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Ist alles mit allem durch ein feinstoffliches Feld miteinander verbunden?
Existiert so etwas wie ein feinstoffliches Feld, das den ganzen Kosmos durchdringt? Die Wissenschaftsjournalistin Lynne McTaggart hat zahllose Physiker, Biologen, Neurowissenschaftler und Bewusstseinsforscher interviewt und Bestätigungen für ein solches Nullpunkt-Feld aus ganz verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen zusammengeführt. Bislang unverständliche Phänomene wie Geistheilung, Gedankenübertragung oder Synchronizität erhalten damit eine logische Grundlage.
Eine spannende Dokumentation im Schnittfeld zwischen klassischer Physik, Quantentheorie und Mystik.
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Seitenzahl: 554
Buch
Existiert so etwas wie ein feinstoffliches Feld, das die belebte und unbelebte Schöpfung und damit den ganzen Kosmos durchdringt? Ein Feld, das man als die »Mutter aller Dinge« bezeichnen könnte? Die Wissenschaftsjournalistin Lynne McTaggart bejaht diese Frage. Acht Jahre lang hat sie für dieses Buch recherchiert und dabei zahllose Physiker, Biologen, Neurowissenschaftler und Bewusstseinsforscher interviewt. Mit der Existenz des Nullpunkt-Feldes lassen sich zahlreiche bislang unverständliche und in Zweifel gezogene Phänomene erklären. Geistheilung, Gedankenübertragung oder Synchronizität erhalten damit eine logische Grundlage. Nicht zuletzt die Möglichkeit, das Nullpunkt-Feld anzuzapfen und damit unsere Energieversorgung auf eine neue Grundlage zu stellen, verleiht diesem Buch einen ungeheuer praktischen Aspekt. Ein tiefgreifender Paradigmenwechsel kündigt sich an.
Autorin
Die englische Wissenschaftsjournalistin Lynne McTaggart hat für ihre Arbeiten bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. In England wurde sie bekannt durch ihren Bestseller »What Doctors Don’t Tell You« (»Was Ärzte Ihnen nicht erzählen«). Als Herausgeberin betreut sie einen Newsletter, der sich kritisch mit konventioneller und alternativer Medizin auseinander setzt. Im Rahmen der Recherche für »Das Nullpunkt-Feld« besuchte sie internationale Top-Forscher, deren Teilerkenntnisse sie im vorliegenden Buch zu einer revolutionären Theorie zusammenfasst. Lynne McTaggart ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in London.
FÜR CAITLIN
Du warst niemals alleine
Wir alle stehen an der Schwelle einer Revolution – einer Revolution, die so verwegen und fundamental ist wie Einsteins Entdeckung der Relativität. Am äußersten Rand der Wissenschaft tauchen neue Ideen auf, die eine Herausforderung für unser gesamtes Weltbild und unsere Definition von uns selbst darstellen. Wissenschaftliche Forschungsergebnisse beweisen, was die Religion stets behauptet hat: dass menschliche Wesen sehr viel mehr sind als eine Ansammlung aus Fleisch und Knochen. Prinzipiell beantwortet diese neue Wissenschaft Fragen, die den Forschern schon seit Jahrhunderten Rätsel aufgeben, und aufs Wesentliche zurückgeführt, ist dies eine Wissenschaft des Wunderbaren.
Einige Jahrzehnte lang haben angesehene Wissenschaftler verschiedener Disziplinen überall in der Welt gut geplante Experimente durchgeführt, deren Ergebnisse für die konventionelle Biologie und Physik einen Schlag ins Gesicht darstellen. Zusammengenommen bieten diese Untersuchungen uns eine Fülle von Informationen über die zentrale organisierende Energie, die unseren Körper und den Rest des Kosmos steuert.
Was sie entdeckt haben, ist nichts weniger als erstaunlich. Auf unsere letzten elementaren Grundlagen zurückgeführt, sind wir nicht eine chemische Reaktion, sondern eine energetische Ladung. Menschliche Wesen und alle lebenden Geschöpfe sind energetische Einheiten in einem Feld aus Energie, verbunden mit allem und jedem auf dieser Welt. Dieses pulsierende Energiefeld ist der zentrale Motor unseres Daseins und Bewusstseins, das Alpha und das Omega unserer Existenz.
In Bezug auf das Universum kennt unser Körper keine Dualität von »Ich« und »Nicht-Ich«, sondern nur ein einziges Energiefeld, das allem zugrunde liegt. Dieses Feld ist verantwortlich für unsere höchsten geistigen Funktionen und zugleich die Informationsquelle, die das Wachstum unseres Körpers lenkt. Es ist unser Gehirn, unser Herz, unser Gedächtnis – letztlich eine Blaupause der Welt für alle Zeit. Dieses Feld, und nicht Mikroben oder Gene, entscheidet letzten Endes darüber, ob wir gesund oder krank sind; hier liegt die Kraft, die wir anzapfen müssen, um wieder gesund zu werden. Wir sind untrennbar mit der Welt um uns herum verbunden, und unsere einzige fundamentale Wahrheit ist unsere Beziehung zu ihr. »Das Feld«, wie Einstein es einmal kurz und bündig formuliert hat, »ist unsere einzige Wirklichkeit.«1
Bis auf den heutigen Tag sind Biologie und Physik Handlanger des von Isaac Newton, dem Vater der modernen Physik, entworfenen Weltbildes. All unsere Vorstellungen über die Welt und unseren Platz darin leiten sich aus Ideen ab, die im siebzehnten Jahrhundert formuliert wurden, aber nach wie vor das Grundgerüst der modernen Wissenschaft bilden – Theorien, die alle Elemente des Universums als getrennt voneinander, spaltbar und vollständig in sich abgeschlossen darstellen.
Diese Theorien haben im Kern ein Weltbild des Getrenntseins erzeugt. Newton beschrieb eine materielle Welt, in der individuelle Materiepartikel bestimmten Gesetzen der Bewegung durch Raum und Zeit folgten – das Universum als Maschine. Bevor Newton seine Gesetze der Bewegung formulierte, war der französische Philosoph René Descartes mit der damals revolutionären Vorstellung an die Öffentlichkeit getreten, wir – repräsentiert durch unser Denken – seien getrennt von der leblosen, unbeteiligten Materie unseres Körpers, der lediglich eine Art gut geölter Maschine darstelle. Die Welt setze sich zusammen aus unzähligen kleinen Einzelteilchen, deren Verhalten vorhersagbar war. Das am stärksten getrennte unter ihnen war der Mensch. Er befand sich außerhalb dieses Universums und blickte hinein. Sogar der menschliche Körper war irgendwie getrennt und anders als unser wirkliches Selbst, der denkende Verstand, der die Welt beobachtete.
Die Newton’sche Welt mag ihren Gesetzen gefolgt sein, aber letztlich war sie ein einsamer Ort voller Verzweiflung. Die Welt drehte sich weiter, ein riesiges Getriebe, ganz gleich, ob es uns nun gab oder nicht. Mit einigen geschickten Zügen hatten Newton und Descartes Gott und das Leben aus der materiellen Welt entfernt und uns und unser Bewusstsein aus dem Mittelpunkt unserer Welt gedrängt. Sie entrissen dem Universum Herz und Seele und ließen eine leblose Sammlung miteinander verknüpfter Teile zurück. Am wichtigsten war jedoch, wie Danah Zohar in The Quantum Self ausführt, dass »Newtons Vision uns aus dem Gewebe des Universums herausriss«.2
Noch trostloser wurde unser Selbstbild mit dem Werk von Charles Darwin. Seine Theorie der Evolution – heute von den Neo-Darwinisten leicht abgewandelt – ist der Entwurf eines Lebens, das auf Zufall, dem Recht des Stärkeren, Sinnlosigkeit und Einsamkeit beruht. Sei der Beste, oder du wirst nicht überleben. Du bist nicht mehr als ein evolutionärer Zufall. Das große Schachbrett des biologischen Erbes deiner Vorfahren wird auf einen zentralen Punkt reduziert: Überleben. Friss oder werde gefressen. Der Kern deiner Menschlichkeit ist ein genetischer Terrorist, der alle schwächeren Verbindungen effizient über Bord wirft. Das Leben dreht sich nicht um Teilen und gegenseitige Abhängigkeiten. Es dreht sich darum, zu gewinnen und als Erster anzukommen. Und wenn du es schaffst zu überleben, dann befindest du dich allein auf dem Gipfel des evolutionären Baumes.
