Das große Welttheater - Joseph von Eichendorff - E-Book

Das große Welttheater E-Book

Joseph von Eichendorff

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Beschreibung

Das große Welttheater - Joseph von Eichendorff - Das große Welttheater ist ein Mysterienspiel von Pedro Calderón de la Barca. Thema des Stückes ist das menschliche Leben, das als ein Theaterstück dargestellt wird. Eichendorff dichtete dieses Werk für die deutsche Sprache nach.

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Joseph von Eichendorff
Das große Welttheater

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Das große Welttheater

In der Nachdichtung von

Der Meister

Das Gesetz der Gnade

Die Welt

Der König

Der Weise

Die Schönheit

Der Reiche

Der Landmann

Der Bettler

Ein Kind

Eine Stimme

Der Meister (erscheint mit Sternenmantel und Strahlenkrone). Anmutige Konturen Der aus der Tiefe dämmernden Naturen, Die zwischen Licht und Nächten Des Himmels Abglanz sich erobern möchten Und die Gestirne überfunkeln, Mit ihren schönen Blumen, die verdunkeln, Eh´ sie noch kaum erglühten, Ein ird'scher Himmel schnell verwehter Blüten, Kampfplatz der Elemente, Ihr luft- und flutumspülten Berggelände, Wo durch der Lüfte Wellen Der Vögel Barken bunte Segel schwellen, Der Fische stumm´ Gewimmel Glückselig schwebt in meeresblauem Himmel, Wo zuckende Wetterstrahlen Mit Zornesfeuer ernste Warnung malen Und auf den waldumkränzten Bergeszinnen, Als Herrn des Reiches, Tier' und Menschen sinnen; Du rastlos Ungeheuer Aus Erde, Wasser, Luft und Feuer, In ew'gen Wandelungen Des Universums Werkstatt kühn entrungen, Ein Wunder, wie kein zweites noch die Himmel kennen Und um mit einem Worte dich zu nennen: Du, Welt! die, wie das Lied vom Phönix singet, Stets aus der eignen Asche sich verjünget!

(Die Welt erscheint.)

Die Welt. Wer heißt, zum Leben Dem rauhen Kern des Balls, der mich umgeben, Mit so gewalt'gem Rufe mich entsteigen? Wer, mich mir selbst entreißend, bricht mein Schweigen? Der Meister. Dein hoher Herr und Meister. Gestalt und Form mit sichrer Hand umkreist er, Ein Hauch von seinem Munde Enthebt dich hier des Urstoffs finsterm Grunde.

Die Welt. Und wozu riefst du mich auf dies Gefilde?

Der Meister. Es schafft der Bildner sinnend sein Gebilde, Die eigenen Gedanken Lebendig dran ins Licht emporzuranken. Aus eigner Macht bereiten Will ich ein Fest mir, denn zu allen Zeiten, Um meine Kraft und Herrlichkeit zu preisen, Wird die Natur sich festlich mir erweisen; Und da, vor allen Festen, An würd'gem Schauspiel sich am allerbesten Die Geister kräftigen und heben Und nur ein Spiel ja alles Menschenleben, So mag auf deinen Auen Der Himmel auch ein Schauspiel heute schauen, Das, bin ich Herr hier eben, Notwendig von den Meinen wird gegeben. So hab' ich denn aus diesen Die Menschen, als die tüchtigsten, erkiesen, Die in gemeßnen Weisen Auf den vierfach geschiednen Erdenkreisen Des Welttheaters wacker spielen sollen; Ich selbst verteil' die Rollen Nach eines jeglichen Natur und Richtung. Doch daß des Festes Dichtung, Wie sich's gebühret, auch mit allen Frachten Der Szenerie und mit dem Schmuck der Trachten Ergötzlich blende, So rüste du verschwendrisch und behende Die holden Scheine, Daß jeder Wirkliches zu schauen meine. Und nun ans Werk! Derweil ich dirigiere, Sei du die Bühne und der Mensch agiere.

