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„Bestrafung und Belohnung mag ein adäquates Konzept für die Hundeschule sein, für die Erziehung von Menschen taugt es eher nicht.“ Marshall B. Rosenberg Marshall Rosenberg zeigt in diesem Buch, wie man die Gewaltfreie Kommunikation in Erziehung und Bildung sowie im menschlichen Miteinander einsetzen kann. Wenn man bei jemandem eine Verhaltensänderung anregen möchte, sind die menschlichen Bedürfnisse der Dreh- und Angelpunkt: Wie kann ich im Einklang mit meinen eigenen Bedürfnissen sein und mit den Bedürfnissen anderer? Nach einer kurzen Einleitung zu den Themen Erziehung, Verhaltensänderung und Einflussnahme auf andere arbeitet Marshall Rosenberg mit Seminarteilnehmer*innen an persönlichen Erlebnissen und Beispielen zu diesem Themenspektrum. Folgende Fragestellungen sind hierfür maßgeblich: - Welche Art der Kommunikation macht es möglich, von Herzen zu geben? - Wie erreichen wir eine Verhaltensänderung, ohne mit Angst, Schuldgefühlen oder Scham zu agieren? - Was ist wirkungsvoller? Eine Belohnung oder der Wunsch, etwas beitragen zu können und das Leben schöner zu machen?
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Seitenzahl: 52
Marshall B. RosenbergVoneinander lernenErziehung mit der GFK
Bestrafung und Belohnung taugen nicht für die Erziehung
Marshall Rosenberg zeigt in diesem Buch, wie man die Gewaltfreie Kommunikation in Erziehung und Bildung sowie im menschlichen Miteinander einsetzen kann. Wenn man bei jemandem eine Verhaltensänderung anregen möchte, sind die menschlichen Bedürfnisse der Dreh- und Angelpunkt: Wie kann ich im Einklang mit meinen eigenen Bedürfnissen sein und mit den Bedürfnissen anderer? Nach einer kurzen Einleitung zu den Themen Erziehung, Verhaltensänderung und Einflussnahme auf andere arbeitet Rosenberg mit Seminarteilnehmer*innen an persönlichen Erlebnissen und Beispielen zu diesem Themenspektrum. Folgende Fragestellungen sind hierfür maßgeblich:
Welche Art der Kommunikation macht es möglich, von Herzen zu geben? Wie erreichen wir eine Verhaltensänderung, ohne mit Angst, Schuldgefühlen oder Scham zu agieren? Was ist wirkungsvoller? Eine Belohnung oder der Wunsch, etwas beitragen zu können und das Leben schöner zu machen?Dr. Marshall B. Rosenberg (1934–2015) war international bekannt als Konfliktmediator und Gründer des internationalen Center for Nonviolent Communication in den USA.
Copyright: © der deutschen Ausgabe: Junfermann Verlag, Paderborn 2021
Originalausgabe: Educare con la Comunicazione Nonviolenta © Esserci Edizioni 2010 www.centroesserci.it
Übersetzung: Petra Quast
Coverfoto: © franckreporter – iStock
Covergestaltung / Reihenentwurf: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn
Satz, Layout & Digitalisierung: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn
Alle Rechte vorbehalten.
Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2021
ISBN der Printausgabe: 978-3-7495-0103-8
ISBN dieses E-Books: 978-3-7495-0238-7 (EPUB), 978-3-7495-0240-0 (PDF), 978-3-7495-0239-4 (Kindle).
Dieses Buch ist auf der Grundlage eines gut besuchten Seminars entstanden, das Marshall B. Rosenberg in Reggio Emilia gehalten hat. Rosenberg zeigte, wie man die Gewaltfreie Kommunikation in Bildung und Erziehung einsetzen kann, um beispielsweise andere Menschen dazu anzuregen, ihr Verhalten so zu ändern, dass es sich im Einklang mit gemeinsamen menschlichen Bedürfnissen befindet.
Hinweis: An verschiedenen Stellen während des Seminars bringt Marshall Rosenberg Handpuppen zum Einsatz: eine Giraffe und einen Wolf. Außerdem arbeitet er mit auf Haarreifen montierten Wolfs- und Giraffenohren aus Plüsch. Er verwendet diese Materialien, um Schlüsselunterscheidungen in der Kommunikation herauszustellen. Im Kontext des Seminars helfen die Puppen, schneller und angenehmer zu lernen und einige grundlegende Punkte der Sprache des Herzens zu vermitteln.