Diese Paradigmen – die Welt als Maschine, der Mensch als Überlebensmaschine – haben zu einer technologischen Beherrschung des Universums geführt, aber uns nur zu wenig echtem, wirklich für uns bedeutsamem Wissen verholfen. Auf einer spirituellen und metaphysischen Ebene haben sie zu einem höchst verzweifelten und brutalen Gefühl der Isolation geführt. Auch dem Verständnis der grundlegendsten Mysterien unseres eigenen Daseins haben sie uns nicht näher gebracht: wie wir denken, wie das Leben beginnt, warum wir krank werden, wie aus einer einzigen Zelle ein vollständiger Mensch wird oder was mit dem menschlichen Bewusstsein geschieht, wenn wir sterben.
Wir bleiben zögerliche Apostel dieses mechanistischen Weltbildes voller Trennungen, auch wenn es sich nicht mit unseren Alltagserfahrungen deckt. Viele von uns flüchten vor den hart und nihilistisch erscheinenden Fakten unserer Existenz in die Religion, die mit ihren Idealen von Einheit, Gemeinschaft und Lebenssinn einen gewissen Trost bietet, deren Weltbild aber im Widerspruch zu den Ansichten der Wissenschaft steht. Jeder, der auf der Suche nach einem spirituellen Leben war, musste mit diesen gegensätzlichen Weltbildern kämpfen und fruchtlos versuchen, sie in Einklang zu bringen.
Diese Welt der getrennten Teilchen hätte durch die Entdeckung der Quantenphysik Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ein für alle Mal zu den Akten gelegt werden sollen. Denn als die Pioniere der Quantenphysik in das innerste Herz der Materie blickten, waren sie verblüfft über das, was sie sahen. Die winzigsten Materieteilchen waren gar keine Materie, wie wir sie kennen, sie waren nicht einmal ein bestimmtes Etwas, sondern manchmal das eine und manchmal etwas ganz anderes. Und seltsamer noch, oft waren sie gleichzeitig viele mögliche Dinge. Aber das Wichtigste war, dass diese subatomaren Partikel keine Bedeutung als isolierte Teilchen hatten, sondern nur in ihrer Beziehung zu allem anderen. Auf ihrer elementarsten Stufe ließ sich die Materie nicht in kleine Einzelteile zerlegen, sondern war vollkommen unteilbar. Das Universum ließ sich nur als ein dynamisches Gewebe von Wechselwirkungen verstehen. Dinge, die einmal in Kontakt miteinander gekommen waren, behielten diesen Kontakt über Raum und Zeit hinweg. In der Tat schienen Zeit und Raum selbst willkürliche Konstrukte zu sein, die auf diese Ebene der Welt nicht mehr anwendbar waren. Zeit und Raum, wie wir sie kennen, existierten faktisch nicht. Alle Erscheinungen, so weit das Auge sehen konnte, bildeten eine weite Landschaft des Hier und Jetzt.
Die Pioniere der Quantenphysik – Erwin Schrödinger, Werner Heisenberg, Niels Bohr und Wolfgang Pauli – hatten eine dunkle Ahnung von dem metaphysischen Territorium, das sie betreten hatten. Wenn Elektronen überall gleichzeitig miteinander verbunden waren, hatte das eine grundlegende Bedeutung für das Wesen der Welt insgesamt. Bei ihrem Versuch, die tiefere Wahrheit hinter der von ihnen beobachteten seltsamen subatomaren Welt zu erfassen, wandten sie sich den klassischen philosophischen Texten zu. Pauli untersuchte die Psychoanalyse, die Archetypen und die Kabbalah, Bohr das Tao und die chinesische Philosophie, Schrödinger die hinduistische Philosophie und Heisenberg die platonische Theorie der alten Griechen.3 Gleichwohl blieb ihnen eine schlüssige Theorie der spirituellen Implikationen der Quantenphysik versagt. Niels Bohr hängte ein Schild an seine Tür, auf dem es hieß: »Philosophen draußen bleiben. Hier wird gearbeitet.«
Es gab noch andere, ganz praktische Schwierigkeiten mit der Quantentheorie. Bohr und seine Kollegen waren mit ihren Experimenten nur bis zu einem gewissen Grad an Erkenntnis gelangt. Ihre Versuche zur Demonstration der Quanteneffekte waren im Labor mit nicht lebenden subatomaren Partikeln durchgeführt worden. Von daher nahmen die Wissenschaftler natürlich an, dass diese seltsame Quantenwelt auf die unbelebte Materie beschränkt war, während die belebte Welt immer noch nach den Gesetzen von Newton und Descartes funktionierte. Diese Vorstellung hat die gesamte moderne Medizin und Biologie geprägt. Sogar die Biochemie orientiert sich an den Newton’schen Gesetzen.
Und was war mit uns, den Beobachtern? Plötzlich waren wir ins Zentrum jedes physikalischen Prozesses gerückt, aber niemand hatte sich das in vollem Umfang klar gemacht. Die Quantenpioniere hatten entdeckt, dass unsere Verbindung mit der Materie entscheidend war. Subatomare Partikel existieren in allen möglichen Zuständen, bis sie von uns gestört werden – indem wir sie beobachten oder messen, wodurch sie sich dann langfristig als etwas Reales niederlassen. Unsere Beobachtung – unser menschliches Bewusstsein – war absolut entscheidend für diesen Prozess, bei dem subatomare Bewegungen zu fester Materie werden, aber wir hatten keinen Platz in den mathematischen Gleichungen von Heisenberg oder Schrödinger. Die Wissenschaftler erkannten zwar, dass wir irgendwie der Schlüssel waren, aber sie wussten nicht, wie sie uns in diesen Prozess einbeziehen sollten. Soweit es die Wissenschaft betraf, blickten wir immer noch von außen in die Welt hinein.
All die losen Enden der Quantenphysik wurden nie zu einer schlüssigen Theorie zusammengefügt, und so reduzierte man die Quantenphysik auf ein extrem erfolgreiches Werkzeug der Technologie, das wesentlich zur Herstellung von Bomben und moderner Elektronik war. Die philosophischen Implikationen wurden vergessen, und alles, was blieb, waren die praktischen Vorteile. Die führenden Physiker der Gegenwart nahmen die bizarre Natur der Quantenwelt bereitwillig für bare Münze, weil die mathematischen Berechnungen wie etwa die Schrödinger-Gleichung so gut aufgingen, aber sie schüttelten den Kopf darüber, wie das alles unseren intuitiven Vorstellungen widersprach.4 Wie konnten Elektronen mit allem gleichzeitig in Verbindung stehen? Wie konnte ein Elektron nicht ein festgefügtes einzelnes Teilchen sein, solange es nicht untersucht oder gemessen wurde? Wie konnte es überhaupt irgendetwas Konkretes in der Welt geben, wenn alles sich als Illusion erwies, sobald man es genauer betrachtete?
Als Antwort auf diese Fragen erklärten die Wissenschaftler, es gebe verschiedene Wahrheiten: eine für die Welt der kleinsten Teilchen und eine andere für die Welt der größeren Dinge, eine Wahrheit für die belebte Welt und eine andere für die unbelebte Materie, und diesen offensichtlichen Widerspruch müsse man genauso akzeptieren wie ein grundlegendes Newton’sches Axiom. Das waren die Regeln der Welt, und wir sollten sie einfach unbesehen glauben. Die mathematischen Gleichungen gehen auf, und das ist alles, was zählt.
Aber eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern, die über den gesamten Globus verstreut waren, gab sich damit nicht zufrieden. Sie forderte eine bessere Antwort auf viele der großen Fragen, die bisher unbeantwortet geblieben waren. Ihre Untersuchungen und Experimente setzten dort an, wo die Pioniere der Quantenphysik aufgehört hatten, und sie begannen, tiefer zu graben.
Einige Forscher dachten erneut über verschiedene Gleichungen nach, die bisher aus der Quantenphysik heraussubtrahiert worden waren. Diese Gleichungen standen für das Nullpunkt-Feld – ein Ozean mikroskopischer Schwingungen im freien Raum zwischen den Dingen. Wenn wir das Nullpunkt-Feld in unsere Vorstellungen über die grundlegende Natur der Materie aufnehmen, so erkannten sie, dann war der letztendliche Unterbau unseres Universums ein wogendes Meer von Energie – ein unendlich weites Quantenfeld. Und wenn das stimmte, dann wäre alles mit allem verbunden wie in einem unsichtbaren Netz.