Die Welt. Mein erhabner Herr und Meister, Dessen Winke, dessen Rufe Alles ehrerbietig lauscht, Meiner Bühne weite Runde Öffn' ich denn, auf daß die Menschen Sich im Schauspiel drauf versuchen, Und ein jeder, was die Rolle Fordert, finde hier nach Wunsche. Blindes Werkzeug deiner Rechte, Führ' ich aus nur, was du schufest, Meine Tat ist dein Gedanke, Mein das Werk zwar, dein das Wunder. Erstlich nun – da's überall Angemessen wird befunden, Von der Bühne nichts zu sehen, Bis der erste Laut erklungen – Lass' ich einen grauen Vorhang Übers Ganze niederfluten, Wo chaotisch alle Dinge Noch verworren und verschlungen. Doch das soll nicht lange dauern; Wenn die Nebel sich geschwungen, Werden rasch, um zu verscheuchen Des Theaters Dämmerungen (Denn kein Festtag ohne Licht!) Himmelskronen dann entzünden: Hier des Tages heil'ge Fackel Und des mitternächt'gen Dunkels Hehre Leuchte dort, umflimmert Von viel tausend lichten Funken, Die vom Diadem der Nacht Die Geschicke niederfunkeln. Gleich im Anbeginn des Schauspiels, Wo die schlichte und unschuld'ge Weltintrige der Natur Durch den ersten Akt geschlungen, Soll empor ein Garten tauchen. Mit den zierlichsten Konturen, Wunderbaren Perspektiven, Daß man staune, wie's gelungen Der Natur, so mächt'ges Bild Zu entwerfen ohne Studien. Kaum noch aus den ros'gen Knospen Äugelnd, sollen zarte Blumen Da zum erstenmal den Morgen Schüchtern grüßen und verwundert, Und aus dunklem Laub der Bäume Lockend goldne Früchte lugen, Wenn vielleicht nicht schon die Schlange Neidisch sie mit Gift besudelt; Tausend Bächlein da zerschlagen Ihr Kristall in jähem Sturze, Daß Aurora um sie weine Und von Tränen perl'n die Fluren; Und daß um so leuchtender Dieser Menschenhimmel funkle, Denke ich in wüste Heiden Rings zu fassen seine Runde. Berge zieh' ich, wo Gebirge, Täler tief, wo Niederungen zu dem Bilde passend scheinen, Und wo schon in Aquädukte Selber sich die Erde klüftet, Lass' ich schlau durch diese Furten Abgefangne Meeresarme Weit durchs Land als Ströme funkeln. Zeigen auch die ersten Szenen Nirgends eines Bauwerks Spuren, Soll man doch bald Wunder sehn, Wie ich in ein paar Minuten Staaten gründe, Städte baue Und die Höhen krön' mit Burgen; Und wenn endlich, überwüchsig, Der Gebirge Felsenwuchten Alles zu erdrücken drohen Und die Lüfte zu verdunkeln, So verwandl' ich rasch die Bühne, Daß, vom Sturm aus tiefstem Grunde Aufgewühlt, ein Ozean Alle Gipfel überflute Und im unermeßnen Leer Zwischen grauer Wolken Zuge Nur ein einsam Schiff erscheine, Das durch alle Schrecken furchtlos Auf noch nie befahrner Bahn Sichre stille Gleise furchet, Und Geflügel, Tier und Menschen Rettend birgt in seinem Rumpfe. Doch wenn drauf der Friedensbogen Über Meer und Schiff geschwungen, Mit den milden Himmelsfarben, Blau und violett und purpurn, Durch das Grauen niederstrahlt: Bricht des Elementes Wut sich, Und erschrocken beugt die Woge Dem Gesetz sich ihres Ursprungs Vor der Felsenstirn der Erde, Die nun aus dem Grab der Fluten Wiederum ihr Antlitz hebt, Wenn auch bleich, verweint und stumm noch, Ungesäumt nun folgt der zweite Aufzug nach des ersten Schlusse: Der vom Moses – und hier muß ich Meinen Fleiß zu mehren suchen, Denn, um dorthin zu gelangen, Kommen eilig trocknen Fußes Aus Ägypten angerückt Durch das rote Meer die Juden. Dort, wenn so die Flut sich teilt,