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London, Heidepark-Hampstead. Während eines Spaziergangs stolpert Detective Max Wolfe über die Leiche von Vic Masters, zu Lebzeiten Handlanger der Kray-Zwillinge, eines berüchtigten Verbrecher-Duos der 1950er und 1960er Jahre. Tatwaffe und Tötungsart sprechen für die Zwillinge. Handelt es sich tatsächlich um eine Botschaft des bereits 1968 verhafteten Verbrecher-Duos oder wandelt jemand anders auf ihren Spuren?
Privat muss Wolfe eine schwere Entscheidung treffen: Sein früherer Kollege, der bei einem Einsatz querschnittgelähmt wurde, bittet ihn, ihm das Leben zu nehmen. Soll er dem Drängen des Freundes nachgeben oder an seinen Grundsätzen festhalten?
Eine neue spannende Kurzgeschichte um Max Wolfe. Der erfolgreiche Detective aus Tony Parsons Kriminalromanen wird mit einem Fall konfrontiert, der ihn tief in die Geschichte eintauchen lässt.
Dieses eBook enthält zusätzlich eine ausführliche Leseprobe von Tony Parsons "Wer Furcht sät", dem neuen Fall von DC Max Wolfe, der am 11.11.2016 erscheint.
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Seitenzahl: 104
Cover
Über dieses Buch
Über den Autor
Titel
Impressum
Zitat
1 Alte Schule
2 Totenbett
3 Wahres Verbrechen
4 Der Fluch der Krays
5 Krankenhausessen
6 Junge Straftäter
7 Der letzte Gangster
8 Rettungshund
9 Strich drunter!
10 27 Savile Row
Epilog Blick auf die Turners
Leseprobe
Über dieses Buch
London, Heidepark-Hampstead. Während eines Spaziergangs stolpert Detective Max Wolfe über die Leiche von Vic Masters, zu Lebzeiten Handlanger der Kray-Zwillinge, eines berüchtigten Verbrecher-Duos der 1950er und 1960er Jahre. Tatwaffe und Tötungsart sprechen für die Zwillinge. Handelt es sich tatsächlich um eine Botschaft des bereits 1968 verhafteten Verbrecher-Duos oder wandelt jemand anders auf ihren Spuren?
Privat muss Wolfe eine schwere Entscheidung treffen: Sein früherer Kollege, der bei einem Einsatz querschnittgelähmt wurde, bittet ihn, ihm das Leben zu nehmen. Soll er dem Drängen des Freundes nachgeben oder an seinen Grundsätzen festhalten?
Eine neue spannende Kurzgeschichte um Max Wolfe. Der erfolgreiche Detective aus Tony Parsons Kriminalromanen wird mit einem Fall konfrontiert, der ihn tief in die Geschichte eintauchen lässt.
Dieses E-Book enthält zusätzlich eine ausführliche Leseprobe von Tony Parsons »Wer Furcht sät«, dem neuen Fall von DC Max Wolfe, der am 11.11.2016 erscheint.
Über den Autor
Tony Parsons begann seine Karriere als Musikkritiker und ist einer der erfolgreichsten Kolumnisten und Fernsehjournalisten Großbritanniens. Zudem gehört er zu den ganz großen Stars der englischen Literaturszene, denn alle seine Romane schafften es bis an die Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er lebt mit seiner Frau, ihrer gemeinsamen Tochter und ihrem Hund in London. Dein finsteres Herz ist Tony Parsons erster Kriminalroman und wird von der Presse frenetisch gefeiert.
Tony Parsons
Das Lächeln des Todes
Eine DC-Max-Wolfe-Kurzgeschichte
Aus dem Englischen von Dietmar Schmidt
BASTEI ENTERTAINMENT
Digitale Originalausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Für die Originalausgabe:Copyright: © 2016 by Tony ParsonsTitel der englischen Originalausgabe: »Fresh Blood«
Für die deutsche Ausgabe:Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Judith MandtProjektmanagement: Christina BleserCovergestaltung: © www.buerosued.deE-Book-Erstellung: two-up, Düsseldorf
ISBN 978-3-7325-3356-5
Dieses E-Book enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes »Wer Furcht sät« von Tony Parsons.