Die Wissenschaftler entdeckten auch, dass wir alle aus demselben Material erschaffen sind. Auf die fundamentalste Ebene reduziert bestehen alle Lebewesen einschließlich des Menschen aus Ansammlungen von Quantenenergie, die ständig Informationen mit diesem unerschöpflichen Energiemeer austauschen. Lebewesen geben eine schwache Strahlung ab, und dies ist der entscheidendste Aspekt biologischer Vorgänge. Informationen über alle Aspekte des Lebens, von zellulärer Kommunikation bis zu den zahlreichen Kontrollmechanismen der DNA, werden durch einen Austausch auf der Quantenebene übertragen. Sogar unser Denken, von dem man bisher angenommen hatte, dass es sich den Gesetzen der materiellen Welt völlig entzieht, funktioniert entsprechend den Quantengesetzen. Denken, Fühlen – sogar höhere kognitive Funktionen – haben mit Quanteninformationen zu tun, die simultan durch unser Gehirn und unseren Körper pulsieren. Die menschliche Wahrnehmung vollzieht sich aufgrund von Wechselwirkungen zwischen den subatomaren Teilchen unseres Gehirns und dem Meer der Quantenenergie. Wir stehen buchstäblich in Resonanz mit der Welt.
Diese Entdeckungen waren außerordentlich und häretisch. Auf einen Schlag stellten sie viele Grundgesetze der Biologie und Physik infrage. Was man hier aufgedeckt hatte, war nicht weniger als der Schlüssel zur gesamten Informationsverarbeitung und zum Informationsaustausch in unserer Welt, von der Kommunikation zwischen Zellen bis zur Wahrnehmung der Welt im Großen. Hier waren die Antworten auf einige der grundlegendsten Fragen in der Biologie über die menschliche Morphologie und das lebendige Bewusstsein. Hier, im so genannten »toten« Raum, lag wahrscheinlich der Schlüssel zum Leben selbst.
Die fundamentalste Erkenntnis war jedoch der Nachweis, dass wir alle durch das Grundgerüst unserer Existenz miteinander und mit der Welt verbunden sind. Durch wissenschaftliche Experimente war bewiesen worden, dass es so etwas wie eine Lebenskraft geben kann, die durch das Universum strömt – was verschiedentlich als kollektives Bewusstsein oder in der Sprache der Theologien als Heiliger Geist bezeichnet worden ist. Es gab nun eine plausible Erklärung für all das, woran die Menschheit seit Jahrhunderten geglaubt hatte, ohne solide Beweise oder angemessene Belege dafür zu haben, von der Wirksamkeit alternativer Heilverfahren oder sogar von Gebeten bis hin zu einem Leben nach dem Tod. Die Forscher hatten uns in gewisser Weise eine Wissenschaft von der Religion angeboten.
Anders als das Weltbild von Newton und Darwin war dies eine Vision, die das Leben förderte. Dies waren Ideen, die uns mit ihren Implikationen von Ordnung und Kontrolle Kraft geben konnten. Wir waren nicht mehr nur Zufallsprodukte der Natur. Unsere Welt und unser Platz darin zeugten von Sinn und Einheit, und wir hatten dabei ein wichtiges Wort mitzureden. Was wir taten und dachten, war von Bedeutung – ja sogar entscheidend für das Erschaffen unserer Welt. Menschliche Wesen existierten nicht mehr voneinander getrennt; es gab nicht mehr uns und die anderen. Wir befanden uns nicht mehr an der Peripherie unseres Universums – blickten nicht mehr von draußen herein. Wir konnten unseren rechtmäßigen Platz wieder einnehmen, hatten zurückgefunden ins Zentrum unserer Welt.
Diese Ideen bedeuteten in den Augen der etablierten Wissenschaft Hochverrat. Oft fanden sich die betreffenden Forscher in Nachhutgefechte mit einem feindseligen Establishment verwickelt, das sich hinter alten Dogmen verschanzt hatte. Seit ungefähr dreißig Jahren führen sie nun schon ihre Untersuchungen durch, doch die Ergebnisse werden meist ignoriert oder sogar gezielt unterdrückt, was nichts mit der Qualität dieser Forschung zu tun hat. Die Wissenschaftler, die alle aus anerkannten, führenden Institutionen stammen – aus den Universitäten von Princeton und Stanford oder berühmten Instituten in Deutschland und Frankreich –, haben einwandfreie Experimente durchgeführt. Aber was dabei herauskam, war ein Angriff auf einige geheiligte Glaubenssätze mitten im Herzen der modernen Wissenschaft. Die neuen Erkenntnisse passten nicht in das vorherrschende wissenschaftliche Weltbild, das die Welt als eine Maschine betrachtet. Die Anerkennung dieser neuen Vorstellungen würde verlangen, dass man vieles von dem, woran die moderne Wissenschaft glaubt, zum alten Eisen wirft und in gewisser Weise noch einmal ganz von vorne beginnt. Die alte Garde hatte daran nicht das geringste Interesse. Die neuen Erkenntnisse passten nicht ins eigene Weltbild, also mussten sie falsch sein.
Gleichwohl ist es zu spät. Die Revolution ist nicht mehr aufzuhalten. Die Wissenschaftler, die in diesem Buch vorgestellt werden, sind nur einige der Pioniere, eine kleine Gruppe, hinter der eine sehr viel größere Bewegung steht.5 Viele andere haben sich ebenfalls auf den Weg gemacht, fordern heraus, experimentieren, ändern ihre Ansichten, engagieren sich auf eine Weise, wie alle wahren Entdecker es tun. Statt die neuen Erkenntnisse zu verwerfen, weil sie nicht mit den herrschenden wissenschaftlichen Vorstellungen übereinstimmen, wird die orthodoxe Wissenschaft ihr eigenes Weltbild anpassen müssen. Es ist Zeit, Newton und Descartes als Propheten eines überholten historischen Weltbildes auf die ihnen angemessenen Plätze zu verweisen. Die Wissenschaft kann nicht ein festgefügtes Regelwerk sein, das für alle Zeiten gilt, sondern sie ist ständig auf dem Weg, unsere Welt und uns selbst zu verstehen, und mit dem Auftauchen neuer Erkenntnisse müssen alte Vorstellungen oft über Bord geworfen werden.
Das Nullpunkt-Feld ist die Geschichte dieser Revolution, die sich immer noch vollzieht. Wie viele Revolutionen war sie keine einheitliche, große Reformbewegung, sondern begann mit kleinen Zellen der Rebellion, die jeweils an Kraft und Schwung gewannen – ein Durchbruch auf einem Gebiet, eine neue Entdeckung auf einem anderen. Zwar kannten die Männer und Frauen in den Labors die Arbeiten der anderen Forschergruppen, aber viele von ihnen blicken nicht gerne über den Tellerrand des eigenen Experimentierens hinaus, um sich die volle Tragweite ihrer Ergebnisse bewusst zu machen, und oft haben sie auch nicht die nötige Zeit, um ihre eigenen Einsichten in den größeren Zusammenhang anderer neuer Erkenntnisse zu stellen. Jeder Wissenschaftler befand sich auf seiner persönlichen Entdeckungsreise, und jeder hatte einen Korb voller Erde entdeckt, aber keiner hatte gewagt, ihn zum Kontinent zu erklären.
Das Nullpunkt-Feld ist einer der ersten Versuche, die einzelnen Forschungsergebnisse zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Im Verlauf dieser Darstellung kommt es auch zu einer wissenschaftlichen Bewertung von Gebieten, die bisher überwiegend der Religion, Mystik, alternativen Medizin oder New-Age-Spekulationen zugerechnet wurden.
