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"Marmorbild" ist eine Novelle von Joseph von Eichendorff, die die Geschichte des jungen Grafen Peter schildert, der auf einer Reise durch den Harz eine geheimnisvolle Frau namens Maria trifft. Fasziniert von ihrer Schönheit und Anmut verliebt er sich in sie, doch ihre Beziehung ist von düsteren Geheimnissen und mysteriösen Ereignissen umgeben. Die bewährten Hamburger Lesehefte + Königs Materialien in einem Band. Das zeichnet die neue Reihe aus: -Die preisgünstigste Reihe im deutschsprachigen Raum! -Großes Format (DIN A5) -Lesefreundlicher Originaltext -Breite Randspalte mit kurzen Worterklärungen -Platz für eigene Notizen -Navigationsleiste zur besseren Orientierung -Biografie des Autors -Ausführlicher Wort- und Sacherklärungsteil -Umfangreiche Materialien, nach Themenbereichen gebündelt
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Text und Materialien
JOSEPH VON EICHENDORFF
Das Marmorbild
Eine Novelle
HAMBURGER LESEHEFTE PLUSKÖNIGS MATERIALIEN520. HEFT
Zur Textgestaltung Der Text unserer Ausgabe folgt der von Jost Perfahl nach den Ausgaben letzter Hand unter Hinzuziehung der Erstdrucke besorgten Werkausgabe des Winkler-Verlages, München. Die Rechtschreibung wurde den amtlichen Regeln behutsam angepasst.
Analysiert und interpretiert mit Textverweisen auf dieses Heft wird Das Marmorbild in Königs Erläuterungen, Band 248, C. Bange Verlag.
1. Auflage 2021
Alle Drucke dieser Ausgabe und die der Hamburger Lesehefte sind untereinander unverändert und können im Unterricht nebeneinander genutzt werden.
Heftbearbeitung Text: Elke und Uwe Lehmann Heftbearbeitung Materialien: Carina Orf Umschlaggestaltung und Layout: Petra Michel Umschlagzeichnung: Isa Dietrich Druck und Weiterverarbeitung: Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum
ISBN: 978-3-8044-2580-4PDF: 978-3-8044-6580-0EPUB: 978-3-8044-7580-9 © 2021 by C. Bange Verlag GmbH, Marienplatz 12, 96142 Hollfeldwww.bange-verlag.de
ISBN: 978-3-87291-519-1PDF: 978-3-87291-712-6EPUB: 978-3-87291-662-4 © 2021 by Hamburger Lesehefte Verlag, Nordbahnhofstraße 2, 25813 Husumwww.hamburger-lesehefte.de
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Das E-Book enthält in eckigen Klammern beigefügte Seitenzählungen, diese verweisen auf die Printausgabe des Werkes.
Versdramen weisen zusätzlich zur Seitenzählung eine Versnummerierung in entsprechender Höhe auf dem Rand aus.
Text
Biografie
Wort- und Sacherklärungen
Materialien
Zeit- und literaturgeschichtlicher Hintergrund
Was ist eine Novelle?
Novelle oder Märchen?
Das Marmorbild: Entstehung und Motive
Zur Entstehung des Marmorbilds
Eichendorffs Motive im Marmorbild
Aspekte der Interpretation
Blick in die Antike
Motivzusammenhänge im Marmorbild
Der Pygmalion-Mythos bei Eichendorff
Eichendorff und Das Marmorbild in der Rezeption
Das Marmorbild in der Kritik
Das Motiv des Venusberges bei Richard Wagner
Eichendorff und die Moderne
[5]Es war ein schöner Sommerabend, als Florio, ein junger Edelmann, langsam auf die Tore von Lucca zuritt, sich erfreuend an dem feinen Dufte, der über der wunderschönen Landschaft und den Türmen und Dächern der Stadt vor ihm zitterte, sowie an den bunten Zügen zierlicher Damen und Herren, welche sich zu beiden Seiten der Straße unter den hohen Kastanienalleen fröhlich schwärmend ergingen.