Die Giraffe ist von den auf dem Land lebenden Säugetieren dasjenige mit dem größten Herzen. Ihr langer Hals ermöglicht einen weitreichenden und tiefgründigen Blick und sie ist ein sehr starkes Tier. Der Wolf hingegen hilft uns dabei, ein Bewusstsein für die uns vom Leben trennende Kommunikation zu entwickeln.
Guten Tag, ich freue mich sehr auf unsere gemeinsame Zeit heute Morgen und ich hoffe, wir werden diese relativ kurze Zeitspanne gut nutzen können. Ich möchte Ihnen einen Einblick in den Prozess der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) geben und dazu, wie Sie ihn in Ihrem Leben anwenden können. Ich bin überzeugt, wir können unsere Zeit am besten nutzen, wenn wir sofort beginnen. Deshalb bitte ich Sie jetzt, einige Dinge aufzuschreiben. Dann gebe ich Ihnen die Möglichkeit, den Prozess der GFK sofort zu praktizieren.
Ich bitte Sie, an eine Person zu denken, die etwas tut, das Ihnen nicht gefällt. Es könnte jemand sein, den Sie sehr gerne mögen, doch diese Person hat etwas getan, das Sie stört. Oder es könnte jemand sein, der für Sie eher schwer zu ertragen ist.
Nun stellen wir uns vor, Sie wünschen sich, dass diese Person ihr Verhalten ändert, dass sie sich auf eine Weise verhält, die mehr im Einklang mit Ihren Bedürfnissen ist. Welche Strategien verwenden Sie, um Menschen dazu zu bringen, ein Verhalten, das Ihnen nicht gefällt, zu ändern?
Schauen wir uns zuerst einige Strategien an, die Menschen oft verwenden, um das Verhalten anderer zu ändern. Diese Strategien sind sehr tragisch und haben zerstörerische Konsequenzen. Ich definiere diese Strategien als Wolfssprache. Welche Strategie verwendet jemand, der Wolfssprache spricht, um jemand anderen umzustimmen? Vor allem Bestrafung. Sie könnten zu einer anderen Person sagen: „Wenn du dein Verhalten nicht änderst, werde ich dich bestrafen.“
Unglücklicherweise ist das auf unserem Planeten eine weitverbreitete Strategie. Wir Menschen sind seit Jahrtausenden schlecht erzogen worden, nämlich in dem Glauben daran, Bestrafung sei manchmal gerechtfertigt. Doch wenn wir uns die Kosten bewusst machen, funktioniert Bestrafung tatsächlich nie. Selbst wenn es uns gelingen sollte, die andere Person unter Androhung einer Strafe dazu zu bewegen, ihr Verhalten zu ändern, kommt uns das teuer zu stehen, weil Bestrafung etwas sehr Wertvolles zwischen den Menschen zerstört. Sie zerstört die Möglichkeit, von Herzen zu geben, und je mehr Strafen Menschen erleben, umso weniger können sie das Geben genießen.
Es gibt noch eine andere Wolfsstrategie, die man verwenden kann: Belohnung. Wir können der anderen Person eine Belohnung in Aussicht stellen, wenn sie ihr Verhalten ändert. Jemanden zu belohnen erscheint erst mal als etwas Nettes. Wenn Sie jedoch genau hinsehen, werden Sie erkennen, dass Belohnungen genauso entmenschlichend sind wie Bestrafungen. Bestrafung und Belohnung mögen adäquate Konzepte für die Hundeschule sein, für die Erziehung von Menschen taugen sie jedoch eher nicht. Und das, obwohl Belohnungen seit Jahrtausenden dafür benutzt werden, um das Verhalten anderer zu ändern.
Nur wenn Sie Menschen kontrollieren wollen, macht es Sinn, Bestrafung und Belohnung einzusetzen. Wenn Ihnen jedoch an einer kooperativen Beziehung gelegen ist, sind beide Strategien mehr als zerstörerisch. Belohnungen wie auch Bestrafungen zerstören das Miteinander, die Zusammenarbeit. Menschen, die etwas tun, um dafür belohnt zu werden, kooperieren nicht, sie unterwerfen sich. Und für ihre Unterwerfung werden wir bezahlen.
Der Wolf hat eine weitere Taktik zur Verfügung, um das Verhalten von jemand anderem zu ändern: Er nutzt Schuldgefühle. Wir können versuchen, in jemandem Schuldgefühle auszulösen für das, was er getan hat. Doch auch das ist ein extrem teures Mittel, um Menschen zu einer Änderung zu bewegen, und auch hier werden sie dafür bezahlen.