Auch wenn das gesamte Material dieses Buches auf den harten Fakten wissenschaftlicher Experimente beruht, musste ich mich manchmal, unterstützt von den betreffenden Wissenschaftlern, auf Spekulationen einlassen, wie alles zusammenpasst. Folglich muss ich betonen, dass diese Theorie, wie es der frühere Dekan der Universität von Princeton gerne ausdrückt, noch eine laufende Arbeit ist. In einigen Fällen sind die hier dargestellten wissenschaftlichen Ergebnisse noch nicht von unabhängigen Gruppen reproduziert worden. Wie bei allen neuen Ideen muss man auch dieses Buch als einen frühen Versuch betrachten, einzelne Forschungsergebnisse in ein kohärentes Modell einzugliedern, das in bestimmten Teilen zukünftig noch zu verfeinern sein wird.6
Wir sollten also bedenken, dass nichts in der Wissenschaft jemals definitiv bewiesen werden kann. Das Beste, worauf wir hoffen können, ist der Nachweis, dass eine bestimmte Idee falsch ist. Es hat viele Versuche gegeben, die in diesem Buch vorgestellten neuen Ideen zu widerlegen, aber bis heute haben auch angesehene Wissenschaftler mit guten Testmethoden dieses Ziel nicht erreicht. Und solange sie nicht widerlegt oder verbessert werden, dürfen die hier vorgestellten Forschungsergebnisse als gültig betrachtet werden.
Dieses Buch ist für wissenschaftliche Laien geschrieben, und um die recht komplizierten Zusammenhänge verständlich darzustellen, musste ich oft auf Metaphern zurückgreifen, die nur eine grobe Annäherung an die Wahrheit sind. Manchmal erfordern die radikal neuen Ideen in diesem Buch auch Geduld, und ich kann nicht versprechen, dass es immer leicht zu lesen sein wird. Einige der hier vorgetragenen Erkenntnisse sind sicher schwer nachzuvollziehen, wenn man sich, im Newton’schen und kartesianischen Weltbild verhaftet, alles im Universum als getrennte Einheiten vorstellt.
Betonen möchte ich auch, dass es sich hier nicht um meine Entdeckungen handelt. Ich bin keine Wissenschaftlerin, sondern lediglich Berichterstatterin und gelegentlich Übersetzerin. Der Beifall gebührt den weitgehend unbekannten Männern und Frauen in den Labors, die das Außergewöhnliche im Alltäglichen entdeckt und zutage gefördert haben. Ihre Arbeit, die sie oft selbst noch nicht voll verstanden haben, hat sich in eine Suche nach der Physik des Unmöglichen verwandelt.
Lynne McTaggart
»Jetzt weiß ich, dass wir nicht in Kansas sind.«
DOROTHY, Der Zauberer von Oz
Vielleicht hatte das, was Ed Mitchell passiert ist, mit der fehlenden Schwerkraft zu tun, vielleicht auch mit der Tatsache, dass all seine Sinne desorientiert gewesen waren. Er befand sich auf dem Weg nach Hause, und das war gegenwärtig ungefähre 400 000 Kilometer entfernt irgendwo auf der Oberfläche der umwölkten, azurblauen und weißen Sichel, die hin und wieder durch das dreieckige Fenster der Kommandokapsel des Raumschiffs Apollo 14 zu sehen war.1
Zwei Tage zuvor war Mitchell als sechster Mensch auf dem Mond gelandet. Die Reise war ein Triumph gewesen: die erste Mondlandung, bei der wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt wurden. Fast 90 Pfund Gesteins- und Erdproben bewiesen das. Auch wenn er und sein Kommandeur Alan Shepard den Gipfel des über 200 Meter hohen alten Kraterberges nicht erreicht hatten, war es ihnen gelungen, den Rest ihres akribischen Zeitplans, der an ihren Handgelenken befestigt war und nahezu jede Minute ihres zweitägigen Ausflugs genau festlegte, methodisch abzuarbeiten.
Womit sie nicht ganz gerechnet hatten, waren die Auswirkungen dieser unbewohnten Welt ohne die gewohnte Schwerkraft und Atmosphäre auf ihre sinnliche Wahrnehmung. Ohne Wegmarken wie Bäume oder Telefondrähte, ohne irgendetwas außer der Antares, dem goldenen, insektenähnlichen Mondmodul, nur umgeben von der staubgrauen Landschaft, waren alle Wahrnehmungen von Raum, Umfang, Entfernung oder Tiefe entsetzlich verzerrt. Ed war schockiert gewesen, als er feststellte, dass alle Navigationspunkte, die sorgfältig auf hochauflösenden Fotos eingezeichnet worden waren, mindestens doppelt so weit entfernt lagen wie erwartet. Es war so, als wären er und Alan während des Raumfluges geschrumpft, und was ihnen zu Hause als winzige Unebenheit auf der Mondoberfläche erschienen war, erwies sich nun als fast zwei Meter hoch oder noch höher. Und dabei waren sie nicht nur kleiner geworden, sondern fühlten sich auch leichter als je zuvor. Er hatte eine seltsame Leichtigkeit des Seins erlebt, bedingt durch die geringe Schwerkraft, und obwohl sein unförmiger Raumanzug einiges wog, spürte er doch den Auftrieb bei jedem Schritt.
Auch die Wahrnehmung der Sonne war verzerrt gewesen, rein und unverfälscht in dieser Welt ohne Luft. Im blendenden Sonnenlicht, sogar an einem relativ kühlen Morgen, bevor die Spitzenwerte von bis zu 150 Grad Celsius erreicht wurden, ragten Krater, Wegmarken, der Boden und die Erde – sogar der Himmel selbst – in absoluter Klarheit hervor. Für einen Geist, der den weichen Filter der Atmosphäre gewöhnt war, wirkte das so, als hätten sich die Schatten, die veränderlichen Farben des schiefergrauen Bodens verschworen, das Auge zum Narren zu halten. Ohne es zu wissen, waren Alan und er nur etwa 18 Meter vom Kraterrand entfernt gewesen, nur ungefähr zehn Sekunden, als sie umkehrten, weil sie überzeugt waren, dass sie es nicht mehr rechtzeitig schaffen würden – ein Fehler, über den Ed bitter enttäuscht war, denn er hatte sich danach gesehnt, in dieses Loch inmitten des lunaren Hochlands hineinzublicken, das einen Durchmesser von 360 Metern hatte. Ihre Augen wussten nicht, wie sie die überscharfen Bilder interpretieren sollten. Nichts war lebendig, aber es war auch nichts vor ihren Blicken verborgen, und allem fehlte es an zarten Übergängen. Jeder Anblick überwältigte das Auge mit extrem scharfen Kontrasten und Schatten. Er sah in gewisser Weise klarer und doch weniger klar als je zuvor.
Während der unablässigen Aktivitäten, die ihnen ihr Zeitplan vorgab, war ihnen wenig Zeit geblieben, um nachzudenken, sich zu wundern oder irgendwelche Gedanken an den höheren Sinn ihrer Reise zu verschwenden. Sie waren weiter ins Universum hinausgelangt als irgendjemand vor ihnen, aber angesichts der Tatsache, dass sie die amerikanischen Steuerzahler 200 000 Dollar pro Minute kosteten, fühlten sie sich verpflichtet, die Uhr im Auge zu halten und die Aufgaben abzuarbeiten, die Houston in ihren übervollen Zeitplan gepackt hatte. Erst als die Mondfähre wieder an die Kommandokapsel angedockt hatte und sie auf dem zweitägigen Weg zurück zur Erde waren, konnte Ed seinen jetzt vom Mondboden verschmutzten Raumanzug ausziehen, sich in seinen langen Unterhosen zurücklehnen und versuchen, seinen Frust und seine sich überschlagenden Gedanken irgendwie zu ordnen.
Die Kittyhawk rotierte langsam wie ein Hähnchen auf dem Bratspieß, um die thermischen Effekte auf allen Seiten des Raumschiffs auszugleichen; bei dieser langsamen Umdrehung war die Erde immer wieder durch das Fenster zu sehen: eine schmale Sichel in der alles verschlingenden Sternennacht. Aus dieser Perspektive, während die Erde wie auch alle anderen Teile des Sonnensystems immer wieder vor dem Fenster auftauchten und verschwanden, existierte der Himmel nicht nur über den Astronauten, wie wir ihn gewöhnlich sehen, sondern als alles umgebende Einheit, welche die Erde von allen Seiten umfing.
Und während er in dieser Situation durch das Fenster blickte, erlebte Ed das seltsamste Gefühl, das er je gehabt hatte: ein Gefühl der Verbundenheit, als seien alle Planeten und alle Menschen aller Zeiten durch ein unsichtbares Netz miteinander verknüpft. Das Majestätische des Augenblicks verschlug ihm fast den Atem. Obwohl er weiterhin Knöpfe drehte und Schalter drückte, fühlte er eine Distanz zu seinem Körper, so als ob jemand anders das Raumschiff lenkte.
