es, wenn die Klitoris gezeichnet werden soll. Während fast jede einen Penis zeichnen kann, scheint dies mit der Klitoris ungleich schwieriger. Der Penis prangt als Graffito an Bushaltestellen– die Klitoris als seine anatomische Entsprechung ist im öffentlichen Raum weitestgehend unsichtbar. Und wenn sie doch mal irgendwo zu sehen ist, können wenige die Zeichnungen zuordnen. Das liegt nicht daran, dass Vulva und Klitoris komplizierter wären als das männliche Genital, sie sind nur nicht so geläufig. In die Biologiebücher der Schulen finden sie erst seit 2022 Eingang, als sich nach einer großen Petition dazu in Frankreich auch in Deutschland eine Lehrerin, Sina Krüger, dafür starkgemacht hatte. In Kinderbüchern habe ich noch nie eine adäquate Abbildung von Vulva und Klitoris gesehen. Und die Klitoris fehlt selbst in den meisten medizinischen Anatomiebüchern.

Als mir das bei der Arbeit an einem wissenschaftlichen Artikel zur Klitoris klar wurde, habe ich sicherheitshalber noch einmal in den Lehrwerken nachgeschlagen, die mich seit dem Studium begleiten. Im 650 Seiten starken »Atlas Anatomie« von Karl-Josef und Michaela Moll gibt es einen klitzekleinen, inkorrekten Absatz über die Klitoris: »Die Klitoris (= Kitzler) entspringt an den unteren Ästen des Os pubis (= Schambein) und ragt als rundes Knöpfchen zwischen den großen Schamlippen hervor. Die Klitoris ist von einer kleinen Hautfalte, dem Präputium, umhüllt. Die Schleimhaut der Klitoris besitzt zahlreiche sensible Nervenendkörperchen.«

Dieser Text bildet das große und wichtige Organ nicht im Entferntesten realitätsgetreu ab. Der Vergleich der Klitoris mit einem »Knöpfchen« ist unpassend, schließlich ist die Klitoris im Durchschnitt elf Zentimeter groß. Schon der griechische Name Klitoris, der »kleiner Hügel« bedeutet, ist insofern irreführend.

Wir denken, Vagina undPenis bildeten ein Paar. Das ist nicht so.

Erst seit ganz Kurzem gibt es einige Anatomieatlanten für Studierende, die die Organe korrekt abbilden. In zahlreichen gängigen Frauenheilkunde-Lehrbüchern aber kommt das Wort »Klitoris« nicht vor. Man stelle sich an dieser Stelle vor, es sei umgekehrt, und die dicken Bücher, mit deren Hilfe sich Generationen von Studierenden ihr Wissen angeeignet haben, kämen ohne die Darstellung des Penis aus. Urologie ohne ausreichende Darstellung des Penis, Anatomie ohne Penis, Medizin ohne Penis? Undenkbar.

Dabei sind Klitoris und Penis anatomisch äquivalente Organe. Wir denken, der Penis und die Vagina bildeten ein Paar. Das ist nicht so. Diese Vorstellung speist sich aus der Allgegenwart des vaginal-penetrativen Sex. Einander anatomisch entsprechende Organe sind jedoch Klitoris und Penis. Beide bestehen zum großen Teil aus Schwellkörpern und bilden das Zentrum der Lust des jeweiligen Menschen. Wenn man einen Unterschied finden wollte, dann vielleicht den, dass sich die Klitoris zu einem großen Teil innerhalb der Vulva befindet, während der Penis äußerlich sichtbar ist und von der Harnröhre durchzogen wird.

Die Vagina ist anatomisch ein relativ unspektakulärer Bereich aus Haut und Bindegewebe, der nur über wenige sensible Nerven verfügt. Das ergibt evolutionär Sinn und bedingt, dass eine Geburt für die Vagina weniger schmerzhaft ist. Frauen spüren in vielen Bereichen ihrer Vagina also wenig bis nichts. Das kann man selbst ausprobieren, indem man zwei Finger in die Vagina schiebt und von innen etwas hineinkneift. Es ist erstaunlich wenig davon zu merken. Dennoch wird sie zum Beispiel in dem bis heute von angehenden Ärztinnen genutzten Lehrbuch »Gynäkologie und Geburtshilfe« zuvorderst als »Kohabitationsorgan« bezeichnet– das Organ für den Geschlechtsverkehr. Hier sieht man die männliche Perspektive in der Gynäkologie sehr klar.