Für die Originalausgabe:Copyright © 2016 by Tony ParsonsTitel der englischen Originalausgabe: »The Hanging Club«
Für die deutschsprachige Ausgabe: Copyright © 2016 by Bastei LübbeÜbersetzung: Dietmar SchmidtRedaktion: Judith Mandt
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.de
Unter Kriminellen ist das Streben nach Ruhm sehr selten, und erfolgreiche Verbrecher neigen beinahe definitionsgemäß zu Bescheidenheit und stellen ihr Licht unter den Scheffel. Alles, was ein guter Einbrecher, Trickbetrüger, Fälscher oder Hochstapler vom Leben verlangt, sind die Freuden der Unsichtbarkeit und das kleine Glück fröhlicher Anonymität. Das galt jedoch nicht für die Zwillinge.
John Pearson: The Profession of Violence— the Rise and Fall of the Kray Twins
Knast-Tattoos bedeckten die Hände des toten Mannes.
Fünf Punkte, wie die Augen auf einem Würfel angeordnet, zwischen Daumen und Zeigefingern. Ich habe ein Dutzend unterschiedliche Ansichten gehört, was diese Figur des Quinkunx bedeuten soll, aber am wahrscheinlichsten fand ich immer, dass es eine einsame Menschenseele darstellt, die von vier Wänden umschlossen ist. Die Tätowierungen verrieten jedenfalls, dass der tote Mann lange Zeit hinter Gittern verbracht hatte.
»Daddy?«
»Bleib da hinten, Scout.«
Der Tote lag in einem Graben auf dem Rücken. Meine Tochter Scout und ich hatten den Hund zu seinem langen Sonntagmorgenspaziergang in den Heidepark von Hampstead Heath ausgeführt, und der Hund war es auch gewesen, der als Erster den Toten gerochen hatte.
Wir waren zwischen den Bäumen herausgekommen und wollten auf die Wiese, die zu den Badeteichen hin abfällt, als Stan – unser roter Cavalier King Charles Spaniel – unvermittelt erstarrte und ungläubig schnüffelte. Wir glaubten zuerst, er hätte einen Fuchs oder ein Kaninchen gewittert. Tatsächlich aber war Stan ein toter Knastvogel in die Nase gestiegen.
Ich drehte mich zu Scout um. Stan war nicht angeleint, aber sie hielt ihn am Halsband fest. Seine großen Augen waren so erwartungsvoll aufgerissen, dass sie ihm fast aus den Höhlen traten.
»Alles ist gut, Scout«, sagte ich, »aber ihr beiden bleibt, wo ihr seid.«
Eine Maske aus Blut bedeckte das Gesicht des Toten. An seinen Mundwinkeln klafften Schnitte, die im Licht der Frühlingssonne schwarz aussahen. Ich holte tief Luft, damit sich mein Herzschlag beruhigte. Jemand hatte dem Mann den Mund aufgeschlitzt, und der war nun doppelt so breit, wie er eigentlich sein sollte.
Als Nächstes entdeckte ich seinen Hund. Ein weißer Bullterrier kam aus den Büschen und wimmerte um sein Herrchen. Ein bemerkenswertes Tier, dachte ich, mit kleinen schwarzen Augen und einer Stirn, die bis zu seiner Schnauze zu reichen schien. Er schnüffelte am Mund des Toten und jaulte auf. Der Hund wusste, dass sein Herr für immer fort war.
Ich zog eine Packung mit Leckerchen von Natures Menu aus der Tasche und pfiff. Der weiße Hund blickte mich an, sah noch einmal auf seinen Herrn und trottete zu mir. Dabei leckte er sich die Lefzen. Ich ließ ihn das Leckerchen von meiner Handfläche fressen und warf Scout die Packung zu. Der Hund eilte zu ihr, er wollte mehr. Scout mühte sich mit der Packung ab, während Stan und der Bullterrier einander im zeremoniellen Reigen gegenseitig den Hintern beschnüffelten.
Sie schob dem neuen Hund ein Leckerchen ins Maul, dann gab sie Stan auch eins. Sie nahm beide an den Halsbändern und sah unruhig in meine Richtung. Ich hielt die Hand hoch, und sie kauerte sich nieder und wartete, während die Hunde ihre neue Bekanntschaft vertieften.