Es schien hier ein enormes Kraftfeld zu geben, das alle Menschen, alle Absichten und Gedanken, jede belebte und unbelebte Form der Materie für alle Zeiten miteinander verband. Alles, was er tat oder dachte, würde den Rest des Kosmos beeinflussen, und umgekehrt würde auch jedes Ereignis im Kosmos sich auf ihn auswirken. Die Zeit war nur ein künstliches Konstrukt. Alles, was je über das Universum und das Getrenntsein von Menschen und Dingen gelehrt worden war, erschien ihm falsch. Es gab keine Zufälle und individuellen Absichten. Die natürliche Intelligenz, die seit Milliarden von Jahren wirkte und die Moleküle seines Daseins hervorgebracht hatte, war auch verantwortlich für seine gegenwärtige Reise. Das war nicht nur ein Gedanke, den er intellektuell verstand, sondern ein überwältigendes Gefühl, das sich durch alle seine Eingeweide zog, als würde er sich körperlich durch das Fenster hinaus bis in den hintersten Winkel des Kosmos ausdehnen.
Er hatte nicht das Antlitz Gottes gesehen. Es fühlte sich nicht so an wie eine gewöhnliche religiöse Erfahrung, sondern mehr wie ein blendendes Sichtbarwerden von Bedeutung – was in den östlichen Religionen oft als »Ekstase der Einheit« bezeichnet wird. Es war so, als hätte Ed Mitchell in einem einzigen Augenblick die Kraft entdeckt und gefühlt.
Er warf einen verstohlenen Blick auf Alan und Stu Roosa, den anderen Astronauten, der bei der Apollo-14-Mission dabei war, um zu sehen, ob sie vielleicht etwas erlebten, was annähernd ähnlich war. Als sie erstmals die Antares verlassen und die Ebene von Fra Mauro betreten hatten, eine Hochebene auf dem Mond, hatte es einen Augenblick gegeben, als Alan, ein Veteran der ersten amerikanischen Mondlandung, der sich gewöhnlich hart gesotten gab und wenig Zeit für mystischen Hokuspokus hatte, sich in seinem sperrigen Raumanzug streckte, um nach oben zu sehen; beim Anblick der Erde, die dort so unfassbar schön am luftlosen Himmel stand, hatte er geweint. Aber jetzt schienen Alan und Stu automatisch ihrer Arbeit nachzugehen, und Ed hatte Angst, etwas über das zu sagen, was er als seinen persönlichen Augenblick der Wahrheit zu empfinden begann.
Er war immer der etwas seltsame Vogel im Raumfahrtprogramm gewesen, und mit seinen 41 Jahren gehörte er, obwohl er jünger war als Shepard, schon zu den älteren Teilnehmern der Apollo-Mission. O ja, es war schon in Ordnung, wie er aussah und was er tat, mit seinem sandfarbenen Haar, dem breiten Gesicht, der Mann aus dem Mittleren Westen, der über eine langjährige Erfahrung als Pilot bei kommerziellen Fluglinien verfügte. Aber die anderen sahen in ihm ein bisschen den Intellektuellen; als Einziger unter ihnen hatte er den Doktor der Philosophie und zugleich einen guten Ruf als Testpilot. Außerdem war er eindeutig als Seiteneinsteiger ins Raumfahrtprogramm gekommen. Er hatte geglaubt, sich dadurch unentbehrlich zu machen, dass er am MIT in Astrophysik promovierte – so gezielt hatte er seinen Weg zur NASA geplant –, und erst danach war ihm eingefallen, dass er als zusätzliche Qualifikation mehr Flugerfahrung brauchen würde. Dennoch war Ed kein schlechter Pilot. Wie alle seine Kollegen hatte er seine Zeit bei Chuck Yeagers Flugzirkus in der Mojave-Wüste verbracht und dort gelernt, Flugzeuge das tun zu lassen, wozu sie niemals konstruiert worden waren. Eine Weile hatte er die anderen sogar als Fluglehrer unterrichtet. Aber er betrachtete sich selbst nicht so sehr als Testpilot wie als Forschungsreisenden: eine Art moderner Wahrheitssucher. Sein persönliches Interesse an der Wissenschaft lag ständig im Widerstreit mit dem grimmigen baptistischen Fundamentalismus seiner Jugend. Es schien kein Zufall zu sein, dass er in Roswell, New Mexico, aufgewachsen war, wo man vermutlich die ersten Außerirdischen gesichtet hatte – nur eine Meile entfernt vom Haus des Vaters der amerikanischen Raketenforschung, Robert Goddard, und nur wenige Meilen entfernt – jenseits der Berge – von dem Gelände, auf dem die ersten Atombombentests stattgefunden hatten. Wissenschaft und Spiritualität konkurrierten in seinem Inneren um die Führungsposition, während er sich danach sehnte, dass sie sich die Hand reichten und Frieden schlossen.
Es gab noch etwas, das er vor ihnen verheimlicht hatte. Später am Abend, als Alan und Stu in ihren Hängematten schliefen, zog Ed leise das vor, was während der ganzen Reise zum Mond und zurück ein fortwährendes Experiment gewesen war. In jüngster Zeit hatte er ein bisschen mitgemischt bei Untersuchungen über das Bewusstsein und außersinnliche Wahrnehmung und sich mit der Arbeit von Dr. Joseph B. Rhine beschäftigt, einem Biologen, der viele Experimente über die außersinnliche Natur des menschlichen Bewusstseins durchführte. Er hatte zwei neue Freunde gewonnen, die als Wissenschaftler seriöse Tests über die Natur des menschlichen Bewusstseins durchführten. Gemeinsam erkannten sie, dass Eds Reise zum Mond ihnen eine einzigartige Möglichkeit bot zu prüfen, ob menschliche Telepathie auch über größere Entfernungen als im Labor von Dr. Rhine funktionierte. Hier war nun die einmalige Chance zu sehen, ob diese Art von Kommunikation auch über Weltraum-Distanzen möglich war.
45 Minuten nach dem Beginn der Schlafperiode tat Ed das, was er auch auf dem zweitägigen Hinweg zum Mond getan hatte: Er holte eine kleine Taschenlampe hervor und notierte auf dem Papier seines Clipboards nach dem Zufallsprinzip Zahlen, die jeweils für eins der berühmten Zehner-Symbole von Dr. Rhine standen – Quadrat, Kreis, Kreuz, Stern und doppelte Wellenlinie. Dann konzentrierte er sich intensiv und methodisch auf diese Zahlen, eine nach der anderen, wobei er versuchte, sie seinen Kollegen zu Hause zu »übermitteln«. So spannend er dieses Experiment fand, hatte er es doch für sich behalten. Einmal versuchte er, mit Alan über die Natur des Bewusstseins zu diskutieren, aber er stand seinem Chef nicht wirklich nahe, und das Thema interessierte andere nicht so brennend wie ihn. Einige der Astronauten hatten über Gott nachgedacht, während sie sich draußen im Weltraum befanden, und jeder im Raumfahrtprogramm wusste, dass sie nach neuen Erkenntnissen über die Funktionsweise des Universums suchten. Aber wenn Alan und Stu geahnt hätten, dass er versuchte, Leuten auf der Erde seine Gedanken zu übermitteln, dann hätten sie ihn für noch verrückter gehalten, als sie es ohnehin schon taten.
Ed beendete sein nächtliches Experiment; ein weiteres würde am nächsten Abend folgen. Aber nach dem, was ihm zuvor widerfahren war, schien es kaum mehr nötig; jetzt hatte er seine eigene innere Überzeugung, dass es stimmte: Das Bewusstsein aller Menschen war miteinander verbunden, so wie es mit allem anderen in dieser Welt und jeder anderen Welt verbunden war. Seine intuitive Seite akzeptierte das, aber dem Wissenschaftler in ihm genügte es nicht. In den folgenden 25 Jahren würde er nach wissenschaftlichen Erklärungen für das suchen, was ihm dort draußen geschehen war.
Edgar Mitchell landete wieder sicher zu Hause. Keine andere Expedition auf Erden lässt sich auch nur annähernd mit einem Flug zum Mond vergleichen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre verließ er die NASA, als die letzten drei Mondflüge wegen Geldmangel gestrichen wurden, und das war der Zeitpunkt, an dem seine wirkliche Reise begann. Die Erkundung des inneren Raumes sollte wesentlich länger dauern und schwieriger sein als die Landung auf dem Mond oder die Erkundung des Kraters.