Da gesellte sich, auf zierlichem Zelter desselben Weges ziehend, ein anderer Reiter in bunter Tracht, eine goldene Kette um den Hals und ein samtnes Barett mit Federn über den dunkelbraunen Locken, freundlich grüßend zu ihm. Beide hatten, so nebeneinander in den dunkelnden Abend hineinreitend, gar bald ein Gespräch angeknüpft, und dem jungen Florio dünkte die schlanke Gestalt des Fremden, sein frisches keckes Wesen, ja selbst seine fröhliche Stimme so überaus anmutig, dass er gar nicht von demselben wegsehen konnte.
„Welches Geschäft führt Euch nach Lucca?“, fragte endlich der Fremde. „Ich habe eigentlich gar keine Geschäfte“, antwortete Florio ein wenig schüchtern. „Gar keine Geschäfte? – Nun, so seid Ihr sicherlich ein Poet!“, versetzte jener lustig lachend. „Das wohl eben nicht“, erwiderte Florio und wurde über und über rot. „Ich habe mich wohl zuweilen in der fröhlichen Sangeskunst versucht, aber wenn ich dann wieder die alten großen Meister las, wie da alles wirklich da ist und leibt und lebt, was ich mir manchmal heimlich nur wünschte und ahnte, da komm ich mir vor wie ein schwaches, vom Winde verwehtes Lerchenstimmlein unter dem unermesslichen Himmelsdom.“ – „Jeder lobt Gott auf seine Weise“, sagte der Fremde, „und alle Stimmen zusammen machen den Frühling.“ Dabei ruhten seine großen geistreichen Augen mit sichtbarem Wohlgefallen auf dem schönen Jünglinge, der so unschuldig in die dämmernde Welt vor sich hinaussah.
„Ich habe jetzt“, fuhr dieser nun kühner und vertraulicher fort, „das Reisen erwählt, und befinde mich wie aus einem Gefängnis erlöst, alle alten Wünsche und Freuden sind nun auf einmal in Freiheit gesetzt. Auf dem Lande in der Stille aufgewachsen, wie lange habe ich da die fernen blauen Berge sehnsüchtig betrachtet, wenn der Frühling wie ein zauberischer Spielmann durch unsern Garten ging und von der wunderschönen Ferne verlockend sang und von großer unermesslicher Lust.“ – Der Fremde war über die letzten Worte in tiefe Gedanken versunken. „Habt Ihr wohl jemals“, sagte er zerstreut aber sehr ernsthaft, „von dem wunderbaren Spielmann gehört, der durch seine Töne die Jugend in einen [6]Zauberberg hinein verlockt, aus dem keiner wieder zurückgekehrt ist? Hütet Euch!“ –
Florio wusste nicht, was er aus diesen Worten des Fremden machen sollte, konnte ihn auch weiter darum nicht befragen; denn sie waren soeben, statt zu dem Tore, unvermerkt dem Zuge der Spaziergänger folgend, an einen weiten, grünen Platz gekommen, auf dem sich ein fröhlich schallendes Reich von Musik, bunten Zelten, Reitern und Spazierengehenden in den letzten Abendgluten schimmernd hin und her bewegte.
„Hier ist gut wohnen“, sagte der Fremde lustig, sich vom Zelter schwingend; „auf baldiges Wiedersehn!“, und hiermit war er schnell in dem Gewühle verschwunden.
Florio stand in freudigem Erstaunen einen Augenblick still vor der unerwarteten Aussicht. Dann folgte auch er dem Beispiele seines Begleiters, übergab das Pferd seinem Diener und mischte sich in den muntern Schwarm.