Die Vagina nun führt von der Gebärmutter– genauer gesagt, dem Gebärmutterhals– nach außen. Die Menstruationsflüssigkeit fließt durch sie ab, Ausfluss ebenso, bei der Geburt wird das Kind durch sie hinausgeschoben. Oft spricht man vom Vaginaeingang, wenn man den Bereich zwischen Vulva und Vagina beschreibt. Ich frage mich dann, wer will dort hinein? Aus der Perspektive einer Frau ist es ein Ausgang.

Häufig werde ich gefragt, ob man etwas in der Vagina verlieren kann. Einmal kam eine Patientin in die gynäkologische Ambulanz, die über Ausfluss und Schmerzen klagte. Nach einer Untersuchung wurde klar, dass sie seit vielen Jahren ein Kondom in sich trug, das tief in die Vagina gerutscht war und dort eine schmerzhafte Entzündung hervorgerufen hatte. Mit einer kleinen Narkose konnte es entfernt werden. Auch Tampons holen Gynäkologinnen häufig heraus, andere Gegenstände ebenso. Selbstverständlich gilt: In die Vagina gelangte Gegenstände sollten entfernt werden.

Für die weibliche Lust ist die Vagina nicht wirklich wichtig– wichtig ist die Vulva, die daher auch beim Namen genannt werden sollte. Worte formen Gedanken und Taten, und wo sie nicht geläufig sind, gedeiht das Schweigen. Und man wird befangen– dies auch durch Begriffe wie »Schamlippen«. Das Wort »Scham« wurde an unsere Geschlechtsorgane geheftet: Schamhaare, Schamhügel, Schambein, Schambereich. Es sind Bezeichnungen aus der Vergangenheit. Wir können sie durch passendere Wörter ablösen. Sprache ändert sich durch uns als Gesellschaft. Und ein eindeutiges Vokabular ist auch dann unverzichtbar, wenn wir Mädchen ermöglichen möchten, präzise über ihre Körperteile zu denken und zu sprechen oder von Schmerzen oder eventuellen Übergriffen zu berichten. Das Organ Vulva nicht auszublenden, sondern beim Namen zu nennen, ist ein elementarer Schritt auf dem Weg zur Selbstermächtigung.

Das Organ Vulva beim Namen zu nennen, ist elementar für unsere Selbstermächtigung.

Den Begriff der »Scham« habe ich in Bezug auf unsere Geschlechtsorgane also konsequent aus meinem Vokabular gestrichen; hinsichtlich der »Schamlippen« beispielsweise verwende ich nur noch den anatomischen Begriff Labien oder spreche von Vulvalippen. Auch die Zuordnung von »groß« und »klein« bei den Vulvalippen ist anatomisch inkorrekt. Bei 40 Prozent der Frauen sind die inneren Vulvalippen größer als die äußeren, bei 40 Prozent der Frauen sind die äußeren Vulvalippen größer als die inneren und bei 20 Prozent sind beide ungefähr gleich groß. All das ist anatomische Normalität. Jede Vulva ist einzigartig und unvergleichlich. Mithilfe eines Handspiegels kann man bei sich selbst betrachten und erkennen, wo die verschiedenen Strukturen der erregten und nicht erregten Vulva liegen. In der Abbildung auf Seite 22 sieht man die Vulvalippen, eingeteilt in innere und äußere Labien, sehr gut. Über den inneren Vulvalippen liegt der Klitoriskörper mit Eichel und Vorhaut.

Auf dieser Abbildung sind auch die verschiedenen Drüsen zu sehen, die die Vulva befeuchten: die Skene-Drüsen sowie die Bartholin-Drüsen. Die Skene-Drüsen liegen links und rechts neben der Harnröhre, die Bartholin-Drüsen links und rechts der Vagina. Sie sondern bei sexueller Erregung ein klares, helles Sekret ab und verstecken sich meist in einer kleinen Falte. Wenn man mit dem Handspiegel sehr genau hinsieht, kann man die Ausführungsgänge der Drüsen als sehr kleine runde Grübchen in der Vulva sehen. Interessanterweise läuft die Flüssigkeit aus den Skene-Drüsen sowohl nach außen als auch in die Harnröhre.