Sein kleines Experiment mit der außersinnlichen Wahrnehmung war erfolgreich gewesen, was dafür sprach, dass eine Art von Kommunikation stattgefunden hatte, die jeder Logik spottete. Ed hatte es nicht geschafft, alle sechs Experimente wie geplant durchzuführen, und er brauchte einige Zeit, um die vier, die er erledigt hatte, mit den Ergebnissen der sechs Sitzungen zu vergleichen, die seine Partner auf der Erde ausgeführt hatten. Aber als die vier Datensätze, die Ed während der neuntägigen Reise zusammengetragen hatte, schließlich mit denen seiner sechs Kollegen auf der Erde abgeglichen wurden, zeigte sich eine signifikante Übereinstimmung mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 3000, dass dies auf Zufall beruhte.2 Diese Ergebnisse lagen auf einer Linie mit Tausenden ähnlicher Experimente, die Rhine und seine Kollegen im Laufe der Jahre durchgeführt hatten.
Edgar Mitchells blitzartiges Erlebnis während des Rückfluges vom Mond hatte hauchdünne Risse in vielen seiner Überzeugungen hinterlassen. Aber was Ed im Hinblick auf dieses Erlebnis am meisten bedrückte, war die Tatsache, dass die gegenwärtigen wissenschaftlichen Erklärungen für die Biologie und das Bewusstsein im Besonderen nun unerträglich reduktionistisch wirkten. Trotz allem, was er in den Jahren am MIT in der Quantenphysik über die Natur des Universums gelernt hatte, sah es so aus, als sei die Biologie in einem 400 Jahre alten Weltbild stecken geblieben. Das gegenwärtige biologische Modell schien immer noch auf einer klassischen Newton’schen Sicht von Materie und Energie zu beruhen – solide, voneinander getrennte Einheiten, die sich vorhersagbar im leeren Raum bewegten – und auf einer kartesianischen Sicht des Körpers, der von der Seele oder dem Geist getrennt war. Nichts an diesem Modell konnte die wahre Vielfalt der menschlichen Existenz widerspiegeln, die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt, und schon gar nicht das menschliche Bewusstsein. Menschliche Wesen und ihre Teile wurden immer noch in jeder Hinsicht wie Maschinen behandelt.
Die meisten biologischen Erklärungen der großen Mysterien des Lebens versuchen, das Ganze dadurch zu verstehen, dass sie es in immer kleinere mikroskopische Einzelteile zerlegen. Man nimmt beispielsweise an, dass ein Körper sich infolge seiner genetischen Prägung, der Proteinsynthese und blinder Mutation zu einer vorgegebenen Form entwickelt. Die Neurowissenschaftler unserer Zeit gehen davon aus, dass das Bewusstsein in der Hirnrinde angesiedelt ist – als Resultat einer einfachen Mischung aus Chemikalien und Gehirnzellen. Chemische Botenstoffe sollen für die Fernsehbilder verantwortlich sein, die durch unser Gehirn flimmern, und chemische Botenstoffe sollen auch für das »Es« verantwortlich sein, das diese Bilder sieht.3 Wir kennen die Welt aufgrund der Verworrenheiten unserer eigenen Maschinerie. Die moderne Biologie glaubt nicht an eine letztlich unteilbare Welt.
Bei seiner eigenen Arbeit über Quantenphysik am MIT hatte Ed Mitchell gelernt, dass auf der subatomaren Ebene die Newton’sche oder klassische Sicht – dass nämlich alles auf eine bequem vorhersagbare Weise funktioniert – schon lange aufgegeben worden war zugunsten der Quantentheorie, die davon ausgeht, dass das Universum und seine Funktionsweise nicht ganz so ordentlich ist, wie die Wissenschaftler früher glaubten.
Auf ihrer fundamentalsten Ebene lässt sich die Materie nicht mehr in unabhängige Einheiten teilen oder auch nur vollständig beschreiben. Subatomare Partikel sind keine festen kleinen Gegenstände wie Billardkugeln, sondern schwingende, unbestimmte Energiepakete, die man als solche nicht mehr präzise quantifizieren oder verstehen kann. Sie sind vielmehr schizophren, verhalten sich manchmal wie ein Teilchen (wie ein winzig kleiner Gegenstand) und manchmal wie eine Welle (ein schwingendes und eher diffuses Etwas, das sich über einen größeren Bereich von Raum und Zeit ausdehnt), und manchmal wiederum verhalten sie sich wie Welle und Teilchen zur gleichen Zeit. Quantenpartikel sind überdies allgegenwärtig. Wenn sie beispielsweise von einem Energiezustand in einen anderen übergehen, dann probieren Elektronen anscheinend alle möglichen neuen Umlaufbahnen gleichzeitig aus, so als würde jemand, der ein Haus kaufen will, erst einmal versuchen, zur selben Zeit in allen Häusern der Straße zu wohnen, bevor er sich schließlich für ein bestimmtes entscheidet. Und es gibt keine Gewissheit. Es gibt keinen bestimmten Ort, sondern lediglich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elektron sich beispielsweise an einem bestimmten Ort befinden könnte, kein feststehendes Ereignis, sondern nur die Wahrscheinlichkeit, dass sich etwas ereignen könnte. Auf dieser Ebene der Realität ist nichts garantiert; die Wissenschaftler müssen sich damit zufrieden geben, dass sie nur Vermutungen äußern können. Im günstigsten Fall können sie angeben, wie hoch die Chancen stehen, dass man bei einer bestimmten Messung in einer bestimmten Zahl der Fälle ein bestimmtes Ergebnis erzielt. Die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung hat auf der subatomaren Ebene keinerlei Bestand. Stabil wirkende Atome können ohne erkennbare Ursache plötzlich eine innere Spaltung erfahren; Elektronen können ohne jeden Grund von einem Energiezustand in einen anderen wechseln. Wenn man die Materie aus immer größerer Nähe betrachtet, dann ist sie nicht einmal mehr Materie, nicht ein bestimmtes, festes Ding, das man anfassen oder beschreiben könnte, sondern eine Ansammlung vorläufiger Identitäten, die sich alle gleichzeitig zur Schau stellen. Statt eines Universums von statischer Gewissheit bilden die Welt und ihre Beziehungen auf der fundamentalsten Ebene der Materie einen ungewissen und nicht vorhersagbaren Zustand reinen Potenzials und unbegrenzter Möglichkeiten.
Die Wissenschaftler räumten zwar ein, dass alles im Universum miteinander verbunden ist, aber nur in der Quantenwelt, das sollte heißen, im Reich des Unbelebten, nicht der Lebewesen. Quantenphysiker hatten eine seltsame Eigenschaft auf der subatomaren Ebene entdeckt, die als »Nichtlokalität« bezeichnet wird. Dies bezieht sich auf die Fähigkeit einer Quanteneinheit, etwa eines einzelnen Elektrons, ein anderes Quantenteilchen sofort über jede beliebige Entfernung zu beeinflussen, ohne dass es dabei zu einem Austausch von Energien kommt. Das legt die Vermutung nahe, dass Quantenteilchen, die einmal Kontakt zueinander hatten, auch dann in Verbindung bleiben, wenn sie getrennt werden, sodass die Aktivitäten des einen stets das andere beeinflussen, egal, wie weit sie voneinander entfernt sind. Albert Einstein wertete dies als »unheimliche Fernwirkung« ab, und es war einer der Hauptgründe, warum er der Quantenphysik so sehr misstraute. Dass es diese Fernwirkung gibt, haben jedoch mehrere Physiker seit 1982 nachgewiesen.4
Die Nichtlokalität brachte die Grundlagen der Physik ins Wanken. Materie kann nun nicht mehr als getrennte Einheit angesehen werden. Aktionen brauchen keine beobachtbare Ursache über einen beobachtbaren Raum. Einsteins fundamentalstes Axiom war nicht korrekt: Auf einer bestimmten Ebene konnten sich Dinge schneller als mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. Subatomare Partikel haben keine Bedeutung als isolierte Einheiten, sondern können nur in ihrer Beziehung zueinander verstanden werden. Der grundlegende Unterbau der Welt ist ein komplexes Netz voneinander abhängiger Beziehungen, die auf ewig untrennbar miteinander verwoben sind.
