7,99 €
Seit mehr als 40 Jahren vermittelt Marshall Rosenberg in Konfliktsituationen zwischen Eltern und Kindern, Ehemännern und Ehefrauen, Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie zwischen kriegführenden Gruppen überall auf der Welt. Dabei hat er erlebt, dass es möglich ist, Konflikte friedlich zu lösen - zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Es geht ihm nicht um Kompromisse - es geht um eine achtsame und respektvolle Qualität der Beziehung zwischen den Parteien mit einem Konflikt. Eine aufrichtige Zusammenarbeit wird dann möglich, wenn die Beteiligten darauf vertrauen, dass respektvoll über ihre eigenen Bedürfnisse und Werte gesprochen wird. Die Gewaltfreie Kommunikation ist ein Prozess, der es ermöglicht, dass die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 55
Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist eine Art des Umgangs miteinander, die den Kommunikationsfluss, der im Austausch von Informationen und im friedlichen Lösen von Konflikten notwendig ist, erleichtert. Der Fokus liegt dabei auf Werten und Bedürfnissen, die alle Menschen gemeinsam haben, und wir werden zu einem Sprachgebrauch angeregt, der Wohlwollen verstärkt. Ein Sprachgebrauch, der zu Ablehnung oder Abwertung führt, wird vermieden.
Gewaltfreie Kommunikation geht davon aus, dass die befriedigendste Handlungsmotivation darin liegt, das Leben zu bereichern und nicht aus Angst, Schuld oder Scham etwas zu tun. Besondere Bedeutung kommt der Übernahme von Verantwortung zu – für getroffene Entscheidungen sowie der Verbesserung der Beziehungsqualität als vorrangigem Ziel.
Durch die Gewaltfreie Kommunikation werden Sie verstehen, dass ...
alles, was ein Mensch jemals tut, ein Versuch ist, Bedürfnisse zu erfüllen;
es für alle Beteiligten förderlicher ist, Bedürfnisse durch Kooperation statt durch Wettbewerb zu erfüllen;
es Menschen von ihrer Natur her Freude bereitet, zum Wohlergehen anderer beizutragen, wenn sie das freiwillig tun können.
Die Gewaltfreie Kommunikation bietet Ihnen die Gelegenheit ...
Verbindungen mit anderen Menschen zu schaffen, die für Sie befriedigender sind;
Ihre Bedürfnisse auf eine Weise zu erfüllen, die Ihren Werten und denen anderer gerecht wird;
vergangene Erfahrungen und Beziehungen, die schmerzvoll oder erfolglos waren, zu heilen.
Die Fähigkeiten der Gewaltfreien Kommunikation werden Sie dabei unterstützen ...
Schuldgefühle, Scham, Angst und Depression aufzulösen;
Ärger und Frustration umzuwandeln in den Aufbau von Partnerschaften und Kooperationen;
Lösungen zu finden, die auf gegenseitiger Rücksichtnahme, Respekt und Konsens basieren;
Bedürfnisse so zu erfüllen, dass sie das Leben bereichern, sei es im persönlichen Leben, in der Familie, der Schule, der Nachbarschaft und in der Gesellschaft.
Weitere Informationen über das Center for Nonviolent Communication in den USA und die Gewaltfreie Kommunikation finden Sie auf den Internetseiten www.CNVC.org und www.NonviolentCommunication.com.
Informationen über die Gewaltfreie Kommunikation im deutschsprachigen Raum finden Sie unter www.gewaltfrei.de.
Marshall B. Rosenberg, Ph. D., ist Begründer des Center for Nonviolent Communication (CNVC) und dort Leiter des Trainingsbereichs.
Dr. Rosenberg ist in einem brodelnden Viertel in Detroit aufgewachsen und entwickelte ein starkes Interesse an neuen Formen der Kommunikation als einer friedlichen Alternative zu der Gewalt, die er in seiner Jugend kennenlernte. Aufgrund seines Interesses promovierte er im Jahre 1961 an der University of Wisconsin zum Doktor der Psychologie. Weitere Lebenserfahrungen und sein Studium in vergleichender Religionswissenschaft brachten ihn dazu, den Ansatz der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) zu entwickeln.
Dr. Rosenberg setzte die GFK zunächst in den Sechzigerjahren in Projekten ein, die der Mediation und der Vermittlung von Kommunikationsfähigkeiten dienten. Sie wurden damals von der US-Regierung gefördert. 1984 gründete er das Center for Nonviolent Communication (CNVC). Seither hat sich das CNVC zu einer internationalen gemeinnützigen Organisation mit über 100 Trainer/innen entwickelt. Diese Mitarbeiter/innen bieten Trainings in 30 Ländern in Nord- und Südamerika, Europa, Asien, dem Mittleren Osten und Afrika an, veranstalten Workshops für Lehrer/innen und Erzieher/innen, Berater/innen, Eltern, im Gesundheitswesen Tätige, Mediator/innen, Manager/innen, Gefängnisinsassen/innen, Strafvollzugsmitarbeiter/innen, Polizist/innen, Soldat/innen, Geistliche und Regierungsbeamte.