Versteckte Musikchöre erschallten da von allen Seiten aus den blühenden Gebüschen, unter den hohen Bäumen wandelten sittige Frauen auf und nieder und ließen die schönen Augen musternd ergehen über die glänzende Wiese, lachend und plaudernd und mit den bunten Federn nickend im lauen Abendgolde wie ein Blumenbeet, das sich im Winde wiegt. Weiterhin auf einem heiter grünen Plan vergnügten sich mehrere Mädchen mit Ballspielen. Die bunt gefiederten Bälle flatterten wie Schmetterlinge, glänzende Bogen hin und her beschreibend, durch die blaue Luft, während die unten im Grünen auf und nieder schwebenden Mädchenbilder den lieblichsten Anblick gewährten. Besonders zog die eine durch ihre zierliche, fast noch kindliche Gestalt und die Anmut aller ihrer Bewegungen Florios Augen auf sich. Sie hatte einen vollen, bunten Blumenkranz in den Haaren und war recht wie ein fröhliches Bild des Frühlings anzuschauen, wie sie so überaus frisch bald über den Rasen dahinflog, bald sich neigte, bald wieder mit ihren anmutigen Gliedern in die heitere Luft hinauflangte. Durch ein Versehen ihrer Gegnerin nahm ihr Federball eine falsche Richtung und flatterte gerade vor Florio nieder. Er hob ihn auf und überreichte ihn der nacheilenden Bekränzten. Sie stand fast wie erschrocken vor ihm und sah ihn schweigend aus den schönen großen Augen an. Dann verneigte sie sich errötend und eilte schnell wieder zu ihren Gespielinnen zurück.
Der größere funkelnde Strom von Wagen und Reitern, der sich in der Hauptallee langsam und prächtig fortbewegte, wendete indes auch Florio von jenem reizenden Spiele wieder ab, und er [7]schweifte wohl eine Stunde lang allein zwischen den ewig wechselnden Bildern umher.
„Da ist der Sänger Fortunato!“, hörte er da auf einmal mehrere Frauen und Ritter neben sich ausrufen. Er sah sich schnell nach dem Platze um, wohin sie wiesen, und erblickte zu seinem großen Erstaunen den anmutigen Fremden, der ihn vorhin hieher begleitet. Abseits auf der Wiese an einen Baum gelehnt, stand er soeben immitten eines zierlichen Kranzes von Frauen und Rittern, welche seinem Gesange zuhörten, der zuweilen von einigen Stimmen aus dem Kreise holdselig erwidert wurde. Unter ihnen bemerkte Florio auch die schöne Ballspielerin wieder, die in stiller Freudigkeit mit weiten, offenen Augen in die Klänge vor sich hinaussah.
Ordentlich erschrocken gedachte da Florio, wie er vorhin mit dem berühmten Sänger, den er lange dem Rufe nach verehrte, so vertraulich geplaudert, und blieb scheu in einiger Entfernung stehen, um den lieblichen Wettstreit mit zu vernehmen. Er hätte gern die ganze Nacht hindurch dort gestanden, so ermutigend flogen diese Töne ihn an, und er ärgerte sich recht, als Fortunato nun so bald endigte und die ganze Gesellschaft sich von dem Rasen erhob.
Da gewahrte der Sänger den Jüngling in der Ferne und kam sogleich auf ihn zu. Freundlich fasste er ihn bei beiden Händen und führte den Blöden, ungeachtet aller Gegenreden, wie einen lieblichen Gefangenen nach dem nahgelegenen offenen Zelte, wo sich die Gesellschaft nun versammelte und ein fröhliches Nachtmahl bereitet hatte. Alle begrüßten ihn wie alte Bekannte, manche schöne Augen ruhten in freudigem Erstaunen auf der jungen blühenden Gestalt.
Titelbild
Titelseite
Impressum
Hinweis zur Bedienung
Inhaltsverzeichnis
Text
Biografie
Wort- und Sacherklärungen
Materialien
Zeit- und literaturgeschichtlicher Hintergrund
Was ist eine Novelle?
Novelle oder Märchen?
Das Marmorbild
: Entstehung und Motive
Zur Entstehung des
Marmorbilds
Eichendorffs Motive im
Marmorbild
Aspekte der Interpretation
Blick in die Antike
Motivzusammenhänge im
Marmorbild
Der Pygmalion-Mythos bei Eichendorff
Eichendorff und
Das Marmorbild
in der Rezeption
Das Marmorbild
in der Kritik
Das Motiv des Venusberges bei Richard Wagner
Eichendorff und die Moderne
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