Das beobachtende, lebende Bewusstsein ist vielleicht der wichtigste Bestandteil dieses miteinander verknüpften Universums. In der klassischen Physik galt der Experimentator als getrennte Einheit, ein stiller Beobachter hinter Glas, der versuchte, die Vorgänge im Universum zu verstehen, die unabhängig davon abliefen, ob er sie beobachtete oder nicht. In der Quantenphysik entdeckte man jedoch, dass alle Möglichkeiten eines Quantenpartikels in eine bestimmte Realität münden, sobald dieser Partikel beobachtet oder gemessen wird. Um diesen seltsamen Vorgang zu erklären, haben die Quantenphysiker postuliert, dass zwischen dem Beobachter und dem beobachteten Objekt eine Wechselwirkung besteht – dass diese Partikel nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit in Raum und Zeit existieren, bis sie »beunruhigt« werden und der Vorgang der Beobachtung und Messung sie in einen festgelegten Zustand zwingt, – so als würde sich Gelee verfestigen. Diese erstaunliche Beobachtung hatte auch die Vorstellungen von der Natur der Wirklichkeit in ihren Grundfesten erschüttert, denn die Schlussfolgerung lautete, dass das Bewusstsein des Beobachters das beobachtete Objekt ins Dasein bringt. Nichts im Universum existiert als tatsächliches »Ding« unabhängig von unserer Wahrnehmung. Wir erschaffen unsere Welt in jeder Minute eines jeden Tages.
Ed erschien es als ein zentraler Widerspruch, dass Physiker uns glauben machen wollen, für Steine und Stöcke würden andere physikalische Regeln gelten als für die atomaren Partikel, aus denen sie bestehen, eine Regel für das Kleine und eine für das Große, eine Regel für das Lebendige und eine für die unbelebte Materie. Die Gesetze der klassischen Physik waren zweifellos nützlich für die fundamentalen Eigenschaften der Bewegung, um zu beschreiben, wie unser Skelett den Körper aufrecht hält, wie unsere Lungen atmen, unser Herz pumpt und unsere Muskeln schwere Gewichte tragen. Und zahlreiche der grundlegenden Vorgänge in unserem Körper – Essen, Verdauung, Schlaf, Sexualfunktion – unterliegen in der Tat physikalischen Gesetzen.
Aber die klassische Physik oder Biologie hat keine Antworten auf so viele fundamentale Fragen: wie wir überhaupt denken können; warum sich Zellen so zu Verbänden organisieren, wie sie es tatsächlich tun; wie es möglich ist, dass viele molekulare Prozesse in einem einzigen Augenblick stattfinden; warum Arme zu Armen und Beine zu Beinen werden, obwohl sie dieselben Gene und Proteine enthalten; warum wir Krebs bekommen; wie diese Maschine, die unser Körper ist, sich auf wunderbare Weise selbst heilen kann; und sogar was Wissen ist – wie es kommt, dass wir wissen, was wir wissen. Wissenschaftler verstehen möglicherweise jedes winzige Detail der Schrauben, Bolzen, Verbindungsstellen und Räder, aber sie haben keine Ahnung von der Energie, welche die Maschine antreibt. Sie können vielleicht das kleinste mechanische Teilchen des Körpers behandeln, aber wenn es um die grundlegendsten Mysterien des Lebens geht, sind sie anscheinend immer noch Ignoranten.
Wenn es also tatsächlich zutraf, dass die Gesetze der Quantenmechanik nicht nur für die subatomare Welt, sondern auch für die Welt im Großen Gültigkeit hatten, also nicht nur für die unbelebte Materie, sondern auch für alle Lebewesen, dann musste das gesamte Paradigma der Biologie fehlerhaft oder unvollständig sein. So wie Newtons Theorien schließlich durch die Quantentheorie verbessert worden waren, hatten Heisenberg und Einstein sich vielleicht ebenfalls – zumindest teilweise – geirrt. Würde man die Quantentheorie in größerem Umfang auf die Biologie anwenden, dann würde man mehr als ein komplexes Netzwerk von Energiefeldern betrachten, die in einer Art dynamischer Wechselwirkung mit den chemischen Reaktionen unseres Zellsystems zueinander stehen. Die Welt würde dann als eine Matrix unteilbarer gegenseitiger Beziehungen erscheinen, so wie Ed sie im Weltraum erlebt hatte. Was der konventionellen Biologie so eindeutig fehlte, war eine Erklärung für das Organisationsprinzip – für das menschliche Bewusstsein.
Ed begann, Bücher über religiöse Erfahrungen, östliche Philosophien und die wenigen wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Natur des Bewusstseins zu verschlingen. Er setzte frühe Untersuchungen mit einer Reihe von Wissenschaftlern in Stanford in Gang; er gründete das Institut für noetische5 Wissenschaften, eine nicht gewinnorientierte Organisation, die sich zur Aufgabe gesetzt hatte, diese Art von Forschungsprojekten zu finanzieren; er begann, wissenschaftliche Untersuchungen über das Bewusstsein in einem Buch zusammenzustellen. Bald konnte er an nichts anderes mehr denken und über nichts anderes mehr reden, und seine Besessenheit führte schließlich dazu, dass seine Ehe zerbrach.
Edgars Arbeit hat vielleicht kein revolutionäres Feuer entzündet, aber er hat dieses Feuer zweifellos geschürt. An renommierten Universitäten überall in der Welt entstanden kleine Zellen stiller Rebellion gegen das Weltbild von Newton und Darwin, den Dualismus in der Physik und die gegenwärtige Sicht der menschlichen Wahrnehmung. Während seiner Suche lernte Ed Wissenschaftler kennen, deren Ruf beeindruckend war; sie arbeiteten an vielen angesehenen Universitäten – Yale, Stanford, Berkeley, Princeton, Edinburgh – und berichteten über Entdeckungen, die einfach nicht ins Bild passten.
Im Gegensatz zu Edgar waren diese Wissenschaftler nicht durch eine Epiphanie zu einer neuen Weltsicht gelangt. Sie waren nur einfach im Verlauf ihrer Arbeit auf Forschungsergebnisse gestoßen, die in völligem Gegensatz zur herrschenden Theorie standen, und sosehr sie sich auch bemühten, das Unvereinbare zu vereinbaren – und in vielen Fällen wünschten sich die Wissenschaftler nichts sehnlicher als das –, es wollte ihnen einfach nicht gelingen. Die meisten von ihnen waren zufällig zu ihren Erkenntnissen gelangt, so wie man sich verirren und an einem falschen Ort landen kann, aber nachdem sie einmal dort waren, konnten sie nicht mehr anders, als das neue Gelände zu erkunden. Denn echte Forschungsreisende setzen ihre Untersuchungen auch dann fort, wenn sie dadurch zu einem Ort geführt werden, den sie eigentlich gar nicht aufsuchen wollten.
Die wichtigste Eigenschaft, die all diesen Forschern gemeinsam war, bestand in der schlichten Bereitschaft, ihre Zweifel aufzugeben und für die wahre Entdeckung offen zu bleiben, sogar wenn das bedeutete, die vorgegebene Ordnung der Dinge herauszufordern, Kollegen zu befremden oder sich selbst der Zensur und dem beruflichen Ruin auszusetzen. Zwar sollte die Wissenschaft eigentlich experimentelle Freiheit fördern, aber ihre gesamten Strukturen mit ihrem hochgradig wettbewerbsorientierten System der Projektfinanzierung, gepaart mit den Grundsätzen, die für Veröffentlichungen und deren kollegiale Begutachtung gelten, zwingen den Einzelnen mehr oder weniger, sich dem akzeptierten wissenschaftlichen Weltbild anzupassen. Das System tendiert dazu, den professionellen Forscher zu Experimenten zu ermutigen, deren Zweck hauptsächlich darin besteht, die existierende Sicht der Dinge zu bestätigen oder Technologien für die Industrie zu entwickeln, statt sich auf die Suche nach echten Innovationen zu begeben.6
Jeder, der an diesen Experimenten arbeitete, hatte den Eindruck, kurz vor einem Durchbruch zu stehen, der alles verändern würde, was wir über die Wirklichkeit und die Menschen zu wissen glaubten, aber damals waren sie lediglich Wissenschaftler, die sich ohne Kompass in unbekanntes Gelände vorwagten. Eine Reihe von Forschern, die unabhängig voneinander arbeiteten, hatten jeweils ein kleines Teilchen des Puzzles entdeckt, fürchteten sich aber davor, ihre Ergebnisse zu vergleichen. Es gab keine gemeinsame Sprache, weil ihre Entdeckungen sich jeder Beschreibung in Worten zu widersetzen schien.