Dr. Rosenberg hat Programme zur Förderung des Friedens in Kriegsgebieten wie Ruanda, Burundi, Nigeria, Malaysia, Indonesien, Sri Lanka, Sierra Leone, dem Mittleren Osten, Kolumbien, Serbien, Kroatien und Nordirland ins Leben gerufen. Auf Einladung der UNESCO hat das CNVC-Team in Serbien Zehntausende von Schülern und Lehrern ausgebildet. Die israelische Regierung hat GFK offiziell anerkannt und bietet nun in Hunderten von Schulen entsprechende Trainings an.
Copyright © der deutschen Ausgabe: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn 2004
3. Auflage 2013
Copyright: © 2003 Puddledancer Press
Coverfoto: © dalaprod – Fotolia.com
Covergestaltung / Reihenentwurf: Christian Tschepp
Translated from the book We Can Work it Out, written by Marshall B. Rosenberg, Ph.D., Copyright 2003, Publication Date: Sept. 2003.
Publisher: Puddledancer Press, ISBN: 1-892005-12-3. Used with permission. For further information about Nonviolent Communication please visit the Center for Nonviolent Communication on the web at: www.cnvc.org.
Fachliche Begleitung und Überarbeitung der Übersetzung: Ingrid Holler, München
Satz: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn
Alle Rechte vorbehalten.
Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2015
ISBN der Printausgabe: 978-3-87387-951-5
ISBNs dieses eBooks: 978-3-95571-049-1 (EPUB), 978-3-95571-412-3 (PDF), 978-3-95571-411-6 (MOBI)
In mehr als 35 Jahren habe ich in den verschiedensten Konflikten vermittelt: zwischen Eltern und Kindern, Ehemännern und Ehefrauen, Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Palästinensern und Israelis, Serben und Kroaten sowie Krieg führenden Gruppen in Sierra Leone, Nigeria, Burundi, Sri Lanka und Ruanda. Was ich aus der Beschäftigung mit diesen Konflikten auf all den verschiedenen Ebenen gelernt habe, ist, dass es eine Möglichkeit gibt, Auseinandersetzungen friedlich und zur Zufriedenheit aller zu lösen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Konflikte auf diesem zufriedenstellenden Weg gelöst werden, ist signifikant größer, wenn eine ganz bestimmte Qualität menschlicher Beziehungen zwischen den Konfliktparteien aufgebaut werden kann.
Ich habe einen Prozess entwickelt, der sich Gewaltfreie Kommunikation nennt. Dazu gehören eine innere Haltung und Kommunikationsfertigkeiten, die dazu befähigen, mit uns selbst und mit anderen in einen mitfühlenden Kontakt zu treten. Meine Kolleg/innen und ich freuen uns ganz besonders über die vielen unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten der Gewaltfreien Kommunikation im persönlichen Leben, im Arbeitsumfeld und bei politischen Aktivitäten vieler Menschen.
Auf den folgenden Seiten werde ich beschreiben, wie der Prozess der Gewaltfreien Kommunikation unterstützen kann, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Der Prozess kann angewendet werden, wenn wir selbst in einen Konflikt verwickelt sind oder auch, wenn wir in einem Konflikt zwischen anderen vermitteln.
Wenn ich zu einer Konfliktlösung gerufen werde, dann beginne ich damit, dass ich die Teilnehmer anleite, eine einfühlsame und respektvolle Verbindung miteinander aufzubauen. Erst wenn diese Verbindung besteht, lasse ich sie nach Strategien forschen, mit denen der Konflikt gelöst werden kann. Da suchen wir aber nicht nach Kompromissen, sondern wir wollen Konfliktlösungen finden, mit denen alle Beteiligten wirklich zufrieden sind. Für diesen Prozess der Konfliktlösung müssen wir uns vollständig von dem Ziel verabschieden, Menschen dahin zu bringen, dass sie das tun, was wir wollen. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, Bedingungen zu schaffen, die den Bedürfnissen aller gerecht werden.
Um diesen Unterschied (zwischen bekommen, was wir wollen, und etwas bekommen, was alle wollen) besser zu verstehen, betrachten wir ihn näher. Nehmen wir an, jemand verhält sich so, dass eines unserer Bedürfnisse zu kurz kommt. Wir formulieren eine Bitte, dass sich die Person anders verhalten möge. Meiner Erfahrung nach wird sich diese Person widersetzen, unserer Bitte Folge zu leisten, wenn sie den Eindruck hat, dass wir nur daran interessiert sind, unsere eigenen Bedürfnisse erfüllt zu bekommen, und sie nicht darauf vertraut, dass wir ebenso an der Erfüllung ihrer Bedürfnisse interessiert sind. Eine aufrichtige Zusammenarbeit wird möglich sein, wenn alle Beteiligten darauf vertrauen, dass ihre Bedürfnisse und Werte respektvoll berücksichtigt werden. Der Prozess der Gewaltfreien Kommunikation basiert auf einem achtsamen Umgang miteinander, der eine aufrichtige Kooperation fördert.