Manchmal entsteht während des Orgasmus besonders viel Sekret, dann spricht man von weiblicher Ejakulation. Nicht umsonst nennt man die Skene-Drüsen auch die »weibliche Prostata«. Ebenso wie beim Mann kann sie auch selbst lustempfindlich sein. Wie viele dieser Drüsen eine Frau besitzt, ist individuell unterschiedlich. Bei manchen sind die Skene-Drüsen größer, bei manchen ganz klein. Einige Frauen sondern nach oder während des Orgasmus durch das Zusammenziehen der Beckenmuskeln und -drüsen eine Flüssigkeit ab, meist ein Sekret aus den Skene-Drüsen. In der Pornografie wird dies oft nachgeahmt durch druckvolles Ablassen von Urin aus der Blase. Das kann spektakulär aussehen, hat aber mit der echten weiblichen Ejakulation, das heißt dem Entleeren der Skene-Drüsen, nichts zu tun.

Die Begriffe »Vulva« oder »Vagina« können bereits Kinder anwenden. Sie sind anatomisch präzise und können in jedem Kontext benutzt werden. Das Wort »Scheide«, landläufig meist für Vagina und Vulva als Einheit verwendet, ist die deutsche Übersetzung des lateinischen Wortes Vagina, das Schwertscheide oder Hülle bedeutet. So wie in den Behälter für Klingenwaffen Schwerter oder Degen hineingesteckt und wieder herausgezogen werden können, geschieht dies schließlich bei der Scheide mit dem Penis. Die weibliche Anatomie wird hier also mit ihrer Funktion für die heterosexuelle männliche Lust beschrieben. Eine Scheide hat nur dort eine Berechtigung, wo es auch ein Schwert gibt. Ich finde das problematisch. Bei dem lateinischen Wort Vagina ist die Wortbedeutung, wenn sie auch die gleiche ist, für uns immerhin nicht ganz so offensichtlich.

Wie pflege ich meine Vulva?

Ein Gang durch die Regalreihen im Drogeriemarkt, und schnell wird klar: Insbesondere die Vulva soll gewaschen werden. Intimwaschlotionen, Seifen, parfümierte Slipeinlagen, Einwegtücher, ja sogar Dampfbäder– diese Produkte sollen Vulva und Vagina rein und frisch halten.

Dabei sind die beiden sehr gut selbst organisiert und haben eine innerliche Reinigung einprogrammiert. In Vagina und Vulva– einige nennen sie zusammenfassend »Vulvina«– gibt es viele gute Bakterien. Diese sind wie eine starke Armee von Soldatinnen, die Vulva und Vagina schützen. Die Drüsen der Vulva und Vagina, zum Beispiel diejenigen am Gebärmutterhals, sondern Sekret ab und waschen auf diese Weise alte Zellen und Dinge, die nicht in die Vagina gehören, automatisch heraus. Eine zusätzliche Reinigung ist nicht nötig, denn dieser geniale Selbstreinigungsmechanismus arbeitet am liebsten ungestört. Reinigt man Vulva und Vagina mit Produkten, kann das Gleichgewicht der guten Bakterien durcheinanderkommen. Eigentlich müssten daher auf den Verpackungen der Intimlotionen Warnhinweise stehen wie auf Zigarettenschachteln. »Diese Seife schadet Ihrer Gesundheit!«

Es empfiehlt sich eine Reinigung der Vulva mit warmem Wasser– während man die Vagina ganz in Ruhe lässt, auch wegen ihrer Verbindung zum Bauchraum. Möchte man für die Vulva ein Produkt benutzen, so ist dies am besten so inhaltsarm wie möglich und pH-neutral. Duschgels sind meistens ausreichend hautschonend, dennoch können manche, ebenso wie Seifen, zu unangenehmen Reizungen führen, außerdem begünstigen sie einen Pilzbefall.