»Bleib einfach da hinten«, sagte ich. »Alles ist okay.«
Dem Toten näherte ich mich mit den Händen in den Taschen, damit ich den Tatort so wenig wie möglich störte. Nach wie vor entsetzte mich der Zustand seines Gesichts. Von Verletzungen wie dieser hört man, hofft aber, sie nie mit eigenen Augen erblicken zu müssen. Ich stand da und versuchte, die Kontrolle über meinen Herzschlag zurückzugewinnen, während ich mich umschaute. In der Entfernung entdeckte ich ein paar Leute, die ihre Hunde ausführten, und ein paar Jogger, aber es war noch sehr früh am Sonntagmorgen, und nur wenige Menschen waren im Heath. Ich nahm die Hände aus den Taschen und meldete meinen Fund an Metcall, die Einsatzleitzentrale der Metropolitan Police. Der Erstkontakt-Beamte der Londoner Polizei nannte mir eine voraussichtliche Ankunftszeit von fünf Minuten, aber als ich auflegte, hörte ich schon die ersten Sirenen.
Ich versuchte mir vorzustellen, wie der Mann einmal ausgesehen hatte. Sein dünnes silbriges Haar war sehr kurz geschnitten, sodass die Kopfhaut durchschien. So etwas nannte man einen Number One Crop. Er trug eine grüne MA-1-Bomberjacke mit orangefarbenem Futter, Halbstiefel von Doc Martens und eine ausgebleichte Levi’s 501. Die Haut an den Händen mit den Würfel-Tattoos war so trocken, dass sie an Papier erinnerte. Der Tote war schlank und fit gewesen, aber nicht jung, nicht einmal im Entferntesten. Er sah aus wie ein sehr alter Skinhead.
Scout schaute auf das Namensschild am Halsband des Bullterriers.
»Ich heiße Bullseye«, las sie vor und erhob die Stimme. »Können wir ihn behalten, Daddy?«
Eine halbe Stunde später war der Heidepark von den Badeseen bis zum Hampstead Gate abgesperrt.
Scout plauderte mit einer Hundeführerin. Deren Schäferhund schloss sich Stan und Bullseye bei ihrem Nase-an–Schwanz-und-ich–kenn-dich–ganz-Spielchen an. Das Specialist Search Team durchkämmte die Umgebung des Fundorts, ausgehend vom Graben, in dem der Tote noch lag, während die Spurensicherung Fotos und Filmaufnahmen machte. Ein hochgewachsener Kriminalbeamter mit wildem weißblondem Haar kam langsam die Böschung herauf. Über den Schuhen trug er Plastikhüllen. Er zog sich die blauen Latexhandschuhe aus, und wir tauschten einen Händedruck.
»Wo wären wir nur ohne Leute, die ihre Hunde ausführen?« Detective Chief Inspector Flashman vom New Scotland Yard grinste. »Ohne euch würden wir wahrscheinlich keine einzige Leiche finden.«
Ich nippte an dem dreifachen Espresso, den mir jemand aus dem Café in Kenwood House gebracht hatte. Er schmeckte ziemlich gut.
»Hunde sind dafür recht praktisch«, sagte ich. »Mit einem Goldfisch klappt das nicht.«
Ich wartete darauf, dass er mir Fragen stellte, die ich einem Detective Inspector aus seinem Mordermittlungsteam schon beantwortet hatte. Ich wollte es nur hinter mich bringen, damit ich Scout nach Hause fahren konnte. Ich wollte sie von dieser Stätte des Todes wegschaffen. Ich wollte nicht, dass sie in seiner Nähe blieb.
»Sie haben also niemanden hier herumstiefeln sehen, als Sie unseren Mann fanden, Detective Constable Wolfe?«, fragte Flashman.
Ich schüttelte den Kopf. »Eine Handvoll Läufer, aber sie waren ein gutes Stück entfernt und hatten es nicht eilig. Sie liefen wirklich, sie liefen nicht weg. Außerdem noch ein paar Leute mit Hunden.«
Er betrachtete über meine Schulter hinweg die Hundeführerin und Scout, die zusammen lachten, während sie auf ihre drei Tiere achtgaben.
»Und Ihre Tochter hat nichts gesehen?«, fragte Flashman.
