Das Kreuz - Stefan Zweig - E-Book

Das Kreuz E-Book

Zweig Stefan

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Beschreibung

Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Wie durch ein Wunder überlebt ein erfahrener napoleonischer Colonel einen spanischen Hinterhalt, seine Mannschaft wird vollständig niedergemetzelt. Durch die Gräuel des Krieges entmenschlicht, wird er zum heimtückischen Mörder für das eigene Überleben. Da naht wider Erwarten ein rettendes französisches Korps. Doch der Horror des Krieges hat nicht nur seine eigene Menschlichkeit zerstört … Stefan Zweig beschreibt mit psychologischem Feinsinn und großer sprachlicher Suggestivkraft, wie unmenschliche Erfahrungen, innere Zwänge und misslingende Kommunikation den Menschen zum Äußersten treiben können.

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Seitenzahl: 27

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Stefan Zweig

Das Kreuz

Fischer e-books

Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur.

Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.

Das Kreuz

Es war im Kriegsjahre 1810. Eine ungeheure brandige Staubwolke wälzte sich auf der Heerstraße Katalaniens Hostalrich zu, das die Spanier so hitzig verteidigten und die Franzosen so rastlos bestürmten. Manchmal schlug ein lässiger Windstoß den weißen Schleier auseinander, aus dem schattenhaft schwerfällige Wagen, in lose Gruppen gereihte Soldaten, matt vorwärtsschleifende Pferde auftauchten, ein Provianttransport, den ein erfahrener Colonel mit seiner Truppe schützte. Geschlängelt und schräg kroch der weiße Weg aus dem lehmigen Land der Hügelwellen empor und strebte einem kleinen Walde zu, der violett flammte, rot umkantet von der niedersinkenden Abendsonne. Schon rollte die Staubwolke gemächlich ins Baumdunkel, das schweigsam den knarrenden Zug erwartete.

Plötzlich wie eine Rakete ein Schuß aus dem Dunkel. Ein Zeichen offenbar. In der nächsten Sekunde prasselte ein mörderisches Schnellfeuer auf den eingekeilten Zug. Rechts und links fielen Soldaten, ehe ihnen Zeit blieb, die Flinte zu fassen, aufwiehernd stürmten die erschreckten Pferde empor, so daß die Wagen überschlugen oder mit dumpfem Stoß ineinanderrannten. Mit einem Blick übersah der Colonel die Situation; Widerstand war Wahnsinn, Flucht gefährlich. Wie eine Trompete überschrie sein Ruf den Lärm. Er befahl den Angriff gegen eine Flanke, den Transport und die Verwundeten dem Feind überlassend. Fanatisch knatterte die Trommel unter den fiebernden Händen des kleinen Tambours, und ohne Ordnung, ungestüm und unwiderstehlich, sprangen die Franzosen gegen die linke Seite der Straße in den Wald, dessen Bäume sich seltsam zu beleben begannen. Blitze rannen herab von den Kronen, die schwankten von ungewohnter Last, dunkle Gestalten streiften wie schwarze Schlangen die Äste hinab, und manchmal fiel dumpf, wie eine riesige Frucht, menschliche Masse von den zornig nachschwingenden Zweigen. Spanier, die im Buschwerk kauerten, flüchteten zurück vor den blind ins Dunkel stechenden Bajonetten der Franzosen, die verzweifelt vorwärtsfegten, um die Lichtung der Höhe zu gewinnen. Dazwischen brandete dumpf das Getöse von Schuß und Schrei, verrauschend in schreckhaftem Echo. Allen voran, Pistole und Säbel in der Hand, stürmte der Colonel. Plötzlich griff sein Arm steil in die Luft mit gekrampfter Hand. Sein Fuß hatte sich in einer Wurzel gefangen, und nun, wie er hinschlug, schmetterte sein Kopf so heftig gegen einen Baum, daß er mit leerem Blick ins Dunkel eines Busches fiel, dessen Gerten heftig über ihm zusammensausten. Achtlos hetzte an dem Ohnmächtigen der Kampf vorbei. –