Die Bakterien, die zum Schutz von Vulva und Vagina zusammenspielen, nennt man Mikrobiom. Medizinisch ausgedrückt, ist das die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die einen bestimmten Bereich im menschlichen Körper besiedelt. Insgesamt wiegen die Bakterien auf unserem Körper ganze zwei Kilogramm. Man findet sie auf allen Körperoberflächen, zum Beispiel im Darm oder in der Mundhöhle und auf der Haut. Die Vielfalt dieser Mikroorganismen ist überall anders und darüber hinaus von Mensch zu Mensch verschieden. In der Vagina finden sich zu etwa 70 Prozent Milchsäurebakterien, auch Laktobazillen genannt. Diese Bakterien bilden eine Barriere für Krankheitserreger und verhindern, dass sie über die Gebärmutter in den Bauchraum aufsteigen. Je nachdem, was die Frau isst, ob sie Sport treibt oder Sex hat, wach ist oder schläft, variiert das Mikrobiom, dessen pH-Wert zwischen 3,8 und 4,5 rangiert und damit– fun fact– in etwa dem pH-Wert von Bier entspricht.

Während das Mikrobiom des Darmes schon teilweise erforscht ist, gibt es immer noch relativ wenige Informationen über das Mikrobiom von Vulva und Vagina. Eine wachsende Datenbank, die Untersuchungen des bakteriellen Genoms dieser Organe enthält, möchte dies ändern. Der Gen-Katalog trägt den bizarren Namen »Virgo«, also Jungfrau– ein Begriff, den wir in diesem Buch ab S.62 noch untersuchen werden. Aber immerhin wird hier klar, wie vielfältig das Mikrobiom von Vulva und Vagina ist– und wie einzigartig, gleich einem Fingerabdruck. Bisher ist es so, dass bei einem Abstrich bisweilen Bakterien gefunden werden, die man nicht einordnen kann. Ein zunehmend vollständiger Katalog der Viren, Pilze und Bakterien die dort physiologisch, also ganz ohne Krankheitswert, vorkommen können, verbessert die Analyse, Diagnose und gegebenenfalls Behandlung von Patientinnen.

Mit dem Mikrobiom verbunden ist der Geruch der Vulva, um den sich viele Mythen ranken. Er ist, ebenso wie das Mikrobiom, eine höchst individuelle Angelegenheit. Häufig findet sich der leichte Geruch nach Joghurt– das liegt an den Laktobazillen, die unter anderem in der Lage sind, eindringende Darmbakterien zu neutralisieren. Früher hat man daher empfohlen, eine aus dem Gleichgewicht geratene Vaginalflora mit einem in Joghurt getränkten Tampon zu kurieren. Studien raten heute davon ab, denn in Joghurt, wie man ihn im Supermarkt bekommt, finden sich auch Bestandteile, die die Flora stören.

Ist Ausfluss normal?

Ausfluss aus Vagina und Vulva ist ein Zeichen, dass die eingebaute Dusche und der Selbstreinigungsprozess des Körpers funktionieren. Jede Frau hat Ausfluss. Er kann klebrig sein, wässrig, weiß, milchig, sogar gelb, grün oder leicht rötlich. Er kann auch riechen. Sein Ursprung sind die Drüsen am Gebärmutterhals, die Bartholin-Drüsen und die Skene-Drüsen neben der Harnröhre, die den Vaginaausgang befeuchten. Der Ausfluss besteht aus Sekreten und abgeschilferten toten Zellen. Dies alles sammelt sich in der Unterwäsche. Auch Mädchen vor der Geschlechtsreife erleben Ausfluss, den sogenannten Weißfluss.

Ausfluss ist physiologisch, aber die Industrie spielt hier ebenfalls mit unserem anerzogenen Wunsch nach Reinlichkeit beziehungsweise dem, was die Herstellenden darunter verstehen: Auch an Nicht-Periodentagen sollen bitte Slipeinlagen verwendet werden. Dabei ist Ausfluss ein Zeichen von Vitalität. Eine Gynäkologin braucht man nur aufzusuchen, wenn eine starke und störende Veränderung beobachtet wird. Ist der Ausfluss viel stärker als gewöhnlich, riecht er anders? Und verschwindet das Phänomen nicht innerhalb von einigen Tagen? Weißlich bröckeliger Ausfluss kann zum Beispiel ein Zeichen für eine Pilzinfektion sein, grünlicher dafür, dass krankmachende Bakterien im Mikrobiom der Vulva zu viel Platz eingenommen haben. Mehr dazu im Kapitel über die Infektion von Vulva und Vagina ab S.369.