»Nichts«, sagte ich. »Ich möchte sie da ganz raushalten, Sir. Sie war nicht in der Nähe. Sie hat nicht in den Graben geschaut.« Ich wies auf den toten Mann. Eine SOCO, ein weiblicher Scene of the Crime Officer, beugte sich vor und machte eine Nahaufnahme von den grässlichen Einschnitten in den Mundwinkeln. »Dürfen wir jetzt gehen, Sir?«, fragte ich.
»Einen Augenblick noch, Wolfe. Ich halte Sie nicht lange auf. Sie haben Urlaub, richtig?«
»Das stimmt, Sir.«
»Ich habe gehört, dass es Ihren Haufen übel erwischt hat, als Sie den Schlachterburschen jagten. Ihr Detective Inspector – der Schwarze – wurde schwer verletzt, nicht wahr?«
Ich nickte. »DI Curtis Gane. Er hat sich den ersten und zweiten Nackenwirbel gebrochen.«
DCI Flashman schüttelte den Kopf. »Und was heißt das?«
»Das heißt, sein Rückgrat und sein Kopf sind nicht mehr miteinander verbunden. Er wird nie wieder gehen können.«
DCI Flashman nickte nachdenklich. Die üblichen Plattitüden und Phrasen höflicher Anteilnahme ersparte er mir, und dafür war ich ihm dankbar. Sie nutzten Curtis nichts.
»Es tut mir leid, aber ich habe sonst nichts für Sie.«
»Wir wissen schon einiges«, entgegnete DCI Flashman. »Wir konnten den Mann identifizieren. Der alte Knabe heißt Vic Masters. Er war ein Mann fürs Grobe in der guten alten Zeit gewesen, als man im East End noch die Türen unverschlossen lassen konnte und Reggie und Ronnie Kray für Sicherheit auf den Straßen sorgten – wenn sie nicht gerade damit beschäftigt waren, Ihren Großvater an den Teppich zu nageln.«
Der Tote im Graben hatte nun also einen Namen und etwas, das zumindest an einen Lebenslauf erinnerte.
»Vic Masters«, sagte ich. »Das war vor meiner Zeit. Aber er muss doch schon eine Weile aus dem Rennen gewesen sein?«
»Vic hat sich früher eine Menge Feinde gemacht. Einen werden wir besonders unter die Lupe nehmen. Die beiden Herren hatten seit Langem eine Rechnung offen. Ich meine, das ging seit Jahren so. Jahrzehnten.« Ein Leichenwagen mit geschwärzten Scheiben rumpelte heran. Gleich würden sie Vic Masters wegbringen. DCI Flashman wies auf das geschundene Gesicht des Toten, auf das, was jemand mit seinem Mund angestellt hatte. »So etwas passiert niemandem, der wegen seiner Rente überfallen wird.«
»Womit wurde das gemacht?«, fragte ich. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
Flashman zuckte mit den Schultern. »Irgendein Säbel. Mit einer langen Klinge auf jeden Fall. Wissen Sie, wie man das nennt? Wenn sie einem den Mund so zerschneiden.«
»Chelsea-Smile. Alte Schule.«
»Chelsea-Smile«, sagte DCI Flashman. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal jemanden so grinsen sehen muss.«
Ich wandte mich von Vic Masters ab. Ich konnte ihn nicht mehr ansehen, mir wurde davon übel.
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Sir?«, fragte ich DCI Flashman.
Der großgewachsene Chief Inspector überlegte.
»Na ja, Sie könnten sich um Vics Hund kümmern.«
»Sie würden mir einen Gefallen erweisen«, sagte Curtis Gane in der Dunkelheit seines Krankenzimmers zu mir.
Seine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern, aber er brauchte sie nicht zu erheben. Ich saß dicht genug an seinem Bett, um die Seife zu riechen, mit der die Schwester ihn vor dem Abendessen gewaschen hatte.
Und was er sagte, hatte ich schon oft gehört.
»Max«, sagte er. »Mich umzubringen wäre ein Freundschaftsdienst, begreifen Sie das nicht? Das bin nicht mehr ich. Ich kann niemals wieder arbeiten. Ich werde niemals mehr mit einer Frau schlafen können. Bis zum Tag, an dem sie stirbt, wird meine Mutter mir den Arsch abwischen müssen.« Schweigen. »Hören Sie mir überhaupt zu?«
»Ja.«
»Das hier bin nicht ich.«
In der Nacht, in der sich DI Curtis Gane das Rückgrat gebrochen hatte, war ich dabei gewesen.