Gleichwohl: Als Mitchell Kontakt mit ihnen aufnahm, begannen ihre getrennten Arbeiten zu einer alternativen Theorie der Evolution, des menschlichen Bewusstseins und der Dynamik aller Lebewesen zu verschmelzen. Sie bot die besten Aussichten für ein einheitliches Weltbild, das nicht nur auf Theorien, sondern auf empirischen Erkenntnissen und mathematischen Gleichungen basierte. Eds Hauptrolle bestand in Einführungen, in der Finanzierung einiger Forschungsprojekte und – indem er seinen Status als berühmter nationaler Held bereitwillig nutzte – in der öffentlichen Präsentation dieser Arbeiten, was den Forschern zu der Überzeugung verhalf, dass sie nicht alleine waren.
Alle Erkenntnisse liefen auf einen einzigen Punkt zu – das Selbst beeinflusste die Welt und umgekehrt. Darüber hinaus gab es noch einen weiteren Punkt der allgemeinen Übereinstimmung: Alle Experimente kamen zu Ergebnissen, die mitten ins Herz der allgemein herrschenden wissenschaftlichen Theorie trafen.
Bill Church hatte kein Benzin mehr. Normalerweise würde so etwas nicht seinen gesamten Tag ruinieren. Aber 1973, als Amerika die erste Ölkrise erlebte, war eine neue Tankfüllung von zwei Dingen abhängig: erstens vom Wochentag und zweitens von der letzten Ziffer auf dem Nummernschild des Wagens. War diese Ziffer ungerade, dann konnte man montags, mittwochs oder freitags tanken; gerade Endziffern waren dienstags, donnerstags und samstags dran, und am Sonntag gab es überhaupt kein Benzin. Bills Nummernschild hatte eine ungerade Endziffer, und es war Dienstag. Das bedeutete: Ganz gleich, wo er hinmusste, ganz gleich, wie wichtig seine Termine waren, er steckte zu Hause fest, gefangen gehalten von einigen Potentaten aus dem Mittleren Osten und von der OPEC. Selbst wenn die Endziffer seines Nummernschildes zum Wochentag gepasst hätte, konnte es immer noch an die zwei Stunden dauern, bis er sich in der Warteschlange, die sich von einer Tankstelle aus über viele Blocks und um viele Ecken erstreckte, bis zur Zapfsäule vorgearbeitet hatte. Vorausgesetzt, er fand überhaupt eine Tankstelle, die geöffnet war.
Zwei Jahre zuvor hatte es reichlich Treibstoff gegeben, um Edgar Mitchell zum Mond und wieder zurückfliegen zu lassen. Nun hatte die Hälfte der Tankstellen im Land dichtgemacht. Präsident Nixon hatte kürzlich in einer Rede an die Nation alle Amerikaner aufgefordert, ihre Heizungen nur noch auf Sparflamme zu betreiben, Fahrgemeinschaften zu bilden und nicht mehr als 10 Gallonen, das sind etwa 38 Liter, Benzin pro Woche zu verbrauchen. Unternehmen waren gebeten worden, die Beleuchtung in den Arbeitszonen zu halbieren und sie in den Lagerhallen völlig abzuschalten. Washington würde selbst mit gutem Beispiel vorangehen und die Kerzen am nationalen Weihnachtsbaum auf dem Rasen vor dem Weißen Haus nicht einschalten. Die Nation, fett und selbstzufrieden und daran gewöhnt, Energie wie ihre Unmengen Cheeseburger zu konsumieren, war schockiert angesichts dieser ersten ihr aufgezwungenen Diät. Schon war die Rede davon, die Zahl der gedruckten Bücher müsse rationiert werden. Fünf Jahre später würde Jimmy Carter die Situation als »moralisches Äquivalent des Krieges« bezeichnen, und genauso empfanden es die meisten Amerikaner in mittleren Jahren, die seit dem Zweiten Weltkrieg keine Benzinrationierung mehr erlebt hatten.
Bill stürmte zurück ins Haus und rief Hal Puthoff an, um sich zu beklagen. Hal, ein Laserphysiker, spielte oft Bills wissenschaftliches Alter Ego. »Es muss doch einen besseren Weg geben!«, rief Bill frustriert.
Hal stimmte ihm zu, dass es Zeit war, sich nach Alternativen zu fossilen Treibstoffen für Transportmittel umzusehen – etwas anderes als Kohle, Holz oder Kernkraft.
»Aber was gibt es denn sonst?«, fragte Bill.
Hal zählte eine ganze Reihe von Möglichkeiten auf: Es gab die Photovoltaik (Solarzellen), Brennstoffzellen oder Wasserbatterien (ein Versuch, innerhalb der Zelle den Wasserstoff aus dem Wasser in Elektrizität zu verwandeln). Es gab die Windenergie, Biogas aus Abfallprodukten oder sogar Methan. Aber nichts davon, nicht einmal der exotischste Ansatz, hatte sich als belastbar oder realistisch erwiesen.
Bill und Hal waren sich einig, dass man im Grunde eine vollkommen neue Energiequelle brauchte: billig, unerschöpflich, vielleicht noch gar nicht entdeckt. Ihre Gespräche gingen oft in solche spekulativen Richtungen. Hal begeisterte sich hauptsächlich für neue Technologien – je futuristischer, desto besser. Er war nicht der typische Feld-Wald-und-Wiesen-Physiker, sondern mehr ein Erfinder und hatte mit seinen 35 Jahren schon ein Patent auf einen einstellbaren Infrarotlaser. Hal war weitgehend ein Selfmademan, der sein Studium selbst finanziert hatte, nachdem er als Teenager seinen Vater verloren hatte. 1958 hatte er sein Examen an der University of Florida abgelegt, ein Jahr nach dem Start von Sputnik I, aber er war während der Kennedy-Administration volljährig geworden. Wie viele junge Männer seiner Generation hatte er sich Kennedys zentrale Metapher zu Herzen genommen, dass die USA auf dem Weg zu neuen Grenzen waren. Über die Jahre hinweg und sogar nach dem frühen Ende des amerikanischen Raumfahrtprogramms, das aus Mangel an Interesse und an Geld eingestellt worden war, bewahrte sich Hal einen demütigen Idealismus im Hinblick auf seine Arbeit und die zentrale Rolle der Wissenschaft für die Zukunft der Menschheit. Hal glaubte fest an die Wissenschaft als Motor der Zivilisation. Er war ein kleiner, stämmiger Mann, der früher eine gewisse Ähnlichkeit mit Mickey Rooney gehabt hatte, mit einem Wust kastanienbrauner Haare; sein bewegtes Innenleben voller unorthodoxer Gedanken und Was-wäre-wenn-Überlegungen lag hinter einem phlegmatischen und bescheidenen Äußeren verborgen. Auf den ersten Blick machte er überhaupt nicht den Eindruck eines unkonventionellen Wissenschaftlers. Gleichwohl war Hal aufrichtig überzeugt davon, dass Arbeiten, die den Rahmen der konventionellen Wissenschaft sprengen, wichtig für die Zukunft unseres Planeten waren, um der Lehre Inspiration zu vermitteln und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Außerdem verließ er gelegentlich auch gerne sein Labor, um die Physik zur Lösung realer Probleme einzusetzen.
ENDE DER LESEPROBE
Die englische Originalausgabe dieses Buches erschien 2001 unter dem Titel »The Field« bei HarperCollins Publishers, London. Die deutschsprachige Erstausgabe erschien 2002 im Goldmann-Verlag, München.
Die Autorin dankt Robert G. Jahn und Brenda J. Dunnefür die Erlaubnis, aus ihrem Buch »Margins of Reality«(New York: Harcourt Brace Jovanovich, 1987) zu zitieren.
3. Auflage Vollständige Taschenbuchausgabe Februar 2007 © 2002 der Originalausgabe Lynne McTaggart © 2003 der deutschsprachigen Ausgabe Arkana, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH Published in agreement with the author, c/o Baror International Inc., Armonk, New York, USA. Umschlaggestaltung: Design Team München Umschlagfoto: Zefa/Westrich WL · Herstellung: CZ Satz: Uhl+Massopust, Aalen
eISBN: 978-3-641-18329-5
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