Runzeln, Haare, Größe: Wie hübsch ist meine Vulva?

Haare an der Vulva waren in der jüngsten Vergangenheit eher unpopulär– und nachdem sie entfernt worden waren, wurde sichtbar, dass die wenigsten Vulven aussehen wie eine Pflaume oder ein Brötchen. Auch die Annahme, Vulva und Vagina seien zarte, babyrosa Organe, ist weit verbreitet. Wer sie im Spiegel betrachtet, wird feststellen: Die Farben Braun, Lila und Dunkelrot finden sich häufig. Auch kann sich die Farbe im Laufe des Lebens ändern, manchmal werden die Vulvalippen mit der Zeit dunkler.

Vulva und Vagina sind beide robuste Organe, die nach einer Geburt unglaublich gut heilen. Dicke, stark durchblutete Gefäßgeflechte und Spiralarterien sorgen dafür, dass Zellen der Wundheilung sowie Thrombozyten, die wie ein inneres Pflaster funktionieren, und auch Entzündungszellen, die Infektionen abwehren, schnell dorthin transportiert werden können.

Erstaunlich ist auch, wenn Frauen sagen: »Ich möchte eine straffe Vulva/Vagina.« Denn die gibt es nicht. Bereits die Organe junger Frauen haben Runzeln, Rillen und Falten; später altern Vulva und Vagina natürlich genauso wie andere Organe auch. Je nach den momentanen Östrogenwerten im Körper werden sie zudem mehr oder weniger durchblutet.

Plastische Chirurginnen verdienen viel Geld mit der Unsicherheit in Bezug auf die Genitalregion, die sich aus dem unrealistischen Bild der Vulva in den– vor allem pornografischen– Medien speist. Ein beliebter Eingriff ist beispielsweise die Verkleinerung der inneren Labien. »Schamlippenkorrektur« wird dieser Eingriff genannt, mit der Implikation, dass es hier etwas zu korrigieren gäbe. Gesundes Gewebe im Bereich von Vulva und Vagina zu entfernen, birgt aber immer die Gefahr, dass Nerven durchtrennt werden und taube Stellen entstehen. Indem es zu Narben, Verwachsungen, Infektionen oder einer veränderten Sensibilität kommt, können Orgasmen unter Umständen schwerer entstehen oder ganz ausbleiben. Narbengewebe kann taub sein, Berührung dann nicht mehr so intensiv wahrgenommen werden. Oft wird während der Operation an den inneren Vulvalippen auch die Klitorisvorhaut operiert– Klitorisvorhautreduktion wird das genannt. Dabei entstehen auf der Klitoris Narben, die ebenfalls die Orgasmusfähigkeit verändern können.

Die amerikanische Aktivistin Jessica Ann Pin ist davon betroffen und hat mit ihrem Vater, einem bekannten plastischen Chirurgen, dazu publiziert. Sie beschreibt, wie sie im Alter von 18 Jahren eine Vulvalippenoperation durchführen ließ, weil ihre inneren Labien die äußeren überragten– eine physiologische Gegebenheit, die sie zum damaligen Zeitpunkt jedoch aus verschiedenen Gründen geändert haben wollte. Erst im Nachhinein wurde ihr klar, dass sie über die Anatomie der Vulva gar nicht genug wusste, um wirklich eine Entscheidung für oder auch gegen eine solche Operation treffen zu können. Ohne ihr Einverständnis wurde ihr auch die Klitorisvorhaut entfernt, und die Operation zog in ihrem Fall schwere Veränderungen der Orgasmusfähigkeit nach sich. Seitdem gibt sie dem Thema eine starke öffentliche Stimme, fertigte als Nicht-Medizinerin gemeinsam mit dem Team ihres Vaters anatomische Präparationen zur Darstellung der Klitoris an und wirkte an wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit.

Eine meiner Patientinnen sagte mir, sie habe sich einer Labienoperation unterzogen, weil die Unzufriedenheit über das Aussehen ihrer Vulvalippen sie davon abgehalten hätte, Orgasmen zu bekommen. Danach trat jedoch eine Wundheilungsstörung auf, das heißt, sie hatte über lange Zeit juckende Wunden und Schmerzen. Auch mit dem Ergebnis war sie nicht zufrieden. Eine andere vermisste nach dem Eingriff ihre fülligen Labien und fand, dass sie ihnen unberechtigt negative Auswirkungen zugeschrieben hatte.

Ich kenne allerdings auch eine 35-jährige Patientin, deren innere Vulvalippen sich in der Größe stark unterschieden und die nach der angleichenden Operation zufriedener war. Mir als Medizinerin ist es nur ein Anliegen, über das große Spektrum beim Erscheinungsbild verschiedener Vulven aufzuklären und auf die Risiken der OP hinzuweisen.

Laut dem Deutschen Ärzteblatt sind Eingriffe an der Vulva, die rein aus ästhetischen Gründen vorgenommen werden, die schönheitschirurgischen Operationen mit der dritthöchsten Wachstumsrate. Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) nennt keine Zahlen, doch die International Society of Aesthetic Plastic Surgery (ISAPS) spricht von weltweit jährlich 150000 Operationen an der Vulva. Oft werden diese Eingriffe als harmlos dargestellt, die Folgen können aber schwerwiegend sein.

In letzter Zeit scheinen genitale Haare wieder beliebter zu werden. Es gibt Patientinnen, die sich Herzen auf den Vulvahügel waxen lassen oder sich oft wechselnde kreative Frisuren zulegen. Eine schwarz-rot-goldene Färbung ist bei Fußballmeisterschaften beliebt. Eine unbehaarte Vulva empfinden viele Frauen als eine unerwünschte Infantilisierung. Andere haben einfach keine Lust auf Schmerzen oder Rasierpickel, von denen die Haarentfernung oft begleitet wird.

Forscherinnen nehmen an, dass genitale Haare als Duftspeicher zur Förderung der Paarungsbereitschaft dienen. Und auch aus medizinischer Sicht ist der Trend zum Belassen der genitalen Haare sinnvoll: Sie fangen Bakterien ab und hindern sie daran, in die Vagina zu gelangen. Zudem geht eine Rasur mit einem erhöhten Infektionsrisiko für sexuell übertragbare Erkrankungen einher.

Das »Hair Tourniquet Syndrome«

Einmal kam eine Mutter mit ihrer 14-jährigen Tochter zu mir, die plötzlich stärkste Schmerzen an der Vulva hatte. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass einige genitale Haare einen kleinen Teil der äußeren Vulvalippe umschlungen hatten, der nicht mehr durchblutet wurde und langsam abstarb. Das nennt man das »Hair Tourniquet Syndrome«, ist äußerst schmerzhaft und geschieht gar nicht so selten, kann aber im Fall der Fälle leicht behoben werden, indem man das abklemmende Haar durchschneidet.

Die große (!) Unbekannte

Klitoris

Klitoris zum Nachvollziehen

Betrachtet man die eigene Vulva im Spiegel, lässt sich dort, wo die beiden inneren Vulvalippen zusammenkommen, der Schaft der Klitoris mit der Eichel erkennen, die umhüllt ist von der Klitorisvorhaut. Diese Vorhaut kann man vorsichtig zurückziehen, sodass die Klitoriseichel besser zu betrachten ist. Da Klitoris und Penis anatomisch aus den gleichen Strukturen bestehen, werden auch die gleichen Begriffe dafür verwendet. Beide entstehen aus derselben embryonalen Anlage, dem Genitalhöcker. Klitoriseichel und -schaft sind ohne Erregung sichtbar und tastbar. Auch die Verbindung zwischen dem Klitorisschaft und der Symphyse, also dem Knochen darüber, lässt sich ertasten. Sie ist länglich und beinhaltet Nerven und Blutgefäße. Hinter dem Klitorisschaft setzt die Klitoris sich fort in die Klitorisschwellkörper.